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Full text of "Jahrbuch"

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JAHRBUCH 


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DER 


KÖNIGLICH  BAYERISCHEN 

AKADEMIE  der  WISSENSCHAFTEN 


1912 


MÜNCHEN 

VERLAG  DER  K.  B.  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN 

IN  KOMMISSION  DES  G.  FRANZ'SCHEN  VERLAGS  (J.  ROTH) 

1913 


m 


III 


INHALT. 


Seite 

Satzung 1 

Geschäftsordnung 9 

Personalstand 

Verwaltung 14 

Ehrenmitglieder,  ordentliche  und  außerordentliche  Mitglieder  16 

Auswärtige  und  korrespondierende  Mitglieder      ...  22 

Besondere  Kommissionen 27 

Satzungen  der  Kommissionen 

Historische  Kommission 31 

Urkunde  über  die  Errichtung  einer  Witteisbacher  Stiftung 

für  Wissenschaft  und  Kunst 35 

Kommission  für  die  internationale  Erdmessung    ...  37 

Satzungen  der  Stiftungen 

Savigny-  Stiftung 42 

Liebig -Stiftung 50 

Zographos-  Fonds 56 

Münchener  Bürgerstiftung 59 

Cramer-Klett- Stiftung 61 

Thereianos- Stiftung 63 

Hardy-  Stiftung 67 

Koenigs  -  Stiftung  zum  Adolf  v.  Baeyer-Jubiläum          .         .  69 
Wilhelm  Koenigs  -  Stiftung  zur  Förderung  botanischer  und 

zoologischer  Forschungen  etc 71 

Georg  Hitl'scher  Fonds 73 

Heinrich  v.  Brunck- Stiftung 75 

öffentliche  Sitzung  am  9.  März  1912 

Ansprache  des  Präsidenten 77 

Bewilligungen  aus  Stiftungen 89 

Nekrologe 92 


IV 


öffentliche  Sitzung  am  16.  November  1912 
Ansprache  des  Präsidenten     . 
Verkündigung  der  Neuwahlen 

Berichte  und  Protokolle  der  akademischen 
Historische  Kommission 
Thesaurus  linguae  latinae 
Mittelalterliche  Bibliothekskataloge 
Corpus  griechischer  Urkunden 
Mittelalterliche  Bibliothekskataloge 
Luftelektrische  Forschungen 

Adressen 

Akademische  Medaillen      .... 


Kommissionen 


Verzeichnis  der  Tauschgesellschaften 


Seit« 

109 
122 

125 
131 
134 
140 
143 
147 
158 
165 
166 


Satzung  und  Geschäftsordnung 

der  Kgl.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften. 


Organisation  s  -  Urkunde 

der  Kgl.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften 

vom  21.  März  1827. 

Ludwig, 
von  Gottes  Gnaden  König  von  Bayern,  etc.  etc. 

Wir  haben  Uns  über  die  dermaligen  Verhältnisse  der 
Akademie  der  Wissenschaften  in  München,  welche  von  Un- 
serem höchstseligen  Regierungs-  Vorfahrer  dem  Churfürsten 
Maximilian  dem  III.  nach  ihrer  ersten  Stiftung  bestätigt,*) 
und  von  Unseres  in  Gott  ruhenden  Herrn  Vaters,  des  Königs 
Maximilian  Joseph  Majestät  erneuert  und  neu  errichtet 
worden,**)  Vortrag  erstatten  lassen,  und  verordnen,  —  auf 
den  Antrag  Unseres  Staats  -  Ministeriums  des  Innern  nach 
Vernehmung  Unseres  Staatsraths,  wie  folgt: 

I.  Die  Akademie  der  Wissenschaften  in  München  ist  ein 
unter  dem  Schutze  des  Königs  stehender  Verein  von  Gelehrten, 
um  die  Wissenschaften  zu  pflegen,  dieselben  durch  Forschungen 
zu  erweitern,  und  durch  die  vereinten  Kräfte  ihrer  Mitglieder 
Werke  hervorzubringen,  welche  die  Kraft  eines  einzelnen  Ge- 
lehrten übersteigen. 

*)  Der  Stiftungsbrief  datiert  vom  28.  März  1759. 
**)  Durch  Konstitutionsurkunde  vom  1.  Mai  1807. 
Jahrbuch  1912.  1 


2  Organisations-Urkunde 

II.  Die  Wirksamkeit  der  Akademie  umfasst  das  ganze  Ge- 
biet der  allgemeinen  Wissenschaften,  insbesondere 

1.  Philosophie,  Philologie,  alte  und  neue  Literatur; 

2.  Mathematik  und  sämmtliche  Naturwissenschaften,  na- 
mentlich Physik,  Chemie,  Astronomie  und  die  ver- 
schiedenen Zweige  der  Naturgeschichte; 

3.  Geschichte,  und  zwar  vorzüglich  die  vaterländische  in 
ihrem  ganzen  Umfange,  mit  ihren  Hülfswissenschaften, 
jedoch  mit  Ausnahme  der  politischen  Geschichte  des 
Tages. 

Ausgeschlossen  sind  von  dem  Wirkungskreise  der  Aka- 
demie die  besonderen  positiven  Wissenschaften,  nämlich  Theo- 
logie, Jurisprudenz,  Kameralistik  und  Medicin. 

III.  Nach  den  Hauptgegenständen  ihrer  Wirksamkeit  theilt 
sich  die  Akademie  in  drey  Klassen,  nämlich  in 

1.  die  philosophisch-philologische, 

2.  die  mathematisch-physikalische,  und 

3.  die  historische  Klasse. 

IV.  Das  Personal  der  Akademie  soll  künftig  bestehen   aus 

1.  einem  Vorstande, 

2.  drey  Klassen-Sekretären, 

3.  einer  verhältnissmässigen  Anzahl  sowohl  ordentlicher 
in  München  wohnender  Mitglieder,  als 

4.  ausserordentlicher  oder  Ehrenmitglieder,  und 

5.  einer  angemessenen  Anzahl  korrespondirender  Mit- 
glieder. 

Diejenigen  ordentlichen  Mitglieder,  welche  ihren  Wohn- 
sitz in  München  aufgeben,  treten  in  die  Reihe  der  ausser- 
ordentlichen Mitglieder  ein. 

Die  dermaligen  auswärtigen  ordentlichen  Mitglieder  be- 
halten zwar  ihre  bisherige  Stellung  zur  Akademie,  in  Zukunft 
können  jedoch  die  ausser  München  wohnenden  Individuen  nur 
in  der  Eigenschaft  ausserordentlicher  oder  Ehrenmitglieder, 
oder  korrespondirender  Mitglieder  eintreten. 


Organisations-Urkunde  3 

V.  Der  Vorstand  wird  von  sämmtlichen  ordentlichen  Mit- 
gliedern der  Akademie  aus  ihrer  Mitte  durch  Stimmenmehrheit 
gewählt,  bedarf  jedoch  zur  Ausbildung  seines  Amtes  unserer 
königlichen  Bestätigung.  Er  bekleidet  die  ihm  auf  diese  Art 
übertragene  Stelle  jederzeit  drey  Jahre,  ist  aber  jederzeit  wieder 
wählbar;  die  Funktion  des  aus  der  ersten  Wahl  hervorgehenden 
Vorstandes  wird  sich  jedoch  ausnahmsweise  nur  auf  zwey  Jahre 
erstrecken.*) 

Der  Vorstand  wacht  über  die  genaue  Beobachtung  der 
Statuten  und  die  Erfüllung  der  Pflichten  eines  jeden  Mitgliedes 
oder  Angehörigen  der  Akademie. 

Er  führt  in  den  allgemeinen  Versammlungen,  und,  so  oft 
er  es  zuträglich  findet,  auch  in  den  besonderen  oder  Klassen- 
Versammlungen  den  Vorsitz;  er  kann  ausserordentliche  Ver- 
sammlungen anordnen;  er  unterzeichnet  alle  Ausfertigungen 
der  Akademie,  und  hat  überhaupt  alle  Befugnisse,  so  wie  alle 
Verpflichtungen  eines  Collegial- Vorstandes.  Im  Falle  der  Ab- 
wesenheit oder  sonstigen  Verhinderung  überträgt  er  die  Ge- 
schäfte des  Vorstandes  einem  Klassen-Sekretär. 

VI.  Die  Klassen-Sekretäre  werden  aus  den  ordentlichen 
Mitgliedern  jeder  Klasse  und  von  denselben  durch  Stimmen- 
mehrheit gewählt;  diese  Wahl  muss  Uns  jedesmal  angezeigt 
werden,  ohne  jedoch  Unserer  Bestätigung  zu  bedürfen.  Die 
Funktionen  der  Klassen-Sekretäre  dauern  jederzeit  drey  Jahre, 
nach  deren  Abfluss  eine  neue  Wahl  statt  findet,  bey  welcher 
sie  wieder  wählbar  sind.  Die  Klassen-Sekretäre  geben  in  Ab- 
wesenheit des  Vorstandes  die  Gegenstände  der  Verhandlungen 
in  den  Versammlungen  ihrer  Klassen  an,  führen  das  Protokoll 
und  die  Correspondenz  der  Klasse,  nehmen  in  Empfang,  was 
besonders  an  dieselbe  gerichtet  ist,  verfassen  die  Ehren-Reden 
auf  die  der  Akademie  durch  den  Tod  entrissenen  Mitglieder 
ihrer  Klasse,  und  redigiren  gemeinschaftlich  die  durch  den 
Druck   bekannt   zu   machenden  Jahres-Berichte  der  Akademie. 


*)  Eine  Kgl.  Verordnung  vom  22.  November  1841  bestimmt,  daß 
der  Vorstand  der  Akademie  aus  der  Mitte  der  ordentlichen  Mitglieder 
vom  König  jeweils  auf  drei  Jahre  ernannt  wird. 

1* 


4  Organisation8-Urkunde 

VII.  Die  erste  dermalige  Ernennung  der  ordentlichen 
Mitglieder  der  Akademie  wird  unmittelbar  von  Uns  aus- 
gehen, für  die  Zukunft  aber  hat  die  Akademie  ihre  Mitglieder 
durch  freie  Wahl  mit  Vorbehalt  Unserer  jedesmaligen  Be- 
stätigung zu  ersetzen.  Die  Zahl  der  ordentlichen  Mitglieder 
der  Akademie  setzen  Wir  für  die  Zukunft  für  jede  Klasse  auf 
höchstens  zwölf,  daher  im  Ganzen  mit  Einschluss  des  Vor- 
standes und  der  Klassen-Sekretäre  auf  sechs  und  dreissig 
fest.*)  Jeder,  der  künftig  als  ordentliches  Mitglied  der  Aka- 
demie aufgenommen  werden  soll,  muss  der  gelehrten  Welt 
durch  schriftstellerische  Werke  von  anerkanntem  Werthe  oder 
durch  wichtige  Entdeckungen  bekannt,  von  unbescholtenem 
Charakter  und  in  München  wohnhaft  sein.  Im  Uebrigen  ist 
die  Wahl  ganz  frey,  und  die  Mitglieder  der  Akademie  können, 
unter  den  obigen  Voraussetzungen  aus  der  Klasse  der  Geist- 
lichkeit, der  Staatsdiener,  des  Militärstandes,  der  öffentlichen 
Lehrer  an  der  Universität  und  Studien- Anstalten  und  der  Privat- 
Gelehrten  gewählt  werden.  Die  Pflichten  der  ordentlichen  Mit- 
glieder liegen  unmittelbar  im  Zwecke  der  Anstalt,  ihre  wesent- 
liche Verbindlichkeit  besteht  in  thätiger  Mitwirkung  an  den 
Arbeiten  der  Akademie  und  ununterbrochener  Theilnahme  an 
ihren  Berathungen.  Jedes  Mitglied  der  Akademie  hat  bey  seinem 
Eintritte  in  dieselbe  eine  von  ihm  verfasste,  des  Druckes  würdige 
Inaugural-Abhandlung  in  öffentlicher  Sitzung  zu  verlesen. 


*)  Eine  Kgl.  Verordnung  vom  20.  April  1856  bestimmte: 

I.  Jede  Klasse  der  Akademie  ist  befugt,  zwölf  ordentliche  Mitglieder 
zu  zählen,  welche  das  siebenzigste  Lebensjahr  noch  nicht  er- 
reicht haben. 
IL  Die  ordentlichen  Mitglieder  der  drei  akademischen  Klassen,  welche 
das  siebenzigste  Lebensjahr  bereits  erreicht  oder  überschritten 
haben,  behalten  alle  als  Akademiker  bisher  besessenen  Rechte 
und  Befugnisse,  sind  jedoch  nur  zu  jenen  Arbeiten  und  Dienst- 
leistungen verpflichtet,  welche  sie  nach  freiem  Entschlüsse  über- 
nehmen wollen. 

Durch  Kgl.  Verordnung  vom  13.  Juli  1869  wurde  die  Zahl  der  ordent- 
lichen Mitglieder  der  mathematisch  -  physikalischen  Klasse  auf  18,  die 
der  außerordentlichen  auf  12,  ferner  durch  Verordnung  vom  10.  Mai  1909 
die  Zahl  der  ordentlichen  Mitglieder  auf  24  erhöht. 


Organisations-Urkunde  5 

VIII.  Zu  Ehren-  oder  ausserordentlichen  Mitgliedern 
werden  solche  inländische  oder  auswärtige  Individuen  gewählt, 
welche  nach  ihren  Verhältnissen  die  Bedingungen  zu  ordent- 
lichen Mitgliedern  nicht  erfüllen,  aber  sonst  durch  Rang  oder 
andere  äussere  Verhältnisse,  verbunden  mit  wissenschaftlichen 
Kenntnissen  und  Liebe  zu  den  Wissenschaften,  zur  Beförderung 
der  Zwecke  der  Anstalt  bey tragen  können.*)  Die  Akademie 
legt  ihnen  keine  Pflichten  auf,  es  steht  ihnen  frey,  den  Sitzungen 
beyzuwohnen,  und  Abhandlungen  vorzulesen,  oder  einzusenden, 
welche,  wenn  sie  des  Druckes  würdig  befunden  werden,  in  die 
Denkschriften  der  Akademie  aufzunehmen  sind. 

IX.  Zu  korrespondirenden  Mitgliedern  werden  von 
in-  und  ausländischen  Gelehrten  diejenigen  ausersehen,  welche 
durch  zweckmässige  Mittheilungen  über  wissenschaftliche  Gegen- 
stände fortwährend  der  Akademie  nützliche  Dienste  zu  leisten 
im  Stande  und  bereitwillig  sind. 

X.  Die  ausserordentlichen  sowohl,  als  die  correspondirenden 
Mitglieder  werden  von  der  Akademie  selbst  mit  Vorbehalt 
Unserer  jedesmaligen  Genehmigung  gewählt.**) 

XI.  Jedem  Mitgliede  der  Akademie  steht  der  Austritt  aus 
diesem  Verein  frey;  zur  wirklichen  Ausschliessung  aber  wird 
Unsere  ausdrückliche  Sanktion  erfordert. 

XII.  Nur  jene  Mitglieder  der  Akademie,  welche  zu  öffent- 
lichen regelmässigen  Vorlesungen  an  der  Ludwig-Maximilians- 
Universität,  an  der  polytechnischen  Schule  oder  an  anderen 
ähnlichen  Staats-Anstalten  sich  verpflichten,  können  in  Zukunft 
aus  dem  Fond  der  Akademie  einen  ständigen  Gehalt  erhalten. 
Ausserdem  werden  Wir  dem  Vorstande  und  den  Klassen- 
Sekretären  für  die  Dauer  ihrer  Funktionen  angemessene  jähr- 


*)  Die  Geschäftsordnung  vom  5.  September  1866  trennt  die  Ehren- 
mitglieder von  den  außerordentlichen  Mitgliedern. 

**)  In  der  Geschäftsordnung  vom  5.  September  1866  ist  die  Höchst- 
zahl der  korrespondierenden  Mitglieder  nicht  beschränkt. 


6  Organisations-Urkunde 

liehe   Remunerationen    aus   dem    der   Akademie    zugewiesenen 
Fond  bewilligen.*) 

XIII.  Dem  Vorstande  und  den  Sekretären  wird  noch  zur 
Besorgung  der  Kanzleigeschäfte  und  zur  Führung  der  Regie- 
KYelmung  ein  Aktuar  mit  einem  angemessenen  Funktions- 
Gehalte,  und  ein  Kanzleygehülfe  gegen  Taggeld  beygegeben. 
Der  Aktuar  hat  zugleich  das  Einlaufs-Tagebuch  zu  führen, 
die  Ausfertigungen  der  Akademie  zu  besorgen,  und  die  Regi- 
stratur derselben  in  Ordnung  zu  erhalten.**) 

XIV.  Das  Staatsministerium  des  Innern  (Sektion  für  die 
Angelegenheiten  der  Kirche  und  des  Unterrichts  oder  die  hiefür 
bestimmt  werdende  Stelle ***)i  dem  in  Beziehung  auf  ihre  äussere 
Thätigkeit  und  Geschäfts- Verhältnisse,  die  Akademie  als  wissen- 
schaftlicher Verein  untergeordnet  ist,  kann,  so  oft  es  für  noth- 
wendig  erachtet  wird,  das  Gutachten  der  Akademie  über  wissen- 
schaftliche Gegenstände,  welches  diese  unentgeldlich  zu  geben 
verpflichtet  ist,  erholen,  auch  wegen  besonderer  Beachtung 
einzelner  Gegenstände  specielle  Aufträge  an  dieselbe  erlassen, 
sowie  hinwieder  die  Akademie  berufen  ist,  wichtige  und  ge- 
meinnützige Resultate  ihrer  Forschungen  und  Beobachtungen, 
dann  begründete  Ansichten  über  wahrhaft  dringende  Bedürf- 
nisse der  im  Artikel  II  bezeichneten  Wissenschaften  dem  ge- 
nannten Staatsministerium  vorzulegen.  Auch  hat  die  Akademie 
selbst  durch  Herstellung  und  Fortführung  einer  ununterbrochenen, 
freyen,  jedoch  rein  wissenschaftlichen  Verbindung  mit  gelehrten 
Instituten  und  Gesellschaften  des  In-  und  Auslandes  die  zur 
Erreichung  ihres  Zweckes  dienlichen  Hilfsmittel  zu  vermehren. 


*)  Zur  Zeit  erhält  kein  Akademiker  als  solcher  einen  ständigen 
Gehalt  aus  dem  Etat  der  Akademie.  Der  Vorstand  bezieht  900  Mk., 
die  3  Klassensekretäre  je  360  Mk.  jährliche  Remuneration. 

**)  Gegenwärtig  hat  die  Akademie  einen  Syndikus,  einen  Rentamt- 
nninn,  einen  Kanzleisekretär,  einen  Kassensekretär  und  einen  Diener  für 
die  Kanzlei. 

***)  Jetzt   „Staatsrainisterium    des   Innern    für  Kirchen-    und   Schul- 
angelegenheiten " . 


Organisations-Urkunde  7 

XV.  Die  wissenschaftliche  Tätigkeit  der  Akademie  äussert 
sich  vorzüglich  durch 

1.  Berathung, 

2.  Schrift  und  Druck, 

3.  Ermunterung. 

XVI.  Zum  Behufe  einer  freyen  wissenschaftlichen  Be- 
rathung sollen  in  gewissen  Zeiträumen  theils  ordentliche  all- 
gemeine, theils  Klassen-Sitzungen  gehalten  werden,  in 
welchen  die  von  der  allerhöchsten  Stelle  an  die  Akademie  zum 
Gutachten  gebrachten  Fragen  berathen,  die  wichtigeren  aus- 
wärtigen Correspondenz-Nachrichten  vorgelegt,  die  von  den 
einzelnen  Mitgliedern  verfassten  Abhandlungen  und  Vorträge 
gelesen,  die  Wahlen  neuer  Mitglieder  vorgenommen,  und  über- 
haupt alle  zur  gemeinsamen  Berathung  der  Akademie  oder  ihrer 
einzelnen   Klassen   geeigneten   Gegenstände    discutirt  werden.*) 

XVII.  In  jedem  Jahre  sollen  zwey  öffentliche,  feyerliche 
Sitzungen  gehalten  werden,  nämlich  am  Namenstage  des  re- 
gierenden Königs  und  am  28.  März,  als  dem  Tage  der  ersten 
Stiftung  dieses  wissenschaftlichen  Vereins.  In  diesen  beyden 
festlichen  Versammlungen  sollen,  neben  gedrängten  Rechen- 
schafts-Berichten über  das  Wirken  der  Akademie,  Abhand- 
lungen über  wissenschaftliche  Gegenstände  von  allgemeinem 
Interesse  und  Gedächtniss-Reden  über  ausgezeichnete  verstorbene 
Mitglieder  vorgetragen  werden.**) 

XVIII.  Die  Mittheilung  durch  Schrift  und  Druck  besteht 
vorzüglich  in  der  Herausgabe 

1.  der  akademischen  Denkschriften,  in  welche  die 
von  Mitgliedern  der  Akademie  verfassten  wichtigeren 
Abhandlungen  aufzunehmen,  jedoch  dieselben  zur  Er- 
leichterung des  Absatzes  in  besondere,  nach  den  ver- 
schiedenen Klassen  der  Akademie  geordnete  Hefte  zu 
vertheilen  sind: 


*)  Siehe  Geschäftsordnung  vom  5.  September  1866,  Titel  „Sitzungen 
1  und  2\ 

**)  Siehe  Geschäftsordnung  vom  5.  September  1866  Titel  „Sitzungen  3". 


8  Organisations-Urkunde 

2.  der  Sammlung  der  für  die  vaterländische  Geschichte 
wichtigen  Urkunden,  welche  unter  dem  Namen 

„Monumenta  boica" 
bekannt,   und   unter  besonderer  Berücksichtigung  der 
Städte-Urkunden    mit  Ausdehnung   auf  geschichtliche 
Urkunden    aus    den    neuerworbenen  Gebietsteilen  des 
Königreiches  fortzusetzen  ist,  und 

3.  einer  Literatur-Zeitung  unter  geeigneter  Mitwirkung 
anderer,  nicht  zur  Akademie  gehörender  Gelehrten.*) 

XIX.  Ermunternd  wirkt  die  Akademie  der  Wissenschaften 
vorzüglich 

1.  durch  Ausschreibung  wahrhaft  interessanter  wissen- 
schaftlicher Preisfragen  und  Belohnung  ihrer  gelungenen 
Lösung; 

2.  durch  Zuerkennung  akademischer  Denkmünzen  für  ein- 
gesendete gelungene  Arbeiten. 

XX.  Indem  Wir  hierdurch  Unserer  Akademie  der  Wissen- 
schaften die  Hauptbestimmung  ihrer  künftigen  Wirksamkeit 
vorgezeichnet  haben,  tragen  Wir  derselben  auf,  eine  auf  diese 
Bestimmungen  gegründete  Geschäftsordnung  zu  entwerfen,  und 
Uns  zur  Genehmigung  vorzulegen.**) 

Gegenwärtige  Verordnung   soll   durch  das  Regierungs- 
blatt  zur  allgemeinen  Kenntniss  gebracht,  und  durch  Unser 
Staatsministerium  des  Innern  förderlich  in  Vollzug  gesetzt  werden. 
München  am  21.  März  1827. 
Ludwig. 
Fürst  v.  Wrede.     Graf  v.  Thürheim. 
Freyherr  v.  Zentner,     v.  Maillot. 
Graf  v.  Armansperg. 

Nach  dem  Befehle 

Seiner  Majestät  des  Königs: 

Egid  v.  Kobell. 

*)  Die  Literaturzeitung  („Gelehrte  Anzeigen")  hörte  im  Jahre  1860 
auf  zu  erscheinen,  an  ihre  Stelle  traten  „Sitzungsberichte*,  siehe  Ge- 
schäftsordnung, Titel  „Sitzungsberichte". 

**)  Maßgebend  ist  gegenwärtig  die  Geschäftsordnung  vom  5.  Sep- 
tember 1866. 


Geschäftsordnung  der  K.  Akademie  der  Wissenschaften. 

Von  Seiner  Majestät  König  Ludwig  IL 
unterm  5.  September  1866  und  5.  Januar  1884  genehmigt. 

Wahlen. 

1.  Wahlberechtigt  sind  nur  die  hier  residierenden  ordent- 
lichen Mitglieder  der  Akademie. 

2.  Zu  den  Wahlversammlungen,  sowohl  der  einzelnen  Klassen 
als  der  Gesamt-Akademie,  werden  die  ordentlichen  Mit- 
glieder durch  ein  Circular  eingeladen. 

Das    unterschriebene    Circular    gehört    zum    Akt    der 
Wahlverhandlung. 

3.  Die  Wahlen  der  Mitglieder  finden  in  zwei  aufeinander- 
folgenden Sommer-Monaten  statt. 

a)  Wahl  der  Klassensekretäre. 

1.  Die  Wahl  eines  Klassensekretärs  geschieht  alsbald  (im 
Fall  der  Erledigung  durch  Ableben  unter  dem  Vorsitz 
des  Vorstandes)  durch  relative  Mehrheit  der  Anwesenden 
in  einer  Klassensitzung  mittelst  Stimmzettel,  welche  der 
stellvertretende  Sekretär,  der  Senior  der  Klasse,  einsieht. 

2.  Nach  erfolgter  Wahl  tritt  der  Sekretär  sofort  in  seine 
Thätigkeit. 

3.  Die  Neuwahl  wie  die  Wiederwahl  wird  den  andern  Klassen- 
sekretären zur  Bekanntgabe  mitgeteilt. 

b)  Wahl  der  ordentlichen  Mitglieder. 
1.  Die  Vorschläge  zur  Ergänzung  einer  statusmässigen  Stelle 
durch    einen    einheimischen    hier    wohnenden    Gelehrten 
unterliegen  der  Vorberatung   und   alsdann   der   Entschei- 
dung der  Klasse  durch  Kugelung. 


1 0  Geschäftsordnung 

2.  Die  Gültigkeit  der  Wahl  verlangt  absolute  Stimmenmehr- 
heit von  drei  Viertel  der  eingeladenen  und  nicht  unab- 
weislich  abgehaltenen  Mitglieder. 

3.  Das  von  allen  Mitgliedern  unterschriebene  Wahlprotokoll 
wird  samt  den  schriftlichen  Vorschlägen  durch  das  Prä- 
sidium der  Gesamt-Akademie  in  allgemeiner  Sitzung  mit- 
geteilt und  diese  entscheidet  durch  absolute  Stimmenmehr- 
heit mit  Kugeln,  ohne  Rücksicht  auf  die  Zahl  der  Er- 
schienenen, über  die  Wahl. 

4.  Das  gleiche  Verfahren  gilt  bei  den  folgenden  unter  c 
und  d  aufgeführten  Wahlhandlungen. 

c)  Wahl  der  ausserordentlichen  Mitglieder. 
Die  Vorschläge   stehen  jedem  einzelnen  ordentlichen  Mit- 
glied der  Klasse  zu. 

d)  Wahl  der  auswärtigen  und  korrespondierenden 
Mitglieder. 

1.  Die  Anträge  können  gleichfalls  von  jedem  ordentlichen 
Mitgliede  der  Klasse  einzeln  gestellt  werden. 

Jeder   Vorschlag   muss  dem  Klassensekretär  vor   der 
Wahlsitzung  schriftlich  übergeben  werden. 

2.  Bei  der  Würdigung  derselben  ist,  ausser  der  selbstver- 
ständlichen Beachtung  der  Persönlichkeit,  das  Bedürfnis 
einzelner  oder  besonderer  in  der  Klasse  vertretener  Wissen- 
schaften wahrzunehmen. 

e)  Wahl  von  Ehrenmitgliedern. 

Die  Vorschläge  können  nur  vom  Vorstande  nach  Benehmen 
mit  den  Klassensekretären  an  die  Gesamt-Akademie  gebracht 
werden. 

Sämtliche  Wahlen  der  Mitglieder  unterliegen  der  könig- 
lichen Bestätigung.  Ihre  Verkündigung  erfolgt  in  öffentlicher 
Sitzung. 

Nehmen  auswärtige  oder  korrespondierende  Mitglieder 
ihren  bleibenden  Wohnsitz  hierselbst,  so  treten  jene  als  ordent- 


Geschäftsordnung  1 1 

liehe,  diese  als  ausserordentliche  in  ihre  Klasse  ein,  auch  in 
dem  Fall,  dass  damit  die  Normalzahl  der  Mitglieder  über- 
schritten wird. 

Sitzungen. 

1. 

Allgemeine  Sitzungen. 

Bei  Mitteilungen    von    allgemeinem   Interesse    beruft    der 

Vorstand  sämtliche  hier   wohnende  Akademiker  in  besonderer 

Einladung,  wie  gelegentlich  der  Wahl  neuer  Mitglieder. 

2. 
Klassensitzungen. 

1.  Die  Sitzungen  der  drei  Klassen  werden  gleichzeitig  am 
ersten  Samstag  des  Monats  gehalten. 

2.  Eine  Verlegung  dieser  regelmässigen  Sitzung  wird  vor- 
her durch  Circular  angezeigt. 

3.  Über  die  Reihenfolge  der  Vorträge  wird  in  der  November- 
Sitzung  jeder  Klasse  Anordnung  getroffen. 

4-  Der  von  einem  Mitgliede  in  der  Sitzung  zu  haltende  Vortrag 
soll  vor  derselben  dem  Klassensekretär  angemeldet  werden. 
5.  Die  Klasse  erledigt  in  ihren  Sitzungen  oder  in  dringen- 
den Fällen  durch  Circulare  auch  Anfragen  oder  Aufträge 
des  Staatsministeriums  oder  was  sonst  in  den  Kreis  der 
Beratung  eintritt. 

3. 
Oeffentliche  Sitzungen. 

1.  Nach  Eröffnung  der  Sitzungen  (welche  an  einem  Königs- 
tage und  an  dem  Stiftungstag  der  Akademie  stattfinden*) 
durch  den  Vorstand,  erstatten  die  Klassensekretäre  Bericht 
über  die  Personal- Veränderungen  innerhalb  ihrer  Klasse. 

2.  Die  Festrede  wechselt  nach   der  Folge   der  drei  Klassen. 

Jede  Klasse  hat  rechtzeitig  den  Redner  zu  bestimmen 
und  dem  Vorstande  bekannt  zu  geben. 


*)  Gegenwärtig  wird  erstere  Mitte  November,  letztere  in  der  ersten 
Hälfte  des  Monats  März  abgehalten. 


12  Geschäftsordnung 

Denkschriften. 

Jedes  Jahr  gibt  jede  Klasse  eine  Abteilung  zu  einem 
Bande  akademischer  Denkschriften ;  dieser  enthält  circa  hundert 
Bogen. 

Die  Aufnahme  der  Abhandlungen,  mögen  sie  nun  in  einer 
Sitzung  vorgetragen  oder  eingesendet  worden  sein,  hängt  von 
dem  Gutachten  der  Klasse  ab. 

Von  den  einzelnen  Abhandlungen  werden  auch  eine  Zahl 
Separat-Abzüge  ausgegeben. 

Sitzungsberichte. 

Die  Sitzungsberichte  veröffentlichen,  was  alles  in  den 
Klassensitzungen  zum  Vortrag  kam,  sei  es  im  Auszug,  sei  es 
vollständig. 

Über  die  Aufnahme  entscheidet  die  Klasse. 

Dieselben  berichten  auch  über  die  öffentlichen  Sitzungen. 

Für  künstlerische  Beilagen,  sowohl  zu  den  Denkschriften 
als  den  Sitzungsberichten,  muss  ein  Voranschlag  gemacht  und 
die  besondere  Genehmigung  des  Vorstandes   eingeholt  werden. 

Monumenta  boica. 

Die  hiefür  eigens  niedergesetzte  Kommission  hat  die  Aus- 
wahl, die  Form  und  den  Bearbeiter  der  Urkunden  zu  bestimmen. 

Honorare. 

Für  die  Festrede  in  der  öffentlichen  Sitzung,  für  die  Ab- 
handlungen in  den  Denkschriften  und  den  Sitzungsberichten 
werden  Honorare  bezahlt. 

Übersteigt  eine  Abhandlung  in  einer  Abteilung  der  Denk- 
schriften die  Zahl  von  acht  Bogen,  in  den  Sitzungsberichten 
die  Zahl  von  drei*)  Bogen,  so  wird  für  das  Weitere  kein 
Honorar  bezahlt. 

*)  Gegenwärtig  fünf. 


Geschäftsordnung  13 

Für  die  Festrede  bleibt  ohne  Rücksicht  auf  ihren  Umfang 
das  Honorar  festgesetzt.*) 

Jetons. 

Präsenzgelder  werden  an  die  Mitglieder  der  Klasse  für 
die  Klassensitzung  und  an  die  bei  einer  öffentlichen  Sitzung 
anwesenden  Akademiker  verteilt.**) 

Ferien. 

Die  regelmässigen  Ferien  dauern  von  August  bis  Ende 
Oktober. 


*)   Dieselbe   wird    zur    Zeit    gleich    drei   Bogen    der    Denkschriften 
honoriert. 

**)  Für    die  Klassensitzungen   je   2  Mk.,   für    die    öffentlichen    Sit- 
zungen je  5  Mk. 


14 


Personalstand. 

(Januar  1913.) 


Protektor: 
SEINE  MAJESTÄT  DER  KÖNIG. 

Seine  Königliche  Hoheit 

PRINZ  LUDWIG 

des  Königreichs  Bayern  Verweser. 

Verwaltung. 

Präsident: 

Dr.  Karl  Theodor  Ritter  v.  Heigel,  Exz.,  K.  Geh.  Rat,  o.  Univ.-Professor 
für  Geschichte,  Generaldirektor  der  wissenschaftlichen  Sammlungen 
des  Staates,  geb.  23.  Aug.  1842  zu  München  (o.  1887,  a.  o.  1875), 
Theresienstr.  76/1. 

Sekretär  der  philosophisch-philologischen  Klasse: 

Dr.  Ernst  Kuhn,  K.  Geh.  Rat,  o.  Univ.-Professor  für  arische  Philologie, 
geb.  7.  Febr.  1846  zu  Berlin  (o.  1883,  a.  o.  1878),  Heßstr.  5/1. 

Sekretär  der  mathematisch-physikalischen  Klasse: 

Dr.  Karl  Ritter  v.  Goebel,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für  Botanik, 
Direktor  des  K.  Botanischen  Gartens  und  des  Pflanzenphysiologischen 
Instituts,  geb.  8.  März  1855  zu  Billigheim,  Baden  (o.  1892),  Menzinger- 
straße  15  (Neuer  Botan.  Garten). 

Sekretär  der  historischen  Klasse: 
Dr.  Robert  Ritter  v.  Pohl  mann,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für 
alte  Geschichte,  geb.  31.  Okt.  1852  zu  Nürnberg  (o.  1901,  a.  o.  1900, 
korr.  1887),  Hohenzollernstr.  6. 


Personalstand  1 5 

Syndikus  : 

Dr.  Karl  Mayr,  Honorarprofessor  für  Geschichte,  geb.  28.  März  1864  zu 
Krumbach  (a.  o.  1909),  Galeriestr.  19/111. 

Bibliothek: 
Bibliothekar:  Dr.  Adolf  Hilsenbeck,  Bibliothekar  der  K.  Hof-  und  Staats- 
bibliothek. 

Kanzlei: 

Kanzleisekretär:   Adolf  Reichel. 
Diener:  Paul  Seidel. 

Kassenver  waltung : 

Rentamtmann:  Gustav  Frischholz. 
Kassesekretär:   Joseph  Miller. 

Haus: 
Hausverwalter:  Joseph  Ennichl. 
Hausdiener  und  Heizer:  Benno  Glas. 
Pförtner  und  Hilfsheizer:  Anton  Schwald. 

Buchhändler  der  Akademie: 
G.  Franzscher  Verlag  (Kgl.  u.  Herzogl.  Bayer.  Hofbuchhändler  J.  Roth), 
Ottostr.  3  a. 


16 


Ehrenmitglieder. 

1892  Ihre  Königliche  Hoheit  Prinzessin  Therese  von  Bayern. 

1896  Seine  Königliche  Hoheit  Prinz  Ludwig,  des  Königreichs  Bayern 

Verweser. 
1911  Seine  Königliche  Hoheit  Prinz  Rupprecht  von  Bayern. 


Ordentliche  und  ausserordentliche  Mitglieder. 

Philosophisch  -  philologische  Klasse. 

Ordentliche  Mitglieder 

(nach  dem  Jahre  der  Wahl  und  nach  dem  Stande  im  Jahre  1913). 

Dr.  Ernst  Kuhn  (o.  1883,  a.  o.  1878),  s.  Klassensekretär  S.  14. 

Dr.  Nikolaus  Wecklein,  K.  Oberstudienrat,  Gymnasialrektor,  geb.  19.  Fe- 
bruar 1843  zu  Gänheim  (o.  1887,  a.  o.  1872),  Morawitzkystr.  9. 

Dr.  Hermann  Paul,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Professor  für  deutsche  Philologie, 
geb.  7.  Aug.  1846  zu  Salbke  bei  Magdeburg  (o.  1893,  ausw.  1892). 
Kaulbachstr.  62a,/ll. 

Dr.  Iwan  v.  Müller,  K.  Geh.  Rat,  o.  Univ.-Professor  für  klass.  Philologie 
und  Pädagogik,  geb.  20.  Mai  1830  zu  Wunsiedel  (o.  1894,  a.  o.  1893, 
korr.  1876),  Siegfriedstr.  21/1. 

Dr.  Frhr.  Georg  F.  v.  Hertling,  Exz.,  Staatsrat  i.  o.  D.,  Staatsminister 
des  Kgl.  Hauses  und  des  Äussern,  lebenslänglicher  Reichsrat,  geb. 
31.  Aug.  1843  zu  Darrastadt  (o.  1899,  a.  o.  1896),  Promenadeplatz  22. 

Dr.  Theodor  Li pps,  o.  Univ.-Professor  der  Philosophie,  geb.  28.  Juli  1851 
zu  Wallhalben,  Rheinpf.  (o.  1899,  a.  o.  1896),  Pienzenauerstr.  14/1. 

Dr.  Karl  v.  Amira,  o.  Univ.-Professor  für  deutsches  bürgerliches  Recht, 
Handels-  und  Wechselrecht,  deutsches  Privatrecht,  deutsche  Rechts- 
geschichte, bayerisches  Landesrecht  und  Staatsrecht,  geb.  8.  Februar 
1848  zu  AschafFenburg  (o.  1901),  Möhlstr.  37/0. 

Dr.  Otto  Crusius,  Großh.  Bad.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  der 
klass.  Philologie,  geb.  20.  Dez.  1857  zu  Hannover  (o.  1905,  a.  o.  1903), 
Widenmayerstr.  10/111. 


Personalstand  1 7 

Dr.  Franz  Muncker,  o.  Univ.-Professor  für  neuere,  insbesondere  deutsche 
Literaturgeschichte,  geb.  4.  Dez.  1855  zu  Bayreuth  (o.  1906,  a.  o.  1901), 
Liebigstr.  39/1,  2.  Aufg. 

Dr.  Paul  Wolters,  o.  Univ.-Professor  für  Archäologie,  geb.  1.  Sept.  1858 
zu  Bonn  (o.  1908,  korr.  1903),  Thorwaldsenstr.  11. 

Dr.  Friedrich  Vollmer,  o.  Univ.-Professor  für  klassische  Philologie,  geb. 
14.  Nov.  1867  zu  Fingscheidt  (o.  1908,  a.  o.  1906),  Mauerkirch erstr.  26. 

Dr.  Wilhelm  Streitberg,  o.  Univ.-Professor  für  indogermanische  Sprach- 
wissenschaft, geb.  23.  Februar  1864  zu  Rüdesheim  a.  Rh.  (o.  1911, 
a.  o.  1909),  Isabellastr.  31/11. 

Ausserordentliche  Mitglieder: 

Dr.  Friedrich  Ohlenschlager,  K.  Oberstudienrat,  Gymnasialrektor  a.  D., 
geb.  2.  Aug.  1840  zu  Niedernberg  (1883),  Luisenstr.  54/111. 

Dr.  Clemens  Baeumker,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für  Philosophie, 
geb.  16.  Sept.  1853  zu  Paderborn  (a.  o.  1912,  korr.  1909),  Franz  Joseph- 
straße 30/1. 

Dr.  Frhr.  Friedrich  Wilhelm  v.  Bissing,  o.  Univ.-Professor  für  Ägyp- 
tologie und  orientalische  Altertumskunde,  geb.  22.  April  1873  zu 
Potsdam  (1909),  Georgenstr.  10—12. 

Dr.  Erich  Petzet,  Bibliothekar  an  der  K.  Hof-  und  Staatsbibliothek, 
geb.  3.  Mai  1870  zu  Breslau  (1910),  Clemensstr.  38/111. 

Dr.  Erich  Berneker,  o.  Univ.-Professor  für  slavische  Philologie,  geb. 
3.  Febr.  1874  zu  Königsberg  in  Preußen  (1911),  Mauerkircherstr.  16/11. 

Dr.  August  Heisenberg,  o.  Univ.-Professor  für  mittel-  und  neugriechische 
Philologie,  geb.  13.  Novbr.  1869  zu  Osnabrück  (1911),  Hohenzollern- 
straße  110/III. 

Dr.  Karl  Vossler,  o.  Univ.-Professor  für  romanische  Philologie,  geb. 
6.  Sept.  1872   zu  Hohenheim  bei  Stuttgart  (1912),   Leopoldstr.  87/11. 

Dr.  Lucian  Scherman,  a.  o.  Univ.-Professor  für  Sanskrit-Sprache  und 
Literatur,  Direktor  des  K.  Ethnographischen  Museums,  geb.  10.  Oktober 
1864  zu  Posen  (1912),  Herzogstr.  8/II. 

Mathematisch  -  physikalische  Klasse. 

Ordentliche  Mitglieder: 

Dr.  Adolf  Ritter  v.  Baeyer,   Exz.,   K.  Geh.  Rat,   o.  Univ.-Professor  für 

Chemie,  Vorstand   des  Chemischen  Laboratoriums  des  Staates,    geb. 

31.  Okt.  1835  zu  Berlin  (o.  1877,  a.  o.  1875,  korr.  1870),  Arcisstr.  1. 
Dr.  Ludwig  Radlkofer,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für  Botanik, 

Direktor  des  Botanischen  Museums,  geb.  19.  Dez.  1829  zu  München 

(o.  1882,  a.  o.  1875),  Sonnenstr.  7/1. 

Jahrbuch  1912.  2 


18  Personalstand 

Dr.  Paul  Heinrich  Ritter  v.  Groth,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor 
für  Mineralogie,  Direktor  der  Mineralogischen  Sammlung  des  Staates, 
geb.  23.  Juni  1843  zu  Magdeburg  (o.  1885,  a.  o.  1883,  korr.  1881), 
Kaulbachstr.  62/1. 

Dr.  Hugo  Ritter  v.  Seeliger,  K.  Geh.  Rat,  o.  Univ.-Professor  für  Astro- 
nomie, Direktor  der  K.  Sternwarte,  geb.  23.  Sept.  1849  zu  Biala, 
Österreich  (o.  1887,  a.  o.  1873),  Sternwartstr.  15. 

Dr.  Richard  Ritter  v.  Hertwig,  K.  Geh.  Rat,  o.  Univ.-Professor  für 
Zoologie  und  vergleichende  Anatomie,  Direktor  der  Zoologischen 
Sammlung,  geb.  23.  Sept.  1850  zu  Friedberg  (o.  1889,  a.  o.  1885), 
Schackstr.  2/III. 

Dr.  Aurel  Voss,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für  Mathematik, 
geb.  7.  Dez.  1845  zu  Altona  (o.  1889,  a.  o.  1886),  Habsburgerstr.  1/11. 

Dr.  Walther  Ritter  v.  Dyck,  K.  Geh.  Rat,  o.  Professor  der  Mathematik 
an  der  Techn.  Hochschule,  geb.  G.  Dez.  1856  zu  München  (o.  1892, 
a.  o.  1890),  Hildegardstr.  5/III. 

Dr.  Karl  Ritter  v.  Goebel  (o.  1892),  s.  Klassensekretär  S.  14. 

Dr.  Ferdinand  Lindemann,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für 
Mathematik,  geb.  12.  April  1852  in  Hannover  (o.  1895,  a.  o.  1894), 
Franz  Josephstr.  9/1. 

Dr.  Alfred  Pringsheim,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für  Mathe- 
matik, geb.  2.  Sept.  1850  zu  Ohlau,  Schlesien  (o.  lf  98,  a.  o.  1894), 
Arcisstr.  12/1. 

Dr.  Wilhelm  Konrad  Röntgen,  Exz.,  K.  Geh.  Rat,  o.  Univ.-Professor 
für  Experimentalphysik,  Direktor  der  physikalisch-metronomischen 
Sammlung,  geb.  27.  März  1845  zu  Lennep  (o.  1900,  korr.  1896). 

Dr.  Johannes  Rückert,  o.  Univ.-Professor  für  Anatomie,  insbesondere 
deskriptive  und  topographische  Anatomie,  Direktor  der  Anatomischen 
Sammlung,  geb.  23.  Dez.  1854  zu  Koburg  (o.  1901,  a.  o.  1893),  Nuß- 
baumstraße 10/1. 

Dr.  Karl  v.  Linde,  K.  Geh.  Rat,  Professor  der  Techn.  Hochschule,  geb. 
11.  Juni  1842  zu  Berndorf  (o.  1901,  a.  o.  1896),  Heilmannstr.  17. 

Dr.  Johannes  Ranke,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für  Anthropo- 
logie und  allgemeine  Naturgeschichte,  Direktor  der  Anthropologisch- 
prähistorischen Sammlung,  geb.  23.  Aug.  1836  zu  Thurnau  (o.  1902, 
a.  o.  1893),  Briennerstr.  25/111. 

Dr.  Hermann  Ebert,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Professor  der  Experimental- 
physik an  der  Techn.  Hochschule,  geb.  20.  Juni  1861  zu  Leipzig 
(o.  1903,  a.  o.  1899),  Karl  Theodorstr.  12  a. 

Dr.  Sebastian  Finsterwalder,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Professor  der  Mathe- 
matik an  der  Techn.  Hochschule,  geb.  4.  Okt.  1862  zu  Rosenheim 
(o.  1903,  a.  o.  1899),  Flüggenstr.  4. 


Personalstand  1" 

Dr.  August  Rothpletz,  o.  Univ.-Professor  für  Geologie  und  Paläonto- 
logie, Direktor  der  Geologischen  und  Paläontologiscben  Sammlung, 
geb.  25.  April  1853  zu  Neustadt  a.  H.  (o.  1904,  a.  o.  1599),  Giselastr.  6/1. 

Dr.  Siegmund  Günther,  K.  Geh.  Hofrat,  Magnif.,  z.  Z.  Rektor  der  K. 
Techn.  Hochschule,  o.  Professor  für  Erdkunde  an  der  Techn.  Hoch- 
schule, geb.  6.  Febr.  1848  zu  Nürnberg  (o.  1905,  a.  o  1900),  Nikolaistr.  1/11. 

Dr.  Aug.  Föppl,  o.  Professor  für  Mechanik  an  der  Techn.  Hochschule, 
geb.  25.  Jan.  1854  zu  Großumstadt,  Hessen  (o.  1909,  a.  o.  1903), 
Lachnerstr.  22. 

Dr.  Wilhelm  Muthmann,  o.  Professor  der  unorganischen  Chemie  an 
der  Techn.  Hochschule,  geb.  8.  Febr.  1861  zu  Elberfeld  (o.  1909, 
a.  o.  1903),  Schellingstr.  116/1. 

Dr.  Erwin  Voit,  K.  Geh.  Hofrat,  z.  Z.  Rektor  der  Tierärztl.  Hochschule, 
o.  Professor  für  Physiologie  und  Diätetik  an  d.  Tierärztl.  Hochschule, 
geb.  16.  Dez.  1852  zu  München  (o.  1909,  a.  o.  1903),  Bauerstr.  28/111. 

Dr.  Ludwig  Burmester,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Professor  der  darstellenden 
Geometrie  an  der  Techn.  Hochschule,  geb.  5.  Mai  1810  zu  Othmar- 
schen   (o.  1909,  a.  o.  1905),  Kaulbachstr.  83/11. 

Dr.  Arnold  Sommerfeld,  o.  Univ.-Professor  für  theoretische  Physik, 
Direktor  des  Instituts  für  theoretische  Physik,  geb.  5.  Dez.  1868  zu 
Königsberg  i.  Pr.  (o.  1910,  a.  o.  1908),  Leopol dstr.  87/111. 

Dr.  Siegfried  Moll i er,  o.  Univ.-Professor  für  Anatomie,  insbesondere 
für  Histologie  und  Entwicklungsgeschichte,  Konservator  der  Anato- 
mischen Sammlung,  geb.  19.  Juli  1866  zu  Triest  (o.  1911,  a.  o.  1908), 
Vilshofenerstr,  10. 

Dr.  Max  Ritter  v.  Grub  er,  K.  Obermedizinalrat,  o.  Univ.-Professor  für 
Hygiene  und  Bakteriologie,  geb.  6.  Juli  1853  zu  Wien  (o.  1910,  a.o.  1909), 
Prinzenstr.  10. 

Dr.  Heinrich  Burkhardt,  o.  Professor  der  Mathematik  an  der  Techn. 
Hochschule,  geb.  15.  Okt.  1861  zu  Schweinfurt  (o.  1912,  a.  o.  1909), 
Prinzenstr.  13/1. 

Dr.  Erich  v.  Drygalski,  o.  Univ.-Professor  für  Geographie,  geb.  9.  Febr. 
1865  zu  Königsberg  i.  Pr.  (o.  1912,  a.o.  1909),  Gaußstr.  6. 

Dr.  Otto  Frank,  o.  Univ.-Professor  für  Physiologie,  Direktor  des  Physiolo- 
gischen Instituts,  geb.  21.  Juni  1865  zu  Großumstadt,  Hessen  (o.  1912, 
a.  o.  1909),  Haydnstr.  511. 

Ausserordentliches  Mitglied: 

Dr.  Max  Schmidt,  Dipl.-Ing.,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Professor  für  Geodäsie 
und  Topographie  an  der  Techn.  Hochschule,  geb.  17.  März  1850  zu 
Tambach  (1911),  Franz  Josophstr.  13111. 

2* 


20  Personalstand 

Historische  Klasse. 

Ordentliche  Mitglieder: 

Dr.  Ludwig  v.  Rockinger,  K.  Geh.  Rat,  Reichsarchivdirektor  a.  D., 
geb.  29.  Dez.  1824  zu  Würzburg  (o.  1868,  a.  o.  1856),  Odeonsplatz  12/11. 

Dr.  Johann  Friedrich,  o.  Univ.-Professor  für  Geschichte,  geb.  5.  Mai 
1836  zu  Poxdorf,  Ofr.  (o.  1880,  a.  o.  1869),  von  der  Tannstr.  17/11. 

Dr.  Karl  Theodor  Ritter  v.  Hei  gel  (o.  1887,  a.  o.  1875),  s.  Präsident  S.  14. 
Dr.   Sigmund   Ritter    v.   Riezler,    K.  Geh.  Rat,    o.    Univ.-Profes9or    für 

bayer.  Landesgeschichte,    geb.   2.  Mai    1843    zu   München    (o.   1888, 

a.  o.  1877),  K.  Maximilianeum. 

Dr.  Franz  v.  Reber,    K.  Geh.  Rat,   o.  Professor  für  Kunstgeschichte  an 
der  Technischen  Hochschule  a.D.,  K. Zentralgemäldegaleriedirektor  a.D., 
Honorarprofessor  an  der  Universität,  geb.  10.  Nov.  1833  zu  Cham,  Opf. 
(o.  1890,  a.  o.  1887),  Kaulbachstr.  31/0 1. 

Dr.  Hermann  Grauert,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für  Geschichte 
geb.  7.  Septbr.  1850  zu  Pritzwalk  i.  d.  Ostpriegnitz  (o.  1899,  a.  o.  1898), 
Tengstr.  35/11. 

Dr.  Lujo  Brentano,  K.  Sachs.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für  National- 
ökonomie, Finanzwissenschaft  und  Wirtschaftsgeschichte,  geb.  18.  Dez. 
1844  zu  Aschaffenburg  (1901),  Mandlstr.  5. 

Dr.  Robert  Ritter  v.  Pöhlmann  (o.  1901,  a.  o.  1900,  korr.  1887),  s.  Klassen- 
sekretär S.  14. 

Dr.  Hans  Prutz,  K.  Preuß.  Geh.  Reg.-Rat,  emerit.  Univ.-Professor  für 
Geschichte,  geb.  20.  Mai  1843  zu  Jena  (1902),  Galeriestr.  23/1,  ab 
Mitte  März  Reitmorstr.  52/111. 

Dr.  Henry  Simonsfeld,  o.  Univ.-Professor  für  Geschichte,  insbesondere 
historische  Hilfswissenschaften,  geb.  15.  Oktober  1852  zu  Mexiko 
(o.  1902,  a.  o.  1888),  Schellingstr.  89/111. 

Dr.  Franz  Ludwig  Ritter  v.  Baumann,  K.  Geh.  Rat,  Reichsarchivdirektor, 
geb.  8.  Juni  1846  zu  Leutkirch  im  Algäu  (o.  1906,  a.  o.  1895,  korr. 
1882),  Theresienstr.  14/11. 

Dr.  Heinrich  Wölfflin,  K.  Preuß.  Geh.  Reg.-Rat,  o.  Univ.-Professor  für 
Kunstgeschichte,  geb.  21.  Juni  1864  zu  Winterthur  (1912),  Widen- 
mayerstraße  26/11 1. 

Dr.  Adolf  Sand  berger,  o.  Univ.-Professor  für  Musikwissenschaft,  geb. 
19.  Dez.  1864  zu  Würzburg  (o.  1912,  a.  o.  1902),  Prinzregentenstr.  48/1. 


Personalstand  2 1 

Ausserordentliche  Mitglieder: 

Dr.  Ludwig  Quidde,  Professor,  geb.  23.  März  1858  zu  Bremen  (1892), 
Gedonstr.  4/1. 

Dr.  Michael  Doeberl,  K.  Oberregierungsrat,  Honorarprofessor  an  der 
Universität,  geb.  15.  Januar  1861  zu  Waldsassen  (1903),  Schönfeld- 
strafie  6/1II. 

Dr.  Georg  Leidinger,  K.  Oberbibliothekar  der  K.  Hof-  und  Staats- 
bibliothek, geb.  30.  Dezbr.  1870  zu  Ansbach  (1909),  Kaulbachstr.  40/0. 

Dr.  Karl  Mayr,  (1909),  s.  Verwaltung  S.  15. 

Dr.  Georg  Hab  ich,  Direktor  des  K.  Münzkabinetts,  geb.  24.  Juni  1868 
zu  Darmstadt  (1910),  Schönfeldstr.  20/11. 

Dr.  Georg  Hager,  K.  Genaralkonservator  der  Kunstdenkmale  und  Alter- 
tümer Bayerns,  geb.  20.  Oktbr.  1863  zu  Nürnberg  (1911),  Kochstr.  18/11. 

Dr.  Leopold  W  eng  er,  o.  Univ. -Professor  für  römisches  Zivilrecht  und 
deutsches  bürgerliches  Recht,  geb.  4.  September  1874  zu  Obervellach 
in  Kärnten  (1912),  Adelheidstr.  15/1. 


22 


Personalstand 


Auswärtige  und  korrespondierende  Mitglieder 

nach   den   drei  Klassen  (bzw.  Sektionen   derselben),   in   alpha- 
betischer Ordnung. 

Die  Zahl  vor  dem  Namen  bezeichnet  das  Jahr  der  Wahl  in  die  Akademie. 


Philosophisch  -  philologische  Klasse. 
Auswärtige  Mitglieder: 


1878  Conze  Alexander  in  Berlin 

1890  Delbrück  Bertold   in  Jena 
1884  Förster  Wendelin  in  Bonn 
1897  Hirth  Friedrich  in  New- York 
1884  Imhoof- Blumer    Friedrich 

in  Winterthur 

1891  Jagic  Yatroslav  in  Wien 
1874  Kern  Heinrich  in  Utrecht 


1892  Leskien  August  in  Leipzig 
1877  Meyer  Wilhelm  in  Göttingen 
1879  Nöldeke  Theodor  in  Straß- 
burg i.  E. 
1890  Stumpf  Karl  in  Berlin 
1888  Wim m er  Ludwig  in  Kopen- 
hagen. 


Korrespondierende  Mitglieder: 


1912  Behaghel    Otto    in    Gießen 
1908  Bezold  Karl  in  Heidelberg 
1907  Boll  Franz  in  Heidelberg 
1904  Braune  Wilhelm  in  Heidel- 
berg 

1895  Brugmann  Karl   in  Leipzig 
1911  Bulle  Heinrich  in  Würzburg 

1879  Comparetti    Domenico     in 
Florenz 

1910  Cumont  Franz  in  Brüssel 
1898  Di  eis  Hermann  in  Berlin 

1896  Er  man  Adolf  in  Berlin 
1901  Evans  Artur  J.  in  Oxford 

1880  Foucart  Paul  in  Paris 


1888  Geiger  Wilhelm  in  Erlangen 
1900  Götz  Georg  in  Jena 

1906  GrenfellBernardP.  in  Oxford 
1899  Grünwedel  Albert  in  Berlin 
1893  Hei  big  Wolfgang  in  Rom 

1910  Hillebrand  Alfred  in  Breslau 

1911  Hirzel  Rudolf  in  Jena 

1912  Hülsen  Christian  in  Florenz 
1909  Hunt  Artur  in  Oxford 
1905  HusserlEdmundinGöttingen 

1907  Jacob  Georg  in  Kiel 
1909  Jacobi  Hermann  in  Bonn 
1902  I  i  r  e  c  e  k  Joseph  Konstantin  in 

Wien 


Personalstand 


23 


1886  Jolly  Julius  in  Würzburg 
1910  Kenyon  Frederic  George  in 

London 
1909  Kluge  Friedrich  in  Freiburg 

im  Breisgau. 

1907  LambrosSpjridonP.inAthen 
1903  Lenel  Otto  in  Freiburg  i.  Br. 

1908  Lieb  ermann  Felix  in  Berlin 
1892  Luchs  August  in  Erlangen 

1903  Mitteis  Ludwig  in  Leipzig 

1905  Noreen  Adolf  in  Upsala 

1904  Omont  Henri  in  Paris 
1902  Per  rot  Georges  in  Paris 
1S83  Römer  Adolf  in  Erlangen 
1876  Sathas   Konstantin  in  Paris 
1883  Schanz  Martin  v.in  Würzburg 

1906  Schlum  berger    Gustav     in 
Paris 

1897  Schuchardt   Hugo   in   Graz 

1905  Senart  Emil  in  Paris 


1889  Sievers    Georg    Eduard    in 
Leipzig 

1895  Söd  er  wall  Knut  Frederic  in 
Lund 

1886  Steinmeyer  Elias   in  Er- 
langen 

1895  Sweet  Henry  in  Oxford 

1904  Thomsen  Vilhelm  in  Kopen- 
hagen 

1893  Vitelli  Girolamo  in  Florenz 

1904  Wilamo witz-Moellen- 
d  o  r  f  f  Ulrich  v.  in  Berlin 

1904  Windelband     Wilhelm     in 
Heidelberg 

1905  Windisch  Ernst   in  Leipzig 
1900  Wundt  Wilhelm  in  Leipzig 

1906  Zeumer  Karl  in  Berlin 
1908  Z iel in skiThaddäus  in  St.  Pe- 
tersburg. 


II.  Mathematisch- physikalische  Klasse. 
Astronomie  und  Geodäsie. 
Korrespondierende  Mitglieder: 


1882  Auwers  Artur  in  Berlin 
1911   Bauschinger  Julius  inStraß- 

burg  i.  E. 
1897  Bruns  Ernst Heinr.  in  Leipzig 
1911  Duner  Christofer  in  Upsala 
1892  Förster  Wilhelm    in    Berlin 


1896  Helmert  F.  Robert  in  Pots- 
dam 
1908  Hill  George  William  in  West- 

Nyak. 
1912  Struve   Hermann  in  Berlin. 


Mathematik. 
Korrespondierende  Mitglieder: 

1882  B rill  Alexander  in  Tübingen       1887  Nöther  Max  in  Erlangen 


1899  Darboux  Gaston  in  Paris 

1903  Hubert  David  in  Göttingen 

1879  Klein  Felix  in  Göttingen 

1880  Königsberg  er  Leo  in  Heidel- 


berg 


1912  Mittag-Leffler    Gustav    in 

Stockholm 
1895  Neumann  Karl  in  Leipzig 


1872  Prym  Friedrich  in  Würzburg 

1912  Schwarz  Hermann  Amandus 
in  Berlin 

1903  Weber  Heinrich  in  Straßburg 
im  Elsaß 

1910  Zeuthen  Hieronymus  in  Ko- 
penhagen. 


24  Personalstand 

Physik. 
Korrespondierende  Mitglieder: 

1910  Hann  Julius  in  Wien  1909  Riecke  Eduard  in  Göttingen 
1896  Hittorf  Wilhelm  in  Münster  1911  Rutherford  Ernst  in  Man- 
1895  Loren tz   H.  A.   in   Haarlem  ehester 

1890  Mach  Ernst  in  Wien  1907  Thomson    Joseph    John    in 

1912  N ernst  Walter  in  Berlin  Cambridge  (England) 

1911  Planck  Max  in  Berlin    .  1909  Voigt  Woldemar  in  Göttingen 
1873  Quincke  Georg  Hermann  in       1905  Warburg  Emil  in  Charlotten- 
Heidelberg  burg 

1890  Rayleigh  Lord  in  London  1907  Wien  Wilhelm  in  Würzburg. 

1888  Recknagel  Georg  in  Augs- 
burg 

Chemie. 

Auswärtiges  Mitglied: 
1910  Hof  mann  Karl  in  Charlottenburg. 

Korrespondierende  Mitglieder: 

1910  Ciamician   Giacomo  in  Bo-  1909  Haller  Albin  in  Paris 

lo£na  1886  Lieben  Adolf  in  Wien 

1888  Claisen   Rainer   Ludwig    in  1910  paternö  di   Sessa  in  Rom 

Godesberg  a.  Rh.  1911  perkin  William  Henri  in  Man- 
1907  Curtius  Theodor  in  Heidel-  ehester 

berg  1908  RamsayWilliamSir inLondon 

1880  Fischer  Emil  in  Berlin  1882  ROScoe  Henry  E.  in  London 

1884  Fischer  Otto  in  Erlangen  1901  Thiele  Johannes  in  Strafi- 
1878  Grabe  Karl  in  Frankfurt  a. M.  bürg  i.  E. 

Physiologie. 
Korrespondierende  Mitglieder: 

1912  Exner  Siegmund  in  Wien  1910  HerinannLudimarinKönigs- 

1885  Hensen  Viktor  in  Kiel  berS  L  Pr- 

1901  Hering  Ewald  in  Leipzig  19U  *ries   Jfa™es    v-    in   Frei' 

&  r    ö  bürg  l.  Br. 

Zoologie  und  Anatomie. 

Auswärtige  Mitglieder: 

1870  Häckel  Ernst  in  Jena  1884  Weis  mann  August  in  Frei- 

burg i.  Br. 

Korrespondierende  Mitglieder: 
1903  Boveri  Theodor  in  Würzburg       1906  Froriep  Aug.  v.  in  Tübingen 
1900  Bütschli  Otto  in  Heidelberg       1903  Fürbringer  Max  in  Heidel- 
1905  Chun  Karl  in  Leipzig  berg 


Personalstand 


25 


1897  Hertwig  Oskar  in  Berlin 
1906  Rabl  Karl  in  Leipzig 
1899  Retzius    Gustav    in    Stock- 
holm 
1911  Roux  Wilhelm  in  Halle 


1896  Schulze    Franz    Eilhard    in 

Berlin 
1896  Wald  ey  er  Wilhelm  in  Berlin 
1910  Wilson  Edmond  Beecher  in 

New- York. 


Botanik. 
Korrespondierende  Mitglieder: 


1909  Bower    Frederik    Orpen     in 

Glasgow 
1902  Engler  Adolf  Gustav  Heinr. 

in  Berlin 

1908  Nawaschin  Sergius  in  Kiew 
1880  Pfeffer  Wilhelm  in  Leipzig 

1909  Prain  David  in  Kew 

1880  Seh  wendener      Simon      in 
Berlin 


1903  Solms-Laubach    Hermann 

Graf  zu,  in  Straßburg  i.  E. 
1906  Stahl  Ernst  in  Jena 
1900  Vries  Hugo  de,  in  Amsterdam 
1893  Warming   Eugen  in  Kopen- 
hagen 
1903  Wiesner  Julius  v.  in  Wien 
1906  Wittrock    Veit   Brecher    in 
Stockholm. 


Mineralogie,  Geologie  und  Paläontologie. 
Korrespondierende  Mitglieder: 


1898  Barrois  Charles  in  Lille 


stofer  in  Christiania 

1862  Brush  J.  George  in  New- 
Haven,  V.  St.  A. 

1891  Capellini  Giovanni  in  Bo- 
logna 

1896  Fedorow  Eugraph  v.,  in  St. 
Petersburg  • 

1910  Fletcher  L.  in  London 

1895  Geikie  Sir  Archibald  in 
London 

1907  Gilbert  Karl  Grove  in  Wash- 
ington 

1899  Karpinsky  Alexander  in  St. 
Petersburg 

Erdkunde. 

Korrespondierende  Mitglieder: 

1909  Partsch  Joseph  in  Leipzig  1882  Schweinfurth  Gg.  in  Berlin 


1910  Miers    Henry    Alexander    in 

London 
1912  Nathorst  Alfred  Gabriel  in 

Stockholm. 
1910  Osborn    Henry    Fairfield    in 

New-York 
1902  Rosenbusch   Karl    Harry 

Ferd.  in  Heidelberg 
1910  Scott    Dukinfield    Henry    in 

London 
1880  Suess  Eduard  in  Wien 
1870  Tschermak     Gustav    v.     in 

Wien 
1912  Willis  Bailey  in  Chicago. 


1909  Penck  Albrecht  in  Berlin 


1911  Wi ediert  Emil  in  Göttingen 


26 


Personalstand 


III.  Historische  Klasse. 

Auswärtige  Mitglieder: 

1886  Brunner  Heinrich  in  Berlin       1870  Ritter  Moriz  in  Bonn. 
1893  Do  ve  Alfred  in  Freibun?  i.  Br. 


Korrespondierende  Mi 

1904  Below  Georg  v.  in  Freiburg  1912 

i-  Br-  1898 

1910  Bernheim   Ernst   in   Greifs-  1911 

wald 

1881  Bezold  Friedrich  v.  in  Bonn  1395 

1891  Bode  Wilhelm  in  Berlin  iggo 

1887  Bressl  au  Harry  in  Straßburg 

LE"  m  1904 

1895  Bücher  Karl  in  Leipzig  jggg 

1898  Chuquet  Artur  in  Paris 

1892  Cipolla  Carlo  Graf  in  Turin       jogg 
1904  D'Avenel   Georges  Vicomte 

in  Paris 
1909  Davidsohn  Robert  in  Florenz 

1882  Dehio    Georg    Gottfried    in 
Straßburg  i.  E. 

1890  Duchesne  Louis  in  Rom 
1903  Fester  Richard  in  Halle  a.  S. 
1909  Finke  Heinrich  in  Freiburg 

i.  Br. 

1901  Fournier  Paul  in  Grenoble 

1903  Gierke  Otto  in  Berlin  1892 

1904  Goetz  Walter    in   Tübingen 
1897  HarnackC.  G.Adolf  in  Berlin 

1902  Hauck  Albert  in  Leipzig 

1888  Kaufmann  Georg  in  Breslau 
1902  Knapp    Georg    Friedrich    in 

Straßburg  i.  E. 

1891  Kolde  Theodor  in  Erlangen 

1901  Koser  Reinhold  in  Charlotten-  19U 

bürg  1903 

1890  Lenz  Max  in  Berlin  1871 

1891  Leroy-Beaulieu    Anat.    in  I903 
Paris  1908 

1906  Luschin     Ritter     v.    Eben- 

greuth  Arnold  in  Graz  1891 


1908 
1902 
1912 
1901 
1909 
1899 
1908 
1895 


1887 
1875 
1906 

1884 


tglieder: 

Mahaffy  John  P.  in  Dublin 
Marcks  Erich  in  Hamburg 
Mein  ecke  Friedrich  in  Frei- 
burg i.  Br. 

Meyer  Eduard  in  Berlin. 
Meyer    v.    Knonau    Gerold 
in  Zürich 

Monaci  Ernesto  in  Rom 
Müller  Karl  Ferd.  Friedr.  in 
Tübingen 

Ob  er  hu  mm  er  Eugen  inWien 
Ottenthai  Emil  v.  in  Wien 
Pais  Ettore  in  Rom 
Pirenne  Henri  in  Gent 
P reu 8  8  Georg  in  Breslau 
Redlich  Oswald  in  Wien 
Rooses   Max    in   Antwerpen 
Schäfer   Dietrich    in   Berlin 
Schmoller    Gustav    v.    in 
Berlin 

Schröder  Richard  in  Heidel- 
berg 

Schulte  Alois  in  Bonn 
S  i  m  s  0  n  Bernhard  v.  in  Berlin 
So  hm  Rudolf  in  Leipzig 
Strzygowki  Joseph  in  Graz 
Ulmann  Heinrich  in  Greifs- 
wald 

Valois  Noel  in  Paris 
Venturi  Adolfo  in  Rom 
Villari  Pasquale  in  Florenz 
Vi  seh  er  Robert  in  Göttingen 
Vogüe  Charles  Jean  Melchior 
Marquis  de  in  Paris 
Winter  Gustav  in  Wien. 


Personalstand  27 


Besondere  Kommissionen 

bei  der  K.  Akademie  der  Wissenschaften. 


I.  Kommission  für  die  Herausgabe  der  Monumenta  Boica. 

Mitglieder 

auf  unbestimmte  Zeit  gewählt: 
Pöhlmann  v.,  Vorsitzender  Riezler  v. 

Heigel  v.  Baumann  v. 

Petz  Dr.  Johann,  K.  Reichsarchivrat,  Redakteur  und  Schriftführer, 


2.  Historische  Kommission. 

I.  Ordentliche  Mitglieder: 

Ritter  Moriz,    Bonn,  Vorsitzender  Friedrich  Johann,  München 

Riezler    Siegmund    v.,    München,  Kos  er  Reinhold,  Charlottenburg 

Sekretär  Dove  Alfred,  Freiburg  i.  Br. 

Heigel    Karl    Theodor    v.,     Exz.,  Grauert  Hermann,  München 

München  Winter  Gustav,  Wien 

Rockinger   Ludwig  v.,  München  Hauck  Albert,  Leipzig 

Bezold  Friedrich  v.,  Bonn  Below  Georg  v.,  Freiburg  i.  Br. 

Meyer  v.  Knonau  Gerold,  Zürich  Quidde  Ludwig,  München 

Lenz  Max,  Berlin  Redlich  Oswald,  Wien. 

II.  Ausserordentliche  Mitglieder: 

Beckmann  Gustav,  Erlangen  Goetz  Walter,  Tübingen 

Herre  Hermann,  München  Mayr  Karl,  München. 

Brandenburg  Erich,  Leipzig 

Wissenschaftliche  Mitarbeiter  in  München : 
Bauckner  Artur  Endres  Fritz  Müller  Karl  Alexander  v. 

3.  Kommission  für  die  Savigny-Stiftung 

(auf  unbestimmte  Zeit  gewählt). 
Amira  v.,  Vorsitzender  Brentano 

Grauert  Pöhlmann  v. 


28  Personalstand 

4.  Kuratorium  der  Liebig-Stiftung. 

Heigel  v.,  Vorsitzender  So xhl et  Dr.  Franz  v.,  Schriftführer 

Goebel     v.,     Vertreter    des    Vor-      Radlkofer 

sitzenden  Brentano,  Lujo 

Lieb  ig  Hans  Frhr.  v.,  Privatdozent  für  Chemie  in  Gießen,  als  Vertreter 
der  Familie. 

Ferner  die  gegenwärtigen  Inhaber  der  goldenen  Liebig-Medaille: 

Settegast  Dr.  H.,  Geh.  Regierungsrat,  Professor  in  Berlin 

Kellner  Dr.  0.,   Geh.  Hof  rat,  Professor  in  Möckern 

Frank  Dr.  Adolf,   Professor  in  Charlottenburg 

Rubner  Dr.  Max,  Geh.  Medizinalrat,  Professor  in  Berlin 

Kraus  Dr.  Karl,    Professor  an  der  Technischen  Hochschule  in  München 

König  Dr.  Joseph,   Geh.  Regierungsrat,   Professor  in  Münster  in  Westf. 

5.  Kommission  für  den  Zographos-Fonds 

(auf  je  drei  Jahre  gewählt). 

Wecklein  Wolters. 

Crusius 

6.  Kommission  der  Münchener  Bürger-  und  Cramer-Klett-Stiftung. 

Heigel  v.  Seeliger  v. 

Goebel  v.  Hertwig  v. 

Baeyer  v. 

7.  Kommission  für  die  Thereianos-Stiftung 

(auf  je  drei  Jahre  gewählt). 

Kuhn,  Vorsitzender         Wolters 
Crusius  Heisenberg 

Wecklein  Pöhlmann  v. 

8.  Kommission  der  Hardy-Stiftung. 

Heigel  v.  Streitberg 

Kuhn  Pöhlmann  v. 

Crusius 

9.  Kommission  der  Koenigsstiftung  zum  Adolf  von  Baeyer-Jubiläum. 

Heigel  v.  Goebel  v. 

Baeyer  v. 


Personalstand  29 

10.  Kommission  der  Wilhelm  Koenigs-Stiftung 

für  botanische  und  zoologische  Forschungen  und  Forschungsreisen. 
Heigel  v.  Hertwig  v. 

Goebel  v. 

II.  Kommission  für  den  Hitl'schen  Fonds  zur  Förderung 
der  Medaillenkunst. 

Heigel  v.,  Exz.  Habich 

Hitl  Georg,  Privatier  Seidl  Gabriel  v.  Dr.,  Professor 

Frauendorfer  v.,  Exz.  Stadler  Anton,  Professor 

Diez  Julius,  Professor  Mayr-Graz  Karl,  Kunstmaler. 

12.  Kommission  für  die  Brunckstiftung. 

Heigel  v.  Goebel  v. 

Baeyer  v.  Muthmann. 

13.  K.  B.  Kommission  für  die  internationale  Erdmessung. 

Mitglieder: 
Heigel  v.,  Vorsitzender  Finsterwalder 

Seeliger  v.,    Sekretär  und  Stell-       Schmidt. 
Vertreter  des  Vorsitzenden 

Kustos:   z.  Z.  Verweser  Dr.  Ernst  Zapp,  Assistent. 
Technischer  Offiziant:    Friedrich  Hesselba rth. 

14.  Mitglieder  der  Zentraldirektion  der  Monumenta  Germaniae 

historica 

von  der  K.  B.  Akademie  gewählt  am  5.  März  1875  und  9.  Februar  1895 
ohne  Begrenzung  der  Funktionsdauer. 

Riezler  v. 

Steinmeyer,  korr.  Mitglied  der  historischen  Klasse. 

15.  Kommission  für  Herausgabe  des  Thesaurus  linguae  Latinae. 

Vollmer,  Vertreter  der  K.  Akademie   der  Wissenschaften  in  München, 
z.  Z.  Vorsitzender. 

Thesaurus-Bureau: 
Dittmann  Dr.  Georg,  K.  Preufi.  Oberlehrer  in  Urlaub 
Maurenbrecher  Dr.  Berthold,   Professor,  Redaktor 
Hey  Dr.  Oskar,  Gymnasialprofessor  in  Urlaub,  Sekretär 
15  Assistenten. 


30  Personalstand 

16.  Kommission  für  Herausgabe  einer  Enzyklopädie 
der  mathematischen  Wissenschaften. 

Dyck  Dr.  Walter  v.,  Vertreter  der  K.  Bayer.  Akademie  der  Wissen- 
schaften, z.  Z.  Vorsitzender 

Seeliger  Dr.  Hugo  v.,  Vertreter  der  K.  Bayer.  Akademie  der  Wissen- 
schaften 

17.  Mitglied  der  Kommission  für  luftelektrische  Forschungen. 

Ebert 
Wissenschaftlicher  Hilfsarbeiter:    Dr.  Ho  ff  mann  Karl. 

18.  Kommission  für  Herausgabe  der  Bibliothekskataloge 

des  Mittelalters. 

Grauert  Vollmer 

Wissenschaftlicher  Hilfsarbeiter:    Dr.  Lehmann  Paul. 

19.  Kommission  für  das  Corpus  griechischer  Urkunden. 

Crusius  Grauert 

Wissenschaftlicher  Hilfsarbeiter:   Dr.  Marc  Paul. 

20.  Kommission  für  Herausgabe  von  Wörterbüchern 
der  bayerischen  Mundarten. 

Kuhn  Paul 

Riezler  v.  Streitberg 

Amira  v.  Berneker 

Wissenschaftlicher  Hilfsarbeiter:    Dr.  Mausser  Otto. 

Vertreter  der  Bayer.  Akademie   für  das  Ägyptische  Wörterbuch. 

Bissing  Frhr.  v. 

Vertreter  der  math.-phys  kaiischen  Klasse  der  Bayer.  Akademie 
für  das  ständige  Bureau  der  Internationalen  Assoziation. 

Lindemann. 


31 


Satzungen  der  Kommissionen. 


Satzung  der  historischen  Commission  bei  der  königlichen 
Akademie  der  Wissenschaften. 

Ich  habe  beschlossen,  eine  Commission  für  deutsche  Ge- 
schichts-  und  Quellenforschung  bei  Meiner  Akademie  der 
Wissenschaften  nach  ähnlichen  Grundsätzen,  wie  die  natur- 
wissenschaftlich-technische Commission  zu  errichten,  und  be- 
stimme desshalb  auf  solange  Ich  nicht  anders  verfüge,  wie 
folgt: 

Die  Commission  besteht  aus: 

1.  einem  Vorstände, 

2.  einem  Sekretär, 

3.  aus  15  —  20  ordentlichen  Mitgliedern,  von  welchen 
mindestens  drei  Mitglieder  der  historischen  Classe  der 
Akademie  sein  müssen,  die  übrigen  aber  ohne  sonstige 
Bedingung  aus  den  wissenschaftlichen  Notabilitäten 
Deutschlands  und  den  deutschen  Provinzen  der  Nach- 
barstaaten ausgewählt  werden, 

4.  einer  unbestimmten  Anzahl  ausserordentlicher  Mit- 
glieder. 

Diese  Commission  bildet  einen  integrierenden  Theil  der 
königl.  Akademie  der  Wissenschaften,  ist  daher  mit  dieser  dem 
königl.  Staatsministeriuni  des  Innern  für  Kirchen-  und  Schul- 
Angelegenheiten  untergeordnet. 

II. 

Der  Vorstand  leitet  in  den  Sitzungen  die  Debatte,  hält 
die  Umfrage,  gibt  zuletzt  seine  Stimme  ab.  und  hat  bei  Stimmen- 
gleichheit den  Stichentscheid. 

Er  wird  im  Falle  der  Abwesenheit  von  dem  Sekretär  ver- 
treten.    Er  muss  Mitglied  der  Akademie  sein. 


32  Satzungen  der  Kommissionen 

Der  Sekretär  führt  das  Protokoll  und  besorgt  die  Cor- 
respondenzen.  Er  muss  ein  in  München  residirendes  ordent- 
liches Mitglied  der  Akademie  sein. 

Für  den  ersten  Fall  erfolgt  Meinerseits  die  Ernennung 
des  Vorstandes,  des  Sekretärs  und  der  ordentlichen  Mitglieder 
der  Commission  unmittelbar.  Weiterhin  hat  die  Commission 
in  der  jährlichen  Plenarsitzung  der  ordentlichen  Mitglieder 
bei  dem  Abgange  des  Vorstandes  oder  Sekretärs  oder  ordent- 
licher Mitglieder  Mir  deren  Nachfolger,  ebenso  wie  die  ausser- 
ordentlichen Mitglieder  zur  Ernennung  in  Vorschlag  zu  bringen. 

III. 

Die  Commission  wird  sich  vornehmlich  mit  der  Auffindung 
und  Herausgabe  werthvollen  Quellenmaterials  für  die  deutsche 
Geschichte  in  deren  ganzen  Umfange  beschäftigen,  soweit 
dasselbe  nicht  in  den  Bereich  bereits  bestehender  Unterneh- 
mungen fällt.  Sie  wird  ausserdem  wissenschaftliche  Arbeiten, 
die  in  diesem  Gebiete  nothwendig  oder  erspriesslich  erscheinen, 
hervorzurufen  suchen,  sie  wird  endlich  hervorragende  wissen- 
schaftliche Arbeiten  dieses  Gebietes,  welche  sonst  nicht  zur 
Publikation  gelangen  würden,  veröffentlichen. 

Sie  ist  ermächtiget,  Jedem,  der  in  ihrem  Auftrage  die 
Bearbeitung  eines  Gegenstandes  übernimmt,  die  zu  liquidirenden 
Baarausgaben  dafür  zu  vergüten,  und  die  Arbeit  selbst  in 
geeigneter  Weise  zu  honoriren. 

IV. 

Zu  Michaelis  jeden  Jahres  findet  eine  Plenarsitzung  aller 
ordentlichen  Mitglieder  statt.*)  Für  die  Theilnahme  an  der- 
selben erhält  jedes  ausserhalb  Münchens  wohnende  Mitglied 
eine  Reiseentschädigung  von  200  fl. 

In  dieser  Sitzung  berichtet  der  Sekretär  über  die  Arbeiten 
und  Verwendung  der  Geldmittel  des  abgelaufenen  Jahres.  Die 
Commission  fasst  sodann  Beschluss  über  die  Arbeiten  und  den 


*)  Seit  dem  Jahre  1891  findet  die  Plenarversammlung  mit  Aller- 
höchster Genehmigung  nicht  mehr  zu  Michaelis  statt,  sondern  in  der 
Pfingstwoche. 


Satzungen  der  Kommissionen  33 

Etat  des  kommenden  Jahres.    Sie  fasst  Beschluss  über  etwaige 

Wahlen.    Wenn  bei  der  Ausführung  der  Beschlüsse  dringende 

Fälle  eine  sofortige  Entscheidung  fordern,  deren  Beschliessung 

zur    Competenz    der    Plenarsitzung    gehören    würde,    so    kann 

darüber  durch  eine  Berathung  des  Vorstandes  und  des  Sekretärs 

in    Gemeinschaft    mit    den    in   München    anwesenden    und    den 

näher  bei  der  Sache  betheiligten  Mitgliedern,   deren  Beschluss 

gefasst  werden. 

Der  Vorstand    und    sämmtliche   Mitglieder   der  Akademie, 

sowie  die  ausserordentlichen  Mitglieder   der  Commission  haben 

die    Befugniss,    der   Plenarsitzung   beizuwohnen.     Stimm-    und 

wahlberechtigt  sind  jedoch  nur  die  ordentlichen  Mitglieder  der 

Commission. 

V. 

Die    in   München    anwesenden  Mitglieder    der  Commission 

treten,  so  oft  es  einem  derselben  erforderlich  scheint,  zu  einer 

Sitzung  zusammen,  die  von  dem  Vorstande,   —  oder  in  dessen 

Abwesenheit  von  dem  Sekretär  berufen  und  geleitet  wird.    Die 

Beschlüsse  dieser  Sitzungen  werden  den  auswärtigen  Mitgliedern 

durch  den  Sekretär  mitgetheilt. 

VI. 

Die  Commission  hält  ihre  Sitzungen  in  den  Lokalitäten 
der  Akademie  der  Wissenschaften. 

VII. 

Sie  veröffentlicht  ihre  Arbeiten  in  zwanglosen  Bänden,  die 
auf  ibrem  Titel  als:  „ herausgegeben  durch  die  historische 
Commission  bei  der  Königlich  bayerischen  Akademie  der  Wissen- 
schaften"  bezeichnet  werden. 

Die  Kosten  der  Herausgabe  werden  überall  aus  dem 
Fonde  der  Commission  gedeckt,  welchem  dagegen  der  etwaige 
buchhändlerische  Ertrag  der  Publikationen  zuwächst. 

VIII. 

Ich  bewillige  der  Commission  jährlich  die  Summe  von 
15  000  fl.  aus  Meiner  Cabinettscassa. 

Aus  diesem  Fonde  werden  ausser  den  Autor-Honorarien, 
Reiseentschädigungen  und  Druckkosten  auch  die  Regieausgaben 

Jahrbuch  1912.  ° 


.'U  Satzungen  der  Kommissionen 

für  Schreibmaterialien,  Post  [Fracht]  bestritten.  Was  von 
demselben  in  einem  Jahre  nicht  verbraucht  wird,  wächst  der 
Einnahme  des  nächsten  Jahres  zu. 

IX. 

Unter  der  Aufsicht  des  Vorstandes,  der  im  Falle  seiner 
Abwesenheit  auch  in  dieser  Beziehung  durch  den  Sekretär 
vertreten  wird,  führt  der  Cassier  der  Akademie  der  Wissen- 
schaften die  Cassa  und  Rechnung  der  Commission  gegen  eine 
jährliche  Remuneration  von  150  fl.  und  entwirft  jährlich  den 
Etat  zur  Instruktion  der  Plenarsitzung. 

X. 

Die  Plenarsitzung  hat  jährlich  über  die  Arbeiten  der 
Commission  und  die  Verwendung  ihrer  Geld-Mittel  umständ- 
lichen Bericht  zu  erstatten,  welcher  Bericht  durch  das  Staats- 
ministerium des  Innern  für  Kirchen-  uud  Schulangelegenheiten 
Mir  zur  Genehmigung  in  Vorlage  zu  bringen  ist. 

XL 

Ich  ernenne  zu  Mitgliedern  der  Commission  die  Akademiker 
von  Rudhart,  von  Spruner,  von  Sybel  und  zum  Sekretär 
derselben  den  Akademiker  von  Sybel.  Dieselben  haben  sofort 
Anträge  über  die  Ernennung  auswärtiger  Mitglieder  einzureichen. 
Nach  deren  Eingang  behalte  Ich  Mir  vor,  den  Vorstand  der 
Commission  zu  bezeichnen.  Zugleich  bestimme  Ich,  dass  die 
Commission  in  den  Kreis  ihrer  Arbeiten  und  auf  ihren  Fond 
die  Herausgabe  der  deutschen  Reichstagsakten,  wie  Ich  solche 
auf  den  Antrag  des  Professors  von  Sybel  genehmigt  habe, 
sowie  die  Arbeiten  der  seither  bestehenden  archivalischen  Com- 
mission übernehme. 

XII. 

Der  jährliche  Etat  der  Commission  ist  Mir  zur  Genehmigung 
vorzulegen,  die  Revision  der  Rechnungen  aber,  wie  bei  der 
naturwissenschaftlich-technischen  Commission,  von  der  k.  Rech- 
nungskammer zu  führen. 

München  am  26.  November  1858. 
gez.  MAX. 


Satzungen  der  Kommissionen  35 


Urkunde  über  die  Errichtung  einer  Witteisbacher- 
Stiftung  für  Wissenschaft  und  Kunst. 

LUDWIG  IL, 

von  Gottes  Gnaden  König  von  Bayern, 

Pfalzgraf  bei  Rhein, 

Herzog  von  Bayern,   Franken  und  in  Schwaben  etc.  etc. 

Um  die  Allerhöchsten  Intentionen  Unseres  vielgeliebten, 
nun  in  Gott  ruhenden  Herrn  Vaters,  Seiner  Majestät  des  Königs 
Maximilian  IL  von  Bayern  im  thunlichsten  Umfange  in  ehrende 
Verwirklichung  zu  bringen  und  insbesondere  für  die  Arbeiten 
der  von  Höchstdemselben  bei  der  Akademie  der  Wissenschaften 
in  München  gegründeten  historischen  Kommission  auch  ferner- 
hin die  entsprechenden  Mittel  zu  sichern,  haben  Wir  in  Ge- 
meinschaft mit  Unseres  vielgeliebten  Herrn  Bruders,  des  Prinzen 
Otto  von  Bayern  Königlicher  Hoheit  beschlossen,  eine  allgemeine 
Landesstiftung,  zunächst  zur  Förderung  wissenschaftlicher  Zwecke, 
zu  errichten  und  verordnen  hier  wegen  was  folgt: 

I. 

Die  bezeichnete  Stiftung  führt  den  Namen  „Witteisbacher- 
Stiftung  für  Wissenschaft  und  Kunst u ;  sie  besitzt  die  Eigen- 
schaft einer  Landesstiftung  mit  juristischer  Persönlichkeit  und 
hat  ihren  Sitz  in  München. 

IL 

Zur  Dotation  derselben  bestimmen  wir  und  Unseres  Herrn 
Bruders,  des  Prinzen  Otto  von  Bayern  Königliche  Hoheit  den 
Betrag  von  zusammen  sechsmal  hundert  fünfzig  tausend  Mark 
aus  dem  Nachlasse  Unseres  Höchstseligen  Herrn  Vaters. 

3* 


36  Satzungen  der  Kommissionen 

III. 
Die  Verwaltung  des  Stiftungsvermögens  wird  der  Kassa- 
verwaltung der  Akademie  der  Wissenschaften  in  München  unter 
der  Aufsicht  des  jeweiligen  Vorstandes  der  von  Unserem  Höchst- 
seligen Herrn  Vater,  Seiner  Majestät  dem  König  Maximilian  II. 
von  Bayern  gegründeten  Kommission  für  deutsche  Geschichts- 
und Quellenforschung  oder  des  Stellvertreters  desselben  über- 
tragen. 

B  IV. 

Die  Renten  des  Stiftungsvermögens  sind  bis  auf  Weiteres 
für  die  Zwecke  und  Arbeiten  der  vorgenannten  historischen 
Kommission  zu  verwenden. 

Hinsichtlich  der  Zusammensetzung  und  der  Aufgaben, 
dann  des  Geschäftsganges  und  der  sonstigen  Einrichtungen 
dieser  Kommission  verweisen  Wir  auf  die  von  Unserem  Höchst- 
seligen Herrn  Vater,  dem  Könige  Maximilian  II.  von  Bayern 
hierüber  getroffenen  Bestimmungen,  deren  allenfallsige  Aen- 
derungen  Wir  übrigens  Uns  und  Unseren  Regierungsnachfolgern 
vorbehalten. 

V. 

Für  den  Fall  die  Zwecke  der  genannten  historischen  Kom- 
mission seinerzeit  von  Uns  oder  Unseren  Regierungsnachfolgern 
als  erfüllt  erachtet  werden  sollten,  behalten  Wir  Uns  und 
Unseren  Regierungsnachfolgern  vor,  die  Renten  der  bezeich- 
neten Stiftung  anderen  wissenschaftlichen  Zwecken  oder  auch 
Zwecken  der  bildenden  Künste  zuzuwenden  und  hienach  auch 
die  Bestimmungen  über  die  Verwaltung  des  Stiftungsvermögens 
zu  ändern. 

VI. 

Unser  Staatsministerium  des  Innern  für  Kirchen-  und  Schul- 
angelegenheiten ist  beauftragt,  die  zum  Vollzuge  dieser  Stiftung 
erforderlichen  weiteren  Anordnungen  zu  treffen. 

Gegeben  zu  München,  den  23.  März  1880. 

LUDWIG. 

Dr.  von   Lutz. 


Satzungen  der  Kommissionen  37 


Bestimmungen  über  die  Organisation  einer  Bayerischen 
Kommission  für  die  internationale  Erdmessung.*) 

§  1. 

Zur  Durchführung  der  für  die  Zwecke  der  internationalen 
Erdmessung  in  Bayern  vorzunehmenden  Arbeiten  wird  auf  die 
Dauer  derselben  eine  aus  Mitgliedern  der  mathematisch-physi- 
kalischen Klasse  der  k.  Akademie  der  Wissenschaften  bestehende 
Kommission  unter  der  Yorstandschaft  des  Generalkonservators 
der  wissenschaftlichen  Sammlungen  des  Staates  [bezw.  des  Vor- 
standes der  k.  Akademie  der  Wissenschaften]  gebildet,  welche 
den  Namen 

„K.  Bayerische  Kommission  für  die  internationale 
Erdmessung* 
führt  und  dem  k.  Staatsministerium  des  Innern  für  Kirchen- 
und  Schulangelegenheiten  untergeordnet  ist. 

§  2. 
In  dieser  Kommission  sind  die  Referate  über  astronomische, 
geodätische,  mathematische  und  physikalische  Fragen  je  einem 
Fachmanne  zu  übertragen,  und  es  ist  hierauf  von  dem  Vor- 
stande der  Kommission  sowohl  bei  der  Verteilung  der  Referate 
als  bei  den  Anträgen  auf  Wiederbesetzung  erledigter  Funk- 
tionen  Rücksicht  zu  nehmen. 

§  3. 
Die  formellen  Geschäfte  der  Kommission  besorgt  ein  stän- 
diger Sekretär,  welcher  Mitglied  der  Kommission  ist,  und  auf 
Vorschlag   des    Vorstandes   von    dem    k.  Staatsministerium   des 
Innern  für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten  bestimmt  wird. 


")  Ursprünglich  Kommission  für  die  europäische  Gradmessung. 


38  Satzungen  der  Kommissionen 

Derselbe  ist  in  Fällen  der  Verhinderung  des  Vorstandes  dessen 
Stellvertreter,  führt  in  den  Sitzungen  der  Kommission  das  Pro- 
tokoll*) und  besorgt  die  Redaktion  der  Druckschriften,  welche 
die  Erdmessungskommission  herauszugeben  für  gut  findet.  Siegel 
und  Akten  der  Kommission  sind  in  seiner  Verwahrung.  Bei 
der  Aufstellung  des  ständigen  Sekretärs  wird  zugleich  dessen 
Stellvertreter  bezeichnet. 

§  *• 
Das  Kassa-  und  Rechnungswesen  wird  dem  für  das  k.  Ge- 
neralkonservatorium der  wissenschaftlichen  Sammlungen  des 
Staates  und  die  k.  Akademie  der  Wissenschaften  aufgestellten 
Rechnungsbeamten  übertragen  und  von  diesem  nach  den  für 
jene  Institute   geltenden   administrativen  Vorschriften    besorgt. 

§  5. 

Die  Mitglieder  der  Erdmessungskommission  und  deren 
Vorstand  besorgen  die  ihnen  zukommenden  Arbeiten  unent- 
geltlich; für  auswärtige  Beschäftigungen  erhalten  dieselben 
die  ihnen  gebührenden  Taggelder  und  Reisekosten  und  für 
Druckschriften,  welche  die  Ergebnisse  ihrer  Beobachtungen 
darstellen,  das  für  Abhandlungen  der  akademischen  Denk- 
schriften übliche  Honorar. 

Dem  Rechnungsführer  [sowie  dem  Sekretär  der  Akademie] 
wird  von  dem  k.  Staatsministerium  des  Innern  für  Kirchen- 
und  Schulangelegenheiten  auf  den  gutachtlichen  Antrag  der 
Kommission  eine  [ihren]  Dienstleistungen  entsprechende  Re- 
muneration bewilligt**)  und  dem  Sekretär  [der  Kommission] 
durch  den  Etat  eine  Aversalsumme  zur  Bestreitung  der  Aus- 
lagen für  Schreibgeschäfte  und  Bureaubedürfnisse  angewiesen. 


*)  Laut  Ministerialentschliessung  vom  10.  Juli  1878  ist  „in  den 
Fällen,  in  welchen  der  beständige  Sekretär  der  Kommission  als  Vor- 
stand zu  fungieren  hat,  ein  Administrativ -Beamter  der  k.  Akademie 
oder  des  Generalkonservatoriums  als  Sekretär  zu  verwenden". 

**)  Diese  Remunerationen    sind    seit    dem  Jahre    1889,    bezw.    1898 
aufgehoben. 


Satzungen  der  Kommissionen  39 

§  6. 

Die  Kommission  hat  darüber  zu  wachen,  dass  alle  auf 
Bayern  treffenden  Erdmessungsarbeiten  mit  möglichst  geringem 
Kostenaufwande  rechtzeitig  und  genau  nach  den  Beschlüssen 
der  allgemeinen  Konferenzen  und  der  permanenten  Kommission 
der  internationalen  Erdmessung  vollzogen  und  publiziert  werden. 

Zu  dem  Ende  hat  dieselbe 

1.  mit  der  letztgenannten  Kommission  die  erforderliche 
Korrespondenz  zu  unterhalten; 

2.  während  jedes  Winterhalbjahrs  in  einer  Sitzung  durch 
wohlerwogene  Beschlüsse  die  Arbeiten  zu  bestimmen, 
welche  im  Sommerhalbjahr  auszuführen  sind  und  die 
Summen  festzusetzen,  welche  von  jedem  Kommissär 
gegen  vorschriftsmässige  Verrechnung  auf  die  seiner 
Leitung  unterstellten  Arbeiten  verwendet  werden  dürfen; 

3.  zu  jeder  Zeit  die  vorgelegten  Manuskripte  für  Druck- 
schriften in  der  Richtung  zu  prüfen,  ob  sie  im  Sinne 
der  obengenannten  Beschlüsse  abgefasst  und  überhaupt 
druckwürdig  sind  und  je  nach  dem  Ergebnisse  dieser 
Prüfung  die  Genehmigung  zum  Drucke  des  Manuskriptes 
zu  geben  oder  zu  versagen;  endlich 

4.  jährlich  jedesmal  im  Laufe  des  Winters  über  den  Fort- 
gang der  Erdmessungsarbeiten  in  Europa  und  Bayern 
an  das  k.  Staatsministerium  des  Innern  für  Kirchen- 
und  Schulangelegenheiten  zu  berichten  und  die  erforder- 
lichen Anträge  über  Beschickung  der  allgemeinen  und 
besonderen  Konferenzen  der  Erdmessungskommissäre 
durch  Mitglieder  der  bayerischen  Kommission  zu  stellen. 

§  7. 
Regelmässige  Sitzungen  der  Erdmessungskommission  haben 
jährlich  nur  zwei,  eine  im  Winter-  und  eine  im  Sommer- Se- 
mester stattzufinden;  in  dringenden  Fällen  kann  der  Vorstand, 
wenn  er  es  für  nötig  findet  oder  zwei  Mitglieder  es  beantragen, 
ausserordentliche  Sitzungen  halten.  Bei  allen  Abstimmungen 
über  geschäftliche  Fragen   entscheidet   einfache  Stimmen  mehr- 


40  Satzungen  der  Koraniissionen 

heit,  kommt  eine  solche  nicht  zu  Stande,  so  zählt  die  Stimme 
des  Vorstandes  doppelt.  In  allen  wissenschaftlichen  und  tech- 
nischen Fragen  sind  die  Konferenzbeschlüsse  und  deren  allen- 
fallsige Interpretationen  durch  die  permanente  Kommission  der 
internationalen  Erdmessung  massgebend.  Diese  Interpretationen 
sind  in  zweifelhaften  Fällen  durch  den  Vorstand  der  bayerischen 
Kommission  zu  veranlassen. 

§8. 

Alle  Ausfertigungen  und  Berichte  der  Kommission  werden 
von  dem  Vorstande  und  dem  Sekretär,  beziehungsweise  von 
deren  Stellvertretern  unterzeichnet. 

Das  Amtssiegel  der  Kommission  trägt  das  bayerische  Wap- 
pen und  die  Umschrift:  „K.  Bayerische  Kommission  für  die 
internationale  Erdmessung".  Ein  Exemplar  dieses  Siegels  er- 
hält jedes  Kommissionsmitglied  zu  einem  speziellen  dienstlichen 
Gebrauche  für  Korrespondenzen  in  Erdmessungsangelegenheiten 
und  für  Verhandlungen,  welche  für  diesen  Zweck  mit  Behörden 
und  Privaten  zu  pflegen  sind. 

§  9. 
Die  bayerische  Kommission  für  die  internationale  Erd- 
messung geniesst  für  ihre  Korrespondenzen  und  ihre  mit  der 
Fahrpost  zu  versendenden  Akten  die  Postportofreiheit  auf 
Grund  der  Allerhöchsten  Verordnung  vom  23.  Juni  1829  und 
beziehungsweise  der  Artikel  26  und  47  der  Postverträge  vom 
23.  November  1867. 

§  io. 

Die  Assistenten,  welche  ein  Kommissär  bedarf,  werden 
von  diesem  ausgewählt  und  von  dem  Vorstand  der  Erdmes- 
sungskommission  bei  dem  vorgesetzten  k.  Staatsministerium 
zur  Bestätigung  ihrer  Funktionen  und  Bezüge  beantragt. 

Dieselben  sind  dem  Kommissär  untergeordnet  und  erhalten 
von  diesem  ihre  von  der  Erdmessungskommission  genehmigten 
Instruktionen,  wesshalb  auch  der  betreffende  Kommissär  für 
alle  Arbeiten  seiner  Assistenten  verantwortlich  ist. 


Satzungen  der  Kommissionen  41 

Um  sich  bei  dem  persönlichen  Verkehre  mit  Stellen,  Be- 
hörden und  Privaten  gehörig  legitimieren  zu  können,  wird 
jedem  Kommissär  auf  Antrag  des  Vorstandes  der  Erdmessungs- 
kommission  vom  k.  Staatsministerium  des  Innern  für  Kirchen- 
und  Schulangelegenheiten  und  jedem  Assistenten  auf  Antrag 
des  betreffenden  Kommissärs  von  dem  Vorstande  der  Erd- 
messungskommission  eine  Legitimationsurkunde  ausgefertigt. 

München,  den  20.  Oktober  1868. 


42 


Satzungen  der  Stiftungen. 


i. 

Satzung  der  Savigny- Stiftung. 

Bei  der  Feier,  welche  die  Juristische  Gesellschaft  zu  Berlin 
am  29.  November  1861  zum  Gedächtnisse  des  am  25.  Oktober 
desselben  Jahres  verstorbenen  kgl.  Preussischen  Staatsministers 
Dr.  Friedrich  Karl  v.  Savigny  beging,  wurde  der  Beschluss 
verkündet,  das  Andenken  des  grossen  Rechtslehrers  durch  Grün- 
dung einer  Stiftung  zu  ehren. 

Da  zur  Ausführung  dieses  Beschlusses  die  Summe  von 
16,436  Thlr.  Preuss.  Cour,  bereits  verfügbar  ist,  wird  nach- 
stehendes Statut  errichtet: 

I.  Zweck  der  Stiftung. 

§  1.     Der  Zweck  der  Stiftung  ist: 
in   wesentlicher   Berücksichtigung   der  Bedürfnisse   der  Gesetz- 
gebung und  der  Praxis 

1.  wissenschaftliche  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  des  Rechts 
der  verschiedenen  Nationen  zu  fördern, 

namentlich  solche,  welche  das  römische  Recht  und 
die  verschiedenen  Germanischen  Rechte  sowohl  für  sich 
als  auch  im  Verhältniss  zu  einander  behandeln, 

ferner  solche,  welche  die  von  Savigny  begonnenen 
Untersuchungen  in  seinem  Sinne  weiterführen; 


Satzungen  der  Stiftungen  43 

2.  besonders  befähigte  Rechtsgelehrte  in  den  Stand  zu 
setzen,  die  Rechtsinstitutionen  fremder  Länder  durch 
eigene  Anschauung  kennen  zu  lernen  und  darüber  Be- 
richte oder  weitere  Ausführungen  zu  liefern. 

2.  Befähigung  zur  Theilnahme. 

§  2.  Die  Befähigung  zur  Theilnahme  an  den  Vortheilen, 
welche  die  Stiftung  behufs  der  Förderung  ihres  Zweckes  ge- 
währt, ist  an  keine  Nationalität  gebunden. 

3.  Rechte  der  Stiftung. 

§  3.  Die  Stiftung  besitzt  unter  dem  Namen  „Savigny- 
Stiftung"  die  Rechte  einer  Korporation  und  führt  in  ihrem 
Siegel  das  Wappen  der  Familie  v.  Savigny.  Sie  hat  ihren 
Sitz  in  Berlin  und  ihren  Gerichtsstand  bei  dem  kgl.  Stadt- 
gerichte daselbst. 

4.  Stiftungs-Vermögen. 

§  4.  Das  Kapital-Vermögen  der  Stiftung  wird  aus  den 
bisher  gesammelten  Beiträgen  und  aus  den  künftig  eingehenden 
Zuwendungen  gebildet,  sofern  der  Geber  nicht  eine  andere 
Bestimmung  über  die  Art  der  Verwendung  treffen  sollte. 

Das  Kapital-Vermögen  der  Stiftung  darf  niemals  angegriffen 
werden. 

§  5.  Für  die  Zwecke  der  Stiftung  werden  nur  die  Zinsen 
des  Kapital-Vermögens  verwendet. 

5.  Kuratorium  der  Stiftung. 

§  6.  Die  Stiftung  wird  durch  ein  Kuratorium  von  sechs 
Personen  vertreten. 

Das  Kuratorium  wird  bei  seiner  Gründung  aus  zwei  Mit- 
gliedern der  kgl.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin,  zwei 
Mitgliedern  der  juristischen  Fakultät  der  kgl.  Friedrich- Wil- 
helms-Universität daselbst  und  zwei  Mitgliedern  der  juristischen 
Gesellschaft  daselbst  gebildet,  welche  von  diesen  Körperschaften, 
beziehungsweise  von  der  juristischen  Gesellschaft  gewählt  werden. 


44  Satzungen  der  Stiftungen 

Die  Legitimation  der  von  der  juristischen  Gesellschaft  ge- 
wählten zwei  Mitglieder  wird  dadurch  geführt,  dass  die  von 
der  Akademie  und  der  Fakultät  gewählten  vier  Mitglieder  des 
Kuratoriums  die  Wahl  derselben  als  giltig  anerkennen. 

§  7.  Scheidet  ein  Mitglied  aus  dem  Kuratorium  aus,  so 
erfolgt  die  Neuwahl  von  derjenigen  Körperschaft,  von  welcher 
die  Stelle  des  ausgeschiedenen  Mitgliedes  bei  der  Gründung 
des  Kuratoriums  besetzt  worden  war.  —  Ein  gleiches  Wahl- 
recht steht  in  gleichem  Umfange  der  juristischen  Gesellschaft 
zu  Berlin  zu.  In  Beziehung  auf  die  Prüfung  der  Legitimation 
der  von  der  letzteren  gewählten  Mitglieder  findet  auch  bei 
Neuwahlen  die  Vorschrift  des  §  6  Alinea  3  des  Statuts  An- 
wendung. 

Ist  dieses  Wahlrecht  innerhalb  eines  von  dem  Kuratorium 
zu  bestimmenden  angemessenen  Zeitraumes  nicht  ausgeübt 
worden,  so  ergänzt  sich  das  Letztere  durch  Kooptation  aus 
der  Zahl  der  in  Berlin  wohnenden  Rechtsverständigen.  Es 
müssen  jedoch  stets  zwei  Mitglieder  im  Kuratorium  sitzen, 
welche  weder  der  Akademie  noch   der  Universität  angehören. 

Ueber  jeden  Wahlakt  des  Kuratoriums  wird  eine  notarielle 
Urkunde  aufgenommen. 

§  8.  Das  Kuratorium  legitimiert  sich  als  Vertreter  der 
Stiftung  durch  ein  Attest  des  kgl.  Polizei-Präsidiums  zu  Berlin 
darüber,  dass  das  Kuratorium  der  Stiftung  zur  Zeit  aus  den 
im  Atteste  genannten  Personen  besteht. 

Das  Kuratorium  hat  die  Befugniss,  einen  Syndikus  aus 
seiner  Mitte  zu  wählen  und  diesem  General-  und  Spezialvoll- 
macht cum  facultate  substituendi  zu  ertheilen,  auch  für  ein- 
zelne Rechtsgeschäfte  oder  Prozesse  Jemand,  sei  derselbe  Mit- 
glied des  Kuratoriums  oder  nicht,  unter  Beilegung  sämmtlicher 
Rechte,  welche  dem  Vertreter  einer  abwesenden  Partei  zustehen, 
zu  bevollmächtigen. 

§  9.  Das  Kuratorium  wählt  aus  seiner  Mitte  einen  Vor- 
sitzenden, dessen  Name  durch  eine  von  dem  Kuratorium  zu 
bestimmende  Berliner,  Wiener  und  Münchener  Zeitung  ver- 
öffentlicht wird. 


Satzungen  der  Stiftungen  45 

Der  Vorsitzende  repräsentirt  die  Stiftung  in  allen  ausser- 
gerichtlichen  Angelegenheiten.  Die  Zahlungs-Anweisungen  an 
die  Kasse  der  Stiftung  bedürfen  jedoch  der  Unterschrift  des 
Vorsitzenden  und  zweier  Mitglieder  des  Kuratoriums. 

§  10.  Die  Beschlüsse  des  Kuratoriums  werden  durch 
Stimmenmehrheit  seiner  Mitglieder  gefasst. 

Bei  Stimmengleichheit  gibt  die  Stimme  des  Vorsitzenden 
den  Ausschlag. 

Lässt  der  Vorsitzende  schriftlich  abstimmen,  so  muss  die 
schriftlich  zu  formulirende  Frage  jedem  Mitgliede  zur  Erklärung 
vorgelegt  werden,  und  steht  es  dann  in  der  Befugniss  jedes 
Einzelnen,  über  die  Frage  eine  mündliche  Berathung  und  Ab- 
stimmung zu  beantragen. 

Zu  einem  giltigen  Beschlüsse  des  Kuratoriums  auf  Grund 
mündlicher  Abstimmung  ist  die  Anwesenheit  von  mindestens 
drei  Mitgliedern  erforderlich. 

§  11.  Das  Kuratorium  hat  für  die  zinsbare  und  deposital- 
mässig  sichere  Anlegung  des  Stiftungsvermögens  Sorge  zu 
tragen. 

Die  Documente  der  Stiftung  sind  bei  einer  mit  Deposital- 
verwaltung  verbundenen  öffentlichen  Anstalt  zu  deponiren. 

Die  Kasse  der  Stiftung  wird  durch  einen  vom  Kuratorium 
hiermit  zu  beauftragenden  öffentlichen  Kassenbeamten  geführt. 
Diesem  wird  nach  erfolgter  Rechnungslegung  alljährlich  die 
Decharge  durch  das  Kuratorium  ertheilt. 

§  12.  Das  Kuratorium  stellt  nach  einem  sechsjährigen 
vom  1.  Januar  1863  ab  zu  berechnenden  Turnus  die  Zinsen- 
masse nach  Abzug  der  Verwaltungskosten  in  runder  Summe 
folgenden  drei  Akademien  zu  den  Zwecken  der  Stiftung  (§  1) 
zur  Verfügung  und  zwar  die  Zinsenmassen 

1.  des  ersten  und  zweiten  Jahres  der  kaiserlichen  Akademie 
der  Wissenschaften  zu  Wien, 

2.  des   dritten   und  vierten  Jahres   der   kgl.   Akademie  der 
Wissenschaften  zu  München, 

3.  des  fünften  und  sechsten  Jahres  der  kgl.  Akademie  der 
Wissenschaften  zu  Berlin. 


46  Satzungen  der  Stiftungen 

§  13.  Von  demjenigen  Zeitpunkte  an,  wo  das  Kapital- 
Vermögen  der  Stiftung  die  Summe  von  Dreissigtausend  Thalern 
Preuss.  Cour,  erreicht  haben  wird,  tritt  ein  dreijähriger  Turnus 
unter  den  genannten  Akademien  in  der  angegebenen  Reihen- 
folge ein. 

§  14.  Der  Geschäftsgang  bei  dem  Kuratorium  wird  durch 
die  anliegende  Geschäftsordnung  geregelt. 

§  1 5.  Zu  einer  Abänderung  der  Geschäftsordnung  ist  die 
Zustimmung  von  wenigstens  vier  Mitgliedern  des  Kuratoriums 
erforderlich. 

6.  Der  Wirkungskreis  der  Akademien. 

§  16.  Die  Akademie,  welcher  die  Zinsenmasse  nach  Vor- 
schrift des  §  12  zur  Verfügung  gestellt  ist,  hat  die  Wahl,  aus 
derselben 

1.  ein  in  Druck  oder  in  Schrift  ihr  vorliegendes  Werk  zu 
prämiiren, 

2.  eine  Preisaufgabe  zur  Konkurrenz  auszuschreiben, 

3.  ein  Reisestipendium  zu  ertheilen, 

4.  die  zur  Ausführung  einer  rechtswissenschaftlichen  Arbeit 
erforderlichen  Geldmittel  zu  gewähren. 

Dem  freien  Ermessen  der  Akademie  bleibt  überlassen,  ob 
sie  die  ihr  zur  Verfügung  gestellte  Zinsenmasse  zu  einem  und 
demselben  Unternehmen  oder  zu  verschiedenen  Zwecken  (Nr.  1 
bis  4)  verwenden  will. 

Auch  die  Zinsenmassen  mehrerer  Jahre  können  mit  Ein- 
willigung der  betheiligten  Akademien  für  ein  und  dasselbe 
Unternehmen  bestimmt  und  verwendet  werden. 

Ordentlichen  einheimischen  Mitgliedern  der  konferirenden 
Akademie  dürfen  weder  Preise  noch  Reisestipendien  ertheilt 
werden. 

Die  wissenschaftlichen  Arbeiten  ad  1.  2.  4.,  sowie  die 
Reiseberichte  ad  3.  müssen  in  Lateinischer,  Deutscher,  Eng- 
lischer, Französischer  oder  Italienischer  Sprache  abgefasst  sein. 

§  17.  Beabsichtigt  die  Akademie  ein  bereits  vollendetes 
Werk   zu   prämiiren  (§16  Nr.   1),    so    hat    dieselbe    innerhalb 


Satzungen  der  Stiftungen  47 

eines  Jahres',  von  dem  Zeitpunkte  an  gerechnet,  wo  ihr  die 
Zinsenmasse  zur  Verfügung  gestellt  ist,  diese  Prämiirung  aus- 
zusprechen und  dem  Kuratorium  unter  Uebersendung  des  Werkes 
sowie  des  die  Prämiirung  motivirenden  Gutachtens  die  Zahlungs- 
anweisung zu  ertheilen. 

Schriften,  welche  schon  länger  als  vier  Jahre  vor  dem 
Beschlüsse,  ein  Werk  zu  prämiiren,  durch  den  Druck  veröffent- 
licht worden,  sind  von  der  Prämiirung  ausgeschlossen. 

Die  Auszahlung  der  ganzen  Prämie  für  ein  Werk,  welches 
im  Manuscripte  vorliegt,  darf  erst  nach  der  Veröffentlichung 
des  Werkes  durch  den  Druck  erfolgen. 

§  18.  Stellt  die  Akademie  eine  Preisaufgabe  (§16  Nr.  2), 
so  veröffentlicht  sie  innerhalb  eines  Jahres,  von  dem  Zeitpunkte 
an  gerechnet,  wo  ihr  die  Zinsenmasse  zur  Verfügung  gestellt 
ist,  in  ihren  Organen  und  in  den  ihr  geeignet  erscheinenden 
öffentlichen  Blättern  das  Thema,  die  Bedingungen  der  Kon- 
kurrenz und  den  Zeitpunkt  der  Ablieferung  der  Arbeiten,  setzt 
auch  das  Kuratorium  hiervon  in  Kenntniss. 

An  dem  auf  diesem  Zeitpunkt  der  Ablieferung  zunächst 
folgenden  21.  Februar  oder  in  der  demnächst  folgenden  Ge- 
samtsitzung verkündet  die  Akademie  das  Resultat  der  Kon- 
kurrenz-Ausschreibung, sowie  den  Namen  des  Verfassers  der 
gekrönten  Preisschrift  und  ertheilt  demnächst  dem  Kuratorium 
bei  Uebersendung  der  Preisschrift  und  des  die  Preisertheilung 
motivirenden  Gutachtens  die  Zahlungsanweisung. 

Die  Auszahlung  der  ganzen  Prämie  erfolgt  auch  in  diesem 
Falle  erst  dann,  wenn  die  Veröffentlichung  der  Preisschrift 
durch  den  Druck  bewirkt  ist. 

Ist  die  Preisaufgabe  nach  dem  Urtheile  der  Akademie 
nicht  gelöst,  so  steht  es  in  ihrer  Befugniss,  dieselbe  Aufgabe 
nochmals  zur  Konkurrenz  auszuschreiben. 

§  19.  Bewilligt  die  Akademie  ein  Reisestipendium  (§16 
Nr.  3),  so  wird  dieser  Beschluss  innerhalb  eines  Jahres,  von 
dem  Zeitpunkte  an  gerechnet,  wo  ihr  die  Zinsenmasse  zur 
Verfügung  gestellt  ist,  spätestens  am  nachfolgenden  21.  Februar 
oder  in  der   demnächstfolgenden  Gesamtsitzung  verkündet  und 


48  Satzungen  der  Stiftungen 

steht  es  in  der  Befugniss  der  Akademie,  dem  Perzipienten  eine 
bestimmte  Anweisung  zu  ertbeilen.  Der  diesfällige  Beschluss 
unter  Angabe  der  Zahlungsmodalitäten  ist  dem  Kuratorium 
zur  Ausführung  mitzutheilen.  Die  Akademie  wird  Massregeln 
treffen  oder  durch  das  Kuratorium  treffen  lassen,  welche  die 
Veröffentlichung  des  Reiseberichtes  möglichst  sichern. 

§  20.  Entscheidet  sich  die  Akademie  dafür,  die  Zinsen- 
masse ganz  oder  zum  Theile  einem  Rechtsgelehrten  zur  Aus- 
führung einer  bestimmten  wissenschaftlichen  Arbeit  zu  ge- 
währen (§16  Nr.  4),  so  ist  sie  verpflichtet,  über  den  Plan 
der  Arbeit  vom  Verfasser  eine  Vorlage  zu  erfordern,  von  dem 
Fortgange  des  Unternehmens  sich  in  Kenntniss  zu  erhalten 
und  die  Veröffentlichung  des  Resultates  der  Forschungen  mög- 
lichst zu  sichern. 

Dem  Kuratorium  wird  bei  Mittheilung  der  gemachten 
Vorlagen  und  der  in  der  Angelegenheit  von  der  Akademie 
gefassten  Beschlüsse  die  Zahlungs-Anweisung  ertheilt. 

§  21.  Verfügt  die  Akademie  an  dem  21.  Februar  oder 
in  der  demselben  zunächst  folgenden  Gesammtsitzung  (§§  18 
bis  19)  nicht  über  die  ihr  zur  Verfügung  gestellte  Zinsen- 
masse oder  macht  sie  nicht  innerhalb  des  einjährigen  Zeit- 
raumes von  dem  ihr  nach  §  17  resp.  §  20  zustehenden  Rechte 
Gebrauch,  ein  bereits  vollendetes  Werk  zu  prämiiren,  be- 
ziehungsweise einem  Rechtsgelehrten  zur  Ausführung  einer 
wissenschaftlichen  Arbeit  die  Mittel  zu  überweisen,  oder  er- 
klärt sie  nicht  innerhalb  gleicher  Frist  dem  Kuratorium,  dass 
sie  von  dem  Rechte  des  §  16  Alinea  3  Gebrauch  mache,  so 
ist  die  Masse  der  ferneren  Verfügung  der  Akademie  entzogen. 
Diese  verfallenen  Massen  werden  einem  besonders  zu  ver- 
waltenden Fonds  der  Stiftung  zugeschrieben,  dessen  Zinsen 
zur  Deckung  der  Druckkosten  für  die  prämiirten  Werke  gleich- 
zeitig mit  der  Zinsenmasse  des  Kapital- Vermögens  (§  12)  der 
Akademie  zur  Verfügung  gestellt  werden. 

Die  von  der  Akademie  nicht  zum  Druck  angewiesenen 
Zinsen  des  Druckkostenfonds  werden  zum  Kapitale  dieses  Fonds 
geschlagen. 


Satzungen  der  Stiftungen  49 

§  22.  Abänderungen  dieses  Statuts  bedürfen,  ausser  der 
Bestätigung  der  Staatsbehörde,  der  Zustimmung  der  drei  Aka- 
demien und  des  Kuratoriums  der  Stiftung. 

So  beschlossen  zu  Berlin,  den  27.  März  1863. 
Das  Gründungs-Comite  der  Savigny-Stiftung : 

v.  Bernuth.     v.  Bethmann-Hollweg. 

Borchardt.     Bornemann.     Dr.  Bruns.     Dr.   Dove. 

Dr.  Gneist.     Dr.  Heydemann.     Dr.  Homeyer. 

Meyen.     Freiherr  v.  Patow.     Dr.  Richter. 

Dr.  Rudorff.     Graf  v.  Schwerin.     Simson. 

Volkmar.     Graf  v.   Wartensleben. 


Auf  Grund  vorstehender  Statuten  ist  die  hiesige  Savigny- 
Stiftung  durch  die  Allerhöchste  Ordre  vom  20.  v.  Mts.,  welche 
wörtlich,  wie  folgt,  lautet: 

„Auf  Ihren  Bericht  vom  18.  ds.  Mts.  will  Ich  der 
„Savigny-Stiftung  zu  Berlin  auf  Grund  ihres  wieder 
„beifolgenden  Statuts  de  dato  Berlin  den  27.  März 
„1863  hiermit  Meine  landesherrliche  Genehmigung 
„ertheilen" 
landesherrlich  genehmigt  worden. 
Salzburg,  den  20.  Juli  1863. 

Gez.  WILHELM. 

Gez.  v.  Mühle r. 

„An  den  Minister  der  geistlichen,  Unter- 
richts-   und  Medicinal-Angelegenheiten" 
Berlin,   den  6.  August  1863. 

(L.  S.) 
Der  Minister  der  geistlichen,  Unterrichts- 
und Medicinal-Angelegenheiten. 
In  Vertretung:  Lehnert.*) 


*)  Die  drei  Akademien  zu  Berlin,  München  und  Wien  haben  durch 
Beschlüsse  vom  23.  April,  bezw.  6.  und  7.  Mai  1863  die  ihnen  in  der 
Satzung  zugedachten  Funktionen  dauernd  übernommen.  Das  Kuratorium 
der  Stiftung  konstituierte  sich  zu  Berlin  am  29.  Dezember  1863. 

4 


Jahrbuch  1912. 


50  Satzungen  der  Stiftungen 

Durch  das  Kuratorium  der  Savigny-Stiftung  sind  in  den 
Jahren  1886  und  1887  folgende  Zusätze  zum  Statut  gemacht 
und  von  den  drei  beteiligten  Akademien,  sowie  von  Staats- 
aufsichtswegen von  dem  K.  Preussischen  Minister  der  geist- 
lichen, Unterrichts-  und  Medizinal-Angelegenheiten  genehmigt 
worden : 

1.  Zusatz  zu  §  16.  „Die  verfügende  Akademie  ist  be- 
rechtigt auf  Antrag  des  Kuratoriums  die  Zinsenmasse  bis  zu 
einem  Fünftel  zur  Unterstützung  periodischer  Publikationen, 
welche  zu  den  Zwecken  der  Savigny-Stiftung  in  Beziehung 
stehen,  zu  verwenden." 

2.  Zusatz  zu  §  20.  „Für  die  Ausführung  der  Arbeit  in 
der  von  der  beteiligten  Akademie  zu  bestimmenden  Form  hat 
dieselbe  einen  Termin  festzusetzen  und  ist  berechtigt,  denselben 
auf  höchstens  zwei  Jahre  zu  verlängern.  Von  der  Verlängerung 
ist  das  Kuratorium  zu  benachrichtigen. 

Ist  kein  Termin  festgesetzt,  so  gilt  als  solcher  der  Schluss 
des  fünften  Jahres  nach  demjenigen  Jahre,  in  welchem  der 
Auftrag  erteilt  worden  ist.  Erfolgt  die  Ausführung  innerhalb 
der  bezeichneten  Frist  nicht,  so  werden  die  noch  nicht  er- 
hobenen Beträge  dem  Fonds  der  Stiftung  zugeführt." 


II. 
Revidierte  Satzung  der  Liebig-Stiftung.*) 

Allerhöchst  genehmigt  laut  Entschliessung  des  K.  Staatsministeriums 
des  Innern  für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten  vom  9.  April  1892 

Nr.  5303. 

§   1. 
Die  Stiftung  hat  den  Zweck,    das  Andenken   an  den  Be- 
gründer   der    Landwirtschafts-Wissenschaft    auf    dem    Gebiete 
der  Naturforschung 


*)  Die  Stiftung  wurde  begründet  mit  einem  von  praktischen  Land- 
wirten und  Freunden  der  Landwirtschaft  für  Justus  von  Liebig  gesam- 
melten Ehrengeschenk  im  Betrag  von  15200  Gulden.    Die  Bestimmungen 


Satzungen  der  Stiftungen  51 

Justus  von  Liebig 
dauernd  zu  erhalten  und  zu  ehren. 

Dieselbe  wurde  vom  9.  August  1873  landesherrlich  be- 
stätigt, hat  juristische  Persönlichkeit  und  steht  unter  dem 
Schutze  der  bayerischen  Staatsverfassung. 

§2. 
Der    Stiftungszweck    soll   durch    öffentliche    Anerkennung 
hervorragender   Leistungen    in    Beziehung   auf    die   Landwirt- 
schaft und  zwar: 

1.  wissenschaftliche  Leistungen, 

2.  sonstiger  erfolgreicher  Bestrebungen  überhaupt  erreicht 
werden. 

Ausserdem  können  die  aus  der  Stiftung  fliessenden,  zu 
solchen  Anerkennungen  nicht  verbrauchten  Mittel  auch  behufs 
Anregung  und  Förderung  zur  Landwirtschaft  in  Beziehung 
stehender  wissenschaftlicher  Arbeiten,  Publikationen  oder  sonstiger 
Unternehmungen  Verwendung  finden. 

§  3. 

Die  öffentlichen  Anerkennungen  erfolgen  entweder  auf 
Grund  des  Erlasses  von  Preisausschreiben  über  wissenschaft- 
liche Fragen  oder  ohne  Preisbewerbung  nach  freiem  Ermessen 
des  Kuratoriums  der  Liebig- Stiftung. 

Bewerbungen,  welche  nicht  durch  ein  Preisausschreiben 
veranlasst  wurden,  sind  unzulässig. 

§4. 
Die  Auszeichnungen  bestehen: 

1.  in  Medaillen  von  Grold,  Silber  oder  Bronce, 

2.  in  Ehrengeschenken    in  Geld,    nicht   unter   fünfhundert 
Mark  deutscher  Währung. 


über  die  Verwendung  dieses  Geschenks  für  eine  Liebig  -  Stiftung  und 
über  den  Zweck  derselben  wurden  noch  von  Liebig  selbst,  kurz  vor 
seinem  Tode,  getroffen.  Zur  Zeit  ist  das  Stiftungskapital  auf  47  700  M. 
angewachsen. 

4* 


52  Satzungen  der  Stiftungen 

§5. 
Die  Verleihung  einer  Medaille  in  Gold  schliesst  ein  Geld- 
Ehrengeschenk  aus.    Mit  letzterem  dagegen  ist  die  Bewilligung 
der  silbernen  oder  broncenen  Medaille  verbunden,  welche  aber 
auch  für  sich  allein  verliehen  werden  können. 

§« 

Die  Zahl  der  gleichzeitigen  Inhaber  der  goldenen  Me- 
daille ist  auf  acht  beschränkt,  so  dass  nach  Erfüllung  dieser 
Zahl  eine  weitere  Verleihung  nur  nach  dem  Tode  eines  In- 
habers derselben  erfolgen  kann.  Nur  Deutsche  oder  Deutsch- 
Oesterreicher  sind  befähigt,  solche  zu  erlangen. 

§  7. 
Bei  einer  Konkurrenz  um  Preise,  welche  in  Folge  des- 
fallsiger  Ausschreiben  verliehen  werden,  sollen  nur  wissen- 
schaftliche Arbeiten  zulässig  sein,  die  in  deutscher  Sprache 
abgefasst  sind;  die  Verleihung  der  Preise  dagegen  ist,  insoferne 
nicht  die  goldene  Medaille  in  Frage  steht  (§  6),  an  eine 
Nationalität  nicht  gebunden. 

§  8. 
Ueber  die  Einkünfte  aus   dem  Stiftungs-Kapital  im  Sinne 
der  entsprechenden  Bestimmungen  verfügt  das  Kuratorium  der 
Liebig- Stiftung. 

§  9. 
Dieses  Kuratorium  soll  bestehen: 

1.  aus    dem    Präsidenten    der    k.    Akademie    der    Wissen- 
schaften in  München; 

2.  aus  dem  Sekretär  der  mathematisch-physikalischen  Klasse 
derselben  Akademie; 

3.  aus  einem  weiteren  Mitgliede  dieser  Klasse; 

4.  aus  den  Inhabern  der  goldenen  Liebig-Medaille; 

5.  aus  einem  Lehrer  der  Volkswirtschaft  an  der  Universität 
oder  der  technischen  Hochschule  München; 

6.  aus   einem   derselben  Universität   oder   einer  der  beiden 
andern    Hochschulen    Münchens    (der    technischen    und 


Satzungen  der  Stiftungen  53 

tierärztlichen)  angehörigen  Vertreter  eines  landwirt- 
schaftlichen oder  zur  Landwirtschaft  in  naher  Beziehung 
stehenden  Faches; 
7.  aus  einem  Nachkommen  Justus  vonLiebigs  in  männ- 
licher Linie,  wofern  dessen  männliche  Descendenz  diese 
Vertretung  wünscht  und  dem  Kuratorium  die  betreffende 
Person  schriftlich  bezeichnet.  Dieselbe  wird  von  den 
majorennen  männlichen  Familien-Mitgliedern  auf  Lebens- 
dauer durch  Stimmenmehrheit  gewählt. 

§  10. 

Die  in  München  wohnenden  Mitglieder  des  Kuratoriums 
bilden  den  Lokal-Ausschuss,  welcher  die  laufenden  Geschäfte 
zu  besorgen  hat. 

Der  Präsident  der  Akademie  der  Wissenschaften  in  München 
führt  als  solcher  den  Vorsitz  im  Kuratorium,  der  Sekretär  der 
mathematisch -physikalischen  Klasse  vertritt  denselben;  den 
Schriftführer  wählt  der  Vorsitzende  aus  den  Mitgliedern  des 
Lokal- Ausschusses. 

§  ii. 

Das  unter  §  9.  3.  erwähnte  Mitglied  der  Akademie  und 
der  unter  §  9.  5.  erwähnte  Lehrer  der  Volkswirtschaft  sowie 
das  unter  §  9.  6.  erwähnte  Mitglied  einer  der  drei  Hoch- 
schulen Münchens  wird  auf  Vorschlag  des  Vorsitzenden  von 
dem  Lokal-Ausschuss  gewählt. 

§  12. 
Der  Lokal-Ausschuss  sowie  das  Plenum  des  Kuratoriums 
treten  in  Folge  besonderer  Einladung  des  Vorsitzenden,  welcher 
die  Gegenstände  der  Verhandlungen  anzufügen  sind,  nach  Be- 
dürfnis zusammen,  um  über  die  Erreichung  der  Zwecke  der 
Stiftung  zu  beraten. 

§  13. 

Jedes  Mitglied  des  Kuratoriums  ist  berechtigt,    schriftlich 

oder   mündlich    Anträge    zu   stellen,  und   der   Vorsitzende   ist 

verpflichtet,   diese  zur  Beratung   und  nach  Massgabe  des  §   14 
zur  Abstimmung  zu  bringen. 


54  Satzungen  der  Stiftungen 

§  14- 

In  allen  Fällen,  in  welchen  die  Erfüllung  des  Stiftungs- 
zweckes (§  2)  in  Frage  steht,  fasst  der  Lokal-Ausschuss  keine 
bindenden  Beschlüsse;  derselbe  formuliert  und  begutachtet 
zunächst  nur  die  eingekommenen  Vorschläge  und  unterbreitet 
sie  dann  den  auswärtigen  Mitgliedern  zur  schriftlichen  Ab- 
stimmung. 

Zur  Vornahme  derselben  wird  den  auswärtigen  Mitgliedern 
von  dem  Vorsitzenden  eine  Präklusivfrist  gesetzt,  nach  deren 
fruchtlosem  Verlaufe  die  Stimmenabgabe  nicht  mehr  zulässig 
ist.  Stimmen,  welche  nicht  bestimmt  mit  „Ja"  oder  „Nein" 
lauten,  werden  nicht  gezählt. 

Die  definitive  Abstimmung  des  Lokal- Ausschusses  erfolgt 
erst  nach  Eingang  der  Abstimmung  der  auswärtigen  Mitglieder. 

Der  definitive  Beschluss  des  Kuratoriums  verlangt  zwei 
Dritteile  der  von  den  auswärtigen  und  einheimischen  Mitgliedern 
abgegebenen  Stimmen. 

§  15- 

Das  Kuratorium  wird  nach  Aussen  durch  den  Vorsitzenden 
desselben  vertreten.  Derselbe  hat  die  Beschlüsse,  so  weit  solche 
von  weiterem  Interesse  für  das  Publikum  sind,  bekannt  zu 
machen. 

§   16. 

Verleihungen  von  Medaillen  der  Lieb  ig- Stiftung  oder 
von  Ehrengeschenken  (resp.  Zuerkennungen  von  Preisen  in 
Folge  von  Ausschreibungen)  oder  Unterstützungen  von  Unter- 
nehmungen aus  derselben  sind  der  deutschen  Landwirtschafts- 
Gesellschaft,  so  lange  diese  besteht,  zur  Proklamierung  bei 
derselben  mitzuteilen.  Ausserdem  werden  solche  durch  die 
Presse  zur  öffentlichen  Kenntnis  gebracht. 

§  17. 
Die  Stiftung  domiziliert  in  München  und  führt  den  Namen 
Liebig-Stiftung. 


Satzungen  der  Stiftungen  55 

§  18. 
Das  Vermögen  der  Stiftung  besteht: 

1.  aus  einem  von  Freunden  der  Sache  gespendeten  Ehren- 
geschenke von  dreissigtausend  Mark; 

2.  aus  etwaigen  Schenkungen,   welche  in   der  Absicht  ge- 
macht werden,  den  Grundstock  der  Stiftung  zu  erhöhen. 

Die  Verwaltung  des  Stiftungsfonds  geschieht  durch  den 
Lokal-Ausschuss  und  die  Kassaverwaltung  der  K.  Akademie 
der  Wissenschaften  nach  den  Normen,  welche  für  diese  Kassa- 
verwaltung gegeben  sind. 

Die  Kassa-Kuratel  und  die  Rechnungs-Revision  hat  die 
K.  Rechnungskammer. 

§  19. 
Das  Stiftungsvermögen  soll  pupillarisch,  wo  möglich  hypo- 
thekarisch angelegt  und  darf  in  keinem  Falle  dauernd  ver- 
mindert werden;  es  soll  eine  jährliche  Rente  von  mindestens 
1200  Mark  abwerfen.  Tritt  durch  unvermeidliche  Ereignisse 
eine  Schmälerung  dieser  Rente  ein,  so  ist  die  Verwendung 
dieser  Stiftungsrente  ganz  oder  teilweise  zu  sistieren,  bis  die 
Normalrente  wieder  erreicht  ist. 

§  20. 

Aenderungen  an  diesem  Statut,  wenn  einzelne  Bestimmungen 
bei  der  Ausführung  auf  Schwierigkeiten  stossen,  oder  wenn  die 
Zeitverhältnisse  solche  erfordern  sollten,  hat  das  Kuratorium 
das  Recht  jederzeit  vorzunehmen;  dieselben  können  jedoch  nur 
dann  bewirkt  werden,  wenn  mindestens  zwei  Drittel  der  Mit- 
glieder des  Kuratoriums  zustimmen. 

Jede  Abänderung  des  Statuts  bedarf  der  königlichen  Ge- 
nehmigung. 


56  Satzungen  der  Stiftungen 

III. 

Satzung  des  Zographos-Fonds  zur  Förderung  des  Studiums 
der  griechischen  Sprache  und  Literatur 

beschlossen   von  der  philos.-philol.  Klasse  der  K.  bayer.  Akademie  der 

Wissenschaften  in  der  Sitzung  vom  3.  Februar  1877,  bezw.  vom  6.  März 

1886,   genehmigt  vom  K.  Staatsministerium   durch    EntSchliessung   vom 

10.  Februar  1877,  bezw.  vom  27.  Mai  1886. 

§  i. 

Das  von  Herrn  Christakis  Zographos  geschenkte  Kapital 
im  Betrage  von  25  000  Francs  oder  20  000  Mark  wird  den 
für  die  Anlage  von  Stiftungsgeldern  massgebenden  Vorschriften 
entsprechend  in  Wertpapieren  angelegt,  welche  dem  Kassier 
der  K.  Akademie  der  Wissenschaften  zur  Aufbewahrung  zu 
übergeben  sind. 

§  2. 

Die  Beschlussfassung  über  die  Art  der  ersten  Anlage  des 
Kapitals  und  über  die  Wiederanlage  etwa  heimbezahlt  werdender 
Kapitalbeträge  steht,  vorbehaltlich  der  im  §  1  gezogenen 
Schranken,  dem  Vorstande  der  K.  Akademie  der  Wissenschaften 
in  Gemeinschaft  mit  den  Klassen-Sekretären  zu;  jedoch  darf 
dabei  eine  Herabminderung  des  Kapitals  unter  den  Nominal- 
wert nicht  stattfinden,  welchen  dasselbe  zur  Zeit  aufweist  oder 
im  betreffenden  Zeitpunkte  zufolge  einer  etwa  inzwischen  ein- 
getretenen Admassierung  aufweisen  wird. 

§  3. 
Sollte  durch  irgend  welchen  Unglücksfall  eine  Vermin- 
derung des  Kapitals  eintreten,  so  sind  die  aus  ihm  fliessenden 
Renten  so  lange  zu  dessen  Wiederergänzung  zu  verwenden 
bis  dasselbe  wieder  auf  seinen  ursprünglichen  Nominalbetrag 
gebracht  ist,  und  hat  so  lange  jede  anderweitige  Verwendung 
derselben  zu  unterbleiben. 

§   i- 
Der  Kassier  der  K.  Akademie  der  Wissenschaften  hat  nicht 
nur  für  die  gehörige  Aufbewahrung  der  Wertpapiere  zu  sorgen, 


Satzungen  der  Stiftungen  57 

sondern  auch  die  Ziehungslisten  in  Bezug  auf  diese  zu  über- 
wachen und  die  fälligen  Zinsen  rechtzeitig  zu  erheben.  Werden 
Papiere  des  Fonds  zur  Heimbezahlung  gezogen  oder  ander- 
weitig gekündigt,  so  hat  er  hievon  dem  Vorstande  der  K.  Aka- 
demie und  den  Klassensekretären  sofort  Anzeige  zu  machen 
und  auf  die  ihm  gemäss  eines  nach  §  2  gefassten  Beschlusses 
erteilte  Weisung  für  die  Erhebung  und  Wiederanlage  der  Be- 
träge zu  sorgen.  Auch  hat  derselbe  jährlich  über  den  Stand 
des  Fonds  und  die  für  denselben  bezogenen  Einnahmen  und 
Ausgaben  schriftliche  Rechnung  zu  stellen,  von  deren  Ergebnis 
in  der  nächstfolgenden  Sitzung  der  philos.-philol.  Klasse  Mit- 
teilung zu  machen  ist,  nachdem  dieselbe  zuvor  durch  den  Vor- 
stand der  Akademie  und  die  Klassensekretäre  geprüft  worden 
sein  wird. 

§  5. 
Die  Verwendung  der  Renten  des  Kapitals  erfolgt,  nach 
Abzug  der  auf  dessen  Verwaltung  erlaufenden  Kosten  (s.  §10) 
und  vorbehaltlich  der  im  §  3  gesetzten  Einschränkung  derart, 
dass  alle  zwei  bis  vier  Jahre,  je  nach  dem  Umfang  oder  der 
Schwierigkeit  der  Aufgabe,  ein  dem  jedesmal  verfügbaren 
Rentenbetrage  möglichst  entsprechender  Preis  ausgeschrieben 
beziehungsweise  zuerkannt  wird  für  die  Bearbeitung  eines 
Themas,  welches  dem  Gebiete  der  Sprache,  Literatur,  des 
öffentlichen  und  Privat-Lebens  der  Griechen  im  Altertum  oder 
im  Mittelalter  entnommen  ist.  Von  dem  zuerkannten  Preise 
wird  ein  Teil  sofort  nach  der  Zuerkennung,  der  Rest  aber  erst 
dann  zahlbar,  wenn  der  Verfasser  für  die  Druck-Veröffent- 
lichung genügende  Sicherheit  geboten  hat;  die  ziffermässige 
Ausscheidung  der  beiden  Beträge  bleibt  von  Fall  zu  Fall  dem 
Beschlüsse  der  philos.-philol.  Klasse  vorbehalten. 

§  6. 
Sowohl  die  Wahl  der  Preisaufgaben  als  die  Zuerkennung 
der  Preise  erfolgt  durch  den  Beschluss  der  philos.-philol.  Klasse 
nach    einfacher  Mehrheit   der   in  der    betreffenden  Sitzung  an- 
wesenden ordentlichen  Mitglieder  auf  Grund  eines  vorgängigen 


58  Satzungen  der  Stiftungen 

Berichtes,  welchen  ein  von  ihr  gewähltes  Comite  erstattet 
haben  wird.  Sowohl  die  gestellten  Preisaufgaben  als  die  zu- 
erkannten Preise  sollen  namens  der  Gesamt- Akademie  an  ihrem 
Stiftungs-Feste  verkündet  und  in  einigen  der  gelesensten  Blätter 
öffentlich  ausgeschrieben  werden. 

§7. 

Konkurrenzfähig  sind  Arbeiten,  welche  entweder  in  deutscher 
oder  in  lateinischer  oder  in  griechischer  Sprache  geschrieben 
sind.  Dieselben  müssen  an  Stelle  des  Namens  des  Verfassers 
ein  Motto  tragen,  welches  an  der  Aussenseite  eines  mitfolgenden, 
den  Namen  des  Verfassers  enthaltenden,  verschlossenen  Couverts 
wiederkehrt.  Der  unerstreckliche  Einsendungs-Termin  ist  der 
31.  Dezember  desjenigen  Jahres,  mit  welchem  die  Bewerbungs- 
frist abläuft. 

§  8. 

Die  philos.-philol.  Klasse  wählt  aus  ihrer  Mitte  auf  drei 
Jahre  das  Comite,  dem  sie  die  Berichterstattung  über  die  ein- 
gelaufenen Arbeiten  und  die  Vorschläge  der  neu  zu  stellenden 
Preisaufgaben  überträgt.  Sie  wird  in  ihrer  dem  Stiftungstage 
der  Akademie  zunächst  vorangehenden  Sitzung  diesen  Bericht 
und  diese  Vorschläge  entgegennehmen  und  über  die  betreffenden 
Fragen  Beschluss  fassen.  Das  Ergebnis  hievon  ist  sofort  dem 
Vorstande  der  Akademie  mitzuteilen. 

§  9. 
Glaubt  die  Klasse  keiner  der  eingelaufenen  Arbeiten  den 
Preis  zuerkennen  zu  können,  oder  sind  solche  überhaupt  nicht 
eingelaufen,  so  hat  dieselbe  sofort  darüber  Beschluss  zu  fassen, 
ob  der  demzufolge  unverwendet  bleibende  Rentenbetrag  zu 
weiteren  Preis -Ausschreibungen  verwendet  oder  aber  zum 
Kapital  geschlagen  werden  soll. 

§  10. 
Die  eigentlichen  Regiekosten,  Briefporti,  Zeitungs-Inserate, 
ferner  angemessene  Remunerationen  für  den  Kassier,  sowie  für 
die  jedesmaligen  Preisrichter,  sind  auf  Rechnung  der  laufenden 
Renten  zu  tragen. 


Satzungen  der  Stiftungen  59 

IV. 

Mtinchener  Bürgerstiftung  bei  der  Kgl.  bayerischen 
Akademie  der  Wissenschaften. 

Von  dem  Wunsche  geleitet,  dem  derzeitigen  Präsidenten 
der  Kgl.  bayerischen  Akademie  der  Wissenschaften,  Max 
von  Pettenkofer,  Ehrenbürger  der  Stadt  München  und  Be- 
sitzer der  goldenen  Bürgermedaille,  einen  bleibenden  Beweis 
der  Verehrung  und  des  Dankes  für  sein  gemeinnütziges  Wirken 
zu  geben,  bat  sich  eine  Anzahl  von  Münchener  Bürgern  und 
Firmen  zu  dem  Zwecke  vereinigt,  ein  Kapital  zu  sammeln  und 
der  Kgl.  Akademie  der  Wissenschaften  zur  Verfügung  zu  stellen, 
um  daraus  eine  „Münchener  Bürgerstiftung  bei  der  Kgl.  baye- 
rischen Akademie  der  Wissenschaften"  zu  errichten. 

Nachdem  die  gezeichneten  und  eingezahlten  Beträge  die 
Summe  von  70000  M.  überschritten  haben,  wurde  durch  den 
Präsidenten  und  die  drei  Klassensekretäre  Namens  der  Gresamt- 
akademie  beschlossen,  der  zu  errichtenden  Stiftung  folgendes 
Statut  zu  geben: 

Satzung   der  Münchener  Bürgerstiftung   bei  der   Kgl.  bayerischen 
Akademie  der  Wissenschaften. 

Landesherrlich  bestätigt  laut  Entschliessung  des  K.  Staatsministeriums 
des  Innern  für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten  vom   8.  Juni  1896 

Nr.  8510. 

§    1. 
Aus   Spenden    Münchener  Bürger   und    Firmen   wird    eine 
Stiftung  errichtet  unter  dem  Namen  „Münchener  Bürgerstiftung 
bei  der  Kgl.  bayerischen  Akademie  der  Wissenschaften". 


Zweck  der  Stiftung  ist,  aus  den  Zinsen  dieses  der  Kgl.  Aka- 
demie zur  Verfügung  gestellten  Kapitals  Forschungen  auf  dem 
Gebiet  derjenigen  Wissenschaften  zu  veranlassen  und  zu  unter- 
stützen, welche  in  der  mathematisch-physikalischen  Klasse  Ver- 
tretung finden. 


60  Satzungen  der  Stiftungen 

§  3. 
Das  Stiftungsvermögen  wird  gebildet:  durch  die  bereits 
eingezahlten  Geldbeträge,  ferner  durch  künftige,  dem  gleichen 
Zwecke  gewidmete  Spenden,  endlich  durch  nicht  aufgebrauchte, 
zum  Kapital  geschlagene  Zinsen.  —  Sollte  durch  unvorher- 
gesehene Ereignisse  eine  Verminderung  des  Kapitals  eintreten, 
so  muss  dasselbe  aus  den  jährlichen  Renten  wieder  auf  seine 
vorige  Höhe  gebracht  werden. 

§  4. 

Anlage  und  Verwaltung  des  Stiftungsvermögens  erfolgt 
durch  die  Kassenverwaltung  der  Kgl.  Akademie  der  Wissen- 
schaften nach  den  für  die  übrigen  akademischen  Stiftungen 
geltenden  Vorschriften. 

§  5. 

Ueber  die  Verwendung  der  jährlichen  Zinsen  des  Stiftungs- 
vermögens zu  dem  in  §  2  bezeichneten  Zweck  entscheidet  eine 
Kommission,  welche  aus  dem  Präsidenten  der  Kgl.  Akademie,  dem 
Sekretär  der  mathem. -physikalischen  Klasse  und  drei  weiteren, 
auf  je  drei  Jahre  gewählten  Mitgliedern  dieser  Klasse  besteht. 

§  6. 
Die  Namen  der  Bürger  und  Firmen,  welche  für  die  Mün- 
chener Bürgerstiftung  einen  Betrag  von  mindestens  1000  M. 
(eintausend  Mark)  gespendet  haben,  werden  zum  ehrenden  Ge- 
dächtnis auf  einer  in  den  Räumen  der  Kgl.  Akademie  anzu- 
bringenden Tafel  verzeichnet. 

§  7. 
Aenderungen  dieses  Stututs  sind  nur  auf  Antrag  der  mathe- 
matisch-physikalischen Klasse   durch  einmütigen  Beschluss  des 
Präsidenten   der  Kgl.  Akademie  und  der  drei  Klassensekretäre 
und  mit  Allerhöchster  Genehmigung  zulässig. 

München,  den  25.  April  1896. 

Der  Präsident  der  Kgl.  b.  Akademie  der  Wissenschaften 

Dr.  M.  v.  Pettenkofer. 

Die  Sekretäre  der  philos.-philol.,  math.-physikal.  und 

historischen  Klasse 

W.  Christ,      Carl  Voit.      C.A.Cornelius. 


Satzungen  der  Stiftungen  61 

V. 

Cramer-Klett-Stiftung  bei  der  Kgl.  bayerischen  Akademie 
der  Wissenschaften. 

Bestrebt  dem  Beispiel  seines  verewigten  Vaters  nachzueifern, 
welcher  durch  seine  Stiftungen  für  das  Gewerbemuseum  in 
Nürnberg  und  für  die  Kgl.  technische  Hochschule  in  München 
seinen  Gemeinsinn  bekundet  hat,  zugleich  auch  beseelt  von  dem 
Wunsche,  dem  derzeitigen  Präsidenten  der  Kgl.  bayerischen 
Akademie  der  Wissenschaften,  Dr.  Max  von  Pettenkofer, 
ein  Zeichen  seiner  Verehrung  zu  geben,  hat  Herr  Theodor 
Freiherr  von  Cramer-Klett,  erblicher  Reichsrat  der  Krone 
Bayern,  unter  dem  21.  Oktober  1896  durch  Vermittlung  Seiner 
Excellenz  des  Kgl.  Staatsministers  des  Innern  für  Kirchen-  und 
Schulangelegenheiten,  Herrn  Dr.  Robert  Ritter  von  Landmann, 
der  Kgl.  Akademie  der  Wissenschaften  ein  Kapital  von  60  000  Mark 
zur  Verfügung  gestellt,  damit  daraus  eine 

Cramer-Klett-Stiftung 

begründet  werde,  deren  Satzungen  im  allgemeinen  den  Satzungen 
der  im  April  dieses  Jahres  begründeten  Münchener  Bürgerstiftung 
entsprechen  sollen. 

Demnach  haben  der  Präsident  und  die  drei  Klassensekretäre 
Namens  der  Gesamtakademie  am  13.  November  1896  folgendes 
Statut  verabredet  und  beschlossen,  welches  von  dem  Stifter  am 
23.  November  1896  in  Rom  gebilligt  und  unter  dem  13.  De- 
zember 1896  landesherrlich  bestätigt  worden  ist: 

Satzung  der  Cramer-Klett- Stiftung  bei  der  Kgl.  bayerischen 
Akademie   der  Wissenschaften. 

§  1. 
Mit  einem  von  Herrn  Theodor  Freiherrn  von  Cramer- 
Klett,  erblichen  Reichsrat  der  Krone  Bayern,  zur  Verfügung 
gestellten  Kapital  von  60  000  Mark  wird  eine  Stiftung  errichtet 
unter  dem  Namen  „Cramer-Klett-Stiftung  bei  der  Kgl.  bayer. 
Akademie  der  Wissenschaften". 


62  Satzungen  der  Stiftungen 

8  2. 
Zweck  dieser  Stiftung  ist,  mit  den  jährlichen  Zinsen  des 
Kapitals,  soweit  diese  nicht  zur  Vermehrung  des  Kapitals  selbst 
bestimmt  sind,  wissenschaftliche  Forschungen,  vorzugsweise  auf 
dem  Gebiete  der  Naturwissenschaften,  zu  veranlassen  und  zu 
unterstützen. 

§  3. 
Zur  Erhöhung    des   Stiftungskapitals   soll   mindestens    ein 
Zehntel  der  jährlichen  Zinsen  verwendet  werden. 

§  4. 
Anlage   und  Verwaltung   des   Stiftungsvermögens    erfolgt 
durch    die    Kassaverwaltung    der    Kgl.  Akademie    der   Wissen- 
schaften   nach    den  für    die    übrigen    akademischen  Stiftungen 
geltenden  Vorschriften. 

§  5- 
Ueber  die  Verwendung  der  jährlichen  Zinsen  des  Stiftungs- 
vermögens zu  den  in  §  2  und  §  3  bezeichneten  Zwecken  ent- 
scheidet eine  Kommission,  welche  aus  dem  Präsidenten  der 
Kgl.  Akademie,  dem  Sekretär  der  mathematisch-physikalischen 
Klasse  und  drei  weiteren,  auf  je  drei  Jahre  gewählten  Mit- 
gliedern dieser  Klasse  besteht. 

§  6. 
Aenderungen    dieses    Statuts    sind    nur    auf   Antrag    der 
mathematisch-physikalischen  Klasse  durch  einmütigen  Beschluss 
des  Präsidenten  der  Kgl.  Akademie  und  der  drei  Klassensekretäre 
und  mit  Allerhöchster  Genehmigung  zulässig. 

Der  Präsident  der  Kgl.  b.  Akademie  der  Wissenschaften 
Dr.  M.  v.  Pettenkofer. 

Die  Sekretäre  der  philos.-philol.,  math.-physikal.  und 

historischen  Klasse 

W.  Christ.     Carl  Voit.     C.  A.  Cornelius. 


Satzungen  der  Stiftungen  63 

VI. 

Satzung  der  Thereianos-Stiftung  zur  Förderung  der  alt- 
und  mittelgriechischen  Studien, 

Festgesetzt  in  der  Sitzung  der  philosophisch -philologischen  Klasse  der 
kgl.  bayer.  Akademie  der  Wissenschaften  am  5.  Februar  1898.    Genehmigt 
vom  kgl.  Staatsministerium  des  Innern  für  Kirchen-  und  Schulangelegen- 
heiten am  18.  Mai  1898  No.  7716. 

§  1. 
Der  am  15.  März  1897  in  Triest  verstorbene  Gelehrte 
Dr.  Dionysios  Thereianos  hat  durch  testamentarische  Ver- 
fügung vom  18./ 30.  Juli  1895  die  kgl.  bayer.  Akademie  der 
Wissenschaften  zur  Universalerbin  seines  Wertnachlasses  ein- 
gesetzt, um  damit  nach  Erfüllung  der  legataren  Auflagen 
einen  Fonds  zur  Förderung  der  alt-  und  mittelgriechischen 
Studien  zu  begründen. 

§  2. 
Der  Gesamtnachlass  betrug  nach  amtlicher  Schätzung 
162  844  Gulden  15  Kreuzer  österreichischer  Währung.  Nach 
Wegfertigung  der  testamentarischen  einmaligen  Auflagen,  der 
Erbschaftssteuern  und  sonstigen  Kosten  der  Nachlassbehandlung 
sind  verblieben: 

in  Wertpapieren  nach  dem  Kurswerte  258  920  M.  60  Pf. 
und  im  Baaren  3  387    „     51     „ 

sohin  ein  Gesamtvermögen  von  262  308  M.   1 1  Pf. 

dessen  jährliches  Zinserträgnis  nach  Auszahlung  zweier  auf 
Lebenszeit  gewährten  Leibrenten  im  Betrag  von  jährlich  1200 
Gulden  und  1000  Gulden  ö.  W.  für  die  Zwecke  des  Thereianos- 
Fonds  zu  verwenden  ist. 

§  3. 
Das  Fondskapital    besteht  in  Wertpapieren  und  wird  von 
der  Kassa   der  kgl.  bayer.  Akademie  der  Wissenschaften  nach 
den  für  die    übrigen    akademischen  Stiftungen    und  Fonds    be- 
stehenden Vorschriften  verwaltet. 


64  Satzungen  der  Stiftungen 

8  4. 

Massgebend  ist  für  die  Verwendung  der  verfügbaren  Mittel 
der  Wille  des  Stifters,  den  derselbe  in  seinem  Testament  in 
nachfolgender  Weise  kundgegeben  hat: 

„Ich  vermache  der  kgl.  bayer.  Akademie  der  Wissenschaften 
mein  Vermögen,  damit  aus  den  Zinsen  desselben  alljährlich 
beim  Stiftungsfeste  Preise  zu  1000  oder  2000  Frcs.  verteilt 
und  ausserdem  wissenschaftliche  Unternehmungen  unterstützt 
werden. 

Ueber  die  Zahl  der  Preise  und  über  die  Höhe  der  zur 
Unterstützung  wissenschaftlicher  Unternehmungen  zu  verwen- 
denden Summen  entscheidet  nach  den  jeweiligen  Bedürfnissen 
die  Akademie,  doch  muss  jedes  Jahr  wenigstens  ein  Preis  ver- 
teilt werden.  Sowohl  die  zu  prämiierenden  Arbeiten,  als  die 
zu  unterstützenden  Unternehmungen  müssen  der  Geschichte, 
Sprache,  Literatur  oder  Kunst  der  Griechen,  von  den  ältesten 
Zeiten  bis  zur  Eroberung  Konstantinopels  durch  die  Türken, 
angehören.  Sowohl  die  Preise  als  die  sonstigen  Unterstützungen 
sollen  nur  an  bayerische  oder  auch  an  griechische  Gelehrte 
gegeben  werden." 

§5. 

Ueber  die  Verwendung  der  Mittel  des  Thereianos-Fonds 
beschliesst  die  philosophisch-philologische  Klasse  der  Akademie 
alljährlich  in  einer  dem  Stiftungsfeste  vorausgehenden  Sitzung 
auf  Grund  von  Vorschlägen  einer  von  ihr  gewählten  Kommission. 
Die  Entscheidung  erfolgt  durch  absolute  Majorität  der  in  der 
betreffenden  Sitzung  anwesenden  ordentlichen  Mitglieder  und 
wird  von  dem  Präsidenten  der  Akademie  in  der  öffentlichen 
Sitzung  des  Stiftungsfestes  bekannt  gegeben.  Die  erste  Ver- 
kündigung findet  an  dem  Stiftungsfeste  des  Jahres  1899  statt. 

§6. 

Zur  Vorbereitung  der  Anträge  über  die  Verwendung  der 

Mittel  wählt  die  philosophisch-philologische  Klasse  auf  je  drei 

Jahre  eine  Kommission  von   fünf  Mitgliedern   aus  ihrer  Mitte. 

Dieselbe    kann    nach    Bedürfnis    jederzeit    auf    Anregung    der 


Satzungen  der  Stiftungen  65 

philosophisch-philologischen  Klasse  durch  ein  von  der  historischen 
Klasse  zu  wählendes  sechstes  Mitglied  ergänzt  werden.  Die 
Kommission  wählt  aus  ihrer  Mitte  einen  Vorsitzenden  mit  dem 
Recht  des  Stichentscheides  bei  Stimmengleichheit. 

8  7. 
Aus    den  Mitteln    des  Thereianos-Fonds   werden    zur  För- 
derung der  Studien  auf  dem  Gebiete  der  Geschichte,    Sprache, 
Literatur  oder  Kunst  der  Griechen  im  Altertum  und  Mittelalter 

a)  Preise  erteilt, 

b)  Unterstützungen  für  wissenschaftliche  Unternehmungen 
gewährt. 

§  8- 
Preise  im  Betrag  von  800  oder  1600  Mark  sind  in  Aus- 
sicht genommen  für  wissenschaftlich  wertvolle  Schriften  baye- 
rischer, das  ist  in  Bayern  geborener  oder  dauernd  in  Bayern 
domizilierender  Gelehrter  und  Gelehrter  griechischer  Natio- 
nalität. Ausser  Konkurrenz  bleiben  Schriften  der  ordentlichen 
und  damit  stimmberechtigten  Mitglieder  der  philosophisch- philo- 
logischen Klasse  der  bayerischen  Akademie.  Preise  werden  nur 
erteilt  für  Schriften,  die  zu  dem  im  §  7  bezeichneten  Arbeits- 
gebiet gehören  und  im  nächstvorausgehenden  oder  einem  der 
10  vorausgehenden  Jahre  erschienen  sind. 


JF> 


§  9. 
Jedes  Jahr  ist  mindestens  ein  Preis  zu  erteilen.  Für  Preis- 
erteilung überhaupt  können  jährlich  nicht  mehr  als  3200  Mark 
verwendet  werden.  Was  von  diesem  Höchstmass  für  Preise 
nicht  ausgegeben  wird,  kann  durch  Beschluss  der  philosophisch- 
philologischen Klasse  zur  Unterstützung  wissenschaftlicher 
Unternehmungen  in  dem  durch  §  7  bezeichneten  Gebiete  ver- 
wendet werden. 

§  io. 

Unterstützungen  wissenschaftlicher  Unternehmungen  werden 
nur  gewährt    auf  Grund   der  Vorlage    eines    genauen    Arbeits- 

Jahrbuch   1912. 


66  Satzungen  der  Stiftungen 

planes  und  unter  der  Voraussetzung  eines  eingehenden,  nach 
dem  Abschluss  des  Unternehmens  an  die  Akademie  zu  erstat- 
tenden Berichtes.  In  Betracht  kommen  nur  Unternehmungen, 
welche  sich  auf  Geschichte,  Sprache,  Literatur  oder  Kunst  der 
Griechen  im  Altertum  und  Mittelalter  beziehen  und  von  einem 
bayerischen  oder  griechischen  Gelehrten  ausgeführt  oder  doch 
geleitet  werden.  Ueber  die  Zeit  der  Auszahlung  der  Unter- 
stützungssumme ist  für  jeden  einzelnen  Fall  Beschluss  zu  fassen. 

§  IL 

Diejenigen  Erträgnisse  des  Fondskapitals,  welche  in  einem 
Jahre  für  die  beiden  bezeichneten  Zwecke  und  etwaige  Ver- 
waltungskosten nicht  zur  Verwendung  kommen,  sind  nach  jedes- 
maligem Beschluss  der  philosophisch-philologischen  Klasse  ent- 
weder für  das  nächste  Jahr  zu  reservieren  oder  zu  dem  Fonds- 
kapital zu  schlagen.  Die  Stellung  eines  Mitgliedes  der  Kom- 
mission gilt  als  Ehrenamt  und  wird  nicht  honoriert. 

§  12. 
Eine  Aenderung  der  Statuten  kann  nur  auf  Antrag  der 
philosophisch-philologischen  Klasse  und  des  Präsidiums  der 
Akademie  durch  Eutschliessung  des  kgl.  bayer.  Staatsmini- 
steriums des  Innern  für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten 
erfolgen. 

Kgl.  bayer.  Akademie  der  Wissenschaften. 

M.  v.  Pettenkofer,  Präsident. 

v.  Christ,      C.  v.  Voit,      Friedrich, 

Klassensekretäre. 


Satzungen  der  Stiftungen  67 

VII. 

Satzung  der  Hardy-Stiftung  bei  der  Kgl.  Bayerischen 
Akademie  der  Wissenschaften 

Landesherrlich  bestätigt  laut  Entschliessung  des  Kgl.  Staatsministeriums 
des    Innern    für    Kirchen-    und    Schulangelegenheiten    vom   7.  Juli   1905 

Nr.  13828. 

§  1. 
Der  am  10.  Oktober  1904  zu  Bonn  verstorbene  Univer- 
sitätsprofessor a.  D.  Dr.  Edmund  Hardy  hat  durch  rechtsgül- 
tiges Testament  vom  28.  Oktober  1901  die  Königlich  Baye- 
rische Akademie  der  Wissenschaften  zur  Erbin  seiner  Hinter- 
lassenschaft eingesetzt  mit  der  Bestimmung,  daraus  abzüglich 
einiger  Vermächtnisse  eine  Stiftung  für  indologische  Studien 
zu  errichten. 

§  2. 
Das  Stiftungsvermögen  besteht 
in  Wertpapieren  zum  Kurswerte  von     71347  M.  80  Pf. 

in  Barem 38  M.  50  Pf. 

somit  in  einem  Gesamtvermögen   von     71  386  M.  30  Pf. 
und    wird   von    der  Kassaverwaltung    der   K.  Bayer.  Akademie 
der  Wissenschaften    nach    den    für    die    übrigen    akademischen 
Stiftungen  und  Fonds  bestehenden  Vorschriften  verwaltet. 

§  3. 
Massgebend  ist  für  die  Verwendung  der  verfügbaren  Mittel 
der  Wille  des  Stifters,    den    er  in   seinem  Testament   in  nach- 
folgender Weise  kundgegeben  hat: 

„Der  Zinsertrag  soll  alljährlich  am  9.  Juli  entweder 
a)  zur  Unterstützung  eines  jungen  Gelehrten,  gleichviel 
welchem  deutschen  Bundesstaat  er  angehören  mag,  der 
seine  Universitätsstudien  bereits  vollendet  hat,  behufs 
Fortsetzung  seiner  Fachstudien,  oder  b)  zu  Preisen  für 
vorliegende,  wissenschaftliche  Leistungen  oder  c)  zur  Unter- 
stützung wissenschaftlicher  Unternehmungen  verwendet 
werden,   —   alles  jedoch  unter  Beschränkung  auf  das  Ge- 


68  Satzungen  der  Stiftungen 

biet  der  Indologie  in  dem  Umfang  dieses  Begriffes,  wie 
er  wissenschaftlich  anerkannt  wird. 

„Die  Verleihung  eines  Preises  für  gedruckte  Werke 
ist  auf  solche  zu  beschränken,  die  im  Laufe  der  letzten 
drei  Jahre,  vom  Verleihungstermin  an  gerechnet,  erschienen 
sind.  In  diesem  Falle,  aber  auch  nur  in  diesem  allein, 
soll  die  Zugehörigkeit  oder  Nichtzugehörigkeit  des  Ver- 
fassers zu  einem  deutschen  Bundesstaat  keinen  Unterschied 
begründen. 

„Bei  der  K.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften  soll 
es  stehen,  im  Falle,  dass  es  sich  um  eine  wissenschaftliche 
Reise  oder  um  Unterstützung  grösserer  wissenschaftlicher 
Unternehmungen  handelt,  auch  über  den  Zinsertrag  von 
zwei  oder  mehreren  aufeinander  folgenden  Jahren  kraft 
eines  einmaligen  Beschlusses  zu  verfügen.  Für  die  Ver- 
längerung über  das  dritte  Jahr  hinaus  soll  es  jedoch  eines 
erneuten  Beschlusses  bedürfen. 

„Die  Verwendung  des  Jahresertrages  der  Hardy-Stif- 
tung  soll  jedesmal  an  einer  geeigneten  Stelle  bekannt  ge- 
geben werden. 

„Wenn  Verhältnisse  irgendwelcher  Art  die  Inanspruch- 
nahme der  Zinserträge  der  Stiftung  für  ihren  eigentlichen 
Zweck  der  Förderung  der  Indologie  ausschliessen,  so  bleibt 
es  der  K.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften  anheim- 
gegeben, sie  für  andere  Zweige  der  orientalischen  Forschung, 
jedoch  unter  Bevorzugung  solcher  Zweige,  welche  sich  mit 
der  Indologie  berühren,  entsprechend  zu  verwenden." 

§  4. 
Über  die  Verwendung  der  Mittel  der  Hardy-Stiftung  be- 
schliesst  die  philosophisch-philologische  Klasse  alljährlich  in 
ihrer  Juli-Sitzung  auf  Grund  von  Vorschlägen  einer  zu  diesem 
Zweck  eingesetzten  Kommission.  Diese  besteht  aus  dem  Prä- 
sidenten der  Akademie,  dem  Klassensekretär,  zwei  Mitgliedern 
der  philosophisch-philologischen  und  einem  Mitglied  der  histo- 
rischen Klasse,  welche  jeweils  auf  drei  Jahre  gewählt  werden  ; 


Satzungen  der  Stiftungen  69 

doch   soll    unter  allen  Umständen    der  Vertreter   der  Indologie 
dieser  Kommission  angehören. 

§  5. 
Diejenigen  Erträgnisse  des  Stiftungsvermögens,  welche  in 
einem  Jahre  für  den  bezeichneten  Zweck  und  etwaige  Verwal- 
tungskosten nicht  zur  Verwendung  kommen,  sind  nach  jedes- 
maligem Beschluss  der  Klasse  entweder  für  das  nächste  Jahr 
zurückzubehalten  oder  zu  dem  Stiftungsvermögen  zu  schlagen. 

§  6. 
Änderungen  dieser  Satzung  sind  nur  auf  Antrag  der  philo- 
sophisch-philologischen Klasse  und  des  Präsidiums  der  Akademie 
mit  Allerhöchster  Genehmigung  zulässig. 

Der   Präsident   der   Kgl.   Bayer.  Akademie   der  Wissenschaften 

v.  Heigel. 

Die  Sekretäre  der  philos.-philol.,  math.-phys.  und 

historischen  Klasse 

Kuhn.  v.  Voit.  Friedrich. 


VIII. 

Satzung  der  Koenigs -Stiftung  zum  Adolf  von  Baeyer- 

Jubiläum  zur  Förderung  wissenschaftlicher  chemischer 

Forschungen. 

Landesherrlich  bestätigt  laut  Entschliessung  des  Kgl.  Staatsministeriums 
des  Innern  für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten  vom  4.  Dezember  1905 

Nr.  26449. 

§    1- 
Der  ausserordentliche  Professor  an  der  Universität  München 
Dr.  Wilhelm  Koenigs  hat  bei  der  Königlich  Bayerischen  Aka- 


70  Satzungen  der  Stiftungen 

demie  der  Wissenschaften  mit  einem  Kapital  von  50  000  Mark 
eine  Adolf  von  Baeyer-Jubiläums-Stiftung  zur  Förderung 
wissenschaftlicher  chemischer  Forschungen  errichtet. 

§  2. 
Zweck    der   Stiftung   ist,    aus   den    Zinsen    des   Stiftungs- 
vermögens wissenschaftliche  chemische  Forschungen   zu  unter- 
stützen. 

§  3- 
Das    Stiftungsvermögen    wird    gebildet    durch    die    bereits 
eingezahlte  Summe   von  50  000  Mark,    ferner   durch   künftige, 
dem  gleichen  Zweck  gewidmete  Spenden,    endlich  durch  nicht 
aufgebrauchte  zum  Kapital  geschlagene  Zinsen. 

§  4. 
Anlage    und   Verwaltung    des   Stiftungsvermögens    erfolgt 
durch    die    Kassaverwaltung    der    Kgl.    Bayer.    Akademie    der 
Wissenschaften   nach   den   für   die  übrigen   akademischen  Stif- 
tungen geltenden  Vorschriften. 

§  5. 

Die  Entscheidung  über  die  jährliche  Vergebung  der  Zinsen 
wird  einer  Kommission  übertragen,  welche  besteht  aus  dem 
Präsidenten  der  Kgl.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften, 
dem  Sekretär  der  mathematisch  -  physikalischen  Klasse  und 
denjenigen  ordentlichen  Mitgliedern  dieser  Klasse,  welche  Ver- 
treter der  Chemie  sind. 

§  6. 

Gesuche  um  Bewilligung  von  Geldmitteln  aus  den  Zinsen 
der  Stiftung  sind  an  den  Sekretär  der  mathematisch-physi- 
kalischen Klasse  zu  richten,  welcher  sie  der  Kommission  zur 
Entscheidung  vorlegt. 

§  7. 

Sitzungen  der  Kommission  finden  wenigstens  einmal  im 
Jahre  statt.  Die  Einladungen  hiezu  ergehen  vom  Präsidium. 
Bei  Stimmengleichheit  entscheidet  die  Stimme  des  Präsidenten. 


Satzungen  der  Stiftungen  71 

§8. 
Eine  Änderung  dieser  Statuten  kann  nur  auf  Antrag  der 
in    §  5    bezeichneten   Kommission    und    nur   mit  Allerhöchster 
Genehmigung  erfolgen. 

Der  Präsident   der   Kgl.  Bayer.  Akademie    der  Wissenschaften 

v.  Heigel. 

Die  Sekretäre  der  philos.-philol.,  math.-phys.  und  historischen 

Klasse 
Kuhn.     v.  Voit.     Friedrich. 


IX. 

Satzung  der  Wilhelm  Koenigs-Stiftung  zur  Förderung 

botanischer  und  zoologischer  Forschungen  und 

Forschungsreisen. 

Landesherrlich  bestätigt  laut  Entschliessung  des  Kgl.  Staatsministeriums 
des  Innern  für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten  vom  25.  April   1907 

Nr.  7754. 

§  1. 
Die  Erben  des  verstorbenen  Professors  der  Chemie  an  der 
Kgl.  Universität  München  Dr.  Wilhelm  Koenigs  stellten  im 
Sinne  des  Verstorbenen  der  Königlich  Bayerischen  Akademie 
der  Wissenschaften  die  Summe  von  50  000  Mark  zur  Verfügung, 
deren  Zinsen  Verwendung  finden  sollen  zur  Förderung  botanischer 
und  zoologischer  Forschungen  und  Forschungsreisen. 

§  2. 
Die  Entscheidung  über  die  Vergebung  der  Zinsen  wird 
einer  Kommission  übertragen,  welche  besteht  aus  dem  Präsi- 
denten der  Kgl.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften,  dem 
Sekretär  der  mathematisch-physikalischen  Klasse  und  je  einem 
Vertreter  der  Botanik  und  der  Zoologie,  welche  von  der 
mathematisch-physikalischen  Klasse  zu  wählen  sind. 


72  Satzungen  der  Stiftungen 

§3. 

Die  Vorschläge  über  die  Verwendung  der  Stiftungszinsen 
gehen  von  den  beiden,  nach  §  2  gewählten  Vertretern  der 
Botanik  und  Zoologie  aus,  wobei  in  der  Regel  abwechselnd 
die  eine  und  die  andere  der  beiden  Disziplinen  berücksichtigt 
werden  soll. 

§  4. 

Die  Vergebung  der  Zinsen  findet  alle  zwei  Jahre  statt. 
Doch  kann  in  besonderen  Fällen  auf  einstimmigen  Beschluss 
der  Kommission  auch  in  der  Zwischenzeit  über  die  vorhandenen 
Zinsen  verfügt  werden. 

Nicht  verwendete  Zinsen  werden  zum  Kapital  geschlagen. 

8  5-  _ 

Die  mit  Hilfe  der  Koenigs-Stiftung  erworbenen  oder  ge- 
sammelten Objekte  (Naturalien  und  Instrumente)  sind  den 
botanischen  oder  zoologischen  Sammlungen  des  Staates  zu 
übergeben. 

§6. 

Wer  aus  der  Koenigs-Stiftung  eine  Bewilligung  erhält, 
hat  der  Kommission  über  die  Verwendung  der  Mittel  Bericht 
zu  erstatten. 

§  7. 

Anlage  und  Verwaltung  des  Stiftungsvermögens  erfolgt 
durch  die  Kassaverwaltung  der  Kgl.  Bayer.  Akademie  der 
Wissenschaften  nach  den  für  die  übrigen  —  nicht  in  das 
Depot  der  Bank  gegebenen  —  Stiftungsgelder  geltenden  Vor- 
schriften. 

Der  Präsident  der  Kgl.  Bayer.  Akademie   der  Wissenschaften 

v.  Heigel. 

Die  Sekretäre  der  philos.-philol.,  math.-phys.  und  historischen 

Klasse 
Kuhn.     v.  Voit.     Poehlmann. 


Satzungen  der  Stiftungen  73 


Satzung  des  Georg  Hitl'schen  Fonds  zur  Förderung 
der  Medaillenkunst. 

Bestätigt  durch  EntSchliessung   des  Kgl.  Staatsministeriums  des  Innern 
für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten  vom  22.  Januar  1909  Nr.  1424. 

§  i. 

Herr  Privatier  Georg  Hitl  in  München  hat  dem  Kgl.  Ge- 
neralkonservatorium der  wissenschaftlichen  Sammlungen  des 
Staates  die  Summe  von  15000  Mark  schenkungsweise  mit  der 
Bestimmung  überwiesen,  dass  deren  Zinsen  Verwendung  finden 
sollen  zur  Förderung  der  modernen  Medaillenkunst. 

§  2. 
Die  Entscheidung  über  die  Vergebung  der  Zinsen  trifft 
eine  Kommission,  die  aus  dem  Generaldirektor  der  wissen- 
schaftlichen Sammlungen  des  Staates,  dem  Schenker,  zwei 
Künstlern  und  zwei  Sachverständigen  besteht.  Einer  der  letz- 
teren hat  der  Direktor  oder  ein  Beamter  des  Münzkabinettes 
zu  sein. 

Die  Mitglieder  der  Kommission  werden  vom  Generaldirektor 
im  Einvernehmen  mit  dem  Stifter  und  dem  Direktor  des  Münz- 
kabinettes gewählt.  Spätere  Ergänzungen  trifft  die  Kommission 
selbst. 

Die  Kommission  wählt  aus  ihrer  Mitte  den  Vorsitzenden. 

Die   Kommission    tritt    alljährlich    mindestens    einmal    bis 

spätestens  20.  Dezember  zusammen.    Die  Einberufung  geschieht 

durch  das  K.  Generalkonservatorium.     Die  Beratung  findet  im 

K.  Münzkabinett  statt. 

8  3. 
Die  jährlichen  Zinsen  können  Verwendung  finden: 
a)  alljährlich  als  Preis  für  die  hervorragendste  Leistung 
auf  dem  Gebiet    der  modernen  Medaillenkunst  während 
des  verflossenen  Jahres. 

Zu    diesem   Zweck   wird    alljährlich    das   K.  General- 
konservatorium  zur  Einsendung   von    einschlägigen  Ar- 


74  Satzungen  der  Stiftungen 

beiten  an  das  K.  Münzkabinett  München  bis  zum  1.  De- 
zember öffentlich  einladen.  Hierbei  können  berück- 
sichtigt werden  nur  fertige  Medaillen  oder  plastische 
Medaillenmodelle,  ferner  auch  in  Stahl  geschnittene, 
sowohl  negative  wie  positive  Stempel.  Übersteigt  das 
Modell  die  projektierte  Grösse  der  Medaille,  so  ist  diesem 
bei  der  Einsendung  eine  photographische  Verkleinerung 
im  beabsichtigten  Durchmesser  beizufügen, 
b)  für  Erteilung  eines  Auftrags. 

Die  Bestimmung  des  Vorwurfs  für  die  Medaille  bleibt 

der  Kommission  vorbehalten,  kann  aber  auch  dem  freien 

Ermessen  des  zu  beauftragenden  Künstlers  anheimgestellt 

werden. 

Für  Preise  und  Aufträge  kommen  nur  in  Betracht  bayerische 

oder  in  Bayern  lebende  Künstler. 

Nicht  verwendete  Zinsen  werden  angesammelt  und  gelangen 
spätestens  alle  drei  Jahre,  vom  Datum  dieser  Satzungen  ab 
gerechnet,  zur  Verwendung. 

§  &• 

Anlage  und  Verwaltung  des  Fondsvermögens,  das  gemäss 
Entschliessung  des  K.  Staatsministeriums  des  Innern  für  Kirchen- 
und  Schulangelegenheiten  vom  12.  November  1908  Nr.  23963 
als  gesondertes,  staatliches  Zweckvermögen  anzusehen  ist,  er- 
folgt durch  die  Kassaverwaltung  der  Königlich  Bayerischen 
Akademie  der  Wissenschaften  nach  den  für  die  Verwaltung 
von  Stiftungsgeldern  geltenden  Vorschriften. 

München,  den   18.  Januar  1909. 

Der  Generaldirektor  der  wissenschaftlichen  Sammlungen  des 

Staates : 

v.  Heigel. 

Der  Direktor  des  K.  Münzkabinetts: 

H  a  b  i  c  h . 


Satzungen  der  Stiftungen  75 

Satzung  der  Heinrich  v.  Brunck-Stiftung. 

Landesherrlich  bestätigt  laut  Entschließung  des  Kgl.  Staatsministeriums 
des  Innern  für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten  vom  22.  Oktober  1909 

Nr.  26067. 

§  1. 
Der  Geheime  Kommerzienrat  Dr.  Heinrich  von  Brunck 
in  Ludwigshafen  am  Rhein  errichtet  bei  der  Königlich  Baye- 
rischen Akademie  der  Wissenschaften  mit  einem  Kapital  von 
50000  Mark  eine  „Heinrich  von  Brunck-Stiftung"  zur 
Förderung  wissenschaftlich-chemischer  Forschungen. 

§  2- 

Zweck  der  Stiftung  ist  die  Verwendung  der  Zinsen  des 
Stiftungsvermögens  zur  Unterstützung  wissenschaftlich-chemi- 
scher und  physikalisch-chemischer  Forschungen. 

Die  Bewilligung  der  Mittel  erfolgt  jährlich,  jedoch  ist  für 
den  Fall  des  Auftretens  eines  größeren  Bedarfs  eine  Über- 
tragung von  einem  Jahr  auf  das  andere  zulässig. 

§  3. 
Anlage    und    Verwaltung    des    Stiftungsvermögens    erfolgt 
durch  die  Kassaverwaltung  der  Königlich  Bayerischen  Akademie 
der  Wissenschaften    nach   den    für  die   „ Königs-Stiftung "    gel- 
tenden Vorschriften. 

Die  Entscheidung  über  die  Vergebung  der  Mittel  wird  einer 
Kommission  übertragen,  welche  besteht  aus  dem  Präsidenten 
der  Königlich  Bayerischen  Akademie  der  Wissenschaften,  dem 
Sekretär  der  mathematisch-physikalischen  Klasse  und  denjenigen 
ordentlichen  Mitgliedern  dieser  Klasse,  welche  Vertreter  der 
Chemie  und  der  physikalischen  Chemie  sind. 


Gesuche  um  Bewilligung  von  Geldmitteln  sind  an  den 
Sekretär  der  mathematisch-physikalischen  Klasse  zu  richten, 
welcher  sie  der  Kommission  zur  Entscheidung  vorlegt. 


76  Satzungen  der  Stiftungen 

§  6. 
Sitzungen    der  Kommission   finden    wenigstens   einmal   im 
Jahre  statt.     Die  Einladungen  hierzu  ergehen  vom  Präsidium. 
Bei  Stimmengleichheit  entscheidet  die  Stimme  des  Präsidenten. 

§7. 
Eine  Änderung  dieser  Statuten   kann  nur  auf  Antrag  der 
in    §  4    bezeichneten   Kommission    und   nur   mit   Allerhöchster 
Genehmigung  erfolgen. 


Der  Präsident  der    Kgl.   Bayer.  Akademie   der  Wissenschaften 

v.  Heigel. 

Die  Sekretäre  der 
Philos.-philol.  Math.-physikal.  Histor.  Klasse 

Kuhn.  v.  Goebel.  v.  Poehlmann. 


77 


Öffentliche  Sitzung 

zur  Feier  des   153.  Stiftungstages 

am  9.  März  1912. 

Die  Sitzung  eröffnete  der  Präsident  der  Kgl.  Akademie 
der  Wissenschaften  Herr  K.  Th.  von  Hei  gel  mit  folgender 
Ansprache : 

Königliche  Hoheiten! 

Hochgeehrte  Festversammlung! 

In  der  Novembersitzung  1906  gab  ich,  gestützt  auf  das 
Urteil  der  Sachverständigen,  an  dieser  Stelle  der  Überzeugung 
Ausdruck,  daß  sich  die  Anlage  eines  unseres  Staates  und 
unserer  hohen  Schulen  würdigeren  botanischen  Gartens 
nicht  länger  hinausschieben  lasse.  Bald  darauf  wurden  auf 
Antrag  der  k.  Staatsregierung  —  dankbaren  Sinnes  sei  dieser 
opferwilligen  Hilfe  jetzt  schon  gedacht!  —  von  der  Landes- 
vertretung die  notwendigen  Mittel  bewilligt,  ein  günstiger  Platz 
wurde  erworben,  mit  unermüdlichem  Eifer  gingen  die  Betei- 
ligten ans  Werk,  und  wenn  keine  unerwarteten  Hindernisse 
dazwischen  treten,  wird  längstens  das  Jahr  1914  die  Eröffnung 
des  neuen  Gartens  bringen. 

Dagegen  konnte  wegen  der  ungünstigen  Finanzlage  des 
Staates  der  dringend  notwendige  Bau  eines  großen  Museums 
für  die  wissenschaftlichen  Sammlungen  noch  nicht  in  Angriff 
genommen  werden,  doch  ist  der  Plan  nur  vertagt,  nicht  auf- 
gegeben. Ich  verwies  im  vorigen  Jahre  auf  den  Platz  gegen- 
über dem  bayerischen  Landesmuseum.     Da  mir   aber   bedeutet 


78  öffentliche  Sitzung  am  9.  März 

wurde,  daß  dieser  Raum  für  alle  historischen  und  naturwissen- 
schaftlichen Sammlungen  nicht  genügen  würde,  möchte  ich 
mir  einen  andren  Vorschlag  erlauben. 

Eine  ideale  Heimstätte  für  unsre  Sammlungen  würden 
die  Baugründe  der  gegenwärtig  frei  werdenden  Mittelschulen 
an  der  Ludwigstraße  bieten.  Ein  Platz  in  unmittelbarer  Nähe 
von  Universität  und  Staatsbibliothek  und  Kunstsammlungen  — 
der  Gedanke  ist  so  schön,  daß  ich  kaum  wage,  auf  eine  Ver- 
wirklichung zu  hoffen,  doch  vermag  ich  mir  auch  nicht  vor- 
zustellen, daß  man  einen  so  zweckmäßigen  Teil  der  von 
Ludwig  I.  geschaffenen  Prunkstraße  der  Privatspekulation  über- 
lassen könnte.  Und  ich  würde  mich  einer  Pflichtvergessenheit 
schuldig  machen,  wenn  ich  nicht  darauf  hinwiese,  daß  wenig- 
stens für  eine  von  unsren  Sammlungen  angemessene  Unterkunft 
schon  jetzt  geschafft  werden  muß,  für  unser  ethnographi- 
sches Museum.  Da  diese  jüngste  unsrer  Sammlungen  in 
gewissem  Sinn  heuer  ihr  fünfzigjähriges  Jubiläum  feiert,  möchte 
ich  ihrer  Geschichte  ein  paar  anspruchslose  Worte  widmen. 

Wenn  sich  Weltreiche  allzu  mächtig  ausbreiten,  pflegen 
sich  einzelne  Gebiete  abzusondern,  und  nicht  selten  sind  aus 
solchen  Teilen  selbst  wieder  gewaltige  Reiche  emporgewachsen. 
Der  nämliche  Prozeß  läßt  sich  in  der  Geschichte  der  Wissen- 
schaften verfolgen.  Auch  hier  trennen  sich  von  Zeit  zu  Zeit  von 
großen  Wissensgebieten  kleinere  ab,  und  besonders  eingehende 
und  systematisch  betriebene  Untersuchungen  lassen  in  manchen 
Spezialdoktrinen  so  wichtige  Erfolge  erzielen ,  daß  sie  selbst 
den    Stammcharakter   selbständiger  Wissenschaften   annehmen. 

So  hat  sich  aus  dem  ungeheuren  geographischen  Gebiet 
im  Laufe  des  19.  Jahrhunderts  die  Ethnologie  abgezweigt. 
Im  Gegensatz  zur  Anthropologie,  der  Lehre  von  der  Körper- 
beschaffenheit des  Menschen,  betrachtet  sie  den  Menschen  als 
Mitglied  einer  Sippe,  eines  Stammes,  eines  Volkes,  untersucht 
die  Eigentümlichkeiten  der  einzelnen  Völker  und  Volksteile 
und  will  durch  vergleichende  Methode  zu  Lehrsätzen  einer 
Völkerpsychologie  durchdringen.  Wenn  nun  auch  unter  den 
das  Volkstum  begründenden  Faktoren  die  Sprache  die  wich- 


Ansprache  des  Präsidenten  79 

tigste  Stelle  einnimmt  und  infolgedessen  die  linguistische  Ethno- 
graphie die  sichersten  Grundlagen  bietet,  so  sind  doch  die 
Objekte  der  deskriptiven  Ethnographie,  liturgische  und  Haus- 
Geräte,  Kleidung  und  Waffen,  Kunst-  und  Gewerbsprodukte 
nicht  minder  geeignet,  über  Religion  und  Mythus,  politisches 
und  gesellschaftliches  Leben  der  Völker  aufzuklären  und  Ein- 
blick in  ihr  Geistesleben  zu  gewähren.  Ohne  Zweifel  sind  die 
Variationen  der  Buddhastatuen,  die  Tjurungen  der  Austral- 
neger,  die  Herrschaftsinsignien  der  afrikanischen  Häuptlinge 
und  tausend  andere  sakrale  und  profane  Geräte  und  Werk- 
zeuge für  die  Universalgeschichte  nicht  minder  wichtige  Quellen, 
als  die  Chroniken  und  Urkunden. 

Als  Begründer  einer  Länder-  und  Völkerkunde  in  wissen- 
schaftlichem Sinn  ist  wohl  Alexander  von  Humboldt  anzusehen ; 
ihm  galt  ja  immer  als  Ziel  der  Wissenschaft,  die  ganze  unge- 
heure Komplikation  der  lebendigen  Wirklichkeit  kennen  und 
verstehen  zu  lernen.  Die  Namen  Theodor  Waitz,  Adolf  Bastian, 
Oskar  Peschel,  Moritz  Wagner,  Friedrich  Ratzel  bezeichnen  den 
glücklichen  Aufschwung  der  neuen  Disziplin,  für  deren  syste- 
matischen Ausbau  freilich  noch  viel  Arbeit  zu  leisten  ist.  Wie 
notwendig  diese  Studien  sind,  liegt  offen  zutage,  denn  das  Wich- 
tigste für  den  Menschen  ist  doch  immer  der  Mensch,  und  bei 
der  mächtigen  Ausbreitung  des  Verkehrs  im  Zeitalter  der  Welt- 
politik kann  das  Interesse  unmöglich  länger  auf  einzelne  her- 
vorragende Kulturkreise  beschränkt  bleiben,  sondern  muß  sich 
auf   Geschichte    und   Leben   aller  Völker   der  Erde   erstrecken. 

Zu  diesem  Studium  haben  wir  aufgeschlagene  Bücher  in 
den  ethnographischen  Museen.  Hier  werden  wir  unterrichtet 
über  die  religiösen  Anschauungen  der  Völker,  über  ihre  künst- 
lerischen Triebe,  ihr  Rechtsgefühl,  ihre  technischen  Fertig- 
keiten ;  sie  erschließen  uns  das  kulturgeschichtliche  Verständnis 
der  Völker;  sie  bieten  den  notwendigen  Komplementär  zu  den 
naturwissenschaftlichen  Sammlungen,  welche  die  organischen 
und  anorganischen  Naturerzeugnisse  vor  Augen  bringen. 

Die  ersten  ethnographischen  Sammlungen  entstanden  in 
Ländern  mit  lebhaft  entwickeltem  Seeverkehr;  ihnen  fiel  es  ja  am 


80  Öffentliche  Sitzung  am  9.  März 

leichtesten,  merkwürdige  und  charakteristische  Objekte  auch  aus 
entfernten  Erdteilen  zu  erwerben.  Die  übrigen  Hauptstädte  folg- 
ten nach;  Berlin  kann  heute  wohl  sogar  mit  London  wetteifern. 

In  München  gab  es  schon  aus  alter  Zeit  interessante  Be- 
stände ;  es  sei  nur  an  die  aus  Ingolstadt  verpflanzte  Sammlung 
des  Jesuitenmissionärs  Ferdinand  Orban  aus  den  ersten  Jahr- 
zehnten des  achtzehnten  Jahrhunderts  erinnert.  In  systematisch 
wissenschaftlicher  Weise  wurde  für  München  zum  erstenmal 
von  den  bekannten  Forschungsreisenden  Spix  und  Martius  ge- 
sammelt. Ihre  Expedition  bildet  ein  denkwürdiges  Kapitel  in 
der  Geschichte  unsrer  Sammlungen  und  Institute. 

Als  im  Frühjahr  1817  der  Kaiser  von  Österreich  dem 
Adjunkten  des  Münchner  botanischen  Gartens,  Martius,  und 
dem  Konservator  der  zoologischen  Sammlung,  Spix,  die  Er- 
laubnis gab,  im  Gefolge  der  Erzherzogin  Leopoldine,  der  Braut 
des  späteren  Kaisers  Dom  Pedro,  die  Reise  nach  Brasilien  mit- 
zumachen, ergriff  eine  lebhafte  Bewegung  die  sonst  so  ruhigen 
akademischen  Kreise.  Auch  noch  aus  den  Akten  läßt  sich  er- 
kennen, wie  aufregend  der  unerhörte  Fall  wirkte.  Alle  drei 
Klassen  arbeiteten  Wunschzettel  aus,  was  die  beiden  Kollegen 
während  ihrer  Reise  und  ihres  Aufenthalts  in  Südamerika  be- 
obachten und  erforschen,  abbilden  und  mitbringen  sollten.  Gar 
merkwürdige  Forderungen  traten  an  den  dreiundzwanzigjährigen 
Botaniker  und  den  etwas  älteren  Zoologen  heran !  Nicht  bloß 
sollten  nach  Möglichkeit  alle  in  den  akademischen  Sammlungen 
fehlenden  Exemplare  der  brasilianischen  Fauna  und  Flora  er- 
worben werden :  die  Philologen  wünschten  Anfertigung  von 
Wörterbüchern  und  Grammatiken  der  noch  unbekannten  ameri- 
kanischen Dialekte,  die  Archäologen  möglichst  genaue  Ab- 
bildungen der  merkwürdigen  Architekturen  und  Denkmäler, 
die  Anthropologen  Aufzeichnung  der  in  physiologischer  und  psy- 
chologischer Hinsicht  bemerkenswerten  Sitten  und  Gebräuche, 
die  Naturwissenschaftler  allerlei  meteorologische,  physikalische 
und  chemische  Beobachtungen,  das  Münzkabinett  unentgelt- 
liche oder  doch  billige  Erwerbung  von  Münzen  und  Medaillen 
der   amerikanischen  Staaten,   und   schließlich    sollten   noch   für 


Ansprache  des  Präsidenten  81 

die  Staatsbibliothek  alle  erdenklichen  Lücken  ausgefüllt  werden. 
Dagegen  war  in  der  Instruktion  besonders  angeordnet,  daß  die 
Reisenden  in  ihre  Tagebücher  keine  Bemerkungen  politischer 
oder  religiöser  Natur  eintragen  sollten. 

Selbstverständlich  konnten  nicht  alle  Wünsche  erfüllt 
werden.  Immerhin  ist  es  erstaunlich,  was  von  den  beiden 
jungen  Akademikern  in  den  indianischen  Gebieten,  die  ihnen 
als  „Paradies  heiliger  Ruhe,  tiefen  Ernstes,  für  süße,  herz- 
zerschmelzende Wehmut  wie  geschaffen",  erschienen,  gearbeitet 
wurde.  Martius  brachte  200000  Pflanzen,  wovon  8000  Arten, 
Spix  eine  unübersehbare  Menge  von  Tieren  aller  Gattungen 
und  Arten  mit  Überwindung  unsäglicher  Hindernisse  und 
Schwierigkeiten  in  die  Heimat  mit.  Die  Staatsbibliothek  er- 
hielt wirklich  ein  paar  hundert  interessante  Handschriften, 
das  Münzkabinett  die  gewünschten  Münzen,  das  Antiquarium 
eine  Reihe  mexikanischer  und  peruanischer  Altertümer,  das 
mineralogische  Kabinett  seltene  Gesteine,  das  physikalische 
Institut  altertümliche  Instrumente.  Außerdem  wurden  noch 
allerlei  Waffen,  Hausgeräte,  Schmucksachen,  Idole  usw.  aus 
den  besuchten  Ländern  der  alten  und  neuen  Welt  heimge- 
bracht; sie  bildeten  den  Kern  unsres  ethnographischen  Mu- 
seums. Die  Gesamtkosten  für  die  Reise,  die  länger  als  drei 
Jahre  gedauert  und  sich  auf  1400  geographische  Meilen  er- 
streckt hatte,  mit  Einschluß  der  gesamten  Ausbeute  betrugen 
34  000  Gulden.  Da  läßt  sich  schwer  begreifen,  wie  eine  Sage 
aufwachsen  konnte,  als  ob  die  hochverdienten  Forschungs- 
reisenden Mißbrauch  mit  Staatsmitteln  sich  erlaubt  hätten ! 

Die  ethnographischen  Objekte  aus  Mexiko  und  Brasilien, 
von  denen  besonders  die  Häuptlingskleider  aus  Vogelfedern 
Aufsehen  erregten,  wurden  in  einem  Saale  des  Naturalien- 
kabinetts im  Wilhelmin  um  untergebracht.  Die  nächste  Zeit 
brachte  außer  einigen  vom  russischen  Generalkonsul  v.  Langs- 
dorff  gespendeten  Gegenständen  von  den  kurilischen  Inseln  und 
den  Aleuten  keinen  nennenswerten  Zuwachs.  Trotzdem  erhob, 
als  eine  Sammlung  eines  Herrn  von  Karwinsky,  —  hauptsäch- 
lich handelte  es  sich  um  mexikanische  Antiquitäten,  nach  der 

Jahrbuch  1912.  ^ 


82  öffentliche  Sitzung  am  9.  März 

Annahme  des  Besitzers  „offenbar  ägyptischen  Ursprungs",  — 
angekauft  wurde,  der  mit  der  Obhut  über  den  ethnographischen 
Saal  betraute  Akademiker  Protest  gegen  eine  „Überschwem- 
mung",  die  eine  geordnete  Instandhaltung  unmöglich  mache. 

0  hätte  diese  Überschwemmung,  Segen  bringend  wie  die- 
jenige des  Nil,  noch  recht  lange  angedauert!  Damals  wäre 
um  Spottpreise  zu  erwerben  gewesen,  was  heute  nur  mit  den. 
schwersten  Opfern  zu  gewinnen  ist! 

Wissenschaftliche  Sammlungen  halten  bekanntlich  nicht 
immer  freundliche  Nachbarschaft.  Da  sich  das  zoologische 
Kabinett  bequemer  ausbreiten  wollte,  beantragte  der  Konser- 
vator Hofrat  Schubert  die  Entfernung  der  brasilianischen  Samm- 
lung ;  auch  verweigerten  Schubert  und  sein  Adjunkt  Wagner, 
wie  sie  freimütig  erklärten,  „aus  Mangel  an  jeglichem  Inter- 
esse" die  ihnen  angesonnene  Inventarisierung  des  bunten  Heiden- 
krams. Die  Sammlung  wurde  nun  in  das  Galeriegebäude  am 
Hofgarten  verbracht.  Doch  auch  die  Galeriedirektion  wollte 
sie,  da  die  Dinge  nur  wissenschaftlichen  Charakter  trügen, 
wieder  los  werden,  während  der  Generalkonservator  der  wissen- 
schaftlichen Sammlungen,  Baron  Freyberg,  betonte,  daß  sie 
zum  Zeugnis  des  allgemeinen  Strebens  aller  Völker,  „das 
Schöne  und  den  Schmuck  des  Lebens  nach  ihrer  Stufe  darzu- 
stellen", am  planmäßigsten  mit  den  Kunstsammlungen  ver- 
einigt bliebe.  „Gehört  in  die  wissenschaftlichen  Sammlungen", 
signierte  König  Ludwig,  und  das  Waisenkind  mußte  gern  oder 
ungern  von  der  geognostischen  Sammlung  aufgenommen  werden. 

In  der  Geschichte  der  Münchner  Sammlungen  stößt  man 
immer  wieder  auf  den  Namen  Ludwigs  des  Ersten,  und  ich 
gebe  nur  der  Wahrheit  die  Ehre,  wenn  ich  versichere,  daß 
er  wie  kein  anderer  auf  alle  ohne  Ausnahme  weiten  Blickes, 
anregend  und  fördernd  gewirkt  hat. 

Während  von  den  gelehrten  Herren  die  ethnographischen 
Studien,  wie  wir  sahen,  sehr  wenig  geschätzt  wurden,  faßte 
der  König  schon  1835  den  Gedanken,  ein  ethnographisches 
Museum  zu  errichten.  Erst  in  den  jüngsten  Tagen  ist  ein 
Brief  des   Forschungsreisenden  v.  Siebold   an   den    König   vom 


Ansprache  des  Präsidenten  83 

21.  April  1835  aufgetaucht.  Darin  beglücktwünscht  Siebold 
den  König  zu  seinem  Vorhaben  und  unterbreitet  ihm  den  Plan, 
den  er  selbst  für  die  niederländische  Regierung  zur  Organi- 
sierung eines  solchen  Museums  ausgearbeitet  hatte.  An  welchen 
Hindernissen  das  Projekt  damals  scheiterte,  ist  nicht  bekannt. 

Doch  eine  überaus  wertvolle  Bereicherung  wurde  den  vor- 
handenen Beständen  zuteil  durch  die  chinesische  Sammlung 
Martucci,  die  König  Ludwig  in  Rom  durch  Martin  Wagner 
kaufen  ließ,  sowie  durch  andere  Erwerbungen  dieses  verständnis- 
vollsten und  geschicktesten  aller  Kunsthändler.  Auf  die  Vorstel- 
lung des  Generalkonservators,  daß  es  zur  Unterbringung  an  Raum 
fehle,  antwortete  der  König  mit  einem  lakonischen  Signat,  das 
mir  auch  für  unsre  Verhältnisse  von  heute  die  Summe  aller 
Weisheit  zu  enthalten  scheint:  „Kommt  Zeit,  kommt  Rat !  Was 
man  hat,  hat  man,  und  kann  später  besser  untergebracht  werden!" 

Das  Domizil  der  Sammlung  muß  aber  in  der  Tat  ein  kläg- 
liches gewesen  sein.  1849  wurde  von  der  Regierung  eine  Neu- 
ordnung anbefohlen.  Ordnungsarbeiten  vorzunehmen,  sei  unmög- 
lich, erwiderte  der  Generalkonservator  Friedrich  Thiersch,  denn 
das  Gelaß  sei  nicht  bloß  dunkel  und  unheizbar,  sondern  auch  so 
klein,  daß  sich  weder  Stuhl  noch  Tisch  mehr  unterbringen  lasse. 

Ein  wichtiger  Fortschritt  wurde  aber  schon  dadurch  er- 
reicht, daß  der  Präparator  am  zoologischen  Museum,  Dr.  Johann 
Kuhn,  den  Auftrag  erhielt,  in  seinen  Freistunden  für  Reinigung 
und  Ordnung  der  ethnographischen  Gegenstände  Sorge  zu 
tragen;  1854  wurde  ihm  dafür  sogar  ein  freilich  bescheidener 
Jahresgehalt  von  150  fl.  ausgesetzt. 

Eine  weitere  Errungenschaft  war  die  Einräumung  von 
drei  Zimmern  im  dritten  Stock  des  Wilhelminums.  Nun  regte 
Thiersch  an,  die  Sammlung  an  bestimmten  Tagen  dem  Besuch 
des  Publikums  zu  öffnen,  doch  mußte  davon  abgesehen  werden, 
weil  es  an  verschließbaren  Kasten  fehlte. 

Endlich  brachen  für  das  Aschenbrödel  der  Münchner 
Sammlungen  bessere  Tage  an.  Im  Jahre  1862  besichtigte 
König  Maximilian  IL  auf  einer  Reise  durch  Holland  die  Mu- 
seen   für  Völkerkunde    im  Haag,    in   Leyden    und  Amsterdam. 

6* 


84  Öffentliche  Sitzung  am  9.  März 

Bald  darauf  faßte  der  für  jedes  wissenschaftliche  Streben  emp- 
fängliche Monarch  den  Entschluß,  auch  für  Bayern  ein  solches 
Institut  ins  Leben  zu  rufen.  Und  er  gewann  auch  zur  Lei- 
tung den  bestgeeigneten  Mann,  den  hochverdienten  Natur- 
forscher Moritz  Wagner,  der  selbst  schon  in  Asien  und  Amerika 
Forschungsreisen  gemacht  hatte.  Der  23.  Juni  1862,  an  dem 
Wagner  zum  Vorstand  des  ethnographischen  Museums  ernannt 
wurde,  kann  als  Geburtstag  des  Museums  gelten,  wenn  auch 
unter  diesem  Namen  erst  1867  die  alten  Bestände  im  Wilhel- 
minum,  die  altnordischen  und  mexikanisch-indischen  Gruppen 
im  Antiquarium  und  die  bisher  in  Obhut  der  Gemäldegalerie- 
direktion befindlichen  chinesischen  und  indischen  Gegenstände 
im  alten  Galeriegebäude  vereinigt  wurden. 

In  einem  Artikel,  den  Ratzel  seinem  Lehrer  und  Freund 
Moritz  Wagner  in  der  Allgemeinen  Deutschen  Biographie  wid- 
mete, wird  beklagt,  daß  Wagner  bei  all  seinem  rührenden 
Eifer  für  die  Sache  zu  wenig  für  die  wissenschaftliche  Ord- 
nung des  ihm  anvertrauten  Gutes  getan  habe.  Doch  jedenfalls 
ließ  er  sich,  was  damals  noch  wichtiger  war,  die  Vermehrung 
des  Schatzes  eifrig  angelegen  sein.  Nicht  bloß  widmete  er 
ihm  die  Ausbeute  seiner  eigenen  Reisen  ;  er  stellte  auch  uner- 
müdlich immer  wieder  den  maßgebenden  Stellen  vor,  wie  be- 
klagenswert es  sei,  daß  München  in  Bezug  auf  Hilfsmittel  für 
das  geographische  Studium  hinter  viel  kleineren  deutschen 
Städten  zurückstehe,  während  doch  infolge  des  emporwachsen- 
den Verkehrs,  der  Massenauswanderung  nach  fernen  Teilen  der 
Erde,  der  Aufschließung  der  wunderbaren  ostasiatischen  Kultur- 
reiche usw.  das  Interesse  an  Länder-  und  Völkerkunde  sich 
immer  noch  steigern  werde. 

Im  allgemeinen  läßt  sich  den  Gelehrten  nicht  nachrühmen, 
daß  sie  Disziplinen,  die  mit  ihrer  eigenen  nichts  zu  tun 
haben,  ein  besonders  liebevolles  Verständnis  entgegenbringen. 
In  dieser  Einseitigkeit  liegt  ja  die  Stärke,  wie  die  Schwäche 
der  deutschen  Wissenschaft.  Ein  universeller  Geist  wie  Justus 
von  Liebig,  der  in  so  vielem  an  Alexander  von  Humboldt  er- 
innert, war  vorurteilsloser.    An  ihm  hatte  Wagner  den  treuesten 


Ansprache  des  Präsidenten  85 

Bundesgenossen.  Auch  Liebig  wies  mit  aller  Wärme  der 
Überzeugung  darauf  hin,  daß  ein  ethnographisches  Museum, 
das  diesen  Namen  tatsächlich  verdiene,  als  wichtiger  Faktor 
der  Volksbildung  zu  gelten  habe,  daß  die  zu  solchen  Zwecken 
von  erleuchteten  Fürsten  und  einsichtsvollen  Volksvertretungen 
aufgewendeten  Mittel  als  ein  Kapital  anzusehen  seien,  das 
durch  Erweiterung  des  geistigen  Horizonts  weiter  Volkskreise 
erfreuliche  Zinsen  tragen  werde. 

Durch  so  beharrliche  Vorstellungen  wurde  endlich  eine 
neue  Erweiterung  —  damals  sprach  man  optimistisch  von  „  Ver- 
vollständigung "  —  des  Museums  durchgesetzt.  1866  wurde 
die  große  japanische  Sammlung  des  niederländischen  Obersten 
Philipp  Franz  von  Siebold,  die,  wie  kaum  eine  zweite,  ein 
treues  Bild  bietet  von  den  religiösen  und  staatlichen,  künst- 
lerischen und  industriellen  Verhältnissen  des  Inselstaates  im 
Aufgang  der  Sonne,  um  50  000  Gulden  angekauft.  Die  Samm- 
lung war  1859  geradezu  mit  Unterstützung  der  japanischen 
Regierung  angelegt  worden,  während  Siebold  bei  seinem  ersten 
Aufenthalt  im  Jahre  1826  das  Wagnis,  Kultusgeräte,  Waffen, 
Landkarten  etc.  aus  Japan  mitfortzunehmen,  fast  mit  dem 
Leben  hätte  büßen  müssen,  —  ein  beredter  Beweis,  welch 
durchgreifender  Umschwung  sich  inzwischen  in  der  Entwick- 
lungsgeschichte des  Inselreiches  vollzogen  hatte!  Gleichzeitig 
wurde  ein  leider  nur  kleiner  Teil  der  indischen  Ausbeute  der 
Gebrüder  Schlagintweit  angekauft,  1868  prächtige  chinesische 
und  malaische  Kunst-  und  Industrieobjekte  aus  dem  Besitz 
des  Forschungsreisenden  Freiherrn  v.  Scherzer. 

Endlich  erhielt  das  Museum  auch  einen  jährlichen  Etat 
von  2313  Mark,  der  freilich  zur  Ausfüllung  der  empfindlichen 
Lücken  nicht  ausreichen  konnte. 

Auf  die  häuslichen  Kriege  innerhalb  der  Münchner  Samm- 
lungen wegen  Überlassung  und  Entziehung  von  Lokalitäten  und 
Ausstellungsobjekten  brauche  ich  hier  des  näheren  nicht  ein- 
zugehen. Eine  schwere  Fehde  gab  es  u.  a.  zwischen  Moritz 
WTagner  und  Hefner-Alteneck  aus  Anlaß  der  Frage,  ob  die 
japanischen  Porzellane,  welche  ein  Pfalzgraf  von  Pfalz-Birken- 


86  öffentliche  Sitzung  am  9.  März 

feld  im  17.  Jahrhundert  von  Jesuitenmissionaren  erhalten  hatte, 
ob  ferner  die  in  den  Türken  kriegen  von  den  Bayern  erbeuteten 
Waffen  usw.  in  die  ethnographische  Sammlung  oder  in  das 
Landesmuseum  gehörten.  Die  Ansicht  Hefner- Altenecks,  daß 
das  Porzellan  im  Landesmuseum  verbleiben  müsse,  „um  eine 
zureichende  Vorstellung  der  Geschmacksrichtung  des  Orients 
jener  Zeit  im  Gegensatz  zur  gleichzeitigen  in  Deutschland  zu 
geben",  scheint  mir  auf  schwachen  Füßen  zu  stehen,  und  zur 
Erinnerung  an  die  Erstürmung  von  Belgrad  könnten  einzelne 
charakteristische  Stücke  genügen.  Meine  harmlosen  kritischen 
Bemerkungen  sollen  jedoch  keineswegs  ein  Wiederausgraben 
der  Kriegsaxt  bedeuten! 

Die  bedauerlichste  Lücke  wies  und  weist  noch  heute  die 
Abteilung  der  sogenannten  Naturvölker  auf.  Es  war  also  ein 
besonders  willkommener  Zuwachs,  daß  der  Nachfolger  Wagners, 
Max  Buchner,  1885  seine  gesamte  westafrikanische  Ausbeute 
dem  Museum  zum  Geschenke  machte  und  das  von  ihm  auf 
späteren  Reisen  in  Australien  und  Ostasien  erworbene  Material 
für  das  Museum  angekauft  wurde.  Vor  allem  wichtig  war 
ein  Gewinn,  der  1906  unmittelbar  der  Initiative  unsres  Ehren- 
mitgliedes, der  Frau  Prinzessin  Therese  von  Bayern,  zu  ver- 
danken ist,  die  instruktive  Sammlung  von  Keramiken,  Idolen, 
Gewandstücken,  Mumien  usw.  aus  altperuanischen  Ruinenstätten. 

Im  letzten  Jahrzehnt  mehrten  sich  die  Bestände  über- 
haupt sowohl  durch  die  erhöhten  Zuwendungen  aus  staatlichen 
und  Stiftungsmitteln,  als  durch  hochherzige  Schenkungen  von 
Privaten  in  ganz  anderem  Umfang  und  Tempo,  als  früher. 
Ich  greife  nur  willkürlich  aus  der  Fülle  von  Spenden  einzelne 
heraus,  wenn  ich  erinnere  an  die  von  Herrn  Baurat  Doering 
gestifteten  großartigen  siamesischen  Kunstwerke,  an  die  weitere 
siamesische  Kunstsammlung  des  Herrn  Ingenieur  Spratter,  an 
die  Ausbeute  des  Herrn  Dr.  Bruegel  aus  Siam  und  Borneo, 
an  den  Schatz  von  feinsten  japanischen  Keramiken,  den 
Professor  Große  um  höchst  bescheidene  Summen  für  uns 
erwarb,  an  den  prachtvollen  individualisierten  Buddhakopf, 
den   war   Herrn    Ingenieur   Eisenhofer,    an    die    reizenden   per- 


Ansprache  des  Präsidenten  87 

sischen  Bronzen  und  Textilien,  die  wir  Herrn  Professor  Dr. 
Merzbacher  verdanken,  an  die  Kunsterzeugnisse  der  primitiven 
Völker  auf  Neuguinea,  die  der  Gouverneur  Exzellenz  von  Hahl 
mit  Hilfe  der  Neuendettelsauer  Mission  und  des  Herrn  Regie- 
rungsrates Füll  für  uns  sammelt,  an  die  mexikanische  und 
totonakische  Antiquitätensammlung  Herrn  Dr.  Lehmanns,  an 
die  mit  einer  gütigen  Spende  des  bayerischen  Stiftungsfonds 
gekaufte  prähistorische  Sammlung  aus  Mexiko,  an  die  vielen 
Einzelgeschenke  der  allzeit  hilfsbereiten  Gönner  Freiherr  von 
Schacky   auf  Schönfeld,    Richard   Chillingsworth   und   anderer. 

Welche  Veränderung  unseres  Museums  diese  Massenzu- 
gänge mit  sich  brachten,  mögen  ein  paar  Zahlen  beweisen.  Da- 
mals, als  der  Konservator  die  lästige  Überflutung  beklagte,  zählte 
das  Inventar  400  Nummern,  zu  Ende  des  Jahres  1911  zählte 
es  32127;  mit  der  in  jüngster  Zeit  von  Professor  Scherman  mit- 
gebrachten hinterindischen  Ausbeute  wird  es  auf  40000  steigen. 

Die    Sammlung  Schermans   wird,   weil  sie   im    überfüllten 

»Museum  keinen  Platz  finden  kann,  demnächst  für  einige  Zeit 
in  diesen  Räumen  ausgestellt  werden ;  sie  wird  auch  hoch- 
gespannte Erwartungen  nicht  enttäuschen. 

Soll  der  leidigen  Überfüllung  wegen  die  Sammeltätigkeit 
eingestellt  oder  herabgemindert  werden?  Gewiß  nicht!  Das 
Wort  Bastians,  es  sei  dringend  geboten,  alles  Erreichbare  noch 
aufzusammeln,  ehe  die  charakteristische  Eigenart  der  Völker 
von  der  Alles  nivellierenden  Kultur  verdrängt  wird,  gilt  auch 
noch  für  unsere  Zeit,  freilich  eine  Mahnung  zur  zwölften 
Stunde!  „Kommt  Zeit,  kommt  Rat,  man  hat,  was  man  hat, 
und  kann  später  besser  untergebracht  werden!" 

Hoffentlich  ist  der  Tag  nicht  allzufern,  daß  auch  München 
ein  so  willkommenes  Fest  feiern  kann,  wie  Stuttgart  im  Mai 
des  vorigen  Jahres  mit  der  Eröffnung  des  Linden museums. 

Gelegentlich  dieses  Ehrentages  des  Württembergischen 
Vereins  für  Handelsgeographie  wurde  in  der  Presse  eine  un- 
freundliche Parallele  gezogen  zwischen  unsrem  Münchner 
Museum,  das  überreich  sei  an  ostasiatischen  Kunst-  und  Kunst- 
gewerbeerzeugnissen,   wie   sie   die  Sammeltätigkeit   einer  über- 


88  öffentliche  Sitzung  am  9.  März 

wundenen  Geschmacksrichtung  bevorzugte,  und  dem  Stuttgarter, 
das  in  ausreichender  Fülle  die  bemerkenswertesten  Erzeugnisse 
der  wichtigsten  Naturvölker  zu  vergleichendem  Studium  der 
Kulturen  des  Erdkreises  zu  bieten  habe. 

Ich  kann  darüber  nicht  als  Fachmann  urteilen.  Ich  habe 
die  bedeutenderen  ethnographischen  Sammlungen  nur  als  Laie, 
aber,  wie  ich  hoffe,  mit  offenen  Augen  studiert.  Nach  meinem 
Ermessen  wäre  es  gar  nicht  wünschenswert,  daß  von  den  vielen 
deutschen  Sammlungen  die  eine  genau  so  aussähe,  wie  die  andere. 
Mit  Berlin  kann  heute  kein  andres  deutsches  Institut  mehr  in 
Wettbewerb  treten ;  wer  ernste  ethnographische  Fachstudien 
betreiben  will,  wird  immer  dorthin  seine  Schritte  lenken  müssen. 
Im  übrigen  kann  es  aber  nur  erwünscht  sein,  daß  in  den  ver- 
schiedenen Sammlungen  bald  diese,  bald  jene  Kulturperiode 
reichhaltiger  vertreten  ist.  Jetzt  in  einem  Institut,  in  welchem 
—  dank  einem  frühzeitig  betätigten  Interesse  —  die  seit 
uralten  Zeiten  hochentwickelte  Produktion  Ostasiens  und  In- 
diens glänzend  vertreten  ist,  diese  Kulturen  zu  vernachlässigen, 
die  historisch  begründete  Eigenart  unsres  Museums  zu  Gunsten 
eines  sogenannten  moderneren  Standpunkts  aufzuopfern,  wäre 
meines  Erachtens  ebenso  verfehlt,  wie  wenn  man  bei  uns  fort- 
fahren würde,  die  tiefer  stehenden  Naturvölker,  die  für  den 
Ethnologen  größeres  Interesse  bieten,  unberücksichtigt  zu  lassen. 

Das  eine  liebevoll  pflegen,  das  andre  nach  besten  Kräften 
zu   fördern,   muß   für   unser   Museum   zur  Richtschnur   dienen. 

Den  Künstlern  und  Kunstfreunden  soll  es  den  Genuß  von 
Erzeugnissen  eines  unendlich  feinen  Schönheitssinnes  und  Natur- 
gefühls, die  Freude  an  einer  im  Abendland  niemals  erreichten 
und  erreichbaren  Form-  und  Farbengebung  vermitteln,  aber 
zugleich  soll  es  instand  gesetzt  werden,  der  wissenschaftlichen 
Forschung  zur  Aufhellung  der  völkerpsychologischen  Gesetze 
gute  Dienste  zu  leisten. 

Fehlt  nur  noch  eins,  was  uns  ein  gütiger  Gönner,  falls 
er  über  den  nötigen  Kredit  verfügt,  auf  einem  Blättchen 
Papier  zur  Verfügung  stellen  könnte! 


Bewilligungen  aus  den  Stiftungen  89 

Hierauf  gab  der  Präsident  bekannt,  daß  aus  den  der 
Akademie  der  Wissenschaften  zur  Verfügung  stehenden  Mitteln 
der  akademischen  Stiftungen  folgende  Summen  bewilligt 
wurden : 

1.  aus  den  Zinsen  des  Thereianosfonds: 

an  Studienrat  Karl  Reichhold  in  München  zur  Fort- 
setzung seiner  Arbeiten  an  dem  Werke  „Griechische  Vasen- 
malerei"  1000  M.; 

an  Professor  Dr.  August  Heisenberg  in  München  für 
die  Herausgabe  der   „Byzantinischen  Zeitschrift"    1500  M.; 

an  denselben  als  erste  Rate  für  die  Herstellung  eines  General- 
registers zu  Band  13 — 24  dieser  Zeitschrift  500  M. ; 

an  denselben  für  die  Unterstützung  des  mittelgriechischen 
Urkundenkorpus  1000  M.; 

an  Professor  Dr.  Leopold  W enger  in  München  als  Zu- 
schuß zu  seiner  Ausgabe  der  byzantinischen  Papyri  der  K.  Hof- 
und  Staatsbibliothek  500  M.; 

an  Dr.  Friedrich  Stählin,  Gymnasialprofessor  in  Nürn- 
berg zu  topographischen  Forschungen  in  Thessalien  als  zweite 
Rate  1000  M.; 

an  Dr.  Athanasios  Buturas  in  Athen  zur  Fortsetzung 
seiner  mittelgriechischen  Sprachstudien  500  M. ; 

an  Dr.  Karl  Bitterauf,  Gymnasialprofessor  in  Kempten, 
zur  Neuherausgabe  der  Aristotelischen  Schrift  „de  generatione 
animalium"   als  zweite  Rate  300  M.; 

an  Dr.  Ludwig  Bürcher,  Gymnasialprofessor  in  München, 
zu  topo-  und  chorographischen  Studien  in  Griechenland  300  M.; 

an  Professor  Dr.  Ludwig  Curtius  in  Erlangen  zur  Vollen- 
dung seiner  Arbeit  „Die  Beziehungen  der  griechischen  archa- 
ischen Kunst  zu  Vorderasien "   400  M. ; 

einen  Preis  von  800  M.  erhielt  Professor  Dr.  Georgios  N. 
Hatzidakis  in  Athen  für  seine  in  den  letzten  Jahren  erschie- 
nenen Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  griechischen  Sprach- 
geschichte ; 


90  öffentliche  Sitzung  am  9.  März 

2.  aus  der  Zinsenrate  der  Savigny-Stiftung: 

600  M.  an  das  Kuratorium  der  Stiftung  zur  Unterstützung 
des  Honorarfonds  der  Zeitschrift  der  Savigny-Stiftung  für  Rechts- 
geschichte; 

2000  M.  an  Universitätsprofessor  Dr.  Leopold  W  enger 
in  München  zur  Unterstützung  seiner  Publikation  von  byzan- 
tinischen Papyrusurkunden  der  hiesigen  Hof-  und  Staats- 
bibliothek; 

2400  M.  an  Universitätsprofessor  Dr.  Ludwig  Wahrmund 
in  Prag  zur  Fortsetzung  seiner  Ausgabe  von  Quellen  zur  Ge- 
schichte des  römisch-kanonischen  Prozesses  im  Mittelalter; 

3.  aus  den  Zinsen  der  Heinrich  v.  Brunck- Stiftung: 

an  Dr.  Wilhelm  Schlenck  in  München,  zur  Beschaffung 
optischer  Apparate  zu  Untersuchungen  des  Verhältnisses  zwischen 
Farbe  und  Konstitution  organischer  Verbindungen  1170  M.; 

an  Professor  Dr.  A.  Ries  in  Bamberg,  für  chemisch-kri- 
stallographische  Untersuchungen  500  M.; 

an  Dr.  Ludwig  Kalb  für  Arbeiten  auf  dem  Indigo-Gebiete 
300  M.; 

4.  aus  den  Zinsen  der  Wilhelm  Koenigs-Stiftung 
zur  Förderung  botanischer  und  zoologischer  For- 
schungen und  Forschungsreisen: 

an  Dr.  Erich  Zugmeyer  in  München  der  Betrag  von 
2000  M.  als  Zuschuß  zu  den  Kosten  seiner  zoologischen  For- 
schungsreise nach  Beludschistan ; 

5.  aus  den  Zinsen  der  Koenigs-Stiftung  zum 
Adolf  v.  Baeyer-Jubiläum: 

an  Dr.  Kurt  H.  Meyer  in  München,  zur  Anschaffung  von 
Apparaten  für  wissenschaftliche  Arbeiten  bei  hohen  Tempera- 
turen und  Drucken  (Pyrometer,  elektrische  Ofen,  Bomben  u.  a.) 
2000  M.; 


Bewilligungen  aus  den  Stiftungen  91 

an  Professor  Dr.  Piloty  in  München,  zur  Anschaffung 
von  Apparaten  und  Präparaten  für  die  Fortführung  seiner  Ar- 
beiten über  den  Blutfarbstoff  1 500  M. ; 

an  Professor  Dr.  Wilhelm  Prandtl  in  München,  zur  Be- 
schaffung seltener  niob-  und  tantalhaltiger  Mineralien  300  M.; 

an  Dr.  Rudolf  Pummerer  in  München,  für  seine  Arbeiten 
über  hochkondensierte  aromatische  Ringsysteme  300  M.; 

6.    aus    den  Zinsen   der   Münchener  Bürger-  und 
Cr  am  er-Klett- Stiftung: 

Leutnant  Niedermayer  beim  10.  Feld-Artillerie-Rgt.  als 
Beitrag  zu  einer  geographischen  Forschungsreise  nach  Persien 
1000  M.; 

Professor  Ludwig  Neumayer  in  München  zu  entwick- 
lungsgeschichtlichen Untersuchungen  über  den  Kopf  und  Darm- 
kanal von  Wirbeltieren  in  Neapel,  Wien  und  Stuttgart  1200  M. ; 

Professor  Rieh.  Goldschmidt  in  München  für  Erblich- 
keitsstudien an  Enten  und  Schmetterlingen  1200  M.; 

Professor  Franz  Doflein  in  München  zur  Beschaffung 
von  Untersuchungsmaterial  für  Studien  an  dekapoden  Krebsen 
500  M.; 

Professor  Ferd.  Birkner  in  München  zu  Ausgrabungs- 
arbeiten im  Hohlenstein  bei  Nördlingen    1000  M. ; 

Dr.  Edgar  Dacque  in  München  zur  Herausgabe  einer 
geologischen  Aufnahme  des  Alpengebietes  Bayrischzell-Schlier- 
see,  Tegernsee,  Rottachtal-Valepp-Rothwand  400  M.; 

Dr.  Rudolf  Allers  in  München  zur  Durchführung  von 
Stoffwechsel  versuchen  bei  Geisteskranken  1000  M. ; 

Dr.  Otto  Koehler  in  München  für  Untersuchung  der 
Wachstumsverhältnisse  von  Kern  und  Protoplasma  an  Seeigeln 
in  Neapel  1500  M.; 

Dr.  Karl  Boden  in  München  über  die  Tektonik  der  Ost- 
alpen 300  M. ; 


92  öffentliche  Sitzung  am  9.  März 

Aus  dem  Etat  für  besondere  wissenschaftliche 
Publikationen  der  philosophisch-philologischen  und 
der  historischen  Klasse  wurden  bewilligt: 

an  Professor  Dr.  Hermann  Fischer  in  Tübingen  zur  Her- 
ausgabe des  Schwäbischen  Wörterbuchs  300  M.; 

zur  Herausgabe  der  Mittelalterlichen  Bibliotheks- 
kataloge 1000  M.; 

an  Dr.  Hermann  Stadler,  Gymnasial -Rektor  in  Burg- 
hausen zur  Herausgabe  der  Werke  des  Albertus  Magnus  400  M. ; 

an  Lyz.- Professor  Schröder  in  Dillingen  zur  Heraus- 
gabe der  Matrikel  der  Universität  Dillingen  125  M.  (4.  Rate). 

an  Dr.  H.  Stöcklein  in  München  zu  seiner  Arbeit  über 
die  Neuburger  Rüstkammer   500  M. ; 

an  Dr.  Bernhart,  Hilfsarbeiter  im  Münzkabinett,  zu  numis- 
matischen Studien  in  Paris  500  M. 


Hierauf  verlasen  die  Herren  Klassensekretäre  Ernst  Kuhn, 
v.  Goebel,  v.  Poehlmann  folgende  Nekrologe: 

Am  3.  Oktober  1911  starb  zu  Bozen  Geheimer  Rat  Dr. 
Wilhelm  Dilthey,  Professor  der  Philosophie  an  der  Universität 
Berlin,  der  durch  feinsinnige  Untersuchungen  psychologischen, 
ästhetischen  und  literar- historischen  Inhalts  namentlich  die 
Theorie  und  Geschichte  der  Geisteswissenschaften  sowie  die 
philosophische  Auffassung  poetischen  Schaffens  wesentlich  ge- 
fördert hat  und  durch  sein  Werk  über  Schleiermacher,  sowie 
durch  die  unter  seiner  Leitung  unternommene  Kant- Ausgabe 
der  Berliner  Akademie  auch  in  weiteren  Kreisen  bekannt  ge- 
worden ist. 

Am  30.  November  1911  starb  zu  Berlin  Geheimer  Rat  Dr. 
Johannes  V ah len,  Professor  der  klassischen  Philologie,  ein  be- 
sonnener Kritiker  und  glücklicher  Interpret  der  klassischen 
Texte,  der  vor  allem  durch  seine  musterhaften  Ausgaben  der 
Fragmente  des  Ennius,  der  Poetik  des  Aristoteles  und  von 
Ciceros  Schrift  de  legibus  seinem  Namen  ein  dauerndes  Andenken 
gesichert  hat. 


Nekrologe  93 

Am  10.  Dezember  1911  starb  in  seinem  94.  Lebensjahr 
das  auswärtige  Mitglied  Sir  Joseph  Dalton  Hooker.  Er 
gehörte  unserer  Akademie  fast  60  Jahre  seit  1852  an;  er  war 
so  bei  weitem  das  älteste  Mitglied  sowohl  was  die  Zahl  der 
Lebensjahre,  als  was  die  der  Mitgliedschaft  anbetrifft.  In 
seinem  Leben  spiegelte  sich  auch  ein  gutes  Stück  der  Ent- 
wicklung der  Botanik  und  der  Biologie  überhaupt.  War  er 
doch  der  letzte  überlebende  Freund  Darwins,  der  diesen  bei 
seinen  botanischen  Untersuchungen  vielfach  unterstützte  und 
außerdem  einer  der  letzten  Naturforscher  der  älteren  Rich- 
tung, die  noch  nicht  der  leidigen,  wenn  auch  notwendigen 
Spezialisierung  unserer  Zeit  unterworfen  waren.  Wie  Darwin 
war  auch  Hooker,  wenngleich  sein  Arbeitsgebiet  die  Botanik 
war,  auch  auf  geologischem  und  geographischem  Gebiete  selb- 
ständig forschend  tätig. 

Seine  naturwissenschaftlichen  Neigungen  wurden  früher 
schon  angeregt  und  gefördert  durch  seinen  Vater,  Sir  William 
Hooker,  der  ein  um  die  systematische  Botanik  sehr  verdienter 
Forscher  und  der  eigentliche  Gründer  der  berühmten  Kew- 
Gardens  war.  Joseph  Dalton  Hooker  wurde  am  30.  Juni  1817 
in  Halesworth  geboren  und  in  Glasgow,  wo  sein  Vater  Pro- 
fessor war,  erzogen.  Er  studierte  zunächst  Medizin  und  trat, 
wie  Huxley  und  manche  anderen  englischen  Naturforscher  als 
Schiffsarzt  in  die  Marine  ein,  was  ihm  die  Möglichkeit  bot, 
an  Forschungsreisen  teilzunehmen.  So  war  er  schon  als  ganz 
junger  Assistenzarzt  Mitglied  der  berühmten  antarktischen  Ex- 
pedition unter  Sir  James  Clark  Ross,  die  ihn  nach  Neuseeland, 
Australien,  Tasmanien,  den  Kerguelen,  Feuerland,  und  den 
Falklandsinseln  führte.  Reiche  Sammlungen,  die  ihm  nachher 
als  Material  zu  grundlegenden  Werken  für  die  Flora  dieser 
Länder  dienten,  waren  das  Resultat  der  Reise.  Nach  wenigen 
in  der  Heimat  zugebrachten  Jahren  trat  er  1847  eine  Reise 
nach  Ostindien  an,  und  lernte  so  auch  die  Vegetation  der 
Tropen  aus  eigener  Anschauung  kennen.  Er  untersuchte  die 
Gangesebene,  den  Himalaya  bis  Tibet,  und  drang  sogar  —  was 
bisher   nicht  mehr  geschah    —    ins   östliche   Nepal    vor.      Das 


94  öffentliche  Sitzung  am  9.  März 

Buch,  in  dem  er  seine  Reise  beschrieb,  seine  „Himalayan  Jour- 
nals", gilt  in  England  als  eine  klassische  Reisebeschreibung, 
auch  darf  wohl  angenommen  werden,  daß  diese  Reise  den 
ersten  Anstoß  zu  der  später  von  ihm  bearbeiteten  Flora  indica 
gab.  Im  Jahre  1860  besuchte  er  noch  den  Libanon  und 
Syrien,  1871  Marokko  und  den  Atlas,  1877  Nordamerika. 

Nach  dem  Tode  seines  Vaters  1865  übernahm  er  die 
Direktion  des  berühmten  Kew-Garden,  dessen  Tätigkeit  unter 
seiner  Leitung  mächtig  zunahm  und  namentlich  auch  für  die 
Kulturen  in  den  englischen  Kolonien  wichtig  wurde. 

1895  zog  er  sich  zurück,  blieb  aber  bis  ganz  kurz  vor 
seinem  Ende  unausgesetzt  wissenschaftlich  tätig,  geliebt  und 
geehrt  von  der  jüngeren  Generation.  Vor  einigen  Jahren  war 
es  mir  vergönnt,  ihn  auf  seinem  Landsitz  Sunningdale  zu  be- 
suchen. Ein  alter  Kutscher  mit  einem  alten  Pferde  holte  uns 
an  der  Station  ab  und  brachte  uns  in  das  Landhaus,  dessen 
Garten  eine  auserlesene  Pflanzensammlung  barg.  Sir  Joseph 
aber  war  lebhaft  und  geistig  angeregt  wie  in  seinen  jungen 
Jahren,  und  ei  zählte  frisch  und  munter  von  seiner  letzten 
Lieblingsarbeit,  einer  Monographie  der  Gattung  Impatiens. 
Seine  wissenschaftliche  Tätigkeit  hier  im  einzelnen  zu  schildern 
ist  nicht  möglich,  es  kann  nur  kurz  einiges  davon  angedeutet 
werden.  Vor  allem  hat  er  durch  seine  Bearbeitung  verschie- 
dener großer  Florengebiete  mächtig  zur  Kenntnis  des  Pflanzen- 
kleides der  Erde  beigetragen.  Es  sei  nur  genannt  seine  Flora 
antarctica,  die  Flora  Novae  Zelandiae,  die  Flora  Tasmaniae, 
die  große  Flora  of  British  India,  die  1897  abgeschlossen  wurde, 
Muster  eines  Riesenfleißes  und  genauester  Sachkenntnis. 

Diese  floristische  Studien  leiteten  ihn  auch  zu  pflanzen- 
geographischen Forschungen. 

Seine  Untersuchungen  über  insulare  Floren,  und  sein 
„Introductory  essay  to  the  flora  of  Tasmania"  waren  für  die 
Entwicklung  der  Pflanzengeographie  von  großer  Bedeutung. 
Der  letztere  zeigte  zugleich,  wie  sehr  ihn  die  Speziesfrage 
beschäftigte,  die  dann  durch  Darwin  und  Wallace  in  den 
Vordergrund   des  Interesses   trat.     War  es  doch  auch  Hooker, 


Nekrologe  95 

der  zusammen  mit  Lyell  Darwin  veranlagte,  im  Jahre  1858 
einen  vorläufigen  Bericht  über  seine  Theorie  zu  veröffentlichen, 
nachdem  dieser  durch  einen  Brief  von  Wallace,  der  damals  im 
malaiischen  Archipel  weilte,  zunächst  sehr  entmutigt  worden 
war.  Wallace  war  zu  ganz  ähnlichen  Schlüssen  wie  Darwin 
gelangt,  ohne  aber  eine  so  durchgearbeitete  Theorie  wie  dieser 
bieten  zu  können. 

Indes  war  Hooker  auch  auf  anderen  Gebieten  der  Botanik, 
dem  der  Morphologie,  Ökologie  und  Paläontologie  tätig.  Seine 
Arbeiten  über  Balanophoreen,  über  Welwitschia  mirabilis  und 
über  Nepenthes  und  andere  Carnivoren  waren  von  großer  Be- 
deutung. 

Der  unermüdliche  Arbeiter  fand  aber  Zeit  und  Kraft  auch 
für  zusammenfassende  große  Werke.  Mit  Bentham  zusammen 
bearbeitete  er  die  Genera  plantarum,  ein  Standardwerk  der 
systematischen  Botanik,  und  unter  seiner  Leitung  gab  Jackson 
den  Index  Kewensis  heraus,  ein  Verzeichnis  sämtlicher  kritisch 
geprüfter  Pflanzennamen;  ein  Riesenwerk,  für  dessen  Ausfüh- 
rung Darwin  testamentarisch  die  Mittel  hinterlassen  hatte. 

Außerdem  erschienen  unter  Hookers  Leitung  zahlreiche 
Abbildungswerke. 

Wie  sein  Leben  reich  an  Arbeit  war,  so  war  es  auch 
reich  an  Ehren.  Er  war  Mitglied  fast  aller  Akademien  und 
gelehrter  Gesellschaften  der  Welt  und  mit  Recht  wählte  ihn 
die  schwedische  Akademie  bei  der  200  jährigen  Linne-Feier 
zum  einzigen  Empfänger  der  goldenen  Linne-Medaille.  Glich 
er  doch  dem  großen  Schweden  an  umfassender  Pflanzenkenntnis 
und  an  Arbeitskraft  wohl  am  meisten  von  allen  damals  lebenden 
Botanikern.  War  er  auch  keines  von  den  seltenen  Genies,  die 
ihrer  Wissenschaft  ganz  neue  Bahnen  wiesen,  so  hat  er  doch 
unvergängliche  Spuren  seiner  rastlosen  Wirksamkeit  hinter- 
lassen. Goebel. 

Am  1.  März  dieses  Jahres  starb  in  Berlin  einer  der  Haupt- 
begründer der  physikalischen  Chemie,  Jacobus  Henricus 
van  'tHoff.     Er  wurde   am  30.  August  1852   als  Sohn   eines 


96  öffentliche  Sitzung  am  9.  März 

Arztes  in  Rotterdam  geboren,  und  zeigte  schon  als  kleiner 
Knabe  eine  große  Vorliebe  für  Naturwissenschaften,  indem  er 
mit  Kameraden  chemische  Experimente  anstellte  und  das  dafür 
notwendige  Geld  durch  Erhebung  von  Eintrittsgeldern  sich  ver- 
schaffte. Dem  Wunsche  des  Vaters  folgend,  wollte  er  sich  der 
Technik  widmen  und  absolvierte  deshalb  die  Polytechnische 
Schule  in  Delft.  Über  seinen  weiteren  Studiengang  sagt  er 
selbst:  „Für  die  chemische  Technik  bestimmt  führte  mich  mein 
mathematisches  Bedürfnis  alsbald  nach  der  Universität  Leiden, 
und  ich  widmete  mich  der  Mathematik,  bis  die  alte  Liebe  zur 
Chemie  wieder  in  den  Vordergrund  trat  und  mich  ein  paar 
großen  Zentren  der  Strukturchemie  zuführte,  bei  Kekule  in 
Bonn  und  bei  Wurtz  in  Paris.  Dieser  doppelte  Drang  zur 
Mathematik  einerseits  und  zur  Chemie  andererseits  hat  sich 
dann  meinen  sämtlichen  wissenschaftlichen  Bestrebungen  auf- 
geprägt." 

Unter  Kekules  Leitung  ist  dann  eine  kleine  Experimental- 
untersuchung  entstanden,  die  den  Inhalt  von  van  'tHoffs  erster 
Publikation  „Über  eine  neue  Synthese  der  Propionsäure"  bil- 
dete, aber  keineswegs  aus  dem  üblichen  Rahmen  solcher  Erst- 
lingsversuche hervortrat.  Auch  seine  späteren  experimentellen 
Arbeiten  sind  nicht  hervorragend,  er  galt  bei  seinen  Bekannten 
nicht  als  besonders  geschickt  im  Experimentieren.  Sein  Auf- 
enthalt in  Bonn  wurde  aber  nach  einer  anderen  Richtung  hin 
für  seine  Laufbahn  entscheidend.  Er  sah  in  den  Vorlesungen 
von  Kekule  dessen  Atommodelle,  welche  aus  durch  Drähte 
verbundenen  Kugeln  bestehen,  die  Kekule  schon  im  Jahre  1867 
veröffentlicht  hat.  Als  er  nun  von  Bonn  nach  Paris  ging  und 
dort  mit  den  Arbeiten  von  Pasteur  bekannt  wurde,  ging  ihm 
ein  Licht  auf  über  den  Zusammenhang  zwischen  der  chemi- 
schen Konstitution  und  den  optischen  Eigenschaften  drehender 
Substanzen.  In  der  Tat  enthalten  die  Atommodelle  Kekules 
schon  die  ganze  Theorie  des  asymmetrischen  Kohlenstoffs,  wie 
man  die  Lehre  von  van  'tHoff  genannt  hat.  Kekule  hat  diese 
Folgerung  aus  seinen  Modellen  nur  heraus  interpretiert,  indem 
er  annahm,    daß    die  Atome,   welche    mit   einem  mehrwertigen 


Nekrologe  97 

Atom  verbunden  sind,  ihre  Plätze  ohne  weiteres  tauschen  können. 
Ein  Zeitgenosse  äußerte  sich  hierüber  sehr  treffend:  „Die 
Modelle  sind  wieder  einmal  klüger  gewesen  als  ihr  Erfinder." 
van  'tHoff  veröffentlichte  seine  Entdeckung  im  September  1874 
in  holländischer  Sprache,  im  folgenden  Jahre  in  französischer 
Sprache  unter  dem  Titel  „La  chimie  dans  l'Espace".  Wie  sehr 
diese  Entdeckung  in  der  Luft  lag,  geht  daraus  hervor,  daß 
ein  französischer  Chemiker  Le  Bei  gleichzeitig  dieselbe  Ent- 
deckung machte  und  zwar  in  einer  Form,  die  unseren  heutigen 
Anschauungen  näher  lag,  als  die  von  van  'tHoff  gewählte. 
Dieser  hat  nämlich  den  Mißgriff  gemacht,  das  Kohlenstoffatom 
selbst  als  ein  Tetraeder  darzustellen,  eine  Vorstellung,  die  im 
direkten  Widerspruch  zu  den  Tatsachen  steht.  So  erklärt  es 
sich  auch,  daß  die  Lehre  van  'tHoffs  von  dem  asymmetrischen 
Kohlenstoff  so  langsam  Eingang  gefunden  hat.  Jetzt  bildet 
diese  Theorie  aber,  namentlich  dank  den  unausgesetzten  Be- 
mühungen van  'tHoffs  um  ihre  Weiterentwickelung,  eine  der 
wichtigsten  Stützen  unseres  chemischen  Lehrgebäudes. 

Höchst  merkwürdig  ist,  daß  ein  anderes  Grundgesetz  der 
Chemie,  welches  der  organischen  Chemie  erst  den  Rang  einer 
Wissenschaft  gegeben  hat,  die  Vierwertigkeit  des  Kohlenstoffs 
in  ganz  gleicher  Weise  das  Licht  der  Welt  erblickt  hat.  Dieses 
Gesetz  wurde  gleichzeitig  von  August  Kekule  und  von  dem 
schottischen  Chemiker  Archibald  Scott  Couper  aufgestellt,  die 
es  im  Jahre  1857  ganz  unnbhängig  voneinander  gefunden 
haben.  Couper  wurde  durch  einen  Sonnenstich,  den  er  sich 
beim  Angeln  zuzog,  an  weiterer  Arbeit  verhindert,  Kekule  da- 
gegen hat,  wie  bekannt,  auf  Grund  seiner  Entdeckung  das 
stolze  Gebäude  errichtet,  welches  den  Namen  „organische 
Strukturchemie "   trägt. 

1877  wurde  van  'tHoff  als  Lektor  an  die  neugegründete 
Universität  Amsterdam  berufen,  und  erhielt  im  folgenden  Jahr 
eine  Professur  für  Chemie,  Mineralogie  und  Geologie.  In  diese 
Zeit  fällt  der  Beginn  einer  neuen  Richtung  in  seiner  Geistes- 
tätigkeit, indem  er  durch  das  Studium  der  Bibrombernstein- 
säure    auf   die    Reaktionsgeschwindigkeit    und    die    chemischen 

7 
Jahrbuch  1912. 


98  öffentliche  Sitzung  am  9.  März 

Gleichgewichte  aufmerksam  wurde.  Diese  Untersuchungen  führten 
ihn  zu  seiner  zweiten  wissenschaftlichen  Großtat,  zur  Theorie 
des  osmotischen  Druckes  und  der  Lösungen.  Wie  er  zu  dieser 
Theorie  gekommen,  hat  er  selbst  berichtet: 

„Durch  seinen  botanischen  Kollegen  an  der  Universität 
Amsterdam,  de  Vries,  war  er  mit  den  Messungen  des  osmoti- 
schen Druckes  durch  den  Pflanzenphysiologen  Pfeffer  bekannt 
geworden  und  hatte  sie  alsbald  benutzt,  um  die  Anziehung  des 
Wassers  durch  Salze,  z.  B.  Natriumsulfat,  zahlenmäßig  fest- 
zustellen. 

Als  er  dann  ferner  versuchte  eine  für  gasförmige  Systeme 
von  ihm  abgeleitete  thermodynamische  Gleichung  auch  für  ver- 
dünnte Lösungen  anzuwenden,  kam  ihm  der  glückliche  Einfall, 
daß  mit  dem  dort  benutzten  Begriff  der  halbdurchlässigen  Wand 
bei  Lösungen  die  reversibeln  Umwandlungen  ebenfalls  durch- 
führbar sind.  Aus  diesem  Gedanken  ergab  sich  zunächst  die 
Übertragung  der  Gasgesetze  von  Boyle  und  Gay-Lussac  auf 
die  verdünnten  Lösungen  mit  dem  Resultat,  daß  der  Zucker 
im  Zuckerwasser  einen  osmotischen  Druck  ausübt,  demjenigen 
Druck  gleich,  welchen  er  bei  derselben  Konzentration  und 
Temperatur  im  gasförmigen  Zustande  ausüben  würde."  Die 
Abweichungen  von  diesem  Gesetz,  welche  bei  Elektrolyten  vor- 
kommen, hat  Arrhenius  bekanntlich  durch  seine  Ionentheorie 
erklärt,  und  mit  dieser  Ergänzung  ist  die  Lösungstheorie  von 
van  'tHoff  von  derselben  Bedeutung  für  die  nichtgasförmigen  Sub- 
stanzen geworden  wie  die  Theorie  von  Avogadro  für  die  Gase. 

Im  Jahre  1895  legte  van  'tHoff  seine  Professur  nieder  und 
machte  mit  seiner  sechsköpfigen  Familie  zur  Erholung  eine 
Fußreihe  vom  Schwarzwald  nach  Lugano,  im  Frühjahr  1896 
trat  er  die  ihm  angebotene  Stelle  als  Mitglied  der  Berliner 
Akademie  und  Honorarprofessor  an  der  Universität  an.  In 
dieser  Stellung  begann  er  seine  umfangreichen  Arbeiten  über 
die  ozeanischen  Salzablagerungen,  deren  Resultate  er  in  52  Ab- 
handlungen niederlegte.  Vor  einigen  Jahren  wählte  er  sich 
ein  neues  Arbeitsgebiet  nämlich  die  Bildung  organischer  Materie 
in  den  Pflanzen.     Zwei  Veröffentlichungen    „Über  synthetische 


Nekrologe  9  9 

Fernent Wirkung"  legen  Zeugnis  ab  von  dem  jugendlichen  Eifer, 
mit  dem  er  dieses  schwierigste  Problem  in  Angriff  nahm.  Ob 
es  ihm  gelungen  wäre,  auch  hier  einen  Triumph  zu  feiern,  wenn 
er  länger  gelebt  hätte?     Den  nötigen  Mut  dazu  hatte  er! 

v.  Baeyer. 


N.  Story-Maskelyne.  In  der  Mitte  des  vorigen  Jahr- 
hunderts waren  Mineralogie  und  Kristallographie  in  England 
fast  nur  in  einer  Person  verkörpert,  in  dem  Inhaber  der  ein- 
zigen, damals  in  ganz  Großbritannien  existierenden  Professur 
der  Mineralogie,  W.  G.  Miller  in  Cambridge,  dem  Begründer 
der  heute  allgemein  adoptierten  krstallographischen  Bezeich- 
nung, neben  dem  allerdings  sein  verdienter  Mitarbeiter  Brooke 
der  Erwähnung  bedarf.  Wenn  heute  auf  den  genannten  wissen- 
schaftlichen Gebieten  in  London  (welches  damals  noch  kein 
eigenes  mineralogisches  Museum  besaß!),  in  Oxford,  Cambridge 
und  anderen  Orten  eine  Reihe  ausgezeichneter  Gelehrter  mit 
solchem  Erfolge  tätig  sind,  daß  England  besonders  in  der  Er- 
forschung der  Gesetzmäßigkeiten  der  Kristalle  jetzt  in  der 
ersten  Linie  steht,  wenn  das  „Mineralogical  Magazine",  die 
Zeitschrift  der  1876  gegründeten  Mineralogischen  Gesellschaft 
von  Großbritannien  und  Irland,  in  ihren  bisher  erschienenen 
16  Bänden  eine  Fülle  von  für  die  Fortschritte  der  Wissenschaft 
hochwichtigen  Arbeiten  enthält,  wenn  endlich  die  mineralogische 
Abteilung  des  Britischen  Museums  für  Naturkunde  heute  einen 
der  ersten,  wenn  nicht  überhaupt  den  ersten  Platz  unter  den 
mineralogischen  Sammlungen  aller  Länder  einnimmt  —  so  ist 
alles  dies  hauptsächlich  dem  Einflüsse  des  am  20.  Mai  1911 
in  hohem  Alter  verstorbenen,  langjährigen  korrespondierenden 
Mitgliedes  unserer  Klasse,  Maskelyne,  zu  verdanken. 

M.  G.  Novil  Story-Maskelyne  war  geboren  am  3.  Sep- 
tember 1823  in  Basset  Down  House  bei  Swindon,  Wiltshire, 
als  Sohn  des  1879  verstorbenen  Mitgliedes  der  Royal  Society 
R.  S.  Storey  und  der  einzigen  Tochter  des  bekannten  Astro- 
nomen Novil  Maskelyne  (1732  —  1811),  nach  dessen  Tode 
die  Familie    der  Erbe    der  Maskelyneschen  Güter  in  Wiltshire 

r 


100  öffentliche  Sitzung  am  9.  März 

wurde.  Der  junge  Maskelyne  studierte  in  Oxford  und  erhielt 
dort  1845  seinen  „degree"  in  Mathematik.  Seine  ersten  wissen- 
schaftlichen Arbeiten  bewegten  sich  auf  dem  Gebiete  der  Chemie; 
auf  seine  mit  Brodie  gemeinsam  betriebenen  Studien  blieb 
nicht  ohne  Einfluß  Liebigs  damaliger  Besuch  in  England; 
außerdem  arbeitete  er  in  Faradays  Laboratorium  an  der 
Royal  Institution.  1850  erhielt  er  die  „Readership*  in  Mine- 
ralogie an  der  Universität  Oxford,  welche  1861  in  eine  Pro- 
fessur umgewandelt  wurde,  die  aber,  mit  einem  nominellen 
Gehalte  verbunden,  nur  zu  einer  kleinen  Anzahl  Vorlesungen 
während  des  Jahres  und  nicht  zum  Wohnsitze  in  Oxford  ver- 
pflichtete. Dieser  Umstand  ermöglichte  es,  daß  Maskelyne  1857 
auch  die  Leitung  der  erst  in  diesem  Jahre  von  der  geologisch- 
paläontologischen  Sammlung  getrennten  und  selbständig  ge- 
wordenen mineralogischen  Abteilung  des  Britischen  Museums 
als  erster  „ Keeper  of  minerals"  übernehmen  konnte.  Bis  dahin 
hatte  die  Zahl  der  vorhandenen  Mineralien  zwar  eine  nicht 
unbedeutende  Höhe  erreicht,  aber  es  fehlte  fast  durchweg  die 
Bestimmung  der  Fundorte,  bei  einem  großen  Teile  überhaupt 
jede  Etikettierung.  Anfangs  nur  von  einem  einzigen  Assi- 
stenten, den  er  selbst  erst  angelernt  hatte,  unterstützt,  gelang 
es  Maskelyne,  nicht  nur  die  wissenschaftliche  Durcharbeitung 
und  Bestimmung  des  vorhandenen  Materials,  wozu  erst  nach 
und  nach  die  erforderlichen  Einrichtungen  getroffen  werden 
konnten,  zu  bewältigen  und  die  ganze  Sammlung  neu  zu 
ordnen,  sondern  sie  auch  durch  zahlreiche  Erwerbungen,  nament- 
lich mehrerer  großer  Privatsammlungen,  so  zu  vermehren  und 
zu  ergänzen,  daß  sie  sehr  bald  zu  den  bedeutendsten  über- 
haupt existierenden  mineralogischen  Sammlungen  gehörte.  Be- 
sondere Aufmerksamkeit  wandte  er  den  Meteoriten  zu,  welche 
er  zuerst  von  den  übrigen  Beständen  trennte  und  so  den 
Grund  zu  der  berühmten  Kollektion  legte,  die  heute  fast  ohne 
Konkurrenz  dasteht. 

Neben  dieser  umfangreichen  Arbeit  setzte  er  in  Oxford 
auch  seine  Lehrtätigkeit  mit  solchem  Erfolge  fort,  daß  aus 
seiner  Schule  die  jetzt  an  der  Spitze  der  englischen  Mineralogie 


Nekrologe  101 

stehenden  Forscher  Lewis,  Pletcher  und  Miros  hervor- 
gingen, sämtlich  zeitweilig  auch  seine  Mitarbeiter  im  Britischen 
Museum,  denen  hier  und  anderwärts  dann  eine  Reihe  hervor- 
ragender jüngerer  Mineralogen  und  Kristallographen  folgten, 
die  alle  in  Maskelyne  ihren  direkten  oder  indirekten  Lehrer 
verehren.  Geometrische  und  physikalische  Kristallographie 
waren  wesentlich  Gegenstand  seiner  Vorlesungen;  diesen  be- 
handelte er  auch  in  einem  1874  —  75  für  die  Mitglieder  der 
Chemischen  Gesellschaft  in  London  gehaltenen  Vortragszyklus 
und  beabsichtigte,  seine  Methoden  der  Darstellung,  welche 
inzwischen  durch  seine  Schüler  bereits  Verbreitung  in  Eng- 
land und  auch  anderwärts  gefunden  hatten,  in  einem  Hand- 
buche niederzulegen.  Erst  sehr  viel  später,  in  dem  Jahre 
1895,  in  welchem  er  von  seiner  Professur  in  Oxford  zurück- 
trat, veröffentlichte  er  den  geometrischen  Teil  dieses  Werkes, 
während  er  für  den  physikalischen  schon  früher  einigen  seiner 
Schüler  zur  Ausarbeitung  einzelner  Teile  Anregung  gegeben 
hatte;  einer  solchen  verdanken  die  schönen  Arbeiten  Fletchers 
über  die  Ausdehnung  der  Kristalle  durch  die  Wärme  (1880) 
und  über  die  optische  Indikation  (1892)  ihre  Entstehung. 

Die  Publikationen  Maskelynis  während  seiner  Tätigkeit 
am  Britischen  Museum  betrafen  besonders  nur  von  ihm  ent- 
deckte Mineralien  und  Untersuchungen  von  Meteoriten,  aber 
neben  zahlreichen  spezial wissenschaftlichen  Forschungen  be- 
gegnen wir  hier  einer  Reihe  von  Aufsätzen,  welche  dazu  be- 
stimmt waren,  Interesse  für  Mineralogie  und  Kristallographie 
in  weiteren  Kreisen  zu  erwecken,  wozu  auch  die  von  ihm 
herausgegebenen  Führer  in  den  ihm  unterstellten  Sammlungen 
gehören.  Ein  wie  weites  Gebiet  jedoch  sein  Interesse  um- 
spannte, geht  hervor  aus  seinem  Werke  über  die  Gemmen- 
sammlung des  Herzogs  von  Marlborough  (1870),  aus  seiner 
regen  Beteiligung  an  der  Lösung  von  Fragen  des  höheren, 
wie  des  Elementarunterrichts  in  London  und  Oxford,  an  den 
Versuchen  zur  Hebung  der  Landwirtschaft  in  Wiltshire,  wo  er 
Präsident  des  Agrikulturkomitees  und  Mitglied  der  lokalen  Ver- 
waltungsbehörde war  (in  seinen  letzten  Jahren  beschäftigte  ihn 


102  öffentliche  Sitzung  am  9.  März 

eine  Schrift  über  die  Herstellung  der  Butter,  die  kurz  vor  seinem 
Tode  erschien). 

Durch  öffentliche  Angelegenheiten  in  immer  steigendem 
Maße  in  Anspruch  genommen,  trat  er  im  Jahre  1879  von  der 
Leitung  des  Mineralogischen  Museums  zurück  und  bewarb  sich 
um  einen  Sitz  im  Parlament,  dem  er  von  1880  —  1892  an- 
gehörte. 1895  legte  er  auch  seine  Professur  in  Oxford  nieder, 
blieb  aber  noch  mehrere  Jahre  Präsident  der  Mineralogischen 
Gesellschaft,  an  deren  Verhandlungen  er  sich  rege  beteiligte, 
und  leitete  von  1898 — 1903  das  auf  Anregung  der  Chemischen 
Gesellschaft  in  London  eingesetzte  Komitee  zum  Studium  der 
Struktur  der  Kristalle. 

Daß  es  sich  bei  einer  so  vielseitigen  Wirksamkeit,  welche 
hier  natürlich  nur  angedeutet  werden  konnte,  um  eine  un- 
gewöhnlich bedeutende  und  energievolle  Persönlichkeit  handeln 
mußte,  dürfte  schon  aus  obigem  hervorgehen,  doch  sei  es  dem 
Schreiber  dieser  Zeilen  gestattet,  aus  persönlichen  Erinnerungen 
noch  einiges  zu  dem  Bilde  dieser  Persönlichkeit  hinzuzufügen. 
Von  London  aus,  wo  ich  im  Sommer  1893  einige  Zeit  weilte, 
fuhr  ich  auf  Einladung  Maskelynes  mit  Freund  Miros,  seinem 
späteren  Nachfolger  als  Professor  in  Oxford,  nach  Wiltshire. 
Am  Bahnhof  von  Swindon  empfing  uns  Maskelyne,  eine  aristo- 
kratische Erscheinung  von  gewinnender  Liebenswürdigkeit. 
Während  der  Fahrt  durch  die  reizvolle  parkartige  Landschaft 
nahm  ihn  sein  lebhaftes  Gespann  in  Anspruch,  als  er  aber 
den  Zügel  zu  seinem  Herrnhause  hinauf  in  flottem  Tempo 
genommen  und  an  der  Türe,  trotz  seiner  70  Jahre,  mit  jugend- 
lichem Schwünge  die  Rosse  pariert  und  die  Zügel  abgegeben 
hatte,  widmete  er  sich,  im  Verein  mit  den  Gliedern  seiner 
Familie,  voran  seiner  verehrenswürdigen  Gemahlin,  seinen 
Gästen  in  einer  Weise,  welche  diesen,  wenn  auch  nur 
kurzen  Besuch  auf  Basset  Down  House  unvergeßlich  machte. 
Unterhaltungen  über  Wissenschaft,  Kunst,  Archäologie  und 
Landwirtschaft  wechselten  mit  Spaziergängen  und  mit  Be- 
sichtigungen von  Kunstschätzen,  besonders  seiner  herrlichen 
Sammlung    von    Kameen    und    Gemmen.      Welche    Bedeutung 


Nekrologe  103 

diese  letztere  hatte,  mag  daraus  hervorgehen,  daß  unser 
Furtwängler  wenige  Jahre  später  zum  Studium  derselben 
Maskelynes  Landsitz  besuchte  und  die  mir  von  dort  mit- 
gebrachten freundlichen  Grüße  mit  begeisterten  Worten  über 
die  daselbst  gefundene  Aufnahme  begleitete.  In  lebhafter  Er- 
innerung ist  mir  aus  jenen  Tagen  die  humorvolle  und  lebhafte 
Art  der  Unterhaltung,  selbst  über  wissenschaftliche  Fragen. 
Als  ich  einmal  über  eine  solche  eine  entgegengesetzte  Meinung 
äußerte,  sprang  Maskelyne  auf  und  forderte  mich  zum  Boxen 
auf,  worauf  ich  sofort  meine  Ansicht  zurückzuziehen  für  gut 
fand.  Als  ich  ihn  11  Jahre  später  wieder  aufsuchen  wollte, 
wurde  dies  durch  eine  schwere  Erkrankung  verhindert.  Der  mehr 
als  Achtzigjährige  unterwarf  sich  in  London  einer  schwierigen 
und  selbst  für  einen  jüngeren  Körper  lebensgefährlichen  Unter- 
leibsoperation, nach  deren  Gelingen  er  nach  Basset  Down  House 
zurücktransportiert  werden  konnte.  Als  nach  einiger  Zeit  sein 
Arzt  hinausfuhr,  um  sich  von  den  Fortschritten  der  Heilung 
zu  überzeugen,  fand  er  Maskelyne  im  Freien  in  seiner  ge- 
wohnten Tätigkeit  und  vollständig  wiederhergestellt.  Bis  zu 
dem  letzten  Jahre  vor  seinem  Tode  atmen  seine  Briefe  volle 
Geistesfrische  und  Interesse  an  seiner  Wissenschaft,  nicht 
minder  auch  seinen  gewinnenden  Humor,  wenn  er  z.  B.  darüber 
berichtet,  daß  er  jetzt,  statt  über  Kristalle,  über  das  „Butter- 
machen" schreibe.  Wie  der  Verfasser  dieser  Zeilen,  so  wird 
wohl  auch  jeder  andere,  der  Maskelyne  persönlich  kennen 
lernte,  ihm  ein  aufrichtig  freundschaftliches  Andenken  be- 
wahren. P.  Groth. 

Am  18.  Dezember  1911  starb  in  Paris  Dr.  Eduard  Bornet, 
membre  de  l'Institut.  Geboren  1828  in  Querigny,  wo  er  lange 
der  Nestor  der  französischen  Botaniker  und  der  letzte  Über- 
lebende aus  der  Zeit,  in  welcher  Thuret  seine  glänzenden 
Entdeckungen  auf  dem  Gebiete  der  Apologie  machte. 

Bornet  studierte  ursprünglich  Medizin,  wandte  sich  aber 
unter  der  Leitung  von  Leneille  und  Thuret  bald  der  Botanik 
zu.     Hier   hat  er   als  scharfsinniger,   exakter  Beobachter  Vor- 


104  öffentliche  Sitzung  am  9.  März 

zügliches  geleistet,  namentlich  durch  seine  teilweise  in  Ver- 
bindung mit  Thuret  unternommenen  und  veröffentlichten  alge- 
logischen Untersuchungen,  sowie  durch  seine  Arbeiten  auf  dem 
Gebiete  der  Lichenologie. 

Die  mit  Thuret  veröffentlichten  großen  Tafel  werke  „  Notes 
algelogiques"  und  „Etudes  physiologiques"  waren  wichtig  wegen 
der  eingehenden  Mitteilungen  über  den  Vorgang  der  geschlecht- 
lichen Fortpflanzung  und  der  Cystokarpentwicklung  bei  den 
Florideen.  Die  sexuelle  Fortpflanzung  dieser  Gruppe  war  lange 
unbekannt  geblieben.  Man  wußte  wohl,  daß  Tetrasporen  und 
Cystokarpione  vorhanden  sind,  auch  Anthroidien  waren  nach- 
gewiesen. Aber  wo  und  wie  die  Befruchtung  vor  sich  geht, 
ist  erst  durch  die  Untersuchungen  von  Bornet  und  Thuret 
nachgewiesen  worden,  deren  Resultate  zum  erstenmal  in  den 
Comptes  rendus  der  Pariser  Akademie  vom  10.  September  1866 
veröffentlicht  und  in  den  genannten  Werken  ausführlicher 
dargelegt  wurden.  Zwar  hatte  schon  Naegeli  die  „Tricho- 
gyne"  einiger  Florideen  gesehen.  Aber  irrige  theratische  Vor- 
aussetzungen ließen  ihn  in  den  Tetrasporen  die  weiblichen 
Organe  vermuten. 

Bornet  und  Thuret  wiesen  eine  ganze  Anzahl  höchst  merk- 
würdiger Vorgänge  bei  der  Cystokarpentwicklung  der  ver- 
schiedenen Fiorideen  nach,  sie  legten  den  Grund,  auf  dem 
dann  die  cystologische  Forschung  weiterbauen  konnte. 

Bornet  hat  auch  die  Systematik  der  Algen  gefördert. 
Namentlich  bearbeitete  er  mit  Flahault  einen  Teil  der  Cyano- 
phyceen  und  regte  andere  (so  namentlich  Gomont)  zu  Unter- 
suchungen über  diese  schwierige  Gruppe  an. 

Seine  eingehenden  Kenntnisse  der  Algenformen  kamen 
ihm  auch  zustatten  bei  seinen  wichtigen  Untersuchungen  über 
die  Flechten. 

Diese  trugen  wesentlich  dazu  bei,  der  Schwendnerschen 
Flechtentheorie  bei  allen  Urteilsfähigen  raschen  Eingang  zu 
verschaffen.  Er  verfolgte  die  Entstehung  des  Flechtenthallus 
von  der  Keimung  an,  also  aus  seinen  beiden  Komponenten 
Alge    und    Pilz    und    stellte    die    Algentypen    einer    größeren 


Nekrologe  105 

Anzahl  von  Flechten  genau  fest,  ebenso  die  Beziehungen,  die 
zwischen  Algen  und  Pilzen  im  Flechtenthallus  auftreten.  Die 
frühere  Meinung,  daß  an  Hyphen  Algenzellen  („Genidien") 
sich  bilden  könnten,  wurde  durch  Bornets  Untersuchungen 
endgültig  widerlegt. 

Seine  botanische  Forschertätigkeit  war  indes  keineswegs 
auf  niedere  Pflanzen  beschränkt.  Wir  verdanken  ihm  eine 
vortreffliche  entwicklungsgeschichtliche  Untersuchung  über  ein 
Seegras  (Phuca  gnostis)  und  erst  kürzlich  sind  seine  Unter- 
suchungen über  Kreuzung  bei  Cistus-Arten  von  anderer  Seite 
veröffentlicht  worden. 

Als  Mensch  zeichnete  er  sich  aus  durch  Liebenswürdigkeit 
und  stete  Bereitwilligkeit,  die  Untersuchungen  anderer  durch 
Rat  und  durch  Untersuchungsmaterial  zu  unterstützen.  Er 
war  der  Typus  des  feingebildeten,  von  nationalen  Vorurteilen 
freien  Franzosen  der  älteren  Generation,  von  der  er  einer  der 
letzten  Vertreter  war.  Unserer  Akademie  gehörte  er  seit  1899 
als  korrespondierendes  Mitglied  an.  Goebel. 

Am  6.  März  d.  Js.  verloren  wir  das  korrespondierende  Mit- 
glied Professor  Physiker  Toepler  in  Dresden.  Geboren  am 
7.  September  1836  zu  Brühl  bei  Köln  wirkte  er  zunächst  als 
Chemiker  in  Pappelsdorf  und  am  Polytechnikum  in  Riga.  Später 
ging  er  als  Physiker  nach  Graz  und  wirkte  seit  1876  an  der 
Technischen  Hochschule  in  Dresden. 

Er  hat  vielfache  Verdienste  auf  dem  Gebiete  der  Experi- 
mentalphysik, namentlich  der  Akustik  und  Dioptrik,  und  er 
teilt  sich  mit  Holtz  in  das  Verdienst,  die  Influenzmaschine 
erfunden  zu  haben.  Auch  die  theoretische  Physik  verdankt 
dem  vielseitigen  Forscher  wichtige  Arbeiten.  Goebel. 

Die  historische  Klasse  hatte  im  vergangenen  Jahre  den 
Verlust  von  vier  korrespondierenden  Mitgliedern  zu  beklagen. 

Am  31.  Oktober  1911  starb  Geheimer  Rat  Dr.  Oswald 
Holder-Egger,  Mitglied  der  Zentraldirektion  der  Monumenta 
Germaniae  historica,  der  als  langjähriger  Leiter  der  wichtigen 


106  öffentliche  Sitzung  am  9.  März 

und  ausgedehnten  Abteilung  der  Scriptores  seine  gesamte  Kraft 
in  den  Dienst  des  großen  nationalen  Werkes  stellte  und  sich 
um  die  Erforschung  und  Herausgabe  deutscher  Geschichtsquellen 
des  Mittelalters  hohe  Verdienste  erwarb. 

Am  3.  Januar  1912  starb  Geheimer  Rat  Dr.  Felix  Dahn, 
Professor  der  Rechte  an  der  Universität  Breslau,  der  durch  sein 
monumentales  Werk  über  die  „ Könige  der  Germanen"  auf 
schwierigen  und  dunkeln  Gebieten  der  deutschen  Geschichte 
bahnbrechend  gewirkt  hat. 

Am  29.  Februar  1912  starb  Geheimer  Rat  Dr.  Heinrich 
Nissen,  Professor  der  alten  Geschichte  an  der  Universität  Bonn, 
der  in  seinen  „Pompejanischen  Studien"  und  in  seinem  großen 
Werk  über  das  alte  Italien  mustergültige  Vorbilder  historischer 
Städte-  und  Landeskunde  geschaffen  hat. 

Am  6.  März  1912  starb  zu  Koblenz  der  hervorragende 
Germanist,  Wirklicher  Geheimer  Rat  Dr.  Rochus  Freiherr 
von  Liliencron,  der  hochverdiente  Herausgeber  der  histori- 
schen Volkslieder  der  Deutschen  vom  13.— 16.  Jahrhundert 
und  des  großen  nationalen  Werkes  der  „Allgemeinen  Deutschen 
Biographie*. 

Aber  auch  den  Verlust  eines  ordentlichen  Mitgliedes  hatte 
die  Klasse  zu  beklagen. 

Am  5.  April  1911  starb  der  Professor  der  Kunstgeschichte 
an  der  Universität  München,  Bertold  Riehl.  Wir  haben  an 
ihm  einen  Mann  verloren,  dessen  Forschung  und  Lehre  für 
die  Kenntnis  unserer  heimatlichen  Kunst  von  grundlegender 
Bedeutung  war.  Sein  langjähriges  Wirken  für  die  Aufnahme 
der  Kunstdenkmäler  Oberbayerns  und  für  die  Inventarisierung 
der  bayerischen  Kunstdenkmale,  sowie  die  zahlreichen  Werke, 
in  denen  er  den  Ertrag  seiner  Forschungen  niedergelegt  hat: 
so  z.  B.  seine  Schriften  über  die  ältesten  Denkmäler  der  baye- 
rischen Malerei  (1885)  und  „Kunsthistorische  Wanderungen 
durch  Bayerns  Denkmale  frühmittelalterlicher  Baukunst"  (1888), 
seine  Studien  über  Barock  und  Rokoko  in  Oberbayern  (1893) 
und  zur  Geschichte  der  bayerischen  Malerei   des  15.  Jahrhun- 


Nekrologe  107 

derts  (1895),  seine  umfassenden  Darstellungen  der  Geschichte 
der  Stein  und  Holzplastik  in  Oberbayern  vom  12.  — 15.  Jahr- 
hundert (1902)  und  der  Münchener  Plastik  an  der  Wende  vom 
Mittelalter  zur  Renaissance  (1904)  und  noch  so  vieles  andere 
bedeuten  einen  Neubau  der  Kunstgeschichte  unseres  engeren 
Vaterlandes. 

Die  chaotische  Masse  der  in  Klöstern,  Dorfkirchen,  Feld- 
kapellen verstreuten  Grabmonumente,  Altäre,  Einzelfiguren  und 
Reliefs  hat  Riehl  systematisch  nach  Ort  und  Zeit  gruppiert 
und  gegliedert  und  so  eine  sichere  Basis  für  alle  weitere 
Forschung  geschaffen.  Und  dabei  hat  er  selbst  vorbildlich 
gewirkt  durch  die  Art  und  Weise,  wie  er  bei  der  liebevollsten, 
auch  das  Kleinste  und  Unscheinbarste  nicht  verschmähenden 
Einzelforschung  stets  auch  die  großen  allgemeinen  Zusammen- 
hänge im  Auge  behielt,  immer  wieder  „vom  einzelnen  zum 
Ganzen  zurückgekehrt"  ist,  wie  er  es  selbst  einmal  in  dem 
Geleitwort  zu  dem  schönen  Buche  über  die  Kunst  des  Donau- 
tals, de'ssen  Herausgabe  er  leider  nicht  mehr  erleben  sollte, 
als  höchstes  Ziel  seiner  Lebensarbeit  bezeichnet  hat. 

Es  liegt  auf  dieser  Lebensarbeit  Riehls  etwas  von  dem 
Geiste  seines  Vaters  und  jener  Wissenschaft  vom  Volke,  die 
auch  das  Kunstschaffen  überall  im  Zusammenhang  mit  der 
geistigen  und  seelischen  Eigenart  des  Volkes  zu  verstehen  sucht, 
mit  dem  oft  so  verschiedenen  Stammescharakter,  mit  dem  ganzen 
äußeren  und  inneren  Erleben  des  Volkes. 

Es  ist  eine  Verbindung  von  Kunst-  und  Kulturgeschichte, 
von  der  Geschichte  der  Kunst  mit  Landes-  und  Volkskunde, 
wie  sie  uns  wohl  am  reizvollsten  in  dem  Buche  über  die  Kunst 
an  der  Brennerstraße  entgegentritt,  in  dem  sich  mit  einer 
feinsinnigen  Analyse  der  Wechselbeziehungen  deutscher  und 
italienischer  Kunst  und  des  Ineinanderwirkens  der  verschiedensten 
Kunstanschauungen  zugleich  eine  umfassende  kulturgeschicht- 
liche Betrachtungsweise  verbindet,  die  mit  liebevollem  Ver- 
ständnis all  den  Einflüssen  nachgeht,  durch  die  Land  und  Volk, 
Wirtschaft  und  Gesellschaft,  Geschichte  und  Kultur  die  Ent- 
wicklung  des    reichen   und   mannigfaltigen    Kunstlebens   Tirols 


108  öffentliche  Sitzung  am  9.  März 

bestimmt  haben.  Ein  Werk,  von  dem  recht  eigentlich  gilt, 
was  der  Vater  Riehls  von  seinem  Buche  über  die  bürgerliche 
Gesellschaft  gesagt  hat:  „Es  ist  kein  gemachtes,  sondern  ein 
erwandertes  und  erlebtes  Buch." 

Liebevoll  erwandert  und  innerlich  erlebt!  Es  ist  die  Si- 
gnatur von  Riehls  Schaffen  überhaupt.  Eine  Eigenart,  die  diesem 
Schaffen  jenes  persönliche  Gepräge  gab,  das  auch  an  dem  Er- 
folg des  Lehrers  Riehl  einen  so  wesentlichen  Anteil  hatte.  Ein 
Lehrerfolg,  der  nicht  nur  der  Kunstverwaltung  tüchtige  mit 
den  Denkmälern  vertraute  junge  Kräfte  zuführte  sondern  auch 
bei  den  künftigen  Hütern  der  Kunstschätze  in  Dorf-  und  ehe- 
maligen Klosterkirchen  jenes  lebhafte  Interesse  erweckte,  das 
für  die  weitere  Erschließung  der  Kunstschätze  des  Landes  und 
für  ihre  verständnisvolle  Pflege  von  so  großer  Bedeutung  ist. 

Ein  Verdienst,  das  die  dankbare  Erinnerung  an  Bertold 
Riehl  noch  lange  wach  erhalten  wird. 

(Vgl.  F.  v.  Rebers  Nekrolog  in  der  „ Chronik  der  Uni- 
versität München",  1911,  S.  14  f.  und  Philipp  Maria  Halm, 
„ Bertold  Riehl  zum  Gedächtnis".  Geleitwort  zu  dem  Buch 
„Bayerns  Donautal",  1911,  p.  VII  ff.) 


Hierauf  hielt  das  außerordentliche  Mitglied  der  philoso- 
phisch-philologischen Klasse,  Professor  Dr.  Fr.  W.  Freiherr 
von  Bissing  die  Festrede  mit  dem  Thema: 

Der  Anteil  der  Ägyptischen  Kunst  am   Kunstleben 
der  Völker. 

Die  Rede  ist  gedruckt  in  der  Serie  der  „Akademischen  Reden". 


109 


Öffentliche  Sitzung 

zu  Ehren  Seiner  Königlichen  Hoheit  des 
Prinz -Regenten 

am  16.  November  1912. 

Der  Präsident  der  Akademie,  Herr  K.  Th.  von  Hei  gel, 
eröffnete  die  Festsitzung  mit  folgender  Ansprache: 

Wir  stehen  noch  heute  unter  dem  schmerzlichen  Eindruck, 
den  das  Ableben  Ihrer  Königlichen  Hoheit,  Frau  Prinzessin 
Ruprecht,  im  ganzen  Bayerland  hervorgerufen  hat.  Edelste 
Abstammung,  Jugend,  Schönheit,  Geist  und  sittliche  Größe 
vermochten  nicht  abzuwenden,  daß  ihren  Tagen  ein  jähes  Ende 
gesetzt  wurde.  Es  steht  mir  nicht  zu,  dem  tiefgebeugten  Gatten, 
unsrem  allverehrten  Ehrenmitglied,  Trost  zu  spenden;  ich 
möchte  ihn  nur  ehrerbietig  an  das  schöne  Wort  erinnern,  wo- 
mit in  Goethes  Natürlicher  Tochter  der  Sekretär  den  verzwei- 
felnden Fürsten  aufzurichten  sucht: 

„0  möchte  doch  das  Viele,  das  dir  bleibt 
Nach  dem  Verlust,  als  Etwas  dir  erscheinen!"   — 

Die  außerordentliche  Sitzung,  zu  welcher  wir  uns  heute 
vereinigt  haben,  gilt  der  Huldigung  für  unsren  ehrwürdigen 
Landesherrn.  Mit  innigen  Wünschen  für  sein  Wohlergehen 
verbinden  wir  den  Dank  für  die  Fürsorge,  die  er  allen  ge- 
meinnützigen Einrichtungen  des  Landes  zuwendet.  Dank  dieser 
Förderung  durch  die  Staatsregierung,  die,  unsre  Unterneh- 
mungen als  ihre  eigenen  betrachtend,  tatkräftige  Hilfe  spendet, 
ohne  in  die  Selbständigkeit  und  Freiheit  der  wissenschaftlichen 
Unternehmungen  störend  einzugreifen,  nahmen  die  Arbeiten  in 
unsren   Sammlungen    und  Instituten,    soweit   es   bei    dem   fast 


110  öffentliche  Sitzung  am  16.  November 

überall  peinlich  fühlbaren  Raummangel  möglich  war,  rüstigen 
Fortgang. 

Vom  neuen  botanischen  Garten  sind  wichtige  Teile  bereits 
dem  Unterricht  dienstbar  gemacht.  Die  binnen  Jahresfrist  zu 
erwartende  Vollendung  wird  einen  ehrenvollen  Sieg  der  scientia 
amabilis  bedeuten.  Umstellungs-  und  Neuordnungsarbeiten  in 
großem  Stil  werden  zur  Zeit  in  den  naturwissenschaftlichen 
Sammlungen  im  Wilhelminum  durchgeführt.  In  der  minera- 
logischen Sammlung  wird  die  sogen.  Lagerstätten-  und  Ge- 
steinskollektion aufgestellt.  In  der  paläontologischen  Samm- 
lung sind  besonders  große  Veränderungen  vorgenommen  worden. 
Die  Säugerskelette  sind  in  neuen  Räumen  untergebracht,  wo- 
bei man  die  Erfahrung  gemacht  hat,  daß  gerade  die  großen 
Schaustücke  in  beschränkteren  Räumen  weit  stärker  wirken, 
als  in  großen  Hallen,  z.  B.  die  Skelette  der  neuerworbenen 
Höhlenbärenfamilie  aus  der  von  Professor  Schlosser  beschrie- 
benen Tischofenhöhle  im  Kaisertal,  des  Urkameels  aus  Ne- 
braska, des  mächtigen  Nashorns  mit  zwei  Hörnern  ebenfalls 
aus  Nordamerika  und  anderer.  Von  nicht  minder  hohem  wissen- 
schaftlichen Wert  sind  die  unscheinbaren,  von  Baron  Stromer 
und  Markgraf  aus  der  libyschen  Wüste  ausgegrabenen  Urwal- 
reste.  Es  wäre  dringend  zu  wünschen,  daß  den  beiden  For- 
schern die  Fortsetzung  ihrer  mühevollen,  aber  lohnenden  Ar- 
beit ermöglicht  würde.  Auch  die  Fische,  Amphibien  und  Rep- 
tilien, darunter  die  zahlreichen  von  Professor  Broili  aus  Texas 
mitgebrachten  Originale,  wirken  in  ihrer  übersichtlicheren  und 
systematischeren  Ordnung  wie  neuer  Besitz.  Besonders  ein 
Ophtalmosaurus  wird  allgemeines  Interesse  erregen.  Ich  brauche 
nicht  erst  zu  erwähnen,  daß  in  allen  Sammlungen  neben  den 
Bemühungen  für  Vermehrung  und  bessere  Nutzbarmachung 
der  Bestände  die  eigentliche  Forschungsarbeit  zur  Förderung 
der  Naturerkenntnis  nicht  vernachlässigt  wird. 

Die  neue  allgemeine  geologische  Sammlung  wird  zur  Zeit 
von  Professor  Rothpletz  in  dem  früheren  alpinen  Saal  aufge- 
stellt. Sie  bildet  gewissermaßen  eine  Einleitung  zur  Geologie, 
zeigt  u.  a.  die  Entstehung  der  Gesteine  durch  Anhäufung  von 


Ansprache  des  Präsidenten  111 

Tierresten,  die  verschiedenen  Arten  der  Versteinerung  usw. 
In  einem  ehedem  dem  Münzkabinett  als  Flur  dienenden  Raum 
ist  die  bayerische  außeralpine  Sammlung  bereits  untergebracht; 
in  den  Sälen  des  früheren  Münzkabinetts  wird  die  Geologie 
der  Alpen  zur  Anschauung  gebracht  werden. 

In  der  anthropologisch-prähistorischen  Sammlung  ist  die 
somatisch-anthropologische  Abteilung-  zur  Aufstellung  gebracht 
und  für  den  Besuch  des  Publikums  eröffnet  worden.  Sie  um- 
faßt ein  großartiges,  von  keiner  andren  Sammlung  übertroffenes 
Material  an  Schädeln  und  Skeletten,  soweit  es  für  die  Beur- 
teilung der  Rassen  von  Belang  ist,  und  außerdem  Ausgrabungs- 
funde, die  nicht  bloß  für  das  vorgeschichtliche  Bayern,  sondern 
für  die  paläolithischen  Kulturen  im  allgemeinen  charakteri- 
stisch sind. 

Auf  dem  Gebiet  der  Geisteswissenschaften  hat  die  Aka- 
demie —  die  erste  Anregung  ist  von  unserem  verehrten  Kollegen 
Kulm  ausgegangen!  —  ein  wissenschaftlich  wie  vaterländisch  be- 
deutsames Unternehmen  in  Angriff  genommen.  Sie  ist  mit  der 
Wiener  Akademie  in  engste  Verbindung  getreten  zu  gemeinsamer 
Schöpfung  eines  Bayerischen  Wörterbuches  in  größtem  Stil. 

Die  bayerische  Mundart  ist  ja  im  wesentlichen  in  allen 
Gruppen  des  bajuwarischen  Stammes  lebendig  geblieben.  Auch 
feine  Dialektnuancen  sind,  wie  der  Österreicher  Nagi  ver- 
sichert, jenseits  des  Inns  und  im  Alpenland  verständlich,  und 
die  bayerischen  Sprüche,  Volksliedchen  und  Schwanke  bringen 
auch  dem  Österreicher  „durchaus  anheimelnde  Bilder  aus  der 
eigenen  Erfahrung  vor  Augen".  Die  Schwesterinstitute  werden 
sich  in  die  Aufgabe  in  der  Weise  teilen,  daß  in  Wien  und 
München  je  eine  aus  den  Akademikern  gewählte  Kommission 
den  Wortschatz  der  einzelnen  Stammessippen  und  Landschaften 
sammelt  und  bearbeitet  nach  einem  gemeinsamen  Plan,  dessen 
Grundsätze  von  einer  aus  österreichischen  und  bayerischen  Ge- 
lehrten gebildeten  Doppelkommission  bereits  festgesetzt  sind 
und  noch  des  weiteren  ergänzt  oder  nötigenfalls  berichtigt 
werden  sollen. 

Von  der  bayerischen  Kommission  werden  gleichzeitig  auch 


112  öffentliche  Sitzung  am  16.  November 

die  übrigen  im  Königreich  gesprochenen  Mundarten  bearbeitet, 
mithin  auch  ein  fränkisches  und  ein  rheinpfälzisches  Idiotikon 
geschaffen  werden,  wobei  durch  zweckmäßige  Organisation  zu 
erreichen  sein  wird,  daß  die  Mitarbeiter  der  einzelnen  Abtei- 
lungen sich  in  geeigneter  Weise  wechselseitig  unterstützen. 

Mit  der  Sammlung  des  Wortschatzes  sollen  auch  folklo- 
ristische Ermittlungen  Hand  in  Hand  gehen ;  es  sollen  die  Sitten 
und  Bräuche,  Trachten,  Sagen,  Sprichwörter,  Bauernregeln 
usw.  in  den  Kreis  der  Forschung  hereingezogen  werden.  Auch 
ein  Sprachatlas  und  ein  mundartliches,  zur  Feststellung  der 
lautphysiologischen  Gesetze  trefflich  zu  verwendendes  Phono- 
grammarchiv  sind  geplant.  Da  uns  die  K.  Staatsregierung 
und  die  Volksvertretung  mit  ausreichenden  Mitteln  ausgestattet 
haben,  —  auch  von  dieser  Stelle  aus  möchte  ich  für  diesen 
Beweis  weitsichtiger  Munifizenz  wärmsten  Dank  aussprechen! 
—  können  wir  uns  der  Hoffnung  hingeben,  daß  mit  dem  ge- 
planten Werk,  wie  ein  verständnisvoller  Gönner  des  Unterneh- 
mens in  der  zweiten  Kammer  gesagt  hat,  „etwas  Großes  und 
für  Bayern  Ehrenvolles  geschaffen  wird". 

Ich  fühle  mich  außerstande,  auf  Wesen  und  Wachstum 
der  Mundarten  näher  einzugehen.  Ich  müßte  mich  ja  dazu 
auf  das  schwierigste  aller  Probleme  einlassen,  auf  den  Ur- 
sprung der  Sprache,  ob  fteoei  oder  (pvoet,  —  der  ganze  Gegen- 
satz der  Geistes-  und  Naturwissenschaften  ist  in  diesen  beiden 
Schlagworten  ausgesprochen!  Den  für  mich  allzu  glatten  meta- 
physischen Boden  will  ich  also  meiden,  ich  will  nur  in  Kürze 
eine  geschichtliche  Übersicht  über  die  Entwicklung  der  mund- 
artlichen Forschung  in  unsrer  Heimat  zu  bieten  versuchen. 

Umfassende  Unternehmungen  zur  Förderung  des  Sprach- 
studiums gehörten  von  jeher  recht  eigentlich  zu  den  Aufgaben 
der  Akademien.  Die  ältesten  italienischen  Akademien  waren 
ja  im  wesentlichen  Sprachgesellschaften,  die  sich  mit  Unter- 
suchung der  Sprachgesetze  und  mit  Anlage  von  Wörterbüchern 
zu  beschäftigen  hatten.  Die  nämliche  Aufgabe  wurde  von 
Richelieu  der  französischen  Akademie  angewiesen.  Im  Ge- 
schäftskreis   der   Berliner   Sozietät    erscheint    von   Anfang   an 


Ansprache  des  Präsidenten  113 

neben  den  res  physico-mathematicae  und  der  historia  sacra  et 
profana  auch  die  lingua  germanica.  Doch  die  Pflege  der 
deutschen  Sprache  und  Literatur  konnte  nur  geringe  Fort- 
schritte machen,  solange  die  Gelehrten  sich  fast  ausschließlich 
der  Sprachen  des  Altertums  bedienten,  und  es  wurde  damit 
nicht  besser,  daß  im  achtzehnten  Jahrhundert  den  lateinisch 
dozierenden  Magister  die  Academiciens  ablösten.  Erst  nach 
dem  Tode  Friedrichs  des  Großen  wies  der  Kurator  der  Berliner 
Akademie,  Graf  Hertzberg,  darauf  hin,  die  Gelehrten  möchten 
sich  der  ihnen  vom  Stifter  übertragenen  Obliegenheit  wieder 
bewußt  werden;  habe  doch  die  deutsche  Sprache,  während  sie 
an  den  Hochsitzen  der  Wissenschaft  noch  immer  als  Aschen- 
brödel am  Herd  kauere,  durch  schöpferische  Geister  jetzt  schon 
einen  Grad  von  Reichtum,  Reinheit  und  Kraft  erlangt,  der  ihr 
vom  großen  Friedrich  wohl  gewünscht,  aber  nicht  zugetraut 
worden  sei.  Allmälig  nahmen  sich  denn  auch  die  Gelehrten 
der  deutschen  Sprache  eifriger  an.  Die  grammatikalischen  und 
lexikalischen  Arbeiten  der  Adelung,  Frisch,  Schmidlin  —  Les- 
sings  mannigfaltige  Beiträge  zur  Wortforschung  nicht  zu  ver- 
gessen! —  kamen  aber  nur  der  Schriftsprache  zugute.  Die  Mund- 
arten sollten  nicht  bloß,  wie  es  sich  —  im  nationalen  Interesse 
muß  man  sagen:  glücklicherweise!  —  schon  herausgebildet  hatte, 
für  literarische  Arbeit  nicht  mehr  in  Betracht  kommen,  sondern 
auch  aus  der  Umgangssprache  ausgemerzt  werden.  Ein  Dekret 
der  kurbairischen  Regierung  von  1765  zu  Gunsten  der  „Ex- 
colier-  und  Auszierung  der  deutschen  Muttersprache"  mahnt, 
daß  auch  in  Bayern  nur  noch  nach  dem  korrekten  Vorbild  und 
Beispiel  andrer  deutscher  Staaten  gesprochen  und  geschrieben 
werden  möge.  Der  Berliner  Akademiker  Gedicke  erklärte,  die 
verschiedenen  Dialekte  seien,  wie  die  Vielheit  der  Sprachen 
überhaupt,  nur  als  ein  notwendiges  Übel  anzusehen,  und  nur 
der  Sprachforscher  habe  sich  noch,  wie  man  ja  auch  die  altitali- 
schen Dialekte  nicht  außer  acht  lasse,  um  das  Patois  des  Pö- 
bels zu  bekümmern. 

Doch  zwanzig  Jahre   später,    als    auf  den  Grundlagen  der 

bahnbrechenden  Arbeit  von  Bopp,  Jakob  Grimm  und  Wilhelm 

g 

Jahrbuch  1912. 


114  öffentliche  Sitzung  am  16.  November 

von  Humboldt  eine  neue  Sprachwissenschaft  sich  aufbaute, 
bahnte  sich  auch  für  die  Mundarten  ein  wissenschaftliches  Ver- 
ständnis an. 

Die  Bedeutung  mundartlicher  Studien  war  schon  weit  früher 
zuerst  von  jenem  deutschen  Gelehrten  erkannt  worden,  der  nicht 
bloß  alle  Kenntnisse  und  Kräfte  seines  Zeitalters  in  sich  ver- 
einigte, sondern  fast  auf  allen  wissenschaftlichen  Gebieten  für 
die  kommenden  Jahrhunderte  neue  Pfade  wies,  von  Leibniz. 
In  den  „  Unvorgreiflichen  Gedanken,  betreffend  die  Ausübung 
und  Verbesserung  der  deutschen  Sprache"  gibt  er  dem  Wunsche 
Ausdruck,  es  möge  „ein  eigen  Buch  vor  alte  und  Landworte, 
ein  Glossarium  oder  Sprachquell*  abgefaßt  werden,  und  in 
einem  Briefe  an  Fabricius  rühmt  er,  daß  ein  Regensburger 
Gelehrter,  Bürgermeister  Prasch,  mit  einem  bayerischen  Glossar 
ein  löbliches  Beispiel  gegeben  habe,  das  hoffentlich  bald  in 
Schwaben  und  Franken  Nachahmung  finden  werde. 

Es  ist  gewiß  kein  Zufall,  daß  gerade  in  Bayern  den  Mund- 
arten mehr  Teilnahme  zugewendet  wurde,  als  anderswo.  Es 
erklärt  sich  schon  aus  geschichtlichen  Gründen.  Von  allen 
Stämmen,  auf  deren  Vereinigung  einst  das  Deutsche  Reich  ge- 
gründet worden  war,  gab  allein  noch  der  bayerische  auf  dem 
nämlichen  Boden,  wo  er  in  grauer  Vorzeit  zuerst  festen  Boden 
gefaßt  hatte,  einem  lebenskräftigen  Staat  den  Namen.  Unter 
dem  Schutz  eines  festgefügten  Gemeinwesens  blieben  natürlich 
auch  die  Eigentümlichkeiten  des  Stammes,  vor  allem  seine 
Sprache,  lebensfähiger,  als  in  andren  Teilen  des  Reiches.  Zwölf 
Jahrhunderte  reichen  seine  bedeutsamen  Sprachdenkmäler  zu- 
rück. Diese  Erscheinung  mußte  auch  die  Aufmerksamkeit  der 
Forscher  auf  sich  ziehen,  und  so  fanden  sich  immer  wieder 
Einzelne,  die  auf  die  Töne  der  Heimat  lauschten  und  ihre 
Eigenart  untersuchten.  Auch  der  vielgeschmähte  Berliner  Nico- 
lai erwarb  sich  ein  Verdienst  dadurch,  daß  er  auf  den  Nutzen 
von  Sammlungen  der  Provinzialismen  nachdrücklich  aufmerk- 
sam machte.  Ebenso  wurde  von  Heumann,  Zaupser,  Hübner, 
Westenrieder,  Docen,  Delling  u.  a.  die  vaterländische  Sprach- 
kunde  auf  mancherlei  Weise   gefördert.     Es  fehlte  aber  ihrer 


Ansprache  des  Präsidenten  115 

Forschung  noch  völlig  die  feste,  historische  Grundlage.  Delling 
z.  B.  glaubte  noch  besonders  rechtfertigen  zu  müssen,  daß  er 
in  sein  bayerisches  Idiotikon  auch  Wörter  aufnahm,  die  in 
Osterreich  und  Tirol  üblich  seien. 

Zu  einer  Wissenschaft  wurde  die  Dialektkunde  erst  er- 
hoben durch  einen  Mann,  bei  dessen  Nennung  jedem  guten 
Bayern  das  Herz  aufgehen  muß,  durch  Johann  Andreas  Schmel- 
ler.  Mein  Lob  entspringt  nicht  einer  lokalpatriotischen  Auf- 
wallung. Der  größte  Sprachforscher  der  Deutschen,  Jakob 
Grimm,  sagt  in  einer  für  die  Historische  Kommission  bestimmten 
Denkschrift,  es  berühre  ihn,  wenn  er  in  München  an  so  manchen 
Denkmälern  vorübergehe,  immer  wieder  schmerzlich,  daß  dem 
größten  bayerischen  Gelehrten,  Schmeller,  kein  äußeres  Zeichen 
der  Dankbarkeit  gestiftet  worden  sei.  Freilich,  Alexander  von 
Humboldt  —  da  taucht  jener  Gegensatz  zwischen  fieoei  und 
cpvoei  vor  uns  auf!  —  fand  es  wunderlich,  daß  Grimm  den 
Antrag  stellte,  einem  Bibliothekar  „wegen  seiner  vier  Bände 
eines  vortrefflichen  bayerischen  Wörterbuches"  den  Orden  pour 
le  merite  zu  verleihen! 

Johann  Andreas  Schmeller  war  der  Sohn  eines  armen 
Kürbenzäuners,  eines  Korbflechters,  aus  Tirschenreut  an  der 
Waldnaab.  Schon  den  Knaben  beschäftigte  das  Problem  des 
Gegensatzes  von  Schrift-  und  Volkssprache.  Es  wurde  ihm 
immer  klarer,  daß  eine  rechte  und  richtige  Kenntnis  der  deut- 
schen Sprache  nicht  möglich  sei  ohne  gründliche  Kenntnis  der 
im  Munde  des  Volkes  fortlebenden  „gemeinen"  Sprechweise. 
Schmeller  wurde  nacheinander  Theologe,  Mediziner,  Pädagoge, 
Soldat,  zuerst  in  Spanien,  dann  in  Bayern,  doch  in  allen  diesen 
Stellungen  setzte  er  sein  Lieblingsstudium  fort.  1815  rückte 
er  als  Oberleutnant  im  freiwilligen  Jägerkorps  ins  Feld.  „Ein 
denkwürdiges  Bild!"  sagt  Schröder,  „dieser  Jägerleutnant  mit 
der  Brille,  der  seinen  Tacitus  und  Homer  im  Tornister  mit  sich 
führt,  deutsche  und  französische  Dialekte  mit  aufmerksamem 
Ohr  studiert  und  bei  allem  patriotischen  Eifer  bereits  ein  ge- 
heimes Sehnen  nach  den  Schätzen  der  Münchner  Bibliothek 
niederkämpfen  muß."    Nach  seiner  Rückkehr  leistete  er  diesem 

8* 


116  Öffentliche  Sitzung  am  16.  November 

Drang  Folge.  Mit  dem  ganzen  Einsatz  seines  Wissens  und 
Könnens  und  mit  eiserner  Beharrlichkeit  arbeitete  er  sich,  in- 
dem er  die  einschlägigen  Fragen  in  ihrem  gesamten  Umfang 
sorgfältig  untersuchte,  zur  vollen  Klarheit  durch.  Man  weiß 
nicht,  ob  man  bei  dieser  Tätigkeit  mehr  den  Fleiß  bewundern 
soll  oder  den  Scharfblick,  womit  er  das  organische  Wesen  der 
Sprache  zu  ergründen  wußte.  Das  Glück  wollte,  daß  auch 
Kronprinz  Ludwig,  der  damals  so  recht  den  Mittelpunkt  des 
geistigen  Lebens  in  Bayern  bildete,  an  Volkstum  und  Volks- 
sprache lebhaftes  Interesse  nahm.  1816  gab  er  der  Münchner 
Akademie  den  Wunsch  zu  erkennen,  es  möge  ihm  jemand 
empfohlen  werden,  der  die  in  Bayern  gesprochenen  Mundarten 
zum  Gegenstand  grammatikalischer  und  lexikalischer  Erfor- 
schung zu  machen  imstande  wäre.  Auf  Vorschlag  des  Biblio- 
thekars Scherer  wurde  nun  auf  Schmeller  hingewiesen,  und  der 
Kronprinz  setzte  dem  gelehrten  Offizier  aus  seiner  Privatkasse 
einen  bescheidenen  Gehalt  aus,  damit  er  die  nötigen  Reisen  be- 
streiten konnte.  Die  Frucht  der  Wanderungen  durch  Bayern 
und  der  Ausbeutung  zahlloser  gedruckter  und  ungedruckter 
Quellen  war  das  1821  veröffentlichte  Werk  über  die  bayerischen 
Mundarten,  „der  erste  Versuch  einer  historisch-geographisch- 
grammatischen Darstellung  der  deutschen  Sprache,  wie  sie  in 
einem  beträchtlichen  Teil  Süddeutschlands  noch  lebendig  ist". 
1827  folgte  das  Bayerische  Wörterbuch,  gewidmet  Ludwig  L, 
„dem  großsinnigen  Veranlasser  dieses  Werkes  über  Sprache, 
Art  und  Sitte  seines  Volkes".  Es  waren  damit  zugleich  ein 
großartig  angelegtes  Idiotikon  über  die  in  Stadt  und  Land  ge- 
sprochenen Dialekte  und  ein  Glossar  über  die  in  den  älteren 
Schriften  und  Urkunden  sich  findenden  Ausdrücke  geboten. 
„Was  ist,  soll  in  dem,  was  war,  und  dieses  in  jenem  seine 
natürliche  Erklärung  finden."  Die  Lösung  der  Aufgabe  wurde 
von  Jakob  Grimm  in  heller  Bewunderung  gefeiert:  „Schmellers 
Wörterbuch  ist  das  beste,  das  von  irgend  einem  deutschen  Dia- 
lekt besteht,  ein  Meisterwerk,  ausgezeichnet  durch  philologischen 
Scharfsinn,  wie  durch  reiche,  nach  allen  Seiten  hin  strömende 
Sacherläuterung,  ein  Muster  für  solche  Arbeiten,  von  dem  un- 


Ansprache  des  Präsidenten  117 

wandelbaren   Trieb  seines  emsigen,    strebenden  Geistes    durch- 
drungen und  belebt!" 

Da  drängt  sich  unwillkürlich  die  Frage  auf:  Ja,  wenn 
Bayern  ein  so  ausgezeichnetes  Werk,  zugleich  Schatzkammer 
der  Volkssprache  und  Bildersaal  des  mannigfaltigen  Volkslebens, 
schon  besitzt,  —  ist  es  da  notwendig,  ist  es  da  schicklich,  ein 
neues  in  Angriff  zu  nehmen?  Verbietet  es  nicht  die  Pietät 
gegen  Schmeller,  die  Arbeit  seines  Lebens  durch  ein  anderes 
Unternehmen  ersetzen  zu  wollen? 

Der  Zweifel  könnte  um  so  berechtigter  erscheinen,  da  in 
den  jüngsten  Tagen  ein  Wiederabdruck  der  zweiten,  von  Fro- 
mann  besorgten,  aber  seit  langem  vergriffenen  Auflage  des 
Schmellerschen  Wörterbuches  erschienen  und  damit  einem 
schmerzlich  empfundenen  Bedürfnis  abgeholfen   ist. 

Trotzdem  dürfte  der  neue  Plan  nicht  als  überflüssig  oder 
pietätlos  zu  betrachten  sein. 

In  der  Wissenschaft  gibt  es  keinen  Stillstand,  und  kein 
Name,  auch  nicht  der  ehrwürdigste,  darf  als  Grenzstein  ange- 
sehen werden.  Es  handelt  sich  ja  nicht  darum,  Schmellers 
Lebenswerk  zu  verdrängen,  sondern  es  in  würdiger  Weise  fort- 
zuführen. Schmeller  selbst  wäre  der  Erste,  der  eine  Fort- 
setzung und  Vervollständigung  gutheißen  würde.  „Sammlungen 
solcher  Art",  sagt  er  im  Vorwort  seines  Werkes,  „wird  man 
wohl  nie  als  abgeschlossen  ansehen  dürfen;  viel  ist  schon  ge- 
wonnen, wenn  sie  nur  einmal  angelegt  sind,  alles  Mögliche, 
wenn  sie  nicht  ganz  aufgegeben  werden."  Und  auch  König 
Ludwig  sagte  —  wie  ich  der  Biographie  Schmellers  von  Ober- 
studienrat Nicklas  entnehme  —  bei  der  Überreichung  des  Wer- 
kes:  „Ja,  so  was  wird  nie  fertig!" 

Die  Sprachforschung  ist  seit  Grimm  und  Schmeller  noch 
ein  gutes  Stück  fortgeschritten.  Zahlreiche  Sprachdenkmäler 
der  älteren  Zeit  sind  seither  in  vervollkommneten  Ausgaben 
erschienen,  nicht  wenige  sind  erst  in  neuerer  Zeit  ans  Tages- 
licht gekommen.  Auch  unsre  jüngste  Dialektdichtung  hat,  wenn 
sie  auch  nicht  an  Hebel,  Claus  Groth  und  Fritz  Reuter  heran- 


118  öffentliche  Sitzung  am  16.  November 

reicht,   originelle   und  liebenswürdige  Leistungen   aufzuweisen, 
die  für  die  Dialektforschung  von  Interesse  sind. 

Die  mundartliche  Forschung  genießt  heute  überhaupt  ein 
ganz  anderes  Ansehen,  als  zu  Schmellers  Zeit.  Schmeller  sah 
noch  für  geboten  an,  sich  förmlich  zu  rechtfertigen,  daß  er 
einer  provinziellen  Sprache  so  viel  Aufmerksamkeit  widme. 
Freilich  gebe  es  Kritiker,  sagt  er,  die  in  diesem  Punkt  ein  für 
allemal  nicht  zu  bekehren  sind,  „die  nun  einmal  gewohnt  sind, 
das  Wort  und  das  geistige  Leben  von  neun  Zehnteilen  eines 
Volkes  neben  dem  eines  zehnten  Zehntels  als  gleichgültiges 
Nichts  zu  betrachten". 

Heute  denkt  der  Fachmann,  wie  der  gebildete  Laie  von 
den  Mundarten  richtiger  und  höher.  Die  Mundart  ist  ja  recht 
eigentlich  die  Muttersprache.  Gibt  es  denn  ein  köstlicheres, 
wertvolleres  Gut? 

Leider  bin  ich  nicht  imstande,  plattdeutsche  Verse  zu 
sprechen;  ich  kann  also  nur  erinnern  an  den  herrlichen  Lob- 
spruch auf  „sin  Moderspräk",  womit  Claus  Groth  seinen  Quick- 
born einleitet.  Als  frischen  Born  lebendigen  Volkstums  feiert 
Friedrich  Theodor  Vischer  in  den  Lyrischen  Gängen  seine  hei- 
mische Mundart: 

„Wohl  mir,    daß  ich  im  Land'  aufwuchs,    wo  die  Sprache 

der  Deutschen 
Noch  mit  lebendigem  Leib  im  Dialekte  sich  regt, 
Milch  der  Mutter  noch  trinkt,  noch  quellendes  Wasser  am 

Borne, 
Vom  Schulmeister  noch  nicht  rektifiziertes  Getränk."  .... 
„Kennst  du  es  ganz,  das  Gut,  wenn  in  Einer  Sprache  sich 

finden, 
Sich  empfinden,  versteh'n  sämmtliche  Stämme  des  Volks? 
Kennst  du  des  Gutes  Wert?  Er  ist  unendlich.  Die  Mundart, 
Traulichem  Lampenschein  gleicht  sie  im  wohnlichen  Haus, 
Aber  die  Sprache,  sie  gleicht  der  Königlichen,  der  Sonne, 
Wie  sie  ins  Offne  hinaus  Meere  des  Lichtes  ergießt."  .... 


Ansprache  des  Präsidenten  119 

Vischer  rühmt  sein  Schwäbisch.  Wir  haben  uns  der 
bayerischen  Mundart  —  ich  spreche  zunächst  nur  vom  baye- 
rischen Wörterbuch,  weil  sich  die  akademische  Kommission 
mit  ihm  wohl  zuerst  zu  beschäftigen  haben  wird  —  nicht  zu 
schämen.  Buffon  hat  gesagt:  „ Der  Stil  ist  der  Mensch!"  Man 
kann  auch  sagen*:  „Die  Mundart  ist  der  Stamm!"  Sie  ist  der 
zuverlässigste  Zeuge  der  natürlichen  Veranlagung,  des  Bildungs- 
grades, des  Temperaments,  des  Charakters  eines  Stammes. 

„Das  baierische  Volk"  schreibt  Aventin,  „ist  etwas  un- 
freuntlicher  und  ainmuetiger  (einfacher,  weniger  gewandt,  we- 
niger umgänglich),  alse  die  (indem  sie)  nit  vil  außkommen, 
.  .  .  .  gern  anhaims  eralten,  wenig  Hantierung  treiben"  usw. 
Ainmutig,  derb,  rauh  ist  auch  die  bayerische  Mundart,  aber 
kräftig  und  frisch  wie  Quell wasser  in  den  Bergen.  Der  Ber- 
liner Gedicke  verglich  sie  vor  hundert  Jahren  mit  dem  dunklen, 
hochtönenden  dorischen  Dialekt.  Ihr  Wortschatz  ist  ebenso 
reich  wie  mannigfaltig.  In  überraschender  Fülle  bietet  sie  Aus- 
drücke der  Liebe,  der  Zärtlichkeit,  des  Zornes,  der  Bewunderung, 
der  Verwünschung,  —  so  recht  eine  Sprache  des  Herzens  und 
der  Leidenschaft !  Mögen  auch  die  Wortbildungen  und  Rede- 
wendungen nicht  immer  aus  der  kastalischen  Quelle  geschöpft 
sein,  so  übertreffen  sie  doch  an  plastischer  Anschaulichkeit 
häufig  das  hochdeutsche  Analogon.  Man  schlage  nur  Aventins 
bayerische  Chronik,  Hundts  Stammenbuch,  Buchers  Satiren  und 
Schwanke  auf!  Statt  des  hochdeutschen  „betrügen"  sagen 
Buch ers  Bauern  „beluchsen",  statt  „schmeicheln"  „fuchsschwän- 
zeln", statt  „blitzen"  „himmelizen"  etc.  In  den  Vergleichen 
sind  sie  meist  glücklich:  „hainbuchen",  „schmalzgut",  „bock- 
beinig" etc.,  ebenso  in  den  Bildern:  „alle  fünfe  g'rad  sein 
lassen"  statt  „untätig  sein"  ,  „Bettelmanns  Umkehr"  statt 
„schlechte  Herberge",  „dichten,  wie  der  Karpf  im  Vogelhäusl" 
etc.  In  vielen  Fällen  hat  der  provinzielle  Ausdruck,  wie  er 
sich  im  Mund  des  gemeines  Mannes  seit  Jahrhunderten  nur 
durch  Überlieferung  erhalten  hat,  vor  dem  Hochdeutschen  den 
Vorzug  des  Wohllautes,  fast  immer  den  der  Richtigkeit.  Das 
Mundartliche  steht  neben  dem  Hochdeutschen,  sagt  Schindler, 


120  öffentliche  Sitzung  am  16.  November 

wie  eine  reiche  Erzgrube  neben  einem  Vorrat  schon  gewonne- 
nen und  gereinigten  Metalles  oder  wie  der  noch  ungelichtete 
Teil  eines  tausendjährigen  Waldes  neben  einer  Partie,  die  zum 
Nutzgehölz  durchforstet  ist.  Die  mundartlichen  Sprachdenk- 
mäler erfüllen  den  Einen,  wie  der  Anblick  von  Bauresten  aus 
grauer  Vorzeit,  mit  Hochgefühl,  während  Andere  sie  freilich 
nur  betrachten,  wie  die  Bauern  Italiens  oder  Griechenlands 
ihre  Ruinen,  d.  h.  mit  dem  Wunsche,  sie  aus  dem  Wege  zu 
räumen. 

Gerade  in  unsren  Tagen  haben  Dichter,  wie  Gerhard  Haupt- 
mann, Frensen  u.  a.  damit  begonnen,  häufiger  als  bisher  aus 
der  Fundgrube  der  Dialekte  ausdrucksvolle  Worte  in  die  Schrift- 
sprache herüberzunehmen.  Man  hat  sogar  schon  die  Befürch- 
tung ausgesprochen,  es  könnte  bei  zunehmendem  Streben  der 
Mundarten  nach  schriftdeutschem  Bürgerrecht  die  Ausbildung 
des  Hochdeutschen  Schaden  leiden.  Gewiß  mit  Unrecht.  Haben 
doch  die  Griechen  ihre  Mundarten  sogar  in  der  Schriftsprache 
beibehalten !  Diese  Mannigfaltigkeit  in  der  Einheit  bildet  gerade 
den  Reiz  in  der  Literatur  der  Griechen,  d.  h.  jenes  Vereins  von 
Stämmen,  von  denen  jeder  zunächst  seine  eigentümliche  geistige 
Kraft   ausbildete,   und   dadurch   mittelbar   den  Gesamtgeist. 

Auf  den  W7iderlagen  Schmellers,  aber  immerhin  nach  neuem 
Grundriß  soll  der  von  uns  geplante  Neubau  aufgerichtet  werden. 
Auf  zwei  Wegen  ist  das  Material  zu  beschaffen,  durch  un- 
mittelbares Abhören  vom  Munde  der  Eingebornen  und  durch 
möglichst  erschöpfende  Heranziehung  der  Schriftquellen.  Auf 
beiden  Wregen  wollen  wir  gleichzeitig  vorwärts  schreiten.  Um 
aber  die  Mundart,  wie  sie  in  den  verschiedenen  Gauen  auf  der 
Gasse  und  bei  der  Feldarbeit,  in  der  Spinnstube  und  in  der 
Schenke  zu  hören  ist,  lauttreu  festzuhalten  und  zugleich  eine 
Auslese  von  Eigentümlichem  und  Volkstümlichem  in  Feldbau 
und  Hantierung,  bei  Festen  und  Spielen,  von  Namensagen, 
Liedern,  Legenden,  Sprichwörtern  usw.  zu  bieten,  müssen  wir 
unsre  Landsleute  selbst  zu  eifriger  und  treuer  Mitarbeiterschaft 
gewinnen.  Auch  aus  den  entlegensten  Ecken  können  nützliche 
Bausteine  herbeigeschafft  werden,   und   auch  Kleinigkeiten  ge- 


Ansprache  des  Präsidenten  121 

winnen  im  Zusammenhang  mit  verwandten  Erscheinungen  Be- 
deutung. 

Unser  erster  Appell  hatte  sich  eines  glänzenden  Erfolges 
zu  erfreuen.  Nur  auf  eine  Anzeige  in  den  Tageszeitungen  hin 
meldeten  sich  nahezu  400  Sammler,  unter  ihnen  treffliche 
Schriftsteller  und  Künstler,  aber  auch  Bauern  und  Knechte. 
Viele  bekundeten  ihren  Eifer  sogleich  durch  Mitteilung  von  volks- 
tümlichen Redensarten  und  Versen ;  sogar  ein  umfangreiches,  gut 
verwendbares  Vokabular  lief  ein,  das  Oberpostmeister  Karl  von 
Gumppenberg  in  dreißigjähriger  Arbeit  für  sich  angelegt  hatte. 

Doch  damit  ist  die  Sache  noch  nicht  getan.  Wir  müssen 
das  ganze  Land  haben.  Insbesondere  die  Geistlichen,  die  Ärzte, 
die  Lehrer,  die  in  lebendigem  Verkehr  mit  dem  ausschließlich 
die  Sprache  seiner  Heimat  redenden  Dörper  stehen,  können 
uns  Bundesgenossen  werden,  um  so  wertvollere,  je  nachdem  sie 
feines  Gehör,  natürliche  Auffassungsgabe  und  nützliche  Vor- 
kenntnisse besitzen.  Wir  wenden  uns  an  Alle  mit  dem  Worte 
des  Johannes  Agricola,  der  schon  im  Jahre  1534  zu  einem 
ähnlichen  Unternehmen,  zu  einer  Sammlung  Teutscher  Sprich- 
wörter die  allgemeine  Hilfe  seiner  Zeit-  und  Landesgenossen 
erbat.  „Die weil  es  aber  schwer  ist,  wil  ich  gebeten  haben 
yedermeniglich,  man  wolte  mir  zu  gute  halten,  ob  ichs  unter- 
weilen nicht  schnurgleich  treffen  wurde.  Ja,  ich  will  yeder- 
meniglich bitten  umb  aller  deutschen  ehr  und  trew  willen,  es 
wolle  zu  disem  wercke  helffen,  wer  da  könne,  denn  wir  alle- 
sampt  werden  zu  schaffen  genug  haben,  auf  daß  wir  Deutsche 
Sprach  auffb ringen." 

Es  ist  Gefahr  auf  Verzug,  denn  die  echten,  volkstümlichen 
Formen  der  Volkssprache  werden  von  Jahr  zu  Jahr  mehr  ab- 
geschliffen und  verdorben.  Seit  der  Gründung  des  Deutschen 
Reiches  und  der  Einführung  gesetzlicher  Freizügigkeit  hat  ja 
die  Mischung  der  deutschen  Landsleute  eine  ungeahnte  Aus- 
dehnung gewonnen,  und  ebenso  hat  sich  die  Berührung  der 
ländlichen  Bevölkerung  mit  der  städtischen  vervielfacht.  Es 
ist  hohe  Zeit,  daß  die  Sprachforscher  nach  dem  Beispiel  der 
Botaniker  alles  Nötige  sammeln  und  prüfen  und  ordnen.    Auch 


122  Öffentliche  Sitzung  am  16.  November 

unser  Wörterbuch  hat  alle  diejenigen  Aufgaben  zu  erfüllen, 
die  Voltaire  vom  Dictionnaire  der  Pariser  Akademie  erfüllt 
sehen  wollte.  Voltaire  verlangte,  wie  Condorcet  mitteilt,  daß 
„die  Geschichte  eines  jeden  Wortes  vom  Augenblick  seines  ersten 
Erscheinens  bis  zur  Gegenwart  verfolgt,  daß  alle  im  Lauf  der 
Jahrhunderte  wechselnden  Bedeutungen,  alle  Auslegungen  und 
Erklärungen  geprüft  und  richtiggestellt  werden.  Als  Zeugnisse 
des  Wechsels  und  Wandels  sollen  immer  vollgültige  Beispiele 
geboten  werden,  nicht  willkürlich  herausgerissene  Sätze,  sondern 
ausreichende  Stellen  aus  den  Werken  der  wichtigsten  Schrift- 
steller. Nur  auf  solche  Weise  wird  man  den  literarischen  und 
grammatikalischen  Anforderungen  Genüge  leisten  und  die  Aus- 
länder, wie  die  Einheimischen  mit  den  Feinheiten  der  Sprache 
bekannt  machen". 

Dies  alles  gilt  auch  für  uns.  Eine  schwere,  aber  nicht 
unlösbare  Aufgabe.  Vollständigkeit  ist  nicht  erreichbar,  muß 
aber  angestrebt  werden.  Daß  die  Forschung  bei  uns  auf  den 
rechten  Weg  gewiesen  wird,  braucht  nicht  bezweifelt  zu  werden, 
da  die  ausführende  Kommission  Führer  besitzt,  die  schon  bis- 
her erfolgreich  bestrebt  waren,  die  Wortforschung  auf  der  Höhe 
einer  wirklichen  Wissenschaft  zu  erhalten. 

So  gehen  wir  denn  rüstig  ans  Werk.  Nur  Liebe  zum 
Vaterland  und  Liebe  zur  Wissenschaft  gaben  uns  den  Antrieb, 
—  da  dürfen  wir  wohl  hoffen,  daß  dem  großen  Gedanken 
Schmellers  von  neuem  eine  fröhliche  Urständ  beschieden  sein 
wird. 

Hierauf  verkündeten  die  Klassensekretäre,  daß  in  der  all- 
gemeinen Wahlsitzung  der  Akademie  am  17.  Juli  1912  folgende 
neue  Mitglieder  gewählt  und  von  Sr.  K.  H.  dem  Prinz- 
regenten Luitpold  bestätigt  worden  sind. 

I. 
Philosophisch  -  philologische  Klasse. 

1.  als  außerordentliche  Mitglieder: 

a)  Dr.  Karl  Voss ler,  o.  Professor  der  romanischen  Philo- 
logie an  der  Universität  München, 


Wahlen  123 

b)  Dr.  Lucian  Scherman,  Direktor  des  Ethnographischen 
Museums,  a.  o.  Professor  für  Sanskritsprache  und  Lite- 
ratur an  der  Universität  München  ; 

2.  als  korrespondierende  Mitglieder: 

a)  Dr.  Otto  Behaghel,o.  Professor  der  germanischen  Philo- 
logie an  der  Universität  Giessen,  Großh.  Geh.  Regie- 
rungsrat, 

b)  Dr.  Christian  Hülsen  in  Florenz,  früher  Sekretär  des 
Kais.  Deutschen  Archäologischen  Instituts  in  Rom; 

IL 
Mathematisch  -  physikalische  Klasse. 

1.  als  ordentliche  Mitglieder: 

a)  Dr.  Heinrich  Burkhardt,  o.  Professor  der  Mathematik 
an  der  Technischen  Hochschule  München,  bisher  a.  o. 
Mitglied, 

b)  Dr.  Erich  v.  Drygalski,  o.  Professor  der  Geographie 
an  der  Universität  München,  bisher  a.  o.  Mitglied, 

c)  Dr.  Otto  Frank,  o.  Professor  der  Physiologie  an  der 
Universität  München,  bisher  a.  o.  Mitglied; 

2.  als  korrespondierende  Mitglieder: 

a)  Dr.  Hermann  Struve,  o.  Professor  der  Astronomie  an 
der  Universität  Berlin,  Direktor  der  Sternwarte  daselbst, 
K.  Preuß.  Geh.  Regierungsrat, 

b)  Dr.  Gustav  Mittag-Leffler,  Professor  der  Mathematik 
an  der  Universität  Stockholm, 

c)  Dr.  Hermann  Amandus  Schwarz,  o.  Professor  der  Ma- 
thematik an  der  Universität  Berlin,  K.  Preuß.  Geh. 
Regierungsrat, 

d)  Dr.  Walther  Nernst,  o.  Professor  der  physikalischen 
Chemie  und  Elektrochemie  an  der  Universität  Berlin, 
K.  Preuß.  Geh.  Regierungsrat, 

e)  Dr.  Sigmund  Exner,  Professor  der  Physiologie  au  der 
Universität  Wien,  K.  K.  Hofrat, 


124  öffentliche  Sitzung  am  16.  November 

f)  Alfred  Gabriel  Nathorst,  Professor  und  Direktor  des 
paläophytologischen  Museums  in  Stockholm, 

g)  Bailey  Willis,  Professor  der  Geologie  an  der  Uni- 
versität Chigago; 

III. 
Historische  Klasse. 

1.  als  ordentliche  Mitglieder: 

a)  Dr.  Heinrich  Wölfflin,  o.  Professor  der  Kunstgeschichte 
an  der  Universität  München,  K.  Preuß.  Geh.  Regie- 
rungsrat, 

b)  Dr.  Adolf  Sandberge r,  o.  Professor  der  Musikwissen- 
schaft an  der  Universität  München,  bisher  a.  o.  Mitglied 
der  Akademie; 

2.  als  außerordentliches  Mitglied: 

Dr.  Leopold  Wenger,  o.  Professor  des  römischen  Zivil- 
rechtes und  des  deutschen  bürgerlichen  Rechtes  an  der 
Universität  München; 

3.  als  korrespondierende  Mitglieder: 

a)  Dr.  Henri  Pirenne,  o.  Professor  der  Geschichte  an  der 
Universität  Gent, 

b)  John  Pentland  Mahaffy,  Präsident  der  K.  irischen 
Akademie  der  Wissenschaften  und  o.  Professor  der  alten 
Geschichte  an  der  Universität  Dublin, 

c)  Dr.  Aloys  Schulte,  o.  Professor  der  Geschichte  an  der 
Universität  Bonn,  K.  Preuß.  Geh.  Regierungsrat. 


Sodann  hielt  das  ordentliche  Mitglied  der  mathematisch - 
physikalischen  Klasse,  Geheimer  Rat  Carl  v.  Linde,  die  Fest- 
rede über 

Physik    und    Technik    auf    dem   Wege    zum    abso- 
luten Nullpunkte  der  Temperatur. 

Die  Rede  ist  gedruckt  in  der  Serie  der  „Akademischen  Reden". 


125 


Berichte  und  Protokolle 

akademischer  Kommissionen. 


Bericht  des  Sekretärs  Geh.  Rates  v.  Riezler  über  die 
53.  Plenarversammlung  der  Historischen  Kommission 

1912. 

Die  53.  Plenarversammlung  der  Historischen  Kommission 
tagte  vom  29.  bis  31.  Mai.  Da  der  Vorstand  der  Kommission, 
Geheimer  Regierungsrat  Professor  Moriz  Ritter  aus  Bonn  am 
Erscheinen  verhindert  war,  führte  der  Unterzeichnete  den  Vorsitz. 

Außer  ihm  hatten  sich  von  den  ordentlichen  Mitgliedern 
eingefunden:  die  Herren  Geheimer  Hofrat  Professor  von  Be- 
low  aus  Freiburg  i.  B.,  Geheimer  Rat  Professor  a.  D.  Alfred 
Dove  aus  Freiburg  i.  B.,  Professor  Friedrich  aus  München, 
Geheimer  Hofrat  Professor  Grauert  aus  München,  Geheimrat 
Professor  Hauck  aus  Leipzig,  Geheimer  Rat  Professor  und  Prä- 
sident der  K.  Akademie  der  Wissenschaften,  Exzellenz  von 
Heigel  aus  München,  Wirklicher  Geheimer  Oberregierungsrat 
Generaldirektor  der  K.  Preußischen  Staatsarchive  und  General- 
direktor der  Zentralkommission  für  Herausgabe  der  Mon.  Germ, 
hist.  Kos  er  aus  Charlottenburg,  Geheimer  Regierungsrat  Pro- 
fessor und  z.  Z.  Rektor  der  Universität  Max  Lenz  aus  Berlin, 
Professor  Meyer  vonKnonau  aus  Zürich,  Professor  und  z.  Z. 
Rektor  der  Universität  Redlich  aus  Wien. 

Von  außerordentlichen  Mitgliedern  waren  zugegen:  die 
Herren  Professor  Beckmann  aus  Erlangen,  Professor  Bran- 
denburg aus  Leipzig,  Professor  Goetz  aus  Tübingen,  Pro- 
fessor Herre  und  Professor  Karl  Mayr  aus  München. 


1 26  Kommissionsberichte 

An  der  Teilnahme  an  den  Sitzungen  waren  außer  dem 
Vorstande  verhindert:  Geheimer  Regierungsrat  Professor  Fried- 
rich von  Bezold  aus  Bonn,  Professor  Quidde  aus  München, 
Geheimer  Rat  von  Rockinger  aus  München,  Hofrat  Winter, 
Sektionschef  und  Direktor  des  K.  u.  K.  Haus-,  Hof-  und  Staats- 
archivs a.  D.  in  Wien. 

Der  Unterzeichnete  widmete  dem  am  5.  März  1912  im 
92.  Lebensjahre  verstorbenen  Senior  der  Kommission,  dem  hoch- 
verdienten langjährigen  Redakteur  der  Allgemeinen  Deutschen 
Biographie  D.  Dr.  Rochus  Freiherrn  von  Lilie ncron  Worte 
ehrenden  Andenkens. 

Seit  der  letzten  Plenarversammlung  sind  folgende  Publi- 
kationen erschienen : 

Die  Chroniken  der  deutschen  Städte,  31.  Band,  1.  Teil. 
Lübeck,  5.  Band,  1.  Teil.  Herausgegeben  von  Dr.  Friedrich 
Bruns.     Leipzig,  Hirzel,  1911. 

Deutsche  Reichstagsakten,  15.  Band,  1.  Hälfte  (unter 
Kaiser  Friedrich  III.,  1.  Abteil.,  1.  Hälfte,  1440—1441). 
Herausgegeben  von  Prof.  Hermann  Herre.  Gotha,  F.  A. 
Perthes  A.  G.,  1912. 

Im  Druck  befinden  sich: 

Gerland,  Geschichte  der  Physik,  erster  Band  (die  Re- 
vision des  Manuskriptes  und  Überwachung  des  der  Vollendung 
nahen  Druckes  hat  der  Schwiegersohn  des  verstorbenen  Ver- 
fassers, Dr.  von  Stein  wehr  in  Friedenau,  ständiger  Mit- 
arbeiter bei  der  Physikalisch-technischen  Reichsanstalt,  über- 
nommen) ; 

Quellen  und  Erörterungen  zur  bayerischen  und  deutschen 
Geschichte,  N.  F.,  Band  3:  die  Werke  Veit  Arnpecks,  heraus- 
gegeben von  Oberbibliothekar  Leidinger  in  München; 

Deutsche  Reichstagsakten,  13.  Band,  2.  Hälfte  (1438), 
bearbeitet  von  Professor  Gustav  Beckmann  in  Erlangen; 

Allgemeine  Deutsche  Biographie,  Registerband,  bearbeitet 
von  Dr.  Fritz  Ger  lieh  in  München,  mit  Nachwort  von  Alfred 
Dove; 


Kommissionsberichte  127 

der  dritte  Band  der  mit  Unterstützung  der  Kommission 
von  Oberbibliothekar  a.  D.  August  Hartmann  in  München 
herausgegebenen  historischen  Volkslieder  und  Zeitgedichte. 

Die  Arbeiten  für  die  Unternehmungen  der  Kommission 
befinden  sich  in  den  meisten  Abteilungen  in  gedeihlichem 
Fortgang.  Für  die  unter  Leitung  von  Bezolds  stehenden 
Humanistenbriefe  haben  Kustos  Dr.  Reicke  in  Nürnberg  und 
Stadtschulinspektor  Dr.  Reimann  in  Berlin  die  Arbeiten  zur 
Herausgabe  der  Korrespondenz  Pirkheimers  fortgesetzt.  In 
der  Abteilung  Chroniken  der  Neuen  Folge  der  Quellen 
und  Erörterungen  zur  bayerischen  und  deutschen  Ge- 
schichte ist  der  Druck  der  von  Oberbibliothekar  Leidinger 
herausgegebenen  Chroniken  Veit  Arnpecks  beim  18.  Bogen 
angelangt.  Für  die  Abteilung  Urkunden  ist  Professor 
Bitterauf  in  München  mit  den  Traditionen  des  Hochstiftes 
Passau  beschäftigt.  Dr.  Joseph  Widemann  in  München  hat 
den  Stand  der  Überlieferung  und  der  Edition  der  Traditionen 
von  55  altbayerischen  Klöstern  untersucht. 

Von  den  unter  Leitung  von  Belows  stehenden  Chroniken 
der  deutschen  Städte  wird  Dr.  Bruns  1913  den  Register- 
band, zweiten  Teil  des  fünften  Bandes  der  Lübecker  Chroniken 
fertigstellen.  Stadtarchivar  Dr.  Maurer  glaubt  im  kommenden 
Berichtsjahre  mit  dem  Drucke  der  Konstanzer  Chroniken 
beginnen  zu  können.  Die  Edition  der  Bremer  Chroniken  ist 
von  Professor  Walter  Stein  an  Dr.  Lüttich  in  Freiburg  i.  Br. 
übergegangen  und  von  diesem  erheblich  gefördert  worden. 
Dr.  B  äs  ecke  in  Braunschweig  arbeitet  an  dem  noch  ausstehenden 
Bande  der  Braun  Schweiger  Chroniken.  Der  Ausbau  dieser 
Abteilung  wird  dadurch  gefördert  werden,  daß  Professor  a.  D. 
Friedrich  Roth  in  München  zu  den  Augsburger  Chroniken 
die  von  dem  Augsburger  Archivar  Klemens  Jäger  verfaßte,  die 
Zeit  von  1548  —  1560  behandelnde  Chronik  nachtragen  wird, 
von  deren  großer  Wichtigkeit  er  sich  bei  der  Ausarbeitung 
seiner  Augsburger  Reformationsgeschichte  überzeugte,  und  daß 
Oberleutnant  Dr.  H.  Gr.  Wirz  in  Bern  die  Edition  der  etwa  auf 
drei   Bände   veranschlagten    Züricher   Chroniken    unternimmt. 


128  Koramissi  onsberichte 

An  den  Jahrbüchern  des  Deutschen  Reichs  sind 
Professor  Uhlirz  in  Graz  (Otto  III.),  Professor  Simons feld 
in  München  (Friedrich  L),  Professor  Hampe  in  Heidelberg 
(Friedrich  II.)  beschäftigt.  Professor  Simons  feld  hat  als  eine 
Vorarbeit  den  Bericht  über  seine  vorjährige  Reise  nach  Italien 
unter  dem  Titel:  „Urkunden  Friedrich  Rotbarts  in  Italien, 
6.  Folge"  in  den  Sitzungsberichten  der  Münchener  Akademie 
(1911,  14.  Abhdlg.),  veröffentlicht;  er  hat  die  Sammlung  ins- 
besondere des  urkundlichen  Materials  vorerst  abgeschlossen  und 
mit  der  Darstellung  des  zweiten  Bandes  begonnen. 

An  die  Jahrbücher  werden  sich,  wie  im  Vorjahre  be- 
schlossen wurde,  Darstellungen  der  deutschen  Reichs- 
geschichte im  ausgehenden  Mittelalter  anschließen,  für 
welche  die  für  das  frühere  Mittelalter  berechtigten  Forderungen 
annalistischer  Disposition  und  der  Vollständigkeit  des  Stoffs 
fallen  gelassen  werden.  Professor  Paul  Schweizer  in  Zürich 
wird  Albrecht  I.  und  Adolf,  Privatdozent  Dr.  Vi  gener  in 
Freiburg  i.  Br.  wird  Karl  IV.  übernehmen.  Auch  für  Heinrich  VII. 
ist  schon  ein  Bearbeiter  in  Aussicht  genommen. 

Vom  Register  der  Allgemeinen  Deutschen  Biographie, 
bearbeitet  von  Dr.  Fritz  Gerlich  in  München,  liegen  15  Bogen 
gedruckt  vor. 

In  der  älteren  Reihe  der  Reichstagsakten  ist  der 
Druck  der  zweiten  Hälfte  des  13.  Bandes  (1438),  bearbeitet 
von  Professor  Beckmann  in  Erlangen,  bis  zum  36.  Bogen 
vorgeschritten.  Professor  Herre  in  München  wird  anfangs 
Juli  mit  dem  Drucke  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Bandes  be- 
ginnen, welche  die  Akten  des  Mainzer  Reichstages  Februar  bis 
April  1441,  sowie  das  Vorwort  und  die  beiden  Register  zum 
ganzen  Bande  enthalten  wird.  In  der  Schlußredaktion  des 
16.  Bandes  ist  er  bis  zum  November  1441  vorgeschritten. 
Dr.  Arthur  Bauckner  in  München  hat  Professor  Quidde  in  den 
Arbeiten  für  den  Supplementband  zu  K.  Wenzel  unterstützt 
und  sich  an  den  Korrekturen  der  Bände  13   und  15  beteiligt. 

Eine  Subkommission  (mit  den  Herausgebern  dieser  Ab- 
teilung  die   Herren   Brandenburg   und   Hauck)    wird    über   die 


Kommissionsberichte  129 

Frage  beraten,  wie  fortan  Kürzungen  in  dieser  Edition  am 
angemessensten  durchzuführen  seien.  Eine  namhafte  Reduk- 
tion des  Stoffes  wird  übrigens  vom  Jahre  1448  an  schon  durch 
das  Zurücktreten  der  kirchlichen  Angelegenheiten  bewirkt 
werden. 

Für  die  jüngere  Reihe  der  Reichstagsakten  waren 
in  Leipzig  unter  der  Leitung  Professor  Brandenburgs  Dr. 
Julius  Volk  und  seit  1.  Januar  1912  Dr.  Johannes  Kühn 
tätig.  Dr.  Volk  hat  die  Bearbeitung  des  ersten  Reichstags 
zu  Speier  1526  und  seiner  Vorgeschichte  übernommen,  Dr.  Kühn 
die  Zeit  vom  Ende  des  ersten  bis  zum  Ende  des  zweiten  Speirer 
Reichstags,  1526—1529.  Eine  von  Professor  Brandenburg 
angestellte  Probe  hat  ergeben,  daß  sich  der  neue  Modus,  der 
eine  sehr  erhebliche  Raumersparnis  ermöglicht,  ohne  Schwierig- 
keiten durchführen  läßt.  Voraussichtlich  wird  im  Jahre  1914 
mit  der  Drucklegung  des  fünften  Bandes  begonnen  werden 
können. 

In  der  Abteilung:  Briefe  und  Akten  zur  Geschichte 
des  dreißigjährigen  Kriegs  übernimmt  an  Stelle  des  zurück- 
tretenden Geheimen  Rates  Ritter  Professor  Götz  in  Tübingen 
die  Leitung.  Dieser  und  Professor  Theobald  in  Nürnberg 
werden  hier  gemeinsam  einen  Ergänzungsband:  „Beiträge  zur 
Geschichte  Herzog  Albrechts  V.  von  Bayern  und  der  soge- 
nannten Adelsverschwörung  von  1563"  herausgeben.  Den 
zweiten  Band  der  Neuen  Folge  (1625  und  folgende  Jahre)  be- 
arbeiten gemeinsam  Professor  Götz  und  Dr.  Fritz  Endres. 
Dr.  Karl  Alexander  von  Müller  hat  seine  Hauptarbeit  der 
Tilly-Korrespondenz  von  1631,  den  Berichten  Pappenheims,  der 
Generalkommissäre  u.  a.  von  1630  an  und  der  Vervollständi- 
gung der  Sammlung  der  Spezialliteratur  für  die  Jahre  1630 — 32 
zugewendet.  Professor  Karl  Mayr  wird  in  den  nächsten  Mo- 
naten mit  dem  Drucke  des  ersten  Bandes  der  Neuen  Folge, 
1.  Abteil.,  1618  —  19  beginnen. 

Über  die  publizistischen  Schriften  zur  Reichs- 
geschichte (mit  Ausschluß  der  rein  kirchlichen)  aus  der  ersten 
Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  berichtete  Professor  Beckmann, 

Jahrbuch   1912.  9 


1 30  Kommissionsberichte 

der  einige  dieser  Traktate  selbst  herausgeben  wird,  für  andere 
Bearbeiter  gewonnen  hat.  Was  die  im  Vorjahre  ins  Auge 
gefaßte  deutsche  Ikonographie  betrifft,  schlug  Professor 
Beckmann  in  seinem  Gutachten  vor,  das  Unternehmen  zunächst 
auf  ein  Porträtwerk  zur  deutschen  Geschichte  im  Mittelalter 
bis  1500  zu  beschränken.  Da  sowohl  die  finanzielle  Frage  als 
die  Organisation  des  Werkes  weiterer  Aufklärung  bedürftig 
erschienen,  wurde  die  endgültige  Entscheidung  bis  zur  nächsten 
Plenarversammlung  vertagt. 


Der  Sekretär  der  Historischen  Kommission 

S.  Riezler. 


Kommissionsberichte  131 


Bericht  der  Kommission  für  den  Thesaurus  linguae  latinae 
über  die  Zeit  vom  1.  April  1911  bis  31.  März  1912. 

1.  Die  Kommission  hatte  ursprünglich  ihre  Sitzung  auf 
den  22.  April  anberaumt:  die  Berufung  des  Generalredaktors 
Prof.  Dr.  Ernst  Lommatzsch  als  Ordinarius  nach  Basel  ließ 
es  wünschenswert  erscheinen,  die  Sitzung  früher  zu  legen;  sie 
fand  darum  schon  am  30.  März  statt.  Die  Kommission  ge- 
währte dem  Generalredaktor  den  erbetenen  Austritt  aus  seiner 
Stellung  zum  1.  April  d.  J.  unter  Anerkennung  seiner  vortreff- 
lichen Amtsführung  und  kooptierte  ihn  zum  Mitgliede.  Es 
wurde  beschlossen  von  neuem  einen  Generalredaktor  zu  berufen, 
und  Verhandlungen  mit  einem  geeignet  erscheinenden  Gelehrten 
wurden  begonnen.  Für  den  Lauf  des  Sommers  wurde  ein  Provi- 
sorium eingerichtet,  in  dem  die  Herren  Lommatzsch  und 
Vollmer  abwechselnd  die  laufenden  Geschäfte  führen  werden, 
so  daß  eine  Störung  des  Fortganges  der  Arbeiten  nicht  zu  be- 
fürchten steht. 

2.  In  dem  abgelaufenen  Jahre  hat  sich  die  Kommission 
besonders  bemüht,  daß  der  Bestand  der  Mitarbeiter  vergrößert 
und  damit  die  Schnelligkeit  der  Arbeit  gesteigert  werde.  Es 
wurden  in  einer  Reihe  von  kleineren  deutschen  Staaten  geeignete 
Gymnasiallehrer  ausfindig  gemacht  und  die  betr.  Regierungen 
gebeten,  die  Herren  zur  Mitarbeit  am  Thesaurus  zu  beurlauben, 
wie  das  Preußen,  Bayern,  Sachsen,  Österreich  seit  einer  Reihe 
von  Jahren  neben  ihrer  Beitragleistung  in  Geld  getan  haben. 
Leider  haben  diese  Bemühungen  nirgend  zu  einem  Erfolge 
geführt. 

3.  Die  zur  Zeit  der  vorigjährigen  Sitzung  unerfreuliche 
Finanzlage    hat   sich    gebessert.     Es    ist    das    einer   Reihe    von 

9* 


132  Kommissionsberichte 

besonderen  Zuwendungen  zu  verdanken:  die  Wissenschaftliche 
Gesellschaft  in  Straßburg  hat  zum  ersten  Male  600  M.  bei- 
gesteuert, die  philologisch -philosophische  Klasse  der  Baye- 
rischen Akademie  500  M.  bewilligt;  die  Verlagsbuchhandlung 
hat  zur  Förderung  des  Unternehmens  6000  M.  geleistet;  end- 
lich hat  das  K.  B.  Finanzministerium  die  von  der  Kommission 
auf  das  frühere  Bureau  in  der  Herzogspitalstraße  verwendeten 
Einrichtungskosten  im  Betrage  von  2086,88  M.  zurückerstattet. 
Damit  ist  das  Defizit  des  vorjährigen  Abschlusses  beseitigt, 
und  es  konnte  der  seit  zwei  Jahren  aufgebrauchte  Sparfonds 
wiedererrichtet  werden. 

Wie  in  früheren  Jahren  haben  neben  den  laufenden 
Regierungsbeiträgen  die  Berliner  und  die  Wiener  Akademie 
besondere  Beiträge  zu  je  1000  M.  geleistet.  Der  Betrag  der 
Giesecke-Stiftung  (5000  M.),  ferner  die  Zuschüsse  der  Regie- 
rungen von  Hamburg,  Württemberg,  Baden  in  Höhe  von  1000, 
700,  600  M.  sind  wie  früher  eingegangen.  Die  preußische 
Regierung  hat  wiederum  zwei  Stipendien  von  je  1200  M.  an 
Thesaurus- Assistenten  bewilligt;  weiter  haben  Preußen,  Bayern, 
Sachsen  und  Osterreich  von  neuem  je  einen  Gymnasiallehrer 
für  ein  Jahr  auf  das  Thesaurusbureau  beurlaubt. 

Die  Kommission  spricht  für  alle  diese  Zuwendungen  und 
Beihilfen  ihren  aufrichtigen  Dank  aus. 

4.  Nach  den  der  Kommission  erstatteten  Berichten  des 
Generalredaktors  wurden  im  letzten  Jahre  fertiggestellt 
55  Bogen,  Band  III  bis  zum  Schlüsse,  Band  V  bis  diclo, 
Band  VI  bis  fabula,  die  Eigennamen  bis  Cornelius;  zurück- 
geordnet wurde  das  Zettelmaterial  für  Band  III  com-  bis  zu 
Ende,  für  Band  IV  bis  cum.  Zur  Arbeit  fertiggeordnet  wurden 
die  Zettel  für  F  bis  zu  Ende,  für  die  Eigennamen  der  An- 
fang von  D. 

5.  Im  Jahre  1911  betrugen 

die  Einnahmen M.  59  912.85 

,    Ausgaben .     .     ',     59  547.59 

Überschuß     M.        365.26 


Kommissionsberichte 


133 


Unter  den  Ausgaben  befinden  sich  7000  M.,  mit  denen 
der  Sparfonds  zur  Deckung  der  notwendig  gewordenen  Ge- 
haltsteigerungen wiederhergestellt  wurde. 

Die  als  Reserve  für  den  Abschluß  des  Unternehmens  vom 
Buchstaben  P  an  bestimmte  Wölfflin- Stiftung  betrug  am 
1.  April  1912    55  425.50  M. 

6.  Übersicht  über  den  Finanzplan  für  1913: 

Einnahmen: 
Beiträge   der  Akademien   und  gelehrten   Gesellschaften 

(einschl.  der  Sonderbeiträge   von  Berlin  und  Wien)  M.  32  000. — 

Beitrag  der  Wissenschaftlichen  Gesellschaft  zu  Straßburg  „  600. — 

Giesecke-Stiftung  1913 „  5  000.— 

Zinsen,  rund „  300. — 

Honorar  von  Teubner  für  70  Bogen          .         .         .  „  11 260. — 

Stipendien  und  Beiträge  anderer  Staaten  „  8  300. — 

Gehaltszuschüsse  aus  dem  Sparfonds         .         .         .  „  1 600. — 


M.     59  060.- 


Ausgaben: 

Gehälter 

Laufende  Ausgaben 

Honorar  für  70  Bogen        .... 

Verwaltung 

Exzerpte  und  Nachträge    .... 
Konferenz  und  Druck         .... 

Unvorhergesehenes 

Einlage  in  den  Sparfonds 


M. 


39  610. 
2  500. 
5  600. 
5  400. 
1000. 
600. 
1000. 
1600. 


Voraussichtlicher  Überschuß 

Berlin,  Göttingen,  Leipzig,  München,  Wien, 
den  30.  März  1912 


M.    57  310. 
M.      1 750. 


Brugmann.     Diels.     Hauler.     Leo.     Vollmer. 


J34  Kommissionsberichte 


Bericht  der  Kommission  für  die  Herausgabe  der  mittel- 
alterlichen   Bibliothekskataloge    Deutschlands    und    der 
Schweiz    über   den  Fortgang   der  Arbeiten   in   der   Zeit 
von  Mai  1911  bis  Mai  1912. 

Um  möglichst  bald  die  Stoffmengen  übersehen  und  mit 
der  Drucklegung  beginnen  zu  können,  haben  wir  im  Berichts- 
jahre in  verstärktem  Maße  das  Ermitteln  bisher  unbe- 
kannter Verzeichnisse  betrieben.  Die  Nachforschungen, 
die  in  deutschen  Archiven  und  Bibliotheken,  insbesondere  von 
den  Mitarbeitern  Dr.  F.  Schillmann  (Berlin)  und  Dr.  S.  Tafel 
(München),  sowie  dem  unterfertigten  Redaktor  Dr.  P.  Leh- 
mann, angestellt  wurden,  waren  von  gutem  Erfolge  begünstigt, 
so  daß  unsere  Katalogsammlung  bedeutend  an  Umfang  und 
Wert  zugenommen  hat. 

Dr.  F.  Schillmann  bereiste  Mai- Juni  1911  die  Provinz 
Brandenburg  (mit  Ausnahme  Berlins  und  der  Niederlausitz) 
undbesuchte  Brandenburg,  D rossen,  Frankfurt  a.O.,Jüter- 
bogk,  Königsberg  i.  N.,  Landsberg  a.  d.  W.,  Münche- 
berg,  Nauen,  Neuruppin,  Perleberg,  Pritzwalk,  Rathe- 
now, Straußberg,  Spandau,  Wilsnack,  Wittenberge  und 
Wriezen.  Einige  Sammlungen,  die  Schillmann  bereits  von 
früher  her  genau  kannte  oder  durch  Anfragen  erledigen  konnte, 
wurden  nicht  aufgesucht.  Obwohl  das  Gebiet  kaum  je  zuvor 
so  systematisch  für  Archivalien  und  Handschriften  durchforscht 
worden  ist,  sind  keine  hervorragenden  Entdeckungen  gelungen. 
Es  hat  sich  herausgestellt  —  und  das  ist  auch  ein  Gewinn  — 
daß  von  mittelalterlichen  Literaturschätzen,  die  sich  hier  und 
dort  noch  finden  lassen  sollten,  außerhalb  Berlins,  kaum  die 
Rede  sein  kann.  Für  unser  Unternehmen  war  das  Ergebnis 
fast  völlig  negativ. 


Kommissionsberichte  135 

Weit  erfreulicher  sind  die  Früchte  der  zweiten  Reise,  die 
Dr.  Schillmann  Juli-August  1911  nach  Schlesien  und  in 
die  brandenburgische  Niederlausitz  führte.  Er  arbeitete  in 
Beuthen,  Braunau,  Breslau,  Brieg,  Bunzlau,  Diebau, 
Fürstenstein,  Gl  atz,  Gleiwitz,  Glogau,  Goldberg,  Görlitz, 
Grüssau,  Hermsdorf,  Hirschberg,  Kattowitz,  Kottbus, 
Landeshut,  Laubau,  Leobschütz,  Liegnitz,  Lübben, 
Lüben,  Luckau,  Namslau,  Neiße,  Öls,  Oppeln,  Pleß, 
Ratibor,  Schweidnitz,  Sommerfeld,  Spremberg,  Tscher- 
nowitz,  Waidenburg,  Warmbrunn,  Wehrau.  Leider  ver- 
weigerte der  Fürst  Carolath-Beuthen  trotz  mehrmaligen  An- 
suchens die  Benützung  seines  Archivs  und  seiner  Bibliothek. 
Die  meisten  und  wichtigsten  Neufunde  wurden  in  Breslau 
gemacht,  wo  unser  Mitarbeiter  in  allen  Sammlungen  rühmlichst 
unterstützt  wurde.  Das  Stadtarchiv  bot  z.  B.  ansehnliche  Ver- 
zeichnisse der  Maria-Magdalenenkirche  aus  dem  15.  Jahrhundert, 
ferner  das  reichhaltige  Nachlaßinventar  des  Altaristen  dieser 
Kirche,  Johann  Bischdorff  (1486);  das  Fürstbischof  liehe  Diö- 
zesanarchiv  das  Testament  des  Bischofs  Apeczo  von  Lebus  (1352) ; 
die  Universitätsbibliothek  umfangreiche  Reste  eines  Katalogs 
der  Breslauer  Dominikaner  saec.  XV;  das  Staatsarchiv  Rech- 
nungen über  viele  Bücheranschaffungen  des  gleichen  Konventes 
(1486)  —  und  sonst  noch  manches  sowohl  in  Breslau  wie  in 
einigen  anderen  Orten  Schlesiens.  Anmerkungsweise  erinnere 
ich  daran,  daß  auf  allen  unseren  Reisen  auch  den  bereits  ge- 
druckten Katalogen  nachgegangen  wird. 

Im  Oktober  1911  besuchte  der  gleiche  Mitarbeiter  in  der 
Provinz  Posen:  Fraustadt,  Gnesen,  Gostyn,  Kobyle- 
pole,  Kurnik,  Lissa  und  Posen.  Unveröffentlichte  Ver- 
zeichnisse kamen  nicht  zutage,  wohl  aber  in  den  Domkapitels- 
archiven zu  Gnesen  und  Posen  etwa  40  interessante  und  zum 
Teil  stattliche  Stücke  aus  dem  15.  Jahrhundert,  die  uns  zuvor 
nicht  bekannt  geworden  waren,  obwohl  sie  Ulanowski  bereits 
in  den  'Monumenta  medii  aevi  historica  res  gestas  Poloniae  illu- 
strantia'  herausgegeben  hatte.  Februar  und  März  1912  durch- 
forschte er  die  Archive  und  Bibliotheken  Anhalts  in  Dessau, 


136  Kommissionsberichte 

Köthen  und  Zerbst,  ohne  mittelalterliche  Kataloge  ausfindig 
machen  zu  können.  Dafür  entschädigte  uns  die  Provinz  Sachsen, 
in  der  derselbe  Mitarbeiter  von  Mitte  März  bis  Anfang  April  1912 
die  Orte  Erxleben,  Groß-Salze,  Halberstadt,  Magdeburg, 
Quedlinburg,  Salzwedel,  Schauen,  Seehausen,  Stendal 
und  Wernigerode,  in  der  Provinz  Hannover  Goslar  be- 
suchte. Wir  heben  hervor,  daß  im  Stadtarchiv  zu  Salzwedel 
mehrere  noch  ungedruckte  Testamente  teilweise  mit  ausführ- 
lichen Bücherlisten  zutage  traten  und  daß  besonders  das  Staats- 
archiv zu  Magdeburg  ergiebig  war  an  Verzeichnissen  des  14. 
und  15.  Jahrhunderts  aus  Halberstadt,  Erfurt,  Quedlinburg 
und  Magdeburg  selbst.  —  Außerdem  bearbeitete  Dr.  Schill- 
mann in  Berlin  einige  ihm  vom  Redaktor  angegebene  aus- 
wärtige Kataloge. 

Dr.  S.  Tafel  bereiste  im  April  und  Mai  1912  die  Biblio- 
theken und  Archive  Württembergs  mit  Ausnahme  derer  von 
Stuttgart  und  Ulm,  die  schon  früher  durchforscht  waren.  Er 
arbeitete  in  Aalen,  Aulendorf,  Beuron,  Biberach,  Blau- 
beuren,  Bopfingen,  Crailsheim,  Ehingen,  Ellwangen, 
Eßlingen,  Eybach,  Friedrichshafen,  Giengen,  Gmünd, 
Gorheim,  Hall,  Hechingen,  Heidenheim,  Heilbronn, 
Isny,  Kirchdorf,  Langenburg,  Leutkirch,  Neresheim, 
Obermarchthal,  Öhringen,  Ravensburg,  Reutlingen, 
Riedlingen,  Rottenburg,  Rottweil,  Saulgau,  Sigma- 
ringen, Tübingen,  Wangen,  Wiblingen,  Wolfegg  und 
Zeil,  sowie  in  Baden:  Überlingen  und  Villingen.  Abge- 
sehen von  vielen  unbedeutenden  Schenkungsnotizen  entdeckte 
er  Verzeichnisse  des  15.  Jahrhunderts  in  Biberach,  Heilsbronn, 
Ohringen,  Blaubeuren  und  Tübingen. 

Persönlich  arbeitete  der  Redaktor  Dr.  Lehmann  in  nach- 
stehenden Gebieten  und  Orten  für  die  Aufspürung  und  Abschrift- 
nahme  des  Materials:  In  München  setzte  er  seine  Forschungen 
im  K.  Allgemeinen  Reichsarchiv  fort  und  fand  dabei  neben  an- 
derem unbekannte  Verzeichnisse  des  Klosters  Füssen  saec.  XV 
der  deutschen  Bücher  des  Grafen  Ludwig  von  Ottingen  (etwa 
1430),  fernerhin    dank  Hinweisen  des   Herrn  Geh.  Archivrates 


Kommissionsberichte  137 

Riede  r  die  Schenkung  von  40  hebräischen  Handschriften  durch 
den  Herzog  Albrecht  von  Bayern  an  die  Regensburger  Domini- 
kaner (1476),  des  Herrn  Reichsarchivassessors  Dr.  Mitter- 
wieser  die  Bücher  Vermächtnisse  des  Priesters  Ulrich  Wülfing 
von  Rott  (1487)  und  des  bekannten  Passauer  Dompredigers 
Paul  Wann  (1484).  Im  K.  Kreisarchiv  für  Oberbayern  konnte 
keine  Ausbeute  gemacht,  im  Erzbischöflichen  Ordinariatsarchiv 
nur  bereits  literarisch  bekanntes  Material  aufgenommen  werden. 
Jedoch  wurde  der  Redaktor  beim  Besuch  des  Ordinariatsarchivs 
von  dessen  Archivar  Dr.  H artig  darauf  aufmerksam  gemacht, 
daß  der  Historische  Verein  für  Oberbayern  ein  noch  nicht 
veröffentlichtes  Bücherverzeichnis  des  Klosters  Inchenhofen 
von  1448  besitzt.  —  Im  Juli  und  August  1911  unternahm 
Dr.  Lehmann  eine  mehrwöchentliche  Reise,  die  ihn  in  Teile 
Thüringens  und  der  Provinzen  Sachsen  nach  Eisleben, 
Erfurt,  Gotha,  Halle,  Jena,  Langensalza,  Merseburg, 
Mühlhausen,  Naumburg,  Nordhausen  und  Weimar  führte. 
Der  Ertrag  war  wider  Erwarten  groß.  So  tauchten  in  Jena 
(Univ.-Bibl.)  ein  großes  Verzeichnis  des  Klosters  Mildenfurth 
(1478),  ein  kleineres  der  Brüder  vom  gemeinsamen  Leben  zu 
Hildesheim  (saec.  XV  ex.)  auf,  in  der  Hof  bibliothek  zu  Weimar 
wichtige  Kataloge  von  Nienburg  a.  S.  (1401,  1473  ff.).  Ganz 
außerordentlich  wurde  die  Sammlung  durch  Erfurter  Verzeich- 
nisse bereichert.  Im  Staatsarchiv  zu  Weimar  entdeckte  der 
Redaktor,  obwohl  die  Beamten  die  Nachforschungen  für  ganz 
aussichtslos  erklärten,  in  einer  'Thuringia  literata'  des  18.  Jahr- 
hunderts auch  Abschriften  mehrerer  Kataloge  der  Alten  Univer- 
sitätsbibliothek Erfurt,  die  mit  dem  Jahre  1407  beginnen  und 
bis  ans  Ende  des  15.  Jahrhunderts  führen.  Die  nicht  weniger 
als  55  Quartblätter  einnehmenden  Listen  verzeichnen  häufig 
auch  die  Schenker  der  Bücher.  Für  die  Geschichte  der  zum 
großen  Teil  im  16.  Jahrhundert  vernichteten  großen  Bibliothek 
wie  auch  für  die  der  Universität  selbst  ist  der  Band  von  un- 
schätzbarem Werte.  In  der  Städtischen  Bücherei  zu  Erfurt  er- 
wies sich,  wie  zu  erwarten  war,  daß  W.  Schum  das  in  den 
Amplonianischen  Codices  steckende  Katalogmaterial  zuverlässig 


138  Kommissionsberichte 

gebucht  hatte.  Dagegen  brachte  uns  das  bisher  wenig  benutzte 
Domarchiv  frohe  Überraschungen.  Der  Domvikar  Dr.  Cramer 
konnte  ein  Verzeichnis  vorlegen,  das  an  Umfang  alle  von  uns 
gesammelten  Stücke  übertrifft:  einen  Katalog  der  Erfurter  Kar- 
tause  aus  dem  Ende  des  15.  Jahrhunderts.  Auf  ca.  140  Folio- 
blättern gibt  er  erst  ein  ausführliches  Standregister,  dann  eine 
chronologisch  geordnete  Übersicht  über  die  antiken  und  christ- 
lichen Schriftsteller  mit  einer  Aufzählung  ihrer  Werke,  wobei 
stets  sorgfältig  bemerkt  ist,  was  davon  in  der  Bibliothek  vor- 
handen und  unter  welcher  Signatur  es  zu  finden  war.  Auch 
sonst  spendeten  die  Handschriften  und  Urkunden  des  Archives 
noch  mancherlei.  —  Weiterhin  besuchte  Dr.  Lehmann  im  Herbst 
1911  von  Braunschweig  aus  Hildesheim  und  spürte  dort  z.  B. 
verschiedene  Schatzverzeichnisse  des  Domes  und  einen  Katalog 
des  Klosters  auf  dem  Moritzberge  bei  Hildesheim  (1453/54)  auf. 
—  Im  März  1912  erledigte  der  Redaktor  auf  bayerischem 
Gebiete  Amberg,  Bayreuth,  Fürth,  Landshut,  Metten, 
Nürnberg,  Passau,  Regensburg  und  Straubing,  außer- 
dem noch  Coburg.  Nennenswerte  Erfolge  wurden  in  Am- 
berg und  Nürnberg  erzielt.  Im  Kreisarchiv  zu  Amberg  wurde 
z.  B.  ein  großer  Katalog  des  Klosters  Waldsassen  saec.  XV  ex. 
und  ein  Büchervermächtnis  des  Pfarrers  Johann  Gössel  von 
Chammünster  (1480)  ermittelt.  In  Nürnberg  hatte  bereits  der 
Herr  Kreisarchivar  Dr.  G.  Schrötter  manches  Verzeichnis  ge- 
funden, dazu  kamen  nun  noch  z.  B.  aus  dem  Germanischen 
Museum  Bücherverzeichnisse  der  Pfarrkirche  Ravensburg  (1435), 
einer  noch  nicht  bestimmten,  wahrscheinlich  Nürnberger  Biblio- 
thek (um  1490),  aus  dem  Stadtarchiv  ein  reichhaltiges  Bücher- 
vermächtnis des  Priesters  Nicolaus  zu  Gunsten  des  Nürnberger 
Spitals  (1417),  aus  der  Stadtbibliothek  die  letztwilligen  Ver- 
fügungen Franz  Pirckheimers  über  seine  Bücher  (1449). 

Ferner  ist  noch  zu  berichten,  daß  Dr.  0.  Glauning  seine 
Arbeiten  an  den  Katalogen  Münchener  Handschriften  fortsetzte 
und  daß  uns  besonders  das  K.  Kreisarchiv  zu  Würzburg  zu 
Dank  verpflichtete,  da  es  uns  von  mehreren  neugefundenen 
Verzeichnissen  Mitteilung  machte.    Das  wichtigste  dieser  Stücke 


Kommissionsberichte 


139 


ist  ein  Katalog  der  vom  Mainzer  Domdekan  unter  Verschluß 
gehaltenen  Bücher,   das  aus  dem  13.  Jahrhundert  stammt. 

Abgesehen  von  den  Katalogen  selbst  ergaben  die  Reisen 
und  die  sonstigen  Arbeiten  viel  neuen  Stoff  für  die  geplanten 
bibliotheksgeschichtlichen  Einleitungen. 

Auch  die  Vorarbeiten  für  die  Indices  wurden  vom 
Redaktor  mit  Unterstützung  der  Herren  Dr.  Dr.  Grlauning  und 
Tafel  weitergeführt.  Endlich  nahmen  P.  Nonnosus  Bühl  er 
0.  S.  B.  und  Dr.  Lehmann  die  Diözesanbestimmung  der  Kata- 
loge vor.  Auf  Grund  der  hierdurch  gewonnenen  Übersicht 
glaubte  der  Redaktor  den  baldigen  Druck  der  zum  Bistum 
Konstanz  gehörigen   Verzeichnisse  vorschlagen  zu  können. 

Über  den  Kassenbestand  berichtet  die  Beilage. 

München,  27.  Mai  1912. 

Der  Redaktor: 

Dr.  Paul  Lehmann. 


Abrechnung  für  1911. 


Einnahmen. 


Ausgaben. 


Überschuß  vom  Jahre  1910 

Beitrag  Berlin    .... 

„         Göttingen  .     .     . 

Leipzig      .     .     . 

München    .     .     . 


Ji 

2586 
500 
500 
500 

1000 


3G 


Summe     5086    36 


Gehalt  des  Redaktors    . 

Honorare  der  Mitarbeiter 

Reisekosten 

Kleine  Ausgaben(Bureau- 
bedarf,  Photographien 
u.  dgl.) 

Portoausgaben  .... 


Ji 

1800 

65 

1506 


329 

28 


21 


85 
20 


Summe    3729    26 


Abgleichung. 

Einnahmen 5086.36^ 

Ausgaben 3729.26, 

Rest  und  Übergang  auf  das  Jahr  1912  1357.10.^ 


140  Kommissionsberichte 


Bericht  der  Kommission  für  Herausgabe  eines  Corpus 
Griechischer  Urkunden. 

Im  April  1912  unternahm  der  wissenschaftliche  Hilfsarbeiter 
Herr  Dr.  Marc  eine  Reise  nach  Venedig.  Im  Staatsarchiv 
der  Frari  und  der  Bibliotheca  Marciana  photographierte  er  die 
dort  aufbewahrten  Originale  von  17  Kaiserurkunden  und  aus 
mehreren  Handschriften  Kopien.  Die  Photographien  sind  vor- 
trefflich gelungen  und  eröffnen  die  Möglichkeit,  dem  Plan  einer 
Ausgabe  von  Faksimilien  byzantinischer  Kaiserurkunden  näher 
zu  treten.  Die  Kollation  ergab  zwar,  daß  die  bisherigen  Aus- 
gaben im  allgemeinen  zuverlässig  sind,  aber  eine  genaue  Nach- 
vergleichung  wird  für  das  Corpus  nicht  ergebnislos  sein. 

Weniger  erfolgreich  war  das  Bemühen,  von  den  in  den 
Klöstern  des  Berges  Athos  und  auf  der  Insel  Patmos  aufbe- 
wahrten Kaiserurkunden  Photographien  zu  erhalten.  Zur  Her- 
ausgabe der  Urkunden  auf  dem  Athos  ist  durch  Testament  die 
Kais.  Russische  Akademie  der  Wissenschaften  verpflichtet  und 
besitzt  bereits  den  größten  Teil  der  Urkunden  in  Photographien. 
Sie  hat  die  Herausgabe  derselben  begonnen,  zugleich  aber  er- 
freulicherweise in  Aussicht  gestellt,  nach  und  nach  alle  ihre 
Photographien  unserer  Akademie  zur  Benützung  zu  überlassen; 
kürzlich  sind  auch  schon  gegen  50  Photographien  eingetroffen, 
die  für  diplomatische  Untersuchungen  wertvolles  Material  bieten. 

Eine  besondere  Reise  nach  dem  Athos  schien  unter  diesen 
Umständen  zunächst  nicht  notwendig.  Dazu  kam,  daß  von  dem 
privaten  „ Institut  für  techno- wissenschaftliche  Photographie" 
in  Leipzig  (H.  Jantsch)  eine  Expedition  nach  dem  Athos  unter- 
nommen wurde,  nur  zu  Geschäftszwecken  in  weitem  Umfange 
Handschriften  und  Urkunden  zu  photographieren.  Herrn  Jantsch 


Kommissionsberichte  141 

wurde  von  unserer  Akademie  kein  bestimmter  Auftrag  erteilt, 
doch  wurde  ihm  in  Aussicht  gestellt,  daß  alle  von  ihm  ge- 
machten Aufnahmen  von  Urkunden  von  der  Akademie  zum 
Preise  von  etwa  1  M.  pro  Blatt  würden  erworben  werden.  Die 
Ausbeute  scheint  nicht  groß  gewesen  zu  sein.  Zwar  erwähnt 
Herr  Jantsch  in  seinem  letztem  Briefe  an  mich  (14.  Februar 
1912),  die  Zahl  der  von  ihm  aufgenommenen  Urkunden  be- 
trage gegen  130  in  etwa  300  Aufnahmen;  allein  es  trafen 
bisher  nur  12  Aufnahmen  von  6  Urkunden  ein.  Von  Seiten 
eines  Teilnehmers  der  Expedition  erfahre  ich,  es  sei  fraglich, 
ob  wir  andere  Urkunden  als  die  aus  dem  Kloster  Chiliandar 
erhalten  würden,  da  die  Mönche  fast  nirgends  Herrn  Jantsch 
ihre  archivalischen  Schätze  zur  Verfügung  gestellt  hätten  außer 
eben  in  Chiliandar;  die  dort  befindlichen  Urkunden  hat  aber 
alle  schon  die  Russische  Akademie  photographieren  lassen.  Die 
Photographien  des  Herrn  Jantsch  sind  nicht  gut  gelungen, 
aber  zur  Not  brauchbar;  ich  möchte  beantragen,  die  von  ihm 
angebotenen  Photographien  zu  dem  jetzt  verlangten  Preise 
von  M.   1,50  pro  Blatt  zu  erwerben. 

Nach  der  Insel  Patmos  ging  im  September  Herr  Dr.  Marc 
und  arbeitete  dort  sieben  Wochen  lang.  Er  hatte  nicht  nur 
von  unserer  Akademie,  sondern  auch  von  der  Straßburger  Ge- 
sellschaft der  Wissenschaften  und  von  verschiedenen  anderen 
Seiten  Aufträge  auf  Photographien  von  Handschriften  und  Ur- 
kunden; einen  ausführlichen  Bericht  über  seine  Expedition  hat 
er  jetzt  vorgelegt. 

Das  Ergebnis  ist  leider  durch  ein  unvorhergesehenes  und 
unverschuldetes  Mißgeschick  sehr  stark  beeinträchtigt  worden. 
Herr  Dr.  Marc  photographierte  zum  Teil  auf  Platten,  zum  Teil 
machte  er  Weißschwarzaufnahmen  auf  Bromsilberpapier.  Nach- 
dem er  bereits  mehrere  tausend  Aufnahmen  gemacht  hatte,  ent- 
deckte er  eines  Tages,  daß  alle  vor  länger  als  drei  Tagen  ge- 
machten noch  nicht  entwickelten  Aufnahmen  zurückgegangen 
und  verschwunden  waren.  Es  haben  auch  spätere  Bemühungen 
keine  von  allen  diesen  Aufnahmen  retten  können.  Zwar  besaß 
er   einige   hundert   Meter  Bromsilberpapier   von   einer   anderen 


142  Kommissionsberichte 

Firma,  das  sich  vorzüglich  bewährte,  aber  die  übrigen  Auf- 
nahmen waren  verloren.  Zum  Glück  sind  die  für  unsere 
Akademie  angefertigten  Aufnahmen  zum  Teil  gerettet.  Denn 
wenigstens  die  Originale  der  Kaiserurkunden  sind  auf  Platten 
aufgenommen  und  leidlich  gut  gelungen.  Herr  Dr.  Marc  bringt 
80  Urkunden  in  Plattenaufnahmen  mit,  darunter  43  Kaiser- 
urkunden, 12  Beamtenurkunden,  17  kirchliche  und  8  private 
Urkunden.  Leider  sind  mehrere  Originalurkunden,  deren  Vor- 
handensein bekannt  war,  nicht  auffindbar  gewesen.  Aber  es 
ist  jetzt  doch  möglich  Schriftproben  von  allen  Patmischen  Ur- 
kunden zu  geben  und  so  soll  allmählich  zu  einer  Schriftkunde 
der  Urkunden  zu  gelangen.  Schlimmer  steht  es  mit  den  zahl- 
reichen Urkunden  auf  Patmos,  die  nur  in  Kopien  erhalten 
sind.  Von  diesen  sind  etwa  240  Aufnahmen  zugrunde  ge- 
gangen, 126  gelungen;  es  bleiben  daher  noch  gegen  80  Ur- 
kunden in  Patmos  übrig,  die  wir  nicht  in  Photographien  be- 
sitzen. Sehr  nützlich  ist  es,  daß  Herr  Dr.  Marc  von  allen 
Urkunden  Beschreibungen  gemacht  hat;  freilich  sind  sie  bei 
denjenigen  Urkunden,  deren  Photographien  zugrunde  gegangen 
sind,  zum  Teil  entwertet,  weil  sie  nach  der  paläographischen 
Seite  nicht  ergänzt  werden  können. 

So  ist  das  eigentliche  Ziel  der  Reise,  die  vollständige 
Aufnahme  sämtlicher  archivalischer  Stücke  in  Patmos,  ver- 
eitelt worden.  Es  fehlen  außer  den  erwähnten  Kopien  von 
Kaiserurkunden  die  Mehrzahl  der  übrigen,  d.  h.  der  admini- 
strativen, kirchlichen  und  privaten  Urkunden.  Daher  wird 
später  eine  neue  Expedition  nach  der  Insel  Patmos  notwendig 
sein.  An  dem  Mißlingen  der  Photographien  trifft  Dr.  Marc 
keinerlei  Schuld. 

A.  Heisenberg. 


Kommissionsberichte  143 


Protokoll  über  die  Sitzung  der  Kommission  des  Kartells 
der  Deutschen  Akademien  zur  Herausgabe  der  mittelalter- 
lichen Bibliothekskataloge  Deutschlands  und  der  Schweiz 

Mittwoch,  den  7.  August  1912,  vormittags  91/2  Uhr 

im  Präsidialzimmer  der  K.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften 

zu  München. 

Anwesend  die  Herren: 

Burdach,  als  Vertreter  der  K.  Preuß.  Akademie  der  Wissen- 
schaften zu  Berlin, 

Schröder,  als  Vertreter  der  K.  Gesellschaft  der  Wissenschaften 
zu  Göttingen, 

Hauck,  als  Vertreter  der  K.  Gesellschaft  der  Wissenschaften 
zu  Leipzig, 

Grauert,  Vollmer,  Leidinger,  als  Vertreter  der  K.  Bayer. 
Akademie  der  Wissenschaften  zu  München, 

v.  Ottenthai,  als  Vertreter  der  Kais.  Akademie  der  Wissen- 
schaften zu  Wien, 

Dr.  Gottlieb,  als  Bearbeiter  der  Osterreichischen  Bibliotheks- 
kataloge, 

Dr.  Lehmann,  als  Redaktor  der  Deutschen  Bibliothekskataloge. 


Herr  Grauert  begrüßt  die  Versammelten  und  schlägt 
Herrn  Hauck  als  Leiter  der  Verhandlungen  vor,  wogegen 
kein  Widerspruch  sich  erhebt. 

Auf  Herrn  Haucks  Ersuchen  gibt  Herr  Dr.  Lehmann 
Auskunft  über  den  Stand  der  Arbeiten.  Er  teilt  die  Ergeb- 
nisse der  vorgenommenen  Zusammenstellung  des  Stoffes  nach 
Diözesen   mit.     Am    größten    sei    der   Katalogschatz    der   Erz- 


1 44  Kommissionsberichte 

diözese  Mainz.  Mainz  selbst  sowie  Erfurt  würden  wohl  je 
einen  Band  für  sich  in  Anspruch  nehmen.  Für  Augsburg, 
Freising,  Regensburg,  Konstanz  im  Süden,  Hildesheim  im 
Norden  sei  der  Stoff  am  besten  gesammelt,  am  weitesten  fort- 
geschritten sei  Konstanz.  Er  stelle  den  Antrag,  mit  dem 
Drucke  zu  beginnen  und  zwar  mit  den  Katalogen  der  Diö- 
zese Konstanz. 

Herr  Hauck  bringt  den  Antrag,  der  wohl  im  Auftrage 
der  Münchener  Kommission  gestellt  sei,  zur  Debatte. 

Herr  Grau  er  t  legt  die  Gründe  dar,  welche  die  Münchener 
Kommission  zur  Wahl  von  Konstanz  veranlaßt  haben.  In  der 
Debatte  werden  insbesondere  folgende  Fragen  besprochen:  ob 
die  Göttinger  Beschlüsse  betreffs  Einteilung  nach  Erzdiözesen 
beibehalten  werden  sollen,  ob  die  einzelnen  Diözesen  in  ge- 
schlossenen Bänden  erscheinen  sollen,  ob  nur  ein  Gesamt- 
register oder  zu  jedem  Band  ein  Einzelregister  oder  ob  Einzel- 
register und  Gesamtregister  ausgearbeitet  werden  sollen. 

Es  wird  sodann  einstimmig  beschlossen,  mit  dem  Drucke 
zu  beginnen  und  zunächst  die  Diözese  Konstanz  zu  bearbeiten. 
Von  der  Erzdiözesan-Einteilung  soll  abgesehen,  die  Diözesan- 
Einteilung  beibehalten  werden.  Die  Reihenfolge  der  Diözesen 
soll  sich  nach  den  praktischen  Rücksichten  der  Bearbeitung 
bestimmen.  Die  Frage  der  Register  wird  der  Münchener  Kom- 
mission zur  Entscheidung  überlassen. 

Hierauf  wird  in  die  Beratung  der  Finanzierung  des  Unter- 
nehmens eingetreten. 

Herr  Vollmer  berichtet  über  die  Beschlüsse  der  Mün- 
chener Kommission,  teilt  mit,  daß  die  Münchener  Akademie 
den  Beitrag  zunächst  für  1913  verdoppelt  hat,  und  hebt  die 
Notwendigkeit  hervor,  daß  auch  die  anderen  Akademien  höhere 
Mittel  flüssig  machen. 

Herr  Burdach  erklärt,  es  werde  schwer  sein,  bei  der 
Berliner  Akademie  eine  Erhöhung  des  Zuschusses  zu  erwirken. 
Leichter  werde  sich  eine  Erhöhung  beantragen  lassen,  sobald 
ein  erster  Band  vorliege. 


Kommissionsberichte  145 

Herr  Schröder  kann  für  Göttingen  keine  bestimmte  Zu- 
sicherung geben,  hofft  aber  auf  Einzelzuschüsse  als  auf  dau- 
ernde Erhöhung  des  Beitrags.  Vielleicht  sei  es  auch  möglich, 
aus  den  Mitteln  der  Wedekind -Stiftung  einen  Band  „Nieder- 
sachsen" zu  bestreiten.  Er  regt  an,  ob  nicht  in  ähnlicher 
Weise  Berlin  und  Leipzig  den  Osten  übernehmen  könnten, 
und  ersucht,  diese  Idee  mit  Nachdruck  zu  verfolgen. 

Herr  Hauck  glaubt  für  Leipzig  nur  je  500  M.  für  die 
nächsten  drei  Jahre  in  Aussicht  stellen  zu  können.  Eine  Er- 
höhung sei  schwierig. 

Herr  Grauert  spricht  die  Hoffnung  aus,  daß  es  doch 
gelingen  möge,  alle  Akademien  zur  genügenden  Finanzierung 
zu  vereinigen. 

Herr  Vollmer  beantragt,  den  Gehalt  des  Redaktors  (Herr 
Dr.  Lehmann  ist  während  dieser  Beratung  nicht  anwesend) 
mit  Rücksicht  auf  die  wachsende  Arbeit  zu  erhöhen. 

Die  Erhöhung  des  Gehaltes  auf  2400  M.  vom  Jahre  1913 
ab  wird  als  sachlich  berechtigt  anerkannt. 

Auf  eine  Anregung  des  Herrn  Burdach,  ob  nicht  von 
Seite  der  Schweiz  (für  die  sie  betreffenden  Bände,  fügt  Herr 
v.  Ottenthai  hinzu)  ein  Beitrag  geleistet  werden  könnte, 
wird  beschlossen,  die  weitere  Verfolgung  dieses  Gedankens 
der  Münchener  Kommission  aufzutragen.  Dieser  wird  über- 
haupt die  finanztechnische  Durchführung  des  Unternehmens 
auf  Grund  der  angestrebten  erhöhten  Beiträge  überlassen. 

Zur  Titelfrage  wird  beschlossen,  daß  der  Untertitel  zu 
lauten  habe:  „Mittelalterliche  Bibliothekskataloge  Deutschlands 
und  der  Schweiz". 

Zur  Lösung  der  Verlagsfrage  bringt  Herr  v.  Ottenthai 
den  Wiener  Vertrag  mit  Holzhausen  zur  Kenntnis.  Nach 
einiger  Debatte  wird  folgender  Beschluß  gefaßt: 

Die  Münchener  Kommission  wird  beauftragt,  sowohl  von 
Holzhausen-Wien,  als  auch  von  einer  Anzahl  reichsdeutscher 
Verlagsfirmen,  darunter  Beck,  Teubner,  Reimer,  Entwürfe 
eines  Verlagsvertrages  einzuholen.    Sollten  die  reichsdeutschen 

JalirbucL  1912.  10 


146  Kommissionsberichte 

Angebote  wesentlich  ungünstiger  sein,  so  wird  die  Münchener 
Kommission  ermächtigt,  mit  Holz  hausen  abzuschließen. 

Herr  Dr.  Lehmann  bemerkt,  daß  er  den  Umfang  des 
Unternehmens  auf  12  Bände  schätze. 

Bezüglich  der  Honorarfrage  wird  sodann  beschlossen,  jetzt 
keinen  Entscheid  zu  treffen.  Die  Münchener  Kommission  solle 
über  die  Honorare  Antrag  stellen,  der  durch  Zirkular  bei  den 
anderen  Mitgliedern  beraten  und  erledigt  werden  solle. 

Es  erfolgt  hierauf  Besichtigung  der  gesammelten  Materia- 
lien und  der  Arbeitskästen,  wobei  der  Herr  Redaktor  Einzel- 
heiten der  Sammlung  und  Einrichtung  erläutert. 

Zum  Schlüsse  teilt  Herr  v.  Ottenthai  im  Anschluß  an 
einen  vorgelegten  Probedruck  noch  einige  technische  Ände- 
rungen im  Druck  mit,  die  sich  bei  der  Ausgabe  der  öster- 
reichischen Kataloge  während  der  Bearbeitung  als  notwendig 
erwiesen  hätten. 


Burdach         Hauck         Schröder         v.  Ottenthai 
Grauert         Vollmer         Leidinger. 


Kommissionsberichte  147 


Protokoll   über   die   Sitzungen   der   luftelektrischen 

Kommission  der  kartellierten  Deutschen  Akademien 

zu  München 

am  24.  und  25.  Mai  1912. 

Die  in  diesem  Protokoll  zitierten  Anhänge   bzw.  Berichte  Nr.  1 — 5 

wurden  ihres  größeren  Umfanges  wegen  in  den  Sitzungsberichten 

der  math.-phys.  Kl.  1912  Heft  III  abgedruckt. 


Erste  Sitzung  der  Kommission 

am    24.  Mai    1912    vormittags    10  Uhr    im    Sitzungssaale    der 

mathematisch-physikalischen  Klasse    der  K.    Bayer.   Akademie 

der  Wissenschaften. 

Als  Vertreter  der  Akademien  waren  anwesend  die  Herren: 
Exner  (Wien);  Riecke  und  Wiechert  (Göttingen);  Hall- 
wachs (Leipzig);  Ebert  (München). 

Als  sachverständige  Mitglieder  der  Kommission  die  Herren : 
Börnstein,  Lüdeling  (Berlin);  Elster,  Geitel  (Wolfen- 
büttel); Benndorf  (Graz);  von  Schweidler  (Innsbruck); 
Gockel  (Freiburg  i.  d.  Schweiz);  Dember  (Dresden). 

Als  Gäste  die  Herren:  Dieckmann,  Daunderer,  Lutz, 
Hoffmann,  Gleißner,  Endrös,  Jaufmann,  K.  Schmidt 
(Halle)  und  Ad.  Schmidt  (Potsdam). 

Nachdem  Herr  Geheimrat  von  Seeliger  im  Namen  der 
K.  Bayerischen  Akademie  die  Kommission  begrüßt  hatte,  wurde 
Herr  Riecke  zum  Vorsitzenden  und  Herr  Dember  zum  Schrift- 
führer gewählt. 

Herr  Ebert  machte  die  Kommission  damit  bekannt,  daß 
die  Bayerische  Akademie  Herrn  Professor  Gockel  (Frei- 
burg) als  sachverständiges  Mitglied  der  Kommission  zugezogen 

10* 


148  Kommissionsberichte 

hat,  die  Kommission  erklärte  sich  damit  einverstanden.  Herr 
Riecke  teilte  mit,  daß  die  Heidelberger  Akademie  ebenfalls 
Mitglied  des  Kartells  der  Deutsehen  Akademien  geworden  ist; 
da  Heidelberg  zur  Tagung  der  diesjährigen  Sitzung  der  luft- 
elektrischen Kommission  niemanden  entsandt  hat,  beschließt  die 
Kommission,  an  die  Heidelberger  Akademie  ein  Schreiben  zu 
entsenden  mit  der  Bitte,  Delegierte  für  die  Kommission  zu 
ernennen. 

I.  Niederschlagselektrizität. 

Herr  Benndorf  erstattete  ein  ausführliches  Referat  der 
Forschungen  über  die  Niederschlagselektrizität.  (Siehe  Anhang 
Nr.  1  zu  diesem  Protokoll.) 

Herr  Geitel  bemerkt  zu  dem  Vortrag  des  Herrn  Benn- 
dorf, daß  die  geschützten  Zylinder  einen  Vorteil  durch  die 
Möglichkeit  bieten,  während  eines  Gewitters  das  Elektrometer 
eingeschaltet  zu  halten.  Er  weist  weiter  im  Anschluß  an  ältere 
Veröffentlichungen  von  Elster  und  ihm  darauf  hin,  daß  die 
Erforschung  der  Beziehung  zwischen  Niederschlagsladungen 
nnd  Potentialgefälle  für  die  Probleme  des  Elektrizitätshaus- 
haltes der  Atmosphäre  sehr  wichtig  ist. 

Trotzdem  die  Niederschläge  Ladungen  zur  Erde  trans- 
portieren, können  sie  doch  zur  Erhöhung  eines  schon  bestehen- 
den Feldes  beitragen:  Ein  Tropfen  wird  z.  B.  durch  das  nor- 
male elektrische  Feld  F  über  der  Erdoberfläche  so  polarisiert, 

3F 

daß  die  Ladungsdichte  am  unteren  Punkte  +  -r —  beträgt.     In 

der  Regenwolke  gibt  es  nun  kleine  und  große  Tropfen,  die 
mit  verschiedener  Geschwindigkeit  fallen;  außerdem  erzeugen 
aufsteigende  Luftströmungen  eine  Relativbewegeng  der  Tropfen 
verschiedener  Größe  gegeneinander.  Die  kleineren,  sich  schneller 
bewegenden  Tropfen  können  nun  mit  größeren  Wassermengen 
zusammentreffen,  ohne  zusammenzufließen.  (Nach  Lenard  und 
Defant.)  Lenard  gibt  an,  daß  nur  bei  50°/o  der  Zusammen- 
stöße ein  Zusammenfließen  stattfindet.  Nach  eigenen  Versuchen 
von  Elster  und  Geitel  tritt  auch  in  dem  Falle  einer  elektri- 


Kommissionsberichte  149 

sehen  Potentialdifferenz  zwischen  den  Tropfen  nicht  immer  Zu- 
sammenfließen ein.  Wenn  ein  kleiner  Tropfen  nach  oben  geht 
und  vom  großen  Tropfen  positive  Elektrizität,  die  wegen  der 
negativen  Erdladung  unten  sitzt,  mitnimmt,  so  wird  das  Feld 
verstärkt.  Die  Energie  wird  bei  diesem  Vorgang  aus  der  Fall- 
bewegung der  großen  Tropfen  gezogen.  Das  gleiche  gilt  für 
Schneefälle  und  Graupeln.  Wie  das  normale  Erdfeld  können 
auch  andere  elektrische  Potentialdifferenzen  durch  diesen  Vor- 
gang verstärkt  werden. 

Unter  der  Annahme  eines  kleinen  Tropfens  von  1  •  10~~3cm 

Radius  ergibt  sich   bei  einem  wirksamen  Felde  von  

°  m 

eine  mit  den  Versuchen  etwa  übereinstimmende  Ladung  auf 
dem  Tropfen  von  der  Größe  —  •  10-8  elektrostatischen  Ein- 
heiten. Eine  Folgerung  läßt  sich  aus  dieser  Anschauung 
ziehen :  Bei  positivem  Potentialgefälle  wird  negative  Ladung 
zur  Erdoberfläche  geführt,  und  mit  dem  Zeichenwechsel  des 
Potentialgefälles  resultiert  auch  ein  Wechsel  im  Zeichen  der 
transportierten  Elektrizität.  Herr  Benndorf  glaubt,  daß  diese 
Erklärung  des  Herrn  G eitel  eine  große  Lücke  ausfüllt,  da 
die  Simpsonsche  Theorie,  besonders  beim  Hagel  und  Schnee, 
nicht  ausreicht. 

Herr  Börnstein  berichtet,  daß  er  sich  um  die  Frage  be- 
müht hat,  was  einem  Wassertropfen  geschieht,  der  durch  Luft 
fällt,  die  erstens  ganz  von  Ionen  befreit  ist  und  zweitens  ganz 
mit  Ionen  angefüllt  ist. 

Im  Anschluß  hieran  erinnert  Herr  Ebert  an  die  Arbeiten 
von  Schmauß  und  Rud.  Seeliger  sowie  zum  ersten  Punkt 
an  die  Ansichten  Sohnckes,  der  an  einen  Reibungseffekt 
zwischen  Eis  und  Wasser  dachte. 

Zur  Frage  der  Niederschlagselektrizität,  die  neuerdings 
wieder  in  den  Vordergrund  der  luftelektrischen  Forschungen 
gerückt  ist,  werden  von  den  Herren  Börnstein,  Ebert,  Elster 
und  G eitel  weitere  Untersuchungen  in  Aussicht  gestellt. 


1 50  Kommissionsberichte 

Herr  Lüdeling  teilt  mit,  daß  in  Potsdam  die  Nieder- 
schlagselektrizität fortlaufend  registriert  wird,  und  daß  Herr 
Schindelhauer  eine  Arbeit  über  Niederschlagselektrizität  an- 
gefertigt hat,  die  demnächst  veröffentlicht  werden  soll. 

Um  die  Größe  der  Regentropfen  zu  bestimmen,  diente 
bisher  die  Methode  des  Auffangens  in  Gips  und  auf  Fließ- 
papier, das  mit  Eosin  getränkt  ist.  Nach  der  Absorptions- 
methode erhielt  Aug.  Becker  (1907)  sehr  zuverlässige  Werte 
für  die  Tropfengröße. 

Es  hat  sich,  wie  Herr  Ebert  bemerkt,  fast  bei  allen  Unter- 
suchungen gezeigt,  daß  überwiegend  positive  Niederschläge  auf 
den  Erdboden  gelangen.  Es  muß  daher  die  Ursache,  welche 
das  normale  Erdfeld  aufrecht  erhält,  auch  noch  diese  Ströme 
decken.  Doch  kann  ein  Leitungsstrom  von  der  Größenordnung 
10~16  Amp./cm2  nicht  durch  die  Niederschläge  gedeckt  werden. 


Zweite  und  dritte  Sitzung  der  Kommission 

am   24.    Mai  nachmittags   3  Uhr   und    am   25.  Mai  vormittags 
9  Uhr  im  physikalischen  Institute  der  technischen  Hochschule. 

2.  Potentialgefälle  und  Leitfähigkeitsmessungen. 

Hierüber  wurde  bei  den  „ Terminbeobachtungen 8  referiert: 
siehe  auch  unter  „ Bodenatmung *. 

3.  Ultraviolette  Strahlung. 

Herr  Elster  gibt  einen  Bericht  über  die  bisherigen  Mes- 
sungen, die  mit  dem  Zinkkugelphotometer  ausgeführt  worden 
sind;  er  beschreibt  dann  die  von  ihm  und  Herrn  Geitel  kon- 
struierte neue  Apparatur,  die  es  gestattet,  den  lichtelektrischen 
Effekt  galvanometrisch  zu  beobachten.     (Siehe  Bericht  Nr.  2.) 

Herr  Hallwachs  teilt  mit,  daß  ihm  die  K.  Sächsische 
Gesellschaft  der  Wissenschaften  Mittel  zur  Verfügung  gestellt 
hat  zur  Untersuchung  des  Einflusses  der  ultravioletten  Sonnen- 
strahlen. Herr  Dember  berichtet  über  die  von  ihm  mit  Hilfe 
dieser  Mittel  in  der  Schweiz  in  einer  Höhe  von  2000  und  3400  m 


Kommissionsberichte  151 

ausgeführten  Parallelbeobachtungen  zwischen  ultravioletter 
Sonnenstrahlung  und  Leitfähigkeit.  Die  Beobachtungen  haben 
ergeben,    daß  parallel   mit  der  ultravioletten  Sonnenstrahlung 

E- 

das  Verhältnis  -=— ,   der  negativen  zur  positiven  Raumladung, 

wächst  und  fällt.  Aus  den  Versuchen  läßt  sich  der  Schluß 
ziehen,  daß  die  ultraviolette  Sonnenstrahlung  eine  Vermehrung 
der  Ionisation  in  den  oberen  Schichten  hervorruft. 

4.  lonenstrom. 

Hierüber  wurde  gleichfalls  bei  den  „Terminbeobachtungen" 
berichtet. 

5.  Bodenatmung. 

Herr  Börnstein  teilt  mit,  daß  er  die  Arbeiten,  über 
welche  er  schon  im  vorigen  Jahre  berichtet  hat,  fortgesetzt 
hat.  Und  zwar  hat  er  die  Messungen  des  Luftdruckes  jetzt  in 
1  und  in  2  m  Tiefe  sowie  20  m  über  dem  Boden  ausgeführt. 
Ein  klares  Bild  von  der  Bedeutung  der  Ergebnisse  läßt  sich 
vor  der  Hand  noch  nicht  machen. 

Als  Ursache  dieser  Schwankungen  kann  die  Bewegung  des 
Grundwassers  nicht  angesehen  werden,  da  diese  für  Berlin  sehr 
gering  ist.  Wenn  Ebbe  und  Flut  des  Grundwassers  eine  Rolle 
spielen  würden,  so  müßten  die  Schwankungen  zur  Zeit  des 
Neu-  und  Vollmondes  am  stärksten  sein.  Die  Messungen  zu 
solchen  Zeiten  zeigen  jedoch,  daß  das  Grundwasser  oder  Ebbe 
und  Flut  darin  keine  Rolle  spielen  kann.  Herr  Ebert  be- 
merkt, daß  bei  Messungen,  die  er  bei  Icking  ausgeführt  hat 
derartige  Schwankungen  sich  nicht  ergeben  haben.  Die  voi 
ihm  angewandte  Methode  bestand  darin,  daß  1  m  unter  dem 
mit  Gras  bewachsenen  Erdboden  das  offene  Ende  eines  Eisen- 
rohres in  Kies  endigte,  während  das  andere  Ende  dicht  über 
dem  Erdboden  zu  einer  Toeplerschen  Drucklibelle  führte. 
Durch  Anwendung  eines  sehr  stumpfen  Winkels  bei  der  Libelle 
lassen  sich  auf  diese  Weise  schon  außerordentlich  geringe 
Druckschwankungen  erkennen,   doch  konnten  solche  nicht  be- 


152  Kommissionsberichte 

obachtet  werden.  Eine  Schwankung  von  0,1  mm  Hg  hätte 
schon  einen  Ausschlag  von  20  —  100  mm  geben  müssen.  Es 
ist  aber  noch  die  Möglichkeit  vorhanden,  daß  bei  den  Mün- 
chener Messungen  gerade  die  für  den  vorhandenen  Boden  ge- 
eigneten Tiefen  bei  den  Versuchen  in  1,  1,5  und  3  m  Tiefe 
nicht  getroffen  worden  sind.  Die  bisherigen  Versuche  sind 
daher  nur  als  provisorische  anzusehen  und  sollen  fortgesetzt 
werden. 

Herr  Ad.  Schmidt  (Potsdam)  äußert  Bedenken,  daß  sich 

ein   großer  Druckgradient  von  — Hg    überhaupt   halten 

kann.  Durch  Rechnung  ist  er  zu  dem  Schluß  gekommen,  daß 
dieser  Wert  mindestens  hundertmal  größer  ist,  als  ihn  die 
Theorie  errechnen  läßt. 

Herr  Börnstein  bemerkt,  daß  die  Ursache  der  Schwan- 
kungen nicht  oberhalb  des  Bodens  zu  liegen  braucht,  sondern 
sich  auch  unterhalb  der  Bodenfläche  befinden  kann.  Es  hat 
sich  auch  ergeben,  daß  eine  gewisse  Verschiedenheit  der  Zeit 
des  Auftretens  der  Maxima  vorhanden  ist  und  zwar  findet  die 
Schwankung  in  der  Atmosphäre  etwas  früher  statt  als  im  Boden. 

Herr  Dember  berichtet  über  eine  Vorrichtung,  die  er  am 
Ebertschen  Ionenzähler  angebracht  hat.  Sie  besteht  in  der 
Einführung  eines  geeignet  geformten  Einsatzes  in  das  Rosen- 
müllersche  Anemometer,  das  zur  Messung  der  angesaugten 
.Luftmenge  dient.  Der  Einsatz  wirkt,  ohne  dem  Luftstrom  ein 
Hindernis  zu  bereiten,  wie  eine  Düse,  so  daß  die  Umdrehungs- 
zahl des  Wetterrädchens  für  eine  bestimmte  Luftmenge  um 
etwa  10  °/o  gesteigert  wird  und  hiermit  auch  die  Genauigkeit 
der  Luftmengemessung.  Es  muß  auch  darauf  geachtet  werden, 
daß  die  Eichung  der  Anemometer  im  Ionenzähler  selbst  ge- 
schieht und  nicht  außerhalb  desselben,  weil  durch  die  Krüm- 
mungen der  Rohre  des  Ionenzählers  die  Luftströmung  in  be- 
stimmter Weise  beeinflußt  wird. 

Herr  Exner  teilt  die  Ergebnisse  von  Messungen  in  Wien 
während  der  Sonnenfinsternis  mit.  Es  hat  sich  dabei  eine  Ab- 
nahme der  Ionenzahlen  mit  fortschreitender  Verfinsterung  ge- 


Kommissionsberichte  153 

zeigt.  Vermutlich  ist  diese  Abnahme  dadurch  hervorgerufen 
worden,  daß  durch  die  Temperaturstörung  eine  Molisierung  der 
Ionen  eintritt  und  die  Ionen  so  der  Zählung  entgehen. 

Herr  Ebert  weist  darauf  hin,  daß  von  Elster  und  Geitel 
und  ihm  ähnliches  bei  der  letzten  totalen  Sonnenfinsternis  be- 
obachtet worden  ist. 

Herr  Lüdeling  gibt  an,  daß  aus  den  Potsdamer  Mes- 
sungen während  der  Sonnenfinsternis  nicht  auf  einen  Einfluß 
der  Sonnenstrahlung  geschlossen  werden  kann.  Ebenso  hat 
Herr  Gockel  in  Freiburg  i.  d.  Schweiz  während  der  Verfin- 
sterung keine  sichere  Änderung  konstatiert.  Dagegen  hat,  wie 
Herr  Geitel  mitteilt,  Herr  Dr.  Bergwitz  in  Braunschweig 
während  der  Verfinsterung  eine  Zunahme  der  Zerstreuung  be- 
obachtet, bei  gleichzeitiger  Abnahme  der  relativen  Feuchtig- 
keit. Herr  Dr.  Bude  hat  auf  dem  Brocken  ebenfalls  eine  auf- 
fällige Zunahme  der  Ionenzahlen  während  der  Verfinsterung 
konstatiert. 

6.  Radioaktive  Bestandteile  der  Atmosphäre  und  durchdringende 

Strahlung. 

Herr  Ebert  hat  gelegentlich  einer  Ballonfahrt  eine  Ab- 
nahme der  durchdringenden  Strahlung  konstatiert.  Wie  Herr 
Exner  mitteilt,  hat  Herr  Heß  (Wien)  ebenfalls  eine  solche 
beobachtet,  aber  nur  bis  zu  einer  Höhe  von  800  m,  von  da  an 
eine  Zunahme.  Dies  ist  bei  vier  Fahrten  konstatiert  worden; 
die  Untersuchungen  sollen  auf  Hoch  fahrten  fortgesetzt  werden. 
Herr  Lüdeling  will  im  August  dieses  Jahres  seine  bisher 
noch  nicht  vollkommen  gelungenen  Versuche  wieder  intensiv 
aufnehmen. 

Herr  von  Schweidler  hat  bei  vergleichenden  Messungen 
über  Land  und  Wasser  gefunden,  daß  die  durchdringende 
Strahlung  über  Wasser  etwas  geringer  ist.  Weiter  hat  er 
Messungen  ausgeführt  mit  zwei  Wulfschen  Instrumenten,  von 
denen  das  eine  nicht  luftdicht,  das  andere  ganz  dicht  war. 
Die  Apparate  zeigten  verschiedenen  Gang  und  das  verwendete, 
2  mm    starke  Kupferblech  zeigte  sich  aktiv  und  zwar  wurden 


1 54  Kommissionsberichte 

26  von  30  Ionen  von  Kupfer  selbst  erzeugt.  Es  ließ  sich 
noch  nicht  entscheiden,  ob  der  luftdichte  Abschluß  oder  die 
Dicke  der  Gefäßwand  einen  größeren  Einfluß  hat.  Vorläufig 
sind  aber  die  Angaben  der  Apparate  noch  nicht  eindeutig, 
sondern    noch   von   der  Konstruktion  des  Apparates  abhängig. 

Herr  Ebert  hält  den  vollkommen  luftdichten  Abschluß  bei 
Vergleichen  verschiedener  Apparate  für  durchaus  notwendig,  und 
nach  der  Ansicht  der  Herren  Geitel  und  Gockel  ist  Zink  weit 
Günstiger  als  Kupfer  für  die  Ionisationskammern.  Es  hat  sich 
auch  gezeigt,  daß  bei  Zink  die  von  dem  Metall  hervorgerufene 
Schwankung  der  Ionisation  kleiner  ist  als  beim  Kupfer.  Herr 
Ebert  erachtet  diese  Ergebnisse  besonders  darum  für  wichtig, 
weil  sie  bei  der  Konstruktion  registrierender  Instrumente  be- 
achtet werden  müssen.  Bei  dünnwandigen  Gefäßen  können 
nach  Gockel  die  Schwankungen  des  Luftdruckes  durch  ein 
angefügtes  Hilfsgefäß  kompensiert  werden.  Bei  starkwandigen 
ist  das  unnötig. 

7.   Bericht  über  die  Terminbeobachtungen. 

Den  Beschlüssen  der  Kommission  (siehe  Protokoll  Göt- 
tingen 1911)  folgend,  sind  am  10. — 16.  September  1911,  6.-8. 
Dezember  1911,  3.-5.  Januar  1912,  11.— 13.  April  1912 
Terminbeobachtungen  ausgeführt  worden.  (Siehe  Bericht  Nr.  3 : 
H.  Ebert:  Über  die  Resultate  der  von  den  kartellierten 
Deutschen  Akademien  organisierten  luftelektrischen  Termin- 
beobachtungen  im  Jahre  1911/12.) 

Herr  Ebert  referiert  über  die  Resultate,  die  in  mühevoller 
Arbeit  von  den  Herren  Hoffmann  und  Gleißner  auf  ver- 
gleichbare Maße  umgerechnet  und  dargestellt  worden  sind.  Um 
diese  Arbeit  zu  erleichtern  und  um  eine  einheitliche  Art  der 
Beobachtung  festzulegen  (z.  B.  Art  der  Stundenmittel),  erklärt 
sich  Herr  Lüdeling  bereit,  für  die  Beobachtungen  an  den 
nächsten  Termintagen  den  Beobachtungsstationen  Formulare 
zuzuschicken.  Die  Kommission  drückt  den  Wunsch  aus,  bis 
zum  nächsten  Versammlungstage  die  Messungen  in  der  gleichen 


Kommissionsberichte  155 

Weise  wie  bisher  fortzusetzen  und  sie  bittet  Herrn  Lüdeling 
es  möglich  zu  machen,  daß  Potsdam  die  Zentralstation  bildet 
und  die  erforderlichen  Arbeiten  übernimmt. 

8.  Über  die  Reichweite  funkentelegraphischer  Verständigung. 

Herr  Riecke  verliest  der  Kommission  ein  Schreiben  des 
Herrn  Professor  H.  Th.  Simon  in  Göttingen,  der  leider  ver- 
hindert ist,  an  der  Sitzung  teilzunehmen.  Abgedruckt  im 
Anhang  als  Nr.  4. 

Herr  Schmidt  (Halle)  empfiehlt  die  subjektive  Beobach- 
tung der  ankommenden  Energie  mit  dem  Telephon  und  durch 
nebengeschaltete  Widerstände  zu  verlassen  und  eine  objektive 
Beobachtung  vorzuziehen. 

Herr  Benndorf  teilt  mit,  daß  er  gute  Erfahrungen  mit 
der  Beobachtung  der  Zeichen  gemacht,  die  von  Paris  aus  ge- 
geben werden;  die  Pariser  Stationen  besitzen  eine  große  Sende- 
energie und  die  Zeichen  sind  in  ihrer  Energie  viel  konstanter  als 
die  von  Norddeich  gegebenen.  Während  der  Sonnenfinsternis 
sind  in  Graz  die  von  Paris  kommenden  Zeichen  zu  Messungen 
benutzt  worden  und  es  hat  sich  eine  Steigerung  der  Empfangs- 
stärke um  circa  80°/o  während  der  Verfinsterung  ergeben. 
Herr  Benndorf  schlägt  daher  vor,  neben  Norddeich  auch  mit 
Paris  als  Sendestation  zu  arbeiten. 

Herr  Ebert  teilt  mit,  daß  folgende  Stationen  ihre  Mit- 
wirkung für  funkentelegraphische  Untersuchungen  an  den  Ter- 
mintagen zugesagt  haben:  Göttingen,  Halle,  Graz,  Laibach, 
München,  Darmstadt,  Karlsruhe  und  Dresden.  Herr  Schmidt 
(Halle)  schlägt  vor,  noch  an  eine  Station  jenseits  der  Alpen,  z.  B. 
Pola,  heranzutreten,  da  die  Wellen  über  den  Firnfeldern  ganz 
merkwürdige  Eigenschaften  besitzen.  Auch  wäre  es  sehr  günstig, 
wenn  die  Messungen  zweimal  monatlich  vorgenommen  werden 
könnten,  um  Beziehungen  zwischen  den  Jahreszeiten  heraus- 
zubekommen. Herr  Dieckmann  beabsichtigt,  an  den  Termin- 
tagen   auch    von  Luftschiffen   aus  Messungen  zu  unternehmen. 

Was  die  Ausrüstung  der  Stationen  angeht,  so  hält  es  Herr 
Schmidt   für  notwendig,    um   vergleichbare   Resultate    zu  er- 


156  Kommissionsberichte 

zielen,  daß  sämtliche  Stationen  mit  möglichst  gleichen  An- 
tennen arbeiten. 

Um  über  die  günstigste  Art  des  Empfanges  Aufschluß  zu  be- 
kommen, drückt  Herr  Riecke  den  Wunsch  der  Kommission  aus, 
Herr  Schmidt  möchte  die  verschiedenen  Formen  der  vorhan- 
denen, für  quantitative  Messungen  geeigneten  Empfangsvorrich- 
tungen durchprobieren  und  der  Kommission  seine  Ergebnisse 
mitteilen. 

Herr  Schmidt  berichtet  weiter  über  von  ihm  1906  an- 
gestellte Vergleichsversuche  zwischen  Norddeich  und  Nauen 
(siehe  Anhang  Nr.  5).  Dabei  wurden  die  3000  m  langen  Wellen 
mit  einer  auf  300  m  abgestimmten  Vorrichtung  empfangen. 
Es  waren  häufig  sehr  intensive  Geräusche  zu  vernehmen,  die 
auf  luftelektrische  Erscheinungen  zurückzuführen  sind.  Die 
Geräusche  hatten  deutlich  eine  tägliche  Periode.  Wenn  die 
relative  Feuchtigkeit  ein  Maximum  hat,  so  ergab  sich  für  die 
Geräusche  ein  Minimum.  Eine  Abhängigkeit  vom  Barometer- 
stand hat  sich  nicht  ergeben,  bei  Sturm  traten  nur  kleine 
Geräusche  auf.  Zwischen  12  und  2  Uhr  mittags  und  12  und 
2  Uhr  nachts  war  es  nicht  möglich,  deutliche  Versuchskurven 
zu  bekommen.  Diese  Erscheinung  ging  dann  weg,  als  die 
Erde  der  Antenne  durch  ein  Gegengewicht  ersetzt  wurde.  Wird 
die  Erdleitung  durch  einen  Kondensator  unterbrochen,  so  er- 
gibt sich  bei  großer  Kapazität  eine  starke  Störung,  bei  kleiner 
Kapazität  eine  geringere.  Sowohl  Herr  Schmidt  wie  Herr 
Exner  sehen  diese  Störung  an  als  herrührend  vom  Eintritt  ge- 
ladener Teilchen  der  Atmosphäre.  Die  Beobachtungen  während 
der  Sonnenfinsternis  haben  kein  Resultat  ergeben. 

Herr  Dieckmann  bemerkt  hierzu,  daß  solche  Störungen 
auch  von  ihm  beobachtet  worden  sind.  Eine  gewisse  Art  der 
Störung  zeigte  sich  dann  am  stärksten,  wenn  das  Potential- 
gefälle sehr  unruhig  war.  Maxima  der  Störungen  waren 
morgens  und  nachmittags  vorhanden.  Herr  Exner  macht 
noch  darauf  aufmerksam,  daß  die  angegebenen  Perioden  im 
Auftreten  der  störenden  Geräusche  eine  große  Ähnlichkeit  mit 
der  täglichen  Periode  des  Potentialgefälles  besitzen. 


Komimssionsberichte  157 

Herr    Gockel    stellt    der    Kommission  für    die    nächste 

Sitzung    einen    zusammenfassenden    Bericht  über    die    durch- 
dringende Strahlung  in  Aussicht. 


Am  Nachmittage  des  25.  Mai  folgte  die  Kommission  einer 
Einladung  der  Herren  Ebert  und  Dieckmann  zur  Besichti- 
gung der  luftelektrischen  Station  des  Physikalischen  Institutes 
der  Technischen  Hochschule,  die  sich  in  Gräfelfing  befindet,  und 
der  ebenfalls  dort  befindlichen  funkentelegraphischen  Station 
des  Herrn  Dr.  Dieckmann. 

Durch  die  ausschließliche  Verwendung  der  außerordent- 
lich kompendiösen  Saitenelektrometer  und  -Galvanometer  ist  die 
Aufgabe  gelöst,  fünf  interessierende  Elemente  teils  luftelektri- 
scher Natur:  Potentialgefälle  und  freie  Raumladung  (Mittel- 
punktspotential eines  würfelförmigen  Drahtkäfigs  von  3  m  Kan- 
tenlänge), teils  meteorologischer  Natur:  Unterschied  zwischen 
Luft-  und  Bodentemperatur,  Helligkeit  und  Windgeschwindig- 
keit auf  ein  rotierendes,  nur  30  cm  breites  Stück  Bromsilber- 
papier gleichzeitig  nebeneinander  photographisch  zu  registrieren. 
Ferner  wird  hier  fortlaufend  die  auf  einer  Schirmantenne  von 
30  m  Höhe  unter  Wirkung  des  Erdfeldes  in  der  Zeiteinheit 
landende  Elektrizitätsmenge  durch  ein  hochempfindliches  Dreh- 
spulen-Galvanometer auf  lichtempfindliches  Papier  aufgezeichnet. 
Ein  Baro-,  Thermo-  und  Hygrograph  ergänzen  die  meteoro- 
logischen Daten  der  Station. 

Schließlich  sind  auch  noch  die  oben  erwähnten  Versuche  im 
Gange,  die  Börnsteinschen  Ergebnisse  auch  hier  zu  reproduzieren. 

Die  Beobachtungshütte  ist  vollständig  aus  Holz  gezimmert 
und  durch  doppelte  Wandungen  gegen  Temperaturschwan- 
kungen geschützt. 

Die  mit  allen  Hilfsmitteln  ausgestattete  funkentelegra- 
phische  Station  des  Herrn  Dr.  Dieckmann  widmet  sich  in 
letzter  Zeit  besonders  den  Problemen,  welche  die  Luftschiffahrt 
der  Funkentelegraphie  und  der  Luftelektrizität  stellt. 


158 


Adressen. 


Aus  Anlaß  des  Todes  S.  K.  Hoheit  des  Prinzregenten  Luitpold, 

des  Protektors  der  Akademie  der  Wissenschaften,   richtete  die 

Akademie  an  S.  K.  Hoheit,   den   Prinzregenten  Ludwig  das 

folgende  Kondolenzschreiben: 

Allerdurchlauchtigster  Prinz  und  Regent! 
Allergnädigster  Regent  und  Herr! 

Die  K.  B.  Akademie  der  Wissenschaften  bittet  um  die 
Erlaubnis,  Ew.  K.  Hoheit  anläßlich  des  Hinscheidens  des  edlen 
Protektors  der  Akademie  die  Gefühle  ihrer  tiefen  Trauer  be- 
kunden zu  dürfen.  S.  K.  Hoheit,  der  hochselige  Prinzregent 
Luitpold,  hat  die  Wertschätzung,  die  Pflege  und  die  Liebe 
zu  den  Wissenschaften,  die  eine  erhabene  Tradition  des  Witteis- 
bachischen  Hauses  sind,  fortgesetzt  und  während  Seiner  Regent- 
schaft der  Akademie  der  Wissenschaften  viele  Beweise  dafür 
gegeben,  daß  er  mit  wahrhaftem,  fürstlichem  Wohlwollen  die 
Verehrung  vergalt,  die  seiner  ritterlichen  Gestalt  von  unserem 
ganzen  Kreis  aus  vollem  Herzen  entgegengebracht  worden  ist. 

Kann  uns  etwas  in  dieser  Zeit  der  Trauer  zum  Tröste 
gereichen,  so  ist  es  die  Hoifnung,  daß  auch  Ew.  K.  Hoheit 
als  nunmehriger  Protektor  allergnädigst  geruhen  mögen,  Ihre 
Hand  über  der  Akademie  der  Wissenschaften  zu  halten  und 
ihren  Zielen,  die  der  Wissenschaft  und  damit  dem  Ruhme  des 
Vaterlandes  dienen,  Schutz  und  Förderung  angedeihen  zu  lassen. 

In  tiefster  Ehrfurcht 

Ew.  K.  Hoheit 

alleruntertänigst,  treugehorsamster 
Heigel. 
München,  den  16.  Dezember  1912. 


Adressen  159 

Hierauf  antwortete  S.  K.  Hoheit  Prinzregent  Ludwig  mit 
folgendem  Telegramm: 

Exzellenz  Dr.  v.  Hei  gel,  Präsident  der  K.  Akademie 
der  Wissenschaften, 

München,  Theresienstr.  76. 

München,  17.  Dezember  1912. 
Der  K.  Akademie  der  Wissenschaften  und  Ihnen,  mein  lieber 
Herr  Präsident,  danke  ich  herzlichst  für  die  warme  Teilnahme 
und  für  die  meinem  geliebten  Herrn  Vater  gewidmeten  Worte 
treuer  Verehrung.  Die  Akademie  der  Wissenschaften  darf 
meines  regen  Interesses  und  meiner  ernsten  Sorge  um  die 
Förderung  ihrer  hohen  Ziele  versichert  sein. 

Ludwig,  Prinzregent. 


Adresse 

an  das  korrespondierende  Mitglied,  Wirkl.  Geh.  Oberregierungs- 
rat Arthur  Au  wer  s  in  Berlin   anläßlich   der  Feier  seiner  vor 
fünfzig  Jahren  erfolgten  Doktorpromotion. 

Hochgeehrter  Herr  Kollege! 

Zur  Feier  des  Tages,  der  an  Ihre  von  fünfzig  Jahren  er- 
folgte Promotion  zum  Doktor  erinnert,  sendet  die  K.  B.  Aka- 
demie der  Wissenschaften  herzliche  Glückwünsche. 

Schon  vor  dreißig  Jahren  hat  sie  Ihre  Verdienste  um  die- 
jenige Wissenschaft,  der  Sie  Ihr  Leben  geweiht  haben,  durch 
Ihre  Wahl  zum  Mitglied  der  mathematisch-physikalischen  Klasse 
anerkannt.  Sie  konnte  also  Ihre  glänzenden  Erfolge  um  so 
freudiger  begrüßen,  als  sie  einem  der  Ihren  beschieden  waren. 

Der  Beginn  Ihrer  Laufbahn  zeigt  bereits  deutlich  den  Weg 
an,  den  Sie  mit  bewundernswerter  Energie  durch  Ihr  ganzes 
Leben  in  Ihrer  wissenschaftlichen  Betätigung  und  Forschung 
verfolgt  haben.    Sie  sahen  schon  sehr  früh  ein,  daß  ein  Fort- 


160  Adressen 

schritt  in  dem  größten  Problem  der  Astronomie:  „Einsicht  in 
die  Beschaffenheit  der  Welt,  die  unser  Planetensystem  umgiebt", 
zu  erhalten,  in  erster  Linie  durch  möglichst  exakte  Festlegung 
der  Örter  der  außerplanetarischen  Weltkörper  gewonnen  werden 
kann.  Ihre  Bemühungen  waren  deshalb  auf  die  Sicherstellung 
dessen,  was  die  Beobachtungen  in  Vergangenheit  und  Gegen- 
wart ergeben,  gerichtet  und  mit  sicherem  Blick  haben  Sie  die 
wichtigsten  hierbei  auftretenden  Probleme  als  solche   erkannt. 

Wenn  der  große  Bessel  bei  Errichtung  des  Fundaments 
der  neueren  Astronomie  die  Beobachtungen  des  Greenwicher 
Astronomen  Bradley  als  einen  der  Eckpfeiler  erkannte,  auf 
den  sich  das  ganze  Gebäude  stützen  mußte,  so  blieb  Ihnen 
nicht  verborgen,  daß  dieser  Eckpfeiler  noch  fester  und  sicherer 
angelegt  werden  kann,  als  es  aus  mancherlei  Gründen  durch 
Bessel  geschehen  konnte.  So  ist  denn  Ihr  großes  Werk, 
welches  die  Resultate  der  Bradley'schen  Beobachtungen  ent- 
hält, im  wahren  Sinne  ein  fundamentales  geworden,  das  noch 
in  den  entferntesten  Zeiten  seine  Bedeutung  behalten  wird. 

Nur  andeutungsweise  kann  hier  daran  erinnert  werden, 
wie  Sie  den  ungeheuren  Beobachtungsschatz,  der  mit  Bradley 
angehäuft  worden  ist,  von  den  anhaftenden  Schlacken  zu  rei- 
nigen bestrebt  waren,  wie  Sie  dabei  einige  große  Lücken  nicht 
nur  aufdeckten,  sondern  auch  ihre  Ausfüllbarkeit  erkannten 
und  ihre  Beseitigung  sofort  in  die  Hand  nahmen,  soweit  natür- 
lich dies  möglich  war.  Ihrer  Initiative,  Ihrer  bewunderns- 
würdigen Arbeitskraft  ist  es  in  erster  Linie  zu  verdanken,  daß 
das  große  Werk  der  „Astronomischen  Gesellschaft",  ihr  Zonen- 
katalog, zu  Stande  gekommen  ist,  an  dem  unter  Ihrer  Leitung 
und  Mitarbeit  ein  Menschenalter  gearbeitet  hat. 

In  gleich  glänzender  Weise,  nun  aber  in  einem  Ihren 
Namen  tragenden  großen,  sechs  Bände  umfassenden  Werke 
bewährte  sich  Ihre  Fähigkeit,  ein  fast  unübersehbares  Beob- 
achtungsmaterial zu  bearbeiten  und  seinen  wissenschaftlichen 
Inhalt  ganz  auszuschöpfen.  Den  Astronomen  der  letzten  vierzig 
Jahre  ist  das  seltene  Glück  zu  Teil  geworden,  zwei  Vorüber- 
gänge der  Venus  vor  der  Sonnenscheibe  beobachten  zu  können. 


Adressen  161 

Freilich  mußten  sie  zur  wissenschaftlichen  Ausbeutung  dieses 
seltenen  Phänomens  weit  entfernte  Gegenden  aufsuchen,  lange 
Vorbereitungen  waren  nötig,  große  Mittel  erforderlich,  die  der 
Einzelne  nicht  aufbringen  konnte.  Mit  Erfolg  wurde  die  Hilfe 
des  jungen  Deutschen  Reichs  erbeten  und  wurden  die  Vorbe- 
reitungen getroffen.  Es  wird  nicht  vergessen  werden,  daß  Sie 
bei  allen  diesen  Aktionen  in  wissenschaftlicher  wie  admini- 
strativer Richtung  der  leitende  Mittelpunkt  waren,  von  dem 
all'  die  verzweigten  Fäden,  die  die  beiden  großen  Unterneh- 
mungen der  Jahre  1874  und  1882  umspannten,  ausgingen, 
und  als  das  Werk  gelungen  war,  waren  Sie  wiederum  der- 
jenige, der  das  riesige  Material  an  gewonnenen  Beobachtungen 
sichtete  und  verarbeitete.  Welche  Unsumme  von  Arbeit  Sie 
dabei  durch  Jahrzehnte  geleistet  haben,  kann  nur  ermessen, 
wer  einen  Einblick  in  die  Einzelheiten  Ihres  großen  Werkes 
genommen.  Alle  Ihre  Fachgenossen  wissen,  daß  diese  Arbeit 
nicht  umsonst  gewesen  ist.  Hat  sie  neben  vielen  Einzelresul- 
taten doch  den  relativen  Wert  vieler  wichtiger  Beobachtungs- 
methoden, wie  auch  der  anzuwendenden  instrumentellen  Hilfs- 
mittel so  scharf  beleuchtet,  daß  eine  tiefere  Einsicht  in  viele 
der  wichtigsten  Fragen  der  praktischen  Astronomie  gewonnen 
wurde. 

Noch  stehen  Sie  mitten  in  einem  großen  astronomischen 
Unternehmen,  das  Ihre  Bemühungen  um  die  Fixsternastronomie 
in  großartiger  Weise  zusammenfassend  krönen  soll.  Möchte 
es  Ihnen  vergönnt  sein,  hier  noch  lange  in  ungeschwächter 
Kraft  zum  Heile  der  Wissenschaft  zu  wirken  und  gestützt 
durch  die  Erinnerung  an  eine  ruhmvolle  wissenschaftliche  Ver- 
gangenheit hoffnungsfreudig  in  die  Zukunft  "zu  sehen. 

München  im  Juni  1912. 

Heigel 
Präsident. 

K.  Goebel 
Sekretär  der  math.-phys.  Klasse. 


Jahrbuch  1912. 


162  Adressen 

Auf  diese  Adresse  antwortete  A.  Au  wer s: 

Berlin-Lichterfelde,  30.  Juni  1912. 

An  die  Königlich  Bayerische  Akademie 
der  Wissenschaften. 

Die  Königlich  Bayerische  Akademie  der  Wissenschaften  hat 
mich  bei  der  50.  Wiederkehr  des  Jahrestages  meiner  Doktor- 
promotion durch  eine  Glückwunschadresse  überrascht  und  er- 
freut, in  der  meinen  Bestrebungen,  der  erkorenen  Wissenschaft 
zu  dienen  und  ihr  nützliche  Beiträge  zuzuführen,  in  freundlich 
anerkennenden  Worten  gedacht  wird. 

Indem  ich  der  Königlichen  Akademie  für  diesen  Glück- 
wunsch aufrichtigen  Dank  sage,  sehe  ich  gerne  auf  die  dreißig 
Jahre  zurück,  während  welcher  ich  die  Ehre  und  die  Freude 
gehabt  habe,  mit  der  Königlichen  Akademie  in  Verbindung 
zu  stehen  und  an  ihrem  regen  wissenschaftlichen  Leben,  wenig- 
stens empfangend,  Anteil  zu  nehmen.  Gerne  und  dankbar  er- 
innere ich  mich  auch  daran,  wenn  die  Adresse  einer  der  um- 
fangreichsten meiner  Arbeiten  besonders  gedenkt,  daß  es 
Münchener,  von  wissenschaftlicher  Erkenntnis  geleitete  Kunst- 
fertigkeit gewesen  ist,  die  es  mir  ermöglicht  hat,  diese  Arbeit 
so  anzuordnen  und  durchzuführen,  daß  ihr  Ergebnis  nicht 
allzuweit  von  dem  erstrebten  Ziele  entfernt  geblieben  ist: 
wenn  Ihr  unvergeßlicher  Fraunhofer  der  Gesamtheit  der  Astro- 
nomie ein  Wohltäter  gewesen  ist,  so  fühle  ich  selbst  mich 
ihm  und  den  Werken  seiner  leider  so  viel  zu  früh  erlahmten 
Hand  zu  ganz   besonderm  Dank  verpflichtet. 

In  aufrichtig  kollegialischer  Gesinnung  verbleibe  ich 

der  Königlichen  Akademie  korrespondierendes  Mitglied 
A.  Auwers. 


Adressen  163 

Adresse 

aus  Anlaß  der  250.  Stiftungsfeier  der  Royal  Society  in  London. 

Der  Königlichen  Gesellschaft  zu  London,  gegründet 
zu  einer  Zeit,  in  welcher  nur  im  Geburtslande  der  neueren 
Kultur  und  auch  hier  nur  als  eine  ephemere  Schöpfung  fürst- 
licher Gunst  (der  besonders  von  Schülern  Galileis  gebildete 
„Ciinento"  in  Florenz)  eine  Akademie  zur  Pflege  der  exakten 
Wissenschaften  entstand,  und  seitdem  durch  ihre  Tätigkeit 
ununterbrochen  einen  eminenten  Einfluß  auf  die  Fortschritte 
in  der  Erforschung  der  Natur  ausübend,  sendet  hiemit  zu  ihrem 
250  jährigen  Wiegenfeste  eine  um  100  Jahre  jüngere  Schwester, 
die  Königlich  Bayerische  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Mün- 
chen, ihre  aufrichtigsten  Glückwünsche. 
München   im  Juli  1912. 

Heigel 
Präsident. 

K.  Goebel 
Sekretär  der  math.-phys.  Klasse. 


Glückwunschtelegramme : 

Der  Universität  Lemberg  entbietet  die  Königlich  Baye- 
rische Akademie  der  Wissenschaften  zu  ihrer  250.  Jubelfeier 
Gruß  und  Heil. 

Möge  ihr  wie  bisher  so  auch  in  dem  neuen  Abschnitt 
ihrer  Entwicklung  reges  Leben  und  kräftige  Mitarbeit  an  den 
Problemen  der  Wissenschaft  beschieden  sein. 

Heigel. 

Dem  Naturwissenschaftlichen  Verein  für  Steier- 
mark spricht  die  Königlich  Bayerische  Akademie  der  Wissen- 
schaften zur  Feier  seines  fünfzigjährigen  Bestandes  die  herz- 
lichsten Glückwünsche  für  sein  ferneres  Gedeihen  aus. 

Heigel. 

11* 


1 64  Adressen 

Dem  Böhmischen  Mathematisch  -  physikalischen 
Verein  spricht  die  Königlich  Bayerische  Akademie  der  Wissen- 
schaften zur  Feier  seines  fünzigjährigen  Bestandes  die  besten 
Glückwünsche  aus. 

Heigel. 


Glückwunschschreiben 

an  die  Academy  of  Natural  Sciences  of  Philadelphia. 

München,  den  5.  März  1912. 

Die  Königlich  Bayerische  Akademie  der  Wissenschaften 
bedauert  zur  Hundertjahrfeier  der  ältesten  naturwissenschaft- 
lichen Gesellschaft  der  Vereinigten  Staaten  keinen  Vertreter 
schicken  zu  können.  Verknüpfen  sie  doch  mit  ihr  nicht  nur 
die  allgemeinen,  völkerverbindenden  Interessen  der  Wissenschaft, 
sondern  auch  seit  vielen  Jahren  ein  reger,  stets  mit  Freude 
entgegengenommener  Austausch  der  Gelehrten  Schriften. 

Die  Bayerische  Akademie  der  Wissenschaften  beglück- 
wünscht die  Academy  of  Natural  Sciences  zu  der  eifrigen 
Arbeit,  die  sie  in  ihren  „Proceedings"  und  im  „Journal"  seit 
langem  für  die  Wissenschaft  leistet  und  wünscht  ihr  eine  ge- 
deihliche und  kräftige  Weiterentwicklung. 

Mit  ausgezeichneter  Hochachtung 

Heigel 
Präsident. 


Medaillen -Verleihung  165 


Die  grosse  silberne  Medaille  der  Akademie  der  Wissen- 
schaften „Bene  merenti" 

wurde  im  Jahre  1912  verliehen 

Herrn  Karl  Jauß  in  Fürstenfeldbruck, 

„       R.  Grant   Brown   J.C.S.    in    Kindat    (Birma, 
Britisch-Indien), 

„       Dr.  Lothar  v.  Wiedenfeld  in  Silberkopf  bei 
Ratibor. 


Dieselbe  Medaille  in  Bronze 

wurde  verliehen 

Herrn  Rudolf  Markgraf  in  Senures  im  Fajum, 
Dr.  Carl  Curt  Hosseus  in  Reichenhall. 


166 


Verzeichnis  der  gelehrten  Gesellschaften  und  Institute, 
welche  Schriften  der  Akademie  im  Austausch  erhalten: 

Aachen,  Geschichtsverein. 

Aarau,  Historische  Gesellschaft  des  Kantons  Aargau. 

Abbeville.  Societe  d'fimulation. 

Aberdeen,  University. 

Acireale,  R.  Accademia  di  Scienze,  Lettere  e  Arti. 

Adelaide,  R.  Geographical  Society  of  Australasia. 

—  R.  Society  of  South  Australia. 

Agram,   Südslavische  Akademie  der  Wissenschaften. 

—  Kroatische  Archäologische  Gesellschaft. 

—  Kroatische  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft. 
Aix,  Societe  d'Etudes  Proveneales. 

—  Bibliotheque  de  l'Universite. 

Albany,  Department  of  Agriculture  (New- York  State). 

—  Education  Department  of  the  State  of  New- York. 
Albuquerque,  University  Library  of  New-Mexico. 
Allegheny,   Observatory  of  the  University  of  Pittsburgh. 
Altenburg,   Geschichts-   und   Altertumsforscher -Vereins   des  Osterlandes. 

—  Naturforschende  Gesellschaft  des  Osterlandes. 

Amani  (Deutsch-Ostafrika),  Biologisch -Landwirtschaftliches  Institut. 
Amiens,  Academie. 

—  Societe  des  Antiquaires  de  Picardie. 
Amsterdam,  K.  Academie  van  wetenschappen. 

—  K.  N.  aardrijkskundig  genootschap. 

—  Wiskundig  genootschap  (Societe  de  Mathematique). 

—  K.  Zoologisch  genootschap. 

Annaberg,  Verein  für  Geschichte  von  Annaberg. 

Ansbach,   Historischer  Verein  für  Mittelfranken  und  K.  Kreisbibliothek. 

Antwerpen,  Societe  d'Astronomie  d'Auvers. 

Aschaffenburg,  K.  Gymnasium. 

Athen,  Bibl.  de  l'Ecole  francaise. 

Berlin,  K.  Meteorologisches  Institut. 

—  Jahrbuch  über  Fortschritte  der  Mathematik. 

—  Preußische  Geologische  Landesanstalt. 

—  Lehranstalt  für  die  Wissenschaft  des  Judentums. 
-  K.  Astronomisches  Recheninstitut. 

Athen,  Wissenschaftliche  Gesellschaft. 


Verzeichnis  der  Institute  und  Gesellschaften  167 

Augsburg,  K.  Real-Gymnasium. 

—  Historischer  Verein  für  Schwaben  und  Neuburg 

—  Naturwissenschaftlicher  Verein. 
Aurillac,   Societe  des  Lettres,  Sciences  et  Arts. 
Bagneres  de  Bigorre,   Societe  Ramond. 
Baltimore,  Peabody  Institute. 

—  Chemical  Society. 

—  Maryland  Geological  Survey. 

—  John  Hopkins  University. 
Bamberg,  K.  Bibliothek. 

—  Naturforschende  Gesellschaft. 

—  K.  Altes  Gymnasium. 

—  K.  Neues  Gymnasium. 

—  K.  Lyzeum. 

—  Sternwarte. 

—  Historischer  Verein. 

Barbados  (Westindien),   Imp.  Commission  of  Agriculture. 
Barcelona,  R.  Academia  de  Ciencias  y  Artes. 

—  Institut  d'Estudis  Catalans. 

Bar-le-Duc,  Societe  des  Lettres,  Sciences  et  Arts. 
Basel,   Historisch-Antiquarische  Gesellschaft. 

—  Naturforschende  Gesellschaft. 

—  Universitäts-Bibliothek. 

Bastia  (Corsica),  Societe  des  Sciences  hist.  et  natur. 

Batavia,  Bataviaasch  genootschap  van  kunsten  en  wetenschappen. 

—  Magnet.-meteor.  Observatorium. 

—  Natuurkund.  vereenigung  in  Nederl.  Indie. 
Bayreuth,  K.  Gymnasium. 

—  Historischer  Verein. 

Belgrad,   Serbische  Akademie  der  Wissenschaften. 

Bergen  (Norwegen),  Museum. 

Berkeley,  University. 

Berlin,  K.  Akademie  der  Wissenschaften. 

—  Bibliothek  des  Auswärtigen  Amtes. 

—  Archiv  der  Mathematik  und  Physik. 
--  K.  Bibliothek. 

—  Deutsche  Chemische  Gesellschaft. 

—  Deutsche  Geologische  Gesellschaft. 

—  Medizinische  Gesellschaft. 

—  Deutsche  Physikalische  Gesellschaft. 

—  Physiologische  Gesellschaft. 

—  K.  Deutsches  Archäologisches  Institut. 

—  Kaiser  Wilhelm-Institut. 


168  Verzeichnis  der  Institute  und  Gesellschaften 

Berlin,  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaus. 

—  Verein  für  Geschichte  der  Mark  Brandenburg. 

—  Verein  für  die  Geschichte  Berlins. 

—  Zeitschrift  für  Instrumentenkunde. 
Bern,  Bibliothek. 

—  Universitäts  -  Kanzlei. 

Besanqon,  Societe  d'fimulation  du  Doubs. 

Beyrouth,  Universite  de  St.  Joseph. 

Be'ziers,   Societe  Archeol.,  Scientif.  et  Litteraire. 

Birmingham,  Natural  History  and  Philosophical  Society. 

Bistritz  (Siebenbürgen),  Deutsches  Gewerbelehrlinginstitut. 

Bologna,  Accademia  delle  Scienze  dell'  Instituto. 

—  R.  Deputazione  di  Storia  patria  per  le  prov.  di  Romagna. 
Bombay,  Meteorological  department. 

Bonn,  Universitäts -Bibliothek. 

—  Verein  von  Altertumsfreunden  im  Rheinlande. 
Bordeaux,  Societe  de  Geographie  Commerciale. 

—  Societe  des  Sciences  Physiques  et  Naturelles. 

—  Societe  Linneenne. 

Boston,  Amer.  Academy  of  Arts  and  Sciences. 

—  Society  of  Natural  History. 

—  Public  Library. 

—  Museum  of  Fine  Arts. 
Bourg,  Societe  d'fimulation. 
Braunsberg,  Lyceum  Hosianum. 
Braunschweig,  Archiv  der  Stadt  Braunschweig. 

—  Verein  für  Naturwissenschaften. 
Bremen,  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Breslau,  Schlesische  Gesellschaft  für  vaterländische  Kultur. 

Brisbane,  R.  Geographical  Society. 

Bromberg,  Stadtbibliothek. 

Brooklyn,  Museum  of  the  Brooklyn  Institute  of  Arts  and  Sciences. 

Brunn,  Mährisches  Landesmuseum. 

—  Deutscher  Verein  für  die  Geschichte  Mährens  und  Schlesiens. 

—  Naturforschender  Verein. 
Brüssel,  Academie  R.  de  Medecine. 

—  Academie  R.  des  Sciences. 

—  Bibliotheque  R.  de  Belgique. 

—  Jardin  Botanique  de  l'fitat. 

—  Musee  du  Congo  Beige. 

—  Musee  R.  d'Histoire  Naturelle  de  Belgique. 

—  Bibliothek  des  Polar-Instituts. 

—  Societe  d'Archeologie. 


Verzeichnis  der  Institute  und  Gesellschaften  16!) 

Brüssel,  Societe  des  Bollandistes. 

—  Societe  Botanique  de  Belgique. 

—  Societe  Chimique  de  Belgique. 

—  Societe'  Entomologique  de  Belgique. 

—  Societe  Beige  de  Geologie,  de  Paleontologie  et  d'Hydrologie. 

—  Societe  Zoologique  et  Malacologique. 
Bryn  Mawr  (Pennsylvania),  College. 

Budapest,  Ungarische  Akademie  der  Wissenschaften. 

—  Ungarische  Ethnographische  Gesellschaft. 

—  K.  Ungarische  Geographische  Gesellschaft. 

—  K.  Ungarische  Gesellschaft  für  Naturwissenschaften. 

—  Ungarische  Volkswirtschaftliche  Gesellschaft. 

—  Landesrabbinerschule. 

—  Ungarisches  Nationalmuseum. 

—  Ungarische  Geologische  Reichsanstalt. 

—  Reichsanstalt  für  Meteorologie  und  Erdmagnetismus. 

—  K.  Ungarische  Ornithologische  Zentrale. 
Buenos  Aires,   Museo  Nacional. 

—  Oficina  Meteorologica  Argentina. 

—  Sociedad  cientifica. 

—  Deutsche  Akademische  Vereinigung. 
Buffalo,  Society  of  Natural  sciences. 
Buitenzorg,   Department  van  Landbouw. 
Bukarest,  Academia  Romäna. 

—  Observatorul  astr.  §i  meteor. 

—  Societe  des  Sciences  (Societatea  de  stiinta).     ■ 
Caen,  Societe  Linneenne  de  Normandie. 

Cairo,  Institut  Egyptien. 

—  Universite  Egyptienne. 
Calcutta,   Meteorological  Department. 

—  Indian  Museum. 

—  Mathematical  Society. 

—  Botanical  Survey. 

—  Asiatic  Society  of  Bengal. 
Cambrai,  Societe  d'Emulation. 
Cambridge  (England),   Observatory. 

—  Antiquarian  Society. 

—  Philosophical  Society. 

Cambridge  (Mass.),   Museum  of  Comparat.  Zoology. 

—  Astronomical  Observatory. 
Capstadt,  Public  Library. 

Catania,   Accad.  Gioenia  di  scienze  naturali. 

—  Societä  degli  spettroscopisti. 


170  Verzeichnis  der  Institute  und  Gesellschaften 

Catania,  Societä  di  storia  patria  per  la  Sicilia  Orientale. 
Chalons  s./S.,  Societe  d'Histoire  et  d'Archeologie. 
Charkow,   Societe  Mathematique  (Matemat.  Obscestvo). 

—  Universitäts-Bibliothek. 

Charlottenburg,  Physikalisch-Technische  Reichsanstalt. 
Chäteau-Thierry,   Societe  Historique  et  Archeologique. 
Cherbourg,   Societe  des  sciences  naturelles. 
Chicago,  Academy  of  Sciences. 

—  Deutsch-Amerikanische  Historische  Gesellschaft. 

—  University-Library. 

—  Field  Museum  of  Natural  History. 
Christiania,  Norske  Geogr.  Selskab. 

—  Universitäts-Bibliothek. 

Chur,  Historisch- Antiquarische  Gesellschaft  für  Graubünden. 

—  Naturforschende  Gesellschaft  für  Graubünden. 
Cincinnati,  Lloyd  Library  and  Museum. 

—  Observatory  (Mount  Lookout). 

—  Society  of  Natural  History. 

—  University-Library. 

Clarement  (Californien),  Pomona  College. 

Clermont-Ferrand,  Bibliotbeque  Universitaire. 

Cleveland,   Archaeol.  Institute  of  America. 

Colmar,   Naturhistorische  Gesellschaft. 

Colombo  (Ceylon),   Museum. 

Columbia  (Missouri),   University-Library. 

Como,   Soeieta  Storica  Comense. 

Concarneau,  Laboratoire  maritime. 

Cordoba  (Argentinien),  Academia  Nacional  de  Ciencias. 

Czernowitz,  Akademische  Lesehalle. 

—  Universitäts  -  Bibliothek. 

Danzig,   Westpreußischer  Geschichtsverein. 

—  Naturforschende  Gesellschaft. 

—  K.  Technische  Hochschule. 

Darmstadt,  Historischer  Verein  für  Hessen  (durch  die  Hofbibliothek). 

—  Großh.  Haus-  und  Staatsarchiv. 

Davenport  (Jowa  V.  St.),   Academy  of  Natural  Sciences. 

Denver  (Colorado),  Col.  Scientific  Society. 

Des  Moines  (Jowa  V.  St.),   Geological  Survey. 

Dessau,   Verein  für  Anhaltische  Geschichte  und  Altertumskunde. 

Dijon,  Academie  des  Sciences. 

Donaueschingen,  Verein  für  Geschichte  und  Naturgeschichte  der  Baar. 

Douai,   Societe  d'Agriculture,  Sciences  et  Arts. 

—  Union  Geogr.  du  Nord  de  la  France. 


Verzeichnis  der  Institute  und  Gesellschaften  171 

Draguignan,  Societe  d'fitudes  Scientifiques  et  Archeologiques. 
Dresden,   K.  Sächsischer  Altertunisverein. 

—  K.  Sächsischer  Landes -Wetterwarte. 

—  Flora,   K.  Sächsische  Gesellschaft  für  Botanik  und  Gartenbau. 

—  Redaktion  des  „Journal  für  praktische  Chemie". 

—  Verein  für  Erdkunde. 

—  Verein  für  die  Geschichte  Dresdens. 
Drontheim,   Norske  Widenskabens-Selskab. 
Dublin,   Royal  Irish  Academy. 

—  Royal  Dublin  Society. 
Dtinkirchen,  Societe  Dunkerquoise. 

—  Pollichia. 

Edinburgh,   R.  College  of  Physicians. 

—  R.  Botanic  Garden. 

—  Observatory. 

—  Botanical  Society. 

—  R.  Scottish  Geographical  Society. 

—  R.  Society. 

—  Geological  Society. 

—  Mathematical  Society. 

—  R.  Physical  Society. 
Eichstätt,  K.  Gymnasium. 

Einbeck,  Verein  für  Geschichte  und  Altertümer. 

Eisenach,  Gymnasium. 

Eisenberg  (S.  A.),   Geschichts-  und  Altertumforscher- Verein. 

Eisleben,   Verein  für  Geschichte  und  Altertümer  der  Grafschaft  Mansfeld. 

Emden,   Naturforschende  Gesellschaft. 

—  Gesellschaft  für  bildende  Kunst  und  vaterländische  Altertümer. 
Erfurt,   Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften. 

—  Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde  von  Erfurt. 
Erlangen,   K.  Gymnasium. 

—  K.  Universitäts-  Bibliothek. 
Florenz,   R.  Accademia  dei  Georgofili. 

—  Biblioteca  Nazionale. 

—  Societä  Asiatica  Italiana. 

Frankfurt  a.  M.,   Senkenbergische  Naturforschende  Gesellschaft. 

—  Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde. 

—  Physikalischer  Verein. 

Frankfurt  a.  0.,  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  den  Regierungsbezirk 

Frankfurt  a.  0. 
Frauenfeld  (Schweiz),  Thurgauische  Naturforschende  Gesellschaft. 
Freiburg  i.  Br.,   Naturforschende  Gesellschaft. 

—  Breisgau -Verein  „ Schau  ins  Land". 


172  Verzeichnis  der  Institute  und  Gesellschaften 

Freiburg  i.  Br.,  Kirchengeschichtlicher  Verein. 

—  Universitäts-Bibliothek. 

Freiburg  (Schweiz),   Universitäts-Bibliothek. 

Freising,   K.  Realschule. 

Friedberg  (Hessen),   Geschieh ts verein. 

Friedrichshafen,  Verein  zur  Geschichte  des  Bodensees. 

Fürth,  K.  Gymnasium. 

Fulda,  Verein  für  Naturkunde. 

Geestemünde,   Männer  vom  Morgenstern. 

Geneva  (New  York  V.  St.),  Agricultural  Experiment  Station. 

Genf,   Conservatoire  et  Jardin  Botanique. 

—  Institut  National  Genevois. 

—  Journal  de  Chimie,  Physique. 

—  Societe  d'Histoire  et  d'Archeologie. 

—  Societe  de  Physique  et  d'Histoire  Naturelle. 

—  Universität. 

Gent,  Vlaamsche  Akademie  van  tal  -  en  letterkunde. 
Genua,  Museo  Civico  di  Storia  Naturale. 
Giessen,   Oberhessischer  Geschichtsverein. 

—  Gesellschaft  für  Erd-  und  Völkerkunde  Gießen. 

--  Oberhessische  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde. 

—  Universitäts-Bibliothek. 
Glasgow,  Geological  Society. 

Görlitz,   Oberlausitzer  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 

—  Naturforschende  Gesellschaft. 
Göttingen,  K.  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 

—  Universitäts-Bibiothek. 

Gothenburg,   Gesellschaft  der  Wissenschaften. 

Granville  (Ohio),   Scientific  Association  of  Denison  University. 

Graz,  Universitäts-Bibliothek. 

—  Historischer  Verein  für  Steiermark. 

—  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Steiermark. 
Greifswald,   Rügisch-Pommerscher  Geschichtsverein. 

—  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Neu -Vorpommern. 
Greiz,   Verein  der  Naturfreunde. 

Grenoble,  Academie  Delphinale. 

—  Universite. 

Grimma,  Fürsten-  und  Landesschule. 

Groningen,   Astronomisches  Laboratorium. 

Guben,   Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Altertumskunde. 

Gue'ret,  Societe  des  Sciences  Naturelles  et  Archeologiques. 

K.  Instituut  voor  de  taal-,  land-  en  volkenkunde  von  Nederlandsch- 
Indie. 


Verzeichnis  der  Institute  und  Gesellschaften  173 

Haarlem,   Hollandsche  Maatschappij  der  Wettenschappen. 

—  Musee  Teyler. 

Habana,   Sociedad  economica  de  amigos  del  pais. 

Hall  (Tirol),   K.  K.  Franz-Josef-Gymnasium. 

Hall    (Württemberg),    Historischer   Verein    für    die    Württembergischen 

Franken. 
Halle,  Kaiserl.  Leop.-Karol.  Deutsche  Akademie  der  Naturforscher. 

—  Deutsche  Morgenländische  Gesellschaft. 

—  Thüringisch -Sächsischer  Verein  für  Erforschung  des  vaterländischen 

Altertums. 
Halle  a.  S.,  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Sachsen  und  Thüringen. 

—  Universitäts- Bibliothek. 
Hamburg,   Mathematische  Gesellschaft. 

—  Deutsche  Seewarte. 

—  Verein  für  Hamburgische  Geschichte. 

—  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

—  Verein  für  Naturwissenschaftlicher  Unterhaltung. 
Hanau,   Geschichts verein. 

—  Wetterauische  Gesellschaft  für  die  gesamte  Naturkunde. 
Hannover,   Naturhistorische  Gesellschaft. 

—  Verein  für  Geschichte  der  Stadt  Hannover. 

—  Historischer  Verein  für  Niedersachsen. 
Hanoi,   Ecole  Francaise  de  l'Extreme-Orient. 

Hartford  (Connect.),   Geological  and  Natural  History  Survey. 
Heidelberg,   Akademie  der  Wissenschaften. 

—  Grofih.  Sternwarte. 

—  Universitäts-Bibliothek. 

—  Naturhistorisch-Medizinischer  Verein. 
Helgoland,  Biologische  Anstalt. 

Helsingfors,  Finnische  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 

—  Finnische  Altertumsgesellschaft. 

—  Institut  Meteorologique  Central. 

—  Finnische  Litteraturgesellschaft. 

—  Suomen  Historiallinen  Seura. 

—  Sällskapet  för  Finl.  geografi  (Gesellschaft  zur  Erforschung  der  Geo- 

graphie Finnlands). 

—  Finnländische  Gesellschaft  der  Wissenschaften  (Societas  Scientiarum 

Fennica). 

—  Societas  pro  fauna  et  flora  Fennica. 
Hermannstadt,  Verein  für  Siebenbürgische  Landeskunde. 

—  Siebenbürgischer  Verein  für  Naturwissenschaften. 
Herzogenburg,   Stifts-Bibliothek. 

Hildburghausen,  Verein  für  Sachsen-Meiningische  Geschichte. 


174  Verzeichnis  der  Institute  und  Gesellschaften 

Hobart  Town,   R.  Society  of  Tasmania. 

Hohenleuben,   Voigtländischer  Altertumsforscher -Verein. 

Igl6,   Ungarischer  Karpathen- Verein. 

Indianopolis,  Acadeniy  of  Sciences. 

Ingolstadt,  Historischer  Verein. 

Innsbruck,   Ferdinandeura. 

--  Naturwissenschaftlich-Medicinischer  Verein. 
Irkutsk,  K.  Geographische  Gesellschaft  (Ostsibirische  Abteilung). 
Ithaca,  Journal  of  Physical  Chemistry. 
Jassy,  Societatea  de  Stinti. 

—  Societe  des  Medecins  et  Naturalistes. 

Jekaterinburg,  Oural-Societe  d'Amateurs  des  Sciencees  Naturelles. 
Jena,  Medizinal-Naturwissenschaftliche  Gesellschaft. 

—  Verein  für  Thüringische  Geschichte  und  Altertumskunde. 

—  Naturwissenschaftliche  Wochenschrift. 
Johannesburg,   Geological  Society  of  South  Africa. 
Jurjew,  Gelehrte  Estnische  Gesellschaft. 

—  Naturforscher-Gesellschaft  an  der  Kaiserlichen  Universität. 

—  Universitäts-Bibliothek. 

Kahla,  Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde. 
Karlsruhe,    Direktion   der  Badischen   Sammlungen   für  Altertums-   und 
Völkerkunde. 

—  Großh.  Technische  Hochschule. 

—  Badische  Historische  Kommission. 

—  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Kasan,   Physikalisch-Mathematische  Gesellschaft. 

—  Gesellschaft  der  Naturforscher. 

—  Universitäts-Bibliothek. 

Kassel,  Verein  für  Hessische  Geschichte  und  Landeskunde. 

—  Verein  für  Naturkunde. 
Kaufbeuren,  Verein  „ Heimat". 
Kempten,   K.  Gymnasium. 

Kew  bei  London,   R.  Botanical  Garden. 

Kiel,   Gesellschaft  für  Schleswig-Holsteinische  Geschichte. 

—  Universitäts-Bibliothek. 

—  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schleswig-Holstein. 

—  Anthropologischer  Verein  in  Schleswig-Holstein. 
Kiew,   Polytechnisches  Institut  Kaiser  Alexander  IL 

—  Gesellschaft  der  Naturforscher  (Universität). 

—  Ukrainische  Gesellschaft  der  Wissenschaften   (Medizinische  Sektion). 

—  Universität. 
Klagenfurt,  Landesmuseum. 

Klausenburg,    Siebenbürgischer  Museums-Verein. 


Verzeichnis  der  Institute  und  Gesellschaften  175 

Köln,   Historisches  Archiv  der  Stadt  Köln. 

—  Gesellschaft  für  rheinische  Geschichtskunde. 
Königsberg  (Preußen),   Physikalisch-Ökonomische  Gesellschaft. 

—  K.  Universitäts-Bibliothek. 

—  K.  Universitäts-Sternwarte. 
Konstantinopel,   Institut  d'Histoire  Ottomane. 
Kopenhagen,   Akademie  der  Wissenschaften. 

—  Carlsberg -Laboratorium. 

—  Botanisk  Haves  Bibliothek. 

—  Gesellschaft  für  Nordische  Altertumskunde. 

—  Kommissionen  for  Havunders  gelser. 

—  Astronomisches  Observatorium. 

Krakau,   Kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften. 

—  Historische  Gesellschaft. 

—  Numismatische  Gesellschaft. 
Laibach,   Musealverein  für  Krain. 
Landau,  K.  Gymnasium. 
Landsberg  a.  L.,  K.  Realschule. 
Landshut,  Historischer  Verein. 

—  Naturwissenschaftlicher  Verein. 
Langres,   Societe  Historique  et  Archeologique. 
Lausanne,   Redaction  des  „Bulletin". 

—  Societe  d'Histoire  de  la  Suisse  Romande. 

—  Societe  Vaudoise  des  Sciences  Naturelles. 
Laval,   Commission  Historique  et  Archeologique. 
Lawrence,   University  of  Kansas. 

Le  Hävre,   Societe  Havraise  d'Etudes  diverses. 
Leiden,   Maatschappij  der  nederl.  letterkunde. 

—  s'Rijks  Herbarium. 

—  Sternwarte. 

—  Uni  versitäts- Bibliothek. 

Leipzig,   Redaktion  der  „Beiblätter"  zu  den  „Annalen  der  Physik". 

—  K.  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 

—  Gesellschaft  für  Erdkunde. 

—  Fürstl.  Jablonowskische  Gesellschaft. 
Leisnig  (Sachsen),   Geschichts-  und  Altertumsverein. 
Le  Mans,  Academie  Int.  de  Geographie  Botanique. 
Lemberg,  Sevcenko-Gesellschaft. 

—  Towarzystwo  dla  popierania  nanki  polskiej  (Societe  pour  l'avancement 

des  sciences. 

—  Universitäts- Bibliothek. 

—  Verein  für  Volkskunde. 

Leoben,   K.  K.  Montanistische  Hochschule. 


176  Verzeichnis  der  Institute  und  Gesellschaften 

Lexington,    Transylvania  University  (Kentucky). 
Lille,   Commi8sion  Historique  du  Nord. 

—  Societe  Geologique  du  Nord. 

—  Bibliotheque  de  l'Universite. 
Lincoln,  University  of  Nebraska  Library. 
Linz,   Museum  Franciaco-Carolinum. 
Lissabon,  Academie  des  Sciences  de  Portugal. 

—  Commissäo  do  Servico  Geologico. 

—  Sociedade  de  Geographia. 
Löwen,   Redaction  von  „La  Cellule". 

—  Universite  Catholique. 

—  Societe  Scientifique  de  Bruxelles. 
Lohr,  K.  Gymnasium. 

London,  British  Academy. 

—  British  Astronomical  Association. 

—  „The  llluminating  Engin eer". 

—  R.  Institution  of  Great  Britain. 

—  India  Office. 

—  R.  Patent  Office  Library. 

—  Royal  Society. 

—  R.  Society  of  Arts. 

—  R.  Astronomical  Society. 

—  Chemical  Society. 

—  Faraday  Society. 

—  R.  Geographical  Society. 

—  Geological  Society. 

—  Society  of  Chemical  Industry. 

—  Linnean  Society. 

—  Mathematical  Society. 

—  Microscopical  Society. 

—  Zoological  Society. 

Lons-le- Saunier,  Societe  d'Emulation. 

Lucca,   Accademia  delle  Scienze,  Lettere  ed  Arti. 

Ludwigshafen,  K.  Oberrealschule. 

Lübeck,  Naturhistorisches  Museum. 

Lüneburg,   Museumsverein. 

Ltittich,   Societe  Archeologique  Liegeois. 

—  Societe  Geologique  de  Belgique. 

—  Societe  Royale  des  Sciences. 

—  Institut  Botanique  de  l'Universite. 

—  Societe  de  litterature  wallone. 
Lund,  Kulturhist.  förening  och  Museum. 

—  Red.  v.  „Botaniska  Notiser". 


Verzeichnis  der  Institute  und  Gesellschaften  177 

Lund,  Universität. 

Luxemburg,   Institut  Grand-D ucal. 

—  Societe  des  Naturalistes  Luxembergeois. 
Luzern,   Naturforschende  Gesellschaft. 

—  Historischer  Verein  der  5  Orte  etc. 

Lyon,  Academie  des  Sciences,  Beiles  Lettres  et  Arts. 

—  Comite  du  „Bulletin". 

—  Museum  des  Sciences  Naturelles. 

—  Societe  d'Agriculture,  Hist.  Nat.  et  Arts  Utiles. 

—  Societe  Linneenne. 

—  Societe  Litteraire,  Historique  et  Archeologique. 

—  Universite. 
Mäcon,  Academie. 

Madison,   Wisconsin  Academy  of  Sciences. 

—  Wisconsin  Geological  and  Natural  History  Survey. 
Madras,   Government  Museum. 

—  Kodaikanal  and  Madras  Observatories. 
Madrid,  R.  Academia  de  ciencias  exactas. 

—  R.  Academia  de  la  Historia  de  Espafia. 

—  Sociedad  Espaiiola  de  Fisica  y  Quimica. 
Magdeburg,   Museum  für  Natur-  und  Heimatkunde. 

—  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Mailand,   R.  Instituto  Lambardo  di  Scienze,  Lettere  et  Arti. 

—  Biblioteca  Nazionale. 

—  R.  Osservatio  Astronomico  di  Brera. 

—  Societä  Italiana  di  Scienze  Naturali. 

—  Societä  Storica  Lombarda. 
Mainz,  Altertums  -Verein . 

Manchester  (England),  Literary  and  Philosophical  Society. 

—  Victorian  -  University  Library. 
Mannheim,   Altertumsverein. 

—  Verein  für  Naturkunde. 
Mantua,   Accademia  Virgiliana. 
Marburg,   Universitäts-Bibliothek. 

—  Gesellschaft  zur  Beförderung  der  Naturwissenschaften. 
Maredsous  (Belgien),   Abbaye. 

Marnheim  (Pfalz),   Realanstalt  am  Donnersberg. 
Marseille,   Faculte  des  Sciences. 

—  Museum  d'Histoire  Naturelle. 

Meiningen,   Hennebergischer  Altertumsforscher -Verein. 

—  Öffentliche  Bibliothek. 

Meissen,  Fürsten-  und  Landesschule  St.  Afra. 

—  Verein  für  Geschichte  der  Stadt  Meißen. 

Jahrbuch  1912.  ^ 


178  Verzeichnis  der  Institute  und  Gesellschaften 

Melbourne,  National  Museum. 

—  R.  Society  of  Victoria. 
Metten,  K.  Gymnasium. 
Metz,  Academie  des  Sciences. 

—  Gesellschaft  für  Lothringische  Geschichte  und  Altertumskunde. 

—  Verein  für  Erdkunde. 
Mexico,  Instituto  Geolögico. 

—  Museo  Nacional. 

—  Observatorio  Meteorologico  Magnetico  Central. 

—  Sociedad  Cientifica  „Ant.  Alzate". 

—  Sociedad  Geologica  Mexicana. 

—  Sociedad  Mexicana  de  Historia  natural. 
Middelburg,  Seeländische  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 
Milwauke,   Public  Museum. 

Minneapolis  (Minnesota),  Minnesota  Academy  of  Sciences. 

—  Geological  and  Natural  History  Survey. 
Missoula,  University  Library  of  Montana. 

Mitau,  Kurländische  Gesellschaft  für  Litteratur  und  Kunst. 
Modena,  R.  Accademia  di  Scienze,  Lettere  ed  Arti. 

—  Societä  dei  Naturalisti  e  Matematici. 

Mölln,  Verein  für  Geschichte  des  Herzogtums  Lauenburg. 
Montbeliard,   Societe  d'ßmulation. 
Montevideo,  Museo  de  Historia  Natural. 
Montpellier,  Academie  des  Sciences  et  Lettres. 

—  Societe  Archeologique. 

—  Societe  de  Geographie. 

Montreal,  Numismatic  and  Antiquarian  Society. 
Moskau,  Archäologische  Gesellschaft. 

—  Historisch -Antiquarische  Gesellschaft. 

—  Mathematische  Gesellschaft. 

—  Lazarevsches  Institut  für  Morgenländische  Sprachen. 

—  Societe  des  amis  d'Histoire  Naturelle,   d' Anthropologie  et  d'Ethno- 

graphie. 

—  Societe  Imperiale  des  Naturalistes. 

—  Universitäts  •  Bibliothek. 
Mount-  Hamilton,  Lick  Observatory. 
Mtihlhausen  i.  E.,   Historisches  Museum. 
München,  Anthropologische  Gesellschaft. 

—  K.  Ludwigs-Gymnasium. 

—  K.  Luitpold-Gymnasium. 

—  K.  Maximilians-Gymnasium. 

—  K.  Theresien-Gymnasium. 

—  K.  Wilhelms  Gymnasium. 


Verzeichnis  der  Institute  und  Gesellschaften  179 

München,  K.  Witteisbacher  Gymnasium. 
—  K.  Realgymnasium. 

—  K.  Hof-  und  Staats-Bibliothek. 

—  Konsulat  der  Vereinigten  Staaten  von  Brasilien. 

—  K.  Technische  Hochschule. 

—  Metropolitan -Kapitel. 

—  Deutsches   Museum   von   Meisterwerken    der  Naturwissenschaft    und 

Technik. 

—  K.  Luitpold-  Kreis  -Oberrealschule. 

—  K.  Gisela -Kreis -Realschule. 

—  K.  Ludwigs -Kreis -Realschule. 

—  K.  Maria  Theresia -Kreis -Realschule. 

—  K.  Universitäts- Bibliothek. 

—  Aerztlicher  Verein. 

—  Historischer  Verein  von  Oberbayern. 

—  K.  Meteorologische  Zentralstation. 
Münnerstadt,   K.  Gymnasium. 

Münster,   Westfälischer  Provinzialverein  für  Wissenschaft  und  Kunst. 

—  Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde  Westfalens. 
Nancy,  Academie  de  Stanislas. 

—  Societe  d'Arch.  Lorraine  et  du  Musee  Historique  Lorrain. 

—  Societe  des  Sciences. 

Nantes,   Societe  des  Sciences  Naturelles  de  l'Ouest  de  la  France. 
Narbonne,   Commission  Archeologique. 
Neapel,   Instituto  d'Incoraggiamento. 

—  Societä  R.  di  Napoli. 

—  Stazione  Zoologica. 
Neisse,   Philomathie. 
Neuburg,   K.  Gymnasium. 

—  K.  Kreisarchiv. 

—  K.  Kreis-Bibliothek. 

—  Historischer  Verein. 
Neuchätel,  Academie. 

—  Societe  Neuchäteloise  de  Geographie. 

—  Societe  des  Sciences  Naturelles. 

Newcastle  upon  Tyne,   North   of  England  Institute  of  Mining  and  Me- 

chanical  Engineers. 
New  Haven,  American  Oriental  Society. 

—  Yale  University  Library. 
New- York,   Academy  of  Sciences. 

—  American  Philological  Association. 

—  American  Museum  of  Natural  History. 

—  Botanical  Garden  Library. 


180  Verzeichnis  der  Institute  und  Gesellschaften 

New- York,   Theological  Seminary  of  America. 

—  American  Geographical  Society. 

—  American  Jewish  Historical  Society. 

—  American  Mathematical  Society. 

—  Geological  Society  of  America. 
Nijmegen,  Nederl.  botan.  Vereenigung. 
Nimes,  Academie. 

Nizza,   Societe  des  Lettres,  Sciences  et  Arts. 
Nürnberg,   Stadtbibliothek. 

—  Naturhistorische  Gesellschaft. 

—  K.  Altes  Gymnasium. 

—  -  Germanisches  Nationalmuseum. 

—  Verein  für  Geschichte  der  Stadt  Nürnberg. 
Oberlin  (Ohio),    Oberlin  College  Library. 

Odessa,   Gesellschaft  für  Geschichte  und  Altertümer. 

—  Historisch-Philologische  Gesellschaft  an  der  Universität. 
Offenbach,   Verein  für  Naturkunde. 

Orenburg,   K.  Russische  Geographische  Gesellschaft. 
Orleans,  Societe  Archeologique  de  l'Orleanais. 
Osnabrück,  Verein  für  Geschichte  und  Landeskunde. 
Ottawa,   Department  of  Mines. 

—  R.  Society  of  Canada. 
Oxford,   English  Historical  Review. 

—  Radclyffe  Observatory. 

Paderborn,   Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde  Westfalens. 
Padua,   R.  Accademia  di  Scienze,  Lettere  ed  Arti. 

—  Accad.  Veneto-Trentino-Istriana. 

—  Museo  Civico. 

Palermo,   R.  Accademia  di  Scienze,  Lettere  e  Belle  Arti. 

—  Circolo  Matematico. 

—  Societe  Siciliana  di  Scienze  naturali. 

—  Societä  di  Scienze  naturali  ed  eeonomiche. 
Para  (Brasilien),   Museu  Goeldi. 

Parenzo,  Societä  Istriana  di  Archeologia  et  Storia  Patria. 
Paris,   Academie  de  Medecine. 

—  Academie  des  Sciences. 

—  Bibliotheque  Nationale. 

—  Comite  International  des  Poids  et  Mesures  (in  Sevres). 

—  „Cosmos". 

—  Ecole  Polytechnique. 

—  Institut  Genera]  Psychologique. 

—  Moniteur  Scientifique. 

—  Musee  Guimet. 


Verzeichnis  der  Institute  und  Gesellschaften  181 

Paris,  Musee  d'Historique  Naturelle. 

—  Revue  Historique. 

—  Revue  des  Questions  Historiques. 

—  Societe  d'Anthropologie. 

—  Societe  Astronomique  de  France. 

—  Societe  de  Geographie. 

—  Societe  Mathematique  de  France. 

—  Societe  des  liltudes  Historiques. 

—  Societe  Meteorologique  de  France. 

—  Societe  de  Philosophie. 

—  Societe  Zoologique  de  France. 
Parma,   R.  Deputazione  di  Storia  patria. 
Pasing,   K.  Progymnasium. 

Passau,  K.  Kreis-  und  Studienbibliothek. 
Pavia,   Societä  Pavese  de  Storia  Patria. 
Peradeniya  (Ceylon),   R.  Botanic  Gardens. 
Perth,  Geological  Survey. 

Peshavar  (India),  Archeological  Survey  of  India. 
Petersburg,  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften. 

—  Berginstitut. 

—  Kais.  Bibliothek. 

—  Comite  Geologique. 

—  K.  Russ.  Archäologische  Gesellschaft  (Imp.  Russk.  Archeologiceskoje 

obscestvo). 

—  Kais.  Botanischer  Garten. 

—  Kais.  Russ.  Geographische  Gesellschaft. 

—  Kais.  Russ.  Mineralogische  Gesellschaft. 

—  Physikalisch  -  Chemische  Gesellschaft  bei  der  Universität. 

—  K.  Archäologische  Kommission  (Imp.  Arch.  Komissija). 

—  Kais.  Universitäts-Bibliothek. 

—  Physikalisches  Zentral-Observatorium  Nicolas. 
Philadelphia,  Academy  of  Natural  Sciences. 

—  College  of  Pharmacy. 

—  Franklin  Institute. 

—  Pennsylvania  Museum  and  School  of  Industrial  Art. 

—  Geographical  Society. 

—  Historical  Society  of  Pennsylvania. 

—  American  Philosophical  Society. 

—  University. 
Pirmasens,  K.  Gymnasium. 
Pisa,   Scuola  Normale  Superiore. 

—  Societä  Toscana  di  Scienze  naturali. 

—  Societä  Italiana  Fisica. 


182  Verzeichnis  der  Institute  und  Gesellschaften 

Pistoia,   R.  Deputatione  di  Storia  Patria. 

Plauen,   Altertumsverein. 

Plymouth,  Marine  Biological  Association. 

Poitiers,   Societe  d'Agriculture,  Belles-Lettres,  Sciences  et  Arts. 

Portici,   R.  Scuola  Superiore  di  Agricoltura  (Laboratorio  di  Zoologia). 

Porto,   Accademia  Polytechnica. 

Posen,  Historische  Gesellschaft  der  Provinz  Posen. 

Potsdam,  K.  Preuß.  Geodätisches  Institut. 

—  Astrophysikalisches  Observatorium. 

Prag,  Böhmische  Kaiser  Franz  Josephs -Akademie. 

—  Gesellschaft   zur   Förderung  Deutscher  Wissenschaft,   Kunst   und 

Litteratur  in  Böhmen. 

—  K.  Böhm.  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 

—  K.  Böhm.  Landesarchiv. 

—  Lese-  und  Redehalle  der  Deutschen  Studenten. 

—  Lotos,   Deutscher   Naturwissenschaftlich -Medizinischer  Verein    für 

Böhmen. 

—  Museum  des  Königreichs  Böhmen. 

—  Öechoslav.  Museum. 

—  K.  K.  Sternwarte. 

—  Verein  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen. 

—  Verein  Böhmischer  Mathematiker. 
Pressburg,  Verein  für  Natur-  und  Heilkunde. 
Pulkowa,  Nikolai  -  Hauptsternwarte. 
Ravenna,  Bollettino  Storico  Romagnolo. 
Regensburg,  Botanische  Gesellschaft. 

—  K.  Neues  Gymnasium. 

—  Historischer  Verein. 

—  Naturwissenschaftlicher  Verein. 
Reimsk,   Academie. 

Reno  (Nevada),   University. 

Riga,  Gesellschaft  für  Geschichte  und  Altertumskunde  der  Ostseeprovinzen. 

—  Naturforscher -Verein. 

Rio  di  Janairo,  Biblioteca  nacional. 

—  Museu  nacional. 

—  Observatorio. 

Rochefort,  Societe  de  Geographie. 
Rochester,  Academy  of  Science. 
Rom,   R.  Accademia  dei  Lincei. 

—  Accademia  Pontificiana  dei  nuovi  Lincei. 

—  Biblioteca  Apost.  Vaticana. 

—  R.  Comitato  Geologico  d'Italia. 

—  K.  Deutsches  Archäologisches  Institut. 


Verzeichnis  der  Institute  und  Gesellschaften  183 

Rom,  K.  K.  österr.  Historisches  Institut. 

—  British  and  American  Archaeological  Society. 

—  Societä  Italiana  delle  Scienze  (detta  „dei  40"). 

—  Societä  Romana  di  Storia  Patria. 

—  Societä  Italiana  per  il  Progresso  delle  Scienze. 

—  Specola  Vaticana. 

—  R.  Ufficio  Centrale  Meteorologico  (al  Collegio  Romano). 
Rosenheim,  K.  Gymnasium. 

Rossleben,  Klosterschule. 

Rostock,   Naturforschende  Gesellschaft. 

—  K.  Universitäts-Bibliothek. 

Rotterdam,   Bataafsch.  genootschap  d.  proefonderwijsbeg. 

Rouen,   Academie  des  Sciences  et  lettres. 

Rovereto,  R.  Accademia  degli  Agiati. 

Saarbrücken,  Historischer  Verein  für  die  Saargegend. 

Saargemünd,   Gymnasium. 

St.  Briene,   Association  Bretonne. 

Saint  ■Die',   Societe  Philomatique. 

Saintes,   Commission  des  Arts  et  Monuments  Historiques. 

St.  Etienne,  Societe  d'Agriculture,  Sciences  .  .  . 

Saint  Louis,  Academy  of  Science. 

—  Missouri  Botanical  Garden. 

—  Missouri  Historical  Society. 
Salzburg,  K.  K.  Staats-Gymnasium. 

—  Gesellschaft  für  Salzburgische  Landeskunde. 

Salzwedel,   Altmärkischer  Verein  für  Vaterländische  Geschichte. 
Sankt  Gallen,   Naturwissenschaftliche  Gesellschaft. 

—  Historischer  Verein. 

San  Fernando  (Cadiz),  Instituto  y  Observatorio  de  Marina. 
San  Francisco,   California  Academy  of  Sciences. 
Säo  Paulo,  Museu  Paulista. 

—  Sociedade  Scientifica. 
Sarajevo,  Landes-Museum. 
Sassari,  Biblioteca  dell'  Universitär 
Schweinfurt,  Magistrat. 

—  K.  Realschule. 

Schwerin,  Verein  für  Mecklenburgische  Geschichte  und  Altertumskunde. 

Sdniur  en  Auxois,   Societe  des  Sciences  Historiques  et  Naturelles. 

Sendai,  Kais.  Universitäts-Bibliothek. 

Sevres,   Comite  Internationale  des  Poids  et  Mesures. 

Shanghai,   North  China  Branch  of  the  R.  Asiatic  Society. 

Siena,  Accademia  dei  Fisiocritici. 

—  Deputazione  de  la  Storia  Patria. 


184  Verzeichnis  der  Institute  und  Gesellschaften 

Simla,   Indian  Meteorological  Department. 
Sofia,   Universität. 

—  Societe  Archeologique  Bulgare. 
Sousse,  Societe  Archeologique. 
Spalato,  K.  K.  Archäologisches  Museum. 
Speier,  Historischer  Verein  der  Pfalz. 

Stade,  Verein  für  Geschichte  und  Altertümer  der  Herzogtümer  Bremen 

und  Verden  und  des  Landes  Hadeln. 
Stavanger,   Museum. 

Stettin,   Gesellschaft  für  Pommersche  Geschichte. 
Stockholm,  K.  Svenska  vetenskaps-akademien. 

—  K.  Vitterhets  Historie  och  Antik vitets  Akademien. 

—  K.  landtbruksakademie. 

—  Entomologiska  föreningen. 

—  Geologiska  förening. 

—  Nationalekon.  föreningen. 

—  Schwedische  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Geographie. 

—  Nordiska  Museet. 

—  Reichsarchiv. 

—  Sveriges  geologiska  Undersökning. 
Strassburg,  Wissenschaftliche  Gesellschaft. 

—  Universitäts-Bibliothek. 

—  Universitäts-Sternwarte. 
Straubing,  K.  Gymnasium. 
Stuttgart,  K.  Landesbibliothek. 

—  Statistisches  Landesamt. 
Sydney,   Australian  Museum. 

—  Linnean  Society  of  New-South-Wales. 

—  R.  Society  of  New-South-Wales. 

—  Geological  Survey  of  New-South-Wales. 
Tacubaya,   Observatorio  Astronom.  Nacional. 
Teddington,  National  Physical  Laboratory. 

Thorn,   Copernikus- Verein  für  Wissenschaft  und  Kunst. 

Tokyo,  Deutsche  Gesellschaft  für  Natur-  und  Völkerkunde  Ostasiens. 

—  Geographical  Society. 

—  Mathematico -Physical  Society. 

—  Imperial  Geological  Survey  of  Japan. 

—  Universität. 

Topeka,  Kansas  Academy  of  Science. 
Toronto,   Canadian  Institute. 

—  R.  Astronomical  Society  of  Canada. 

—  University. 
Toulouse,  Academie. 


Verzeichnis  der  Institute  und  Gesellschaften  185 

Toulouse,   Bibliotheque  de  l'Universite. 

—  Societe  de  Geographie. 

Tours,   Societe  Archeologique  de  Touraine. 
Trient,   Bibliotheca  e  museo  communale. 
Triest,   Museo  Civico  di  Storia  Naturale. 

—  R.  Osservatorio  Marittimo. 

—  Societä  Adriatica  di  Scienze  Naturali. 
Tromsö,   Museum. 

Troppau,  Franz-Joseph-Museum  für  Kunst  und  Gewerbe. 
Tübingen,  K.  Universitäts  -  Bibliothek. 
Tunis,   Institut  de  Carthage. 
Turin,  Accademia  d'Agricoltura. 

—  R.  Accademia  delle  Scienze. 

—  Biblioteca  Nazionale. 

—  Museo  die  Zoologia  ed  Anatomia  Comparata. 

—  Societä  Astronomia  Italiana. 

Uccle  (Brüssel),   Observatoire  de  Belgique. 

—  La  Revue  Congolaise. 

Ulm,  Verein  für  Kunst  und  Altertum  (in  Ulm  und  Oberschwaben). 

—  Verein  für  Mathematik  und  Naturwissenschaften. 
Upsala,  Vetenskap  societeten. 

—  Universitäts  -  Bibliothek. 

Urbana,   Illinois  State  Laboratory  of  Natural  History. 
Utrecht,  Historisch  genootschap. 

—  Prov.  Utr.  Genootsch.  van  Kunstenen  Wetenschappen. 

—  Nederl.  Meteorol.  Instituut. 

—  Observatoire  Astron.  d' Utrecht. 

Vaduz,  Historischer  Verein  für  das  Fürstentum  Lichtenstein. 
Veglia,  Alt-Slavische  Akademie. 

Vendöme,  Societe  Archeologique  Scientifique  et  Litteraire. 
Venedig,  Archivi  Veneti. 

—  R.  Istituto  Veneto  di  Scienze. 

—  Ateneo  Veneto. 
Verona,  Accademia. 

—  Museo  Civico. 

Vicenza,  Accademia  Olimpica. 
Warschau,  Prace  Matematijczno-Fizijczne. 

—  Towarzystwo  Naukowe. 
Washington,   Bureau  of  Education. 

—  Bureau  of  American  Ethnology. 

—  Department  of  Agriculture. 

—  Smithsonian  Institution. 

—  U.  St.  National  Museum. 


186  Verzeichnis  der  Institute  und  Gesellschaften 

Washington,   Astrophysical  Observatory. 

—  U.  St.  Naval  Observatory  (Nautical  Almanac  Office). 

—  Surgeon  Generals  Office  U.  St.  Anny. 

—  American  Jewish  Historical  Society. 

—  Philosophical  Society. 

—  U.  St.  Coast  and   Geodetic   Survey   (Deparment   of  Commerce    and 

labour). 

—  U.  St.  Geological  Survey. 

Weihenstephan,  K.  Akademie  für  Landwirtschaft  und  Brauerei. 
Weimar,   Grofih.  Bibliothek. 

—  Thür.  Botanischer  Verein. 

Wernigerode,  Harzverein  für  Geschichte  und  Altertumskunde. 
Wien,  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften. 

—  Gesellschaft  der  Ärzte. 

—  Zoologisch -Botanische  Gesellschaft. 

—  Naturhistorisches  Hofmuseum. 

—  K.  K.  Sternwarte. 

—  Israelitisch -Theologische  Lehranstalt. 

—  Mechitharisten-Kongregation. 

—  Geologische  Reichsanstalt. 

—  v.  Kuffner'sche  Sternwarte. 

—  Verein  zur  Verbreitung  Naturwissenschaftlicher  Kenntnisse. 

—  Zentralanstalt  für  Meteorologie  und  Geodynamik. 
Wiesbaden,  Verein  für  Nassauische  Altertumskunde. 

—  Verein  für  Naturkunde. 
Wilhelmshafen,  Kais.  Observatorium. 
Williams  Bay,   Yerkes  Observatory. 
Winterthur,  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft. 
Wladiwostock,   Orientalisches  Institut. 

—  Verein  zur  Erforschung  des  Amurgebietes. 
Wolfenbüttel,   Geschichtsverein  für  das  Herzogtum  Braunschweig. 
Worms,   Altertumsverein. 

Würzburg,  Physikalisch-Medizinische  Gesellschaft. 

—  K.  Altes  Gymasium. 

—  Historischer  Verein. 

—  K.  Universität. 
Wunsiedel,   K.  Realschule. 

Zürich,   Antiquarische  Gesellschaft  (Adr.:  Stadtbibliothek}. 

—  Naturforschende  Gesellschaft. 

—  Schweizer  Geologische  Kommission  (Technische  Hochschule). 

—  Schweizer  Landesmuseum. 


Verzeichnis  der  Institute  und  Gesellschaften  187 

Zürich,  Bibliothek  des  eidgenössischen  Polytechnikums. 

—  Sternwarte. 

—  Universitäts- Bibliothek. 

—  Schweizerische  Meteorologische  Zentralanstalt. 

—  Physikalisches  Institut. 
Zweibrücken,  K.  Gymnasium. 


Während  des  Druckes  verstarb  am  12.  Februar  1913  das 
ordentliche  Mitglied  der  math. -physikalischen  Klasse,  Geheimer 
Hofrat  Dr.  Hermann  Ebert,  Professor  der  Physik  an  der 
K.  Technischen  Hochschule. 


Akademische  Buclidruckerei  von  F.  Straub  in  München. 


JAHRBUCH 


* 


DER 


KÖNIGLICH  BAYERISCHEN 

AKADEMIE  der  WISSENSCHAFTEN 


1913 


MÜNCHEN 

VERLAG  DER  K.  B.  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN 
IN  KOMMISSION  DES  0.  FRANZ'SOHEN  VERLAGS  (J.  ROTH) 

1914 


INHALT. 


in 


Satzung 
Geschäftsordnung 


Satzungen  der  Kommissionen 

Historische  Kommission 

Urkunde  über  die  Errichtung  einer  Witteisbacher  Stiftung 

für  "Wissenschaft  und  Kunst 

Kommission  für  die  internationale  Erdmessung    . 

Satzungen  der  Stiftungen 

Savigny- Stiftung     . 

Liebig -Stiftung 

Zographos- Fonds     . 

Münchener  Bürgerstiftung 

Cramer-Klett- Stiftung    . 

Thereianos  -  Stiftung 

Hardj- Stiftung 

Koenigs  -  Stiftung  zum  Adolf  v.  Baeyer-Jubiläum 

Wilhelm  Koenigs  -  Stiftung  zur  Förderung  botanischer  und 

zoologischer  Forschungen  etc. 
Georg  Hitl'scher  Fonds 
Heinrich  v.  Brunck- Stiftung 
Karl  v.  Dapper-Saalfels-Stiftung 

Öffentliche  Sitzung  am  15.  März  1913 

Ansprache  des  Präsidenten  . 
Bewilligungen  aus  Stiftungen 
Nekrologe         .         .         .     '    . 


Öffentliche  Sitzung  am  15.  November  1913. 
Ansprache  des  Präsidenten 
Verkündigung  der  Neuwahlen 


Seite 

1 

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53 

55 

57 

59 

169 

61 
67 
72 

106 
116 


IV 

Seite 
Personalstand 

Verwaltung 118 

Ehrenmitglieder,  ordentliche  und  außerordentliche  Mitglieder       120 
Auswärtige  und  korrespondierende  Mitglieder       .         .         .126 

Besondere  Kommissionen 131 

Berichte  und  Protokolle  der  akademischen  Kommissionen 

Thesaurus  linguae  latinae 135 

Mittelalterliche  Bibliothekskataloge       .         .  .         .138 

Historische  Kommission 141 

Corpus  griechischer  Urkunden        .         .         .         .         .         .147 

Wörterbuch-Kommission 155 

Adresse 171 

Akademische  Medaillen      .         .         . 172 

Verzeichnis  der  Tauschgesellschaften 173 


Satzung  und  Geschäftsordnung 

der  Kgl.  Bayer.  Akademie   der  Wissenschaften. 


Organisations  •  Urkunde 

der  Kgl.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften 

vom  21.  März  1827. 

LUDWIG, 
von  Gottes  Gnaden  König  von  Bayern,  etc.  etc. 

Wir  haben  Uns  über  die  dermaligen  Verhältnisse  der 
Akademie  der  Wissenschaften  in  München,  welche  von  Un- 
serem höchstseligen  Regierungs- Vorfahrer  dem  Churfürsten 
Maximilian  dem  III.  nach  ihrer  ersten  Stiftung  bestätigt,*) 
und  von  Unseres  in  Gott  ruhenden  Herrn  Vaters,  des  Königs 
Maximilian  Joseph  Majestät  erneuert  und  neu  errichtet 
worden,**)  Vortrag  erstatten  lassen,  und  verordnen,  —  auf 
den  Antrag  Unseres  Staats -Ministeriums  des  Innern  nach 
Vernehmung  Unseres  Staatsraths,  wie  folgt: 

I.  Die  Akademie  der  Wissenschaften  in  München  ist  ein 
unter  dem  Schutze  des  Königs  stehender  Verein  von  Gelehrten, 
um  die  Wissenschaften  zu  pflegen,  dieselben  durch  Forschungen 
zu  erweitern,  und  durch  die  vereinten  Kräfte  ihrer  Mitglieder 
Werke  hervorzubringen,  welche  die  Kraft  eines  einzelnen  Ge- 
lehrten übersteigen. 


*)  Der  Stiftungsbrief  vom  28.  März  1759. 
**)  Durch  Koristitutionsurkunde  vom  1.  Mai  1807. 
Jahrbuch  1913. 


2  Organisations-U.rkunde 

IL  Die  Wirksamkeit  der  Akademie  umfaßt   das  ganze  Ge- 
biet der  allgemeinen  Wissenschaften,  insbesondere 

1.  Philosophie,   Philologie,  alte  und  neue  Literatur; 

2.  Mathematik  und  sämmtliche  Naturwissenschaften,  na- 
mentlich Physik,  Chemie,  Astronomie  und  die  ver- 
schiedenen Zweige  der  Naturgeschichte; 

3.  Geschichte,  und  zwar  vorzüglich  die  vaterländische  in 
ihrem  ganzen  Umfange,  mit  ihren  Hülfs Wissenschaften, 
jedoch  mit  Ausnahme  der  politischen  Geschichte  des 
Tages. 

Ausgeschlossen  sind  von  dem  Wirkungskreise  der  Aka- 
demie die  besonderen  positiven  Wissenschaften,  nämlich  Theo- 
logie, Jurisprudenz,  Kameralistik  und  Medicin. 

III.  Nach  den  Hauptgegenständen  ihrer  Wirksamkeit  theilt 
sich  die  Akademie  in  drey  Klassen,  nämlich  in 

1.  die  philosophisch-philologische, 

2.  die  mathematisch-physikalische,  und 

3.  die  historische  Klasse. 

IV.  Das  Personal   der  Akademie  soll  künftig  bestehen   aus 

1.  einem  Vorstande, 

2.  drey  Klassen-Sekretären, 

3.  einer  verhältnissmässigen  Anzahl  sowohl  ordentlicher 
in  München  wohnender  Mitglieder,  als 

4.  ausserordentlicher  oder  Ehrenmitglieder,  und 

5.  einer  angemessenen  Anzahl  korrespondirender  Mit- 
glieder. 

Diejenigen  ordentlichen  Mitglieder,  welche  ihren  Wohn- 
sitz in  München  aufgeben,  treten  in  die  Reihe  der  ausser- 
ordentlichen Mitglieder  ein. 

Die  dermaligen  auswärtigen  ordentlichen  Mitglieder  be- 
halten zwar  ihre  bisherige  Stellung  zur  Akademie,  in  Zukunft 
können  jedoch  die  ausser  München  wohnenden  Individuen  nur 
in  der  Eigenschaft  ausserordentlicher  oder  Ehrenmitglieder, 
oder  korrespondirender  Mitglieder  eintreten. 


Organisation-  Urkunde  3 

V.  Der  Vorstand  wird  von  sämmtlichen  ordentlichen  Mit- 
gliedern der  Akademie  aus  ihrer  Mitte  durch  Stimmenmehrheit 
gewählt,  bedarf  jedoch  zur  Ausübung  seines  Amtes  Unserer 
königlichen  Bestätigung.  Er  bekleidet  die  ihm  auf  diese  Art 
übertragene  Stelle  jederzeit  drey  Jahre,  ist  aber  jederzeit  wieder 
wählbar;  die  Funktion  des  aus  der  ersten  Wahl  hervorgehenden 
Vorstandes  wird  sich  jedoch  ausnahmsweise  nur  auf  zwey  Jahre 
erstrecken.*) 

Der  Vorstand  wacht  über  die  genaue  Beobachtung  der 
Statuten  und  die  Erfüllung  der  Pflichten  eines  jeden  Mitgliedes 
oder  Angehörigen  der  Akademie. 

Er  führt  in  den  allgemeinen  Versammlungen,  und,  so  oft 
er  es  zuträglich  findet,  auch  in  den  besonderen  oder  Klassen- 
Versammlungen  den  Vorsitz;  er  kann  ausserordentliche  Ver- 
sammlungen anordnen;  er  unterzeichnet  alle  Ausfertigungen 
der  Akademie,  und  hat  überhaupt  alle  Befugnisse,  so  wie  alle 
Verpflichtungen  eines  Collegial- Vorstandes.  Im  Falle  der  Ab- 
wesenheit oder  sonstigen  Verhinderung  überträgt  er  die  Ge- 
schäfte des  Vorstandes  einem  Klassen-Sekretär. 

V.  Die  Klassen-Sekretäre  werden  aus  den  ordentlichen 
Mitgliedern  jeder  Klasse  und  von  denselben  durch  Stimmen- 
mehrheit gewählt;  diese  Wahl  muss  Uns  jedesmal  angezeigt 
werden,  ohne,  jedoch  Unserer  Bestätigung  zu  bedürfen.  Die 
Funktionen  der  Klassen-Sekretäre  dauern  jederzeit  drey  Jahre, 
nach  deren  Abfluss  eine  neue  Wahl  statt  findet,  bey  welcher 
sie  wieder  wählbar  sind.  Die  Klassen-Sekretäre  geben  in  Ab- 
wesenheit des  Vorstandes  die  Gegenstände  der  Verhandlungen 
in  den  Versammlungen  ihrer  Klassen  an,  führen  das  Protokoll 
und  die  Correspondenz  der  Klasse,  nehmen  in  Empfang,  was 
besonders  an  dieselbe  gerichtet  ist,  verfassen  die  Ehren-Reden 
auf   die    der  Akademie   durch    den   Tod   entrissenen  Mitglieder 


*)  Eine  Kgl.  Verordnung  vom  22.  November  1841  bestimmt,  dato 
der  Vorstand  der  Akademie  aus  der  Mitte  der  ordentlichen  Mitglieder 
vom  König  jeweils  auf  drei  Jahre  ernannt  wird. 

1* 


4  Organisations-Urkunde 

ihrer  Klasse,    und    redigiren    gemeinschaftlich    die    durch    den 
Druck  bekannt   zu  machenden  Jahres-Berichte  der  Akademie. 

VII.  Die  erste  dermalige  Ernennung  der  ordentlichen 
Mitglieder  der  Akademie  wird  unmittelbar  von  Uns  aus- 
gehen, für  die  Zukunft  aber  hat  die  Akademie  ihre  Mitglieder 
durch  freie  Wahl  mit  Vorbehalt  Unserer  jedesmaligen  Be- 
stätigung zu  ersetzen.  Die  Zahl  der  ordentlichen  Mitglieder 
der  Akademie  setzen  Wir  für  die  Zukunft  für  jede  Klasse  auf 
höchstens  zwölf,  daher  im  Ganzen  mit  Einschluss  des  Vor- 
standes und  der  Klassen-Sekretäre  auf  sechs  und  dreissig 
fest.*)  Jeder,  der  künftig  als  ordentliches  Mitglied  der  Aka- 
demie aufgenommen  werden  soll,  muss  der  gelehrten  Welt 
durch  schriftstellerische  Werke  von  anerkanntem  Werthe  oder 
durch  wichtige  Entdeckungen  bekannt,  von  unbescholtenem 
Charakter  und  in  München  wohnhaft  sein.  Im  Uebrigen  ist 
die  Wahl  ganz  frey,  und  die  Mitglieder  der  Akademie  können, 
unter  den  obigen  Voraussetzungen  aus  der  Klasse  der  Geist- 
lichkeit, der  Staatsdiener,  des  Militärstandes,  der  öffentlichen 
Lehrer  an  der  Universität  und  Studien-Anstalten  und  der  Privat- 
Gelehrten  gewählt  werden.  Die  Pflichten  der  ordentlichen  Mit- 
glieder liegen  unmittelbar  im  Zwecke  der  Anstalt,  ihre  wesent- 
liche Verbindlichkeit  besteht  in  thätiger  Mitwirkung  an  den 
Arbeiten   der  Akademie  und  ununterbrochener  Theilnahme   an 


*)  Eine  Kgl.  Verordnung  vom  20.  April  1856  bestimmte: 

I.  Jede  Klasse  der  Akademie  ist  befugt,  zwölf  ordentliche  Mitglieder 
zu  zählen,  welche  das  siebenzigste  Lebensjahr  noch  nicht  er- 
reicht haben. 
IL  Die  ordentlichen  Mitglieder  der  drei  akademischen  Klassen,  welche 
das  siebenzigste  Lebensjahr  bereits  erreicht  oder  überschritten 
haben ,  behalten  alle  als  Akademiker  bisher  besessenen  Rechte 
und  Befugnisse,  sind  jedoch  nur  zu  jenen  Arbeiten  und  Dienst- 
leistungen verpflichtet,  welche  sie  nach  freiem  Entschlüsse  über- 
nehmen wollen. 

Durch  Kgl.  Verordnung  vom  13.  Juli  1809  wurde  die  Zahl  der  ordent- 
lichen Mitglieder  der  mathematisch -physikalischen  Klasse  auf  18,  die 
der  außerordentlichen  auf  12,  ferner  durch  Verordnung  vom  10.  Mai  1909 
die  Zahl  der  ordentlichen  Mitglieder  auf  24  erhöht. 


Organisations-Urkunde  5 

ihren  Berathungen.  Jedes  Mitglied  der  Akademie  hat  bey  seinem 
Eintritte  in  dieselbe  eine  von  ihm  verfasste,  des  Druckes  würdige 
Inaugural-Abhandlung  in  öffentlicher  Sitzung  zu  verlesen. 

VIII.  Zu  Ehren-  oder  ausserordentlicheriMitgliedern 
werden  solche  inländische  oder  auswärtige  Individuen  gewählt, 
welche  nach  ihren  Verhältnissen  die  Bedingungen  zu  ordent- 
lichen Mitgliedern  nicht  erfüllen,  aber  sonst  durch  Rang  oder 
andere  äussere  Verhältnisse,  verbunden  mit  wissenschaftlichen 
Kenntnissen  und  Liebe  zu  den  Wissenschaften,  zur  Beförderung 
der  Zwecke  der  Anstalt  beytragen  können  *)  Die  Akademie 
legt  ihnen  keine  Pflicht  auf,  es  steht  ihnen  frey,  den  Sitzungen 
beyzuwohnen,  und  Abhandlungen  vorzulesen,  oder  einzusenden, 
welche,  wenn  sie  des  Druckes  würdig  befunden  werden,  in  die 
Denkschriften  der  Akademie  aufzunehmen  sind. 

IX.  Zu  korrespondirenden  Mitgliedern  werden  von 
in-  und  ausländischen  Gelehrten  diejenigen  ausersehen,  welche 
durch  zweckmässige  Mittheilungen  über  wissenschaftliche  Gegen- 
stände fortwährend  der  Akademie  nützliche  Dienste  zu  leisten 
im  Stande  und  bereitwillig  sind. 

X.  Die  ausserordentlichen  sowohl,  als  die  correspondirenden 
Mitglieder  werden  von  der  Akademie  selbst  mit  Vorbehalt 
Unserer  jedesmaligen  Genehmigung  gewählt.**) 

XI.  Jedem  Mitgliede  der  Akademie  steht  der  Austritt  aus 
diesem  Verein  frey;  zur  wirklichen  Ausschliessung  aber  wird 
Unsere  ausdrückliche  Sanktion  erfordert. 

XII.  Nur  jene  Mitglieder  der  Akademie,  welche  zu  öffent- 
lichen regelmässigen  Vorlesungen  an  der  Ludwig-Maximilians- 
Universität,  an  der  polytechnischen  Schule  oder  an  anderen 
ähnlichen  Staats-Anstalten  sich  verpflichten,  können  in  Zukunft 


*)  Die  Geschäftsordnung  vom  5.  September  1866  trennt  die  Ehren- 
mitglieder von  den  außerordentlichen  Mitgliedern. 

**)  In  der  Geschäftsordnung  vom  5.  September  1866  ist  die  Höchst- 
zahl der  korrespondierenden  Mitglieder  nicht  beschränkt. 


I)  Organisations-Urkunde 

aus  dem  Fond  der  Akademie  einen  ständigen  Gehalt  erhalten. 
Ausserdem  werden  Wir  dem  Vorstande  und  den  Klassen- 
Sekretären  für  die  Dauer  ihrer  Funktionen  angemessene  jähr- 
liche Remunerationen  aus  dem  der  Akademie  zugewiesenen 
Fond  bewilligen.*) 

XIII.  Dem  Vorstande  und  den  Sekretären  wird  noch  zur 
Besorgung  der  Kanzleigeschäfte  und  zur  Führung  der  Regie- 
Rechnung  ein  Aktuar  mit  einem  angemessenen  Funktions- 
Gehalte,  und  ein  Kanzleygehülfe  gegen  Taggeld  beygegeben. 
Der  Aktuar  hat  zugleich  das  Einlaufs-Tagebuch  zu  führen, 
die  Ausfertigungen  der  Akademie  zu  besorgen,  und  die  Regi- 
stratur derselben  in  Ordnung  zu  erhalten.**) 

XIV.  Das  Staatsministerium  des  Innern  (Sektion  für  die 
Angelegenheiten  der  Kirche  und  des  Unterrichts  oder  die  hiefür 
bestimmt  werdende  Stelle***),  dem  in  Beziehung  auf  ihre  äussere 
Thätigkeit  und  Geschäfts- Verhältnisse,  die  Akademie  als  wissen- 
schaftlicher Verein  untergeordnet  ist,  kann,  so  oft  es  für  noth- 
wendig  erachtet  wird,  das  Gutachten  der  Akademie  über  wissen- 
schaftliche Gegenstände,  welches  diese  unentgeldlich  zu  geben 
verpflichtet  ist,  erholen,  auch  wegen  besonderer  Beachtung 
einzelner  Gegenstände  specielle  Aufträge  an  dieselbe  erlassen, 
sowie  hinwieder  die  Akademie  berufen  ist,  wichtige  und  ge- 
meinnützige Resultate  ihrer  Forschungen  und  Beobachtungen, 
dann  begründete  Ansichten  über  wahrhaft  dringende  Bedürf- 
nisse der  im  Artikel  II  bezeichneten  Wissenschaften  dem  ge- 
nannten Staatsministerium  vorzulegen.  Auch  hat  die  Akademie 
selbst  durch  Herstellung  und  Fortführung  einer  ununterbrochenen, 


*)  Zur  Zeit  erhält  kein  Akademiker  als  solcher  einen  ständigen 
Gehalt  aus  dem  Etat  der  Akademie.  Der  Vorstand  bezieht  900  Mk., 
die  3  Klassensekretäre  je  360  Mk.  jährliche  Remuneration. 

**)  Gegenwärtig  hat  die  Akademie  einen  Syndikus,  einen  Rentamt- 
mann, einen  Kanzleisekretär,  einen  Kassensekretär  und  einen  Diener  für 
die  Kanzlei. 

***)  Jetzt    „ Staatsministerium    des   Innern    für  Kirchen-    und   Schul- 
angelegenheiten " . 


Organisations-Urkunde  7 

freyen,  jedoch  rein  wissenschaftlichen  Verbindung  mit  gelehrten 
Instituten  und  Gesellschaften  des  In-  und  Auslandes  die  zur 
Erreichung  ihres  Zweckes  dienlichen  Hilfsmittel  zu  vermehren. 

XV.  Die  wissenschaftliche  Thätigkeit  der  Akademie  äussert 
sich  vorzüglich  durch 

1.  Berathung, 

2.  Schrift  und  Druck, 

3.  Ermunterung. 

XVI.  Zum  Behufe  einer  freyen  wissenschaftlichen  Be- 
rathung sollen  in  gewissen  Zeiträumen  theils  ordentliche  all- 
gemeine, theils  Klassen-Sitzungen  gehalten  werden,  in 
welchen  die  von  der  allerhöchsten  Stelle  an  die  Akademie  zum 
Gutachten  gebrachten  Fragen  berathen,  die  wichtigeren  aus- 
wärtigen Correspondenz-Nachrichten  vorgelegt,  die  von  den 
einzelnen  Mitgliedern  verfassten  Abhandlungen  und  Vorträge 
gelesen,  die  Wahlen  neuer  Mitglieder  vorgenommen,  und 
überhaupt  alle  zur  gemeinsamen  Berathung  der  Akademie 
oder  ihrer  einzelnen  Klassen  geeigneten  Gegenstände  dis- 
cutirt  werden.*) 

XVII.  In  jedem  Jahre  sollen  zwey  öffentliche,  feyerliche 
Sitzungen  gehalten  werden,  nämlich  am  Namenstage  des  re- 
gierenden Königs  und  am  28.  März,  als  dem  Tage  der  ersten 
Stiftung  dieses  wissenschaftlichen  Vereins.  In  diesen  beyden 
festlichen  Versammlungen  sollen,  neben  gedrängten  Rechen- 
schafts-Berichten über  das  Wirken  der  Akademie,  Abhand- 
lungen über  wissenschaftliche  Gegenstände  von  allgemeinerem 
Interesse  und  Gedächtniss-Reden  über  ausgezeichnete  verstorbene 
Mitglieder  vorgetragen  werden.**) 

XVIII.  Die  Mittheilung  durch  Schrift  und  Druck  besteht 
vorzüglich  in  der  Herausgabe 


*)  Siehe  Geschäftsordnung  vom  5.  September  1866,  Titel  „ Sitzungen 
1  und  2\ 

**)  Siehe  Geschäftsordnung  vom  5.  September  1866  Titel  „Sitzungen  3". 


8  Organisations-Urkunde 

1.  der  akademischen  Denkschriften,  in  welche  die 
von  Mitgliedern  der  Akademie  verfassten  wichtigeren 
Abhandlungen  aufzunehmen,  jedoch  dieselben  zur  Er- 
leichterung des  Absatzes  in  besondere,  nach  den  ver- 
schiedenen Klassen  der  Akademie  geordnete  Hefte  zu 
vertheilen  sind; 

2.  der  Sammlung  der  für  die  vaterländische  Geschichte 
wichtigen  Urkunden,  welche  unter  dem  Namen 

„Monumenta  boica" 
bekannt,   und  unter  besonderer  Berücksichtigung  der 
Städte-Urkunden    mit  Ausdehnung   auf  geschichtliche 
Urkunden    aus   den   neuerworbenen  Gebietsteilen   des 
Königreiches  fortzusetzen  ist,  und 

3.  einer  Literatur-Zeitung  unter  geeigneter  Mit- 
wirkung anderer,  nicht  zur  Akademie  gehörender 
Gelehrten.*) 

XIX.  Ermunternd  wirkt  die  Akademie  der  Wissenschaften 
vorzüglich 

1.  durch  Ausschreibung  wahrhaft  interessanter  wissen- 
schaftlicher Preisfragen  und  Belohnung  ihrer  gelungenen 
Lösung; 

2.  durch  Zuerkennung  akademischer  Denkmünzen  für  ein- 
gesendete gelungene  Arbeiten. 

XX.  Indem  Wir  hierdurch  Unserer  Akademie  der  Wissen- 
schaften die  Hauptbestimmung  ihrer  künftigen  Wirksamkeit 
vorgezeichnet  haben,  tragen  Wir  derselben  auf,  eine  auf  diese 
Bestimmungen  gegründete  Geschäftsordnung  zu  entwerfen,  und 
Uns  zur  Genehmigung  vorzulegen.**) 


*)  Die  Literaturzeitung  („Gelehrte  Anzeigen")  hörte  im  Jahre  1860 
auf  zu  erscheinen,  an  ihre  Stelle  traten  „Sitzungsberichte",  siehe  Ge- 
schäftsordnung, Titel  „Sitzungsberichte". 

**)  Maßgebend   ist  gegenwärtig   die  Geschäftsordnung  vom  5.  Sep- 
tember 1866. 


Organisations-Urkunde  9 

Gegenwärtige  Verordnung  soll  durch  das  Regierungsblatt 
zur  allgemeinen  Kenntniss  gebracht,  und  durch  Unser  Staats- 
ministerium  des  Innern   förderlich   in  Vollzug   gesetzt  werden. 

München  am  21.  März  1827. 

Ludwig. 

Fürst  v.  Wrede.      Graf  v.  Thürheim. 

Freyherr  v.  Zentner,      v.  Maillot. 

Graf  v.  Armansperg. 

Nach  dem  Befehle 
Sener  Majestät  des  Königs : 

Egid  v.  Kobell. 


10 


Geschäftsordnung  der  K.  Akademie  der  Wissenschaften. 

Von  Seiner  Majestät  König  Ludwig  IL 
unterm  5.  September  1866  und  5.  Januar  1884  genehmigt. 

Wahlen. 

1.  Wahlberechtigt  sind  nur  die  hier  residierenden  ordent- 
lichen Mitglieder  der  Akademie. 

2.  Zu  den  Wahlversammlungen,  sowohl  der  einzelnen  Klassen 
als  der  Gesamt-Akademie,  werden  die  ordentlichen  Mit- 
glieder durch  ein  Circular  eingeladen. 

Das   unterschriebene    Circular    gehört    zum   Akt    der 
Wahlverhandlung. 

3.  Die  Wahlen  der  Mitglieder  finden  in  zwei  aufeinander- 
folgenden Sommer-Monaten  statt. 

a)  Wahl  der  Klassensekretäre. 

1.  Die  Wahl  eines  Klassensekretärs  geschieht  alsbald  (im 
Fall  der  Erledigung  durch  Ableben  unter  dem  Vorsitz 
des  Vorstandes)  durch  relative  Mehrheit  der  Anwesenden 
in  einer  Klassensitzung  mittelst  Stimmzettel,  welche  der 
stellvertretende  Sekretär,  der  Senior  der  Klasse,  einsieht. 

2.  Nach  erfolgter  Wahl  tritt  der  Sekretär  sofort  in  seine 
Tätigkeit. 

3.  Die  Neuwahl  wie  die  Wiederwahl  wird  den  andern  Klassen- 
sekretären zur  Bekanntgabe  mitgeteilt. 

b)  Wahl  der  ordentlichen  Mitglieder. 
1.  Die  Vorschläge  zur  Ergänzung  einer  statusmässigen  Stelle 
durch    einen    einheimischen     hier    wohnenden    Gelehrten 
unterliegen   der  Vorberatung   und  alsdann  der  Entschei- 
dung der  Klasse  durch  Kugelung. 


Geschäftsordnung  1 1 

2.  Die  Gültigkeit  der  Wahl  verlangt  absolute  Stimmenmehr- 
heit von  drei  Viertel  der  eingeladenen  und  nicht  unab- 
weislich  abgehaltenen  Mitglieder. 

3.  Das  von  allen  Mitgliedern  unterschriebene  Wahlprotokoll 
wird  samt  den  schriftlichen  Vorschlägen  durch  das  Prä- 
sidium der  Gesamt-Akademie  in  allgemeiner  Sitzung  mit- 
geteilt und  diese  entscheidet  durch  absolute  Stimmenmehr- 
heit mit  Kugeln,  ohne  Rücksicht  auf  die  Zahl  der  Er- 
schienenen, über  die  Wahl. 

4.  Das  gleiche  Verfahren  gilt  bei  den  folgenden  unter  c 
und  d  aufgeführten  Wahlhandlungen. 

c)  Wahl  der  ausserordentlichen  Mitglieder. 
Die  Vorschläge  stehen  jedem   einzelnen  ordentlichen  Mit- 
glied der  Klasse  zu. 

d)  Wahl  der  auswärtigen  und  korrespondierenden 
Mitglieder. 

1.  Die  Anträge  können  gleichfalls  von  jedem  ordentlichen 
Mitgliede  der  Klasse  einzeln  gestellt  werden. 

Jeder   Vorschlag   muss    dem    Klassensekretär    vor    der 
Wahlsitzung  schriftlich  übergeben  werden. 

2.  Bei  der  Würdigung  derselben  ist,  ausser  der  selbstver- 
ständlichen Beachtung  der  Persönlichkeit,  das  Bedürfnis 
einzelner  oder  besonderer  in  der  Klasse  vertretener  Wissen- 
schaften wahrzunehmen. 

e)  Wahl  von  Ehrenmitgliedern. 

Die  Vorschläge  können  nur  vom  Vorstande  nach  Benehmen 
mit  den  Klassensekretären  an  die  Gesamt-Akademie  gebracht 
werden. 

Sämtliche  Wahlen  der  Mitglieder  unterliegen  der  könig- 
lichen Bestätigung.  Ihre  Verkündigung  erfolgt  in  öffentlicher 
Sitzung. 

Nehmen  auswärtige  oder  korrespondierende  Mitglieder 
ihren  bleibenden  Wohnsitz  hierselbst,  so  treten  jene  als  ordent- 


1 2  Geschäftsordn  ung 

liehe,  diese  als  ausserordentliche  in  ihre  Klasse  ein,  auch  in 
dem  Fall,  dass  damit  die  Normalzahl  der  Mitglieder  über- 
schritten wird. 

Sitzungen. 

1. 

Allgemeine  Sitzungen. 

Bei   Mitteilungen   von   allgemeinem    Interesse    beruft   der 

Vorstand   sämtliche  hier   wohnende  Akademiker  in  besonderer 

Einladung,  wie  gelegentlich  der  Wahl  neuer  Mitglieder. 

2. 
Klassen  Sitzungen. 

1.  Die  Sitzungen  der  drei  Klassen  werden  gleichzeitig  am 
ersten  Samstag  des  Monats  gehalten. 

2.  Eine  Verlegung  dieser  regelmässigen  Sitzung  wird  vor- 
her durch  Circular  angezeigt. 

3.  Über  die  Reihenfolge  der  Vorträge  wird  in  der  November- 
Sitzung  jeder  Klasse  Anordnung  getroffen. 

4.  Der  von  einem  Mitgliede  in  einer  Sitzung  zu  haltende  Vortrag 
soll  vor  derselben  dem  Klassen sekretär  angemeldet  werden. 

5.  Die  Klasse  erledigt  in  ihren  Sitzungen  oder  in  dringen- 
den Fällen  durch  Circulare  auch  Anfragen  oder  Aufträge 
des  Staatsministeriums  oder  was  sonst  in  den  Kreis  der 
Beratung  eintritt. 

3. 
Oeffentliche  Sitzungen. 

1.  Nach  Eröffnung  der  Sitzungen  (welche  an  einem  Königs- 
tage und  an  dem  Stiftungstag  der  Akademie  stattfinden*) 
durch  den  Vorstand,  erstatten  die  Klassensekretäre  Bericht 
über  die  Personal- Veränderungen  innerhalb  ihrer  Klasse. 

2.  Die  Festrede  wechselt  nach  der  Folge   der  drei  Klassen. 

Jede  Klasse  hat  rechtzeitig  den  Redner  zu  bestimmen 
und  dem  Vorstande  bekannt  zu  geben. 


*)  Gegenwärtig  wird  erstere  Mitte  November,  letztere  in  der  ersten 
Hälfte  des  Monats  März  abgehalten. 


Geschäftsordnung  13 

Denkschriften. 

Jedes  Jahr  gibt  jede  Klasse  eine  Abteilung  zu  einem 
Bande  akademischer  Denkschriften;  dieser  enthält  circa  hundert 
Bogen. 

Die  Aufnahme  der  Abhandlungen,  mögen  sie  nun  in  einer 
Sitzung  vorgetragen  oder  eingesendet  worden  sein,  hängt  von 
dem  Gutachten  der  Klasse  ab. 

Von  den  einzelnen  Abhandlungen  werden  auch  eine  Zahl 
Separat-Abzüge  ausgegeben. 

Sitzungsberichte. 

Die  Sitzungsberichte  veröffentlichen ,  was  alles  in  den 
Klassensitzungen  zum  Vortrag  kam,  sei  es  im  Auszug,  sei  es 
vollständig. 

Über  die  Aufnahme  entscheidet  die  Klasse. 

Dieselben  berichten  auch  über  die  öffentlichen  Sitzungen. 

Für  künstlerische  Beilagen,  sowohl  zu  den  Denkschriften 
als  den  Sitzungsberichten,  muss  ein  Voranschlag  gemacht  und 
die  besondere  Genehmigung  des  Vorstandes   eingeholt  werden. 

Monumenta  boica. 

Die  hiefür  eigens  niedergesetzte  Kommission  hat  die  Aus- 
wahl, die  Form  und  den  Bearbeiter  der  Urkunden  zu  bestimmen. 

Honorare.' 

Für  die  Festrede  in  der  öffentlichen  Sitzung,  für  die  Ab- 
handlungen in  den  Denkschriften  und  den  Sitzungsberichten 
werden  Honorare  bezahlt. 

Übersteigt  eine  Abhandlung  in  einer  Abteilung  der  Denk- 
schriften die  Zahl  von  acht  Bogen,  in  den  Sitzungsberichten 
die  Zahl  von  drei*)  Bogen,  so  wird  für  das  Weitere  kein 
Honorar  bezahlt. 


*)  Gegenwärtig  fünf. 


14  Geschäftsordnung 

Für  die  Festrede  bleibt  ohne  Rücksicht  auf  ihren  Umfang 
das  Honorar  festgesetzt.*) 

Jetons. 

Präsenzgelder  werden  an  die  Mitglieder  der  Klasse  für 
die  Klassensitzung  und  an  die  bei  einer  öffentlichen  Sitzung 
anwesenden  Akademiker  verteilt.**) 

Ferien. 

Die  regelmässigen  Ferien  dauern  von  August  bis  Ende 
Oktober. 


*)  Dieselbe    wird    zur   Zeit   gleich    drei   Bogen    der  Denkschriften 
honoriert. 

**)  Für   die   Klassensitzungen  je   2  Mk. ,    für    die    öffentlichen    Sit- 
zungen je  5  Mk. 


15 


Satzungen  der  Kommissionen. 


Satzung  der  historischen  Commission  bei  der  königlichen 
Akademie  der  Wissenschaften. 

Ich  habe  beschlossen,  eine  Commission  für  deutsche  Ge- 
schichts-  und  Quellenforschung  bei  Meiner  Akademie  der 
Wissenschaften  nach  ähnlichen  Grundsätzen,  wie  die  natur- 
wissenschaftlich-technische Commission  zu  errichten,  und  be- 
stimme desshalb  auf  solange  Ich  nicht  anders  verfüge,  wie  folgt: 

I. 

Die  Commission  besteht  aus: 

1.  einem  Vorstande, 

2.  einem  Sekretär, 

3.  aus  15—20  ordentlichen  Mitgliedern,  von  welchen 
mindestens  drei  Mitglieder  der  historischen  Classe  der 
Akademie  sein  müssen,  die  übrigen  aber  ohne  sonstige 
Bedingung  aus  den  wissenschaftlichen  Notabilitäten 
Deutschlands  und  den  deutschen  Provinzen  der  Nach- 
barstaaten ausgewählt  werden, 

4.  einer  unbestimmten  Anzahl  ausserordentlicher  Mit- 
glieder. 

Diese  Commission  bildet  einen  integrirenden  Theil  der 
königl.  Akademie  der  Wissenschaften,  ist  daher  mit  dieser  dem 
königl.  Staatsministerium  des  Innern  für  Kirchen-  und  Schul- 
Angelegenheiten  untergeordnet. 

IL 

Der  Vorstand  leitet  in  den  Sitzungen  die  Debatte,  hält 
die  Umfrage,  gibt  zuletzt  seine  Stimme  ab,  und  hat  bei  Stimmen- 
gleichheit den  Stichentscheid. 

Er  wird  im  Falle  der  Abwesenheit  von  dem  Sekretär  ver- 
treten.    Er  muss  Mitglied  der  Akademie  sein. 


16  Satzungen  der  Kommissionen. 

Der  Sekretär  führt  das  Protokoll  und  besorgt  die  Cor- 
respondenzen.  Er  muss  ein  in  München  residirendes  ordent- 
liches Mitglied  der  Akademie  sein. 

Für  den  ersten  Fall  erfolgt  Meinerseits  die  Ernennung 
des  Vorstandes,  des  Sekretärs  und  der  ordentlichen  Mitglieder 
der  Commission  unmittelbar.  Weiterhin  hat  die  Commission 
in  der  jährlichen  Plenarsitzung  der  ordentlichen  Mitglieder 
bei  dem  Abgange  des  Vorstandes  oder  Sekretärs  oder  ordent- 
licher Mitglieder  Mir  deren  Nachfolger,  ebenso  wie  die  ausser- 
ordentlichen Mitglieder  zur  Ernennung  in  Vorschlag  zu  bringen. 

III. 

Die  Commission  wird  sich  vornehmlich  mit  der  Auffindung 
und  Herausgabe  werthvollen  Quellenmaterials  für  die  deutsche 
Geschichte  in  deren  ganzen  Umfange  beschäftigen ,  soweit 
dasselbe  nicht  in  den  Bereich  bereits  bestehender  Unterneh- 
mungen fällt.  Sie  wird  ausserdem  wissenschaftliche  Arbeiten, 
die  in  diesem  Gebiete  nothwendig  oder  erspriesslich  erscheinen, 
hervorzurufen  suchen,  sie  wird  endlich  hervorragende  wissen- 
schaftliche Arbeiten  dieses  Gebietes,  welche  sonst  nicht  zur 
Publikation  gelangen  würden,  veröffentlichen. 

Sie  ist  ermächtigt,  Jedem,  der  in  ihrem  Auftrage  die 
Bearbeitung  eines  Gegenstandes  übernimmt,  die  zu  liquidirenden 
Baarausgaben  dafür  zu  vergüten,  und  die  Arbeit  selbst  in 
geeigneter  Weise  zu  honoriren. 

IV. 

Zu  Michaelis  jeden  Jahres  findet  eine  Plenarsitzung  aller 
ordentlichen  Mitglieder  statt.*)  Für  die  Theilnahme  an  der- 
selben erhält  jedes  ausserhalb  Münchens  wohnende  Mitglied 
eine  Reiseentschädigung  von  200  fl. 

In  dieser  Sitzung  berichtet  der  Sekretär  über  die  Arbeiten 
und  Verwendung  der  Geldmittel  des  abgelaufenen  Jahres.  Die 
Commission  fasst  sodann  Beschluss  über  die  Arbeiten  und  den 


*)  Seit  dem  Jahre  1891  findet  die  Plenarversammlung  mit  Aller- 
höchster Genehmigung  nicht  mehr  zu  Michaelis  statt,  sondern  in  der 
Pfingstwoche. 


Satzungen  der  Kommissionen  17 

Etat  des  kommenden  Jahres.    Sie  fasst  Beschluss  über  etwaige 

Wahlen.      Wenn  bei  der  Ausführung  der  Beschlüsse  dringende 

Fälle  eine  sofortige  Entscheidung  fordern,  deren  Beschliessung 

zur    Competenz    der   Plenarsitzung    gehören    würde,    so    kann 

darüber  durch  eine  Berathung  des  Vorstandes  und  des  Sekretärs 

in    Gemeinschaft    mit    den    in    München    anwesenden   und    den 

näher  bei   der  Sache  betheiligten  Mitgliedern  deren  Beschluss 

ge fasst  werden. 

Der  Vorstand    und   sämmtliche  Mitglieder   der  Akademie, 

sowie  die  ausserordentlichen  Mitglieder  der  Commission  haben 

die   Befugniss,    der   Plenarsitzung    beizuwohnen.     Stimm-    und 

wahlberechtigt  sind  jedoch  nur  die  ordentlichen  Mitglieder  der 

Commission. 

V. 

Die  in  München  anwesenden  Mitglieder  der  Commission 
treten,  so  oft  es  einem  derselben  erforderlich  scheint,  zu  einer 
Sitzung  zusammen,  die  von  dem  Vorstande,  —  oder  in  dessen 
Abwesenheit  von  dem  Sekretär  berufen  und  geleitet  wird.  Die 
Beschlüsse  dieser  Sitzungen  werden  den  auswärtigen  Mitgliedern 
durch  den  Sekretär  mitgetheilt. 

VI. 

Die  Commission  hält  ihre  Sitzungen  in  den  Lokalitäten 
der  Akademie  der  Wissenschaften. 

VII. 

Sie  veröffentlicht  ihre  Arbeiten  in  zwanglosen  Bänden,  die 
auf  ihrem  Titel  als:  „herausgegeben  durch  die  historische 
Commission  bei  der  Königlich  bayerischen  Akademie  der  Wissen- 
schaften"  bezeichnet  werden. 

Die  Kosten  der  Herausgabe  werden  überall  aus  dem 
Fonde  der  Commission  gedeckt,  welchem  dagegen  der  etwaige 
buchhändlerische  Ertrag  der  Publikationen  zuwächst. 

VIII. 

Ich  bewillige  der  Commission  jährlich  die  Summe  von 
15  000  fl.  aus  Meiner  Cabinettscassa. 

Aus  diesem  Fonde  werden  ausser  den  Autor-Honorarien, 
Reiseentschädigungen  und  Druckkosten  auch  die  Regieausgaben 

Jahrbuch  1913.  2 


18  Satzungen  der  Kommissionen 

für  Schreibmaterialien  Post  [Fracht]  bestritten.  Was  von 
demselben  in  einem  Jahre  nicht  verbraucht  wird,  wächst  der 
Einnahme  des  nächsten  Jailres  zu. 

Unter  der  Aufsicht  des  Vorstandes,  der  im  Falle  seiner 
Abwesenheit  auch  in  dieser  Beziehung  durch  den  Sekretär 
vertreten  wird,  führt  der  Cassier  der  Akademie  der  Wissen- 
schaften die  Cassa  und  Rechnung  der  Oommission  gegen  eine 
jährliche  Remuneration  von  150  fl.  und  entwirft  jährlich  den 
Etat  zur  Instruktion  der  Plenarsitzung. 

X. 

Die  Plenarsitzung  hat  jährlich  über  die  Arbeiten  der 
Commission  und  die  Verwendung  ihrer  Geld-Mittel  umständ- 
lichen Bericht  zu  erstatten,  welcher  Bericht  durch  das  Staats- 
ministerium des  Innern  für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten 
Mir  zur  Genehmigung  in  Vorlage  zu  bringen  ist. 

XL 

Ich  ernenne  zu  Mitgliedern  der  Commission  die  Akademiker 
von  Rudhart,  von  Spruner,  von  Sybel  und  zum  Sekretär 
derselben  den  Akademiker  von  Sybel.  Dieselben  haben  sofort 
Anträge  über  die  Ernennung  auswärtiger  Mitglieder  einzureichen. 
Nach  deren  Eingang  behalte  Ich  Mir  vor,  den  Vorstand  der 
Commission  zu  bezeichnen.  Zugleich  bestimme  Ich,  dass  die 
Commission  in  den  Kreis  ihrer  Arbeiten  und  auf  ihren  Fond 
die  Herausgabe  der  deutschen  Reichstagsakten,  wie  Ich  solche 
auf  den  Antrag  des  Professors  von  Sybel  genehmigt  habe, 
sowie  die  Arbeiten  der  seither  bestehenden  archivalischen  Com- 
mission übernehme. 

XII. 

Der  jährliche  Etat  der  Commission  ist  Mir  zur  Genehmigung 
vorzulegen,  die  Revision  der  Rechnungen  aber,  wie  bei  der 
natuwissenschaftlich-technischen  Commission,  von  der  k.  Rech- 
nungskammer zu  führen. 

München  am  26.  November  1858. 

gez.    MAX. 


Satzungen  der  Kommissionen  19 


Urkunde  über  die  Errichtung  einer  Witteisbacher- 
Stiftung  für  Wissenschaft  und  Kunst. 

LUDWIG  IL, 

von  Gottes  Gnaden  König  von  Bayern, 

Pfalzgraf  bei  Rhein, 

Herzog  von  Bayern,  Franken  und  in  Schwaben  etc.  etc. 

Um  die  Allerhöchsten  Intentionen  Unseres  vielgeliebten, 
nun  in  Gott  ruhenden  Herrn  Vaters,  Seiner  Majestät  des  Königs 
Maximilian  IL  von  Bayern  im  thunlichsten  Umfange  in  ehrende 
Verwirklichung  zu  bringen  und  insbesondere  für  die  Arbeiten 
der  von  Höchstdemselben  bei  der  Akademie  der  Wissenschaften 
in  München  gegründeten  historischen  Kommission  auch  ferner- 
hin die  entsprechenden  Mittel  zu  sichern,  haben  Wir  in  Ge- 
meinschaft mit  Unseres  vielgeliebten  Herrn  Bruders,  des  Prinzen 
Otto  von  Bayern  Königlicher  Hoheit  beschlossen,  eine  allge- 
meine Landesstiftung,  zunächst  zur  Förderung  wissenschaftlicher 
Zwecke,  zu  errichten  und  verordnen  hierwegen  was  folgt: 

I. 

Die  bezeichnete  Stiftung  führt  den  Namen  „Witteisbacher- 
Stiftung  für  Wissenschaft  und  Kunst";  sie  besitzt  die  Eigen- 
schaft einer  Landesstiftung  mit  juristischer  Persönlichkeit  und 
hat  ihren  Sitz  in  München. 

IL 

Zur  Dotation  derselben  bestimmen  Wir  und  Unseres  Herrn 
Bruders,  des  Prinzen  Otto  von  Bayern  Königliche  Hoheit  den 
Betrag  von  zusammen  sechsmal  hundert  fünfzig  tausend  Mark 
aus  dem  Nachlasse  Unseres  Höchstseligen   Herrn  Vaters. 


20  Satzungen  der  Kommissionen 

III. 

Die  Verwaltung  des  Stiftungsvermögens  wird  der  Kassa- 
verwaltung der  Akademie  der  Wissenschaften  in  München  unter 
der  Aufsicht  des  jeweiligen  Vorstandes  der  von  Unserem  Höchst- 
seligen Herrn  Vater,  Seiner  Majestät  dem  König  Maximilian  II. 
von  Bayern  gegründeten  Kommission  für  deutsche  Geschichts- 
und Quellenforschung  oder  des  Stellvertreters  desselben  über- 
tragen. 

IV. 

Die  Renten  des  Stiftungs Vermögens  sind  bis  auf  Weiteres 
für  die  Zwecke  und  Arbeiten  der  vorgenannten  historischen 
Kommission  zu  verwenden. 

Hinsichtlich  der  Zusammensetzung  und  der  Aufgaben,  dann 
des  Geschäftsganges  und  der  sonstigen  Einrichtungen  dieser 
Kommission  verweisen  Wir  auf  die  von  Unserem  Höchstseligen 
Herrn  Vater,  dem  Könige  Maximilian  II.  von  Bayern  hierüber 
getroffenen  Bestimmungen,  deren  allenfallsige  Aenderungen  Wir 
übrigens  Uns  und  Unseren  Regierungsnachfolgern  vorbehalten. 

V. 

Für  den  Fall  die  Zwecke  der  genannten  historischen  Kom- 
mission seinerzeit  von  Uns  oder  Unseren  Regierungsnachfolgern 
als  erfüllt  erachtet  werden  sollten,  behalten  Wir  Uns  und 
Unseren  Regierungsnachfolgern  vor,  die  Renten  der  bezeich- 
neten Stiftung  anderen  wissenschaftlichen  Zwecken  oder  auch 
Zwecken  der  bildenden  Künste  zuzuwenden  und  hienach  auch 
die  Bestimmungen  über  die  Verwaltung  des  Stiftungsvermögens 
zu  ändern. 

VI. 

Unser  Staatsministerium  des  Innern  für  Kirchen-  und  Schul- 
angelegenheiten ist  beauftragt,  die  zum  Vollzuge  dieser  Stiftung 
erforderlichen  weiteren  Anordnungen  zu  treffen. 

Gegeben  zu  München,  den  23.  März   1880. 

LUDW7IG. 

Dr.  von  Lutz. 


Satzungen  der  Kommissionen  21 


Bestimmungen  über  die  Organisation  einer  Bayerischen 
Kommission  für  die  internationale  Erdmessung.*) 

§  1- 
Zur  Durchführung  der  für  die  Zwecke  der  internationalen 
Erdmessung  in  Bayern  vorzunehmenden  Arbeiten  wird  auf  die 
Dauer  derselben  eine  aus  Mitgliedern  der  mathematisch-physi- 
kalischen Klasse  der  k.  Akademie  der  Wissenschaften  bestehende 
Kommission  unter  der  Vorstandschaft  des  Generalkonservators 
der  wissenschaftlichen  Sammlungen  des  Staates  [bezw.  des  Vor- 
standes der  k.  Akademie  der  Wissenschaften]  gebildet,  welche 
den  Namen 

„K.  Bayerische  Kommission  für  die  internationale 
Erdmessung" 
führt  und    dem  k.  Staatsministerium   des  Innern   für  Kirchen- 
und  Schulangelegenheiten  untergeordnet  ist. 

§  2. 
In  dieser  Kommission  sind  die  Referate  über  astronomische, 
geodätische,  mathematische  und  physikalische  Fragen  je  einem 
Fachmanne  zu  übertragen,  und  es  ist  hierauf  von  dem  Vor- 
stande der  Kommission  sowohl  bei  der  Verteilung  der  Referate 
als  bei  den  Anträgen  auf  Wiederbesetzung  erledigter  Funk- 
tionen Rücksicht  zu  nehmen. 

§  3. 
Die  formellen  Geschäfte  der  Kommission  besorgt  ein  stän- 
diger Sekretär,  welcher  Mitglied  der  Kommission  ist,  und  auf 
Vorschlag   des  Vorstandes   von   dem    k.  Staatsministerium    des 
Innern   für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten  bestimmt  wird. 


*)  Ursprünglich  Kommission  für  die  europäische  Gradmessung. 


22  Satzungen  der  Kommissionen 

Derselbe  ist  in  Fällen  der  Verhinderung  des  Vorstandes  dessen 
Stellvertreter,  führt  in  den  Sitzungen  der  Kommission  das 
Protokoll*)  und  besorgt  die  Redaktion  der  Druckschriften,  welche 
die  Erdmessungskommission  herauszugeben  für  gut  findet.  Siegel 
und  Akten  der  Kommission  sind  in  seiner  Verwahrung.  Bei 
der  Aufstellung  des  ständigen  Sekretärs  wird  zugleich  dessen 
Stellvertreter  bezeichnet. 

§4. 
Das  Kassa-  und  Rechnungswesen  wird  dem  für  das  k.  Ge- 
neralkonservatorium der  wissenschaftlichen  Sammlungen  des 
Staates  und  die  k.  Akademie  der  Wissenschaften  aufgestellten 
Rechnungsbeamten  übertragen  und  von  diesem  nach  den  für 
jene  Institute    geltenden   administrativen  Vorschriften   besorgt. 

§  5. 

Die  Mitglieder  der  Erdmessungskommission  und  deren 
Vorstand  besorgen  die  ihnen  zukommenden  Arbeiten  unent- 
geltlich; für  auswärtige  Beschäftigungen  erhalten  dieselben 
die  ihnen  gebührenden  Taggelder  und  Reisekosten  und  für 
Druckschriften,  welche  die  Ergebnisse  ihrer  Beobachtungen 
darstellen,  das  für  Abhandlungen  der  akademischen  Denk- 
schriften übliche  Honorar. 

Dem  Rechnungsführer  [sowie  dem  Sekretär  der  Akademie] 
wird  von  dem  k.  Staatsministerium  des  Innern  für  Kirchen- 
und  Schulangelegenheiten  auf  den  gutachtlichen  Antrag  der 
Kommission  eine  [ihren]  Dienstleistungen  entsprechende  Re- 
muneration bewilligt**)  und  dem  Sekretär  [der  Kommission] 
durch  den  Etat  eine  Aversalsumme  zur  Bestreitung  der  Aus- 
lagen  für  Schreibgeschäfte  und  Bureaubedürfnisse  angewiesen. 


*)  Laut  Ministerialentschliessung  vom  10.  Juli  1868  ist  „in  den 
Fällen,  in  welchen  der  beständige  Sekretär  der  Kommission  als  Vor- 
stand zu  fungieren  hat,  ein  Administrativ-Beamter  der  k.  Akademie 
oder  des  Generalkonservatoriums  als  Sekretär  zu  verwenden". 

**)  Diese    Remunerationen    sind    seit   dem   Jahre    1889,    bezw.  1898 
aufgehoben. 


Satzungen  der  Kommissionen  23 

§  6. 

Die  Kommission  hat  darüber  zu  wachen,  dass  alle  auf 
Bayern  treffenden  Erdmessungsarbeiten  mit  möglichst  geringem 
Kostenauf  wände  rechtzeitig  und  genau  nach  den  Beschlüssen 
der  allgemeinen  Konferenzen  und  der  permanenten  Kommission 
der  internationalen  Erdmessung  vollzogen  und  publiziert  werden. 

Zu  dem  Ende  hat  dieselbe 

1.  mit  der  letztgenannten  Kommission  die  erforderliche 
Korrespondenz  zu  unterhalten; 

2.  während  jedes  Winterhalbjahrs  in  einer  Sitzung  durch 
wohlerwogene  Beschlüsse  die  Arbeiten  zu  bestimmen, 
welche  im  Sommerhalbjahr  auszuführen  sind  und  die 
Summen  festzusetzen,  welche  von  jedem  Kommissär 
gegen  vorschriftsmässige  Verrechnung  auf  die  seiner 
Leitung  unterstellten  Arbeiten  verwendet  werden  dürfen ; 

3.  zu  jeder  Zeit  die  vorgelegten  Manuskripte  für  Druck- 
schriften in  der  Richtung  zu  prüfen,  ob  sie  im  Sinne 
der  obengenannten  Beschlüsse  abgefasst  und  überhaupt 
druckwürdig  sind  und  je  nach  dem  Ergebnisse  dieser 
Prüfung  die  Genehmigung  zum  Drucke  des  Manuskriptes 
zu  geben  oder  zu  versagen;  endlich 

4.  jährlich  jedesmal  im  Laufe  des  Winters  über  den  Fort- 
gang der  Erdmessungsarbeiten  in  Europa  und  Bayern 
an  das  k.  Staatsministerium  des  Innern  für  Kirchen- 
und  Schulangelegenheiten  zu  berichten  und  die  erforder- 
lichen Anträge  über  Beschickung  der  allgemeinen  und 
besonderen  Konferenzen  der  Erdmessungskommissäre 
durch  Mitglieder  der  bayerischen  Kommission  zu  stellen. 

§  7. 
Regelmässige  Sitzungen  der  Erdmessungskommission  haben 
jährlich  nur  zwei,  eine  im  Winter-  und  eine  im  Sommer-Se- 
mester stattzufinden;  in  dringenden  Fällen  kann  der  Vorstand, 
wenn  er  es  für  nötig  findet  oder  zwei  Mitglieder  es  beantragen, 
ausserordentliche  Sitzungen  halten.  Bei  allen  Abstimmungen 
über   geschäftliche  Fragen   entscheidet   einfache  Stimmenmehr- 


24  Satzungen  der  Kommissionen 

heit,  kommt  eine  solche  nicht  zu  Stande,  so  zählt  die  Stimme 
des  Vorstandes  doppelt.  In  allen  wissenschaftlichen  und  tech- 
nischen Fragen  sind  die  Konferenzbeschlüsse  und  deren  allen- 
fallsige Interpretationen  durch  die  permanente  Kommission  der 
internationalen  Erdmessung  massgebend.  Diese  Interpretationen 
sind  in  zweifelhaften  Fällen  durch  den  Vorstand  der  bayerischen 
Kommission  zu  veranlassen. 

§8. 

Alle  Ausfertigungen  und  Berichte  der  Kommission  werden 
von  dem  Vorstande  und  dem  Sekretär,  beziehungsweise  von 
deren  Stellvertretern  unterzeichnet. 

Das  Amtssiegel  der  Kommission  trägt  das  bayerische 
Wappen  und  die  Umschrift:  „K.  Bayerische  Kommission  für 
die  internationale  Erdmessung. "  Ein  Exemplar  dieses  Siegels 
erhält  jedes  Kommissionsmitglied  zu  seinem  speziellen  dienst- 
lichen Gebrauche  für  Korrespondenzen  in  Erdmessungsange- 
legenheiten  und  für  Verhandlungen,  welche  für  diesen  Zweck 
mit  Behörden  und  Privaten  zu  pflegen  sind. 

§9- 
Die  bayerische  Kommission  für  die  internationale  Erd- 
messung geniesst  für  ihre  Korrespondenzen  und  ihre  mit  der 
Fahrpost  zu  versendenden  Akten  die  Postportofreiheit  auf 
Grund  der  Allerhöchsten  Verordnung  vom  23.  Juni  1829  und 
beziehungsweise  der  Artikel  26  und  47  der  Postverträge  vom 
23.  November  1867.*) 

§  10. 

Die  Assistenten,  welche  ein  Kommissär  bedarf,  werden 
von  diesem  ausgewählt  und  von  dem  Vorstand  der  Erdmes- 
sungskommission  bei  dem  vorgesetzten  k.  Staatsministerium 
zur  Bestätigung  ihrer  Funktionen  und  Bezüge  beantragt. 

Dieselben  sind  dem  Kommissär  untergeordnet  und  erhalten 
von  diesem  ihre  von  der  Erdmessungskommission  genehmigten 

*)  Geändert  durch  Verordnung  vom  22.  Dezember  1907  (Ges.  u. 
V.  Bl.  S.  1082). 


Satzungen  der  Kommissionen  25 

Instruktionen,    wesshalb    auch    der   betreffende  Kommissär   für 
alle  Arbeiten  seiner  Assistenten  verantwortlich  ist. 

Um  sich  bei  dem  persönlichen  Verkehre  mit  Stellen,  Be- 
hörden und  Privaten  gehörig  legitimieren  zu  können,  wird 
jedem  Kommissär  auf  Antrag  des  Vorstandes  der  Erdmessungs- 
kommission  vom  k.  Staatsministerium  des  Innern  für  Kirchen- 
und  Schulangelegenheiten  und  jedem  Assistenten  auf  Antrag 
des  betreffenden  Kommissärs  von  dem  Vorstande  der  Erd- 
messungskommission  eine  Legitimationsurkunde  ausgefertigt. 

München,  den  20.  Oktober  1868. 


26 


Satzungen  der  Stiftungen. 


i. 

Satzung  der  Savigny -Stiftung. 

Bei  der  Feier,  welche  die  Juristische  Gesellschaft  zu  Berlin 
am  29.  November  1861  zum  Gedächtnisse  des  am  25.  Oktober 
desselben  Jahres  verstorbenen  kgl.  Preussischen  Staatsministers 
Dr.  Friedrich  Karl  v.  Savigny  beging,  wurde  der  Beschluss 
verkündet,  das  Andenken  des  grossen  Rechtslehrers  durch 
Gründung  einer  Stiftung  zu  ehren. 

Da  zur  Ausführung  dieses  Beschlusses  die  Summe  von 
16,436  Thlr.  Preuss.  Cour,  bereits  verfügbar  ist,  wird  nach- 
stehendes Statut  errichtet: 

I.  Zweck  der  Stiftung. 

§  1.     Der  Zweck  der  Stiftung  ist: 
in   wesentlicher  Berücksichtigung   der  Bedürfnisse   der  Gesetz- 
gebung und  der  Praxis 

1.  wissenschaftliche  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  des  Rechts 
der  verschiedenen  Nationen  zu  fördern, 

namentlich  solche,  welche  das  römische  Recht  und 
die  verschiedenen  Germanischen  Rechte  sowohl  für  sich 
als  auch  im  Verhältniss  zu  einander  behandeln, 

ferner  solche,  welche  die  von  Savigny  begonnenen 
Untersuchungen  in  seinem  Sinne  weiterführen;     ♦ 


Satzungen  der  Stiftungen  27 

2.  besonders  befähigte  Rechtsgelehrte  in  den  Stand  zu 
setzen,  die  Rechtsinstitutionen  fremder  Länder  durch 
eigene  Anschauung  kennen  zu  lernen  und  darüber  Be- 
richte oder  weitere  Ausführungen  zu  liefern. 

2.  Befähigung  zur  Theilnahme. 

§  2.  Die  Befähigung  zur  Theilnahme  an  den  Vortheilen, 
welche  die  Stiftung  behufs  der  Förderung  ihres  Zweckes  ge- 
währt, ist  an  keine  Nationalität  gebunden. 

3.  Rechte  der  Stiftung. 

§  3.  Die  Stiftung  besitzt  unter  dem  Namen  „Savigny- 
Stiftung"  die  Rechte  einer  Korporation  und  führt  in  ihrem 
Siegel  das  Wappen  der  Familie  v.  Savigny.  Sie  hat  ihren 
Sitz  in  Berlin  und  ihren  Gerichtsstand  bei  dem  kgl.  Stadt- 
gerichte daselbst. 

4.  Stiftungs-Vermögen. 

§  4.  Das  Kapital-Vermögen  der  Stiftung  wird  aus  den 
bisher  gesammelten  Beiträgen  und  aus  den  künftig  eingehenden 
Zuwendungen  gebildet,  sofern  der  Geber  nicht  eine  andere 
Bestimmung  über  die  Art  der  Verwendung  treffen  sollte. 

Das  Kapital- Vermögen  der  Stiftung  darf  niemals  angegriffen 
werden. 

§  5.  Für  die  Zwecke  der  Stiftung  werden  nur  die  Zinsen 
des  Kapital-Vermögens  verwendet. 

5.  Kuratorium  der  Stiftung. 

§  6.  Die  Stiftung  wird  durch  ein  Kuratorium  von  sechs 
Personen  vertreten. 

Das  Kuratorium  wird  bei  seiner  Gründung  aus  zwei  Mit- 
gliedern der  kgl.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin,  zwei 
Mitgliedern  der  juristischen  Fakultät  der  kgl.  Friedrich- Wil- 
helms-Universität daselbst  und  zwei  Mitgliedern  der  juristischen 
Gesellschaft  daselbst  gebildet,  welche  von  diesen  Körperschaften, 
beziehungsweise  von  der  juristischen  Gesellschaft  gewählt  werden. 


28  Satzungen  der  Stiftungen 

Die  Legitimation  der  von  der  juristischen  Gesellschaft 
gewählten  zwei  Mitglieder  wird  dadurch  geführt,  dass  die  von 
der  Akademie  und  der  Fakultät  gewählten  vier  Mitglieder  des 
Kuratoriums  die  Wahl  derselben  als  giltig  anerkennen. 

§  7.  Scheidet  ein  Mitglied  aus  dem  Kuratorium  aus,  so 
erfolgt  die  Neuwahl  von  derjenigen  Körperschaft,  von  welcher 
die  Stelle  des  ausgeschiedenen  Mitgliedes  bei  der  Gründung 
des  Kuratoriums  besetzt  worden  war.  —  Ein  gleiches  Wahl- 
recht steht  in  gleichem  Umfange  der  juristischen  Gesellschaft 
zu  Berlin  zu.  In  Beziehung  auf  die  Prüfung  der  Legitimation 
der  von  der  letzteren  gewählten  Mitglieder  findet  auch  bei 
Neuwahlen  die  Vorschrift  des  §  6  Alinea  3  des  Statuts  An- 
wendung. 

Ist  dieses  Wahlrecht  innerhalb  eines  von  dem  Kuratorium 
zu  bestimmenden  angemessenen  Zeitraumes  nicht  ausgeübt 
worden,  so  ergänzt  sich  das  Letztere  durch  Kooptation  aus 
der  Zahl  der  in  Berlin  wohnenden  Rechtsverständigen.  Es 
müssen  jedoch  stets  zwei  Mitglieder  im  Kuratorium  sitzen, 
welche  weder   der  Akademie   noch   der  Universität  angehören. 

Ueber  jeden  Wahlakt  des  Kuratoriums  wird  eine  notarielle 
Urkunde  aufgenommen. 

§  8.  Das  Kuratorium  legitimiert  sich  als  Vertreter  der 
Stiftung  durch  ein  Attest  des  kgl.  Polizei-Präsidiums  zu  Berlin 
darüber,  dass  das  Kuratorium  der  Stiftung  zur  Zeit  aus  den 
im  Atteste  genannten  Personen  besteht. 

Das  Kuratorium  hat  die  Befugniss,  einen  Syndikus  aus 
seiner  Mitte  zu  wählen  und  diesem  General-  und  Spezialvoll- 
macht cum  facultate  substituendi  zu  ertheilen,  auch  für  ein- 
zelne Rechtsgeschäfte  oder  Prozesse  Jemand,  sei  derselbe  Mit- 
glied des  Kuratoriums  oder  nicht,  unter  Beilegung  sämtlicher 
Rechte,  welche  dem  Vertreter  einer  abwesenden  Partei  zustehen, 
zu  bevollmächtigen. 

§  9.  Das  Kuratorium  wählt  aus  seiner  Mitte  einen  Vor- 
sitzenden, dessen  Name  durch  eine  von  dem  Kuratorium  zu 
bestimmende  Berliner,  Wiener  und  Münchener  Zeitung  ver- 
öffentlicht wird. 


Satzungen  der  Stiftungen  29 

Der  Vorsitzende  repräsentirt  die  Stiftung  in  allen  ausser- 
gerichtlichen  Angelegenheiten.  Die  Zahlungs-Anweisungen  an 
die  Kasse  der  Stiftung  bedürfen  jedoch  der  Unterschrift  des 
Vorsitzenden  und  zweier  Mitglieder  des  Kuratoriums. 

§  10.  Die  Beschlüsse  des  Kuratoriums  werden  durch 
Stimmenmehrheit  seiner  Mitglieder  gefasst. 

Bei  Stimmengleichheit  gibt  die  Stimme  des  Vorsitzenden 
den  Ausschlag. 

Lässt  der  Vorsitzende  schriftlich  abstimmen,  so  muss  die 
schriftlich  zu  formulirende  Frage  jedem  Mitgliede  zur  Erklärung 
vorgelegt  werden,  und  steht  es  dann  in  der  Befugniss  jedes 
Einzelnen,  über  die  Frage  eine  mündliche  Berathung  und 
Abstimmung  zu  beantragen. 

Zu  einem  giltigen  Beschlüsse  des  Kuratoriums  auf  Grund 
mündlicher  Abstimmung  ist  die  Anwesenheit  von  mindestens 
drei  Mitgliedern  erforderlich. 

§  11.  Das  Kuratorium  hat  für  die  zinsbare  und  deposital- 
mässig  sichere  Anlegung  des  Stiftungsvermögens  Sorge  zu 
tragen. 

Die  Documente  der  Stiftung  sind  bei  einer  mit  Deposital- 
ver waltung  verbundenen  öffentlichen  Anstalt  zu  deponiren. 

Die  Kasse  der  Stiftung  wird  durch  einen  vom  Kuratorium 
hiermit  zu  beauftragenden  öffentlichen  Kassenbeamten  geführt. 
Diesem  wird  nach  erfolgter  Rechnungslegung  alljährlich  die 
Decharge  durch  das  Kuratorium  ertheilt. 

§  12.  Das  Kuratorium  stellt  nach  einem  sechsjährigen 
vom  1.  Januar  1863  ab  zu  berechnenden  Turnus  die  Zinsen- 
masse nach  Abzug  der  Verwaltungskosten  in  runder  Summe 
folgenden  drei  Akademien  zu  den  Zwecken  der  Stiftung  (§  1) 
zur  Verfügung  und  zwar  die  Zinsenmassen 

1.  des  ersten  und  zweiten  Jahres  der  kaiserlichen  Akademie 
der  Wissenschaften  zu  Wien, 

2.  des  dritten  und  vierten  Jahres   der  kgl.  Akademie  der 
Wissenschaften  zu  München, 

3.  des  fünften  und  sechsten  Jahres  der  kgl.  Akademie  der 
Wissenschaften  zu  Berlin. 


30  Satzungen  der  Stiftungen 

§  13.  Von  demjenigen  Zeitpunkte  an,  wo  das  Kapital- 
Vermögen  der  Stiftung  die  Summe  von  Dreissigtausend  Thalern 
Preuss.  Cour,  erreicht  haben  wird,  tritt  ein  dreijähriger  Turnus 
unter  den  genannten  Akademien  in  der  angegebenen  Reihen- 
folge ein. 

§  14.  Der  Geschäftsgang  bei  dem  Kuratorium  wird  durch 
die  anliegende  Geschäftsordnung  geregelt. 

§  15.  Zu  einer  Abänderung  der  Geschäftsordnung  ist  die 
Zustimmung  von  wenigstens  vier  Mitgliedern  des  Kuratoriums 
erforderlich. 

6.  Der  Wirkungskreis  der  Akademien. 

§  16.  Die  Akademie,  welcher  die  Zinsenmasse  nach  Vor- 
schrift des  §  12  zur  Verfügung  gestellt  ist,  hat  die  Wahl, 
aus  derselben 

1.  ein  in  Druck  oder  in  Schrift  ihr  vorliegendes  Werk  zu 
prämiiren, 

2.  eine  Preisaufgabe  zur  Konkurrenz  auszuschreiben, 

3.  ein  Reisestipendium  zu  ertheilen, 

4.  die  zur  Ausführung  einer  rechtswissenschaftlichen  Arbeit 
erforderlichen  Geldmittel  zu  gewähren. 

Dem  freien  Ermessen  der  Akademie  bleibt  überlassen,  ob 
sie  die  ihr  zur  Verfügung  gestellte  Zinsenmasse  zu  einem  und 
demselben  Unternehmen  oder  zu  verschiedenen  Zwecken  (Nr.  1 
bis  4)  verwenden  will. 

Auch  die  Zinsenmassen  mehrerer  Jahre  können  mit  Ein- 
willigung der  betheiligten  Akademien  für  ein  und  dasselbe 
Unternehmen  bestimmt  und  verwendet  werden. 

Ordentlichen  einheimischen  Mitgliedern  der  konferirenden 
Akademie  dürfen  weder  Preise  noch  Reisestipendien  ertheilt 
werden. 

Die  wissenschaftlichen  Arbeiten  ad  1.  2.  4.,  sowie  die 
Heiseberichte  ad  3.  müssen  in  Lateinischer,  Deutscher,  Eng- 
lischer, Französischer  oder  Italienischer  Sprache  abgefasst  sein. 

§  17.  Beabsichtigt  die  Akademie  ein  bereits  vollendetes 
Werk    zu   prämiiren   (§  16  Nr.  1),    so    hat    dieselbe  innerhalb 


Satzungen  der  Stiftungen  31 

eines  Jahres,  von  dem  Zeitpunkte  an  gerechnet,  wo  ihr  die 
Zinsenmasse  zur  Verfügung  gestellt  ist,  diese  Prämiirung  aus- 
zusprechen und  dem  Kuratorium  unter  Uebersendung  des  Werkes 
sowie  des  die  Prämiirung  motivirenden  Gutachtens  die  Zahlungs- 
anweisung zu  ertheilen. 

Schriften,  welche  schon  länger  als  vier  Jahre  vor  dem 
Beschlüsse,  ein  Werk  zu  prämiiren,  durch  den  Druck  veröffent- 
licht worden,  sind  von  der  Prämiirung  ausgeschlossen. 

Die  Auszahlung  der  ganzen  Prämie  für  ein  Werk,  welches 
im  Manuscripte  vorliegt,  darf  erst  nach  der  Veröffentlichung 
des  Werkes  durch  den  Druck  erfolgen. 

§  18.  Stellt  die  Akademie  eine  Preisaufgabe  (§  16  Nr.  2), 
so  veröffentlicht  sie  innerhalb  eines  Jahres,  von  dem  Zeitpunkte 
an  gerechnet,  wo  ihr  die  Zinsenmasse  zur  Verfügung  gestellt 
ist,  in  ihren  Organen  und  in  den  ihr  geeignet  erscheinenden 
öffentlichen  Blättern  das  Thema,  die  Bedingungen  der  Kon- 
kurrenz und  den  Zeitpunkt  der  Ablieferung  der  Arbeiten,  setzt 
auch  das  Kuratorium  hiervon  in  Kenntniss. 

An  dem  auf  diesem  Zeitpunkt  der  Ablieferung  zunächst 
folgenden  2L  Februar  oder  in  der  demnächst  folgenden  Ge- 
samtsitzung verkündet  die  Akademie  das  Resultat  der  Kon- 
kurrenz-Ausschreibung, sowie  den  Namen  des  Verfassers  der 
gekrönten  Preisschrift  und  ertheit  demnächst  dem  Kuratorium 
bei  Uebersendung  der  Preisschrift  und  des  die  Preisertheilung 
motivirenden  Gutachtens  die  Zahlungsanweisung. 

Die  Auszahlung  der  ganzen  Prämie  erfolgt  auch  in  diesem 
Falle  erst  dann,  wenn  die  Veröffentlichung  der  Preisschrift 
durch  den  Druck  bewirkt  wird. 

Ist  die  Preisaufgabe  nach  dem  Urtheile  der  Akademie 
nicht  gelöst,  so  steht  es  in  ihrer  Befugniss,  dieselbe  Aufgabe 
nochmals  zur  Konkurrenz  auszuschreiben. 

§  19.  Bewilligt  die  Akademie  ein  Reisestipendium  (§16 
Nr.  3),  so  wird  dieser  Beschluss  innerhalb  eines  Jahres,  von 
dem  Zeitpunkte  an  gerechnet,  wo  ihr  die  Zinsenmasse  zur 
Verfügung  gestellt  ist,  spätestens  am  nachfolgenden  21.  Februar 
oder  in  der  demnächst  folgenden  Gesamtsitzung  verkündet  und 


32  Satzungen  der  Stiftungen 

steht  es  in  der  Befugniss  der  Akademie,  dem  Perzipienten  eine 
bestimmte  Anweisung  zu  ertheilen.  Der  diesfällige  Beschluss 
unter  Angabe  der  Zahlungsmodalitäten  ist  dem  Kuratorium 
zur  Ausführung  mitzutheilen.  Die  Akademie  wird  Massregeln 
treffen  oder  durch  das  Kuratorium  treffen  lassen,  welche  die 
Veröffentlichung  des  Reiseberichtes  möglichst  sichern. 

§  20.  Entscheidet  sich  die  Akademie  dafür,  die  Zinsen- 
masse ganz  oder  zum  Theile  einem  Rechtsgelehrten  zur  Aus- 
führung einer  bestimmten  wissenschaftlichen  Arbeit  zu  ge- 
währen (§16  Nr.  4),  so  ist  sie  verpflichtet,  über  den  Plan 
der  Arbeit  vom  Verfasser  eine  Vorlage  zu  erfordern,  von  dem 
Fortgange  des  Unternehmens  sich  in  Kenntniss  zu  erhalten 
und  die  Veröffentlichung  des  Resultates  der  Forschungen  mög- 
lichst zu  sichern. 

Dem  Kuratorium  wird  bei  Mittheilung  der  gemachten 
Vorlagen  und  der  in  der  Angelegenheit  von  der  Akademie 
gefassten  Beschlüsse  die  Zahlungs-  An  Weisung  ertheilt. 

§  21.  Verfügt  die  Akademie  an  dem  21.  Februar  oder 
in  der  demselben  zunächst  folgenden  Gesammtsitzung  (§§  18 
bis  19)  nicht  über  die  ihr  zur  Verfügung  gestellte  Zinsen- 
masse oder  macht  sie  nicht  innerhalb  des  einjährigen  Zeit- 
raumes von  dem  ihr  nach  §  17  resp.  §  20  zustehenden  Rechte 
Gebrauch,  ein  bereits  vollendetes  Werk  zu  prämiiren,  be- 
ziehungsweise einem  Rechtsgelehrten  zur  Ausführung  einer 
wissenschaftlichen  Arbeit  die  Mittel  zu  überweisen,  oder  er- 
klärt sie  nicht  innerhalb  gleicher  Frist  dem  Kuratorium,  dass 
sie  von  dem  Rechte  des  §  16  Alinea  3  Gebrauch  mache,  so 
ist  die  Masse  der  ferneren  Verfügung  der  Akademie  entzogen. 
Diese  verfallenen  Massen  werden  einem  besonders  zu  ver- 
waltenden Fonds  der  Stiftung  zugeschrieben,  dessen  Zinsen 
zur  Deckung  der  Druckkosten  für  die  prämiirten  Werke  gleich- 
zeitig mit  der  Zinsenmasse  des  Kapital- Vermögens  (§  12)  der 
Akademie  zur  Verfügung  gestellt  werden. 

Die  von  der  Akademie  nicht  zum  Druck  angewiesenen 
Zinsen  des  Druckkostenfonds  werden  zum  Kapitale  dieses  Fonds 
geschlagen. 


Satzungen  der  Stiftungen  33 

§  22.  Abänderungen  dieses  Statuts  bedürfen,  ausser  der 
Bestätigung  der  Staatsbehörde,  der  Zustimmung  der  drei  Aka- 
demien und  des  Kuratoriums  der  Stiftung. 

So  beschlossen  zu  Berlin,  den  27.  März  1863. 
Das  Gründungs-Comite  der  Savigny-Stiftung: 

v.  Bernuth.     v.  Bethmann-Hollweg. 

Borchardt.     Bornemann.     Dr.  Bruns.     Dr.  Dove. 

Dr.  Gneist.     Dr.  Heydemann.     Dr.  Homeyer. 

Meyen.      Freiherr  v.  Patow.     Dr.  Richter. 

Dr.  Rudorff.      Graf  v.  Schwerin.     Simson. 

Volkmar.     Graf  v.  Wartensleben. 


Auf  Grund  vorstehender  Statuten  ist  die  hiesige  Savigny- 
Stiftung  durch  die  Allerhöchste  Ordre  vom  20.  v.  Mts.,  welche 
wörtlich,  wie  folgt,  lautet: 

„Auf  Ihren  Bericht  vom  18.  ds.  Mts.  will  Ich  der 
„Savigny-Stiftung  zu  Berlin  auf  Grund  ihres  wieder 
„beifolgenden  Statuts  de  dato  Berlin  den  27.  März 
„1863  hiermit  Meine  landesherrliche  Genehmigung 
„ertheilen" 
Salzburg,  den  20.  Juli  1863. 

Gez.    WILHELM. 

Gez.   v.  Müh ler. 

„An  den  Minister  der  geistlichen,  Unter- 
richts-  und  Medicinal- Angelegenheiten" 

landesherrlich  genehmigt  worden. 

Berlin,  den  6.  August  1863. 

(L.  S.) 

Der  Minister  der  geistlichen,  Unterrichts- 
und Medicinal-Angelegenheiten. 
In  Vertretung:  Lehne rt.*) 


*)  Die  drei  Akademien  zu  Berlin,  München  und  Wien  haben  durch 
Beschlüsse  vom  23.  April,  bezw.  6.  und  7.  Mai  18G3  die  ihnen  in  der 
Satzung  zugedachten  Funktionen  dauernd  übernommen.  Das  Kuratorium 
der  Stiftung  konstituierte  sich  zu   lierlin  am  29.  Dezember  1863. 

Jahrbuch  1913.  3 


34  Satzungen  der  Stiftungen 

Durch  das  Kuratorium  der  Savigny-Stiftung  sind  in  den 
Jahren  1886  und  1887  folgende  Zusätze  zum  Statut  gemacht 
und  von  den  drei  beteiligten  Akademien,  sowie  von  Staats- 
aufsichtswegen von  dem  K.  Preussischen  Minister  der  geist- 
lichen, Unterrichts-  und  Medizinal-Angelegenheiten  genehmigt 
worden : 

1.  Zusatz  zu  §  16.  „Die  verfügende  Akademie  ist  be- 
rechtigt auf  Antrag  des  Kuratoriums  die  Zinsenmasse  bis  zu 
einem  Fünftel  zur  Unterstützung  periodischer  Publikationen, 
welche  zu  den  Zwecken  der  Savigny-Stiftung  in  Beziehung 
stehen,  zu  verwenden." 

2.  Zusatz  zu  §  20.  „Für  die  Ausführung  der  Arbeit  in 
der  von  der  beteiligten  Akademie  zu  bestimmenden  Form  hat 
dieselbe  einen  Termin  festzusetzen  und  ist  berechtigt,  denselben 
auf  höchstens  zwei  Jahre  zu  verlängern.  Von  der  Verlängerung 
ist  das  Kuratorium  zu  benachrichtigen. 

Ist  kein  Termin  festgesetzt,  so  gilt  als  solcher  der  Schluss 
des  fünften  Jahres  nach  demjenigen  Jahre,  in  welchem  der 
Auftrag  erteilt  worden  ist.  Erfolgt  die  Ausführung  innerhalb 
der  bezeichneten  Frist  nicht,  so  werden  die  noch  nicht  er- 
hobenen Beträge  dem  Fonds  der  Stiftung  zugeführt." 


IL 

Revidierte  Satzung  der  Liebig-Stif tung.  *) 

Allerhöchst    genehmigt    laut   Entschliessung    des   K.  Staatsministeriums 
des   Innern    für  Kirchen-   und   Schulangelegenheiten   vom  9.  April  1892 

Nr.  5303. 

§    1. 
Die  Stiftung  hat  den  Zweck,    das  Andenken    an  den  Be- 
gründer   der    Landwirtschafts-Wissenschaft    auf    dem    Gebiete 
der  Naturforschung 


*)  Die  Stiftung  wurde  begründet  mit  einem  von  praktischen  Land- 
wirten und  Freunden  der  Landwirtschaft  für  Justus  von  Liebig  gesam- 
melten Ehrengeschenk  im  Betrag  von  15200  Gulden.    Die  Bestimmungen 


Satzungen  der  Stiftungen  35 

Justus  von  Liebig 
dauernd  zu  erhalten  und  zu  ehren. 

Dieselbe  wurde  am  9.  August  1873  landesherrlich  be- 
stätigt, hat  juristische  Persönlichkeit  und  steht  unter  dem 
Schutze  der  bayerischen  Staatsverfassung. 

§  2. 
Der  Stiftungszweck    soll    durch    öffentliche   Anerkennung 
hervorragender   Leistungen    in    Beziehung    auf   die   Landwirt- 
schaft und  zwar: 

1.  wissenschaftlicher  Leistungen, 

2.  sonstiger  erfolgreicher  Bestrebungen  überhaupt  erreicht 
werden. 

Ausserdem  können  die  aus  der  Stiftung  fliessenden,  zu 
solchen  Anerkennungen  nicht  verbrauchten  Mittel  auch  behufs 
Anregung  und  Förderung  zur  Landwirtschaft  in  Beziehung 
stehender  wissenschaftlicher  Arbeiten,  Publikationen  oder  son- 
stiger Unternehmungen  Verwendung  finden. 

.       §  3. 

Die  öffentlichen  Anerkennungen  erfolgen  entweder  auf 
Grund  des  Erlasses  von  Preisausschreiben  über  wissenschaft- 
liche Fragen  oder  ohne  Preisbewerbung  nach  freiem  Ermessen 
des  Kuratoriums  der  Lieb  ig- Stiftung. 

Bewerbungen,  welche  nicht  durch  ein  Preisausschreiben 
veranlasst  wurden,  sind  unzulässig. 

§  4. 
Die  Auszeichnungen  bestehen: 

1.  in  Medaillen  von  Gold,  Silber  oder  Bronce, 

2.  in  Ehrengeschenken    in  Geld,    nicht   unter  fünfhundert 
Mark  deutscher  Währung. 


über  die  Verwendung  dieses  Geschenks  für  eine  Liebig-Stiftung  und 
über  den  Zweck  derselben  wurden  noch  von  Liebig  selbst,  kurz  vor 
seinem  Tode,  getroffen.  Zur  Zeit  ist  das  Stiftungskapital  auf  47  700  M. 
angewachsen. 

3* 


36  Satzungen  der  Stiftungen 

§  5. 
Die  Verleihung  einer  Medaille  in  Gold  schliesst  ein  Geld- 
Ehrengeschenk  aus.    Mit  letzterem  dagegen  ist  die  Bewilligung 
der  silbernen  oder  broncenen  Medaille  verbunden,  welche  aber 
auch  für  sich  allein  verliehen  werden  können. 

§6. 
Die  Zahl  der  gleichzeitigen  Inhaber  der  goldenen  Me- 
daille ist  auf  acht  beschränkt,  so  dass  nach  Erfüllung  dieser 
Zahl  eine  weitere  Verleihung  nur  nach  dem  Tode  eines  In- 
habers derselben  erfolgen  kann.  Nur  Deutsche  oder  Deutsch- 
Oesterreicher  sind  befähigt,  solche  zu  erlangen. 

§  7. 
Bei  einer  Konkurrenz  um  Preise,  welche  in  Folge  des- 
fallsiger  Ausschreiben  verliehen  werden,  sollen  nur  wissen- 
schaftliche Arbeiten  zulässig  sein,  die  in  deutscher  Sprache 
abgefasst  sind;  die  Verleihung  der  Preise  dagegen  ist,  inso- 
ferne  nicht  die  goldene  Medaille  in  Frage  steht  (§  6),  an  eine 
Nationalität  nicht  gebunden. 

§  8. 
Ueber  die  Einkünfte  aus  dem  Stiftungs-Kapital  im  Sinne 
der  entsprechenden  Bestimmungen  verfügt  das  Kuratorium  der 
Liebig -Stiftung. 

§  9. 
Dieses  Kuratorium  soll  bestehen: 

1.  aus    dem    Präsidenten    der    k.    Akademie    der   Wissen- 
schaften in  München; 

2.  aus  dem  Sekretär  der  mathematisch-physikalischen  Klasse 
derselben  Akademie; 

3.  aus  einem  weiteren  Mitgliede  dieser  Klasse; 

4.  aus  den  Inhabern  der  goldenen  Liebig-Medaille; 

5.  aus  einem  Lehrer  der  Volkswirtschaft  an  der  Universität 
oder  der  technischen  Hochschule  München; 

6.  aus  einem  derselben  Universität   oder   einer   der  beiden 
andern    Hochschulen    Münchens    (der    technischen    und 


Satzungen  der  Stiftungen  37 

tierärztlichen)  augehörigen  Vertreter  eines  landwirt- 
schaftlichen oder  zur  Landwirtschaft  in  naher  Beziehung 
stehenden  Faches; 
7.  aus  einem  Nachkommen  Justus  von  Liebigs  in  männ- 
licher Linie,  wofern  dessen  männliche  Descendenz  diese 
Vertretung  wünscht  und  dem  Kuratorium  die  betreffende 
Person  schriftlich  bezeichnet.  Dieselbe  wird  von  den 
majorennen  männlichen  Familien-Mitgliedern  auf  Lebens- 
dauer durch  Stimmenmehrheit  gewählt. 

§  10. 

Die  in  München  wohnenden  Mitglieder  des  Kuratoriums 
bilden  den  Lokal- Ausschuss ,  welcher  die  laufenden  Geschäfte 
zu  besorgen  hat. 

Der  Präsident  der  Akademie  der  Wissenschaften  in  München 
führt  als  solcher  den  Vorsitz  im  Kuratorium,  der  Sekretär  der 
mathematisch -physikalischen  Klasse  vertritt  denselben;  den 
Schriftführer  wählt  der  Vorsitzende  aus  den  Mitgliedern  des 
Lokal- Ausschusses. 

§  ii. 

Das  unter  §  9.  3.  erwähnte  Mitglied  der  Akademie  und 
der  unter  §  9.  5.  erwähnte  Lehrer  der  Volkswirtschaft  sowie 
das  unter  §  9.  6.  erwähnte  Mitglied  einer  der  drei  Hoch- 
schulen Münchens  wird  auf  Vorschlag  des  Vorsitzenden  von 
dem  Lokal-Ausschuss  gewählt. 

§  12. 

Der  Lokal-Ausschuss  sowie  das  Plenum  des  Kuratoriums 
treten  in  Folge  besonderer  Einladung  des  Vorsitzenden,  welcher 
die  Gegenstände  der  Verhandlungen  anzufügen  sind,  nach  Be- 
dürfnis zusammen,  um  über  die  Erreichung  der  Zwecke  der 
Stiftung  zu  beraten. 

§  13. 

Jedes  Mitglied  des  Kuratoriums  ist  berechtigt,  schriftlich 
oder  mündlich  Anträge  zu  stellen,  und  der  Vorsitzende  ist 
verpflichtet,  diese  zur  Beratung  und  nach  Massgabe  des  8  14 
zur  Abstimmung  zu  bringen. 


38  Satzungen  der  Stiftungen 

§  14. 

In  allen  Fällen,  in  welchen  die  Erfüllung  des  Stiftungs- 
zweckes (§  2)  in  Frage  steht,  fasst  der  Lokal-Ausschuss  keine 
bindenden  Beschlüsse;  derselbe  formuliert  und  begutachtet 
zunächst  nur  die  eingekommenen  Vorschläge  und  unterbreitet 
sie  dann  den  auswärtigen  Mitgliedern  zur  schriftlichen  Ab- 
stimmung. 

Zur  Vornahme  derselben  wird  den  auswärtigen  Mitgliedern 
von  dem  Vorsitzenden  eine  Präklusivfrist  gesetzt,  nach  deren 
fruchtlosem  Verlaufe  die  Stimmenabgabe  nicht  mehr  zulässig 
ist.  Stimmen,  welche  nicht  bestimmt  mit  „Ja"  oder  „Nein" 
lauten,  werden  nicht  gezählt. 

Die  definitive  Abstimmung  des  Lokal-Ausschusses  erfolgt 
erst  nach  Eingang  der  Abstimmung  der  auswärtigen  Mitglieder. 

Der  definitive  Beschluss  des  Kuratoriums  verlangt  zwei 
Dritteile  der  von  den  auswärtigen  und  einheimischen  Mitgliedern 
abgegebenen  Stimmen. 

§  15. 
Das  Kuratorium  wird  nach  Aussen  durch  den  Vorsitzenden 
desselben  vertreten.    Derselbe  hat  die  Beschlüsse,  so  weit  solche 
von    weiterem   Interesse   für    das  Publikum    sind,    bekannt   zu 
machen. 

§  16. 
Verleihungen  von  Medaillen  der  Li e big- Stiftung  oder 
von  Ehrengeschenken  (resp.  Zuerkennungen  von  Preisen  in 
Folge  von  Ausschreibungen)  oder  Unterstützungen  von  Unter- 
nehmungen aus  derselben  sind  der  deutschen  Landwirtschafts- 
Gesellschaft,  so  lange  diese  besteht,  zur  Proklamierung  bei 
derselben  mitzuteilen.  Ausserdem  werden  solche  durch  die 
Presse  zur  öffentlichen  Kenntnis  gebracht. 

§  17. 
Die  Stiftung  domiziliert  in  München  und  führt  den  Namen 
Lieb  ig- Stiftung. 


Satzungen  der  Stiftungen  39 

§  18. 
Das  Vermögen  der  Stiftung  besteht: 

1.  aus  einem  von  Freunden  der  Sache  gespendeten  Ehren- 
geschenke von  dreissigtausend  Mark; 

2.  aus  etwaigen  Schenkungen,  welche  in  der  Absicht  ge- 
macht werden,  den  Grundstock  der  Stiftung  zu  erhöhen. 

Die  Verwaltung  des  Stiftungsfonds  geschieht  durch  den 
Lokal-Ausschuss  und  die  Kassaverwaltung  der  K.  Akademie 
der  Wissenschaften  nach  den  Normen,  welche  für  diese  Kassa- 
verwaltung gegeben  sind. 

Die  Kassa-Kuratel  und  die  Rechnungs-Revision  hat  die 
K.  Rechnungskammer. 

§  19. 
Das  Stiftungsvermögen  soll  pupillarisch,  wo  möglich  hypo- 
thekarisch angelegt  und  darf  in  keinem  Falle  dauernd  ver- 
mindert werden;  es  soll  eine  jährliche  Rente  von  mindestens 
1200  Mark  abwerfen.  Tritt  durch  unvermeidliche  Ereignisse 
eine  Schmälerung  dieser  Rente  ein,  so  ist  die  Verwendung 
dieser  Stiftungsrente  ganz  oder  teilweise  zu  sistieren,  bis  die 
Normalrente  wieder  erreicht  ist. 

§  20. 

Aenderungen  an  diesem  Statut,  wenn  einzelne  Bestimmungen 
bei  der  Ausführung  auf  Schwierigkeiten  stossen,  oder  wenn  die 
Zeitverhältnisse  solche  erfordern  sollten,  hat  das  Kuratorium 
das  Recht  jederzeit  vorzunehmen;  dieselben  können  jedoch 
nur  dann  bewirkt  werden,  wenn  mindestens  zwei  Drittel  der 
Mitglieder  des  Kuratoriums  zustimmen. 

Jede  Abänderung  des  Statuts  bedarf  der  königlichen  Ge- 
nehmigung. 


40  Satzungen  der  Stiftungen 

III. 

Satzung  des  Zographos-Fonds  zur  Förderung  des  Studiums 
der  griechischen  Sprache  und  Literatur 

beschlossen   von   der  philos.-philol.  Klasse   der  K.  bayer.  Akademie   der 

Wissenschaften  in  der  Sitzung  vom  3.  Februar  1877,  bezw.  vom  6.  März 

1886,    genehmigt   vom   K.  Staatsministerium   durch  Entschliessung    vom 

10.  Februar  1877,  bezw.  vom  27.  Mai  1886. 

8  i. 

Das  von  Herrn  Christakis  Zographos  geschenkte  Kapital 
im  Betrage  von  25000  Francs  oder  20000  Mark  wird  den 
für  die  Anlage  von  Stiftungsgeldern  massgebenden  Vorschriften 
entsprechend  in  Wertpapieren  angelegt,  welche  dem  Kassier 
der  K.  Akademie  der  Wissenschaften  zur  Aufbewahrung  zu 
übergeben  sind. 

§  2. 

Die  Beschlussfassung  über  die  Art  der  ersten  Anlage  des 
Kapitals  und  über  die  Wiederanlage  etwa  heimbezahlt  werdender 
Kapitalbeträge  steht,  vorbehaltlich  der  im  §  1  gezogenen 
Schranken,  dem  Vorstande  der  K.  Akademie  der  Wissenschaften 
in  Gemeinschaft  mit  den  Klassen-Sekretären  zu;  jedoch  darf 
dabei  eine  Herabminderung  des  Kapitals  unter  den  Nominal- 
wert nicht  stattfinden,  welchen  dasselbe  zur  Zeit  aufweist  oder 
im  betreffenden  Zeitpunkte  zufolge  einer  etwa  inzwischen  ein- 
getretenen Admassierung  aufweisen  wird. 

§  3. 
Sollte  durch  irgend  welchen  Unglücksfall  eine  Vermin- 
derung des  Kapitals  eintreten,  so  sind  die  aus  ihm  fliessenden 
Renten  so  lange  zu  dessen  Wiederergänzung  zu  verwenden, 
bis  dasselbe  wieder  auf  seinen  ursprünglichen  Nominalbetrag 
gebracht  ist,  und  hat  so  lange  jede  anderweitige  Verwendung 
derselben  zu  unterbleiben. 

§  4. 
Der  Kassier  der  K.  Akademie  der  Wissenschaften  hat  nicht 
nur  für  die  gehörige  Aufbewahrung  der  Wertpapiere  zu  sorgen, 


Satzungen  der  Stiftungen  41 

sondern  auch  die  Ziehungslisten  in  Bezug  auf  diese  zu  über- 
wachen und  die  fälligen  Zinsen  rechtzeitig  zu  erheben.  Werden 
Papiere  des  Fonds  zur  Heimbezahlung  gezogen  oder  ander- 
weitig gekündigt,  so  hat  er  hievon  dem  Vorstande  der  K.  Aka- 
demie und  den  Klassensekretären  sofort  Anzeige  zu  machen 
und  auf  die  ihm  gemäss  eines  nach  §  2  gefassten  Beschlusses 
erteilte  Weisung  für  die  Erhebung  und  Wiederanlage  der  Be- 
träge zu  sorgen.  Auch  hat  derselbe  jährlich  über  den  Stand 
des  Fonds  und  die  für  denselben  bezogenen  Einnahmen  und 
Ausgaben  schriftliche  Rechnung  zu  stellen,  von  deren  Ergebnis 
in  der  nächstfolgenden  Sitzung  der  philos.-philol.  Klasse  Mit- 
teilung zu  machen  ist,  nachdem  dieselbe  zuvor  durch  den  Vor- 
stand der  Akademie  und  die  Klassensekretäre  geprüft  worden 
sein  wird. 

§  5. 
Die  Verwendung  der  Renten  des  Kapitals  erfolgt,  nach 
Abzug  der  auf  dessen  Verwaltung  erlaufenden  Kosten  (s.  §  10) 
und  vorbehaltlich  der  im  §  3  gesetzten  Einschränkung  derart, 
dass  alle  zwei  bis  vier  Jahre,  je  nach  dem  Umfang  oder  der 
Schwierigkeit  der  Aufgabe,  ein  dem  jedesmal  verfügbaren 
Rentenbetrage  möglichst  entsprechender  Preis  ausgeschrieben 
beziehungsweise  zuerkannt  wird  für  die  Bearbeitung  eines 
Themas,  welches  dem  Gebiete  der  Sprache,  Literatur,  des 
öffentlichen  und  Privat-Lebens  der  Griechen  im  Altertum  oder 
im  Mittelalter  entnommen  ist.  Von  dem  zuerkannten  Preise 
wird  ein  Teil  sofort  nach  der  Zuerkennung,  der  Rest  aber  erst 
dann  zahlbar,  wenn  der  Verfasser  für  die  Druck- Veröffent- 
lichung genügende  Sicherheit  geboten  hat;  die  ziffermässige 
Ausscheidung  der  beiden  Beträge  bleibt  von  Fall  zu  Fall  dem 
Beschlüsse  der  philos.-philol.  Klasse  vorbehalten. 

§  6- 
Sowohl  die  Wahl  der  Preisaufgaben  als  die  Zuerkennung 
der  Preise  erfolgt  durch  den  Beschluss  der  philos.-philol.  Klasse 
nach   einfacher  Mehrheit   der   in    der  betreffenden  Sitzung   an- 
wesenden ordentlichen  Mitglieder  auf  Grund  eines  vorgängigen 


42  Satzungen  der  Stiftungen 

Berichtes,  welchen  ein  von  ihr  gewähltes  Comite  erstattet  haben 
wird.  Sowohl  die  gestellten  Preisaufgaben  als  die  zuerkannten 
Preise  sollen  namens  der  Gesamt-Akademie  an  ihrem  Stiftungs- 
Feste  verkündet  und  in  einigen  der  gelesensten  Blätter  öffentlich 
ausgeschrieben  werden. 

§  7. 

Konkurrenzfähig  sind  Arbeiten,  welche  entweder  in  deutscher 
oder  in  lateinischer  oder  in  griechischer  Sprache  geschrieben 
sind.  Dieselben  müssen  an  Stelle  des  Namens  des  Verfassers 
ein  Motto  tragen,  welches  an  der  Aussenseite  eines«  mitfolgenden, 
den  Namen  des  Verfassers  enthaltenden,  verschlossenen  Couverts 
wiederkehrt.  Der  unerstreckliche  Einsendungs-Termin  ist  der 
31.  Dezember  desjenigen  Jahres,  mit  welchem  die  Bewerbungs- 
frist abläuft. 

§  8. 

Die  philos.-philol.  Klasse  wählt  aus  ihrer  Mitte  auf  drei 
Jahre  das  Comite,  dem  sie  die  Berichterstattung  über  die  ein- 
gelaufenen Arbeiten  und  die  Vorschläge  der  neu  zu  stellenden 
Preisaufgaben  überträgt.  Sie  wird  in  ihrer  dem  Stiftungstage 
der  Akademie  zunächst  vorangehenden  Sitzung  diesen  Bericht 
und  diese  Vorschläge  entgegennehmen  und  über  die  betreffenden 
Fragen  Beschluss  fassen.  Das  Ergebnis  hievon  ist  sofort  dem 
Vorstande  der  Akademie  mitzuteilen. 

§  9. 
Glaubt  die  Klasse  keiner  der  eingelaufenen  Arbeiten  den 
Preis  zuerkennen  zu  können,  oder  sind  solche  überhaupt  nicht 
eingelaufen,  so  hat  dieselbe  sofort  darüber  Beschluss  zu  fassen, 
ob  der  demzufolge  unverwendet  bleibende  Rentenbetrag  zu 
weiteren  Preis -Ausschreibungen  verwendet  oder  aber  zum 
Kapital  geschlagen  werden  soll. 

§  io. 

Die  eigentlichen  Regiekosten,  Briefporti,  Zeitungs-Inserate, 
ferner  angemessene  Remunerationen  für  den  Kassier,  sowie  für 
die  jedesmaligen  Preisrichter,  sind  auf  Rechnung  der  laufenden 
Renten  zu  tragen. 


Satzungen  der  Stiftungen  43 

IV. 

Münchener  Btirgerstiftung  bei  der  Kgl.  bayerischen 
Akademie  der  Wissenschaften. 

Von  dem  Wunsche  geleitet,  dem  derzeitigen  Präsidenten 
der  Kgl.  bayerischen  Akademie  der  Wissenschaften,  Max 
von  Pettenkofer,  Ehrenbürger  der  Stadt  München  und  Be- 
sitzer der  goldenen  Bürgermedaille,  einen  bleibenden  Beweis 
der  Verehrung  und  des  Dankes  für  sein  gemeinnütziges  Wirken 
zu  geben,  hat  sich  eine  Anzahl  von  Münchener  Bürgern  und 
Firmen  zu  dem  Zwecke  vereinigt,  ein  Kapital  zu  sammeln 
und  der  Kgl.  Akademie  der  Wissenschaften  zur  Verfügung  zu 
stellen,  um  daraus  eine  „Münchener  Bürgerstiftung  bei  der 
Kgl.  bayerischen  Akademie  der  Wissenschaften"    zu  errichten. 

Nachdem  die  gezeichneten  und  eingezahlten  Beträge  die 
Summe  von  70000  M.  überschritten  haben,  wurde  durch  den 
Präsidenten  und  die  drei  Klassensekretäre  Namens  der  Gesamt- 
akademie beschlossen,  der  zu  errichtenden  Stiftung  folgendes 
Statut  zu  geben: 

Satzung  der  Münchener  Bürgerstiftung    bei   der  Kgl.  bayerischen 
Akademie  der  Wissenschaften. 

Landesherrlich  bestätigt  laut  EntSchliessung   des  K.  Staatsministeriums 
des    Innern    für  Kirchen-   und    Schulangelegenheiten    vom   8.  Juni  1896 

Nr.  8510. 

§    1. 
Aus   Spenden   Münchener   Bürger   und   Firmen    wird    eine 
Stiftung  errichtet  unter  dem  Namen  „Münchener  Bürgerstiftung 
bei  der  Kgl.  bayerischen  Akademie  der  Wissenschaften". 

§  2. 
Zweck  der  Stiftung  ist,  aus  den  Zinsen  dieses  der  Kgl.  Aka- 
demie zur  Verfügung  gestellten  Kapitals  Forschungen  auf  dem 
Gebiet  derjenigen  Wissenschaften  zu  veranlassen  und  zu  unter- 
stützen, welche  in  der  mathematisch-physikalischen  Klasse 
Vertretung  finden. 


44  Satzungen  der  Stiftungen 

§  3. 
Das  Stiitungsvermögen  wird  gebildet:  durch  die  bereits 
eingezahlten  Geldbeträge,  ferner  durch  künftige,  dem  gleichen 
Zwecke  gewidmete  Spenden,  endlich  durch  nicht  aufgebrauchte, 
zum  Kapital  geschlagene  Zinsen.  —  Sollte  durch  unvorher- 
gesehene Ereignisse  eine  Verminderung  des  Kapitals  eintreten, 
so  muss  dasselbe  aus  den  jährlichen  Renten  wieder  auf  seine 
vorige  Höhe  gebracht  werden. 

§4. 

Anlage  und  Verwaltung  des  Stiftungsvermögens  erfolgt 
durch  die  Kassenverwaltung  der  Kgl.  Akademie  der  Wissen- 
schaften nach  den  für  die  übrigen  akademischen  Stiftungen 
geltenden  Vorschriften. 

8  5. 

Ueber  die  Verwendung  der  jährlichen  Zinsen  des  Stiftungs- 
vermögens zu  dem  in  §  2  bezeichneten  Zweck  entscheidet  eine 
Kommission,  welche  aus  dem  Präsidenten  der  Kgl.  Akademie,  dem 
Sekretär  der  mathem. -physikalischen  Klasse  und  drei  weiteren, 
auf  je  drei  Jahre  gewählten  Mitgliedern  dieser  Klasse  besteht. 

§  6. 
Die  Namen  der  Bürger  und  Firmen,  welche  für  die  Mün- 
chener Bürgerstiftung  einen  Betrag  von  mindestens  1000  M. 
(eintausend  Mark)  gespendet  haben,  werden  zum  ehrenden 
Gedächtnis  auf  einer  in  den  Räumen  der  Kgl.  Akademie  anzu- 
bringenden Tafel  verzeichnet. 

§  7. 
Aenderungen  dieses  Statuts  sind  nur  auf  Antrag  der  mathe- 
matisch-physikalischen Klasse  durch  einmütigen  Beschluss   des 
Präsidenten   der  Kgl.  Akademie  und   der   drei  Klassensekretäre 
und  mit  Allerhöchster  Genehmigung  zulässig. 

München,  den  25.  April  1896. 

Der   Präsident   der    Kgl.  bayer.  Akademie   der  Wissenschaften 
Dr.  M.  v.  Pettenkofer. 

Die  Sekretäre  der  philos.-philol.,  math.-physikal.  und 

historischen  Klasse 

W.  Christ.       Carl  Voit.       C.  A.  Cornelius. 


Satzungen  der  Stiftungen  45 

V. 

Cramer-Klett-Stiftung  bei  der  Kgl.  bayerischen  Akademie 
der  Wissenschaften. 

Bestrebt  dem  Beispiel  seines  verewigten  Vaters  nachzueifern, 
welcher  durch  seine  Stiftungen  für  das  Gewerbemuseum  in 
Nürnberg  und  für  die  Kgl.  technische  Hochschule  in  München 
seinen  Gemeinsinn  bekundet  hat,  zugleich  auch  beseelt  von  dem 
Wunsche,  dem  derzeitigen  Präsidenten  der  Kgl.  bayerischen 
Akademie  der  Wissenschaften,  Dr.  Max  von  Pettenkofer, 
ein  Zeichen  seiner  Verehrung  zu  geben,  hat  Herr  Theodor 
Freiherr  von  Cramer-Klett,  erblicher  Reichsrat  der  Krone 
Bayern,  unter  dem  21.  Oktober  1896  durch  Vermittlung  Seiner 
Exzellenz  des  Kgl.  Staatsministers  des  Innern  für  Kirchen-  und 
Schulangelegenheiten,  Herrn  Dr.  Robert  Ritter  von  Landmann, 
der  Kgl.  Akademie  derWissenschaften  ein  Kapital  von  60000  Mark 
zur  Verfügung  gestellt,  damit  daraus  eine 

Cramer-Klett-Stiftung 

begründet  werde,  deren  Satzungen  im  allgemeinen  den  Satzungen 
der  im  April  dieses  Jahres  begründeten  Münchener  Bürgerstiftung 
entsprechen  sollen. 

Demnach  haben  der  Präsident  und  die  drei  Klassensekretäre 
Namens  der  Gesamtakademie  am  13.  November  1896  folgendes 
Statut  verabredet  und  beschlossen,  welches  von  dem  Stifter 
am  23.  November  1896  in  Rom  gebilligt  und  unter  dem 
13.  Dezember  1896  landesherrlich  bestätigt  worden  ist: 

Satzung  der  Cramer-Klett-Stiftung   bei  der  Kgl.  bayerischen 
Akademie  der  Wissenschaften. 

§  i- 

Mit  einem  von  Herrn  Theodor  Freiherrn  von  Cramer- 
Klett,  erblichen  Reichsrat  der  Krone  Bayern,  zur  Verfügung 
gestellten  Kapital  von  60000  Mark  wird  eine  Stiftung  errichtet 
unter  dem  Namen  „ Cramer-Klett-Stiftung  bei  der  Kgl.  bayer. 
Akademie  der  Wissenschaften". 


46  Satzungen  der  Stiftungen 

§  2. 
Zweck  dieser  Stiftung  ist,  mit  den  jährlichen  Zinsen  des 
Kapitals,  soweit  diese  nicht  zur  Vermehrung  des  Kapitals  selbst 
bestimmt  sind,  wissenschaftliche  Forschungen,  vorzugsweise 
auf  dem  Gebiete  der  Naturwissenschaften,  zu  veranlassen  und 
zu  unterstützen. 

§  3. 
Zur  Erhöhung   des  Stiftungskapitals   soll  mindestens    ein 
Zehntel  der  jährlichen  Zinsen  verwendet  werden. 

§*■ 

Anlage  und  Verwaltung  des  Stiftungsvermögens  erfolgt 
durch  die  Kassaverwaltung  der  Kgl.  Akademie  der  Wissen- 
schaften nach  den  für  die  übrigen  akademischen  Stiftungen 
geltenden  Vorschriften. 

§5. 
Ueber  die  Verwendung  der  jährlichen  Zinsen  des  Stiftungs- 
vermögens zu  den  in  §  2  und  §  3  bezeichneten  Zwecken  ent- 
scheidet eine  Kommission,  welche  aus  dem  Präsidenten  der 
Kgl.  Akademie,  dem  Sekretär  der  mathematisch-physikalischen 
Klasse  und  drei  weiteren,  auf  je  drei  Jahre  gewählten  Mit- 
gliedern dieser  Klasse  besteht. 

§  6. 

Aenderungen  dieses  Statuts  sind  nur  auf  Antrag  der 
mathematisch-physikalischen  Klasse  durch  einmütigen  Beschluss 
des  Präsidenten  der  Kgl.  Akademie  und  der  drei  Klassensekretäre 
und  mit  Allerhöchster  Genehmigung  zulässig. 

München,  den  13.  November  1896. 

Der  Präsident  der  Kgl.  b.  Akademie  der  Wissenschaften 
Dr.  M.  v.  Pettenkofer. 

Die  Sekretäre  der  philos.-philol.,  math.-physikal.  und 

historischen  Klasse 

W.  Christ.     Carl  Voit.     C.  A.  Cornelius. 


Satzungen  der  Stiftungen  47 

VI. 

Satzung  der  Thereianos-Stiftung  zur  Förderung  der 
alt-  und  mittelgriechischen  Studien. 

Festgesetzt  in  der  Sitzung   der  philosophisch-philologischen  Klasse   der 
kgl.  bayer.  Akademie  der  Wissenschaften  am  5.  Februar  1898.    Genehmigt 
vom  kgl.  Staatsministerium  des  Innern  für  Kirchen-  und  Schulangelegen- 
heiten am  18.  Mai  1898  No.  7716. 

§  1. 
Der  am  15.  März  1897  in  Triest  verstorbene  Gelehrte 
Dr.  Dionysios  Thereianos  hat  durch  testamentarische  Ver- 
fügung vom  18./30.  Juli  1895  die  kgl.  bayer.  Akademie  der 
Wissenschaften  zur  Universalerbin  seines  Wertnachlasses  ein- 
gesetzt, um  damit  nach  Erfüllung  der  legataren  Auflagen 
einen  Fonds  zur  Förderung  der  alt-  und  mittelgriechischen 
Studien  zu  begründen. 

§  2. 
Der  Gesamtnachlass  betrug  nach  amtlicher  Schätzung 
162844  Gulden  15  Kreuzer  österreichischer  Währung.  Nach 
Wegfertigung  der  testamentarischen  einmaligen  Auflagen,  der 
Erbschaftssteuern  und  sonstigen  Kosten  der  Nachlassbehandlung 
sind  verblieben: 

in  Wertpapieren  nach  dem  Kurswerte    258920  M.  60  Pf. 
und  im  Baren  3387    „     51    „ 

sohin  ein  Gesamtvermögen  von  262308  M.  11  Pf. 

dessen  jährliches  Zinserträgnis  nach  Auszahlung  zweier  auf 
Lebenszeit  gewährten  Leibrenten  im  Betrag  von  jährlich  1200 
Gulden  und  1000  Gulden  ö.  W.  für  die  Zwecke  des  Thereianos- 
Fonds  zu  verwenden  ist. 

§  3. 
Das  Fondskapital  besteht   in  Wertpapieren  und  wird  von 
der  Kassa   der  kgl.  bayer.  Akademie   der  Wissenschaften  nach 
den    für   die  übrigen  akademischen  Stiftungen   und  Fonds    be- 
stehenden Vorschriften  verwaltet. 


48  Satzungen  der  Stiftungen 

Massgebend  ist  für  die  Verwendung  der  verfügbaren  Mittel 
der  Wille  des  Stifters,  den  derselbe  in  seinem  Testament  in 
nachfolgender  Weise  kundgegeben  hat: 

„Ich  vermache  der  kgl.  bayer.  Akademie  der  Wissenschaften 
mein  Vermögen,  damit  aus  den  Zinsen  desselben  alljährlich 
beim  Stiftungsfeste  Preise  zu  1000  oder  2000  Frcs.  verteilt 
und  ausserdem  wissenschaftliche  Unternehmungen  unterstützt 
werden. 

Ueber  die  Zahl  der  Preise  und  über  die  Höhe  der  zur 
Unterstützung  wissenschaftlicher  Unternehmungen  zu  verwen- 
denden Summen  entscheidet  nach  den  jeweiligen  Bedürfnissen 
die  Akademie,  doch  muss  jedes  Jahr  wenigstens  ein  Preis  ver- 
teilt werden.  Sowohl  die  zu  prämiierenden  Arbeiten,  als  die 
zu  unterstützenden  Unternehmungen  müssen  der  Geschichte, 
Sprache,  Literatur  oder  Kunst  der  Griechen,  von  den  ältesten 
Zeiten  bis  zur  Eroberung  Konstantinopels  durch  die  Türken, 
angehören.  Sowohl  die  Preise  als  die  sonstigen  Unterstützungen 
sollen  nur  an  bayerische  oder  auch  an  griechische  Gelehrte 
gegeben  werden. a 

§  5. 

Ueber  die  Verwendung  der  Mittel  des  Thereianos-Fondes 
beschliesst  die  philosophisch-philologische  Klasse  der  Akademie 
alljährlich  in  einer  dem  Stiftungsfeste  vorausgehenden  Sitzung 
auf  Grund  von  Vorschlägen  einer  von  ihr  gewählten  Kommission. 
Die  Entscheidung  erfolgt  durch  absolute  Majorität  der  in  der 
betreffenden  Sitzung  anwesenden  ordentlichen  Mitglieder  und 
wird  von  dem  Präsidenten  der  Akademie  in  der  öffentlichen 
Sitzung  des  Stiftungsfestes  bekannt  gegeben.  Die  erste  Ver- 
kündigung findet  an  dem  Stiftungsfeste  des  Jahres  1899  statt. 

§  6- 

Zur  Vorbereitung  der  Anträge  über   die  Verwendung  der 

Mittel  wählt  die  philosophisch-philologische  Klasse  auf  je  drei 

Jahre   eine  Kommission   von  fünf  Mitgliedern   aus  ihrer  Mitte. 

Dieselbe    kann    nach    Bedürfnis   jederzeit    auf   Anregung    der 


Satzungen  der  Stiftungen  49 

philosophisch-philologischen  Klasse  durch  ein  von  der  histo- 
rischen Klasse  zu  wählendes  sechstes  Mitglied  ergänzt  werden. 
Die  Kommission  wählt  aus  ihrer  Mitte  einen  Vorsitzenden  mit 
dem  Recht  des  Stichentscheides  bei  Stimmengleichheit. 

§  7. 
Aus  den   Mitteln    des  Thereianos-Fonds  werden   zur   För- 
derung der  Studien  auf  dem  Gebiete  der  Geschichte,   Sprache, 
Literatur  oder  Kunst  der  Griechen  im  Altertum  und  Mittelalter 

a)  Preise  erteilt, 

b)  Unterstützungen  für  wissenschaftliche  Unternehmungen 
gewährt. 

§  8. 
Preise  im  Betrag  von  800  oder  1600  Mark  sind  in  Aus- 
sicht genommen  für  wissenschaftlich  wertvolle  Schriften  baye- 
rischer, das  ist  in  Bayern  geborener  oder  dauernd  in  Bayern 
domizilierender  Gelehrter  und  Gelehrter  griechischer  Natio- 
nalität. Ausser  Konkurrenz  bleiben  Schriften  der  ordentlichen 
und  damit  stimmberechtigten  Mitglieder  der  philosophisch-philo- 
logischen Klasse  der  bayerischen  Akademie.  Preise  werden  nur 
erteilt  für  Schriften,  die  zu  dem  im  §  7  bezeichneten  Arbeits- 
gebiet gehören  und  im  nächstvorausgehenden  oder  einem  der 
10  vorausgehenden  Jahre  erschienen  sind. 

§  9- 

Jedes  Jahr  ist  mindestens  ein  Preis  zu  erteilen.  Für  Preis- 
erteilung überhaupt  können  jährlich  nicht  mehr  als  3200  Mark 
verwendet  werden.  Was  von  diesem  Höchstmass  für  Preise 
nicht  ausgegeben  wird,  kann  durch  Beschluss  der  philosophisch- 
philologischen Klasse  zur  Unterstützung  wissenschaftlicher 
Unternehmungen  in  dem  durch  §  7  bezeichneten  Gebiete  ver- 
wendet werden. 

§  10. 

Unterstützungen  wissenschaftlicher  Unternehmungen  werden 
nur  gewährt   auf  Grund    der  Vorlage    eines  genauen  Arbeits- 

Jahrbuch  1913.  4 


50  Satzungen  der  Stiftungen 

planes  und  unter  der  Voraussetzung  eines  eingehenden,  nach 
dem  Abschluss  des  Unternehmens  an  die  Akademie  zu  erstat- 
tenden Berichtes.  In  Betracht  kommen  nur  Unternehmungen, 
welche  sich  auf  Geschichte,  Sprache,  Literatur  oder  Kunst  der 
Griechen  im  Altertum  und  Mittelalter  beziehen  und  von  einem 
bayerischen  oder  griechischen  Gelehrten  ausgeführt  oder  doch 
geleitet  werden.  Ueber  die  Zeit  der  Auszahlung  der  Unter- 
stützungssumme ist  für  jeden  einzelnen  Fall  Beschluss  zu  fassen. 

§n- 

Diejenigen  Erträgnisse  des  Fondskapitals,  welche  in  einem 
Jahre  für  die  beiden  bezeichneten  Zwecke  und  etwaige  Ver- 
waltungskosten nicht  zur  Verwendung  kommen,  sind  nach 
jedesmaligem  Beschluss  der  philosophisch-philologischen  Klasse 
entweder  für  das  nächste  Jahr  zu  reservieren  oder  zu  dem 
Fondskapital  zu  schlagen.  Die  Stellung  eines  Mitgliedes  der 
Kommission  gilt  als  Ehrenamt  und  wird  nicht  honoriert. 

§  12. 
Eine  Aenderung  der  Statuten  kann  nur  auf  Antrag  der 
philosophisch-philologischen  Klasse  und  des  Präsidiums  der 
Akademie  durch  Entschliessung  des  kgl.  bayer.  Staatsmini- 
steriums des  Innern  für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten 
erfolgen. 

Kgl.  bayer.  Akademie  der  Wissenschaften. 

M.  v.  Pettenkofer,  Präsident. 

v.  Christ,     C.  v.  Voit,     Friedrich, 
Klassensekretäre. 


Satzungen  der  Stiftungen  51 

VII. 

Satzung  der  Hardy-Stiftung  bei  der  Kgl.  Bayerischen 

Akademie  der  Wissenschaften. 

Landesherrlich  bestätigt  laut  Entschliessung  des  Kgl.  Staatsministeriums 
des   Innern    für  Kirchen-    und    Schulangelegenheiten    vom   7.  Juli  1905 

Nr.  13828. 

§  1. 
Der  am  10.  Oktober  1904  zu  Bonn  verstorbene  Univer- 
sitätsprofessor a.  D.  Dr.  Edmund  Hardy  hat  durch  rechts- 
gültiges Testament  vom  28.  Oktober  1901  die  Königlich  Baye- 
rische Akademie  der  Wissenschaften  zur  Erbin  seiner  Hinter- 
lassenschaft eingesetzt  mit  der  Bestimmung,  daraus  abzüglich 
einiger  Vermächtnisse  eine  Stiftung  für  indologische  Studien 
zu  errichten. 

§  2. 
Das  Stiftungsvermögen  besteht 
in  Wertpapieren  zum  Kurswerte  von      71347  M.  80  Pf. 

in  Barem 38    „     50    „ 

somit  in  einem  Gesamtvermögen  von      71386  M.  30  Pf. 
und   wird   von    der  Kassaverwaltung   der  K.  Bayer.  Akademie 
der  Wissenschaften    nach    den    für    die    übrigen    akademischen 
Stiftungen  und  Fonds  bestehenden  Vorschriften  verwaltet. 

§  3. 
Massgebend  ist  für  die  Verwendung  der  verfügbaren  Mittel 
der  Wille  des  Stifters,    den   er  in  seinem  Testament  in  nach- 
folgender Weise  kundgegeben  hat: 

„Der  Zinsertrag  soll  alljährlich  am  9.  Juli  entweder 
a)  zur  Unterstützung  eines  jungen  Gelehrten,  gleichviel 
welchem  deutschen  Bundesstaat  er  angehören  mag,  der 
seine  Universitätsstudien  bereits  vollendet  hat,  behufs 
Fortsetzung  seiner  Fachstudien,  oder  b)  zu  Preisen  für 
vorliegende,  wissenschaftliche  Leistungen  oder  c)  zur  Unter- 
stützung wissenschaftlicher  Unternehmungen  verwendet 
werden,  —  alles  jedoch  unter  Beschränkung  auf  das  Ge- 


52  Satzungen  der  Stiftungen 

biet  der  Indologie  in  dem  Umfang  dieses  Begriffes,  wie 
er  wissenschaftlich  anerkannt  wird. 

„Die  Verleihung  eines  Preises  für  gedruckte  Werke 
ist  auf  solche  zu  beschränken,  die  im  Laufe  der  letzten 
drei  Jahre,  vom  Verleihungstermin  an  gerechnet,  erschienen 
sind.  In  diesem  Falle,  aber  auch  nur  in  diesem  allein, 
soll  die  Zugehörigkeit  oder  Nichtzugehörigkeit  des  Ver- 
fassers zu  einem  deutschen  Bundesstaat  keinen  Unterschied 
begründen. 

„Bei  der  K.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften  soll 
es  stehen,  im  Falle,  dass  es  sich  um  eine  wissenschaftliche 
Reise  oder  um  Unterstützung  grösserer  wissenschaftlicher 
Unternehmungen  handelt,  auch  über  den  Zinsertrag  von 
zwei  oder  mehreren  aufeinander  folgenden  Jahren  kraft 
eines  einmaligen  Beschlusses  zu  verfügen.  Für  die  Ver- 
längerung über  das  dritte  Jahr  hinaus  soll  es  jedoch 
eines  erneuten  Beschlusses  bedürfen. 

„Die  Verwendung  des  Jahresertrages  der  Hardy-Stif- 
tung  soll  jedesmal  an  einer  geeigneten  Stelle  bekannt 
gegeben  werden. 

„Wenn  Verhältnisse  irgendwelcher  Art  die  Inanspruch- 
nahme der  Zinserträge  der  Stiftung  für  ihren  eigentlichen 
Zweck  der  Förderung  der  Indologie  ausschliessen,  so  bleibt 
es  der  K.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften  anheim- 
gegeben, sie  für  andere  Zweige  der  orientalischen  Forschung, 
jedoch  unter  Bevorzugung  solcher  Zweige,  welche  sich  mit 
der  Indologie  berühren,  entsprechend  zu  verwenden/ 

§  4. 
Über  die  Verwendung  der  Mittel  der  Hardy-Stiftung  be- 
schliesst  die  philosophisch-philologische  Klasse  alljährlich  in 
ihrer  Juli-Sitzung  auf  Grund  von  Vorschlägen  einer  zu  diesem 
Zweck  eingesetzten  Kommission.  Diese  besteht  aus  dem  Prä- 
sidenten der  Akademie,  dem  Klassensekretär,  zwei  Mitgliedern 
der  philosophisch-philologischen  und  einem  Mitglied  der  histo- 
rischen Klasse,  welche  jeweils  auf  drei  Jahre  gewählt  werden ; 


Satzungen  der  Stiftungen  53 

doch   soll  unter   allen  Umständen   der  Vertreter   der  Indologie 
dieser  Kommission  angehören. 

§  5. 
Diejenigen  Erträgnisse  des  Stiftungsvermögens,  welche  in 
einem  Jahre  für  den  bezeichneten  Zweck  und  etwaige  Verwal- 
tungskosten nicht  zur  Verwendung  kommen,  sind  nach  jedes- 
maligem Beschluss  der  Klasse  entweder  für  das  nächste  Jahr 
zurückzubehalten  oder  zu  dem  Stiftungsvermögen  zu  schlagen. 

§6. 
Änderungen  dieser  Satzung  sind  nur  auf  Antrag  der  philo- 
sophisch-philologischen Klasse  und  des  Präsidiums  der  Akademie 
mit  Allerhöchster  Genehmigung  zulässig. 

Der  Präsident  der  Kgl.  Bayer.  Akademie   der  Wissenschaften 

v.  Heigel. 

Die  Sekretäre  der  philos.-philol.,  math.-phys.  und 

historischen  Klasse 

Kuhn.  v.  Voit.  Friedrich. 


VIII. 

Satzung    der  Koenigs-Stiftung    zum   Adolf  von  Baeyer- 
Jubiläum   zur  Förderung  wissenschaftlicher  chemischer 

Forschungen. 

Landesherrlich  bestätigt  laut  Erschliessung  des  Kgl.  Staatsministeriums 
des  Innern  für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten  vom  4.  Dezember  1905 

Nr.  26449. 

§    1. 
Der  ausserordentliche  Professor  an  der  Universität  München 
Dr.  Wilhelm  Koenigs  hat  bei  der  Königlich  Bayerischen  Aka- 


54  Satzungen  der  Stiftungen 

demie  der  Wissenschaften  mit  einem  Kapital  von  50000  Mark 
eine  Adolf  von  Baeyer-Jubiläums-Stiftung  zur  Förderung 
wissenschaftlicher  chemischer  Forschungen  errichtet. 

§  2. 
Zweck    der   Stiftung   ist,    aus    den    Zinsen    des   Stiftungs- 
vermögens wissenschaftliche  chemische  Forschungen   zu  unter- 
stützen. 

§  3. 
Das    Stiftungsvermögen    wird    gebildet    durch    die    bereits 
eingezahlte  Summe    von   50000  Mark,    ferner   durch  künftige, 
dem  gleichen  Zweck  gewidmete  Spenden,   endlich  durch  nicht 
aufgebrauchte  zum  Kapital  geschlagene  Zinsen. 

§4. 
Anlage    und  Verwaltung    des    Stiftungsvermögens   erfolgt 
durch    die    Kassaverwaltung    der    Kgl.    Bayer.   Akademie    der 
Wissenschaften   nach   den    für   die  übrigen  akademischen  Stif- 
tungen geltenden  Vorschriften. 

§  &• 

Die  Entscheidung  über  die  jährliche  Vergebung  der  Zinsen 
wird  einer  Kommission  übertragen,  welche  besteht  aus  dem 
Präsidenten  der  Kgl.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften, 
dem  Sekretär  der  mathematisch -physikalischen  Klasse  und 
denjenigen  ordentlichen  Mitgliedern  dieser  Klasse,  welche  Ver- 
treter der  Chemie  sind. 

§  6. 

Gesuche  um  Bewilligung  von  Geldmitteln  aus  den  Zinsen 
der  Stiftung  sind  an  den  Sekretär  der  mathematisch-physi- 
kalischen Klasse  zu  richten,  welcher  sie  der  Kommission  zur 
Entscheidung  vorlegt. 

§  7. 

Sitzungen  der  Kommission  finden  wenigstens  einmal  im 
Jahre  statt.  Die  Einladungen  hiezu  ergehen  vom  Präsidium. 
Bei  Stimmengleichheit  entscheidet  die  Stimme  des  Präsidenten. 


Satzungen  der  Stiftungen  55 

§  8. 
Eine  Änderung  dieser  Statuten  kann  nur  auf  Antrag  der 
in    §  5    bezeichneten   Kommission    und    nur    mit   Allerhöchster 
Genehmigung  erfolgen. 

Der  Präsident  der  Kgl.  Bayer.  Akademie    der  Wissenschaften 

v.  Heigel. 

Die  Sekretäre  der  philos.-philol.,  math.-phys.  und  historischen 

Klasse 
Kuhn.       v.  Voit.      Friedrich. 


IX. 

Satzung  der  Wilhelm-Koenigs-Stiftung  zur  Förderung 

botanischer  und  zoologischer  Forschungen  und 

Forschungsreisen. 

Landesherrlich  bestätigt  laut  EntSchliessung  des  Kgl.  Staatsniinisteriums 
des  Innern   für  Kirchen-    und  Schulangelegenheiten   vom  25.  April  1907 

Nr.  7754. 

§  1. 
Die  Erben  des  verstorbenen  Professors  der  Chemie  an  der 
Kgl.  Universität  München  Dr.  Wilhelm  Koenigs  stellten  im 
Sinne  des  Verstorbenen  der  Königlich  Bayerischen  Akademie 
der  Wissenschaften  die  Summe  von  50  000  Mark  zur  Verfügung, 
deren  Zinsen  Verwendung  finden  sollen  zur  Förderung  bota- 
nischer  und   zoologischer  Forschungen   und  Forschungsreisen. 

§  2. 
Die  Entscheidung  über  die  Vergebung  der  Zinsen  wird 
einer  Kommission  übertragen,  welche  besteht  aus  dem  Prä- 
sidenten der  Kgl.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften,  dem 
Sekretär  der  mathematisch-physikalischen  Klasse  und  je  einem 
Vertreter  der  Botanik  und  der  Zoologie,  welche  von  der 
mathematisch-physikalischen  Klasse  zu  wählen  sind. 


5b*  Satzungen  der  Stiftungen 

§  3. 
Die  Vorschläge  über  die  Verwendung  der  Stiftungszinsen 
gehen  von  den  beiden,  nach  §  2  gewählten  Vertretern  der 
Botanik  und  Zoologie  aus,  wobei  in  der  Regel  abwechselnd 
die  eine  und  die  andere  der  beiden  Disziplinen  berücksichtigt 
werden  sollen. 

M- 

Die  Vergebung  der  Zinsen  findet  alle  zwei  Jahre  statt. 
Doch  kann  in  besonderen  Fällen  auf  einstimmigen  Beschluss 
der  Kommission  auch  in  der  Zwischenzeit  über  die  vorhandenen 
Zinsen  verfügt  werden. 

Nicht  verwendete  Zinsen  werden  zum  Kapital  geschlagen. 

§  5. 

Die  mit  Hilfe  der  Koenigs-Stiftung  erworbenen  oder 
gesammelten  Objekte  (Naturalien  und  Instrumente)  sind  den 
botanischen  oder  zoologischen  Sammlungen  des  Staates  zu 
übergeben. 

§6- 

Wer  aus  der  Koenigs-Stiftung  eine  Bewilligung  erhält, 
hat  der  Kommission  über  die  Verwendung  der  Mittel  Bericht 
zu  erstatten. 

§  7. 

Anlage  und  Verwaltung  des  Stiftungsvermögens  erfolgt 
durch  die  Kassaverwaltung  der  Kgl.  Bayer.  Akademie  der 
Wissenschaften  nach  den  für  die  übrigen  —  nicht  in  das 
Depot  der  Bank  gegebenen  —  Stiftungsgelder  geltenden  Vor- 
schriften. 

Der  Präsident    der  Kgl.  Bayer.  Akademie   der  Wissenschaften 

v.  Heigel. 

Die  Sekretäre  der  philos.-philol.,  math.-phys.  und  historischen 

Klasse 
Kuhn.      v.  Voit.      Poehlmann. 


Satzungen  der  Stiftungen  57 

X. 

Satzung  des  Georg  Hitrschen  Fonds  zur  Förderung 
der  Medaillenkunst. 

Bestätigt   durch  Entschliessung   des  Kgl.  Staatsministeriums   des  Innern 
für  Kirchen-   und  Schulangelegenheiten   vom   22.  Januar  1909  Nr.  1424. 

§  i. 

Herr  Privatier  Georg  Hitl  in  München  hat  dem  Kgl.  Ge- 
neralkonservatorium der  wissenschaftlichen  Sammlungen  des 
Staates  die  Summe  von  15000  Mark  schenkungsweise  mit  der 
Bestimmung  überwiesen,  dass  deren  Zinsen  Verwendung  finden 
sollen  zur  Förderung  der  modernen  Medaillenkunst. 

§2. 
Die  Entscheidung  über  die  Vergebung  der  Zinsen  trifft 
eine  Kommission,  die  aus  dem  Generaldirektor  der  wissen- 
schaftlichen Sammlungen  des  Staates,  dem  Schenker,  zwei 
Künstlern  und  zwei  Sachverständigen  besteht.  Einer  der  letz- 
teren hat  der  Direktor  oder  ein  Beamter  des  Münzkabinettes 
zu  sein. 

Die  Mitglieder  der  Kommission  werden  vom  General- 
direktor im  Einvernehmen  mit  dem  Stifter  und  dem  Direktor 
des  Münzkabinettes  gewählt.  Spätere  Ergänzungen  trifft  die 
Kommission  selbst. 

Die  Kommission  wählt   aus  ihrer  Mitte  den  Vorsitzenden. 

Die    Kommission    tritt   alljährlich   mindestens    einmal    bis 

spätestens  20.  Dezember  zusammen.    Die  Einberufung  geschieht 

durch  das  K.  Generalkonservatorium.     Die  Beratung  findet  im 

K.  Münzkabinett  statt. 

§  3. 
Die  jährlichen  Zinsen  können  Verwendung  finden: 
a)  alljährlich  als  Preis  für  die  hervorragendste  Leistung 
auf  dem  Gebiet  der  modernen  Medaillenkunst  während 
des  verflossenen  Jahres. 

Zu   diesem   Zweck   wird   alljährlich   das   K.  General- 
konservatorium zur  Einsendung  von  einschlägigen  Ar- 


58  Satzungen  der  Stiftungen 

beiten  an  das  K.  Münzkabinett  München  bis  zum  1.  De- 
zember öffentlich  einladen.  Hierbei  können  berück- 
sichtigt werden  nur  fertige  Medaillen  oder  plastische 
Medaillenmodelle,  ferner  auch  in  Stahl  geschnittene, 
sowohl  negative  wie  positive  Stempel.  Übersteigt  das 
Modell  die  projektierte  Grösse  der  Medaille,  so  ist  diesem 
bei  der  Einsendung  eine  photographische  Verkleinerung 
im  beabsichtigten  Durchmesser  beizufügen, 

b)  für  Erteilung  eines  Auftrags. 

Die  Bestimmung  des  Vorwurfs  für  die  Medaille  bleibt 
der  Kommission  vorbehalten,  kann  aber  auch  dem  freien 
Ermessen  des  zu  beauftragenden  Künstlers  anheim- 
gestellt werden. 

Für  Preise  und  Aufträge  kommen  nur  in  Betracht  bayerische 
oder  in  Bayern  lebende  Künstler. 

§4. 
Nicht  verwendete  Zinsen  werden  angesammelt  und  gelangen 
spätestens   alle   drei  Jahre,    vom   Datum    dieser  Satzungen   ab 
gerechnet,  zur  Verwendung. 

§5. 

Anlage  und  Verwaltung  des  Fondsvermögens,  das  gemäss 
Entschliessung  des  K.  Staatsministeriums  des  Innern  für  Kirch en- 
und  Schulangelegenheiten  vom  12.  November  1908  Nr.  23963 
als  gesondertes,  staatliches  Zweckvermögen  anzusehen  ist,  er- 
folgt durch  die  Kassaverwaltung  der  Königlich  Bayerischen 
Akademie  der  Wissenschaften  nach  den  für  die  Verwaltung 
von  Stiftungsgeldern  geltenden  Vorschriften. 

München,  den  18.  Januar  1909. 

Der  Generaldirektor  der  wissenschaftlichen  Sammlungen 
des  Staates: 
v.  Heigel. 

Der  Direktor  des  K.  Münzkabinetts: 
Habich. 


Satzungen  der  Stiftungen  59 

XL 
Satzung  der  Heinrich  v.  Brunck-Stiftung. 

Landesherrlich  bestätigt  laut  Entschließung  des   Kgl.  Staatsministeriums 
des  Innern  für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten  vom  22.  Oktober  1909 

Nr.  26067. 

§  1- 
Der  Geheime  Kommerzienrat  Dr.  Heinrich  von  Brunck 
in  Ludwigshafen  am  Rhein  errichtet  bei  der  Königlich  Baye- 
rischen Akademie  der  Wissenschaften  mit  einem  Kapital  von 
50000  Mark  eine  „Heinrich  von  Brunck-Stiftung"  zur 
Förderung  wissenschaftlich-chemischer  Forschungen. 

§  2. 

Zweck  der  Stiftung  ist  die  Verwendung  der  Zinsen  des 
Stiftungsvermögens  zur  Unterstützung  wissenschaftlich-chemi- 
scher und  physikalisch-chemischer  Forschungen. 

Die  Bewilligung  der  Mittel  erfolgt  jährlich,  jedoch  ist  für 
den  Fall  des  Auftretens  eines  größeren  Bedarfs  eine  Über- 
tragung von  einem  Jahr  auf  das  andere  zulässig. 

§  3. 

Anlage  und  Verwaltung  des  Stiftungsvermögens  erfolgt 
durch  die  Kassaverwaltung  der  Königlich  Bayerischen  Aka- 
demie der  Wissenschaften  nach  den  für  die  „Koenigs- Stiftung" 
geltenden  Vorschriften. 

§  4. 

Die  Entscheidung  über  die  Vergebung  der  Mittel  wird  einer 
Kommission  übertragen,  welche  besteht  aus  dem  Präsidenten 
der  Königlich  Bayerischen  Akademie  der  Wissenschaften,  dem 
Sekretär  der  mathematisch-physikalischen  Klasse  und  denjenigen 
ordentlichen  Mitgliedern  dieser  Klasse,  welche  Vertreter  der 
Chemie  und  der  physikalischen  Chemie  sind. 

§  5. 
Gesuche    um    Bewilligung    von    Geldmitteln   sind    an    den 
Sekretär    der   mathematisch-physikalischen    Klasse    zu    richten, 
welcher  sie  der  Kommission  zur  Entscheidung  vorlegt. 


60  Satzungen  der  Stiftungen 

§6. 
Sitzungen    der  Kommission   finden   wenigstens   einmal   im 
Jahre  statt.    Die   Einladungen  hierzu  ergehen  vom  Präsidium. 
Bei  Stimmengleichheit  entscheidet  die  Stimme  des  Präsidenten. 

§  7. 
Eine  Änderung  dieser  Statuten  kann  nur  auf  Antrag  der 
in   §  4  bezeichneten   Kommission    und    nur   mit  Allerhöchster 
Genehmigung  erfolgen. 

Der  Präsident   der   Kgl.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften 

v.  Heigel. 

Die  Sekretäre  der 
Philos.-philol.  Math.-physikal.  Histor.  Klasse 

Kuhn.  v.  Goebel.  v.  Poehlmann. 


Siehe  Nachtrag, 


61 


Öffentliche  Sitzung 

zur  Feier  des  154.  Stiftungstages 

am  15.  März  1913. 

Die  Sitzung  eröffnete  der  Präsident  der  Kgl.  Akademie 
der  Wissenschaften  Herr  K.  Th.  von  Heigel  mit  folgender 
Ansprache: 

Königliche  Hoheit! 
Hochgeehrte  Festversammlung! 

Nicht  unvorbereitet  traf  uns  die  Trauerkunde,  daß  unser 
ehrwürdiger  Landesherr,  Prinzregent  Luitpold  von  Bayern,  aus 
dem  Leben  geschieden  sei,  und  doch  wirkte  das  Ereignis  wie 
eine  jähe  Überraschung.  Drei  Menschenalter  hatte  er  schon 
erlebt;  man  hatte  sich  an  den  Gedanken  gewöhnt,  daß  er  den 
Kampf  mit  dem  Alter  noch  weiterhin  siegreich  bestehen  werde, 
—  da  nahte  sich  ihm  der  Tod  wie  ein  alter,  liebreicher  Freund 
und  bettete  ihn  zur  ewigen  Ruhe. 

Als  wir  den  Fürsten  —  justum  et  tenacem  propositi 
vir  um!  —  zur  Gruft  geleiteten,  war  es  feierlich  still  auf  allen 
Wegen,  nur  der  Pulsschlag  der  Liebe  eines  Volkes  war  ver- 
nehmbar, das  rührende  Totenfest  wird  keinem  Teilnehmer  aus 
dem  Gedächtnis  entschwinden. 

Die  Zeit  der  vollen  Erkenntnis,  was  das  bayrische,  das 
deutsche  Volk  dem  Gütigen  zu  danken  hat,  ist  noch  nicht  ge- 
kommen; auch  würde  mich  näheres  Eingehen  auf  die  Wirk- 
samkeit des  Regenten  in  Widerstreit  bringen  mit  den  Satzungen 
unsres  Gemeinwesens,  die  jede  Besprechung  politischer  Fragen 
ausschließen.    Nur   ein    mit   flüchtigem  Stift   gezeichnetes  Bild 

Jahrbuch  1913.  5 


62  öffentliche  Sitzung  am  15.  März 

des  Verewigten,  in  dem  in  seltener  Weise  reine  Menschlichkeit 
und  fürstliche  Hoheit  vereinigt  waren,  möchte  ich  Ihnen  noch- 
mals vor  Augen  bringen. 

Als  ich  zum  erstenmal  die  Ehre  hatte,  vor  ihm  zu  stehen, 
sagte  er  in  seiner  schlichten  Art:  „Sie  haben  sich  einen  schönen 
Lebensberuf  gewählt!  Ich  selbst  habe  leider  nicht  viel  Ge- 
schichte studiert,  aber  ich  habe  viel  erlebt,  das  muß  mir  die 
Kenntnisse  ersetzen!" 

Ja,   er  hatte  schon  vieles  an  sich  vorüberziehen   gesehen ! 

In  seiner  Jugendzeit  war  noch  wach  die  Erinnerung  an 
die  Freiheitskriege,  deren  Feuertaufe  zwar  nicht  die  Wieder- 
kehr von  Kaiser  und  Reich,  aber  die  Hoffnung  auf  eine  glück- 
liche Wiedervereinigung  gebracht  hatte.  Während  der  Land- 
mann wieder  goldenes  Korn  in  die  Furchen  der  deutschen 
Schlachtfelder  säete,  wurde  der  junge  Königssohn,  seiner  Nei- 
gung entsprechend,  Soldat.  Fortan  lebte  er,  obwohl  empfäng- 
lich für  die  Reize  der  Kunst  und  für  das  Glück  eines  innigen 
Familienlebens,  vor  allem  einer  treuen  Pflichterfüllung.  Streng 
und  stramm  im  Dienst,  leutselig  und  wohlwollend  im  Verkehr 
mit  jedermann,  gehorsam  den  Gesetzen  des  Staates  und  der 
Moral,  ein  ergebener  Sohn  seiner  Kirche,  aber  niemals  unduld- 
sam gegen  andere  Weltanschauung,  war  er  bei  allen  beliebt 
und  angesehen,  ohne  daß  Höheres  von  ihm  erwartet  wurde. 
Erst  später  lernte  er  selbst  die  eigene  Kraft  kennen,  er  wuchs 
mit  seinen  Aufgaben,  ihm  war  ein  Lebensgang  in  aufsteigender 
Linie  beschieden. 

Als  zum  letztenmal,  wie  wir  heute  unbedenklich  und 
unbedingt  sagen  dürfen,  Deutsche  gegen  Deutsche  das  Schwert 
erhoben,  versuchte  er  gewissenhaft  den  ihm  übertragenen  Auf- 
gaben gerecht  zu  werden,  fand  jedoch  keine  Gelegenheit,  sich 
auszuzeichnen.  Als  bald  darauf  ein  heißerer  Kampf,  diesmal 
um  Vaterland  und  nationale  Ehre,  entbrannte,  mußte  er  darauf 
verzichten,  „als  Soldat  und  brav"  die  Anstrengungen  und  Ge- 
fahren des  Feldzugs  mit  den  Kameraden  zu  teilen,  er  mußte 
seinen  königlichen  Neffen  im  Hauptquartier  vertreten.  Doch 
das  eiserne  Kreuz,   das  ihm   nach   der  Schlacht   bei  Gravelotte 


Ansprache  des  Präsidenten.  63 

verliehen  wurde,  war  nicht  bloß  eine  höfische  Ehrung,  sondern 
der  Lohn  für  mutiges  Aushalten  an  der  Seite  des  greisen  Waffen- 
genossen, mit  dem  ihn  ebenso  nahe  Verwandtschaft,  wie  auf- 
richtige Freundschaft  verband. 

Nach  der  Heimkehr  nahm  er  wieder  schlicht  und  still  die 
gewohnte  Lebensweise  auf.  Immer  sich  selber  treu,  hielt  er 
fest  an  der  durch  redliches  Bemühen  gewonnenen  Auffassung 
von  staatlichen  und  kirchlichen  Einrichtungen.  Auch  Ver- 
kennung seiner  guten  Absichten  löste  in  ihm  keinen  Groll,* 
keine  Verbitterung  aus.  In  der  Öffentlichkeit  wurde  sein  Name 
kaum  genannt. 

Da  riß  ihn  die  tragische  Katastrophe  des  Jahres  1886  auf 
neue  Bahnen.  Die  Rücksicht  auf  Ehre  und  Wohlfahrt  des 
Vaterlands  legte  ihm,  der  bisher  seinen  Patriotismus  nur  in 
gehorsamer  Unterordnung  hatte  betätigen  können,  die  Pflicht 
auf,  aus  dem  Stilleben  seines  Hauses  herauszutreten  und  die 
Zügel  der  Regierung  in  die  Hand  zu  nehmen.  Wie  bitter 
wandelte  sich  nun  das  Urteil  vieler  über  den  bisher  kaum 
Beachteten!  Man  wird  an  ein  Wort  Voltaires  erinnert:  „Celui 
qui  a  dit  le  premier,  qu'il  n'y  a  point  de  sottise,  dont  l'esprit 
humain  ne  soit  capable,  etait  un  grand  prophete!"  Nein,  es 
war  nicht  die  Tat  eines  Usurpators  Claudius,  wie  manche  töricht 
wähnten,  sondern  die  Tat  eines  Vaterlandsretters  Decius  Mus! 

In  einem  Alter,  in  dem  die  meisten,  im  Gefühl,  ihr  Tage- 
werk getan  zu  haben,  sich  zur  Ruhe  setzen,  mußte  er  völlig 
neuen,  schwierigen,  nicht  selten  peinlichen  Aufgaben  sich  unter- 
ziehen. Zu  ihrer  Lösung  entwickelte  er  eine  Tatkraft,  die  auch 
für  solche,  die  ihn  gut  zu  kennen  glaubten,  eine  Überraschung 
war.  In  gewissenhaftester  Hingebung  widmete  er  sich  den 
Regierungsgeschäften.  Er  besaß  die  Edelreife  des  Alters  und 
zugleich  eine  Frische  und  Beweglichkeit,  die  den  Jüngsten 
beschämte.    Er  konnte  wie  Schiller  vor  hundert  Jahren  fragen : 

„War  es  immer,    wie  jetzt?    Ich  kann  das  Geschlecht  nicht 

begreifen ! 
Nur  das  Alter  ist  jung,  ach!  und  die  Jugend  ist  alt!" 


64  Öffentliche  Sitzung  am  15.  März 

Diese  gesteigerte  Tätigkeit  in  so  hohem  Alter  setzt  eine 
ganz  ungewöhnliche  Leben senergie  voraus,  eine  Konzentration 
physischer  und  geistiger  Kräfte,  ein  Gleichgewicht  der  Seele, 
die  jeden  Unbefangenen  zu  Achtung  und  Bewunderung  nötigen 
muteten.  Dieser  greise  Fürst  trug  nie  eine  Maske,  kannte  keine 
Pose!  Was  er  sprach  und  wirkte,  hatte  den  festen  Linienzug 
eines  klug  abwägenden,  aber  nur  nach  dem  Gebot  der  Wahr- 
haftigkeit entscheidenden  Geistes.  Obwohl  er  auch  als  Regent 
die  Einfachheit  seines  früheren  Auftretens  niemals  aufgab,  war 
es  nicht  zweifelhaft,  daß  eine  feste  Hand  die  Zügel  führe. 
Es  war  ihm  beschieden,  in  Bayern  den  wichtigsten  politischen, 
staatsrechtlichen  und  volkswirtschaftlichen  Neuerungen  zum 
Durchbruch  zu  verhelfen,  so  daß  seine  Regierungsperiode  zu 
den  bedeutsamsten  der  bayrischen  Geschichte  zählen  wird.  Und 
auch  im  übrigen  Deutschland  wird  sein  Name  unvergessen 
bleiben:  wie  er  in  Versailles  unter  den  Ersten  an  der  Einigung 
Deutschlands  mitarbeiten  konnte,  war  es  ihm  noch  vergönnt, 
zu  ihrem  Schutz  und  ihrer  Festigung  beizutragen.  Obwohl 
eine  adelige  Natur,  war  er  von  einer  im  besten  Sinn  des  Wortes 
demokratischen  Gesinnung.  Er  war  sicherlich  überzeugt  von 
der  Berechtigung  und  Notwendigkeit  sozialer  Distanzen,  aber 
ohne  Zweifel  ist  aus  seiner  warmen  Menschenliebe  jener  ge- 
wagte Entschluß  zu  erklären,  die  Zustimmung  zur  Aufnahme 
des  allgemeinen  Wahlrechts  in  die  Verfassung,  wodurch  auch 
den  Besitzlosen  im  Zeichen  der  Freiheit  und  Gleichheit  volle 
politische  Rechte  eingeräumt  wurden,  eine  Neuerung,  die  sogar 
über  die  Forderungen  Mirabeaus  und  Barnaves  noch  hinausging. 

Doch  es  ist  hier  nicht  am  Platz,  auf  diese  Umwälzungen 
und  Reformen  näher  einzugehen.  Nur  das  Verhältnis  des 
gütigen  Fürsten  zur  Wissenschaft  und  zum  Gelehrtenstand  sei 
noch  mit  ein  paar  Worten  berührt. 

Auch  auf  diesem  Gebiet  war  seine  stille,  beharrliche  Arbeit 
lauterer  Segen.  Was  unter  seiner  Regierung  für  Gewinnung 
bedeutender  Lehrkräfte,  für  Schöpfung  und  Ausbau  von  Samm- 
lungen und  Instituten,  für  Vermehrung  und  Nutzbarmachung 
der  Büchereien,  für  Organisierung  des  Unterrichts  geschah,  ist 


Ansprache  des  Präsidenten.  65 

im  reichen  Kranz  seiner  Ehren  nicht  das  geringste  Blatt.  Es 
wäre  ein  Irrtum,  wollte  man  glauben,  daß  er  selbst  daran 
nicht  persönlichen  Anteil  genommen  hätte.  Er  war  nicht  ein 
Gelehrter,  wie  König  Johann  von  Sachsen,  auch  nicht  ein 
Herzensfreund  der  Wissenschaft,  wie  Maximilian  IL,  aber  es 
entging  ihm  nicht,  welche  Bedeutung  der  Wissenschaft  für  die 
Entwicklung  der  Individuen  und  der  Gesamtheit  innewohnt. 
Deshalb  war  es  immer  sein  Wunsch,  daß  für  Pflege  der  Wissen- 
schaft reiche  Mittel  zur  Verfügung  gestellt  würden,  damit  dem 
verhältnismäßig  kleinen  Lande  ermöglicht  werde,  im  friedlichen 
Wettstreit  der  Nationen  einen  ehrenvollen  Platz  zu  behaupten. 
Durch  liebevolle  Kulturpflege  ist  ja  die  Berechtigung  einer 
Mittelmacht  wie  Bayern  am  kräftigsten  zu  beweisen  und  am 
anschaulichsten  darzutun. 

In  gewissem  Sinne  setzte  er  die  Symposien  seines  Bruders 
fort,  indem  er  fast  täglich  Gelehrte  und  Künstler  in  seine 
unmittelbare  Umgebung  zog.  Damit  wurden  Kunst  und  Wissen- 
schaft nicht  bloß  geehrt,  sondern  auch  gefördert,  denn  „des 
Fürsten  Beispiel  wirkt  mächtig  um  sich  her".  Es  war  mir 
vergönnt,  den  Verkehr  unsres  hohen  Protektors  mit  Vertretern 
aller  Fakultäten  häufig  zu  beobachten.  Obwohl  manches  seinem 
Bildungsgang  fern  lag,  fand  er  sich  doch  im  Umgang  mit  den 
gelehrten  Herren  mit  liebenswürdiger  Grazie  zurecht.  Keiner 
wird  je  ein  ungeeignetes  Wort  aus  seinem  Munde  gehört  haben. 
Und  doch  wurden  in  seiner  Gegenwart  alle  erdenklichen  Fragen 
erörtert ;  bald  war  die  Rede  von  den  Fortschritten  der  Erd- 
messung, bald  von  birmanischen  Altertümern,  bald  vom  Streit 
über  Manet  und  Monet,  bald  von  karolingischen  Handschriften. 
Er  hörte  still  und  aufmerksam  zu ;  nur  von  Zeit  zu  Zeit  warf 
er  ein  aufmunterndes  Wort  in  die  Debatte,  oder  er  stellte  eine 
Frage,  die  davon  Zeugnis  gab,  daß  sein  regsamer  Geist  auch 
an  den  ihm  fremden  Problemen  im  stillen  mitarbeitete.  Wie  oft 
äußerten  fremde  Gäste  freudiges  Erstaunen  ob  der  Sicherheit  und 
Klarheit  dieses  Laienurteils !  Auch  kühle  Naturen  konnten  sich 
dem  Zauber  der  schlichten  Würde  nicht  entziehen.  Hier  war 
ein  Glockenton  vernehmbar,  der  unmittelbar  ans  Herz  rührte! 


66  öffentliche  Sitzung  am  15.  März 

Mit  der  Hingebung  eines  Liebenden  war  er  für  die  Hebung 
der  Kunst  besorgt.  Zu  all  den  mannigfaltigen,  unser  öffentliches 
Leben  bewegenden  Fragen  nahm  er  vom  freien  und  weiten  Stand- 
punkt einer  reichen  Erfahrung  selbständig  Stellung.  Und  eine 
unerschöpfliche  Herzensgüte  gab  seinem  ganzen  Tun  und  Lassen 
das  Gepräge.  Keine  Enttäuschung  war  imstande,  ihm  den  Glauben 
an  die  Menschheit  zu  rauben. 

Längst  hatte  er  durch  sein  gewissenhaftes,  gütiges  Walten 
auch  die  widerstrebenden  Geister  bezwungen.  Immer  inniger 
schloß  sich  die  Nation  ihrem  Führer  an,  —  da  machte  ein  Augen- 
blick alle  Wünsche  und  Hoffnungen  zunichte,  auch  er  mußte 
von  seinem  Lebenswerk  und  vom  Leben  Abschied  nehmen. 

In  aufrichtiger  Trauer  beklagen  wir  den  Verlust,  doch 
fühlen  wir  uns  nicht  verwaist.  Mit  herzlichem  Vertrauen  wen- 
den wir  uns  dem  Sohne  des  edlen  Toten  zu,  dem  Herrscher, 
dem  das  Heute  und  die  Zukunft  gehören.  Wir  durften  ihn 
schon  seit  Jahren  als  Ehrenmitglied  zu  den  Unsern  zählen, 
und  er  bewies  schon  durch  Wort  und  Tat,  daß  er,  wie  alle 
Kulturarbeit,  so  auch  die  gelehrten  Studien  schätzt  und  in  ihrer 
Pflege  eine  Ehrenpflicht  seiner  fürstlichen  Stellung  erblickt. 

Heute  ist  der  Akademie  vergönnt,  ihm  als  ihrem  neuen 
Protektor  den  ersten  Festgruß  darzubringen.  Möge  ihm  ein 
friedliches  und,  wenn  einmal  das  wechselnde  Verhängnis  die 
heitren  Lose  verschwinden  machen  sollte,  ein  sieghaftes  Regi- 
ment beschieden  sein! 

Wir  leben  ja  in  einer  ernsten  Zeit.  Wenn  wir  auch  die 
Hoffnung  auf  Erhaltung  der  Segnungen  des  Friedens  nicht  auf- 
zugeben brauchen,  so  kann  doch  jeder  Augenblick  eine  bittre 
Wendung  bringen.  Doch  sicherlich  würde  der  Stifter  unsrer 
Akademie  selbst  nichts  einzuwenden  haben,  wenn  ich,  sein  Ver- 
bot mißachtend,  auf  die  erhebenden  Vorgänge  der  jüngsten 
Tage  hindeute  und  daraus  die  Folgerung  ziehe:  Da  Nord  und 
Süd  des  deutschen  Vaterlands  pflichttreu  und  freudig  zu- 
sammenstehen, können  wir  getrost  in  die  Zukunft  blicken! 
Mögen  auch  Wolken  den  Horizont  umschleiern,  über  ihnen 
steht  fest  und  klar  das  Firmament  und  leuchten  die  Sterne! 


Preisaufgaben.  67 

Tacitus  mahnt  im  Agricola,  daß  man  einen  erhabenen 
Toten  nicht  bloß  durch  schwachmütiges  Trauern  ehren  soll, 
sondern  dadurch,  daß  man  sich  seine  Tugenden  vor  Augen 
hält  und  vor  allem  seinen  Tugenden  nacheifert.  Wir  glauben 
in  diesem  Sinn  zu  handeln,  wenn  wir  nunmehr,  unsrer  Berufs- 
pflicht entsprechend,  zum  wissenschaftlichen  Teil  unsrer  Fest- 
versammlung übergehen. 


Im  März  1910  wurde  für  die  Zographos-Stiftung  eine 
Bearbeitung  der  Topographie  Thessaliens  als  Preisarbeit  aus- 
geschrieben. Es  ist  rechtzeitig  eine  Bearbeitung  eingegangen, 
welche  das  Motto  trägt:  ""Hjugiti  ze  TQuärco  $>$iy\v  igißcolov 
Ixot/uqv". 

Der  Verfasser  hat  von  der  ausgesprochenen  Erlaubnis,  nur 
ein  größeres  Teilgebiet  zu  bearbeiten,  Gebrauch  gemacht  und 
sich  auf  das  Flußgebiet  des  Spercheios  und  die  Phthiotische 
Achaia  beschränkt,  in  diesem  zweiten  Teile  aus  Zeitmangel 
sogar  einige  Lücken  gelassen,  welche  vor  der  Veröffentlichung 
ausgefüllt  werden  müssen.  Er  bespricht,  offenbar  auf  Grund 
eigener  Anschauung,  die  Landschaft  im  ganzen  und  die  ein- 
zelnen antiken  Ansiedlungen,  deren  Reste  beschrieben  und  in 
Planskizzen  sowie  photographischen  Aufnahmen  veranschau- 
licht werden.  Die  fachmännische  Hilfe  des  Geometers  und 
Architekten  wäre  erwünscht  gewesen.  Im  ganzen  ist  das  bis- 
her auf  diesem  Gebiete  geleistete  geschickt  zusammengefaßt 
und  durch  eigene  Forschung  bereichert. 

Über  die  Forderung  der  Preisaufgabe  hinaus  hat  der  Ver- 
fasser nicht  nur  die  geschichtlichen  Ereignisse  behandelt,  deren 
Verständnis  uns  die  Bestimmung  der  erhaltenen  Ansiedelungs- 
reste ermöglicht,  sondern  auch  die  historische  Rolle  der  ein- 
zelnen Städte  zu  veranschaulichen  versucht.  Hier  sind  nament- 
lich die  auf  sagengeschichtlichem  Gebiete  gezogenen  Schlüsse 
nicht  immer  einwandfrei. 


68  öffentliche  Sitzung  am  15.  März 

Auf  dem  von  der  Preisaufgabe  umschriebenen  Gebiete  hat 
der  Verfasser  mit  Benutzung  früherer  und  eigener  Forschungen 
und  Beobachtungen  eine  förderliche  Arbeit  geliefert,  die  des 
Preises  würdig  erscheint. 

Bei  der  nun  vorgenommenen  Öffnung  des  Briefumschlages, 
der  der  Arbeit  beigelegt  war,  ergab  sich  als  Verfasser  der 
eingesandten  Arbeit  Dr.  Friedrich  Stähl  in,  Gymnasialprofessor 
in  Nürnberg. 

Zur  Bewerbung  um  einen  neuen  Preis  aus  der  Zographos- 
Stiftung  stellt  die  Akademie  folgendes  Thema  auf:  „Die 
stilistischen  und  sonstigen  Umgestaltungen,  welche  antike  Ko- 
pisten und  Bildhauerschulen  mit  den  von  ihnen  wiedergegebenen 
oder  benützten  Bildwerken  vorgenommen  haben,  sollen  an 
möglichst  zahlreichen  Beispielen  systematisch  und  zeitlich  ge- 
ordnet dargelegt  und  beurteilt  werden". 

Es  ist  neuerdings  in  einigen  frappanten  Fällen  nachge- 
wiesen, wie  antike  Kopisten  ihre  Vorbilder  in  bewußter  Weise 
stilistisch  umgewandelt  haben,  und  ebenso  hat  sich  ergeben, 
wie  rücksichtslos  sie  ältere  Vorbilder  zu  neuer  praktischer 
Verwendung  zu  benutzen  verstanden,  nicht  nur  zu  dekorativen 
Zwecken,  wie  in  der  neuattischen  Schule,  sondern  auch  sonst 
zur  Schöpfung  von  Ehren-  und  Grabstatuen  oder  zu  Werken 
wie  man  sie  der  sogenannten  pasitelischen  Schule  zuschreibt. 
Es  ist  eine  dringende  Aufgabe,  kritischer  Erforschung  der 
antiken  Plastik  dadurch  festere  Grundlagen  zu  schaffen,  daß 
an  sicheren  Fällen  dies  Vorgehen  der  Kopisten  nachgewiesen 
und  so  ihre  verschiedenartige  interpolierende  Tätigkeit  mög- 
lichst vielseitig  dargestellt  und  durch  Beurteilung  der  treibenden 
Kräfte  historisch  verständlich  gemacht  werde. 

Der  Preis  beträgt  2000  Mark,  wovon  die  Hälfte  sofort 
nach  Zuerkennung  des  Preises,  der  Rest  nach  Drucklegung 
des  Werkes  ausbezahlt  wird. 

Einlieferun gstermin :  31.  Dezember  1916.  Der  Verfasser- 
name ist  im  Briefumschlage  mit  Motto  beizulegen. 

Die  Arbeiten  können  in  deutscher,  lateinischer  oder  grie- 
chischer Sprache  eingeliefert  werden. 


Bewilligungen  aus  den  Stiftungen.  69 

Aus  den  Zinsen  der  Akademiestiftungen  wurden  im  Jahre 
1913  folgende  Beträge  bewilligt: 

1.   Aus  dem  Thereianos-Fond : 

an  Professor  Dr.  August  Heisenberg  in  München  für 
die  Herausgabe  der  Byzantinischen  Zeitschrift  1500  M. ; 

an  Dr.  Willy  Hengstenberg  in  Possenhofen  für  An- 
fertigung des  Index  zur  Byzantinischen  Zeitschrift  Band  13  —  24 
als  zweite  Rate  700  M.; 

für  das  Corpus  der  griechischen  Urkunden  des  Mittelalters 
1000  M.; 

an  Dr.  Athanasios  Buturas  in  Athen  zu  einer  Unter- 
suchung über  griechische  Personeu-  und  Ortsnamen  des  Mittel- 
alters 450  M. ; 

an  Professor  Dr.  Ioannes  Svoronos  in  Athen  als  Druck- 
unterstützung für  sein  Corpus  der  athenischen  Münzen  2400  M.; 

an  Dr.  Phaedon  Kukules  in  Athen  zu  einer  Studienreise 
nach  Deutschland  im  Interesse  seines  Werkes  über  byzan- 
tinisches Folklore  450  M. ; 

an  Studienrat  Karl  Reichhold  in  München  für  die  Fort- 
setzung des  Werkes  „Griechische  Vasenmalerei"   1000  M.; 

an  Konrektor  Dr.  Jakob  Haury  in  Ingolstadt  für  die 
Drucklegung  des  Index  zu  seiner  Ausgabe  des  Prokopios  400  M. ; 

an  Dr.  Apostolos  Arvanitopullos  in  Athen  zur  Be- 
arbeitung thessalischer  Inschriften  300  M. 

Ein  Preis  von  800  M.  wurde  zuerkannt  an  Dr.  Adamantios 
Adamantiu  in  Athen  für  seine  beiden  Schriften:  Tä  xQovixä 
rov  Mcogecog,  1906  und  AI  Tiagadooeig  h  rfj  xQioTiaviKtj  eixovo- 
yQacpiq.    cAyveiag  Tieiga,  1909/12. 

2.  Aus  der  Heinrich  v.  Brunck-Stiftung: 

an  Privatdozent  Dr.  Ludwig  Kalb  in  München  zur  Fort- 
führung seiner  Arbeiten  über  Indolone  500  M. ; 

an  Professor  Dr.  Oskar  Piloty  in  München  zur  Anschaf- 
fung einer  hydraulischen  Presse  und  einer  Zentrifuge   1400  M. 


70  Öffentliche  Sitzung  ara  15.  März 


3.    Aus   der   Wilhelm   Koenigs-Stiftung    zum   Adolf 
v.  Baeyer-Jubiläum: 

an  Professor  Dr.  Heinrich  Wieland  in  München  zur  Be- 
schaffung von  Platinmetallen  1000  M. ; 

an  Privatdozent  Dr.  Rudolf  Pummerer  in  München  zur 
Unterstützung  seiner  Arbeit  über  hochkondensierte  aromatische 
Ringsysteme  300  M.; 

an  Assistent  Dr.  Jean  Piccard  in  München  zur  Fort- 
setzung seiner  kolorimetrischen  Untersuchungen  300  M. ; 

an  Professor  Dr.  Otto  Dimroth  in  München  zur  Unter- 
stützung seiner  Arbeiten  über  den  Farbstoff  der  Cochenille 
1200  M.; 

an  Professor  Dr.  Wilhelm  Prandtl  in  München  zur  Be- 
schaffung eines  Spaltultramikroskops  800  M.; 

an  Professor  Dr.  Ludwig  Vanino  in  München  zur  Unter- 
stützung seiner  Arbeiten  über  Bologneser  Leuchtsteine  300  M. 

4.  Aus  der  Wilhelm  Koenigs-Stiftung  zur  Förderung 
botanischer   und    zoologischer  Forschungen  und  For- 
schungsreisen: 

an  den  K.  u.  K.  Hauptmann  d.  R.  Dr.  Joseph  Doposcheg- 
Uhlar  in  München  als  Zuschuß  zu  seiner  botanischen  For- 
schungsreise nach  Java  1900  M. 

5.  Aus  der  Münchener  Bürger-  und  Cramer-Klett- 
Stiftung: 

an  Privatdozent  Dr.  Otto  Freiherrn  von  und  zu  Aufseß 
in  München  zu  Temperaturregistrierungen  in  den  bayerischen 
Seen  1300  M.; 

an  Professor  Dr.  Friedrich  Bidlingmaier  in  München 
für  eine  Rechenhilfe  1200  M.; 


Bewilligungen  aus  den  Stiftungen. 


71 


an  Ingenieur  Karl  van  Douwe  in  München  zur  Unter- 
suchung niederer  Krebse  rn  Rovigno  200  M. ; 

an  Assistent  Dr.  Karl  von  Frisch  in  München  für  An- 
schaffung physiologischer  Apparate  zu  Arbeiten  über  den 
Farbensinn  der  Tiere  300  M.; 

an  Oberarzt  Dr.  E.  Rüdin  in  München  für  Vererbungs- 
forschungen 1500  M. ; 

an  Hauptlehrer  Philipp  Fauth  in  Landstuhl  zur  Ein- 
richtung eines  Observatoriunis  1200  M.; 

an  Professor  Dr.  Richard  Goldschmidt  in  München  für 
Vererbungsstudien  an  Enten  1000  M. ; 

an  Geh.  Hofrat  Dr.  Johannes  Ranke  in  München  für 
systematische  Höhlenforschungen  in  Bayern  1000  M. 


6.    Aus   dem   Hitischen    Fond   zur   Förderung   der 
Medaillenkunst 
wurden    für    ausgezeichnete  Leistungen   bei    der  Medaillenkon- 
kurrenz Preise  zuerkannt : 

Herrn  Jan  Wysocki  (Pasing)  200  M.; 
Herrn  Adolf  Seiler  (München)  150  M.; 
Herrn  Hans  Lindl  (München)  150  M.; 
Frau  Paula  Riezler  (Stettin)  100  M.; 
Herrn  Ludwig  Gies  (München)  90  M. 

Durch    eine    lobende    Erwähnung    hervorgehoben    wurden 
die   künstlerischen  und  erfindungsreichen  Arbeiten   der  Herren 
Karl  Ott, 
Max  Pfeifer, 
Friedr.  Lommel. 


72  Öffentliche  Sitzung  am  15.  März 

Hierauf  verlasen  die  Herren  Klassensekretäre  Kuhn, 
v.  G-oebel  und  v.  Poehlmann  folgende  Nekrologe: 

Am  5.  April  1912  starb  der  emeritierte  K.  Gymnasial- 
rektor Dr.  Karl  Meiser.  Geboren  am  18.  Januar  1848  zu 
München  absolvierte  Meiser  1861  das  Gymnasium  zu  Nürnberg 
und  studierte  darauf  in  München,  wo  vornehmlich  Leonhard 
Spengel  und  Wilhelm  Christ  seine  wissenschaftliche  Ent- 
wicklung beeinflußten.  Nachdem  er  1865  die  Staatsprüfung  be- 
standen, war  er  zuerst  als  Lehrer  am  Gymnasium  zu  Eichstätt, 
dann  in  München  am  Maximilians-  und  Wilhelms-Gymnasium 
tätig,  wo  er  1880  zum  Professor  ernannt  wurde.  Seit  1888 
war  er  Rektor  in  Regensburg,  zuerst  am  alten,  seit  1892  am 
neuen  Gymnasium,  bis  er  1903  in  den  Ruhestand  trat  und  in 
seine  Vaterstadt  zurückkehrte.  Seit  1883  war  er  außerordent- 
liches, seit  1911  ordentliches  Mitglied  unserer  Akademie. 

Meisers  wissenschaftliche  Arbeit  galt  so  gut  wie  aus- 
schließlich der  Kritik  der  klassischen  Texte.  Hier  hat  er, 
gestützt  auf  seltene  Vertrautheit  mit  Sprache  und  Stil  der 
einzelnen  Schriftsteller,  mit  unermüdlichem  Fleiß,  eindringen- 
dem Scharfsinn,  vorsichtiger  Besonnenheit  tüchtiges  geleistet 
und  allgemeine  Anerkennung  gefunden.  Im  römischen  wie 
griechischen  Schrifttum  gleichmäßig  bewandert,  hat  er  neben 
mancherlei  anderem  in  jüngeren  Jahren  besonders  die  Werke  des 
Tacitus,  später  namentlich  griechische  Autoren  der  nachchrist- 
lichen Jahrhunderte  mit  reichem  Erfolge  durchgearbeitet  und 
sich  vor  allem  durch  seine  Ausgabe  der  Historiae  in  der  Neu- 
bearbeitung des  Orellischen  Tacitus  wie  durch  die  von  des 
Boetius  Kommentar  zu  Aristoteles  tieqI  §Qjur)veiag  ein  bleibendes 
Andenken  gesichert. 

Siehe  N.  Wecklein  in  den  Blättern  für  das  Gymnasial- 
Schulwesen  Bd.  48  (München  1912),  S.  469—473. 

Am  29.  August  1912  starb  zu  Wien  der  Hofrat  und  Uni- 
versitätsprofessor Dr.  Theodor  Gomperz,  ein  hervorragender 
Graecist,  der  sich  besonders  durch  grundlegende  Forschungen 
auf  dem  Gebiete  der  griechischen  Philosophie  um  die  Wissen- 
schaft verdient  gemacht  hat. 


Nekrologe.  73 

Am  29.  September  1912  starb  zu  Breslau  der  Universitäts- 
professor Dr.  Franz  Skutsch,  ein  begabter  und  gründlicher 
Arbeiter  auf  dem  Felde  der  römischen  Sprach-  und  Literatur- 
geschichte. 

Am  12.  Februar  d.  Js.  verlor  die  Akademie  in  Hermann 
Ebert  ein  besonders  tätiges,  den  Aufgaben  der  Akademie  sich 
hingebendes  Mitglied,  dessen  Arbeitskraft  in  Forschung  und 
Lehre  noch  die  schönsten  Früchte  versprach. 

Ebert  war  geboren  zu  Leipzig  am  20.  Juni  1861.  Schon 
auf  der  Schule  interessierte  er  sich  für  Naturwissenschaft  und 
Sternkunde.  Seine  Studien  begann  er  in  seiner  Vaterstadt  und 
beschäftigte  sich  vorwiegend  mit  Astronomie  bei  Bruns  und 
mit  Physik  bei  Gr.  Wiedemann.  Mit  dessen  Sohne  Eilhard 
siedelte  er  nach  Darmstadt  und  dann  nach  Erlangen  über; 
dort  promovierte  er,  wurde  Assistent  am  physikalischen  Institut 
und  habilitierte  sich.  Im  Frühjahr  1894  folgte  er  einem  Ruf 
als  Extraordinarius  für  theoretische  Physik  nach  Leipzig,  ging 
aber  noch  im  Herbst  des  gleichen  Jahres  als  Ordinarius  für 
Experimentalphysik  nach  Kiel.  An  der  technischen  Hochschule 
in  München  wirkte  er  seit  1898. 

Während  seiner  kurzen  Leipziger  Dozentenzeit  ist  er  be- 
sonders mit  Ostwald  in  wissenschaftliche  und  freundschaft- 
liche Beziehungen  getreten.  Die  energetische  Systematik  Ost- 
walds hat  seine  allgemeine  Naturauffassung  nachhaltig  bestimmt; 
die  Spuren  dieser  Systematik  sind  noch  in  seinem  letzten  Werke, 
dem  Lehrbuch  der  Physik,  Bd.  I,  1912  unverkennbar;  dieses 
Buch  ist  ein  Niederschlag  seiner  mit  besonderer  Liebe  ausge- 
arbeiteten und  mit  größtem  Erfolge  durchgeführten  Vorlesungen 
an  der  Münchener  technischen  Hochschule,  in  denen  die  tech- 
nischen Interessen  in  besonderem  Maße  zur  Geltung  kamen 
und  die  Experimentierkunst  in  ihrer  Richtung  auf  objektive 
Darstellung  für  einen  großen  Zuhörerkreis  aufs  Höchste  ge- 
steigert war. 

Wenn  auch  energetisch  in  seinen  Grundanschauungen,  war 
Ebert  doch  nicht  den  mechanischen  Bildern  abgeneigt,  die  be- 


74  Öffentliche  Sitzung  am  15.  März 

sonders  von  den  Engländern  ausgebildet  und  dem  englischen 
Bedürfnis  nach  anschaulicher  Erfassung  angepaßt,  bei  der  Ent- 
wickelung  der  modernen  Elektrodynamik  eine  wichtige  Rolle 
gespielt  haben.  Schon  aus  didaktischen  Gründen  war  Ebert 
diese  Methode  willkommen:  er  hat  sie  in  seinem  Buche  „Mag- 
netische Kraftfelder"  1897  weitgehend  kultiviert  mit  der  leb- 
haften persönlichen  Färbung,  die  sein  gesprochenes  Wort  aus- 
zeichnete. Schon  früher  hatte  er  die  cyklischen  Systeme  von 
Helmholtz  in  ihrer  Anwendung  auf  den  Elektromagnetismus 
studiert. 

Auf  experimentellem  Gebiet  hat  er  an  den  Problemen  der 
Glimmentladung,  der  Kathodenstrahlen,  der  elektrischen  Schwin- 
gungen mitgearbeitet;  besonders  interessant  sind  ihrer  Frage- 
stellung nach  seine  älteren  optischen  Arbeiten  über  Spektral- 
linien, über  die  Interferenzen  bei  hohen  Gangunterschieden, 
über  das  Dopplersche  Prinzip  in  seiner  Anwendung  auf  leuch- 
tende Gase,  über  eine  vermutete  Abhängigkeit  der  Lichtge- 
schwindigkeit von  der  Intensität  des  Lichtes,  Fragen,  die  in 
der  Zwischenzeit  von  verschiedenen  Seiten,  am  erfolgreichsten 
von  Michelson,  gefördert  worden  sind. 

Sehr  charakteristisch  für  die  wissenschaftliche  Persönlich- 
keit Eberts  ist  sein  starkes  Interesse  für  astrophysikalische 
Fragen,  welches  in  seiner  Leipziger  Lehrzeit  beginnend  ihn 
sein  ganzes  Leben  lang  begleitet  hat.  Es  gibt  wenige  Fragen 
'der  Astrophysik  und  Geophysik,  denen  er  nicht  näher  getreten 
ist.  Die  Physik  der  Sonne  in  ihrem  Zusammenhang  mit  den 
Tatsachen  der  anomalen  Dispersion,  der  Zustand  der  Mond- 
oberfläche, erläutert  durch  Laboratoriumsmodelle  und  kontrol- 
liert durch  Laboratoriumsversuche,  das  Polarlicht,  die  Gezeiten 
der  oberbairischen  Seen  (sog.  Seiches),  die  Variationen  des  Erd- 
magnetismus, die  durch  radioaktive  Substanzen  verursachte 
Bodenströmung,  der  elektrische  Zustand  der  Atmosphäre,  alle 
diese  Probleme  hat  Ebert  teils  selbst  gefördert,  teils  durch 
seine  Mitarbeiter  behandeln  lassen.  Dem  letztgenannten  Ge- 
biete der  Luftelektrizität  galt  seine  Energie  in  ganz  besonderem 
Maße.     Hier   hat  er  seine    glänzende  Begabung   für   den    Bau 


Nekrologe.  75 

von  Meßapparaten,  hier  hat  er  auch  —  in  den  Arbeiten  der 
akademischen  luftelektrischen  Kommission  —  sein  Organisations- 
talent voll  entfaltet.  Auf  diesem  Gebiete  wird  die  Lücke  ganz 
besonders  schmerzlich  empfunden  werden,  die  sein  Tod  in  die 
Reihen  der  Akademie  gerissen  hat. 

Wie  dem  tatkräftigen,  hülfsbereiten,  für  die  Allgemein- 
heit sich  einsetzenden  Menschen  so  ist  dem  vielseitigen,  für 
wissenschaftliche  Schönheit  begeisterungsfähigen  Forscher  ein 
treues  Andenken  gesichert.  Sommerfeld. 

Unerwartet  rasch  für  seine  Schüler  und  Freunde  starb  am 
19.  Mai  1912  Eduard  Strasburger:  ein  glücklicher  Tod  nach 
einem  glücklichen,  arbeits-  und  erfolgreichen  Leben.  Mitten 
heraus  aus  dem  Schaffen,  ohne  daß  man  irgend  merken  konnte, 
daß  „das  tückische  Alter  ihn  mit  seiner  Krücke  getroffen"  ist 
er  abberufen  worden. 

Es  sei  versucht,  seinen  Lebensgang  und  seine  Persönlich- 
keit kurz  zu  schildern.  Er  stammte  aus  einer  von  Sachsen 
nach  Polen  eingewanderten  Familie.  Geboren  am  1.  Februar 
1844  hat  er  sowohl  in  seiner  Aussprache  des  Deutschen 
(namentlich  in  früheren  Jahren)  als  auch  in  seinem  Stil,  und 
man  darf  wohl  sagen  auch  in  der  Gewandtheit  und  Geschmeidig- 
keit seines  Auftretens  die  Erinnerung  an  seine  polnische  Hei- 
mat bewahrt. 

Er  studierte  nach  einem  einjährigen  Aufenthalt  in  Paris 
zunächst  in  Warschau  dann  in  Bonn  und  Jena.  Er  hatte 
so  Gelegenheit  sich  von  einigen  leitenden  deutschen  Ver- 
tretern der  Botanik  in  diese  damals  in  frischer  Entwicklung 
aufstrebende  Wissenschaft  einführen  zu  lassen. 

In  Bonn  wirkte  an  der  Universität  Schacht,  ein  mehr  durch 
extensive  als  intensive  Tätigkeit  ausgezeichneter  Mikroskopiker.  In 
Poppeisdorf  an  der  landwirtschaftlichen  Akademie  war  Julius 
Sachs  der  geniale  Pflanzenphysiologe  tätig.  In  Jena  endlich 
fand  er  an  Pringsheim  einen  kritischen  auf  dein  Gebiete  der 
Entwicklungs-  und  Fortpflanzungsforschung  hochverdienten  Ge- 
lehrten.    Außerdem  trat   damals   in  Jena  durch  seine  Jugend- 


76  Öffentliche  Sitzung  am  15.  März 

liehe  Begeisterung  für  phylogenetische  Forschung  Ernst  Haeckel 
hervor.  Alle  diese  Lehrer  haben  seine  wissenschaftliche  Tätig- 
keit tiefgreifend  beeinflußt:  Schachts  Nachfolger  ist  er  nicht 
nur  später  in  Bonn  geworden,  er  war  es  auch  als  leitender 
Mikroskopiker  seiner  Zeit,  nur,  seiner  Begabung  entsprechend 
mit  viel  größerem  Erfolge.  Sachs  hat  ihn  wohl  für  die  Ex- 
perimentalphysiologie  (die  Strasburger  durch  mehrere  wichtige 
Arbeiten  bereicherte)  gewonnen  und  so  vor  der  Einseitigkeit 
vieler  anderer  Mikroskopiker  bewahrt.  Pringsheims  Vorbild 
zeigte  ihm,  wie  ersprießlich  die  Erforschung  niederer  pflanz- 
licher Organismen  ist,  Haeckel  aber  begeisterte  ihn  für  Dar- 
winismus und  Deszendenztheorie.  Ihm  ist  es  auch  zu  verdanken, 
daß  Strasburger  für  die  deutschen  Universitäten  gewonnen  wurde. 
Pringsheim  legte  1866  seine  Professur  in  Jena  nieder  und 
siedelte  nach  Berlin  über.  Strasburger  wurde,  erst  25  jährig, 
sein  Nachfolger.  1881  wurde  er  nach  Bonn  berufen,  wo  er 
nun  dauernd  blieb.  Berufungen  nach  Tübingen  und  München 
lehnte  er  ab,  er  wollte  den  ihm  liebgewordenen  Wirkungskreis 
und  —  wie  er  mir  selbst  sagte  —  auch  seine  schöne  Dienst- 
wohnung im  Poppelsdorfer  Schloße  nicht  verlassen. 

Seine  wissenschaftliche  Tätigkeit  war  eine  sehr  umfang- 
reiche. Rasch  arbeitend,  rasch  die  Probleme  auffassend  und 
Anregungen  anderer  leicht  zugänglich,  liebte  er  es,  zu  den  von 
ihm  behandelten  Fragen  wiederholt  Stellung  zu  nehmen.  Das 
hatte  freilich  auch  seine  Nachteile.  Man  warf  ihm  vor,  daß 
er  seine  Ansichten  leicht  wechsle,  und  seine  größeren  Abhand- 
lungen sind  nicht  selten  mehr  eine  Wiedergabe  seines  Beob- 
achtungsjournals als  ein  einheitlich  verarbeitetes  Ganzes.  Man 
darf  indes  nicht  vergessen,  daß  die  Fragen  um  die  es  sich 
handelte  meist  in  lebhaftem  Fluße  sich  befanden  und  daß  er 
in  einer  Zeit  lebte,  in  der  die  Botanik  eine  große  Umgestal- 
tung erfuhr.  Daß  er  einmal  erkannte  Irrtümer  nicht  hart- 
näckig festhielt,  wird  man  ihm  nur  danken  können.  Gewiß, 
er  hatte  auch  „les  defauts  de  ses  qualites".  Man  kann  ihn 
nicht  zu  den  tiefgründig  originalen  und  genialen  Naturen 
zählen    wie    sie    die    Botanik    in    seinen    älteren    Zeitgenossen 


Nekrologe.  77 

Nägeli,  Hofmeister  und  Sachs  besaß,  und  selbst  auf  seinem  Spe- 
zialgebiet, dem  der  Cytologie  sind  einige  fundamentale  Beobach- 
tungen (z.  B.  die  Längsspaltung  der  Chromosomen,  das  Vor- 
handensein der  Plasmodesmen,  die  doppelte  Befruchtung,  der 
Nachweis  der  Chondriosomen)  und  Folgerungen  (z.  B.  haploide 
und  diploide  Generation,  Bedeutung  des  Kerns  für  die  Ver- 
erbung) nicht  auf  ihn  zurückzuführen.  Aber  trotzdem  war 
seine  Wirksamkeit  auf  den  verschiedensten  Gebieten  der  Bo- 
tanik von  größter  Bedeutung. 

Sie  bewegte  sich  namentlich  nach  drei  Richtungen:  der 
morphologisch  -  entwicklungsgeschichtlichen ,  der  anatomisch- 
physiologischen und  der  cytologischen. 

Einige  seiner  wichtigsten  Leistungen  auf  diesen  Gebieten 
seien  kurz  erwähnt. 

1.  Es  war  namentlich  die  Entwicklungsgeschichte  der 
Archegoniaten,  die  ihm  zahlreiche  wichtige  Beiträge  verdankt, 
so  Untersuchungen  über  Archegonien  und  Antheridien  von 
Farn  und  Moosen  und  über  Azolla.  Die  Azolla-Untersuchung 
ist  eine  besonders  glänzende  und  für  Strasburgers  Geschick  und 
Beobachtungsgabe  bezeichnende  Arbeit.  Was  man  über  diese 
merkwürdige  Pflanze  vorher  wußte  war  ziemlich  unklar  und  ver- 
worren. Auf  Grund  eines  recht  spärlichen  Material  es  gelang  es 
Strasburger  die  Entwicklungsgeschichte  fast  lückenlos  aufzuhellen 
(wobei  ihm  wohl  Pringsheims  Untersuchung  über  Salvinia  als 
Muster  vorschwebte).  Es  sind  seither  wohl  einige  Ergänzun- 
gen, aber  keine  wesentlich  neuen  Erkenntnisse  hinzugekommen. 

Die  große  Arbeit  über  Coniferen  und  Gnetaceen  bringt 
eine  Menge  von  Einzeluntersuchungen,  sie  ist  zweifellos  eine  der 
wichtigsten  aus  der  Zeit  der  Hofmeisterschen  Epigonen.  Der 
starke  Einschlag  eines  jugendlichen  Haeckelismus  erscheint  uns 
jetzt  schon  freilich  in  anderem  Lichte,  als  der  damaligen  Zeit. 
Seine  Untersuchungen  setzte  er  später  fort  in  dem  Werke 
„Angiospermen  und  Gymnospermen".  Es  gelang  ihm,  die  Vor- 
gänge bei  der  Keimung  der  Makrosporen  beider  Gruppen  auf- 
zuhellen und  so  das  Bild  dieser  Vorgänge  zu  einem  einheit- 
licheren zu  gestalten,  als  dies  früher  der  Fall  war.    Auch  konnte 

Jahrbuch  1913.  0 


78  Öffentliche  Sitzung  am  15.  März 

er  die  alten  rätselhaften  Fälle  von  Parthenogenesis  und  Poly- 
embryonie  in  ihrem  Zustandekommen  erklären.  Es  zeigte  sich, 
daß  bei  Coelebogyne  ilicifolia  —  zu  AI.  Brauns  Zeit  Gegenstand 
einer  lebhaften  Polemik  (H.  Karsten  hatte  AI.  Braun,  der  die 
Samenbildung  von  Coelebogyne  als  Parthenogenesis  betrachtete, 
vorgeworfen,  er  habe  dies  getan  „aus  Hang  zum  Glauben 
an  das  Wunderbare",  und  um  der  herrschenden  oder  beliebten 
religiösen  Richtung  zu  schmeicheln)  —  die  Embryonen  vegetative 
Adventivkeime  aus  dem  Nucellus  sind.  Analoge  Erscheinungen 
wurden  auch  bei  Citrus  und  anderen  Pflanzen  gefunden.  Eine 
wirkliche  Parthenogenesis  (d.  h.  die  Weiterentwicklung  einer 
haploiden  Eizelle  oder  eines  sonstigen  weiblichen  Gameten) 
kommt  nach  Strasburgers  Untersuchungen  nur  bei  niederen 
Pflanzen  vor. 

2.  Von  seinen  anatomisch-physiologischen  Untersuchungen 
ragt  schon  durch  seinen  beträchtlichen  Umfang  hervor  das 
Buch  „Bau  und  Verrichtung  der  Leitungsbahnen1)".  Es  sind 
darin  niedergelegt  einerseits  ausgedehnte  Untersuchungen  über 
den  Bau  der  Leitbündel  des  Holzes  und  der  Rinde,  anderer- 
seits experimentelle  Untersuchungen  über  das  Saftsteigen.  Diese 
zeigten  namentlich,  daß  eine  Abtötung  der  lebenden  Zellen  im 
Holz  das  Aufsteigen  der  Farbstofflösungen  in  den  Wasser- 
leitungsbahnen nicht  hindert.  Auch  gelang  der  Nachweis,  daß 
in  den  Gefäßen  die  Wasserströmung  durch  Luftblasen  (Jamin- 
scher  Ketten)  nicht  aufgehalten  wird. 

Die  Arbeit  über  „Plasmaverbindungen  pflanzlicher  Zellen" 
ist  ähnlich  wie  die  über  Azolla  für  seine  Arbeitsart  charak- 
teristisch. Zwar  hatte  er  die  Tatsache,  daß  Piasmaverbindun- 
gen  vorhanden  sind,  nicht  selbst  entdeckt,  aber  er  erkannte 
sofort,  wie  wichtig  es  sein  müsse,  die  Frage  nach  der  allge- 
meinen Verbreitung  der  Plasmodesmen  zu  untersuchen.  Wenn 
wir  jetzt  (entsprechend  einer  genialen  Vorahnung  Hofmeisters) 
den  gesamten  Protoplasmakörper  einer  Pflanze    als   einen   ein- 


*)  Die  „Saftbibel"  wie  Sachs  das  Buch  wegen  seines  Volumens  zu 
bezeichnen  pflegte. 


Nekrologe.  79 

heitlichen  (wenngleich  in  einzelne  Protoplasten  gegliederten) 
betrachten,  so  haben  Strasburgers  Untersuchungen  dazu  we- 
sentlich beigetragen. 

Kleinere  anatomische  Arbeiten  können  hier  übergangen 
werden,  auch  auf  die  schöne  Untersuchung  über  den  Einfluß 
des  Lichtes  auf  die  Bewegung  von  Schwärmsporen  sei  hier 
nur  flüchtig  hingewiesen.  Seine  Hauptbedeutung  liegt  auf  dem 
Gebiete  der  Cytologie. 

3.  Ein  Fortschritt  war  hier  nur  zu  erreichen  durch  Ver- 
besserung der  Untersuchungsmethoden,  durch  Härtung,  Fi- 
xierung und  ^Färbung.  Diese  hat  er,  vielfach  dem  Vorgänge 
der  Zoologen  folgend,  unablässig  ausgebaut  und  verbessert.  So 
konnte  er,  entgegen  der  früheren  Annahme,  daß  der  Zellkern 
bei  der  Zellteilung  aufgelöst  werde,  und  dann  neu  sich  bilde, 
nachweisen,  daß  Zellkerne  stets  nur  aus  Teilung  schon  vor- 
handener hervorgehen  —  eine  Tatsache,  die  namentlich  auch 
für  die  Vererbungslosen  von  größter  Bedeutung  ist.  Beson- 
ders wichtig  für  die  allgemeine  Biologie  war  auch  der  Nach- 
weis, daß  „die  Vorgänge  der  Zell-  und  Kernteilung  im  Pflanzen- 
und  Tierreiche   in   den  wichtigsten  Punkten   übereinstimmen a. 

Die  einzelnen  Phasen  in  der  Entwicklung  der  botanischen 
Cytologie  hat  Strasburger  selbst  in  seiner  Ontogenie  der  Zelle 
seit  1875  in  den  Progressus  rei  botanicae  Bd.  I  geschildert. 
Hier  können  sie  nicht  näher  verfolgt  werden.  Erwähnt  sei 
nur,  daß  —  wie  dies  kaum  anders  möglich  war  —  es  ohne 
Irrtümer  der  Beobachtung  und  der  Auffassung  dabei  nicht  ab- 
ging. Strasburger  selbst  hat  diese  stets  freimütig  zugegeben 
und  ältere  unvollkommene  Beobachtungen  durch  wiederholte 
Untersuchung  zu  verbessern  gesucht. 

Daß  er  eine  allseitige  Kenntnis  der  Pflanzenzellen  erstrebte, 
zeigen  seine  umfangreichen  Untersuchungen  über  die  pflanzlichen 
Zellhäute.  Er  suchte  darin  nachzuweisen,  daß  die  Zellhautstofte 
an  der  Oberfläche  des  Protoplasmakörpers  ausgeschiedene  Pro- 
dukte des  letzteren  sind,  daß  das  Flächenwachstum  durch  passive 
Dehnung  und  gleichzeitige  Anlagerung  neuer  Membranlamellen 
oder    durch    aktive   Substanzeinlagerung,    das   Dickenwachstum 


80  öffentliche  Sitzung  am  15.  März 

aber  nur  durch  Anlagerung  neuer  Membranlamellen  erfolgt, 
die  dann  durch  Einlagerungen  verändert  werden  können. 

Die  cytologischen  Untersuchungen  mußten  ihn  notwendig 
zu  den  Problemen  der  Sexualität  und  Vererbung  führen. 

Es  gelang,  die  Kernverschmelzung  der  Gameten  als  eine 
allgemeine  Erscheinung  nachzuweisen,  und  die  oben  schon  er- 
wähnte angebliche  Parthenogenesis  aufzuklären  —  sie  erwies 
sich  in  allen  genauer  untersuchten  Fällen  als  Entwicklung 
diploider  Eizellen. 

Daneben  beschäftigten  ihn  die  „  Pfropfbastarde *  und  die 
Vererbungsfragen  auf  das  lebhafteste.  Doch  es  ist  unmöglich, 
seine  rastlose  wissenschaftliche  Tätigkeit  auch  nur  andeutungs- 
weise hier  zu  schildern. 

Dagegen  muß  noch  auf  seine  Bedeutung  als  Lehrer  hin- 
gewiesen werden.  Im  Bonner  Institut  versammelten  sich  junge 
Botaniker  aus  den  verschiedensten  Ländern,  namentlich  auch 
von  Amerika  und  Japan.  Aber  auch  viele  tausende,  die  nicht 
zu  Strasburger  persönlich  in  Verkehr  traten,  können  sich  als 
seine  Schüler  bezeichnen.  Das  „große  botanische  Praktikum" 
und  dessen  kleine  Ausgabe  sind  in  allen  botanischen  Labora- 
torien verbreitet  und  haben  mächtig  zur  Verbreitung  der  neuen 
mikroskopischen  Technik  gewirkt.  Wenn  sie  mit  dazu  bei- 
trugen, die  einseitig  mikroskopische  Ausbildung  der  jüngeren 
Botaniker  zu  fördern,  so  ist  das  nicht  Strasburgers  Schuld- 
Er  selbst  hatte  ein  offenes  Auge  nicht  nur  für  die  Formen 
der  Pflanzen,  sondern  auch  für  ihre  Schönheit,  wie  am  besten 
seine   „Streifzüge  an  der  Riviera"   zeigen. 

Außer  dem  mikroskopischen  Praktikum  ist  namentlich  auch 
das  von  ihm  im  Verein  mit  anderen  Botanikern  herausgegebene 
Bonner  Lehrbuch  zu  nennen,  das  einen  großen  Erfolg  hatte.  Ich 
gestehe,  daß  ich  die  von  Strasburger  bearbeiteten  Teile  nicht  für 
die  gelungensten  halte,  aber  jedenfalls  hat  das  Buch  einem  Bedürf- 
nis entsprochen,  sonst  wäre  es  nicht  in  11.  Auflage  erschienen. 

Daß  ein  so  arbeitsfroher  Gelehrter  nicht  in  der  Arbeit 
aufging,  sondern  nicht  müde  wurde  an  Kunst  und  Natur 
sich   zu   erfreuen    und    zu    erfrischen,   das  bedingte  wohl,    daß 


Nekrologe.  81 

der  lebhafte,  stets  angeregte  Mann  kaum  zu  altern  schien. 
Er  war  auch  ein  trefflicher  Erzähler  und  geistreicher  Korres- 
pondent, einer  der  nicht  eben  häufigen  liebenswürdigen  Ver- 
treter der  scientia  amabilis.  Hat  auch  seinem  Leben  das  Trübe 
nicht  gefehlt  (namentlich  bedingt  durch  eine  lange  Erkrankung 
seiner  vor  ihm  verstorbenen  hochbegabten  Frau)  so  können  wir 
doch  sagen,  daß  es  ein  sonniges  und  reiches  gewesen  ist  und 
reiche  Früchte  getragen  hat.  Goebel. 

Am  11.  Juni  1912  starb  in  Bonn,  wo  er  am  20.  Mai  1838 
geboren  war,  wo  er  alljährlich  seine  Ferien  zu  verleben  pflegte 
und  wohin  er  sich  nach  seinem  Rücktritte  vom  Lehramte 
zurückgezogen  hatte,  Ferdinand  Zirkel,  dessen  Name  mit  der 
Geschichte  der  Entwicklung  der  Petrographie  in  den  sechziger 
und  siebziger  Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts  für  immer  un- 
trennbar verknüpft  bleiben  wird.  An  der  Universität  seiner 
rheinischen  Vaterstadt  machte  er  auch,  in  der  Absicht,  sich 
dem  Bergfache  zu  widmen,  von  1855 — 59,  mit  Unterbrechungen 
durch  praktische  bergmännische  Tätigkeit,  seine  Studien,  nach 
deren  Vollendung  er,  unzweifelhaft  angeregt  durch  die  inter- 
essanten geologischen  Verhältnisse  der  vulkanischen  Gegenden 
seiner  Heimat,  zusammen  mit  dem  Geologen  Preyer  eine 
Forschungsreise  nach  Island  antrat,  über  die  er  in  fesselnder 
Weise  in  einer  an  weitere  Kreise  sich  wendenden  Schrift  be- 
richtet hat,  während  er  die  wissenschaftlichen  Resultate  in 
seiner  Dissertation  (Bonn  1861)  niederlegte. 

Nach  seiner  Promotion  begab  sich  Zirkel  nach  Wien,  um 
in  den  reichen  Sammlungen  des  Hofmineralienkabinets  und  in 
der  geologischen  Reichsanstalt  zu  arbeiten,  und  hier  erwarb 
er  besonders  die  praktische  Kenntnis  der  Mineralien,  wie  sie 
bei  den  Mineralogen  der  alten  Schule  die  Regel  war,  bei  den 
neueren  leider  immer  mehr  zur  Ausnahme  wird.  In  Wien 
blühte  in  jener  Zeit,  durch  Grailich  begründet,  eine  Kristallo- 
graphenschule,  welche,  wie  es  als  Erster  in  Deutschland  Fran- 
kenheim in  Breslau  begonnen  hatte,  die  Kristallkunde  als 
eine   physikalische  Wissenschaft   behandelte,    eine  Auffassung, 


82  Öffentliche  Sitzung  am  15.  März 

welche  notwendig  bald  zur  herrschenden  werden  mußte.  Es 
ist  zu  bedauern,  daß  unser  junger  Mineralog  zu  dieser  Schule 
ebensowenig  in  nähere  Beziehung  trat,  wie  vorher  in  Bonn  zu 
dem  Optiker  Beer  und  zu  G.  vom  Rath,  dem  wenigstens  in 
der  praktischen  Kristallographie  eine  reiche  Erfahrung  zu  Ge- 
bote stand. 

Während  der  wieder  in  Bonn  verlebten  Sommerferien  des 
Jahres  1862  machte  Zirkel  daselbst  durch  Vermittlung  des  in 
den  Rheinlanden  unvergeßlichen  Förderers  aller  naturwissen- 
schaftlichen Bestrebungen,  des  Berghauptmanns  G.  vonDechen, 
eine  Bekanntschaft,  welche  für  sein  Lebenswerk  von  entschei- 
dender Bedeutung  werden  sollte.  Henry  Clifton  Sorby  in 
Sheffield,  damals  36  Jahre  alt,  einer  jener  fast  nur  in  Eng- 
land vorkommenden  Gelehrten,  welche  in  der  glücklichen  Lage 
sind,  frei  von  „business  and  professional  cares"  ihr  Leben  ganz 
der  wissenschaftlichen  Arbeit  widmen  zu  können,  war  schon 
seit  1849  mit  der  mikroskopischen  Untersuchung  von  Gesteinen 
beschäftigt,  zu  denen  er  sehr  dünne  Schliffe  benutzte,  welche 
die  Betrachtung  im  durchfallenden  Lichte  gestatteten.  Bis  1861, 
in  welchem  Jahre  er  der  deutschen  Naturforscherversammlung 
in  Speyer  seine  Methode  demonstrierte,  hatte  er  schon  über 
1000  Gesteinsdünnschliffe  hergestellt  und  studiert,  sowie  zahl- 
reiche wichtige  Resultate  publiziert,  ohne  in  England  sonderlich 
viel  Nachfolge  gefunden  zu  haben.  Versuche  in  derselben 
Richtung  waren  auch  fast  zu  gleicher  Zeit  in  Berlin  begonnen 
worden,  und  bereits  1856  legte  G.  Rose  der  deutschen  geo- 
logischen Gesellschaft  eine  von  Oschatz  angefertigte  Sammlung 
von  Gesteinsdünnschliffen  vor  und  wies  auf  die  große  Wichtig- 
keit der  mikroskopischen  Untersuchung  für  die  Petrographie 
hin;  aber  abgesehen  von  ihm  und  seinen  Schülern  Wedding 
und  G.  vom  Rath,  sowie  von  Websky,  welcher  in  Deutschland 
zuerst  die  optischen  Methoden  bei  der  Untersuchung  von 
Dünnschliffen  anwendete,  hat  die  mikroskopische  Erforschung 
der  Gesteine  bis  zu  dem  Jahre,  in  welchem  Zirkel  durch  Sorby 
in  seine  Methode  eingeführt  wurde,  auch  bei  uns  keine  Ver- 
breitung gefunden,  und  auch  Sorby's  weit  umfangreichere  Ar- 


Nekrologe.  83 

beiten  auf  diesem  Gebiete  scheinen  bis  dahin  in  Deutschland 
kaum  beachtet  worden  zu  sein. 

Hierin  trat  nun  bald  eine  wesentliche  Änderung  ein,  nach- 
dem Zirkel  sofort  nach  seiner  Rückkehr  nach  Wien  syste- 
matisch seine  mikroskopisch-petrographischen  Untersuchungen 
begann  und  damit  solche  Anerkennung  fand,  daß  er  bereits 
im  nächsten  Jahre  als  außerordentlicher  Professor  nach  Lem- 
berg,  wo  er  bald  zum  Ordinarius  aufrückte,  und  1868  an  die 
Universität  Kiel  berufen  wurde.  Unter  den  aus  jener  Zeit 
stammenden  Publikationen  sind  besonders  für  die  Petrographie 
wichtig  geworden  seine  1870  erschienenen  „Untersuchungen 
über  die  mikroskopische  Beschaffenheit  und  Struktur  der  Basalt- 
gesteine ",  über  deren  mineralogische  Zusammensetzung,  weil 
diese  meist  dichten  Felsarten  nur  selten  mit  dem  freien  Auge 
ihre  Bestandteile  erkennen  lassen,  bis  dahin  fast  nur  Vermu- 
tungen bestanden;  es  zeigte  sich,  daß  man  unter  dem  Namen 
„Basalt"  Gesteinsarten  zusammengefaßt  hatte,  welche  zum  Teil 
aus  ganz  verschiedenen  Mineralien  zusammengesetzt  sind,  die 
aber  im  Dünnschliff  sofort  zu  unterscheiden  sind.  Durch 
solche  Arbeiten  wurde  nun  erst  die  Grundlage  für  die  petro- 
graphische  Systematik  geschaffen  und  die  Kenntnis  der  Para- 
genesis  der  Mineralien  in  vorher  ungeahnter  Weise  erweitert. 

Das  Jahr  1870  bezeichnet  zugleich  einen  wesentlichen  Ab- 
schnitt im  Leben  Zirkel's:  er  wurde  auf  den  durch  Naumann's 
Rücktritt  frei  gewordenen  Lehrstuhl  der  Mineralogie  und 
Geognosie  an  der  Universität  Leipzig  berufen.  Zwei  Seiten 
seiner  wissenschaftlichen  Tätigkeit  sind  es  hauptsächlich,  durch 
welche  Karl  Friedrich  Naumann  einer  der  hervorragendsten 
Mineralogen  seiner  Zeit  geworden  ist.  Einerseits  hat  er  das 
vollkommenste  Lehrgebäude  der  Kristallographie  geschaffen, 
welches  auf  Grund  der  rein  deskriptiven  Auffassung  dieser 
Wissenschaft  überhaupt  möglich  war  und  dessen  Vorzüge  für 
die  Systematik,  Bezeichnung  und  Benennung  der  Kristallformen 
so  große  sind,  daß  es  auch  heute  noch,  obgleich  seine  prin- 
zipiellen Mängel  längst  erkannt  sind,  wenigstens  in  Deutschland 
noch  vielfach  gültig  geblieben  ist.    Andererseits  hat  Naumann 


84  öffentliche  Sitzung  am  15.  März 

durch  die  erste  auf  deutschem  Boden  durchgeführte  geognos- 
tische  Kartierung  und  durch  sein  leider  unvollendet  gebliebenes 
Lehrbuch  der  Geognosie  seinen  Namen  unter  die  der  verdien- 
testen Geologen  jener  Zeit  eingereiht.  Während  dieser  große 
Gelehrte,  welcher  in  seiner  sächsischen  Heimat,  wohl  haupt- 
sächlich wegen  seiner  übergroßen  Bescheidenheit,  bei  weitem 
nicht  die  ihm  gebührende  Anerkennung  gefunden  hat,  sich  mit 
geradezu  kläglichen  Einrichtungen  begnügen  mußte,  bewilligte 
man  seinem  Nachfolger  in  liberalster  Weise  die  Mittel  für  den 
Neubau  eines  mineralogisch -geologischen  Museums,  welcher 
nach  dessen  Plänen  1873  -  74  ausgeführt  wurde.  Außer  den 
Sammlungssälen  enthielt  das  neue  Universitätsinstitut  auch  aus- 
reichende Räume  für  chemische  Arbeiten  und,  was  bei  Zirkel's 
bisheriger  Tätigkeit  selbstverständlich  war,  für  die  Herstellung 
von  Gesteinsdünnschliffen  —  aber  für  kristallographische  und 
sonstige  physikalische  Untersuchungen  war  keinerlei  Vorsorge 
getroffen,  obgleich  ein  „mineralogisches  Institut",  welches  auch 
für  Arbeiten  der  letzteren  Art  in  geeigneter  Weise  eingerichtet 
war,  schon  seit  1872  in  Straßburg  bestand  und  verschiedene 
Universitäten  Deutschlands  und  Österreichs  die  Einrichtung 
ähnlicher  Institute  begonnen  hatten.  Wie  zu  erwarten  war, 
erfuhr  die  mikroskopische  Gesteinsuntersuchung  durch  die  Grün- 
dung jenes  Institutes  und  durch  die  anregende  Lehrtätigkeit 
seines  Leiters  neuen  Aufschwung,  wenn  auch  der  Mangel  exakter 
optischer  Methoden  in  den  daraus  hervorgegangenen  Arbeiten 
nicht  verkannt  werden  kann.  War  Zirkel  selbst  durch  den 
feinen  und  geübten  Blick,  der  ihm  eigen  war,  befähigt,  bei 
der  Bestimmung  eines  Minerals  in  einem  Gesteinsschliffe  fast 
immer  das  Richtige  zu  treffen,  so  konnte  er  doch  diesen  „Blick" 
nicht  auf  seine  Schüler  übertragen,  und  jene  Methoden  standen 
ihm  nicht  in  genügender  Weise  zur  Verfügung.  Da  nun  gleich- 
zeitig auch  allerorts  Mineralogen  und  Geologen  sich  dem  so 
viel  versprechenden  Studium  der  mikroskopischen  Petrographie 
zugewandt  hatten,  entstand  in  den  siebziger  Jahren  eine  Über- 
flutung der  Literatur  mit  „Dünnschliffsbeschreibungen",  bei 
denen  oft  als  weiterer  Mangel  das  Fehlen  jeder  Beziehung  zu 


Nekrologe.  85 

den  geologischen  Verhältnissen  bezeichnet  werden  muß;  denn 
nachdem  die  mineralogische  Zusammensetzung  der  Gesteins- 
typen im  Wesentlichen  festgestellt  war,  handelte  es  sich  in 
erster  Linie  um  die  Verwendung  der  mikroskopischen  Unter- 
suchung der  Gesteine  zum  Zwecke  der  Erforschung  der  Art 
ihres  Auftretens  in  der  Natur  und  der  Verhältnisse  ihrer  Ent- 
stehung. Nach  alledem  war  es  begreiflich,  daß  gegen  jene 
Richtung  eine  Reaktion  eintreten  mußte,  und  als  in  Heidelberg 
ein  petrographisches  Institut  entstanden  war,  dessen  Leiter  mit 
den  exakten  optischen  Methoden  der  mikroskopischen  Mineral- 
bestimmung vertraut  war,  wurden  Diejenigen,  welche  sich  dem 
Studium  der  modernen  Petrographie  widmen  wollten  (besonders 
viele  Ausländer),  immer  mehr  von  dieser  neuen  Arbeitsstätte 
angezogen,  und  es  war  unausbleiblich,  daß  Zirkel  seit  den 
achtziger  Jahren  keinen  wesentlichen  Einfluß  mehr  auf  die 
Entwickelung  der  mineralogischen  Wissenschaften  ausgeübt 
hat  und  daß  seine  Ansichten  mancherlei  Angriffe  erfahren 
haben,  welche,  wenn  man  auch  mit  ihrer  Form  nicht  immer 
einverstanden  sein  kann,  in  der  Sache  eine  gewisse  Berechti- 
gung hatten. 

In  wohltuendem  Gegensatze  zu  alledem  steht  aber  nun  die 
Treue,  mit  der  Zirkel  an  seiner  Wissenschaft  hing,  und  der 
unermüdliche  Fleiß,  mit  welchem  er  bis  an  sein  Lebensende 
sich  bemüht  hat,  von  allen  neuen  Fortschritten  der  gesamten 
Mineralogie  Kenntnis  zu  nehmen.  Für  die  Gesteinskunde  geht 
dies  besonders  hervor  aus  dem  umfangreichen  Werke,  das  er 
in  den  neunziger  Jahren  als  2.  Auflage  seines  früheren  Lehr- 
buches der  Petrographie  erscheinen  ließ  und  das,  wenn  es 
auch  inbezug  auf  Gleichmäßigkeit  und  auf  Strenge  der  Kritik 
der  darin  wiedergegebenen  Einzelnheiten  manches  zu  wün- 
schen läßt,  doch  noch  auf  lange  Zeit  ein  unentbehrliches 
Nachschlagewerk  für  Jeden,  der  sich  wissenschaftlich  mit 
den  Gesteinen  beschäftigt,  bleiben  wird.  Wie  eingehend  er 
ebenso  die  Fortschritte  der  kristallographischen  Kenntnis 
der  Mineralien  verfolgte,  lehren  seine  Bearbeitungen  der 
neueren  Auflagen   von  Naumann' s    „Elementen   der  Minera- 


86  Öffentliche  Sitzung  am  15.  März 

logie".  Dieses  Werk  entsprach,  als  es  1846  zum  ersten 
Male  erschien,  als  Lehrbuch  in  ausgezeichneter  Weise  dem  da- 
maligen Stande  der  Wissenschaft  und  hatte  in  Folge  seines 
hohen  pädagogischen  Wertes  großen  Erfolg.  Wurde  die  Ein- 
heitlichkeit desselben  schon  in  den  folgenden  Auflagen  durch 
Hinzufügung  zahlreicher  Ergänzungen  verringert,  so  war  dies 
in  noch  höherem  Maße  der  Fall,  seit  Zirkel  nach  dem  Tode 
Naumann's  (1873)  die  Herausgabe  der  weiteren  Auflagen  über- 
nahm. Mit  großer  Sorgfalt  wurden  die  Resultate  der  meisten 
neueren  Forschungen  aufgenommen,  aber  der  Umstand,  daß 
der  Herausgeber  den  Prinzipien  der  physikalischen,  wie  der 
chemischen  Kristallographie  innerlich  wohl  immer  fremd  ge- 
blieben ist,  bewirkte  es,  daß  diese  Zutaten  nur  äußerlich  auf 
das  vorhandene,  immer  mehr  veralternde  Gerippe  des  Werkes 
aufgepfropft,  nicht  organisch  mit  demselben  verbunden  wurden. 
So  gestalteten  sich  die  „Elemente"  mit  jeder  neuen  Auflage 
umfangreicher  und  „vollständiger",  entfernten  sich  aber  immer 
mehr  von  dem  jeweiligen  Stande  der  Wissenschaft.  Vielleicht 
wird  dies  durch  nichts  besser  bewiesen,  als  durch  die  Tatsache, 
daß  der  Kristallstruktur,  deren  Gesetzmäßigkeiten  seit  Jahr- 
zehnten als  das  eigentliche  Ziel  der  kristallographischen  For- 
schung erkannt  worden  ist,  in  einem  Lehrbuche,  in  welchem 
die  Eigenschaften  der  Kristalle  auf  fast  dreihundert  Seiten 
behandelt  werden,  nicht  eine  Zeile  gewidmet  ist. 

Und  nun  zum  Schlüsse  dieser  Darlegungen  das  erfreu- 
lichste Bild,  dasjenige  Zirkel's  als  Menschen.  Rheinländer  nicht 
blos  durch  Geburt  und  Heimatssinn,  sondern  auch  durch  Lebens- 
freudigkeit und  erquickenden  Humor,  verband  er  diese  Eigen- 
schaften eines  angenehmen  Gesellschafters  mit  felsenfester  Zu- 
verlässigkeit und  innerer  Vornehmheit  des  Charakters,  die  sich 
auch  dem  Fernerstehenden  durch  sein  Verhalten  Angriffen 
gegenüber  dokumentierte ;  wer  ihm  aber  näher  stand,  der 
konnte  sicher  sein,  an  ihm  einen  Freund  von  allzeit  uner- 
schütterlicher Treue  zu  besitzen,  und  für  den  bleiben  die  Tage, 
die  er  mit  Zirkel  verlebte,  eine  unvergeßliche  wertvolle 
Erinnerung.  v-  Groth. 


Nekrologe.  87 

Wilhelm  Fiedler1)  ist  geboren  am  3.  April  1832  in 
Chemnitz  in  Sachsen  als  ältester  Sohn  des  Schuhmacher- 
meisters Christian  Wilhelm  Fiedler  und  seiner  Frau  Amalie, 
geb.  Ruppert.  Die  Verhältnisse  der  Eltern  waren  höchst  be- 
scheidene. Kaum  war  es  ihnen  möglich,  die  Ausgabe  von  ein 
bis  zwei  Groschen  wöchentlich  für  ihre  Kinder  zum  Besuch 
der  Bürgerschule  zu  erschwingen.  In  die  Jugendzeit  des  armen, 
schwächlichen  Knaben,  der  auf  seinen  Ausgängen  für  ein 
Fabrikgeschäft  noch  dazu  das  Unglück  hatte,  von  einem  Last- 
wagen überfahren  zu  werden,  mag  wohl  kaum  ein  Hoffnungs- 
strahl von  den  reichen  Erfolgen  gefallen  sein,  die  ihm  später 
zu  Teil  werden  sollten.  Aber  diese  harte  Schule  hat  ihn  wohl 
auch  gestählt  für  ein  langes  arbeitsreiches  Leben. 

Sein  sich  frühe  entwickelndes  ungewöhnliches  Zeichen- 
talent, das  ihn  schon  mit  13  Jahren  zu  kunstvollen  Feder- 
zeichnungen nach  größeren  Gemälden  befähigte  (eine  derselben 
befindet  sich  im  städtischen  Museum  in  Leipzig),  erregte  die 
Aufmerksamkeit  menschenfreundlicher  Gönner.  Ihrem  Einflüsse 
ist.es  zu  verdanken,  daß  er  auch  die  obere  Abteilung  der 
Bürgerschule,  und  später  von  1846—49  mit  Hilfe  eines  Staats- 
stipendiums die  höhere  Gewerbeschule  in  Chemnitz  besuchen 
konnte.  Dort  war  namentlich  der  bekannte  Techniker  Julius 
Weisbach  sein  Lehrer  in  der  Mechanik  und  angewandten 
Mathematik.  Als  Weisbach  1849  an  die  Bergakademie  zu 
Freiberg  in  Sachsen  berufen  war,  ging  auch  Fiedler  dahin. 
Dort  erwarb  er  seinen  Unterhalt  durch  Privatstunden,  durch 
Arbeit  in  den  Silber berg werken ;  auch  an  den  geodätischen 
Arbeiten  sowie  den  Beobachtungen  des  Physikers  F.  Reich 
zur  Bestimmung  der  Dichtigkeit  der  Erde  nahm  er  Teil. 


1)  Bei  der  Abfassung  dieser  Gedächtnisschrift  sind  benutzt  worden 
der  Nachruf  von  M.  Groß  mann  in  der  Schweizerischen  Bauzeitung 
(XL,  Nr.  22)  sowie  ein  anderer  in  der  Züricher  Wochenchronik  (XIV, 
Nr.  48),  ganz  besonders  aber  die  ausführlichen  biographischen  Mitteilungen, 
welche  mir  der  älteste  Sohn  Fiedlers,  Dr.  E.  Fiedler  in  Zürich,  gütigst 
zur  Verfügung  gestellt  hat. 


88  Öffentliche  Sitzung  am  15.  März 

Aber  sein  heißer  Wunsch,  zur  Vervollkommnung  seiner 
mathematischen  Studien,  die  ihn  während  der  ganzen  Zeit  un- 
ablässig beschäftigt  hatten,  die  Universität  Leipzig  1852  zu 
beziehen,  konnte  nicht  in  Erfüllung  gehen.  Der  Tod  des 
Vaters  nötigte  ihn,  zur  Unterstützung  der  Mutter  und  der 
Geschwister  1852,  noch  nicht  20  Jahre  alt,  eine  Stelle  als 
Lehrer  an  der  Werkmeisterschule  zu  Freiberg,  dann  1853  an 
der  höheren  Gewerbeschule  zu  Chemnitz  für  Mathematik  und 
Mechanik  zu  übernehmen. 

Hier  nun,  unter  der  Last  von  28  wöchentlichen  Lehr- 
stunden, vertieft  er  sich  ganz  aus  eigener  Kraft  mit  einer 
geradezu  erstaunlichen  Energie  in  die  umfangreichsten  mathe- 
matischen, physikalischen,  naturwissenschaftlichen  und  lite- 
rarischen Studien.  Er  treibt  Englisch  und  Französisch,  über- 
setzt für  sich  ins  Deutsche  M.  Chasles'  Traite  de  Geometrie 
superieure ,  sowie  die  ihn  besonders  anziehenden  Werke 
G.  Lames  (die  Theorie  mathematique  de  l'elasticite,  die  Lecons 
sur  les  functions  inverses  des  transcendantes,  die  Theorie  des 
coordonnees  curvilignes)  und  die  Memoiren  von  Barre  de  St. 
Venant  über  die  Biegung  elastischer  prismatischer  Stäbe. 
Schon  1858  entsteht  so  eine  an  diese  letzten  Untersuchungen 
anknüpfende  Arbeit;  er  vernichtet  sie  infolge  der  abfälligen 
Ansicht  eines  wohl  nicht  kompetenten  Beurteilers  und  wendet 
sich  in  Folge  dieser  Enttäuschung  von  da  an  fast  ganz  geo- 
metrischen Untersuchungen,  dem  Studium  der  Werke  Pon- 
celets,  Steiners,  Plückers,  von  Staudts  zu.  Zu  derselben 
Zeit  wird  er  auf  die  Entwicklung  aufmerksam,  welche  die  Geo- 
metrie in  England  unter  G.  Salmon,  A.  Cayley,  J.  Sylvester 
genommen  hatte,  insbesondere  auf  die  Conic  sections  des  erst- 
genannten. 

Im  Jahre  1859  machte  Fiedler  Salmon  den  Vorschlag  zu 
einer  freien  deutschen  Bearbeitung  dieses  Werkes  über  Kegel- 
schnitte. Und  damit  beginnt  nicht  nur  seine  45  jährige  Freund- 
schaft mit  dem  englischen  Theologen  und  Mathematiker  — 
Salmon  war  seit  1866  Professor  regius  of  divinity  in  Dublin  — 
die  sich  sowohl   im   brieflichen  Verkehr,    als    auch   in  wieder- 


Nekrologe.  89 

holter  persönlicher  Begegnung  betätigte,  sondern  auch  die  un- 
ermüdliche Arbeit,  welche  er  der  Verbreitung  der  algebraisch- 
geometrischen Methoden  widmete,  die  sich  in  England  und 
Deutschland  entwickelt  hatten.  Eine  erste  Frucht  dieser  Studien 
war  seine  Dissertation  von  1859,  „die  Zentralprojektion  als 
geometrische  Wissenschaft",  die  dem  völlig  autodidaktisch  Ge- 
bildeten auf  die  Empfehlung  von  A.  F.  Möbius  den  Doktor- 
titel der  Universität  Leipzig  verschaffte.  Seit  1857  in  Chem- 
nitz auch  Lehrer  der  darstellenden  Geometrie,  die  er  durch 
Weisbachs  Vorlesungen  über  Kristallographie  sicher  von  der 
axonometrischen  Seite  aus  kennen  gelernt  hatte,  zu  der  er  sich 
aber  anfangs  wenig  hingezogen  fühlte,  läßt  er  schon  1860  die 
„  Analytische  Geometrie  der  Kegelschnitte  mit  besonderer  Be- 
nutzung der  neueren  Methoden,  frei  bearbeitet  nach  G.  Sal- 
mon"  (7.  Auflage  1907)  erscheinen,  dann  1862  das  selbstän- 
digere Werk  „Die  Elemente  der  neueren  Geometrie  und  die 
Algebra  der  binären  Formen",  1863  die  „Vorlesungen  über 
die  Algebra  der  linearen  Transformationen  nach  Salmon"  (3.  Auf- 
lage 1879).  Und  schon  um  dieselbe  Zeit  beginnt  die  Be- 
arbeitung von  Salmons  Treatise  on  analytic  geometry  of  three 
dimensions  1862  (3.  Auflage  1879,  von  der  vierten  ist  nur  der 
erste  Teil  1898  erschienen)1);  erst  später  (1873)  schließt  sich 
daran  die  „Analytische  Geometrie  der  höheren  ebenen  Kurven, 
frei  bearbeitet  nach  G.  Salmon"  (2.  Auflage  1882). 

Eine  so  vielseitige,  ja  fast  unbegreifliche  Tätigkeit,  mußte 
die  Aufmerksamkeit  auf  sich  ziehen.  Schon  1856  hatte  ihm 
Weisbach  empfohlen,  sich  um  die  erledigte  Lehrstelle  für 
Mathematik  an  der  Bergakademie  zu  bewerben;  Fiedler  hatte 
aus  Bescheidenheit  den  Vorschlag  abgelehnt.  1863  wird  er 
als  Professor  für  höhere  Mathematik  an  die  Technische  Hoch- 


a)  Daneben  fand  Fiedler  sogar  noch  Zeit,  als  Vorsitzender  des  lite- 
rarischen Vereins  in  Chemnitz  durch  naturwissenschaftliche  und  lite- 
rarische Vorträge  eine  vielseitige  Tätigkeit  zu  entfalten.  So  entstand 
1863  sogar  ein  147  Seiten  zählendes  Buch  mit  dem  Titel  „Mythologie 
und  Naturanschauung ",  das  er  unter  dem  Pseudonym  Dr.  II.  F.  Willer 
veröffentlichte. 


90  öffentliche  Sitzung  am  15.  März 

schule  zu  Prag  berufen;  1864  übernimmt  er  dort  die  Professur 
für  darstellende  Geometrie,  und  damit  vollzieht  sich  seine  ent- 
scheidende Stellung  zu  dieser  für  die  Technik  und  die  ange- 
wandte Mathematik  gleich  wichtigen  Disziplin.  Inzwischen 
(1860)  hatte  er  sich  mit  Elise  Springer,  der  Pflegetochter 
seines  väterlichen  Freundes  E.  Clauss  in  Chemnitz  verheiratet. 
Dieser  glücklichen  Ehe  —  1910  konnte  er  noch  die  Feier  der 
goldenen  Hochzeit  begehen  —  sind  vier  Töchter  und  drei 
Söhne  entsprungen,  von  denen  der  älteste,  Dr.  Ernst  Fiedler, 
Professor  und  Rektor  der  Oberrealschule  Zürich  ist;  der  zweite 
höchst  begabte  Sohn  Alfred  starb  zum  großen  Kummer  der 
Eltern  1894  als  Privatdozent  der  Zoologie  an  der  Universi- 
tät Zürich. 

Im  Jahre  1867  folgte  Fiedler  einem  Ruf  an  das  Eid- 
genössische Polytechnikum  zu  Zürich  als  Professor  für  dar- 
stellende Geometrie.  An  der  Züricher  Hochschule  fand  er  einen 
besonders  empfänglichen  Böden  für  die  wissenschaftliche  Aus- 
gestaltung seiner  Lehraufgabe.  Namentlich  trug  dazu  der 
Umstand  bei,  daß  der  geniale,  von  den  wissenschaftlichen 
Traditionen  der  Ecole  polytechnique  zu  Paris  erfüllte  Ingenieur 
C.  Culmann  von  der  damals  in  das  allgemeine  Verständnis 
noch  weniger  eingedrungenen  projektiven  Geometrie  die  wich- 
tigsten Anwendungen  auf  die  Mechanik,  insbesondere  die 
graphische  Statik  (Kräfteplan,  Nullsystem)  in  seinen  hoch- 
wissenschaftlichen Vorträgen  zu  machen  begonnen  und  damit 
der  Praxis  ganz  neue  konstruktive  Wege  eröffnet  hatte.  Und 
es  entsprach  der  inneren  Überzeugung  Fiedlers,  daß  vorwiegend 
auf  diesem  geometrisch  exakten  Boden  die  zweckmäßigste  Aus- 
bildung seiner  Zuhörer  zu  erreichen  sei.  Gewohnt,  an  sich 
selbst  die  höchsten  Anforderungen  zu  stellen,  forderte  er  aller- 
dings von  diesen  nicht  geringes.  Kompromisse,  die  gegen  seine 
Überzeugung  gingen,  kannte  er  überhaupt  nicht.  Und  wenn 
er  auch  trotz  seines  glänzenden  Lehrtalents  nicht  immer  das 
wünschenswerte  Verständnis  fand,  ja  von  einigen  Seiten  sogar 
Undank  erfahren  mußte,  so  hat  er  doch  als  Vorstand  der  Fach- 
abteilung für  Lehrer  an  der  Züricher  Hochschule  und  des  von 


Nekrologe.  91 

ihm  1871  an  derselben  ins  Leben  gerufenen  mathematischen 
Seminars  während  der  Jahre  1868  —  1881  ganz  wesentlich  dazu 
beigetragen,  die  wissenschaftliche  Stellung  des  schweizerischen 
Lehrerstandes  auf  diejenige  Höhe  zu  erheben,  die  sie  gegen- 
wärtig auszeichnet.  Eine  ganze  Reihe  von  Schülern  Fiedlers 
hat  später  in  akademischen  und  höheren  Lehrämtern  gewirkt. 
Einer  seiner  ersten  Zuhörer  in  Prag  war  E.  Weyr,  dann  auch 
C.  Pelz.  Von  seinen  Assistenten  in  Zürich  seien  hier  genannt 
A.  Fliegner  (Zürich),  A.  Beck  (Riga),  A.  Weiler  (Zürich), 
M.  Distel i  (Karlsruhe),  E.  Waelsch  (Brunn)  und  sein  Nach- 
folger in  Zürich  M.  Großmann.1) 

Trotz  mehrfacher  weiterer  Berufungen  —  so  zum  zweiten- 
male  1875  nach  Wien,  außerdem  nach  Dresden  und  Darm- 
stadt —  ist  er  der  freien  Schweiz,  in  der  der  unabhängig 
denkende,  demokratisch  fühlende  Mann  unerschütterlichen  Cha- 
rakters seine  eigentliche  Heimat  fand,  immer  treu  geblieben. 
Im  Jahre  1875  verlieh  ihm  die  Stadt  Zürich  das  Bürgerrecht, 
1884  erhielt  er  den  Steinerpreis  der  Berliner  Akademie  der 
Wissenschaften;  1906  wurde  er  zum  korrespondierenden  Mit- 
gliede  unserer  Akademie,  1907  zum  Ehrendoktor  der  technischen 
Wissenschaften  von  der  technischen  Hochschule  zu  Wien  er- 
nannt. Aber  der  Mann,  der  in  seiner  Jugend  mit  einer  Energie 
sondergleichen  schon  den  höchsten  Zielen  nachstrebte,  der  sich 
nicht  scheute,  in  seiner  Heimat  Sachsen  unerschrocken  seine 
Meinung  zu  Gunsten  seines  Freundes  G.  Zeuner  auszusprechen, 
dessen  kraftvolle  Persönlichkeit  in  Prag  namentlich  in  dem 
schwierigen  Jahre  1866  für  seine  deutsch  gesinnten  Kollegen 
eine  Hauptstütze  war,  in  dessen  Herz  stets  das  wärmste  In- 
teresse für  seine  Schüler  schlug,  strebte  nicht  nach  äußern 
Ehren.  Er  selbst  bekennt  (in  dem  Aufsatze  im  14.  Bande  der 
Jahresberichte  der  Deutschen  Mathematiker- Vereinigung  p.  493 
„Meine  Mitarbeit  an  der  Reform  der  darstellenden  Geometrie 
in  neuerer  Zeit4)  „Durch  die  briefliche  Verbindung  mit  vielen 
der  Besten   unter   den  Mathematikern   der   Zeit,   wie   Möbius, 


!)   Auch  G.Veronese    gehörte   um   die   Mitte   der  siebziger  Jahre 
der  Fachabteilung  für  Lehrer  an  der  Züricher  Hochschule  an. 


92  öffentliche  Sitzung  am  15.  März 

Plücker,  Hesse,  Aronhold,  Clebsch,  Kronecker,  Cay- 
ley,  Salmon,  Brioschi,  Beltrami,  Cremona,  um  nur 
bereits  Abgerufene  zu  nennen,  hat  mich  meine  einsame  Arbeit 
immer  beglückt." 

Seit  seinem  Übertritt  in  den  Ruhestand  1907  lebte  er  in 
stiller  Zurückgezogenheit  in  Zürich,  unermüdlich  mit  Arbeiten 
beschäftigt,  so  weit  es  das  zunehmende  Alter  ihm  noch  ge- 
stattete. Im  Jahre  1909  beging  er  noch  sein  fünfzigjähriges 
Doktorjubiläum;  am  19.  November  1912  entschlief  er  nach 
kurzer  Krankheit  im  einundachtzigsten  Jahre. 

In  der  vorstehenden  kurzen  Lebensbeschreibung1)  ist  schon 
mehrfach  Fiedlers  wissenschaftliche  Tätigkeit  berührt;  sie  ist 
eben  unzertrennlich  mit  seinem  arbeitsreichen  Leben  selbst  ver- 
bunden. Indes  müssen  wir  davon  absehen,  auf  eine  Bespre- 
chung seiner  zahlreichen  kleineren  Veröffentlichungen  in  den 
Vierteljahrsberichten  der  Naturforschenden  Gesellschaft  zu  Zürich, 
der  Zeitschrift  für  Mathematik  und  Physik,  den  Sitzungsbe- 
richten der  Wiener  Akademie  und  an  anderen  Orten  einzu- 
gehen, und  beschränken  uns  darauf,  nur  einzelne  Hauptzüge 
aus  seinen  großen  den  geometrischen  Wissenschaften  gewidmeten 
Arbeitsgebieten  hervorzuheben. 

Veranlaßt  durch  die  Bedürfnisse  der  Perspektive  in  der 
Malerei  und  Architektur  entwickelte  sich  schon  frühe  eine 
geometrische  Zeichenkunst;  wir  erinnern  nur  an  Brunelleschi 
(1377—1446)  und  an  A.  Dürer  (1471  — 1528),  dessen  „Unter- 
weisung" 1525  erschien.  Mit  G.  Desargues'  Methode  uni- 
verselle de  mettre  en  perspective  les  objets  donnes  reellement 
ou  en  devis  (1636)2)  und  dessen  berühmtem  „Brouillon  projet" 
(1639)  tritt  diese  Zeichenkunst  in  engste  Verbindung  mit  der 
allgemeinen  Projektionsvorstellung.    Und  namentlich  in  Frank- 


a)  In  dieser  Biographie  wird  man  manche  Züge  wahrnehmen,  die 
unserer  jetzigen  Zeit,  der  so  viel  günstigere  äussere  Verhältnisse  und 
Unterrichtsmittel  zugänglich  sind,  als  nicht  gewöhnlich  erscheinen  dürften. 

2)  Diese  Schrift  ist  allerdings  verloren  gegangen ;  die  wissenschaft- 
lichen Ideen  von  Desargues  fanden  damals  überhaupt  keinen  dauern- 
den Eingang  in  die  geometrische  Zeichenkunst. 


Nekrologe.  93 

reich  erlangte  die  Kunst  der  Darstellung  durch  Perspektive 
und  senkrechte  Projektion  für  die  praktischen  Forderungen  (so 
in  Frezier's  Werk,  La  theorie  pratique  de  la  coupe  de  pierres 
1788)  eine  weite  Ausdehnung. 

Aber  erst  G.  Monge  (1746—1818)  schuf  in  seiner  Geo- 
metrie descriptive  1795  daraus  ein  systematisches  Lehrgebäude, 
welches  mit  den  *  einfachsten  Konstruktionen  der  senkrechten 
Projektion  die  Aufgabe  löste,  anschauliche  Zeichnungen  in  der 
Ebene  für  räumliche  Verhältnisse  zu  gewinnen,  die  zur  Beur- 
teilung ihrer  wirklichen  Maße  und  damit  auch  für  die  Praxis 
geeignet  sind.  Durch  V.  Poncelets  Traite  des  proprietes 
projectives  des  figures  (1822),  insbesondere  durch  die  Ein- 
führung der  Polarentheorie  und  der  Reciprocität  nimmt  die 
Geometrie  der  Lage  einen  großen  Aufschwung ;  in  Deutschland 
entwickelt  sich  dieselbe  zu  einer  ausgebreiteten  Wissenschaft 
durch  Möbius  Barycentrischen  Kalkül  (1827),  J.  Steiners 
Systematische  Entwicklung  (1832)  und  K.  Chr.  v.  Staudts 
Geometrie  der  Lage  (1847). 

So  lag  denn  ein  großes  Gebiet  geometrischer  Unter- 
suchungen vor,  welches  eigentlich  nur  auf  den  Augenblick 
wartete,  wo  es  auch  zielbewußte  Anwendung  auf  die  Aufgaben 
der  darstellenden  Geometrie  fand,  deren  Konstruktionen  wegen 
der  Benutzung  räumlicher  Verhältnisse  mit  dem  Desargues'schen 
Satze  oder  der  Vierseitskonstruktion  immer  implizite  verbunden 
waren.  Auch  hat  es  nicht  an  einzelnen  Schriften,  in  Frank- 
reich z.  B.  von  E.  B.  Cousinery  in  seiner  Geometrie  descrip- 
tive (1828),  in  Deutschland  von  G.Schreiber  (1839)  gefehlt, 
welche  die  projektiven  Methoden  in  die  Darstellung  hinein- 
zogen. 

Aber  es  bleibt  das  Verdienst  Fiedlers1),   zuerst  in  vollem 


*)  Chr.  Wiener  sagt  in  seiner  darstellenden  Geometrie  (Teil  I  p.  38, 
1884):  „die  volle  Einführung  der  projektiven  Geometrie  in  die  darstel- 
lende Geometrie  ist  hauptsächlich  Fiedler  zu  verdanken"  und  weiterhin: 
„Fiedler  gebührt  ein  Hauptteil  des  Verdienstes,  in  Deutschland  der  pro- 
jektiven Geometrie  die  Aufnahme  in  den  Unterricht  der  darstellenden 
Geometrie  an  den  technischen  Hochschulen  verschafft  zu  haben *. 
Jahrbuch  1913.  7 


94  Öffentliche  Sitzung  am  15.  März 

Umfange  die  Wichtigkeit  der  Geometrie  der  Lage  für  die  dar- 
stellende Geometrie  erkannt  zu  haben.  Schon  1857  ward  er 
aufmerksam  auf  die  nahen  Beziehungen  zwischen  den  Lagen- 
verhältnissen in  der  Grundriß-  und  Aufrißebene  zur  Lehre  von 
der  Affinität  (man  vgl.  seine  Note  „Über  die  Anwendung  der 
Affinitätsaxen  zur  graphischen  Bestimmung  der  Ebene  1859, 
veröffentlicht  in  der  Zeitschrift  für  Mathematik  und  Physik, 
Bd.  VI,  p.  76,  1861).  War  er  nun  hierbei  auch  mit  K.  Pohlke 
zusammengetroffen,  dessen  darstellende  Geometrie,  Teil  I,  1860 
erschien,  so  erweitern  sich  bei  ihm  doch  diese  Gesichtspunkte 
bald  zur  Einführung  der  allgemeinen  Zentralprojektion  und 
der  projektiven  Verwandtschaft  überhaupt.  So  ergibt  sich  ihm 
nun  das,  was  er  selbst  später  als  seine  Mitwirkung  an  der 
Reform  der  darstellenden  Geometrie  bezeichnete.  Es  ist 
dies  die  bewußte  Durchführung  des  Gedankens,  die  konstruk- 
tiven Elemente  der  projektiven  Geometrie  —  und  zwar  nicht 
allein  im  reellen,  sondern  auch  im  imaginären  —  für  den  un- 
mittelbaren Gebrauch  in  der  Praxis  und  dadurch  eine  Disziplin 
auszubilden,  welche  für  die  Belebung  der  geometrischen  An- 
schauung höchst  fruchtbar  zu  sein  versprach.  Denn  nur  durch 
Aufnahme  der  allgemeinen  Projektivität  konnte  es  gelingen, 
alles  was  auf  dem  früheren  Standpunkte  vereinzelt  dastand 
und  manche  überflüssigen  Wiederholungen  einschloß,  zu  einer 
vollständigen  Einheit  zusammenzufassen. 

Und  so  verstehen  wir,  wie  sich  bei  Fiedler  im  Verfolge 
der  weiteren  Auflagen  seines  großen  Werkes  über  darstellende 
Geometrie  dieses  Programm  zu  einem  vollständigen  System  der 
neueren  Geometrie  überhaupt  entwickelte,  das  —  wenn  auch 
überall  die  praktisch  konstruktive  Durchführung  besonders 
betonend  —  gleichzeitig  in  sich  die  synthetischen  und  ana- 
lytischen Methoden,  die  Koordinaten  der  geometrischen  Grund- 
gebilde, Punkt,  Ebene,  Gerade  in  sich  begreift.  Gleich  das 
erste  hierher  gehörige  Werk  Fiedlers,  die  darstellende  Geo- 
metrie (1871)  wurde  auch  ins  Italienische  übersetzt ;  die  dritte 
Auflage  erschien  unter  dem  erweiterten  Titel  als  „darstel- 
lende Geometrie  in  organischer  Verbindung  mit  der 
Geometrie  der  Lage"   in  drei  Teilen  1883—1888. 


Nekrologe  95 

Den  wissenschaftlichen  Wert  eines  so  weit  ausschauenden 
Gesichtspunktes  wird  man  gewiß  aufs  vollste  anerkennen. 
Andererseits  wird  man  es  aber  auch  begreiflich  finden,  wenn 
von  Mathematikern  analytischer  Richtung,  wie  auch  von  Ver- 
tretern der  technischen  Wissenschaften  einer  so  ausgedehnten 
Betonung  der  geometrisch-konstruktiven  Ausbildung  aus  päda- 
gogischen Gründen  nicht  immer  rückhaltslos  zugestimmt  wurde. 
Tatsächlich  sind  auch  andere  Lehrbücher  und  Werke  über 
darstellende  Geometrie  zu  einer  Behandlungsweise  zurückge- 
kehrt,  welche,  wenn  auch  die  hohe  wissenschaftliche  Bedeutung 
des  Fiedlerschen  Standpunktes  —  wie  das  ja  gar  nicht  anders 
sein  kann  —  vollkommen  anerkennend,  doch  die  Ausschließ- 
lichkeit, mit  welcher  dieser  den  gesamten  Inhalt  der  ana- 
lytischen und  konstruktiven  Methoden  in  die  darstellende 
Geometrie  verlegte,  weniger  prinzipiell  hervorhebt;  eine  ver- 
mittelnde Stellung  nimmt  etwa  das  große  zweibändige  Werk 
von  Chr.  Wiener  ein  (1884—1887). 

Es  ist  allgemein  bekannt,  wie  diese  Gegensätze,  die  wir 
hier  nur  flüchtig  andeuten  können,  auch  zum  Teil  mit  den 
leidenschaftlichen  Kämpfen  zusammenhängen,  die  sich  über  die 
Organisation  des  mathematischen  Unterrichts  an  den  tech- 
nischen Hochschulen  deutscher  Zunge  gegen  das  Ende  des 
vorigen  Jahrhunderts  erhoben.  So  sah  sich  Fiedler  im  weiteren 
Verlauf  der  siebenziger  Jahre,  besonders  aber  nach  dem  1881 
erfolgten  Tode  Culmanns  manchen  ihm  entgegenwirkenden 
Einflüssen  ausgesetzt.  Dieselben  beruhten  indessen  nicht  allein 
auf  der  Verschiedenheit  wissenschaftlicher  Meinungen.  Es  war 
auch  namentlich  die  Festigkeit,  mit  der  Fiedler  an  der  durch 
die  Studienordnung  des  Züricher  Polytechnikums  vorgeschrie- 
benen Beschränkung  einer  absoluten  Lernfreiheit  festhalten  zu 
müssen  glaubte,  die  dem  Geschmacke  mancher  Studierenden 
nicht  mehr  zusagte.  Übrigens  war  Fiedler  keineswegs  ein 
prinzipieller  Gegner  einer  wahren  akademischen  Freiheit,  dies 
wäre  auch  mit  seinem  eigenen  Bildungsgange  unvereinbar  ge- 
wesen. Man  würde  sich  überbaupt  ein  ganz  falsches  Bild  von 
Fiedlers  Persönlichkeit   machen,    wenn    man    den   Ernst   seines 


96  Öffentliche  Sitzung  am   15.  März 

Charakters  mit  einer  gewissen  Schroffheit  verbunden  sich  vor- 
stellt. Wahre  Freundschaft  wußte  er  stets  aufs  höchste  zu 
schätzen  und  so  erfreute  er  sich  auch  der  Neigung  vieler  aus- 
gezeichneter Männer,  unter  denen  G.  Zeuner,  A.  Clebsch, 
H.  Durege,  C.  Culmann,  V.  Böhmert,  H.  Weber,  G. 
Semper,  J.  Scherr,  G.  Keller,  R.  Clausius  genannt  sein 
mögen. 

Einen  versöhnenden  Abschluß  für  diese  Erfahrungen,  die 
dem  seiner  Überzeugung  getreu  bleibenden  Manne  manche 
schmerzliche  Stunde  bereitet  haben  werden,  bilden  aber  die 
warmen  Worte,  mit  denen  der  schweizerische  Schulrat  seinen 
Übertritt  in  den  Ruhestand  1907  begleitete,  die  hier  angeführt 
sein  mögen.  Sie  lauten:  „Ohne  nennenswerte  Unterbrechung 
haben  Sie  durch  die  lange  Flucht  der  Jahre  als  Autorität  auf 
dem  von  Ihnen  vertretenen  Wissensgebiet  und  als  glänzender 
Dozent  das  anvertraute  Lehramt  mit  vorzüglicher  Pflichttreue 
ausgeübt;  streng  in  den  Anforderungen  an  sich  selbst  waren 
Sie  unabläßig  bemüht,  die  studierende  Jugend  für  ernste  Ar- 
beit zu  begeistern  und  zu  verständigem  Denken  anzuspornen. 
Das  Bewußtsein,  mit  Überzeugung  und  zäher  Ausdauer  das 
höchste  Ziel  und  unentwegt  das  Beste  erstrebt  zu  haben,  be- 
gleitet Sie  in  Ihre  Zurückgezogenheit  und  erhebt  Sie  über 
vereinzelte  Enttäuschungen,  die  auch  Ihnen  nicht  erspart  ge- 
blieben sind,  deren  Bedeutung  vor  dem  Gewicht  Ihrer  Ver- 
dienste verschwindet." 

Aber  Fiedler  hat  sich  in  seiner  wissenschaftlichen  Pro- 
duktion keineswegs  auf  die  darstellende  Geometrie  beschränkt. 
Mit  unermüdlicher  Sorgfalt  war  er  bemüht,  die  algebraisch- 
geometrische Richtung,  die  er  durch  die  Schriften  Salmons 
und  Cayleys  zuerst  kennen  gelernt  hatte,  mit  den  Forschun- 
gen der  deutschen  Mathematiker  Hesse,  Aronhold,  Clebsch 
zu  verbinden.  Und  durch  die  Art  und  Weise,  wie  er  in  den 
freien  Bearbeitungen  der  großen  Salmonschen  Werke,  die  zum 
Teil  mehr  das  Gepräge  einer  genialen  der  Zeit  voraneilenden 
Konzeption  als  das  einer  systematischen  Darstellung  tragen, 
alle  diese  Ergebnisse  zu  einem  abgerundeteren  Ganzen  zu  ver- 


Nekrologe  97 

schmelzen  bestrebt  war,  hat  er  die  Entwicklung  der  Geometrie 
in  Deutschland,  die  in  der  zweiten  Hälfte  des  vorigen  Jahr- 
hunderts so  charakteristisch  hervortritt,  mächtig  gefördert.1) 
Es  ist  eine  Tatsache,  daß  eine  ganze  Generation  aus  seinen 
Bearbeitungen  ihre  Kenntnisse  geschöpft  hat.  Auch  C  leb  seh 
pflegte  in  seinen  Vorlesungen  über  algebraische  Geometrie 
immer  die  Bedeutung  dieser  Fiedlerschen  Werke  hervorzuheben. 

Unermüdlich  war  Fiedler  in  der  Bearbeitung  neuer  Auf- 
lagen derselben.  Noch  in  seinen  letzten  Lebensjahren  trug  er 
sich  mit  dem  Gedanken,  für  die  vierte  Auflage  der  Salmonschen 
Raumgeometrie  auch  den  zweiten  Teil  einer  Neubearbeitung 
zu  unterziehen.  Aber  dieser  Plan,  der  namentlich  wegen  der- 
jenigen Abschnitte,  welche  die  partiellen  Differentialgleichungen 
und  die  ganze  Differentialgeometrie  betreffen,  ganz  durch- 
greifende Änderungen  erfordert  hätte,  die  in  Rücksicht  auf  die 
großen  Ergebnisse  der  Forschungen  von  J.  Weingarten, 
G.  Darboux,  S.  Lie,  L.  Bianchi  und  anderen  nötig  er- 
schienen, die  Aufgabe,  die  außerordentlichen  Fortschritte  welche 
die  Geometrie  der  algebraischen  Flächen  durch  die  Arbeiten 
der  italienischen  und  französischen  Mathematiker  gemacht 
hatte,  im  Zusammenhange  darzustellen,  konnte  nicht  mehr  zur 
Ausführung  gelangen. 

Für  den  Mathematiker  hat  jedoch  ein  besonderes  Interesse 
eine  Arbeit  Fiedlers,  die  allerdings  mit  geometrisch-darstellen- 
den Methoden  aufs  engste  zusammenhängt,  seine  Einführung 
der  projektiven  Koordinaten. 

Das  rechtwinklige  Parallel -Koordinatensystem,  für  die 
differentielle  Untersuchung  der  Kurven  und  Flächen  seit  A. 
Clairaut  und  L.  Euler   das  wichtigste  Hülfsmittel,    hatte   in 


x)  Von  einzelnen  Seiten  ist  auch  Anstoß  an  dieser  Behandlungs- 
weise  genommen,  die  ein  lebendiges  Zeugnis  .iblegt  für  die  Intensität, 
mit  der  Fiedler  die  Werke  anderer  in  sich  aufzunehmen  und  zu  durch- 
dringen wußte.  Aber  niemand  wird  ihren  großen  Nutzen  für  die  Ver- 
breitung vielseitiger  geometrischer  Kenntnisse  bestreiten,  und  demgegen- 
über werden  einzelne  kleinere  Un Vollkommenheiten  in  der  Darstellung 
als  nebensächlich  erscheinen. 


i 


98  Öffentliche  Sitzung. am  15.  März 

Monges  Applications  de  l'analyse  ä  la  g^omätrie  seine  ganze 
epochemachende  Kraft  entfaltet.  Aber  für  die  Verfolgung  des 
„geometrischen  Zusammenhanges  im  großen"  war  es  oft  mehr 
ein  bequemes  Verifikationsmittel  für  anderweitig  bereits  er- 
haltene Resultate,  dem  die  durchsichtige  Einfachheit  völlig 
abging,  welche  die  synthetische  Geometrie  so  glänzende  Fort- 
schritte erreichen  ließ.  Erst  mit  Möbius  barycentrischem 
Kalkül  und  J.  Plückers  Einführung  der  Dreieckkoordinaten 
in  den  „ analytisch-geometrischen  Entwicklungen"  (1828),  der 
Tetraederkoordinaten  (Journ.  f.  Mathematik  5,  1829)  wird  die 
Schwerfälligkeit  der  analytischen  Behandlung  allmählig  über- 
wunden;  man  lernt,  was  namentlich  Hesse  in  seinen  Vor- 
lesungen später  als  eigentlichen  Zweck  der  analytischen  Geo- 
metrie hervorhob,  lesen  in  den  Gleichungen  und  an  ihnen 
die  geometrischen  Transformationen  verfolgen.  Die 
Determinantentheorie  wird  durch  C.  G.  J.  Jacobis  Arbeiten 
(Journ.  f.  Math.  22,  1841)  Gemeingut  aller  Mathematiker  und 
die  homogenen  Koordinaten  x1,  x2,  #3,  xA  an  Stelle  der  — 
allerdings  mit  Unrecht  so  bezeichneten  —  Kartesischen  Ko- 
ordinaten x,  y,  z  zeigen  ihre  große  Wichtigkeit  in  den  Ar- 
beiten von  0.  Hesse,  dann  von  A.  Clebsch,  der  mit  Hülfe 
derselben  Eliminationsprobleme  in  der  Theorie  der  Flächen  zu 
bewältigen  wußte,  die  noch  über  Hesses  Lösung  des  Doppel- 
tangentenproblems hinausgingen  (Journ.  f.  Mathematik  Bd.  58, 
1861  „Zur  Theorie  der  algebraischen  Flächen"  p.  93;  „Über 
eine  Klasse  von  Eliminationsproblemen",  p.  109).  Und  unge- 
fähr zu  derselben  Zeit  hatte  sich  in  England  die  Invarianten- 
theorie ausgebildet.  In  G.  Boole's  ersten  Ansätzen  (Cam- 
bridge Math.  Journal  III,  p.  1,  1841)  auf  die  Gebilde  zweiten 
Grades  beschränkt,  wo  sie  schon  bei  Lagranges  und  Gaußs 
Untersuchungen  über  binäre  quadratische  Formen  aufgetreten 
war,  wird  sie  nun  unter  A.  Cayley  und  J.  J.  Sylvester  von 
1844  an  zu  einem  großartigen  Hilfsmittel,  welches  den  Apparat 
eines  bestimmten  Koordinatensystems  entbehrlich  macht  und 
zugleich  der  vollkommene  Ausdruck  für  den  projektiven  Ge- 
danken, d.  h.   die  linearen  Transformationen  wird. 


Nekrologe  99 

Durch  0.  Hesses  und  S.  Aronholds  Arbeiten  über  die  Kur- 
ven dritter  Ordnung  in  den  Bänden  28,  38  und  39  des  Journals 
für  Mathematik,  insbesondere  aber  aus  der  großen  Theorie  der 
homogenen  Funktionen  dritten  Grades  von  drei  Veränderlichen 
des  letzteren  (ebenda  Band  55,  1858),  dann  weiter  durch  Aron- 
holds fundamentale  Begründung  der  Invariantentheorie  (daselbst 
Band  62,  p.  281,  1863)  entwickelte  sich  namentlich  die  al- 
gebraisch-geometrische Behandlungsweise,  die  schließlich  mit- 
telst Clebschs  ganz  allgemein  durchgeführter  symbolischer  Dar- 
stellung der  algebraischen  Formen  (daselbst  Band  59  p.  1,  1861) 
ihre  höchste  Vollendung  finden  sollte. 

Aber  der  allgemeine  Begriff  der  homogenen  Koordinaten, 
den  Clebsch  mit  so  außerordentlicher  Virtuosität  zu  handhaben 
wußte,  war  doch  —  und  noch  mehr  bei  Hesse,  der  dieselben 
fast  durchgängig  nur  durch  eine  homogen  machende  Variable 
einführt  —  nur  ein  analytisches  Hilfsmittel.  So  pflegte  sie 
auch  Clebsch  in  seinen  Göttinger  Vorlesungen  (1868)  rein 
analytisch  durch  die  mit  beliebigen  Zahlen  multiplizierten  Ab- 
standsverhältnisse von  den  Ebenen  des  Koordinatensystems  zu 
definieren.  Allerdings  hat  Möbius  seine  barycentrischen  Ko- 
ordinaten schon  1827  als  Doppelverhältnisse  und  damit 
ihre  prinzipielle  Wichtigkeit  für  alle  projektiven  Untersuchun- 
gen vollkommen  klar  erkannt.  Möbius  sagt  dort  p.  334:  „Es 
läßt  sich  aber  die  barycentrische  Rechnung  bedeutend  abkürzen, 
dadurch  nämlich,  daß  man  die  Koeffizienten  der  Punkte  nur 
aus  solchen  Zahlen  bestehen  läßt,  die  bei  jeder  Figur,  welche 
mit  der  gegebenen  kollinear  verwandt  ist,  dieselben  bleiben. 
Der  Zweck  dieses  abgekürzten  Kalküls  ist  demnach  die  Er- 
mittelung aller  derjenigen  Eigenschaften  einer  Figur,  welche 
sie  mit  jeder  ihr  Kollinearverwandten  gemein  hat." 

Aber  das  war,  wie  es  scheint,  ganz  unbeachtet  geblieben. 
So  erkannte  denn  Fiedler  doch  eigentlich  zuerst  (Vierteljahrs- 
schrift  der  naturforschenden  Gesellschaft  in  Zürich,  Bd.  15, 
p.  169,  1870;  in  der  1869/70  verfaßten  darstellenden  Geometrie 
von  1871,  p.  532)  die  homogenen  Koordinaten  als  Doppelver- 
hältnisse  und    damit    die    invariante  Natur  derselben  bei  allen 


100  Öffentliche  Sitzung  am  15.  März 

linearen  Transformationen;  er  verbindet  durch  seinen  Begriff 
der  Einheitselemente  die  eigentümliche  Symbolik  der  Punkt- 
und  Ebenenkoordinaten  und  der  um  dieselbe  Zeit  eingeführten 
Koordinaten  der  geraden  Linie,  mit  denen  der  Physiker  von 
Bonn  in  seinen  letzten  Lebensjahren  ein  neues  Gebiet  betreten 
hatte,  die  auch  Clebsch  schon  1868  in  seinen  Vorlesungen 
über  Liniengeometrie  im  projektiven  Sinne  zu  Grunde  legte. 

So  einfach  und  naheliegend  auch  der  Gedanke  Fiedlers 
ist,  der  aus  dem  Studium  von  von  Staudts  „Beiträgen  zur 
Geometrie  der  Lage"  (1865)  erwachsen  war,  so  wird  dadurch 
doch  sein  Verdienst  nicht  geschmälert.  Erst  vermöge  dieser 
Auffassung  tritt  auf  das  klarste  die  Bedeutung  der  „allgemeinen 
homogenen  Dreieck-  und  Tetraeder- Koordinaten"  hervor:  man 
sieht  unmittelbar,  wie  die  Unveränderlichkeit  der  projektiven 
Eigenschaften  einer  Kurve  (oder  Fläche)  darin  ihren  Ausdruck 
findet,  daß  bei  einer  Projektion  des  Koordinatendreiecks  (all- 
gemeiner bei  einer  linearen  Transformation)  in  ein  neues,  falls 
nur  der  Einheitspunkt  des  letzteren  die  Projektion  des  Ein- 
heitspunktes des  ersteren  ist,  die  Gleichung  der  Kurve 
vollkommen  ungeändert  bleibt. 

Wir  gedenken  endlich  noch  eines  ausführlicheren  Werkes, 
auf  das  Fiedler  besonderen  Wert  legte,  der  1882  erschienenen 
Cyklographie  oder  Konstruktion  der  Aufgaben  über  Kreise 
und  Kugeln. 

Die  synthetische  Geometrie  der  Kreise  und  Kugeln  war 
aufs  neue  belebt  worden  durch  das  Interesse,  welches  die 
Schüler  Monges  den  Aufgaben  des  Apollonischen  Berührungs- 
problems und  dessen  Verallgemeinerungen  zuwandten.  C.  F. 
Dupuis  und  J.  P.  N.  Hache tte  erkennen  1804,  daß  die  Mittel- 
punkte der  Kugeln,  welche  drei  Kugeln  berühren,  auf  einem 
Kegelschnitte  liegen;  Ch.  Dupin  wird  dann  1813  auf  die 
Enveloppe  dieser  Kugeln,  die  Cyklide  geführt.  Durch  Pon- 
celets  Traite  1822  treten  diese  Fragen  mit  der  Theorie  der 
Polaren  in  Verbindung.  Sodann  kündigt  Steiner  1826  die 
Lösung  des  verallgemeinerten  Apollonischen  Problems  (Kreise 
(Kugeln),  welche  drei  Kreise  (vier  Kugeln)  unter  vorgegebenen 


Nekrologe  101 

Winkeln  schneiden)  an,  während  das  von  Plücker  (Journ.  f. 
Math.  11,  p.  219,  1831)  zuerst  ausgesprochene,  durch  W.Thom- 
son und  J.  Liouville  erst  fast  15  Jahre  später  aufs  neue 
gefundene  Prinzip  der  reziproken  Radien  ein  weiteres  wichtiges 
Hilfsmittel  liefert. 

Fiedler  hat,  wie  er  selbst  berichtet,  seit  1866  sich  schon 
mit  dem  Gedanken  getragen,  die  Methoden  der  darstellenden 
Geometrie,  insbesondere  der  Zentralprojektion  in  die  Behand- 
lung dieser  Aufgaben  einzuführen,  zu  deren  Verfolgung  er 
wohl  durch  das  Studium  von  Steiners  Arbeiten  im  Band  1  und  3 
des  Journals  für  Mathematik  angeregt  war.  Er  benutzt  dabei 
den  einfachen  Gedanken,  die  Mannigfaltigkeit  der  Kreise  in 
der  Ebene  durch  die  Punkte  des  Raumes  abzubilden,  in  dem 
jedem  Kreise  vom  Radius  r  und  den  Mittelpunktskoordinaten 
x,  y  in  der  Ebene  X  Y  der  Punkt  mit  den  Koordinaten  x,  y,  r 
im  Räume  zugeordnet  wird;  positiven  und  negativen  Werten 
von  r  entsprechen  dabei  Kreise  von  verschiedenem  Drehungs- 
sinn. Diese  Anschauung,  die  allerdings  schon  in  allgemeinerem 
Sinne  von  Plücker  verwendet  war  und  wohl  auch  verschie- 
denen Mathematikern  im  Anfang  der  siebenziger  Jahre,  wenn 
auch  in  mehr  analytischer  Form,  geläufig  gewesen  ist,  liefert 
z.  B.  sofort  den  Satz,  daß  die  Kreise,  welche  einen  festen  unter 
gegebenem  Winkel  schneiden,  den  Punkten  eines  gleichseitigen 
Rotationshyperboloides  zugehören.  So  ergibt  sich  ihm  eine 
anschauliche  Darstellung  der  Kreissysteme,  welche  nun  zur 
Lösung  der  Steinerschen  Verallgemeinerung  des  Apollonischen 
Problems  für  Kreise  und  weiterhin  auch  für  die  Behandlung 
der  analogen  Fragen  für  Kugeln  und  Kreise  auf  der  Kugel- 
fläche verwandt  werden. 

Auf  den  reichen  Inhalt  dieses  Buches  können  wir  hier 
nicht  näher  eingehen.  Fiedler  hat  dasselbe  erst  dann  (1882) 
veröffentlicht,  und  seine  Untersuchungen  auch  in  die  dritte 
Auflage  seiner  darstellenden  Geometrie  (1884)  aufgenommen, 
als  er  sich  überzeugt  hatte,  daß  das  Steinersche  etwa  25  —  30 
Bogen  starke  Manuskript  für  unwiederbringlich  verloren  galt, 
und    demnach    auch    bei    der   Herausgabe    der  Werke   Steiners 


102  öffentliche  Sitzung  am  15.  März 

durch  die  Berliner  Akademie  (1881)  sich  keine  Anhaltspunkte 
dafür  ergeben  hatten,  daß  Steiners  Betrachtung  von  demselben 
Gedanken  wie  seine  eigene  ausgegangen  sei. 

Ein  erhöhtes  Interesse  gewinnt  die  Fiedlersche  Arbeit 
dadurch,  daß  bereits  1879  das  Werk  von  Th.  Reye  über  die 
synthetische  Geometrie  der  Kugeln  und  linearen  Kugelsysteme 
erschienen  war,  das  einen  nahe  verwandten  Gegenstand  mit 
anderen  Mitteln  behandelt,  während  andererseits  Sophus  Lies 
merkwürdige  Untersuchungen  über  die  Beziehungen  der  Kugel- 
geometrie zur  Geometrie  der  Komplexe,  die  mit  dessen  Arbeiten 
in  den  Mathematischen  Annalen  Band  5,  1872  beginnen,  ab- 
gesehen von  ihrer  weittragenden  Bedeutung  für  die  Geometrie 
der  Flächen  ebenfalls  in  naher  Beziehung  zu  den  Berührungs- 
aufgaben stehen. 

Erst  1893  wurde  das  Steinersche  Manuskript  in  Bern 
wieder  aufgefunden ;  Fiedler  sah  zu  seiner  höchsten  Befriedi- 
gung seine  Ansicht  von  der  Selbständigkeit  seiner  eigenen 
Darstellung  bestätigt. 

Die  Berliner  Akademie  aber  ehrte  den  unermüdlichen 
Forscher  1884  durch  die  Verleihung  des  Steiner-Preises  mit 
den  folgenden  Worten,  die  wir  aus  dem  von  K.  Weierstraß 
an  Fiedler  gerichteten  Briefe  entnehmen:  „Die  Akademie  wür- 
digt in  vollem  Maße  das  Verdienst,  das  Sie  sich  durch  die  den 
Bedürfnissen  unserer  studierenden  Jugend  angepaßte  Bearbei- 
tung der  Salmonschen  Lehrbücher  um  die  Verbreitung  gründ- 
lichen mathematischen  Wissens  erworben  haben,  sowie  sie  auch 
Ihre  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  darstellenden  Geometrie 
gebührend  schätzt.  Vorzugsweise  ist  es  aber  Ihre  Cyklographie, 
in  der  sie  ein  Werk  erkennt,  das  mit  dem  Steiner-Preise  ge- 
krönt zu  werden  vollen  Anspruch  hat." 

Mit  Wilhelm  Fiedler  ist  wieder  ein  Geometer  von  originel- 
ler Begabung  und  außerordentlicher  Arbeitskraft  dahingegangen. 
Die  mathematische  Forschung  hat  seit  den  letzten  dreißig 
Jahren  sich  vorwiegend  anderen  Fragen  zugewandt,  die  auf 
dem  Gebiet  der  reinen  Analysis  liegen:  dort  winken  Erfolge, 
die    weit    über    das    hinausgehen,    was    die    kühnste   Phantasie 


Nekrologe  103 

noch  vor  einem  Menschenalter  für  möglich  gehalten  hätte.  Es 
mag  sein,  daß  das,  worin  Fiedler  seine  Lebensaufgabe  sah,  nur 
einen  bescheideneren  Platz  in  dem  ungeheuren  Gebiet  der 
mathematischen  Abstraktion  und  Kritik  einnimmt,  durch  welches 
die  gegenwärtige  Epoche  charakterisiert  ist.  Aber  auch  die 
Zeiten  werden  wiederkehren,  wo  man  mit  den  neu  gewonnenen 
Erkenntnissen  aus  den  der  Anschauung  angehörigen  Quellen 
die  Ansätze  zu  neuen  und  fruchtbaren  Problemen  schöpfen  wird. 
Und  so  lange  die  Geometrie  als  Wissenschaft  gepflegt 
wird,  wird  man  auch  der  Verdienste  Fiedlers  gedenken,  dessen 
Leben  ein  hervorragendes  Beispiel  für  die  Energie  ist,  mit  der 
der  Idealismus  eines  deutschen  Forschers  die  größten  Hinder- 
nisse zu  überwinden  wußte.  Sein  Name,  der  mit  der  Geschichte 
der  Schweizer  Technischen  Hochschule  für  alle  Zeiten  in  hohen 
Ehren  verbunden  verbleiben  wird,  wird  auch  in  unserer  Aka- 
demie nicht  vergessen  werden.  A.Voss. 

Am  17.  Juli  1912  starb  an  den  Folgen  einer  Operation  in 
Paris  Henri  Poincare,  einer  der  berühmtesten  Mathematiker 
und  mathematischen  Physiker  unserer  Zeit.  Er  wurde  am 
29.  April  1854  in  Nancy  als  Sohn  eines  Arztes  geboren  und 
zeigte  schon  auf  dem  Gymnasium  sein  angeborenes  großes 
mathematisches  Talent.  Nachdem  er  die  Ecole  polytechnique 
besucht  hatte,  war  er  seit  1879  an  der  Faculte  des  sciences  in 
Caen  tätig,  und  ging  1881  als  maitre  de  Conference  nach  Paris, 
wo  er  1884  Professor  der  mathematischen  Physik,  später  Professor 
der  theoretischen  Astronomie  wurde.  1887  wurde  er  Mitglied  des 
Institut  de  France,  1908  Mitglied  der  französischen  Akademie. 

Seine  ungemein  reiche  wissenschaftliche  Tätigkeit  war  zu- 
nächst der  Mathematik  gewidmet.  Seine  Arbeiten  über  die 
Theorie  der  Fuchs'schen  Funktionen  gehören  zu  den  wichtig- 
sten und  reichhaltigsten  auf  dem  Gebiete  der  mathematischen 
Literatur  in  der  zweiten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts. 

Wesentliche  Förderung  verdankt  ihm  ferner  die  allge- 
meine und  die  kosmische  Mechanik.  Seine  große  Abhand- 
lung über  das  Problem  der  drei  Körper  gewann  1889  den  von 


104  Öffentliche  Sitzung  am  15.  März 

König  Oskar  von  Schweden  gestifteten  Preis,  mit  dessen  Zu- 
erkennung  eine  internationale  Kommission  beauftragt  war.  Sein 
Hauptwerk  auf  dem  Gebiete  der  Astronomie  sind  die  „Methodes 
nouvelles  de  la  me'canique  Celeste"  (Paris  1892—93).  Außerdem 
veröffentlichte  er  Vorlesungen  über  Elektrizität  und  Optik, 
Thermodynamik,  die  mathematische  Theorie  des  Lichtes  u.  a. 
—  ein  Beweis  dafür,  daß  er  fast  alle  Gebiete  der  theoretischen 
Physik  in  den  Bereich  seiner  Forschungen  gezogen  hatte. 

In  weiten  Kreisen  bekannt  wurde  aber  Poincare  nament- 
lich dadurch,  daß  er  es  unternahm,  in  ebenso  geistvollen  wie 
anregenden,  allgemein  verständlichen  Darstellungen  die  Ergeb- 
nisse seines  Forschens  und  Denkens  darzustellen.  Seine  Bücher 
über  die  Stabilität  unseres  Weltsystemes  und  namentlich  die 
über  „Wissenschaft  und  Hypothese"  und  „der  Wert  der  Wissen- 
schaft" zeigen  den  genialen  Forscher  auch  als  glänzenden 
Stilisten    und    tiefgrabenden  Erforscher    allgemeiner   Probleme. 

Sein  vorzeitiger  Tod  bedeutet  deshalb  einen  schweren 
Verlust  weit   über   die  Kreise   seiner  Fachwissenschaft   hinaus. 

Goebel. 

Paul  Gor d an  wurde  am  29.  April  1837  geboren.  Nach- 
dem er  1862  in  Gießen  promoviert  und  sich  1863  dort  habili- 
tiert hatte,  wurde  es  für  seine  fernere  wissenschaftliche  Tätig- 
keit von  entscheidender  Bedeutung,  daß  in  dieser  Zeit  Alfred 
Clebsch  von  Karlsruhe  nach  Gießen  berufen  ward.  Gordau 
war  durch  seinen  Aufenthalt  in  Königsberg  i.  Pr.  mit  Jacobis 
Arbeiten  über  die  von  ihm  eingeführten  Transszendenten  be- 
sonders vertraut,  Clebsch  hatte  sich  mit  den  von  den  englischen 
Mathematikern  Caylay  und  Sylvester  eingeführten  neuen 
algebraischen  Methoden  und  deren  geometrischen  Anwendungen 
beschäftigt.  So  verschieden  wie  diese  Ausgangspunkte,  so  ver- 
schieden waren  die  beiden  Persönlichkeiten ;  und  doch  ent- 
wickelte sich  aus  ihrem  Verkehr  eine  Periode  gemeinsamer 
Arbeit  von  wunderbarer  Fruchtbarkeit.  Zunächst  entstand  so 
das  gemeinsam  verfaßte  klassische  Werk  über  die  Theorie  der 
Abelschen  Funktionen.    Zahlreiche  weitere  Abhandlungen  geben 


Nekrologe  .105 

Zeugnis  von  diesem  seltenen  Zusammenwirken,  dem  leider  1873 
durch  den  vorzeitigen  Tod  des  inzwischen  nach  Göttingen  be- 
rufenen Clebsch  eine  Grenze  gesetzt  war.  Gordan  ganz  eigen- 
tümlich war  sein  1868  erschienener  Beweis  für  die  Endlichkeit 
des  Formensystems  einer  binären  algebraischen  Form;  mit 
diesem  Beweise  und  den  daran  sich  anknüpfenden  weiteren 
Forschungen  wird  Gordans  Name  in  der  Geschichte  der  Mathe- 
matik untrennbar  verbunden  bleiben.  Seiner  Vereinfachung, 
seiner  Übertragung  auf  kompliziertere  Fälle,  der  vollständigen 
Durcharbeitung  aller  damit  zusammenhängenden  Fragen  war 
sein  weiteres  Leben  gewidmet.  Seit  1875  lehrte  er  als  Pro- 
fessor an  der  Universität  Erlangen.  (Seine  hier  gehaltenen 
Vorlesungen  über  die  Theorie  der  algebraischen  Formen  gab 
er  zusammen  mit  Kerschensteiner  heraus.)  Sein  wissen- 
schaftliches Leben  ist  ausgezeichnet  durch  die  höchste  Kon- 
zentration auf  ein  begrenztes  Gebiet  und  durch  die  höchste 
Leistung  auf  diesem  Gebiete. 


Am  10.  April  1912  starb  zu  Paris  Gabriel  Monod,  Pro- 
fessor der  Geschichte  an  der  Ecole  des  hautes  etudes,  der  Be- 
gründer der  Revue  historique,  der  —  aus  der  Göttinger  Schule 
hervorgegangen  —  mit  hervorragendem  Erfolge  bemüht  war, 
die  deutsche  historische  Literatur  und  die  deutsche  kritische 
Methode  in  Frankreich  zur  Geltung  zu  bringen. 

Am  10.  Dezember  1912  starb  Karl  Justi,  Professor  der 
Kunstgeschichte  an  der  Universität  Bonn,  der  Nestor  der 
deutschen  Kunstwissenschaft,  der  in  seinen  monumentalen  Wer- 
ken über  Winckelmann  und  seine  Zeitgenossen,  über  Velasquez 
und  sein  Jahrhundert,  über  Michel  Angelo  großartige  kulturge- 
schichtliche Gemälde  von  klassischer  Bedeutung  geschaffen  hat. 

Hierauf  hielt  das  ordentliche  Mitglied  der  historischen 
Klasse,  Geheimer  Hofrat  Dr.  Lujo  Brentano  die  Festrede: 

Die  Anfänge  des  modernen  Kapitalismus. 
Die  Rede  wird  in  der  Serie  der  „Akademischen  Reden"  gedruckt. 


106 


Öffentliche  Sitzung 

zu  Ehren  Seiner  Majestät  des  Königs 

am  15.  November  1913. 

Der  Präsident  der  Akademie,  Herr  K.  Th.  von  Heigel, 
eröffnete  die  Festsitzung  mit  folgender  Ansprache: 

Ew.  Majestät, 

Königliche  Hoheiten, 

Hochgeehrte  Festversammlung! 

Heil  dem  König!  In  diesen  Ruf  des  bayerischen  Volkes 
stimmt  auch  unsre  Akademie  heute  freudig  ein! 

Die  Pflege  der  Wissenschaft,  die  Aufgabe  unsrer  kleinen 
Gemeinde,  ist  in  erster  Reihe  Vernunftdienst.  Mithin  haben 
gerade  wir  besonderen  Anlaß,  die  endliche  Lösung  der  Königs- 
frage zu  feiern,  einen  Sieg  der  gesunden  Vernunft,  der  gleich- 
mäßig der  Würde  des  Rechts,  wie  dem  Ansehen  des  Staates 
zugute  kommt. 

Männern  der  Wissenschaft,  mögen  sie  nun  mit  den  Ge- 
heimnissen der  Psyche  oder  mit  Wesen  und  Wandel  der  Natur- 
erscheinungen oder  mit  den  Evolutionen  des  Völker-  und  Volks- 
lebens sich  vertraut  zu  machen  suchen,  die  aber  Alle  sich 
gewöhnt  haben,  den  Tatsachen  mit  Ernst  und  Wahrheitseifer 
gegenüberzutreten  ,  steht  auch  wohl  am  klarsten  vor  Augen, 
was  zumal  in  Zeiten  schroffer  Parteigegensätze  und  leiden- 
schaftlicher Klassenkämpfe  ein  fester  Mittelpunkt  im  Gemein- 
wesen, ein  über  den  Parteien  stehender  Schirmer  des  Rechts, 
ein  wirklicher  König  für  Staat  und  Kultur  bedeutet. 


Ansprache  des  Präsidenten  107 

Und  wir  dürfen  den  Träger  der  Krone  noch  in  besonderem 
Sinne  den  Unseren  nennen!  Seit  einer  langen  Reihe  von  Jahren 
ist  Seine  Majestät  Ehrenmitglied  unserer  Akademie.  Wenn  ihn 
nicht  ein  dringendes  Hindernis  fernhielt,  versäumte  er,  getreu 
dem  Beispiel  seines  Großvaters,  keine  akademische  Festsitzung, 
offenbar  von  der  edlen  Absicht  beseelt,  sein  Interesse  an  uns- 
rer  Körperschaft  kundzugeben  und  ihre  Mitglieder  zu  ehren 
und  zu  erfreuen.  Nach  dem  Ableben  Luitpolds  des  Gütigen 
geruhte  er  selbst  das  Protektorat  über  unsere  Akademie  zu 
übernehmen,  und  wir  dürfen  mit  Sicherheit  erwarten,  daß  er 
auch  fortan  seinen  königlichen  Schutz  uns  nicht  versagen  wird. 

Liebe  um  Liebe!     Treue  um  Treue! 

Auch  wir  bekennen  uns  mit  freudigem  Stolz  zu  allen 
Empfindungen  der  Anhänglichkeit  und  Ergebenheit,  womit 
unsere  Mitbürger  in  diesen  Tagen  ihrem  weit-  und  lebens- 
erfahrenen Fürsten  huldigten. 

Welche  Gegensätze  auch  sonst  in  unserem  Kreise  bestehen 
mögen  —  gegenüber  dem  Thron  gilt  für  uns  Alle  als  oberstes 
Gesetz:    In  Treue  fest!  —  — 

Die  heutige  Festsitzung  würde  günstige  Gelegenheit  bieten, 
die  neuesten  Fortschritte  der  Wissenschaft  und  die  Betätigung 
unserer  Akademie  an  diesen  Arbeiten  und  Bestrebungen  zu 
schildern.  Doch  einer  solchen,  auf  alle  wissenschaftlichen  Dis- 
ziplinen sich  erstreckenden  Aufgabe  könnte  nur  ein  Polyhistor 
wie  Harnack  mit  würdigem  Erfolg  sich  unterziehen,  und  ab- 
gesehen von  meinem  Unvermögen  bin  ich  auch  durch  die  Rück- 
sicht auf  die  Festrede,  wozu  ja  die  einleitenden  Worte  des  Vor- 
sitzenden nur  einen  anspruchslosen  Rahmen  bieten  sollen,  ab- 
gehalten,  mich   an   den  Versuch   einer  Lösung  heranzuwagen. 

Ich  will  mich  also,  von  allen  allgemeineren  Betrachtungen 
absehend,  nur  auf  Mitteilungen  über  einige  für  unsere  Akademie 
wichtigere  Vorkommnisse  und  auf  ein  paar  uns  besonders  am 
Herzen  liegende   Wünsche  beschränken. 

Es  ist  mir  nicht  unwahrscheinlich,  daß  den  Populus  Ro- 
manus ein  gewisses  Mißbehagen  beschlich,  wenn  der  alte  Cato 
in  jeder  Versammlung  sein  Caeterum  censeo  Carthaginem  esse 


108  Öffentliche  Sitzung  am  15.  November 

delendam,  wiederholte.  Natürlich  fällt  mir  nicht  ein,  meine 
Wenigkeit  mit  dem  großen  Römer  und  unsere  häuslichen 
Sorgen  mit  dem  in  der  Weltgeschichte  epochemachenden 
Mahnruf  zu  vergleichen.  Doch  auch  mich  drängt  es  immer 
wieder,  dem  Verlangen  nach  einem  neuen,  den  neuzeitlichen 
Anforderungen  entsprechenden  Gebäude  für  die  wissenschaft- 
lichen Attribute  der  Akademie  und  der  Hochschulen  Ausdruck 
zu  geben,  und  ich  wünsche  und  hoffe,  daß  nicht  erst  eine  ferne 
Zukunft  die  Berechtigung  meines  Starenliedes  anerkennen  möge. 
Es  ist  doch  wohl  kaum  als  Anmaßung  anzusehen,  daß  bei  uns 
der  Wunsch  besteht,  es  möchten  nicht  bloß  staatliche  Behörden, 
bei  deren  Unterbringung  das  Interesse  der  Allgemeinheit  wenig 
mitspricht,  sondern  auch  die  einen  unschätzbaren  Wert  reprä- 
sentierenden, für  Unterricht  und  Aufklärung  der  weitesten 
Kreise  bestimmten  Sammlungen  eine  würdige  Heimstätte  finden. 

Ich  will  aber  auch  nicht  wie  der  arme  Don  Quixote  Un- 
mögliches zu  erkämpfen  suchen.  Ich  muß  anerkennen,  daß  die 
ungünstige  Finanzlage  des  Staates  auch  die  Erfüllung  berech- 
tigter Forderungen  nicht  gestattet,  und  will  deshalb  meinen 
Hilferuf  vorerst  beschränken  auf  die  Ethnographische  Samm- 
lung, deren  gegenwärtige  Lagerung,  wie  in  Stadt  und  Land 
bekannt,  als  unwürdig  und  unmöglich  anzusehen  ist.  Die  K. 
Staatsregierung  teilt  diese  Auffassung  und  will  der  daraus  sich 
ergebenden  Notwendigkeit  Rechnung  tragen.  Möge  auch  die 
Volksvertretung  dem  hoffnungsvoll  aufstrebenden  Institut  die 
dringend  benötigte  Hilfe  nicht  versagen!  Natürlich  dürfte 
das  Gebäude  nicht  an  die  Peripherie  der  Stadt  gesetzt  werden, 
nur  der  beste  Platz  ist  dafür  gut  genug.  — 

Seine  Majestät  der  König  hat  huldvoll  der  Akademie  einen 
Betrag  von  50  000  Mark  überwiesen,  mit  denen  die  Dapper- 
Saalfels- Stiftung  für  biologische  Forschung  errichtet  werden 
konnte.  Sie  dient  wissenschaftlichen  Untersuchungen  auf  den 
Gebieten  der  Anatomie,  Anthropologie,  Physiologie,  Botanik, 
Zoologie  und  Balneologie,  und  soll  insbesondere  auch  Studien- 
reisen für  diese  Zwecke  ermöglichen. 

Aus    Zuwendungen    des    Bayerischen    Stiftungsfonds    für 


Ansprache  des  Präsidenten  109 

Kunst,  Wissenschaft  und  Heimatpflege  konnten  eine  überaus 
interessante  australische  Kollektion  für  das  Ethnographische 
Museum  erworben  und  paläontologische  Ausgrabungen,  die  auf 
Anregung  Prof.  Stromers  von  Reichenbach  in  Ägypten  ver- 
anstaltet wurden,  unterstützt  werden. 

Unser  Mitglied,  Professor  Freiherr  von  Bissing,  dem  wir 
schon  manche  wertvolle  Gabe  verdanken,  —  wir  halten  es  ganz 
und  gar  nicht  mit  dem  Sprichwort,  wonach  kleine  Geschenke 
am  besten  die  Freundschaft  erhalten  sollen!  —  vermittelte 
neuerdings  die  Überweisung  einer  Kollektion  aus  Nubien  und 
Äthiopien  an  das  Antiqua rium.  Die  Sammlung  ist  von  der 
ägyptischen  Regierung  unter  der  Bedingung,  daß  sie  innerhalb 
einer  bestimmten  Zeit  zweckentsprechend  aufzustellen  sei,  ge- 
schenkt worden;  sie  enthält  Funde  aus  dem  vierten  Jahrtausend 
vor  Christus  bis  zum  vierten  Jahrhundert  nach  Christus,  Ton- 
figuren, Steintafeln,  Elfenbeinskulpturen,  Werkzeuge  und  an- 
dere Antiquitäten. 

Eine  Sammlung,  die  zu  Unrecht  nicht  allzu  häufig  mit 
Geschenken  bedacht  wird,  die  anthropologische,  erhielt 
eine  dankenswerte  Zuwendung  von  Professor  Ernst  Frizzi,  eine 
auf  seinen  Reisen  systematisch  gesammelte  Schädel-Kollektion 
von  hohem  wissenschaftlichen  Wert. 

Dem  Ethnographischen  Museum  schenkte  Hermann 
Schoede  in  Peking  eine  stattliche  Anzahl  altchinesischer  Ke- 
ramiken, die  ja  gegenwärtig  das  besondere  Interesse  der  For- 
scher auf  sich  ziehen.  Ein  nachahmenswertes  Beispiel  für 
unsere  in  den  Kolonien  lebenden  Landsleute  bietet  der  See- 
offizier Joseph  Hartl,  ein  geborener  Bayer,  der  sich  mit  sicherem 
Blick  und  glücklichstem  Erfolg  seit  Jahren  bemühte,  am  Kai- 
serin Augustafluß  die  wichtigsten  Dokumente  der  materiellen 
Kultur  der  dortigen  Eingebornenstämme  zu  sammeln,  und  Alles 
dem  Münchner  Museum  überließ.  Die  Gabe  wird  eine  inter- 
essante Zierde  des  künftigen  Neubaues  bilden.  Dr.  Karl  Döh- 
ring  in  Siam  ließ  sich  angelegen  sein,  seine  früheren  Schen- 
kungen in  methodischer  Weise  auszubauen.  Professor  Eduard 
Grützner    schenkte    vier    prächtige,    lamaistische    Bilder,    von 

Jahrbuch  1913.  8 


110  öffentliche  Sitzung  am  15.  November 

hohem  Wert  für  die  Religionsgeschichte  des  tibetischen  Buddhis- 
mus. Kapitän  Nauer  aus  Obergünzburg  überwies  eine  große 
Anzahl  seltener  Objekte  zur  Bereicherung  der  ozeanischen  Ab- 
teilung; eine  ähnliche  Gabe  spendete  Privatdozent  Dr.  Klei- 
weg de  Zwaan  im  Haag. 

In  erfreulicher  Weise  hat  nunmehr  auch  das  K,  Kriegs- 
ministerium  die  Hand  dazu  geboten,  daß  sich  die  in  unseren 
Kolonien  wirkenden  bayerischen  Offiziere  mit  unseren  wissen- 
schaftlichen Sammlungen  in  zweckentsprechende  Verbindung 
setzen.  Hauptmann  Holländer  schenkte  dem  Museum  eine  er- 
wünschte Buschmannsammlung,  ein  Sohn  unsres  ehemaligen 
Kollegen  Christ,  z.  Z.  Forstmeister  in  West-Afrika,  eine  Samm- 
lung guter  Bronzen. 

Untertänigsten  und  herzlichsten  Dank  schulden  wir  Seiner 
Königlichen  Hoheit  dem  Kronprinzen  Rupprecht.  Dank  seiner 
Anregung  gelangten  aus  dem  königlichen  Hausgut  unter  Vor- 
behalt des  Eigentumsrechts  eine  kostbare  Sammlung  von  alten 
orientalischen  Waffen  und  andere  Cimelien  im  Ethnographischen 
Museum  zur  Aufstellung.  Für  den  hochsinnigen  Kunstfreund 
war  —  gewiß  mit  Recht  —  der  Grundsatz  maßgebend,  daß  solche 
Schätze  erst  in  organischem  Zusammenhang  mit  gleichartigen 
anderen  zur  vollen  Geltung  kommen  und  daß  der  Genuß  ihrer 
Besichtigung  auch  der  Allgemeinheit  nicht  versagt  bleiben  soll. 

Reichlich  bedacht,  wie  immer,  wurde  auch  im  vergangenen 
Jahre  die  Zoologische  Sammlung.  Professor  Kattwinkel 
überwies  eine  Kollektion  von  Tieren,  die  auf  einer  Reise  durch 
Deutsch -Ostafrika  erlegt  und  an  Ort  und  Stelle  sachgemäß 
präpariert  worden  waren,  —  L.  von  Wiedenfeld  Vögel  aus 
Neuguinea,  —  der  Nürnberger  Joseph  Hesselberger  reiche  Jagd- 
beute aus  dem  Sudan,  darunter  ein  weißes  Nashorn,  das  an 
Größe  und  Schönheit  die  wenigen  bisher  in  Museen  gekom- 
menen Exemplare  übertrifft,  —  der  Münchner  Rentner  Max 
Prager  einen  nach  Überwindung  unendlicher  Schwierigkeiten 
und  Hindernisse  im  Kubandistrikt  im  Kaukasus  erlegten  Auer- 
ochsen, —  Professor  Lorenz  Müller  eine  bei  den  Fachgelehrten 
in  hohem  Ansehen  stehende  herpetologische  Sammlung. 


Ansprache  des  Präsidenten  111 

Das  Münzkabinett  begabten  die  Herren  Hugo  von  Hirsch- 
Gereuth  und  Dr.  Paul  von  Gans,  denen  wir  schon  manche  wert- 
volle Zuwendung  verdanken,  neuerdings  mit  seltenen  Medaillen 
und  Steinmodellen. 

Die  Teilnahme  an  den  Konkurrenzen  für  Preise  aus  der 
Georg  Hitl-Stiftung  wächst  von  Jahr  zu  Jahr.  Mit  Hilfe 
privater  Zuschüsse  konnte  eine  besondere  Konkurrenz  für  eine 
Medaille  zu  Ehren  König  Ludwigs  III.  von  Bayern  ausge- 
schrieben und  Professor  Bleeker  mit  einer  Gedenkmedaille  auf 
Ihre  Königliche  Hoheit  Frau  Prinzessin  Rupprecht  beauftragt 
werden. 

Nicht  übergehen  darf  ich,  daß  im  Institut  für  theore- 
tische Physik  unter  Leitung  Professor  Sommerfelds  im  vorigen 
Jahre  von  Herrn  Laue  eine  bedeutsame  Entdeckung  über  die 
beim  Durchgang  von  Röntgenstrahlen  durch  Kristalle  ent- 
stehenden Beugungserscheinungen  gemacht  wurde.  Die  darüber 
in  den  Abhandlungen  unserer  Akademie  veröffentlichte  Denk- 
schrift gab  Veranlassung,  daß  das  Institut  International  Solvay 
in  Brüssel  zur  Fortsetzung  dieser  Arbeiten  den  Betrag  von 
4000  Francs  anwies. 

Endlich  sei  mir  noch  erlaubt,  auf  eine  unsere  historische 
Klasse  berührende  Angelegenheit  einzugehen. 

Im  bayerischen  Landtag  und  zwar  in  beiden  Kammern 
wurde  im  vorigen  Jahre  beklagt,  daß  die  Erforschung  der 
Landesgeschichte  in  Bayern  nicht  auf  erwünschter  Höhe  stehe. 
Natürlich  kann  sich  die  Beschwerde  nur  darauf  beziehen,  daß 
die  Forschungs-  und  Publikationsarbeit  auf  diesem  Gebiet,  die 
immer  wieder  neue  Ziele  suchende  und  neue  Wege  erschließende 
Kleinarbeit  nicht  zweckmäßig  organisiert  sei.  Dies  wurde 
auch  in  der  Abgeordnetenkammer  betont,  und  mit  Rücksicht 
darauf  die  Gründung  einer  Kommission  für  bayerische  Ge- 
schichtsforschung nach  dem  Muster  der  fränkischen  oder  rhei- 
nischen Gesellschaft  gefordert. 

Selbstverständlich  wäre  es  ja  eine  schreiende  Ungerech- 
tigkeit, behaupten  zu  wollen,  daß  für  vaterländische  Geschichte 
in    Bayern    zur   Zeit   wenig   geleistet   werde,    denn    in    keinem 


112  Öffentliche  Sitzung  am  15.  November 

Staat  und  in  keiner  Epoche  hatte  die  Spezialgeschichte  so 
tüchtige,  ja  hervorragende  Vertreter  aufzuweisen.  Noch  vor 
dreißig  Jahren  galt  Stalins  Württembergische  Geschichte  als 
Muster  einer  Territorialgeschichte.  „Ich  glaube  nicht  zu  viel 
zu  behaupten,"  sagt  Ranke  in  seinem  Nachruf  auf  Christoph 
Friedrich  von  Stalin,  „wenn  ich  sage,  daß  unter  allen  Pro- 
vinzialgeschichten,  die  wir  in  Deutschland  besitzen,  die  von 
Stalin  den  Preis  verdient."  Heute  wird  von  der  gesamten  ge- 
lehrten Welt  anerkannt,  daß  die  Geschichte  Baierns  von  Riezler 
an  diese  erste  Stelle  getreten  ist.  Hier  ist  vor  allem  am  glück- 
lichsten Rankes  Forderung  erfüllt,  „die  lokalen  Forschungen  und 
die  allgemeinen  Beziehungen"  in  richtiges  Verhältnis  zu  bringen  ; 
hier  finden  die  verschiedensten  Kulturgebiete  angemessene  Be- 
rücksichtigung; auch  der  Kunst-  und  Literarhistoriker,  der 
Volkswirt  und  der  Statistiker  werden  aus  dieser  Arbeit  eines 
Historikers  Nutzen  ziehen.  Nicht  minder  dankenswerte  Dienste 
leistet  das  Handbuch  Doeberls  über  die  Entwicklungsgeschichte 
Bayerns.  Die  Abhandlungen  der  historischen  Klasse  unserer 
Akademie  sind  nicht  arm  an  Beiträgen  zur  Aufhellung  vater- 
ländischer Geschichte.  Von  der  historischen  Kommission  wer- 
den die  Traditionsbücher  der  bayerischen  Hochstifter,  die  Chro- 
niken der  bayerischen  Städte,  die  Landeschroniken  des  15.  Jahr- 
hunderts, die  Akten  über  die  bayerische  Politik  in  der  Zeit 
Maximilians  I.  und  andere  einschlägige  Quellenwerke  heraus- 
gegeben. Die  Monumenta  Boica  haben  in  jüngster  Zeit  — 
unser  Etat  ist  dadurch  sogar  in  peinliche  Nöte  geraten!  — 
ein  erfreulich  rasches  Tempo  eingeschlagen.  Mit  dem  Regens- 
burger Urkundenbuch  z.  B.  ist  eine  wichtige  neue  Quelle  für 
Geschichte  des  deutschen  Städtewesens  erschlossen.  Rührig  und 
gewissenhaft  leisten  die  in  den  letzten  Jahrzehenten  um  das 
Dreifache  vermehrten  historischen  Vereine  treue  Mitarbeit. 

An  Arbeit  und  Arbeitern  fehlt  es  nicht.  Dagegen  ist 
dem  Wunsche  des  Herrn  Landtagsreferenten,  es  möchte  für 
alle  diese  Arbeiten  ein  Mittelpunkt  geschaffen  werden,  un- 
bedingt zuzustimmen,  und  auch  der  Behauptung  des  Herrn 
Referenten    der    ersten    Kammer,    daß   von  Seiten    des   Staates 


Ansprache  des  Präsidenten  113 

noch  nicht  genug  für  bayerische  Geschichte  geschehe,  wage 
ich  nicht  zu  widersprechen. 

Unzweifelhaft  würde  eine  noch  erhöhte  Tätigkeit  zur  Er- 
forschung der  vaterländischen  Vergangenheit,  nicht  bloß  der 
Fürsten-  und  Staatsgeschichte,  sondern  auch  des  sozialen,  wirt- 
schaftlichen, geistigen  und  sittlichen  Lebens  des  Volkes,  eine 
günstige   Wirkung  auf  die  weitesten  Volkskreise  üben. 

„Ohne  Vaterlandsgeschichte  keine  Vaterlandsliebe!"  Das 
schöne  Wort  wird  dem  Kurfürsten  Max  Joseph  III.  in  den 
Mund  gelegt.  Meines  Wissens  ist  noch  nicht  ausfindig  gemacht, 
wann  und  wo  es  von  ihm  gesagt  oder  geschrieben  wurde,  doch 
ist  an  der  Echtheit  kaum  zu  zweifeln.  Es  mußte  einmal  ge- 
sagt werden,  und  keinem  könnte  es  mit  besserem  Fug  zuge- 
schrieben werden,  als  dem  Stifter  unserer  Akademie. 

Freilich  —  in  einer  Zeit,  da  der  Odem  der  Welt- 
geschichte mächtiger  denn  je  vernehmbar  ist,  da  große,  wie 
kleine  Reiche  in  raschem  Aufeinander  die  gewaltigsten  Um- 
wälzungen erfahren,  —  in  einer  Zeit,  da  auch  die  Einheit  des 
deutschen  Volkes,  seit  Jahrhunderten  nur  ein  idealer  Begriff, 
zu  realer  Wirklichkeit  geworden  ist,  —  in  so  mächtig  be- 
wegter, großer  Zeit  könnte  es  befremdlich  erscheinen,  wenn 
auf  Spezialgeschichte  im  allgemeinen  und  auf  Geschichte 
eines  deutschen  Einzelstaates  im  Besondern  Gewicht  gelegt  wird. 

Tatsächlich  wurde  da  und  dort  die  Behauptung  aufgestellt, 
daß  sich  der  Pflege  lokaler  oder  provinzieller  Heimatgeschichte 
als  einer  trotz  aller  Mühe  ertragsarmen,  überflüssigen  Sache 
nur  ein  gewisses  Mitleid  widmen  lasse.  Ludwig  Robert  nannte 
es  beschränkten  Eigensinn,  daß  man  in  den  engeren  Heimaten 
das  Studium  der  Partikularzoologie  nicht  aufgeben  wolle,  denn 
die  Forschung,  ob  der  oder  jener  Ritter  um  das  Jahr  1300  Hinz 
oder  Kunz  geheißen  habe,  könne  höchstens  dem  Sammeln  und 
Suchen  einer  Mottenart  Hinziella  oder  Kunziella  gleichgestellt 
werden.  Georg  Haag  gab  der  Befürchtung  Ausdruck,  daß 
durch  die  Pflege  der  Geschichte  der  Einzelstaaten  eine  natio- 
nale Gefahr  heraufbeschworen  werde,  da  sie,  ,wie  jede  Förde- 
rung des  Autochthonismus,  als  Hindernis  einer  Erstarkung  des 


114  öffentliche  Sitzung  am  .15.  November 

deutschen  Gefühls  und  für  praktische  Förderung  der  vor 
allem  nötigen  staatlichen  Gemeinsamkeit"  anzusehen  sei. 

Diese  lächerlich  ängstliche  und  ganz  und  gar  unwissen- 
schaftliche Auffassung  wird  heute  wohl  nur  noch  von  Wenigen 
geteilt. 

So  schwach  ist  das  Band  unserer  Reichsverfassung  nicht, 
daß  die  Einheit  des  Reiches  und  das  nationale  Interesse  durch 
Bestrebungen  im  Dienste  der  Spezialgeschichte  und  Heimat- 
kunde gefährdet  werden  könnten.  Im  Gegenteil.  Es  kann 
auch  heute  nur  von  Nutzen  sein,  zu  untersuchen,  auf  welche 
Weise  sich  die  Eigentümlichkeiten  der  einzelnen  Teile  des 
großen  Ganzen,  gute  und  schlimme,  herausbildeten,  und  fest- 
zustellen, aus  welchen  Sünden  dem  Ganzen  oder  den  Teilen 
Schaden  erwuchs. 

Dagegen  wird  immer  allseitiger  anerkannt,  daß  nur  durch 
eine  weitverzweigte,  in  wissenschaftlichem  Sinn  betriebene  Tätig- 
keit auf  den  beschränkteren  Einzelgebieten  die  notwendige  Grund- 
lage für  deutsche  Staats-  und  Yolksgeschichte  zu  schaffen  ist. 

Vielleicht  wird  ja  heute  die  Wichtigkeit  der  Heimatkunde 
da  und  dort  allzu  zärtlich  betont,  doch  besser  sentimental,  als 
blasiert.  Daß  die  Freunde  des  heimischen  Bodens  und  seiner 
Geschichte  ihren  ernsten  nationalen  Pflichten  weniger  treu  und 
gewissenhaft  nachkommen,  kann  doch  im  Ernst  nicht  behauptet 
werden. 

Wenn  aber  nun  die  Gründung  einer  Gesellschaft  oder 
Kommission  zur  Förderung  bayerischer  Landesgeschichte  in 
Aussicht  genommen  wird,  empfiehlt  es  sich,  —  und  deshalb 
bin  ich  heute  von  dieser  Stelle  aus  auf  die  Sache  eingegangen, 
—  den  neuen  Verein  in  ähnlicher  Weise  mit  der  Akademie 
in  Verbindung  zu  bringen,  wie  es  —  freilich  aus  anderen 
Gründen  —  bei  der  Stiftung  der  Historischen  Kommission 
geschehen  ist.  Eine  Art  von  Symbiose,  die  sich  günstig  be- 
währt hat:  nicht  ein  Unter-,  sondern  ein  Neben-  und  Mit- 
einander! Der  Akademie  soll  nicht  etwa  die  Leitung,  auch 
nicht  eine  Oberaufsicht  zustehen,  doch  soll,  um  den  wissen- 
schaftlichen Charakter  des  neuen  Instituts  und  seiner  Arbeiten 


Ansprache  des  Präsidenten  115 

zu  sichern,  satzungsmäßig  festgelegt  werden,  daß  eine  be- 
stimmte Anzahl  Akademiker  der  Kommission  angehören  müssen, 
während  ihr  im  Übrigen  völlig  unbeschränkte  Freiheit  ein- 
geräumt sein  soll. 

Wenn,  wie  schon  erwähnt,  nicht  bloß  die  großen  Organi- 
sationen des  Staates  und  der  Kirche,  sondern  auch  die  bisher 
weniger  berücksichtigten  Zweige  der  Kultur  in  den  Kreis  der 
Untersuchungen  gezogen  werden,  fehlt  es  gewiß  nicht  an 
dankbarem  Stoff.  Es  sei,  um  nur  Einiges  namhaft  zu  machen, 
an  die  in  Bayern  noch  ungehobenen  Schätze  der  Adelsarchive, 
die  bayerischen  Kreistagsakten,  die  jüngeren  Städtechroniken, 
den  unermeßlichen  Vorrat  der  landständischen  Akten,  an  die 
Archive  von  Stiftungen  und  Anstalten  für  kulturelle  Inter- 
essen aller  Art  erinnert. 

Es  könnte  Mißtrauen  einflößen,  daß  ich,  noch  während 
eine  akademische  Kommission  mit  den  Vorarbeiten  für  das 
große  bayerische  Wörterbuch  beschäftigt  ist,  für  ein  neues 
Unternehmen  eintrete,  doch  ist  eine  Zersplitterung  der  Kräfte 
nicht  zu  befürchten,  denn  für  die  neue  Kampagne  sind  ja 
andere  Truppen  aufzubieten.  Auch  diesem  Unternehmen  würde 
es  nicht  an  geeigneten  Mitarbeitern  fehlen,  ja,  ich  möchte  in 
der  Beschäftigung  jüngerer  Forscher  unter  sachverständiger 
Leitung  einen  besonderen  Nutzen  der  Gründung  erblicken. 
Die  beste  Schule  ist  nach  einem  Ausspruch  Goethes  die  Mit- 
arbeit der  Schüler  an  der  Tätigkeit  des  Lehrers. 

Wir  stehen  an  der  Schwelle  einer  neuen,  hoffentlich  mit 
reichem  Glück  gesegneten  Ära  in  der  Geschichte  Bayerns. 
Möge  damit  auch  neues  Leben  in  der  bayerischen  Geschichts- 
forschung aufblühen ! 

Sobald  die  Volksvertretung  für  die  von  ihr  selbst  ange- 
regte Gründung  die  nicht  erheblichen  Mittel  bewilligt,  -  -  die 
königliche  Staatsregierung  wird  ja  zweifellos  mit  Freuden  die 
Hand  dazu  bieten,  —  werden  wir  rüstig  ans  Werk  gehen,  mit 
dem  Wahlspruch,  den  vor  nahezu  hundert  Jahren  der  Reichs- 
freiherr vom  Stein  einem  größeren  Unternehmen  als  Losuno- 
auf den  Weg  gegeben  hat:  Sanctus  amor  patriae  dat  animum. 


116  Öffentliche  Sitzung  am  15.  November 

Aus  den  für  das  Jahr  1913  fälligen  Renten  der  Hardy- 
Stiftung  wurden  bewilligt: 

je  ein  Preis  von  750  M.  an  die  Herren  Professor  Dr.  A. 
Grünwedel  und  Dr.  A.  v.  Lecoq  in  Berlin  für  ihre  im  letzten 
Jahre  erschienenen  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  zentralasia- 
tisch -  buddhistischen  Archäologie, 

ein  Preis  von  500  M.  an  Herrn  Professor  Dr.  L.  Suali  in 
Pavia  für  seine  Arbeiten  über  indische  Philosophie  (zugleich  zur 
Untertützung  seiner  Vorarbeiten  für  ein  Prakrit -Wörterbuch), 

endlich  600  M.  an  Herrn  Professor  Dr.  L.  Scherman  in 
München  zur  Weiterführung  seiner  Orientalischen  Bibliographie. 


Hierauf  verkündeten  die  Klassensekretäre,  daß  in  der  all- 
gemeinen Wahlsitzung  der  Akademie  am  19.  Juli  1913  fol- 
gende neue  Mitglieder  gewählt  und  Allerhöchst  bestätigt 
worden  sind. 

I.  Philosophisch -philologische  Klasse. 

1.  als  ordentliche  Mitglieder: 

a)  Dr.  Klemens  Baeumker,  K.  Geheimer  Hofrat,  o.  Pro- 
fessor für  Philosophie  an  der  Universität  München,  bis- 
her a.  o.  Mitglied; 

b)  Dr.  August  Heisenberg,  o.  Professor  für  mittel-  und 
neugriechische  Philologie  an  der  Universität  München, 
bisher  a.  o.  Mitglied; 

c)  Dr.  Erich  Berneker,  o.  Professor  der  slavischen  Philo- 
logie an  der  Universität  München,  bisher  a.  o.  Mitglied; 

2.  als  außerordentliches  Mitglied: 

Dr.  Joseph  Schick,  o.  Professor  der  englischen  Philologie 
an  der  Universität  München; 

3.  als  korrespondierende  Mitglieder: 

a)  Dr.  Hermann  v.  Fischer,  o.  Professor  der  deutschen 
Philologie  an  der  Universität  Tübingen; 


Wahlen  117 

b)  Dr.  Ludwig  Heiberg,  o.  Professor  der  klassischen 
Philologie  an  der  Universität  Kopenhagen; 

c)  Dr.  Otto  Stählin,  o.  Professor  der  klassischen  Philo- 
logie an  der  Universität  Erlangen. 

II.  Mathematisch -physikalische  Klasse. 

1.  als  ordentliches  Mitglied: 

Dr.  Max  Schmidt,  K.  Geheimer  Hofrat,  o.  Professor  der 
Geodäsie  und  Topographie  an  der  Technischen  Hoch- 
schule München,  bisher  a.  o.  Mitglied ; 

2.  als  korrespondierende  Mitglieder: 

a)  J.  N.  Langley,  Professor  der  Physiologie  an  der  Uni- 
versität (Trinity  College)  Cambridge,  England; 

b)  Dr.  Gottlieb  Haberlandt,  K.  Geheimer  Regierungsrat, 
o.  Professor  der  Botanik  an  der  Universität  Berlin; 

c)  Dr.  J.  K.  Friedrich  Becke,  o.  Professor  der  Mineralogie 
an  der  Universität  Wien. 

III.  Historische  Klasse. 

1.  als  ordentliches  Mitglied: 

Dr.  Erich  Marcks,  Großherzogl.  Efadischer  Geheimer  Hof- 
rat, o.  Professor  der  Geschichte  an  der  Universität 
München,  bisher  korresp.  Mitglied; 

2.  als  korrespondierende  Mitglieder: 

a)  Dr.  Georg  v.  Schanz,  Reichsrat,  K.  Geheimer  Hofrat, 
o.  Professor  der  Nationalökonomie  und  Finanzwissen- 
schaft an  der  Universität  Würzburg; 

b)  Dr.  Michael  Tan  gl,  o.  Professor  der  historischen  Hilfs- 
wissenschaften an  der  Universität  Berlin. 


Sodann  hielt  das  ordentliche  Mitglied  der  philosophisch- 
philologischen Klasse,  Professor  Dr.  Friedrich  Vollmer,  die 
Festrede  über 

Fürsorge  und  Verständnis  für  römische  Inschriften 
in  Bayern. 


118 


Personalstand. 

(Januar  1914.) 


Protektor: 
SEINE  MAJESTÄT  DER  KÖNIG. 


Verwaltung. 

Präsident: 
Dr.  Karl  Theodor  Ritter  v.  Heigel,  Exz.,  K.  Geh.  Rat,  o.  Univ.-Professor 
für  Geschichte,  Generaldirektor  der  wissenschaftlichen  Sammlungen 
des   Staates,  geb.  23.  Aug.  1842  zu  München  (o.  1887,  a.  o.  1875), 
Theresienstr.  76/1. 

Sekretär  der  philosophisch-philologischen  Klasse: 
Dr.  Ernst  Kuhn,  K.  Geh.  Rat,  o.  Univ.-Professor  für  arische  Philologie, 
geb.  7.  Febr.  1846  zu  Berlin  (o.  1883,  a.  o.  1878),  Hefistr.  5/1. 

Sekretär  der  mathematisch-physikalischen  Klasse: 
Dr.  Karl  Ritter  v.  Goebel,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für  Botanik, 
Direktor  des  K.  Botanischen  Gartens  und  des  Pflanzenphysiologischen 
Instituts,  geb.  8.  März  1855  zu  Billigheim,  Baden  (o.  1892),  Menzinger- 
straße  15  (Botan.  Garten). 

Sekretär  der  historischen  Klasse: 
Dr.  Robert  Ritter  v.  Pöhlmann,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für 
alte  Geschichte,  geb.  81.  Okt.  1852  zu  Nürnberg  (o.  1901,  a.  o.  1900, 
korr.  1887),  Hohenzollernstr.  6. 

Syndikus: 
Dr.  Karl  Mayr,  Honorarprofessor  für  Geschichte,  geb.  28.  März  1864  zu 
Krumbach  (a.  o.  1909),  Römerstr.  26/0. 


Personalstand  119 

Bibliothek: 

Bibliothekar:  Dr.  Adolf  Hilsen b eck,  Bibliothekar  der  K.  Hof-  und  Staats- 
bibliothek. 

Kanzlei: 
Kanzleisekretär:   Adolf  Reichel. 
Diener:   Paul  Seidel. 

Kassenverwaltung : 
Rentamtmann:   Gustav  Frischholz. 
Kassesekretär:  Joseph  Miller. 

Haus  : 

Hausverwalter:   Joseph  Ennichl. 
Hausdiener  und  Heizer:   Benno  Glas. 
Pförtner  und  Hilfsheizer:  Anton  Schwald. 

Buchhändler  der  Akademie: 

G.  Franzscher  Verlag  (Kgl.  u.  Herzogl.  Bayer.  Hofbuchhändler  J.  Roth), 
Ottostr.  3  a. 


120 


Ehrenmitglieder. 

1892  Ihre  Königliche  Hoheit  Prinzessin  Therese  von  Bayern. 
1911  Seine  Königliche  Hoheit  Kronprinz  Rupprecht  von  Bayern. 


Ordentliche  und  ausserordentliche  Mitglieder. 

Philosophisch  -  philologische  Klasse. 

Ordentliche  Mitglieder 

(nach  dem  Jahre  der  Wahl  und  nach  dem  Stande  Ende  1913). 

Dr.  Ernst  Kuhn  (o.  1883,  a.  o.  1878),  s.  Klassensekretär  S.  117. 

Dr.  Nikolaus  Wecklein,  K.  Geh.  Hofrat,    Gymnasialrektor  a.  D..   geb 

19.  Februar  1843  zu  Gänheim  (o.  1887,  a.  o.   1872),    Possartstr.  12/0 
Dr.  Hermann  Paul,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Professor  für  deutsche  Philologie 

geb.  7.  Aug.  1846  zu  Salbke  bei   Magdeburg  (o.  1893,  ausw.  1892) 

Kaulbachstr.  62a/II. 
Dr.  Iwan  Ritter  v.  Müller,   K.  Geh.  Rat,   o.  Univ. -Professor  für  klass 

Philologie  und  Pädagogik,  geb.  20.  Mai  1830  zu  Wunsiedel  (o.  1894 

a.  o.  1893,  korr.  1876),  Siegfriedstr.  21/1. 
Dr.  Georg  F.  Frhr.  v.  Hertling,  Exz.,  Staatsrat  i.  o.  D.,  Staatsminister 

des   Kgl.  Hauses   und   des  Äußern,   lebenslänglicher  Reichsrat,  geb 

31.  Aug.  1843  zu  Darmstadt  (o.  1899,  a.  o.  1896),  Promenadeplatz  22 
Dr.  Theodor  Lipps,  o.  Univ. -Professor  der  Philosophie,  geb.  28.  Juli  1851 

zu  Wallhalben,  Rheinpf.  (o.  1899,  a.  o.  1896),  Pienzenauerstr.  14/1. 
Dr.  Karl  v.  Amira,    o.  Univ. -Professor    für   deutsche    Rechtsgeschichte, 

deutsches   bürgerliches    Recht,   Handelsrecht  und  Staatsrecht,   geb. 

8.  Februar  1848  zu  Aschaffenburg  (o.  1901),  Möhlstr.  37. 
Dr.  Otto    Crusius,    Grofih.    Bad.    Geh.    Hofrat,    o.  Univ. -Professor    der 

klass.  Philologie,  geb.  20.  Dez.  1857  zu  Hannover  (o.  1905,  a.  o.  1903), 

Widenmayerstr.  10/111. 
Dr.  Franz  Muncker,  o.  Univ. -Professor  für  neuere  insbesondere  deutsche 

Literaturgeschichte,  geb.  4.  Dez.  1855  zu  Bayreuth  (o.  1906,  a.  o.  1901). 

Liebigstr.  39/1,  2.  Aufg. 


Personalstand  121 

Dr.  Paul  Wolters,  o.  Univ.-Professor  für  Archäologie,  geb.  1.  Sept.  1858 

zu  Bonn  (o.  1908,  korr.  1903),  Thorwaldsenstr.  11. 
Dr.  Friedrich  Vollmer,  o.  Univ.-Professor  für  klassische  Philologie,  geb. 

14.  Nov.  1867  zu  Fingscheidt  (a.  1908,  a.  o.  1906),  Mauerkircherstr.  26. 
Dr.  Wilhelm  Streitberg,  o.  Univ.-Professor  für  indogermanische  Sprach- 
wissenschaft, geb.  23.  Februar  1864  zu  Rüdesheim  a.  Rh.   (o.  1911, 

a.  o.  1909),  Isabellastr.  31/11. 
Dr.  Clemens  Baeumker,  K.  Geh.  Hofrat,  o. Univ.-Professor  für  Philosophie, 

geb.  16.  Sept.  1853  zu  Paderborn  (o.  1913,  a.  o.  1912,  korr.  1909),  Franz 

Josephstr.  30/1. 
Dr.  August  Heisenberg,  o.  Univ.-Professor  für  mittel-  und  neugriechische 

Philologie,  geb.  13.  Novbr.  1869  zu  Osnabrück  (o.  1913,  a.  o.  1911), 

Hohenzollernstr.  110/III. 
Dr.  Erich  Berneker,   o.  Univ.-Professor  für  slavische  Philologie,  geb. 

3.  Febr.  1874  zu  Königsberg  in  Preußen  (o.  1913,  a.  o.  1911),  Mauer- 

kircherstraße  16/11. 

Ausserordentliche  Mitglieder: 

Dr.  Friedrich  Ohlenschlager,  K.  Oberstudienrat,  Gymnasialrektor  a.  D., 
geb.  2.  Aug.  1840  zu  Niedernberg  (1883),  Luisenstr.  54/IIL 

Dr.  Friedrich  Wilhelm  Frhr.  v.  Bissing,  o.  Univ.-Professor  für  Ägyp- 
tologie und  orientalische  Altertumskunde,  geb.  22.  April  1873  zu 
Potsdam  (1909),  Georgenstr.  10—12. 

Dr.  Erich  Petzet,  Bibliothekar  an  der  K.  Hof-  und  Staatsbibliothek, 
geb.  3.  Mai  1870  zu  Breslau  (1910),  Clemensstr.  38/111. 

Dr.  Karl  Vossler,  o.  Univ.-Professor  für  romanische  Philologie,  geb. 
6.  Sept.  1872   zu  Hohenheim  bei  Stuttgart  (1912),  Leopoldstr.  87/11. 

Dr.  Lucian  Scherman,  a.  o.  Univ.-Professor  für  Sanskrit -Sprache  und 
Literatur,  Direktor  des.K.  Ethnographischen  Museums,  geb.  10.  Ok- 
tober 1864  zu  Posen  (1912),  Herzogstr.  8/II. 

Dr.  Joseph  Schick,  o.  Univ.-Professor  der  englischen  Philologie,  geb. 
21.  Dez.  1859  zu  Rißtissen  (1913),  Ainmillerstr.  4/II. 

Mathematisch-physikalische  Klasse. 

Ordentliche  Mitglieder: 

Dr.  Adolf  Ritter  v.  Baeyer,   Exz.,  K.  Geh.  Rat,  o.  Univ.-Professor  für 

Chemie,  Vorstand  des  Chemischen  Laboratoriums  des  Staates,   geb. 

31.  Okt.  1835  zu  Berlin  (o.  1877,  a.  o.  1875,  korr.  1870),  Arcisstr.  1. 
Dr.  Ludwig  Radlkofer,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für  Botanik, 

Direktor  des  Botanischen  Museums,  geb.  19.  Dez.  1829  zu  München 

(o.  1882,  a.  o.  1875),  Sonnenstr.  7/1. 


122  Personalstand 

Dr.  Paul  Heinrich  Ritter  v.  Groth,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor 
für  Mineralogie,  Direktor  der  Mineralogischen  Sammlung  des  Staates, 
geb.  23.  Juni  1843  zu  Magdeburg  (o.  1885,  a.  o.  1883,  korr.  1881), 
Kaulbachstr.  62/o. 

Dr.  Hugo  Ritter  v.  Seeliger,  K.  Geh.  Rat,  o.  Univ.-Professor  für  Astro- 
nomie, Direktor  der  K.  Sternwarte,  geb.  23.  Sept.  1849  zu  Biala, 
Österreich  (o.  1887,  a.  o.  1883),  Sternwartstr.  15. 

Dr.  Richard  Ritter  v.  Hertwig,  K.  Geh.  Rat,  o.  Univ.-Professor  für 
Zoologie  und  vergleichende  Anatomie,  Direktor  der  Zoologischen 
Sammlung,  geb.  23.  Sept.  1850  zu  Friedberg  (o.  1889,  a.  o.  1885), 
Schackstr.  2/III. 

Dr.  Aurel  Voos,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für  Mathematik, 
geb.  7.  Dez.  1845  zu  Altona  (o.  1889,  a.  o.  1886),  Habsburgerstr.  l/II. 

Dr.  Walther  Ritter  v.  Dyck,  K.  Geh.  Rat,  o.  Professor  der  Mathematik 
an  der  Techn.  Hochschule,  geb.  6.  Dez.  1856  zu  München  (o.  1892, 
a.  o.  1890),  Hildegardstr.  5/1  IL 

Dr.  Karl  Ritter  v.  Goebel  (o.  1892),  s.  Klassensekretär  S.  117. 

Dr.  Ferdinand  Lindemann,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für 
Mathematik,  geb.  12.  April  1852  in  Hannover  (o.  1895,  a.  o.  1894), 
Laplacestr.  24. 

Dr.  Alfred  Pringsheim,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für  Mathe- 
matik, geb.  2.  Sept.  1850  zu  Ohlau,  Schlesien  (o.  1898,  a.  o.  1894), 
Arcisstr.  12. 

Dr.  Wilhelm  Konrad  Röntgen,  Exz.,  K.  Geh.  Rat,  o.  Univ.-Professor 
für  Experimentalphysik,  Direktor  der  physikalisch -metronomischen 
Sammlung,  geb.  27.  März  1845  zu  Lennep  (o.  1900,  korr.  1896),  Äußere 
Prinzregentenstr.  1/1. 

Dr.  Johannes  Rückert,  o.  Univ.-Professor  für  Anatomie,  insbesondere 
deskriptive  und  topographische  Anatomie,  Direktor  der  Anatomischen 
Sammlung,  geb.  28.  Dez.  1854  zu  Koburg  (o.  1901,  a.  o.  1893),  Nuß- 
baumstraße 10/1. 

Dr.  Karl  Ritter  v.  Linde,  K.  Geh.  Rat,  Professor  der  Techn.  Hochschule, 
geb.  11.  Juni  1842  zu  Berndorf  (o.  1901,  a.  o.  1896),  Heilmannstr.  17. 

Dr.  Johannes  Ranke,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für  Anthropo- 
logie und  allgemeine  Naturgeschichte,  Direktor  der  Anthropologisch- 
prähistorischen Sammlung,  geb.  23.  Aug.  1836  zu  Thurnau  (o.  1902, 
a.  o.  1893),  Briennerstr.  25/111. 

Dr.  Sebastian  Finster  walder,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Professor  der  Mathe- 
matik an  der  Techn.  Hochschule,  geb.  4.  Okt.  1862  zu  Rosenheim 
(o.  1903,  a.  o.  1899),  Flüggenstr.  4. 

Dr.  August  Rothpletz,  o.  Univ.-Professor  für  Geologie  und  Paläonto- 
logie, Direktor  der  Geologischen  und  Paläontologischen  Sammlung, 
geb.  25.  April  1853  zu  Neustadt  a.  H.  (o.  1904,  a.  o.  1899),  Giselastr.  6/1. 


Personalstand  123 

Dr.  Siegmund  Günther,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Professor  für  Erdkunde  an 
der  Techn.  Hochschule,  geb.  6.  Februar  1848  zu  Nürnberg  (o.  1905, 
a.  o.  1900),  Nikolaistr.  1/11. 

Dr.  Aug.  Föppl,  o.  Professor  für  Mechanik  an  der  Techn.  Hochschule, 
geb.  25.  Jan.  1854  zu  Großurastadt,  Hessen  (o.  1909,  a.  o.  1903), 
Lachnerstr.  22. 

Dr.  Erwin  Voit,  K.  Geh.  Hofrat,  z.  Z.  Rektor  der  Tierärztl.  Hochschule, 
o.  Professor  für  Physiologie  und  Diätetik  an  der  Tierärztl.  Hochschule, 
geb.  16.  Dez.  1852  zu  München  (o.  1909,  a.  o.  19o3),  Bauerstr.  28/111. 

Dr.  u.  Dr.  Ing.  h.  c.  Ludwig  Burmester,  K.  Geh.  Hofrat,  emerit.  o.  Pro- 
fessor der  darstellenden  Geometrie  und  der  Kinematik  an  der  Techn. 
Hochschule,  geb.  5.  Mai  1840  zu  Othmarschen  (o.  1909,  a.  o.  1905), 
Kaulbachstr.  83/11. 

Dr.  Arnold  Sommerfeld,  o.  Univ.  -  Professor  für  theoretische  Physik, 
Direktor  des  Instituts  für  theoretische  Physik,  geb.  5.  Dez.  18b8  zu 
Königsberg  i.  Pr.  (o.  1910,  a.  o.  1908),  Leopoldstr.  87/111. 

Dr.  Max  Ritter  v.  Grub  er,  K.  Obermedizinalrat,  o.  Univ. -Professor  für 
Hygiene  und  Bakteriologie,  geb.  6.  Juli  1853  zu  Wien  (o.  1910, 
a.  o.  1909),  Prinzenstr.  10. 

Dr.  Siegfried  Mollier,  o.  Univ. -Professor  für  Anatomie,  insbesondere 
für  Histologie  und  Entwicklungsgeschichte,  Konservator  der  Anato- 
mischen Sammlung,  geb.  19.  Juli  1866  zu  Triest  (o.  1911,  a.  o.  1908), 
Vilshofenerstr.  10. 

Dr.  Heinrich  Burkhardt,  o.  Professor  der  Mathematik  an  der  Techn. 
Hochschule,  geb.  15.  Okt.  1861  zu  Schweinfurt  (o.  1912,  a.  o.  1909), 
Prinzenstr.  13/1. 

Dr.  Erich  v.  Drygalski,  o.  Univ.-Professor  für  Geographie,  geb.  9.  Febr. 
1865  zu  Königsberg  i.  Pr.  (o.  1912,  a.  o.  1909),  Gaußstr.  6. 

Dr.  Otto  Frank,  o.  Univ.-Professor  für  Physiologie,  Direktor  des  Phy- 
siologischen Instituts,  geb.  21.  Juni  1865  zu  Großumstadt,  Hessen 
(o.  1912,  a.  o.  1909),  Haydnstr.  5/II. 

Dr.  Max  Schmidt,  Dipl.-Ing.  h.  c,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Professor  für  Geo- 
däsie und  Topographie  an  der  Techn.  Hochschule,  geb.  17.  März 
1850  zu  Tambach  (o.  1913,  a.  o.  1911),  Franz  Josephstr.  13/111. 


1 24  Personalstand 


Historische  Klasse. 

Ordentliche  Mitglieder: 

Dr.  Ludwig  Ritter  v.  Rockinger,  K.  Geh.  Rat,  Reichsarchivdirektor  a.  D., 
geb.  29.  Dez.  1824  zu  Würzburg  (o.  1868,  a.  o.  1856),  Odeonsplatz  12/11. 

Dr.  Johann  Friedrich,  o.  Univ.-Professor  für  Geschichte,  geb.  5.  Mai 
1836  zu  Poxdorf,  Ofr.  (o.  1880,  a.  o.  1869),  von  der  Tannstr.  17/11. 

Dr.  Karl  Theodor  Ritter  v.  Heigel  (o.  1887,  a.  o.  1875),  s.  Präsident  S.  117. 

Dr.  Sigmund  Ritter  v.  Riezler,  K.  Geh.  Rat,  o.  Univ.-Professor  für 
bayer.  Landesgeschichte,  geb.  2.  Mai  1843  zu  München  (o.  1888, 
a.  o.  1877),  K.  Maxiniilianeum. 

Dr.  Franz  Ritter  v.  Reber,  K.  Geh.  Rat,  o.  Professor  für  Kunstgeschichte 
an  der  Technischen  Hochschule  a.  D.,  K.  Zentral  geniäldegalerie- 
direktor  a.  D.,  Honorarprofessor  an  der  Universität,  geb.  10.  Nov. 
1834  zu  Cham,  Opf.  (o.  1890,  a.  o.  1887),  Kaulbachstr.  31/ol. 

Dr.  Hermann  Grauert,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für  Geschichte, 
geb.  7.  Sept.  1850  zu  Pritzwalk  i.  d.  Ostpriegnitz  (o.  1899,  a.  o.  1898), 
Tengstr.  35/11. 

Dr.  Lujo  Brentano,  K.  Sachs.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für  National- 
ökonomie, Finanz  wissenschaft  und  Wirtschaftsgeschichte,  geb.  18.  Dez. 
1844  zu  Aschaffenburg  (1901),  Mandlstr.  5/o. 

Dr.  Robert  Ritter  v.  Pöhlmann  (o.  1901,  a.  o.  1900,  korr.  1887),  s.  Klassen- 
sekretär S.  177. 

Dr.  Hans  Prutz,  K.  Preufi.  Geh.  Reg. -Rat,  emerit.  Univ.-Professor  für 
Geschichte,  geb.  20.  Mai  1843  zu  Jena  (1902),  Reitmorstr.  52/111. 

Dr.  Franz  Ludwig  Ritter  v.  Baumann,  K.  Geh.  Rat,  Reichsarchivdirektor, 
geb.  8.  Juni  1846  zu  Leutkirch  im  Allgäu  (o.  1906,  a.  o.  1895,  korr. 
1882),  Theresienstr.  14/11. 

Dr.  Heinrich  Wolf flin,  K.  Preuß.  Geh.  Reg.-Rat,  o.  Univ.-Professor  für 
Kunstgeschichte,  geb.  21.  Juni  1864  zu  Winterthur  (1912),  Widen- 
mayerstraße  26/111. 

Dr.  Adolf  Sand  berger,  o.  Univ.-Professor  für  Musikwissenschaft,  geb. 
19.  Dez.  1864  zu  Würzburg  (o.  1912,  a.  o.  1902),  Prinzregentenstr.  48/1. 

Dr.  Erich  Marcks,  Großh.  Bad.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  der  Ge- 
schichte, geb.  17.  Nov.  1861  zu  Magdeburg  (o.  1913,  korr.  1898),  Eliea- 
bethstr.  10/11. 


Personalstand  125 

Ausserordentliche  Mitglieder: 

Dr.  Ludwig  Quidde,  Professor,  geb.  23.  März  1858  zu  Bremen  (1892), 
Gedonstr.  4/1. 

Dr.  Michael  Doeberl,  K.  Oberregierungsrat,  Honorarprofessor  an  der 
Universität,  geb.  15.  Januar  1861  zu  Waldsassen  (1903),  Schönfeld- 
strafie  6/1II. 

Dr.  Georg  Leidinger,  K.  Oberbibliothekar  der  K.  Hof-  und  Staats- 
bibliothek, geb.  30.  Dezbr.  1870  zu  Ansbach  (1909),  Lotzbeckstr.  6/1. 

Dr.  Karl  Mayr,  (1909),  s.  Verwaltung  S.  117. 

Dr.  Georg  Habich,  Direktor  des  K.  Münzkabinetts,  geb.  24.  Juni  1868 
zu  Darmstadt  (1910),  Schönfeldstr.  20/11. 

Dr.  Georg  Hager,  K.  Genaralkonservator  der  Kunstdenkmale  und  Alter- 
tümer Bayerns,  geb.  20.  Oktbr.  1863  zu  Nürnberg  (1911),  Kochstr.  18/11. 

Dr.  Leopold  W enger,  o.  Univ. -Professor  für  römisches  Zivilrecht  und 
deutsches  bürgerliches  Recht,  geb.  4.  September  1874  zu  Obervellach 
in  Kärnten  (1912),  Adelheidstr.  15/1. 


Jahrbuch  1913. 


126 


Personalstand 


Auswärtige  und  korrespondierende  Mitglieder 

nach  den   drei  Klassen   (bzw.  Sektionen   derselben),   in  alpha- 
betischer Ordnung. 

Die  Zahl  vor  dem  Namen  bezeichnet  das  Jahr  der  Wahl  in  die  Akademie. 


I.  Philosophisch -philologische  Klasse. 


1878  Conze  Alexander  in  Berlin 

1890  Delbrück  Bertold  in  Jena 
1884  Förster  Wendelin  in  Bonn 
1897  Hirth  Friedrich  in  New- York 

1891  Jagic  Yatroslav  v.  in  Wien 
1884  Imhoof- Blumer    Friedrich 

in  Winterthur 
1874  Kern  Heinrich  in  Utrecht 


Auswärtige  Mitglieder: 

1892  Leskien  August  in  Leipzig 
1877  Meyer  Wilhelm  in  Göttingen 
1879  Nöldeke  Theodor  in  Straß- 
burg i.  E. 
1890  Stumpf  Karl  in  Berlin 
1888  Wimmer  Ludwig  in  Kopen- 
hagen. 


Korrespondierende  Mitglieder: 


1912  Behaghel    Otto    in    Gießen 
1908  Bezold  Karl  in  Heidelberg 
1907  Boll  Franz  in  Heidelberg 
1904  Braune  Wilhelm  in  Heidel- 
berg 

1895  Brugmann  Karl  in  Leipzig 
1911  Bulle  Heinrich  in  Würzburg 
1879  Comparetti    Domenico     in 

Florenz 
1910  Cumont  Franz  in  Rom 
1898  Di  eis  Hermann  in  Berlin 

1896  Er  man  Adolf  in  Berlin 
1901  Evans  Artur  J.  in  Oxford 

1913  Fischer  Hermann  v.  in  Tü- 
bingen 


1880  Foucart  Paul  in  Paris 
1888  Geiger  Wilhelm  in  Erlangen 
1900  Götz  Georg  in  Jena 

1906  GrenfellBernardP.  in  Oxford 
1899  Grünwedel  Albert  in  Berlin 
1913  Heiberg  Ludwig  in  Kopen- 
hagen 

1893  Heibig  Wolfgang  in  Rom 

1910  Hillebrand  Alfred  in  Breslau 

1911  Hirzel  Rudolf  in  Jena 

1912  Hülsen  Christian  in  Florenz 
1909  Hunt  Artur  in  Oxford 
1905  Husserl Edmund inGöttingen 

1907  Jacob  Georg  in  Kiel 
1909  Jacobi  Hermann  in  Bonn 


Personalstand 


127 


1902  Iirecek  Joseph  Konstantin  in 
Wien 

1886  Jolly  Julius  in  Würzburg 
1910  Kenyon  Frederic  George  in 

London 
1909  Kluge  Friedrich  in  Freiburg 

im  Breisgau. 

1907  LambrosSpyridonP.in  Athen 

1903  Lenel  Otto  in  Freiburg  i.  Br. 

1908  Liebermann  Felix  in  Berlin 
1892  Luchs  August  in  Erlangen 

1903  Mitteis  Ludwig  in  Leipzig 

1905  Noreen  Adolf  in  Upsala 

1904  Omont  Henri  in  Paris 
1902  Perrot  Georges  in  Paris 
1876  Sathas   Konstantin  in  Paris 
1883  Seh  an  z  Martin  v.inWürzburg 

1906  Schlum berger    Gustav     in 
Paris 

1897  Schuchardt  Hugo   in   Graz 

1905  Senart  Emil  in  Paris 


1889  Sievers    Georg    Eduard    in 

Leipzig 
1895  So  der  wall  Knut  Frederic  in 

Lund 
1913  Stählin  Otto  in  Erlangen 
1886  Steinmeyer  Elias  v.  in  Er- 
langen 
1895  Sweet  Henry  in  Oxford 
1904  Thomsen  Vilhelm  in  Kopen- 
hagen 
1893  Vitelli  Girolamo  in  Florenz 
1904  Wilamowitz-Moellen- 
dorff  Ulrich  v.  in  Berlin 

1904  Windelband    Wilhelm     in 
Heidelberg 

1905  Windisch  Ernst   in  Leipzig 
1900  Wundt  Wilhelm  in  Leipzig 

1906  Zeu mer  Karl  in  Berlin 
1908  ZielinskiThaddäus  in  St.  Pe- 
tersburg. 


II.  Mathematisch -physikalische  Klasse. 
Astronomie  und  Geodäsie. 
Korrespondierende  Mitglieder: 


1882  Auwers  Artur  in  Berlin 
1911  BauschingerJuliusinStraß- 

burg  i.  E. 
1897  Bruns  Ernst  Heinr.  in  Leipzig 
1911  Duner  Christofer  in  Upsala 
1892  Förster  Wilhelm   in   Berlin 


1896  Helmert  F.  Robert  in  Pots- 
dam 
1908  Hill  George  William  in  West- 

Nyak. 
1912  Struve  Hermann  in   Berlin. 


Mathematik. 
Korrespondierende  Mitglieder: 


1882  Brill  Alexander  in  Tübingen 
1899  Darboux  Gaston  in  Paris 
1903  Hubert  David  in  Göttingen 

1879  Klein  Felix  in  Göttingen 

1880  Königsberg  er  LeoinHeidel- 
berg 

1912  Mittag-Leffler    Gustav    in 
Stockholm 


1895  Neumann  Karl  in  Leipzig 
1887  Nöther  Max  in  Erlangen 
1872  Prym  Friedrich  in  Würzburg 
1912  Schwarz  Hermann  Amandua 

in  Berlin 
1910  Zeuthen  Hieronymus  in  Ko- 
penhagen. 


1 28  Personalstand 

Physik. 

Korrespondierende  Mitglieder: 

1910  Hann  Julius  in  Wien  1888  Recknagel  Georg  in  Augs- 
1896  Hittorf  Wilhelm  in  Münster  burS 

1895  Lorentz   H.  A.   in   Haarlem       1909  Riecke  Eduard  in  Göttingen 
1890  Mach  Ernst  in  Haar  1911  Rutherford   Ernst  in  Man- 

1912  N ernst  Walter  in  Berlin  ehester 

1911  Planck  Max  in  Berlin  1907  ^T-8™  (l°seVh  John    in 
,o-7o  r\    •      i      n          tr                •  Cambridge  (England) 

1873  Quincke  Georg  Hermann  in       10Aft  -n-    •    j.w  u  •    n*±Li 

^  &  1909  VoigtWoldemarm  Gottingen 

,o„„  tT      ?       fTx.    Txrn,.       T      ,       1905  Warburg  Emil  in  Charlotten- 
1890  Rayleigh  John  William  Lord  buro- 

in  London  1907  wien  Wilhelm  in  Würzburg. 

Chemie. 

Auswärtiges  Mitglied: 

1910  Hof  mann  Karl  in  Charlottenburg. 

Korrespondierende  Mitglieder: 

1910  Ciamician  Giacomo  in  Bo-       1886  Lieben  Adolf  in  Wien 

lo£na  1910  Paternö  di  SessaEmanuele 

1888  Claisen   Rainer  Ludwig    in  jn  Rom 

Godesberg  a.  Rh.  1911  perkin  William  Henri  in  Ox- 

1907  Curtius  Theodor  in  Heidel-  for(j 

berg 
1880  Fischer  Emil  in  Berlin 


1908  RamsayWilliamSirinLondon 

1882  Roscoe  Henry  E.  in  London 
1884  bischer  Otto  m  Erlangen  1ftri1  m,  .  ,  T  ,  .  0,  R 
„,„..„      ,                       1901  Thiele    Johannes    m    Straß- 


1878  Grabe  Karl  in  Frankfurt  a. M 
1909  Hai ler  Albin  in  Paris 


bürg  i.  E. 


Physiologie. 
Korrespondierende  Mitglieder: 
1912  Exner  Siegmund  in  Wien  1911  Kries   Johannes   v.   in   Frei- 

1885  Hensen  Viktor  in  Kiel  bürg  i.  Br. 

1901  Hering  Ewald  in  Leipzig  1913  Langley  John   Newport    in 

1910  Herrn  annLudimar  in  Königs-  Cambridge  (England), 

berg  i.  Pr. 

Zoologie  und  Anatomie. 

Auswärtige  Mitglieder: 

1870  Häckel  Ernst  in  Jena  1884  Weis  mann  August  in  Frei- 

burg i.  Br. 

Korrespondierende  Mitglieder: 

1903  Boveri  Theodor  in  Würzburg  1906  Froriep  Aug.  v.  in  Tübingen 
1900  Bütschli  Otto  in  Heidelberg  1903  Fürbringer  Max  in  Heidel- 
1905  Chun  Karl  in  Leipzig  berg 


Personalstand 


129 


1897  Hertwig  Oskar  in  Berlin 
1906  Rabl  Karl  in  Leipzig 
1899  Retzius    Gustav    in    Stock- 
holm 
1911  Roux  Wilhelm  in  Halle 


1896  Schulze    Franz    Eilhard    in 

Berlin 
1896  Waldeyer  Wilhelm  in  Berlin 
1910  Wilson  Edmond  Beecher  in 

New- York. 


Botanik. 
Korrespondierende  Mitglieder: 


1909  Bower    Frederik    Orpen     in 

Glasgow 
1902  Eng ler  Adolf  Gustav  Heinr. 

in  Berlin 
1913  Haberlandt   Gottlieb   in 

Berlin 

1908  Nawaschin  Sergius  in  Kiew 
1880  Pfeffer  Wilhelm  in  Leipzig 

1909  Prain  David  in  Kew 

1880  Schwendener      Simon      in 
Berlin 


1903  Solms-Laubach    Hermann 

Graf  zu,  in  Straßburg  i.  E. 
1906  Stahl  Ernst  in  Jena 
1900  Vries  Hugo  de,  in  Amsterdam 
1893  Warming   Eugen  in  Kopen- 
hagen 
1903  Wiesner  Julius  v.  in  Wien 
1906  Wittrock   Veit   Brecher   in 
Stockholm. 


Mineralogie,  Geologie  und  Paläontologie. 
Korrespondierende  Mitglieder: 


1898  Barrois  Charles  in  Lille 
1913  B  e  c  k  e  Friedrich  J.  K.  in  Wien 
1902  Br0gger     Waldemar     Chri- 
stofer in  Christiania 

1891  Capellini  Giovanni  in  Bo- 
logna 

1896  Fedorow  Eugraph  v,,  in  St. 
Petersburg 

1910  Fl  et  eher  Lazarus  in  London 

1895  Geikie  Sir  Archibald  in 
London 

1907  Gilbert  Karl  Grove  in  Wash- 
ington 

1899  Karpin  sky  Alexander  in  St. 
Petersburg- 


1910  Miers    Henry    Alexander    in 

London 
1912  Nathorst  Alfred  Gabriel  in 

Stockholm. 
1910  Osborn    Henry    Fairfield   in 

New- York 
1902  Rosenbusch    Karl    Harry 

Ferd.  in  Heidelberg 
1910  Scott   Dukinfield    Henry    in 

London 
1880  Suess  Eduard  in  Wien 
1870  Tschermak     Gustav    v.     in 

Wien 
1912  Willis  Bailey  in  Chicago. 


Erdkunde. 
Korrespondierende  Mitglieder: 

1909  Partsch  Joseph  in  Leipzig  1882  Schwein furth  Gg.  in  Berlin 


1909  Penck  Albrecht  in  Berlin 


1911  Wiechert  Emil  in  Göttingen 


130 


Personalstand 


III.  Historische  Klasse. 

Auswärtige  Mitglieder: 

1886  Brunn  er  Heinrich  in  Berlin       1870  Ritter  Moriz  in  Bonn. 
1893  Do  ve  Alfred  in  Freiburg  i.  Br. 


1904 

1910 

1881 
1891 

1887 

1895 
1898 
1892 
1904 

1909 

1882 

1890 
1903 
1909 

1901 
1903 
1904 

1897 
1902 
1888 
1902 

1901 

1890 
1891 

1906 

1912 


Korrespondierende  Mitglieder: 

Below  Georg  v.  in  Freiburg       1911  Meinecke  Friedrich  in  Frei- 


i.  Br. 

Bernheim   Ernst   in   Greifs- 
wald 

B  e  z  o  1  d  Friedrich  v.  in  Bonn 
Bode  Wilhelm  in  Berlin 
Bresslau  Harry  in  Straßburg 
i.  E. 

Bücher  Karl  in  Leipzig 
Chuquet  Artur  in  Paris 
Cipolla  Carlo  Graf  in  Turin 
D'Avenel   Georges  Vicomte 
in  Paris 

Davidsohn  Robert  in  Florenz 
Dehio  Georg  Gottfried  in 
Straßburg  i.  E. 
Duchesne  Louis  in  Rom 
Fester  Richard  in  Halle  a.  S. 
Finke  Heinrich  in  Freiburg 
i.  Br. 

Fournier  Paul  in  Grenoble 
Gierke  Otto  in  Berlin 
GoetzWalterinStraßburgi.E. 
HarnackC.  G.Adolf  in  Berlin 
Hauck  Albert  in  Leipzig 
Kaufmann  Georg  in  Breslau 
Knapp    Georg    Friedrich    in 
Straßburg  i.  E. 
K  o  s  e  r  Reinhold  in  Charlotten- 
burg 

Lenz  Max  in  Berlin 
Leroy-Beaulieu    Anat.    in 
Paris 

Luschin     Ritter     v.    Eben- 
greuth  Arnold  in  Graz 
Mahaffy  John  P.  in  Dublin 


bürg  i.  Br. 
1895  Meyer  Eduard  in  Berlin. 

1890  Meyer    v.    Knonau    Gerold 
in  Zürich 

1904  Monaci  Ernesto  in  Rom 
1888  Müller  Karl  Ferd.  Friedr.  in 
Tübingen 

1898  OberhummerEugeninWien 

1908  Ottenthai  Emil  v.  in  Wien 

1902  Pais  Ettore  in  Rom 

1912  Pirenne  Henri  in  Gent 
1904  P reu ss  Georg  in  Breslau 

1909  Redlich  Oswald  in  Wien 

1899  Rooses   Max   in   Antwerpen 
1908  Schäfer   Dietrich    in  Berlin 

1913  Schanz   Georg  v.    in  Würz- 
burg 

1895  Schmoller    Gustav    v.    in 
Berlin 

1892  Schröder  Richard  in  Heidel- 
berg 

1912  Schulte  Alois  in  Bonn 
1887  S  i  m  s  o  n  Bernhard  v.  in  Berlin 
1875  So  hm  Rudolf  in  Leipzig 
1906  Strzygowki  Joseph  in  Graz 

1913  Tangl  Michael  in  Berlin 
1884  Ulmann  Heinrich  in  Greifs- 
wald 

1911  Valois  Noel  in  Paris 
1908  Venturi  Adolfo  in  Rom 
1871  Villari  Pasquale  in  Florenz 

1903  Vi  seh  er  Robert  in  Göttingen 
1908  Vogüe  Charles  Jean  Melchior 

Marquis  de  in  Paris 

1891  Winter  Gustav  in  Wien. 


Personalstand  131 

Besondere  Kommissionen 
bei  der  K.  Akademie  der  Wissenschaften. 


I.  Kommission  für  die  Herausgabe  der  Monumenta  Boica. 

Mitglieder 

auf  unbestimmte  Zeit  gewählt: 
Pöhlmann  v.,  Vorsitzender  Riezler  v. 

Heigel  v.  Baumann  v. 

Petz  Dr.  Johann,  K.  Reichsarchivrat,  Redakteur  und  Schriftführer. 

Hilfsarbeiter:   Dr.  Steinberger  Ludwig,  Privatdozent 
Dr.  Bastian  Franz. 

2.  Historische  Kommission. 

I.  Ordentliche  Mitglieder: 

Ritter  Moriz,    Bonn,  Vorsitzender  Kos  er  Reinhold,  Charlottenburg 

1898  (a.  o.  1883)  1898 

Riezler    Siegmund    v.,    München,  Dove  Alfred,  Freiburg  i.  Br.   1901 

Sekretär  1887  (a.  o.  1883)  Grauert  Hermann,  München  1901 

Heigel     Karl    Theodor    v.,     Exz.,  Winter  Gustav,  Wien    1901 

München    1887  (a.  o.  1883)  Hauck  Albert,  Leipzig   1903 

Rockinger   Ludwig   v.,   München  Bei ow  Georg  v., Freiburg  i.Br.  1903 

1878  Quid  de    Ludwig,     München    1907 
Bezold    Friedrich  v.,    Bonn    1892  (a.  o.  1887) 

(a.  o.  1883)  Redlich  Oswald,  Wien   1908 

Meyer  v.  Knonau  Gerold,  Zürich  Goetz    Walter,   Straßburg    i.    E. 

1894  1913  (a.  o.  1911) 

Lenz  Max,  Berlin   1894  Brandenburg  Erich,  Leipzig  1913 
Friedrich  Johann,  München  1898  (a.  o.  1911). 

II.  Ausserordentliche  Mitglieder: 

Herre  Hermann,  München  1903  Mayr  Karl,  München  1911. 

Wissenschaftliche  Mitarbeiter  in  München  : 
Bauckner  Artur  Endres  Fritz  Müller  Karl  Alexander  v. 

3.  Kommission  für  die  Savigny-Stiftung 

(auf  unbestimmte  Zeit  gewählt). 
Amira  v.,  Vorsitzender  Brentano 

Grauert  Pöhlmann  v. 


1 32  Personalstand 

4.  Kuratorium  der  Liebig-Stiftung. 

Heigel  v.,  Vorsitzender  S oxhl et  Dr.  Franz  v.,  Schriftführer 

Goebel    v.,     Vertreter    des    Vor-      Radlkofer  Ludwig 

sitzenden  Brentano,  Lujo 

Lieb  ig  Hans  Frhr.  v.,  Privatdozent  für  Chemie  in  Gießen,  als  Vertreter 
der  Familie. 

Ferner  die  gegenwärtigen  Inhaber  der  goldenen  Liebig-Medaille : 

Settegast  Dr.  H.,  Geh.  Regierungsrat,  Professor  in  Berlin 

Kellner  Dr.  0.,  Geh.  Hofrat,  Professor  in  Möckern 

Frank  Dr.  Adolf,   Professor  in  Charlottenburg 

Rubner  Dr.  Max,  Geh.  Medizinalrat,  Professor  in  Berlin 

Kraus  Dr.  Karl,    Professor  an  der  Technischen  Hochschule  in  München 

König  Dr.  Joseph,   Geh.  Regierungsrat,  Professor  in  Münster  in  Westf. 

5.  Kommission  für  den  Zographos-Fonds 

(auf  je  drei  Jahre  gewählt). 

Wecklein  Wolters. 

Crusius 

6.  Kommission  der  Münchener  Bürger-  und  Cramer-KIett-Stiftung. 

Heigel  v.  Seeliger  v. 

Goebel  v.  Hertwig  v. 

Baeyer  v. 

7.  Kommission  für  die  Thereianos-Stiftung 

(auf  je  drei  Jahre  gewählt). 

Kuhn,  Vorsitzender         Wolters 
Crusius  Heisenberg 

Wecklein  Pöhlmann  v. 

8.  Kommission  der  Hardy-Stiftung. 

Heigel  v.  Streitberg 

Kuhn  Pöhlmann  v. 

Crusius 

9.  Kommission  der  Koenigsstiftung  zum  Adolf  von  Baeyer-Jubiläum. 

Heigel  v.  Goebel  v. 

Baeyer  v. 


Personalstand  133 

10.  Kommission  der  Wilhelm  Koenigs-Stiftung 

für  botanische  und  zoologische  Forschungen  und  Forschungsreisen. 
Heigel  v.  Hertwig  v. 

Goebel  v. 

II.  Kommission  für  den  Hitl'schen  Fonds  zur  Förderung 
der  Medaillenkunst. 

Heigel  v.,  Exz.  Habich 

Hitl  Georg,  Privatier  Stadler  Anton,  Professor 

Frauen  dorfer  v.,   Exz.         Mayr-Graz  Karl,  Kunstmaler 
Diez  Julius,  Professor  Hahn  Hermann,  Professor. 

12.  Kommission  für  die  Heinr.  v.  Brunckstiftung. 

Heigel  v.  Goebel  v. 

Baeyer  v. 

13.  K.  B.  Kommission  für  die  internationale  Erdmessung. 

Mitglieder: 

Heigel  v.,  Vorsitzender  Finsterwalder 

Seeliger  v.,  Sekretär  und  Stell-         Schmidt. 
Vertreter  des  Vorsitzenden 

Kustos:  Dr.  Ernst  Zapp. 

Technischer  Offiziant:  Friedrich  Hesseibart h. 

14.  Mitglieder  der  Zentraldirektion  der  IVIonumenta  Germaniae 

historica 

von  der  K.  B.  Akademie  gewählt  am  5.  März  1875  und  9.  Februar  1895 
ohne  Begrenzung  der  Funktionsdauer. 
Riezler  v. 
Steinmeyer  v.,  korr.  Mitglied  der  historischen  Klasse. 

15.  Kommission  für  Herausgabe  des  Thesaurus  linguae  Latinae. 

Vollmer,  Vertreter  der  K.  Akademie  der  Wissenschaften  in  München, 
_  z.  Z.  Vorsitzender. 

Thesaurus-Bureau: 
Dittmann  Dr.  Georg,  K.  Preuß.  Oberlehrer  in  Urlaub,  Generalredaktor 

—     —     Redaktor  unbesetzt 
Hey  Dr.  Oskar,  Gymnasialprofessor  in  Urlaul),  Sekretär 
15  Assistenten. 


1 34  Personalstand 

16.  Kommission  für  Herausgabe  einer  Enzyklopädie 
der  mathematischen  Wissenschaften. 

Dyck  Dr.  Walter  v.,  Vertreter  der  K.  Bayer.  Akademie  der  Wissen- 
schaften, z.  Z.  Vorsitzender 

Seeliger  Dr.  Hugo  v.,  Vertreter  der  K.  Bayer.  Akademie  der  Wissen- 
schaften. 

17.  Mitglied  der  Kommission  für  luftelektrische  Forschungen. 

Wissenschaftlicher  Hilfsarbeiter:  Dr.  Hoff  mann  Karl. 

18.  Kommission  für  Herausgabe  der  Bibliothekskataloge 

des  Mittelalters. 

Graue  r  t  Vollmer  Leidinger 

Wissenschaftlicher  Hilfsarbeiter:  Dr.  Lehmann  Paul. 

19.  Kommission  für  das  Corpus  griechischer  Urkunden. 

Crusius  Grauert  Heisenberg 

Wissenschaftlicher  Hilfsarbeiter:  Dr.  Marc  Paul. 

20.  Kommission  für  Herausgabe  von  Wörterbüchern 
der  bayerischen  Mundarten. 

Kuhn  Paul 

Riezler  v.  Streitberg 

Amira  v.  Berneker 

Wissenschaftlicher  Hilfsarbeiter:  Dr.  M ausser  Otto. 

Vertreter  der  Bayer.  Akademie  für  das  Ägyptische  Wörterbuch. 

Bis  sing  Frhr.  v. 

Vertreter   der    math.- physikalischen  Klasse   der  Bayer.  Akademie 
für  das  ständige  Bureau  der  Internationalen  Assoziation. 

Lindemann. 


Kommissionsberichte  135 


Berichte  und  Protokolle 

akademischer  Kommissionen. 


Bericht  der  Kommission  für  den  Thesaurus  linguae  latinae 
über  die  Zeit  vom  1.  April  1912  bis  31.  März  1913. 

1.  Zum  1.  Oktober  1912  schied  wegen  Überhäufung  mit 
Geschäften  Herr  Di  eis,  bisher  Delegierter  der  Berliner  Akademie, 
als  solcher  aus  der  Kommission  aus;  an  seine  Stelle  trat  Herr 
Eduard  Norden.  Doch  ließ  sich  Herr  Di  eis  bereit  finden, 
als  kooptiertes  Mitglied  auch  weiterhin  der  Kommission  anzu- 
gehören. 

2.  Der  Ersatz  des  am  1.  April  1912  ausgeschiedenen 
Generalredaktors  Professor  Dr.  Lommatzsch  hat  größere 
Schwierigkeiten  gemacht  als  vorauszusehen  war.  Die  Kom- 
mission mußte  am  15.  Juni  1912  zum  zweiten  Male  in  diesem 
Jahre  zusammentreten.  Das  Ergebnis  langer  Verhandlungen 
war  die  Berufung  des  von  der  preußischen  Regierung  an  den 
Thesaurus  beurlaubten  Oberlehrers  Dr.  Georg  Dittmann 
(Göttingen),  der  am  1.  Oktober  1912  sein  Amt  antrat.  Bis 
zu  diesem  Zeitpunkte  hat  Herr  Lommatzsch  teils  von  Basel 
aus  teils  in  München  anwesend  die  Redaktion  weitergeführt, 
Herr  Vollmer  die  äußeren  Geschäfte  erledigt.  Zum  1.  April 
1913  schied  der  bisherige  zweite  Redaktor  Professor  Dr.  Mauren- 
brecher aus  seinem  Amte,  nachdem  er  schon  einige  Monate 
hindurch  für  die  Hälfte  der  Arbeitszeit  beurlaubt  worden  war. 
Außerdem  mußten  einige  Assistenten  persönlicher  Verhältnisse 
wegen  für  kürzere  oder  längere  Zeit  beurlaubt  werden.  Alle 
diese  Umstände  haben  naturgemäß  etwas  hemmend  auf  den 
Fortgang  der  Arbeiten  eingewirkt:  doch  ist  zur  Zeit  das  übliche 


136  Kommissionsberichte 

Tempo  derselben  fast  ganz  wieder  erreicht.  Die  Stelle  eines 
zweiten  Redaktors  bleibt  auf  Wunsch  des  Generalredaktors 
vorläufig  unbesetzt. 

Da  die  Organisation  des  Bureaus  so  wieder  zweckentsprechend 
durchgeführt  ist  und  auch  die  Finanzlage  einstweilen  keine 
besondere  Beratung  erfordert,  hat  die  Kommission  fürs  erste 
von  einer  Sitzung  im  Jahre  1913  Abstand  genommen. 

3.  Weil  die  Beiträge  der  deutschen  Regierungen  seiner 
Zeit  nur  bis  zum  Ablaufe  des  Jahres  1914  vorgesehen  worden 
sind,  die  Vollendung  des  Thesaurus  aber  voraussichtlich  erst 
um  das  Jahr  1930  erfolgen  wird,  hat  die  Kommission  in  ihrer 
Berliner  Sitzung  vom  Juli  1912  in  Anwesenheit  des  Ministerial- 
direktors Schmidt  die  für  die  Fortsetzung  der  Arbeit  nötigen 
Schritte  beraten  und  im  Verfolg  dieser  Beratung  Verhandlungen 
mit  den  beteiligten  Regierungen  bzw.  Akademien  begonnen, 
über  deren  Verlauf  der  nächste  Bericht  Auskunft  geben  wird. 

4.  Außer  den  regelmäßigen  Jahresbeiträgen  haben  auch 
dieses  Jahr  die  Akademien  von  Berlin  und  Wien  je  1000  M. 
dem  Thesaurus  zugewendet,  die  wissenschaftliche  Gesellschaft 
in  Straßburg  600  M.  Ferner  haben  wie  bisher  Hamburg, 
Württemberg  und  Baden  einen  Jahreszuschuß  von  1000  bzw. 
700  und  600  M.  geleistet;  ebenso  ist  der  Betrag  der  Giesecke- 
Stiftung  (5000  M.)  wie  früher  eingegangen.  Preußen^  Oster- 
reich, Bayern  und  Sachsen  haben  wieder  durch  Beurlaubung 
von  Gymnasiallehrern  die  Arbeit  gefördert,  Preußen  überdies 
zwei  Stipendien  zu  je  1200  M.  für  Assistenten  bewilligt. 

Die  Kommission  wiederholt  an  dieser  Stelle  ihren  auf- 
richtigen Dank  für  diese  Beihilfen. 

5.  Nach  den  Halbjahrberichten  der  Herren  Loramatzsch 
und  Dittmann  wurden  im  Jahre  vom  1.  April  1912  bis  1.  April 
1913  fertiggestellt  40  Bogen,  Band  V  bis  dimitto,  Band  VI  bis 
familia,  das  Onomasticon  bis  Cydippe;  die  Rückordnung  des 
schon  ausgeschöpften  Zettelmaterials  wurde  fortgesetzt,  dazu 
die  Zettelsammlungen  für  die  folgenden  Buchstaben  durch 
Ausschreiben  neuerer  Indices  verborum  vermehrt. 


Kommissionsberichte 


137 


6.  Im  Jahre  1912  betrugen 

die  Einnahmen         .       .       M.  61038.30 
die  Ausgaben    .       .  „    60893.13 

Überschuß       M.       145.17 
Unter  den  Ausgaben  befinden  sich  4600  M.,   die  als  Rücklage 
für  den  Sparfonds  verwendet  worden  sind. 

Die  als  Reserve  für  den  Abschluß  des  Unternehmens  vom 
Buchstaben  P  an  bestimmte  Wölfflin-Stiftung  betrug  am  1.  Ja- 
nuar 1913   56716.42  M. 

7.  Übersicht  über  den  Finanzplan  für  1913/14. 

Einnahmen: 
Beiträge    der  Akademien   und   gelehrten   Gesellschaften 
(einschließlich    der   Sonderbeiträge   von   Berlin   und 

Wien) M.  32000  — 

Beitrag  der  wissenschaftlichen  Gesellschaft  zu  Straßburg  „  600.— 

Giesecke-Stiftung  1914 „  5000.— 

Zinsen,  rund „  200. — 

Honorar  von  Teubner  für  70  Bogen  „  11260. — 

Stipendien  und  Beiträge  anderer  Staaten  ,  8300.— 


Ausgraben: 


Gehälter 

Laufende  Ausgaben    . 

Honorar  für  70  Bogen 

Verwaltung 

Exzerpte  und  Nachträge 

Konferenz  und  Druck 

Unvorhergesehenes     . 

In  den  Sparfonds 


M.  57  360. 

M.  38500. 
„  3500. 
,  5600. 
„  5400. 
„  1000. 
600. 
„  1000. 
„      1500. 


Voraussichtlicher  Überschuß 


57  100. 
260. 


Berlin,  Göttingen,  Leipzig,  München,  Wien, 
den  1.  April  1913. 


Brugmann.       Diels.       Hauler.       Leo. 
Lommatzsch.     Norden.     Vollmer. 


138  Kommissionsberichte 


Bericht  über   den  Fortgang   der  Arbeiten  bei  der  Kom- 
mission für  die  Herausgabe  der  mittelalterlichen  Biblio- 
theks- Kataloge  Deutschlands  und  der  Schweiz 
vom  Mai  1912  bis  Mai  1913 

erstattet  vom  Redaktor  Dr.  Paul  Lehmann. 

Um  über  die  Zukunft  des  Unternehmens  zu  beraten,  ver- 
einigten sich  am  7.  August  1912  die  Herren  K.  Burdach 
(Berlin),  E.  Schroeder  (Göttingen),  A.  Hauck  (Leipzig),  E. 
v.  Ottenthai  (Wien),  H.  Grauert,  G.  Leidinger,  F.  Voll- 
mer (München),  als  Vertreter  der  kartellierten  Gesellschaften, 
sowie  Th.  Gott  lieb  (Wien)  und  P.  Lehmann  (München)  als 
Redaktoren  der  österreichischen  und  der  deutschen  Kataloge 
zu  einer  Sitzung  im  Präsidialzimmer  der  K.  B.  Akademie  der 
Wissenschaften  zu  München.  Nach  ausführlicher  Bericht- 
erstattung und  Beratung  wurde  beschlossen,  daß  auch  in  der 
reichsdeutsch en  Abteilung  bald  mit  dem  Druck  zu  beginnen 
und  zwar  zuerst  die  Diözese  Konstanz  zu  bearbeiten  sei.  Die 
Münchener  Kommission  übernahm  die  finanztechnische  Durch- 
führung und  die  Verhandlung  mit  den  Verlegern.1) 

Diesen  Beschlüssen  entsprechend  hat  der  Redaktor  Dr.  Leh- 
mann sich  mit  den  Verlagen  von  A.  Holzhausen  (Wien),  G. 
Reimer  (Berlin),  W.  Weidmann  (Berlin),  0.  Harrassowitz 
(Leipzig),  B.  G.  Teubner  (Leipzig),  C.  Winter  (Heidelberg) 
und  C.  H.  Beck  (München)  in  Verbindung  gesetzt  und  Kosten- 
voranschläge erbeten.  Die  daraufhin  übersandten  Vertrags- 
entwürfe zeigten  durchweg  ein  weitgehendes  Entgegenkommen 
der  Verleger.  Die  Münchner  Kommission  hat  darüber  beraten, 
sich  jedoch    einstweilen    noch    nicht   zu   entscheiden  vermocht. 


x)  Für  alle  Einzelheiten  der  Beratung  sei  auf  das  im  vorigen  Bande 
gedruckt  vorliegende  Protokoll  der  Sitzung  verwiesen. 


Kommissionsberichte  139 

Nach  endgiltiger  Beantwortung  der  Verlagsfrage  wird  es 
uns  aller  Voraussicht  nach  möglich  sein,  schon  zu  Beginn  des 
Jahres  1914  mit  dem  Druck  des  I.  Bandes  zu  beginnen.1) 

Die  Redaktion  hat  ihre  Zeit  und  Kraft  seit  der  gemein- 
samen  Sitzung  im  Besonderen  auf  den  Abschluß  der  Vor- 
arbeiten für  die  Konstanzer  Bibliothekskataloge  verwendet. 
Für  die  meisten  der  zuerst  in  Frage  kommenden  alten  Biblio- 
theken sind  die  geschichtlichen  Einleitungen  vorbereitet.  Außer- 
dem konnte  das  Konstanzer  Katalogmaterial  selbst  noch  er- 
gänzt werden.  Hinzu  kamen  zu  den  Stücken,  von  denen  in 
der  Augustsitzung  1912  eine  Liste  vorgelegt  war,  Kataloge  der 
hagiographischen  Bücherbestände  von  St.  Gallen  saec.  IX  ex. 
und  Blaubeuren  saec.  XV  ex.,  die  beide  bisher  ungedruckt 
und  schon  durch  ihre  kalendarische  Form  von  eigenartigem 
Werte  sind;  ferner  eine  —  längere  Zeit  verschollene  —  Fassung 
des  Verzeichnisses  der  Bücher,  die  Abt  Berthold  von  Wein- 
garten (1200  — 1231)  schreiben  ließ,  und  Bibliothekskataloge 
saec.  XV  des  Klosters  Wengen  bei  Ulm.  Für  die  letztge- 
nannten werden  wir  uns  vermutlich  auf  die  Wiederholung 
eines  Abdruckes  aus  dem  18.  Jahrhundert  beschränken  müssen, 
wenn  die  bisher  vergeblich  gesuchte  handschriftliche  Grund- 
lage nicht  schließlich  noch  auftaucht. 

Bestand  unsere  Tätigkeit  also  vorzugsweise  in  Arbeiten 
für  den  1.  Band,  der  die  Kataloge  des  alten  Konstanzer  Spren- 
geis bieten  soll,  so  konnte  doch  auch  das  übrige  Material  ver- 
schiedentlich vermehrt  werden. 

Einmal  auf  Forschungsreisen: 

Dr.  F.  Schillmann  (Berlin)  erledigte  im  August  1912 
Hamburg  und  die  preuß.  Provinz  Schleswig- Holstein. 
Hamburg  brachte  uns  eine  stattliche  Zahl  neuer  Kataloge,  von 
denen  ein  Teil  in  Gottliebs  Buche  ,Über  mittelalterliche  Biblio- 
theken' nicht  verzeichnet  ist.  Auch  in  Kiel  wurde  einiges  er- 
mittelt. 


l)  (Inzwischen  ist  der  Vertrag  mit  der  Firma  C.  H.  Beck  (München) 
abgeschlossen  worden.) 


140 


Kommissionsberichte 


Dr.  P.  Lehmann  besuchte  im  September  bis  Oktober  1912 
Memmingen,  Ottobeuren,  Buxheim,  Rot  a.  R.,  Kempten, 
Füssen,  Innsbruck  und  Melk  und  machte  dabei  Funde  in 
Memmingen,  Kempten  und  Innsbruck.  Im  Stiftsarchiv  Melk 
wurden  die  bibliothek- geschichtlich  wertvollen  Kollektionen 
der  Brüder  Pez  durchgearbeitet. 

Dr.  S.  Tafel  (München)  setzte  im  Winter  1912/13  seine 
Arbeiten  in  Blaubeuren  und  Stuttgart  fort. 

Außerdem  lieferten  gelegentlich  die  Herren  Professor 
Dr.  Löffler  (Stuttgart),  Dr.  F.  Schillmann  (Berlin),  Stifts- 
archivar J.  Müller  (St.  Grallen)  Abschriften  von  Katalogen. 
Herr  Dr.  Th.  Gott  lieb  (Wien)  stellte  eine  Reihe  von  Notizen 
über  ungedruckte  Bibliothekskataloge  zur  Verfügung,  andere 
freundlichst  in  Aussicht. 


Abrechnung  für  1912. 


Einnahmen. 


Ausgaben. 


Überschuß  vom  Jahre 
Beitrag  Berlin     . 

,        Göttingen 
Leipzig  . 

„        München 


Ji 

4- 

irel911 

1357 

10 

500 

— 

500 

— 

500 

— 

2000 

Summe 

4857 

10 

Gehalt  des  Redaktors     . 

Honorare  der  Mitarbeiter 

Reisen 

Kleine  Ausgaben  (Bureau- 
bedarf, Photographien 
u.  a.) 

Portoausgaben  .... 


M 
1800 

189 
1405 


135 
27 


Summe     3557 


43 


80 


Abgleichung. 

Einnahmen 4857.10^ 

Ausgaben 3557.80   „ 

Rest  und  Übergang  aufs  Jahr  1913    .     .  1299.30  J& 


141 


Bericht  des  Sekretärs  Geh.  Rates  v.  Riezler  über  die 
54.  Plenarversammlung  der  Historischen  Kommission. 

Die  54.  Plenarversammlung  der  Historischen  Kommission 
tagte  vom  14.  bis  16.  Mai  unter  dem  Vorsitz  ihres  Vorstands, 
Geheimen  Regierungsrates   Professor   Moriz  Ritter   aus  Bonn. 

Außer  ihm  und  dem  unterzeichneten  Sekretär  hatten  sich 
von  den  ordentlichen  Mitgliedern  eingefunden:  die  Herren 
Geheimer  Rat  Professor  a.D.  Alfred  Dove  aus  Freiburg  i.  B., 
Professor  Friedrich  aus  München,  Geheimer  Hofrat  Professor 
Grauert  aus  München,  Geheimrat  Professor  Hauck  aus  Leipzig, 
Geheimer  Rat,  Professor,  Präsident  der  K.  Akademie  der  Wissen- 
schaften, Exzellenz  von  Heigel  aus  München,  Geheimer  Re- 
gierungsrat, Professor  und  z.  Z.  Prorektor  der  Universität  Max 
Lenz  aus  Berlin,  Professor  Meyer  von  Knonau  aus  Zürich, 
Professor  Quidde  aus  München,  Hofrat,  Professor  und  z.  Z. 
Prorektor  der  Universität  Redlich  aus  Wien. 

Von  außerordentlichen  Mitgliedern  waren  zugegen:  die 
Herren  Professor  Beckmann  aus  Erlangen,  Professor  Branden- 
burg aus  Leipzig,  Professor  Walter  Goetz  aus  Tübingen, 
Professor  Hermann  Herre  aus  München  und  Professor  Karl 
Mayr  aus  München. 

An  der  Teilnahme  an  den  Sitzungen  waren  verhindert: 
Geheimer  Regierungsrat  Professor  Friedrich  von  Bezold  aus 
Bonn,  Wirklicher  Geheimer  Oberregierungsrat,  Generaldirektor 
der  K.  Preußischen  Staatsarchive  und  Generaldirektor  der  Zentral- 
kommission für  Herausgabe  der  Mon.  Germ.  hist.  Kos  er  aus 
Charlottenburg,  Geheimrat  von  Rockinger  aus  München  und 

Jahrbuch  1913.  10 


142  Kommissionsberichte 

Ilofrat  Winter,  Sektionschef  und  Direktor  des  K.  u.  K.  Haus-, 
Hof-  und  Staatsarchivs  a.  D.  in  Wien. 

Der  Unterzeichnete  widmete  dem  am  5.  April  1913  ver- 
storbenen Mitarbeiter  der  Kommission,  Professor  Henry  Simons- 
feld in  München,  Worte  ehrenden  Andenkens. 

Seit  der  letzten  Plenarversammlung  sind  folgende  Publi- 
kationen erschienen: 

Allgemeine  Deutsche  Biographie,  Registerband,  bearbeitet 
von  Dr.  Fritz  Gerlich  in  München,  mit  Nachwort  von  Allfred 
Dove,  56.  und  Schlußband  des  Werkes. 

Geschichte  der  Wissenschaften:  Gerland,  Geschichte  der 
Physik,  erster  Teil. 

Briefe  und  Akten  zur  Geschichte  des  16.  Jahrhunderts, 
VI.  Band.  Beiträge  zur  Geschichte  Herzog  Albrechts  V.  und 
der  sogenannten  Adelsverschwörung  von  1563,  bearbeitet  von 
Walter  Goetz  und  Leonhard  Theobai d. 

Ein  anastatischer  Neudruck  von  Schmellers  Bayerischem 
Wörterbuch. 

Im  Drucke  befinden  sich: 

Quellen  und  Erörterungen,  N.  F.,  Abt.  Chroniken,  III.  Band: 
Die  Werke  Veit  Arnpecks,  herausgegeben  von  Oberbibliothekar 
Leidinger. 

Deutsche  Reichstagsakten,  13.  Band,  2.  Hälfte,  bearbeitet 
von  Professor  Gustav  Beckmann. 

Deutsche  Reichstagsakten,  15.  Band,  2.  Hälfte,  bearbeitet 
von  Professor  Hermann  Herre  (bis  auf  das  Orts-  und  Personen- 
register und  Vorwort  gedruckt). 

Der  dritte  Band  der  mit  Unterstützung  der  Kommission 
von  Oberbibliothekar  a.  D.  Aug.  Hartmann  herausgegebenen 
Historischen  Volkslieder  und  Zeitgedichte. 

Die  Arbeiten  für  die  Unternehmungen  der  Kommission 
befinden  sich  in  fast  sämtlichen  Abteilungen  in  gedeihlichem 
Fortgang.  Über  die  Fortsetzung  der  durch  den  Tod  Professor 
Gerlands  verwaisten  Geschichte  der  Physik  schweben  Unter- 
handlungen. Für  die  unter  Leitung  von  Bezolds  stehenden 
Humanistenbriefe   haben   Kustos   Dr.  Reicke   in  Nürnberg 


Kommissionsberichte  143 

und  Stadtschulinspektor  Dr.  Reimann  in  Berlin  die  Arbeiten 
zur  Herausgabe  der  Korrespondenz  Pirkheimers  fortgesetzt. 
160  Briefe  liegen  bereits  druckfertig  vor.  Mit  der  Herausgabe 
der  Celtisbriefe  wird  Professor  Dr.  Joachimsen  in  München 
betraut. 

In  der  Abteilung  Chroniken  der  Neuen  Folge  der  Quellen 
und  Erörterungen  zur  bayerischen  und  deutschen  Ge- 
schichte wird  der  bis  zum  34.  Bogen  fortgeschrittene  Druck 
der  von  Oberbibliothekar  Lei  dinge  r  herausgegebenen  Chroniken 
Veit  Arnpecks  wohl  im  folgenden  Jahre  beendigt  werden  können. 
Leidinger  hat  auch  die  Untersuchung  der  handschriftlichen 
Überlieferung  der  Quellen  zum  Landshuter  Erbfolgekriege  in 
Angriff  genommen.  In  der  Abteilung  Urkunden  war  Pro- 
fessor Bitterauf  durch  amtliche  Verpflichtungen  verhindert, 
die  Arbeiten  an  den  Traditionen  des  Hochstiftes  Passau  weiter 
zu  führen.  Um  die  Sammlung  der  bayerischen  Bistumstradi- 
tionen zu  vervollständigen,  wurde  Dr.  Joseph  Widemann  in 
München  mit  Herausgabe  der  Traditionen  des  Hochstiftes  Regens- 
burg und  des  Klosters  St.  Emmeram  betraut.  Die  Bedenken, 
welche  vor  zwei  Jahren  die  Aufnahme  dieser  Traditionen  in 
die  Sammlung  zu  widerraten  schienen,  wurden  als  nicht  durch- 
schlagend erachtet. 

Von  den  unter  Leitung  von  Belows  stehenden  Chroniken 
der  deutschen  Städte  hat  Dr.  Bruns  die  Register  zu  den 
Lübecker  Chroniken  vollendet,  während  Privatdozent  Dr.  Zie- 
semer  in  Königsberg  das  Glossar  bearbeitet.  Im  Herbst  wird 
mit  dem  Drucke  des  zweiten  Teiles  des  fünften  Bandes  be- 
gonnen werden  können.  Die  Edition  der  Bremer  Chroniken 
hat  Privatdozent  Dr.  Lüttich  in  Freiburg  i.  B.  erfolgreich 
gefördert.  Auch  die  Arbeiten  Dr.  Bäsekes  für  den  noch  aus- 
stehenden Band  der  Braunschweiger  Chroniken  nehmen  guten 
Fortgang,  während  Dr.  Rein  ecke  durch  amtliche  Verpflich- 
tungen abgehalten  wurde  die  Lüneburger  Chroniken  zu  fördern. 
Stadtarchivar  Dr.  Maurer  ist  mit  den  Konstanzer,  Oberleutnant 
Dr.  H.  G.  Wirz  in  Bern  mit  den  Züricher  Chroniken  beschäf- 
tigt.    Professor  Friedrich  Roth    in   München    hat   als  wesent- 

10* 


144  Kommissionsberichte 

liehe  Vorlage  der  Augsburger  Chronik  des  Clemens  Jäger  das 
„Memoribuch"  des  Ratsdieners  Paul  Hektor  Mair,  das  in  die 
Edition  einzureihen  sein  wird,  ermittelt. 

An  den  Jahrbüchern  des  Deutschen  Reichs  arbeiten 
Professor  Uhlirz  in  Graz  (Otto  III.)  und  Professor  Hampe 
in  Heidelberg  (Friedrich  IL).  Mit  der  Fortsetzung  der  durch 
Professor  Simons felds  Tod  verwaisten  Jahrbücher  Friedrichs L, 
für  deren  zweiten  Band  der  Verstorbene  mancherlei  Vorarbeiten 
hinterließ,  wird  ein  neuer  Bearbeiter  betraut  werden. 

Für  die  Darstellungen  der  deutschen  Reichs- 
geschichte im  ausgehenden  Mittelalter,  die  sich  nach 
eineai  Beschlüsse  des  Vorjahres  den  Jahrbüchern  anschließen 
sollen,  hat  Professor  Paul  Schweizer  in  Zürich  Albrecht  I. 
und  Adolf,  Privatdozent  Dr.  V  igen  er  in  Freiburg  i.  B.  Karl  IV. 
übernommen.  Der  Abschluß  der  Verhandlungen  mit  dem  in 
Aussicht  genommenen  Bearbeiter  der  Reichsgeschichte  unter 
Heinrich  VII.  hängt  von  dem  Eintreten  gewisser  Voraus- 
setzungen ab. 

In  der  älteren  Reihe  der  Reichstagsakten  ist  der 
Druck  der  zweiten  Hälfte  des  13.  Bandes  (1438),  bearbeitet 
von  Professor  Beckmann  in  Erlangen,  bis  zum  98.  Bogen 
vorgeschritten  und  dürfte  im  Herbst  d.  J.  vollendet  werden. 
Für  Band  14  (1439)  hat  Professor  Beckmann  den  Stoff  in  der 
Hauptsache  gesammelt.  Die  zweite  Hälfte  des  15.  Bandes,  be- 
arbeitet von  Professor  Herre  in  München,  ist  bis  auf  Orts- 
und Personenregister  und  Vorwort  fertig  gedruckt.  Die  Re- 
daktion des  16.  Bandes  wird  Herre  im  Herbst  wieder  aufnehmen. 
Für  die  Supplemente  war  nach  Bericht  des  Leiters,  Professor 
Quidde  in  München,  Dr.  Bauckner  in  München  tätig,  der 
sich  auch  mit  den  Korrekturen  der  laufenden  Bände  und  mit 
Durcharbeitung  der  Bände  1  und  2  nach  dem  Weizsäckerschen 
Handexemplare  beschäftigte. 

Die  Diskussion  über  die  angemessenste  Durchführung  von 
Kürzungen  in  dieser  Edition  wurde  auf  die  nächste  Plenar- 
versammlung  verschoben. 


Kommissionsberichte  145 

Für  die  jüngere  Reihe  der  Reichstagsakten  waren 
unter  der  Leitung  Professor  Brandenburgs  in  Leipzig  Dr.  Julius 
Volk  und  Dr.  Johannes  Kühn  besonders  auf  ausgedehnten 
Archivreisen  tätig.  Die  Sammlungen  für  den  ersten  Speierer 
Reichstag  dürften  im  Jahre  1914  ihren  Abschluß  finden.  Es 
besteht  die  Neigung,  später  in  einem  Ergänzungsbande  die 
Akten  des  Reichsregiments  (1521—1530)  herauszugeben. 

Die  Briefe  und  Akten  des  16.  Jahrhunderts  wurden 
durch  einen  von  Professor  Goetz  in  Tübingen  und  Professor 
Theobald  in  Nürnberg  bearbeiteten  sechsten  Band:  Beiträge 
zur  Geschichte  Herzog  Albrechts  V.  von  Bayern  und  der  so- 
genannten Adelsverschwörung  von   1563  vervollständigt. 

Für  den  2.  Band  der  von  Professor  Goetz  geleiteten  Ab- 
teilung: Briefe  und  Akten  zur  Geschichte  des  30jährigen 
Kriegs  in  den  Zeiten  des  vorwaltenden  Einflusses  der  Witteis- 
bacher N.  F.  2.  Abteilung  (1625  und  folgende  Jahre)  hat  Dr.  Fritz 
Endres  in  München  Nachträge  aus  dem  Münchener  Reichs- 
und Staatsarchive  aufgearbeitet  und  mit  Sichtung  und  Zusammen- 
stellung des  Materials  begonnen.  Professor  Goetz  wird  von 
diesem  Bande  lx\%  Jahre,  Dr.  Endres  das  weitere  bearbeiten. 
Dr.  Karl  Alexander  von  Müller  hat  seine  Arbeiten  für  die 
Jahre  1630  ff.  hauptsächlich  durch  die  Durchforschung  der  mili- 
tärischen Korrespondenzen  weiter  gefördert.  Professor  Karl 
Mayr  wird  im  September  mit  dem  Drucke  des  ersten  Bandes 
der  Neuen  Folge,    1.  Abteilung  (1618 — 19)   beginnen   können. 

Über  die  publizistischen  Schriften  zur  Reichs- 
geschichte (mit  Ausschluß  der  rein  kirchlichen)  in  der  ersten 
Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  berichtete  der  Leiter  dieses  Unter- 
nehmens, Professor  Beckmann.  Der  Traktat  de  regia  ac  papali 
potestate  von  Ludovico  de  Strassoldo  (1413)  wird  von  Dr.  Hösl 
in  München,  der  Traktat  de  potestate  paparum  et  imperatorum 
von  Piero  del  Monte  (1433)  von  Dr.  Zellfelder  in  Erlangen, 
der  Traktat  Monarchia  von  Antonio  de  Roselli  von  Beckmann 
selbst  bearbeitet.  Von  den  Reformtraktaten  ist  das  Avisa- 
mentum  pro  reformatione  imperii  von  Dr.  Zellfelder  fertig- 
gestellt,  der  Traktat   des  Heinrich  Toke   über  die  Reform  der 


146  Kommissionsberichte 

Kirche  und  des  Reiches  (1430)  wird  von  Beckmann  kom- 
mentiert, der  Vorschlag  des  Bischofs  Schele  (1434)  ist  von 
Professor  Haller  in  Gießen  druckfertig  gemacht,  der  weitere 
Traktat  von  1442  über  Reichs-  und  Kirchenreform  gleichfalls 
bereits  erledigt.  Wegen  Übernahme  der  Reformation  K.  Sig- 
munds schweben  Verhandlungen. 

Die  Beschlußfassung  über  das  im  vorigen  Jahre  ins  Auge 
gefaßte,  unter  Leitung  Professor  Beckmanns  auszuführende 
Porträtwerk  zur  deutschen  Geschichte  im  Mittelalter 
wurde  ausgesetzt. 

Auf  Antrag  von  Belows  erklärte  sich  die  Kommission 
grundsätzlich,  mit  zwei  neuen,  wirtschaftsgeschichtlichen  Pu- 
blikationen einverstanden:  1.  einer  Edition  der  süddeutschen 
Handlungsbücher  aus  dem  ausgehenden  Mittelalter  und  dem 
16.  Jahrhundert;  2.  einer  Edition  der  mittelalterlichen  deutschen 
Zolltarife.  Dr.  Strieder  in  Leipzig  wird  unter  Leitung 
von  Belows  ein  Verzeichnis  der  süddeutschen  Handlungsbücher 
abfassen  und  der  nächsten  Plenarversammlung  vorlegen.  Eine 
Subkommission,  bestehend  aus  von  Below,  Meyer  von  Knonau 
und  Redlich,  wird  die  zur  Aufstellung  eines  Verzeichnisses  der 
deutschen  Zolltarife  geeigneten  Persönlichkeiten  bestimmen. 

Der  Sekretär  der  Historischen  Kommission 

S.  Riezler. 


Komniissionsberichte  147 


Corpus  der  griechischen  Urkunden  des  Mittelalters 
und  der  Neueren  Zeit. 

Bericht  und  Vorschläge,  bestimmt  für  die  Versammlung  der 

Internationalen  Association  der  Akademien, 

St.  Petersburg,  IL— 17.  Mai  1913. 

Über  das  Corpus  der  griechischen  Urkunden  des  Mittel- 
alters und  der  neueren  Zeit  ist  zuletzt  auf  der  Versammlung 
der  Internationalen  Association  der  Akademien  in  Rom, 
9. — 15.  Mai  1910,  berichtet  worden.  In  der  damals  be- 
schlossenen Weise  wurden  inzwischen  die  Arbeiten  an  der 
Münchener  Akademie  fortgesetzt  und  zwar  war  die  Arbeit, 
wie  es  die  Association  gebilligt  hat,  zunächst  auf  die  Kaiser- 
urkunden gerichtet.  Es  wurden  folgende  Vorarbeiten  für  die 
Ausgabe  der  Kaiserurkunden  ausgeführt: 

Das  Repertorium  der  Aussteller  in  Form  eines  chrono- 
logischen Verzeichnisses  aller  erhaltenen  Kaiserurkunden  wurde 
fertiggestellt;  es  verzeichnet  bei  jedem  Stück  die  maßgebende 
Ausgabe  und  gewährt  eine  Übersicht  über  das  für  das  Corpus 
vorliegende  Material.  —  Das  Repertorium  der  Empfänger, 
alphabetisch  geordnet,  wurde  hergestellt;  es  ist  angelegt  als 
ein  Index  zu  dem  Aussteller-Repertorium.  —  Das  Repertorium 
der  heutigen  Aufbewahrungsorte  wurde  angelegt  und  fertig- 
gestellt auf  Grund  der  gedruckten  und  in  München  erreich- 
baren Werke  und  der  bisherigen  Archivreisen  und  Mitteilungen. 
Es  verzeichnet  für  jede  Kaisei  Urkunde  den  Aufbewahrungsort 
und  (soweit  bekannt)  den  Erhaltungszustand,  dann  die  in  der 
Literatur  gemachten  Mitteilungen  und  die  an  irgend  einer 
Stelle  etwa  vorhandenen  Photographien  und  die  erschienenen 
Ausgaben.  Vor  allem  die  Repertorien  der  in  den  Athosklöstern 
liegenden  Urkunden  und  die  Identifizierung  der  einzelnen  Stücke 


1 48  Kommissionsberichte 

verursachten  bei  der  Zerstreutheit  der  Angaben  eine  erhebliche 
Arbeit.  Das  in  einer  Reihe  von  Kasten  nach  örtlichen  Gruppen 
geordnete  Repertorium  gestattet  nun  einen  raschen  und  be- 
quemen Überblick  und  kann  als  Grundlage  für  weitere  For- 
schungen in  den  Archiven  selbst  und  den  Bibliotheken  dienen. 

Ferner  wurden  Regesten  von  Kaiserurkunden  nach  dem 
von  der  Association  gebilligten  Schema  angefertigt.  Diese 
Arbeit  wird  fortgesetzt  mit  dem  Endziel  eines  selbständigen 
ausführlichen  Regestenwerkes,  das  eine  historisch -kritische 
Durcharbeitung  des  gesamten  Urkundenmaterials  bieten  soll. 
Es  besteht  die  Hoffnung,  der  nächsten  Versammlung  einen 
Faszikel  vorlegen  zu  können. 

Entsprechend  den  Beschlüssen  der  letzten  Versammlung 
wurde  die  Erforschung  der  Überlieferungsgeschichte  der  in 
juristischen  Handschriften  vorliegenden  Kaiser -Konstitutionen 
und  Novellen  in  Angriff  genommen.  Diese  Erlasse  bilden 
für  die  ältere  byzantinische  Zeit  bis  zum  10.  Jahrhundert  das 
hauptsächlich  erhaltene  urkundliche  Material,  kommen  also 
gerade  für  den  ersten  Band  des  Corpus  in  Betracht.  Da  sie 
nur  in  Ausgaben  vorliegen,  die  besonders  in  überlieferungs- 
geschichtlicher Hinsicht  ungenügend  sind,  ist  ihre  textkritische 
Behandlung  nicht  nur  für  das  Corpus  unerläßlich,  sondern 
dürfte  auch  für  die  rechtshistorische  Forschung  von  Wert  sein. 

Im  übrigen  war  die  Arbeit  wie  früher  darauf  gerichtet, 
für  die  Ausgabe  das  Material  in  Photographien  allmählich  voll- 
ständig zu  sammeln.  Zu  diesem  Zwecke  unternahm  Herr 
Dr.  Paul  Marc  im  April  1911  eine  Reise  nach  Venedig  und 
brachte  vor  allem  aus  dem  Frari-Archiv  Aufnahmen  von  sämt- 
lichen dort  vorhandenen  byzantinischen  Originalurkunden  mit. 
Im  September-Oktober  desselben  Jahres  arbeitete  Herr  Dr.  Marc, 
begleitet  von  Herrn  Dr.  W.  Hengstenberg,  in  der  Bibliothek 
des  Klosters  Patmos.  Es  verdient  die  höchste  Anerkennung, 
daß  die  hochverehrten  Mönche  des  Klosters  vom  Hl.  Johannes 
mit  der  größten  Liberalität  alle  Schätze  ihres  wundervollen 
Archivs  und  ihrer  herrlichen  Bibliothek  zur  Verfügung  stellten. 
Infolge   eines   bedauerlichen  Mißgeschickes   konnten   nicht   alle 


Kommissionsberichte  149 

Früchte  der  sechswöchentlichen  Arbeit  geerntet  werden,  immer- 
hin aber  ist  unsere  Photographiensammlung  doch  um  mehr 
als  200  Stück  bereichert  worden;  unter  ihnen  befinden  sich  die 
ältesten  bis  jetzt  bekannten  Originale  von  Kaiserurkunden,  die 
auch  nach  ihren  äußeren  Merkmalen  von  besonderem  Interesse  sind. 

Außerdem  wurden  von  den  schwer  zu  erreichenden  Athos- 
urkunden  mehrere  Sammlungen  für  unsere  Arbeiten  zugänglich 
gemacht.  In  erster  Linie  hat  die  Kais.  Russische  Akademie 
der  Wissenschaften  durch  das  liebenswürdige  Entgegen- 
kommen von  Herrn  W.  Regel  die  für  ihre  besondere  Ausgabe  der 
Athosurkunden  bereits  verwerteten  Photographien  der  Urkunden 
von  Esphigmenou  und  Zographou  zur  Verfügung  gestellt.  Die 
von  Herrn  Jantsch  in  Leipzig  zu  geschäftlichen  Zwecken  im 
Jahre  1911  geführte  Expedition  nach  dem  Athos  brachte  uns 
gegen  150  Aufnahmen,  vor  allem  aus  dem  Kloster  Chiliandar. 
Herr  Privatdozent  Dr.  Jakovenko  in  Jurjew  gestattete  freund- 
licher Weise  die  Kopierung  einer  Reihe  von  ihm  aus  dem 
Kloster  Roussikon  mitgebrachter  Photographien.  Aufnahmen 
von  Urkunden  des  Klosters  Karakallou  wurden  durch  das  Ent- 
gegenkommen von  Herrn  Millet  aus  der  Collection  des  Hautes 
Etudes  in  Paris,  Kopien  der  Urkunden  von  Xeropotamou  aus 
der  Bibliotheque  Nationale  in  Paris  erworben. 

In  der  wissenschaftlichen  Diskussion  des  Urkundenunter- 
nehmens wurde  schon  früher  der  Gedanke  erwogen,  durch  eine 
Publikation  von  Faksimiles  die  Erforschung  des  byzan- 
tinischen Urkunden wesens  zu  fördern  und  die  Untersuchung 
in  rascheren  Gang  zu  bringen.  Die  uns  jetzt  zur  Verfügung 
stehenden  Photographien  ermöglichen  die  Ausführung  des 
Unternehmens.  Die  Kommission  denkt  an  die  Herausgabe  eines 
1.  Heftes  von  Kaiserurkunden  und  hat  den  unten  abgedruckten 
Plan  entworfen;  ein  Probeblatt  dieser  Sammlung  wird  der 
Association  vorgelegt.  Nach  dem  Voranschlag  würden  sich 
die  Kosten  der  Ausgabe  bei  einer  Auflage  von  250  Exemplaren 
4000  M.  stellen.  Es  steht  zu  hoffen,  daß  diese  Summe  ent- 
weder durch  entsprechende  Subvention  oder  durch  ausreichende 
Subskription  aufgebracht  werden   kann. 


150  Kommissionsberichte 

Über  den  finanziellen  Stand  des  Unternehmens  ist  zu- 
letzt in  dem  der  Versammlung  in  Rom  vorgelegten  Bericht 
Mitteilung  gemacht  worden.  Durch  die  fortdauernden  Zu- 
wendungen der  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien 
und  der  Kgl.  Bayerischen  Akademie  der  Wissenschaften  in 
München  hat  der  damals  vorhandene  Fonds  von  10906.50  M. 
inzwischen  trotz  erheblicher  Aufwendungen  die  Höhe  von 
13906.03  M.  erreicht.  Es  bleibt  zu  wünschen,  daß  in  An- 
betracht der  in  naher  Aussicht  stehenden  Faksimileausgabe 
auch    von   anderen  Akademien  Zuwendungen  gemacht  werden. 

Übersichtsplan  über  Heft  I  der  geplanten  Faksimileausg-abe. 

Tafel  1  —  3  bringen  zwei  Urkunden  aus  Patmos  als  die  ältesten 
bisher  überhaupt  bekannt  gewordenen  byzantinischen  Kaiser- 
originale, ein  Chrysobull  des  Kaisers  Nikephoros  Botaneiates 
vom  Oktober  1079  und  ein  Chrysobull  des  Alexios  Kom- 
nenos  vom  März  1085  (herausgegeben  von  Miklosich-Müller, 
Acta  et  diplomata  VI  21—23.  23—25).  Die  beiden  ge- 
waltigen Stücke  (39  X  192  und  40  X  126,5  cm)  werden 
in  einer  bei  der  Größe  der  Buchstaben  gut  leserlichen 
Verkleinerung  vollständig  reproduziert,  dazu  von  der 
Botaneiates-Urkunde  die  untere  Partie  mit  der  Namens- 
unterschrift des  Kaisers  in  Originalgröße  (der  Association 
als  Probeblatt  vorgelegt). 

Der  hier  entdeckte  Typus  ist  ein  Novum  und  ist  un- 
schätzbar für  die  Entwicklungsgeschichte  der  byzantini- 
schen Kaiserurkunde.  Der  Beschreibstoff  ist  sogenanntes 
Bombycinpapier  von  einer  weichen,  schmiegsamen  und,  wie 
die  Erhaltung  zeigt,  vorzüglich  dauerhaften  Qualität  und 
einem  hellchamoisfarbenen,  warmleuchtenden  Ton:  es  tritt 
hier  ein  hochoffizieller  Gebrauch  des  Bombycin  zutage, 
das  in  der  Kaiserkanzlei  den  Papyrus  abgelöst  zu  haben 
scheint,  während  das  Pergament  erst  spät  aus  den  Schreiber- 
stuben in  die  Kanzlei  gedrungen  ist;  ebenfalls  erst  später 
wurde  ein  allerdings  geringwertigeres  Bombycin  auch  von 


Kommissionsberichte  151 

den  Buchschreibern  verwendet.  Eine  nicht  minder  große 
Überraschung  bedeutet  die  monumentale  Schrift  dieser 
alten  Urkunden,  die  eine  stilisierte,  aber  reine  Kursive 
darstellt  und  vor  allem  durch  die  langen  Hasten  einen  aus- 
geprägten Kanzleistil  zeigt,  wie  er  in  den  bisher  allein  be- 
kannten jüngeren  byzantinischen  Urkunden  vermißt  wurde. 
Die  Schrift  ist  unverkennbar  die  Weiterbildung  der  Riesen- 
schrift des  zwei  bis  drei  Jahrhunderte  älteren,  bisher  ganz 
isoliert  dastehenden  byzantinischen  Kaiserbriefs  auf  Papyrus 
aus  St.  Denis  (vgl.  die  letzte  Publikation  durch  K.  Brandi, 
Archiv  für  Urkundenforschung  I  5  —  86).  So  ist  mit  den 
patmischen  Urkunden  die  empfindlichste  Lücke  in  der 
Entwicklungsreihe  der  byzantinischen  Kaiserurkunde  not- 
dürftig überbrückt. 

Für  die  nächsten  Komnenenkaiser  fehlt  es  leider  vor- 
läufig an  Belegen,  nachdem  die  ornamentierten  Pracht- 
urkunden des  Joannes  und  Manuel  im  Vatikan  kaum 
charakteristisch  für  den  Kanzleigebrauch  sein  dürften.  Da- 
gegen liegt  für  die  letzte  Zeit  vor  der  Lateinerherrschaft 
wieder  genügendes  Material  vor: 

Tafel  4  bringt  wiederum  aus  Patmos  zwei  Chrysobullen  des 
Kaisers  Isaak  II  Angelos  vom  August  1186  und  Alexios  III 
Angelos  vom  November  1197  (herausg.  von  Miklosich- 
MüllerVI  121  —  122.  137-139),  beide  etwa  in  halber 
Originalgröße.  Das  Bombycin  ist  dünner,  glatter  und 
spröder  als  bei  den  älteren  Urkunden,  die  Schrift  der 
Isaak-Urkunde  zeigt  neben  den  langen  Hasten  bereits  die 
Neigung-  zu  der  runden  Schnörkelschrift,  die  in  der  Alexios- 
Urkunde  voll  entwickelt  ist  und  die  Hasten  verdrängt  hat; 
die  letztere  ist  interessant  durch  die  Ausstreichung  eines 
Passus  mit  der  roten  Tinte  der  Unterschrift  und  durch 
die  Dorsalvermerke  über  die  Eintragung  der  Urkunde  in 
die  verschiedenen  Sekreta. 

Tafel  5  und  6  bringen  aus  Genua  zwei  Schreiben  des  Isaak  II 
Angelos  vom  Dezember  1188  und  September  1191  (ed. 
Miklosich-Müller  III  1-2.  2-3)  in  Originalgröße  (34  x  26 


152  Kommissionsberichte 

und  26  x  25  cm).  Sie  haben  als  Briefe  die  Form  der  Man- 
date :  Querformat,  kaiserliche  Unterfertigung  nur  mit  Monat 
und  Indiktion  (Menologema),  Mangel  eines  Goldsiegels; 
auch  die  Schrift  zeigt  einen  weniger  feierlichen,  mehr 
flüchtigen  Duktus.  Eine  Besonderheit  der  in  das  Abend- 
land geschickten  Briefe  ist  die  beigegebene  lateinische 
Übersetzung.  —  Die  Aufnahmen  zur  Reproduktion  sind 
aus  Genua  erst  zu  beschaffen. 

Tafel  7  bringt  aus  Patmos  ein  Chrysobull  des  Michael  Palaio- 
logos  vom  Mai  1259  (ed.  Miklosich-Müller  VI  199—201) 
etwa  in  der  Hälfte  der  Originalgröße  (31  x  123  cm).  Da 
die  Urkunde  noch  aus  der  Zeit  vor  der  Restauration 
stammt,  scheint  es,  daß  die  nikänischen  Kaiser,  von  denen 
bisher  keine  Originale  bekannt  geworden  sind,  den  neuen 
Chrysobulltypus  geschaffen  haben,  der  das  an  Kaiser- 
urkunden für  uns  weitaus  ergiebigste  14.  Jahrhundert  be- 
herrscht. In  diesem  Typus  ist  an  die  Stelle  des  Bom- 
bycins  das  Pergament  getreten;  die  Schrift  hat  den  kur- 
siven Kanzleiduktus  ganz  eingebüßt  und  die  Abwechslung 
von  Schnörkelschrift  und  reiner  Buchschrift  verrät  einen 
Mangel  an  Kanzleitradition;  dagegen  sind  die  Schriftzüge 
vielfach  charakteristisch  ausgeprägt,  so  daß  es  bei  genügen- 
dem Material  wohl  gelingen  wird,  die  Hände  bestimmter, 
wenn  auch  anonymer  Schreiber  zu  unterscheiden;  aus  der 
auch  in  der  Buchstabengröße  normalen  Buchminuskel 
springt  die  alte  Riesenkursive  der  mit  Purpur  geschriebenen 
Ausfertigungsworte  übermäßig  hervor. 

Tafel  8  bringt  aus  dem  Frari-Archiv  in  Venedig  in  Original- 
größe die  Schlußpartie  einer  langen  Urkunde  (45  x  195  cm) 
des  Michael  Palaiologos  vom  19.  März  1277  (ed.  Miklosich- 
Müller  III  84 — 96).  Als  Vertrag  zeigt  die  Urkunde,  wie 
die  Genueser  Briefe,  nicht  die  Form  des  Privilegiums- 
Chrysobulls  und  ist  dementsprechend  auch  noch  auf  Bom- 
bycin  geschrieben.  Bemerkenswert  ist  die  dorsale  Sig- 
nierung der  Klebstellen  durch  den  Logotheten  Theodoros 
Mouzalon. 


Kommissionsberichte        .  153 

Tafel  9  stellt  in  halber  Originalgröße  die  Schlußpartien  von 
zwei  Chrysobullen  Andronikos'  II  nebeneinander:  Novem- 
ber 1292  für  Patmos  (ed.  Miklosich-Müller  VI  236-237) 
und  Oktober  1324  für  Venedig  (ib.  III  100-105). 

Tafel  10  stellt  zwei  patmische  Chrysobullen  Andronikos'  III 
von  1326  und  1331  nebeneinander  (ed.  Miklosich-Müller  VI 
248 — 250.  252 — 254);  sie  zeigen  bereits  den  letzten  byzan- 
tinischen Urkundentypus:  reine  Buchschrift  auf  einer  ein- 
zigen Pergamenthaut,  deren  Höhe  und  Breite  sich  etwa 
wie  3x4  verhält. 

Tafel  II  dagegen,  ein  patmisches  Chrysobull  desselben  Andronikos 
von  1329  (ed.  Miklosich-Müller  VI  250-251),  zeigt  noch 
die  ältere  aus  verschiedenen  Stücken  zusammengeklebte 
Streifenform  (26  x  115  cm)  und  eine  auf  Athosurkunden 
wiederholt  begegnende  charakteristische  Kanzleischrift  mit 
schrägem  Duktus  und  auffälliger  Betonung  der  Rundformen 
einzelner  Buchstaben. 

Tafel  12  und  13  bringen  zwei  venezianische  Urkunden  des 
Ioannes  V  Palaiologos  von  1357  und  1362  (ed.  Miklosich- 
Müller  III 121  —  126.  129  —  130),  die  erste  mit  der  originalen 
danebengesetzten  lateinischen  Übersetzung. 

Tafel  14 — 15  bringen  wieder  zwei  venezianische  Urkunden 
Manuels  II  Palaiologos  von  1406  und  1418  (ed.  Miklosich- 
Müller  III  144  —  153.  153  -  163)  mit  originaler  lateinischer 
Übersetzung  und  der  offenbar  unter  abendländischem  Einfluß 
eingeführten    Namensunterschrift    der    Urkundenschreiber. 

Tafel  16—17  bringen  ebenfalls  aus  Venedig  zwei  Urkunden  des 
vorletzten  Kaisers  Ioannes  VIII  von  1436  und  1447  (ed. 
Miklosich-Müller  III  186-195.  216—224),  deren  saubere 
Buchschrift  und  deren  zum  Teil  abendländisch  beeinflußtes 
Formular  das  Ende  der  byzantinischen  Kaiserkanzlei  an- 
kündigen. 

Tafel  18  vereinigt  einige  der  scharf  von  den  Privilegien-Chryso- 
bullen  unterschiedenen  Mandate  byzantinischer  Kaiser,  die 
in    kleinem    Querformat    gehalten,    fortdauernd    auf    Born- 


154  Kommissionsberichte 

bycin  geschrieben  wurden  und  vorn  Kaiser  nur  mit  dem 
Menologema  unterzeichnet  und  auch  nicht  mit  Goldbulle 
gesiegelt  wurden  (von  den  seit  dem  11.  Jahrhundert  be- 
zeugten kaiserlichen  Blei-  und  Wachssiegeln  hat  sich  bisher 
keines  an  einer  Urkunde  gefunden). 

Tafel  19  bringt  aus  der  Athoslaura  die  Schlußpartie  eines  Chryso- 
bulls  Andronikos'  III  von  1329  mit  angehängter  Goldbulle, 
dazu  ebendaher  in  Originalgröße  Recto  und  Verso  (Kaiser- 
und  Christosbild)  von  angehängten  Goldbullen  Andronikos'  II 
und  III  (die  meisten  Urkunden,  z.  B.  auch  die  patmischen, 
sind  ihres  Siegels  beraubt  worden). 

Tafel  20  ist  reserviert  für  eine  oder  zwei  Athosurkunden 
Michaels  VIII  oder  eines  der  beiden  Andronikoi  (womöglich 
mit  angehängter  Goldbulle),  wofür  die  Aufnahmen  ent- 
weder von  der  Kais,  russischen  Akademie  der  Wissen- 
schaften (aus  Kloster  Zographou)  oder  von  Herrn  P.  Louis 
Petit,  Erzbischof  von  Athen  (aus  Kloster  Chiliandar)  er- 
beten werden  sollen. 


Kommissionsberichte  155 


Erster  Bericht  der  Kommission  für  die  Herausgabe  von 
Wörterbüchern  bayerischer  Mundarten. 

Schmellers  Bayerisches  Wörterbuch,  dessen  zweite  Auf- 
lage mit  Unterstützung  der  Historischen  Kommission  bei  der 
Akademie  der  Wissenschaften  in  München  herausgegeben  wurde, 
war  seit  langem  eine  buchhändlerische  Seltenheit  geworden. 
In  privaten  und  öffentlichen  Kreisen  Bayerns,  unter  anderem 
im  Sommer  1908  aus  Anlaß  der  Ausgabe  des  I.  Jahresberichtes 
des  Rheinischen  Wörterbuches1),  wurde  die  Frage  erörtert,  ob 
und  wie  Schmellers  Bayerisches  Wörterbuch  neu  aufzulegen 
sei.  Eindringende  Überlegung  mußte  zeigen,  daß  das  Werk 
eine  Neubearbeitung  nicht  vertrage  und  daß  die  moderne  Le- 
xikographie eine  ganz  neue  Aufnahme  des  mundartlichen  Wort- 
schatzes verlange. 

Diese  Erwägungen  gaben  die  Veranlassung  zu  einem  Schrei- 
ben, welches  der  Endesunterzeichnete  mit  Genehmigung  des 
Herrn  Akademie -Präsidenten  am  20.  September  1910  an  das 
Mitglied  der  Kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften  in 
Wien  Hofrat  Professor  Dr.  Joseph  Seemüller  richtete.  In  ihm 
wurde  die  hohe  Dringlichkeit  einer  derartigen  erneuten  Dialekt- 
aufnahme und  besonders  auch  einer  Organisation  zur  Schaffung 
eines  gesamtbayerischen  Wörterbuches  betont  und  zu  diesem 
Zwecke  ein  Arbeitskartell  der  Akademien  in  München  und 
Wien  für  nötig  erklärt.  Die  Wiener  Akademie  möge  die  Ini- 
tiative zur  Verwirklichung  dieser  Arbeitsgemeinschaft  ergreifen. 


l)  Vgl.  die  Beilage  der  Münchner  Neuesten  Nachrichten  1908  Nr.  45, 
S.  420  ff. 


156  Kommissionsberichte 

In  Österreich,  wo  die  mundartlichen  Studien  seit  langem 
sorgsam  gepflegt  werden,  wurde  diese  Anregung  gern  auf- 
genommen. Herr  Seemüller  beantragte  in  der  Sitzung  der 
philosophisch-historischen  Klasse  der  Wiener  Akademie  vom 
11.  Januar  1911  die  Einsetzung  einer  Kommission  von  zehn 
Mitgliedern  zur  Beratung  des  Planes,  ein  umfassendes  Wörter- 
buch der  bayerisch-österreichischen  Mundart  im  Verein  mit 
der  Münchener  Akademie  der  Wissenschaften  zu  schaffen. 
Am  15.  März  1911  wurde  dann  in  Wien  eine  engere  Fach- 
kommission gebildet,  die  gegenwärtige  Wiener  Wörterbuch- 
kommission, bestehend  aus  den  Herren  Seemüller  als  Obmann, 
Kretschmer  als  Obmann -Stellvertreter,  von  Jagic,  Schönbach, 
Meyer -Lübke,  Minor  und  Much,  die  sich  zunächst  mit  der  Or- 
ganisation der  Vorarbeiten  für  die  Schaffung  eines  Wörterbuches 
der  bayerischen  Dialekte  Österreichs  beschäftigte. 

In  den  Winter-  und  Frühjahrsmonaten  des  Jahres  1911 
verfolgte  die  Münchener  Akademie  der  Wissenschaften  die  An- 
regung weiter.  In  Erwägung  der  wissenschaftlichen  Bedenken 
gegen  eine  etwaige  Neubearbeitung  des  ScHMELLERSchen  Wörter- 
buches empfahl  die  Historische  Kommission  in  ihrer  Plenar- 
versammlung  an  Pfingsten  1911  der  Verlagsbuchhandlung, 
lediglich  einen  anastatischen  Neudruck  des  berühmten  Werkes 
zu  veranstalten,  der  auch  im  Herbst  1912  erschienen  ist.  Am 
1.  Juli  1911  wurde  eine  engere  Fachkommission,  die  heutige 
Wörterbuchkommission,  zur  Vorbereitung  des  Unternehmens 
eingesetzt.  In  diese  Kommission  wurden  gewählt  die  Akademie- 
mitglieder: Kuhn,  von  Bjezler,  Paul,  von  Amira,  Streitberg, 
Berneker,  von  denen  Kuhn  zum  ersten,  Streitberg  zum  zweiten 
Vorsitzenden  bestimmt  wurde;  zu  ihnen  ist  später  noch  Herr 
Muncker  hinzugetreten.  Vor  allem  beauftragte  die  Kommission 
ihre  beiden  Vorsitzenden,  die  Beratungen  mit  der  Wiener 
Kommission  zur  Verwirklichung  der  angestrebten  Arbeits- 
gemeinschaft einzuleiten.  Von  der  österreichischen  Kommission 
wurden  die  Herren  Seemüller  und  Much  mit  gleicher  Vollmacht 
versehen.  Am  28.  September  1911  fanden  sich  diese  vier 
akademischen  Delegierten   zu   einer  Beratung  in  Salzburg   zu- 


Kommissionsberichte  157 

sammen.  Man  konnte  eine  Übereinstimmung  in  den  grund- 
legenden Fragen  feststellen,  die  gleichzeitig  die  Wahrung  der 
Gleichberechtigung  der  beiden  Akademien  und  die  dringend 
nötige  einheitliche  Ausführung  des  Unternehmens  eines  Ge- 
samtbayerischen ,  d.  h.  Bayerisch  -  Österreichischen  Wörter- 
buches ermöglichte. 

Von  der  Salzburger  Besprechung  ab  wurden  die  Organi- 
sationsvorarbeiten für  das  Bayer.-Österr.  Wörterbuch  von  beiden 
Fachkommissionen  zusammen  erledigt.  Die  Wiener  Kommission 
arbeitete  für  den  Arbeitsverband  der  beiden  Akademien  einen 
Organisationsplan  aus,  der  als  geeignete  Grundlage  für  weitere 
Verhandlungen  diente.  Nach  den  getroffenen  Modifikationen 
ist  München  an  allen  Stufen  der  Arbeit  in  derselben  Weise 
beteiligt  wie  die  Wiener  Kanzlei.  Im  Juli  1912  wurde  dann 
der  durch  gemeinsame  Arbeit  zustande  gekommene  Organi- 
sationsplan, der  auch  die  Verteilung  der  finanziellen  Lasten 
regelte,  unter  dem  Titel  „Arbeitsplan  und  Geschäftsordnung 
für  das  Bayerisch-Österreichische  Wörterbuch"  in  Druck  ge- 
geben. 

Auf  Grund  der  im  Arbeitsplan  und  im  Finanzplan  von  den 
beiden  Kommissionen  beratenen  und  beschlossenen  Bestim- 
mungen wurde  das  der  Herausgabe  eines  Gesamtbayerischen, 
d.  h.  Bayerisch-Österreichischen  Wörterbuches  dienende  Arbeits- 
kartell der  Akademien  in  München  und  Wien  genehmigt  und 
in  gleichlautenden  Schriftstücken  vom  31.  Dezember  1912, 
München  und  vom  17.  Januar  1913,  Wien  zum  Ausdruck  ge- 
bracht. 

Im  November  1912  hat  die  Akademie  der  Wissenschaften 
für  die  Arbeiten  der  Kommission  vorläufig  zwei  Zimmer  zur 
Verfügung  gestellt.  Später  sollen  größere  Lokalitäten  ein- 
geräumt werden.  Als  wissenschaftlicher  Hilfsarbeiter  wurde 
Dr.  Otto  Mausser  angenommen.  Die  Registraturarbeiten  besorgt 
der  K.  Sekretär  a.  D.  Wilhelm  Schmidt. 

Im  Dezember  1912  besprachen  sich  Prof.  Dr.  Primus  Lessiak 
(Prag)  und  Dr.  Mausser  unter  Anwesenheit  von  Kuhn  und 
Streitberg  in  München  über  praktische  Arbeitsfragen.    Um  die 

Jahrbuch  1913.  11 


158  Kommissionsberichte 

Erfahrungen  älterer  großer  Wörterbuchorganisationen  nutzbar 
zu  machen,  reiste  sodann  Dr.  Mausser  im  Mai  1913  in  die 
Schweiz  und  nach  Württemberg  zur  Information  über  die  Ein- 
richtungen des  Schweizerischen  Idiotikons  und  des  Schwäbischen 
Wörterbuches,  sowie  des  vorzüglich  organisierten  Glossaire  des 
patois  de  la  Suisse  Romande.  Alle  Leiter  dieser  Unternehmungen 
gewährten  Dr.  Mausser  in  liebenswürdigster  Weise  Aufschluß  und 
Einblick.  Insbesondere  ist  die  Kommission  den  Herren  Bachmann 
und  Gauchat  in  Zürich,  Tappolet  in  Basel,  Fischer  in  Tübingen, 
Kluge  und  Sütterlin  in  Freiburg,  außerdem  Behaghel  in  Gießen 
und  Brenner  in  Würzburg  zum  Dank  für  freundliche  Rat- 
schläge verpflichtet. 

Im  Oktober  1913  nahm  Dr.  Mausser  an  der  Konferenz  der 
Leiter  und  Mitarbeiter  der  deutschen  Mundartenwörterbücher 
zu  Marburg  teil,  über  die  ein  als  Manuskript  gedruckter  Be- 
richt bereits  erschienen  ist. 

Die  Gewinnung  der  Sammler  wurde  durch  einen  von  den 
Fachkommissionen  in  Wien  und  München  gemeinsam  redigierten 
„Aufruf  eingeleitet,  der  im  November  1912  versendet  wurde. 
Ein  besonderer  Zusatz  in  den  für  Bayern  bestimmten  Exem- 
plaren nahm  zugleich  ein  Rheinpfälzisches  und  ein  Ostfrän- 
kisches Wörterbuch  in  Aussicht,  während  der  vierte  Dialekt 
Bayerns,  das  Schwäbische,  aus  dem  Spiel  bleiben  konnte,  da 
er  in  dem  vortrefflichen  Schwäbischen  Wörterbuch  Hermann 
Fischers  genügende  Berücksichtigung  gefunden  hat.  In  allen 
Schichten  des  Volkes  fand  der  Aufruf  ein  überraschend  großes 
und  freudiges  Echo.  Auch  die  Presse  stellte  sich  in  Erkenntnis 
der  Wichtigkeit  des  Werkes  in  den  Dienst  der  Sache.  Be- 
sonders waren  es  die  bayerischen  Bezirks-  und  Forstämter, 
die  unsere  Bestrebungen  mit  größtem  Erfolge  förderten.  Für 
die  Gewinnung  von  Sammlern  bemühten  sich  mit  Erfolg  die 
Rektorate  und  Direktorate  folgender  Gymnasien,  Realschulen  und 
Lehrerbildungsanstalten:  Cham,  Deggendorf,  Eichstätt,  München 
(Ludwigsgymnasium),  Nürnberg  (Neues  Gymnasium,  Kreisreal- 
schule I),  Pasing,  Rosenheim  (Gymnasium),  Straubing  (Gym- 
nasium), Weiden.    Rektor  Dr.  Lutz  vom  humanistischen  Gymna- 


Kommissionsberichte  159 

sium  in  Rosenheim  suchte  und  fand  auch  außerhalb  seines  Amts- 
bereiches tüchtige  Mitarbeiter,  stellte  sich  persönlich  als  Sammler 
zur  Verfügung  und  organisierte  eine  ganze  Vereinigung  von 
Sammlern  in  und  um  Rosenheim.  Ein  besonderer  Werbeaufruf 
„Die  Arbeiten  der  Münchener  Akademie  der  Wissenschaften  zur 
Dialektaufnahme  Bayerns"  erging  anfangs  Januar  1913  an 
die  Volksschullehrer  und  wurde  von  der  Fachpresse  der  Lehrer 
und  besonderen  Versammlungen  aufs  lebhafteste  unterstützt. 
Hauptsächlich  Herr  Oberlehrer  und  Landtagsabgeordneter 
Schubert  hat  uns  dabei  seine  überaus  wertvolle  Hilfe  zuteil 
werden  lassen. 

Die  wissenschaftlichen  Arbeiten  umfassen: 

1.  Die  Feststellung  des  Wortschatzes  der  heute  gesprochenen 
Mundart  durch  systematische  und  freie  Sammlung. 

2.  Mundartgeographische  Studien  mit  dem  Ziele  der  Schöp- 
fung eines  bayerischen  Mundartenatlasses. 

3.  Die  Herstellung  einer  Bibliographie  der  für  das  Wörter- 
buch in  Betracht  kommenden  dialektischen  und  wissen- 
schaftlichen Literatur. 

4.  Die  Exzerpierung  des  in  der  mundartlichen  Literatur  alter 
und  neuer  Zeit  niedergelegten  Wortschatzes. 

5.  Die  Verarbeitung  des  Materials  nach  bestimmten  Grund- 
sätzen und  seine  Vereinigung  zu  einem  Wörterbuch,  in 
welchem  der  gesamte  bayerische  Wortschatz  von  der 
althochdeutschen  Zeit  an  bis  auf  die  Gegenwart  behandelt 
sein  wird. 

Die  systematische  Sammlung  des  Wortschatzes  der  heute 
gesprochenen  Mundart  erfolgt  durch  Fragebogen,  die  stets 
einen  in  sich  geschlossenen  Vorstellungskomplex  behandeln 
und  vom  Sammler,  teilweise  unter  nachhelfender  Anführung 
von  Beispielen,  die  Benennungen  und  die  Redensarten  zu  er- 
fahren suchen,  die  den  Einzelvorstellungen  und  Einzelbegriffen 
in  der  Mundart  des  Bauern  und  des  Städters  entsprechen.  Es 
wird  dabei  dem  Sammler  immer  empfohlen,  die  Spracheigen- 
tümlichkeiten der  Stände  und  Einzelpersonen,   den  Wort-  und 

11* 


1 60  Kommissionsberichte 

Sprachgebrauch  in  der  gewöhnlichen  und  in  der  Affektrede,  den 
Sprachtypus  der  verschiedenen  Altersstufen,  die  Variation  der 
Sprache  im  Verkehr  mit  Erwachsenen  und  Kindern  scharf  im 
Auge  zu  halten  und  klar  zu  sondern.  Eine  Übersicht  über  die 
Fragebogen  wurde  von  Professor  Lessiak  entworfen  und  von 
Hofrat  Seemüller  und  Dr.  Mausser  ergänzt.  Als  Anweisung 
für  die  Sammler  dient  die  von  Professor  Lessiak,  Professor 
Schatz  (Lemberg),  Hofrat  Seemüller  (Wien)  und  Dr.  Mausser 
hergestellte  und  anfangs  März  1913  ausgegebene  „Belehrung 
für  die  Sammler  des  bayerisch  -  österreichischen  Wortschatzes *  f 
die  sich  unter  anderem  mit  der  höchst  wichtigen  Frage  der 
zweckmäßigen  Schreibung  der  mundartlichen  Laute  beschäftigt. 

Zur  freudigen  Überraschung  der  Kommission  haben  sich 
die  Sammler  mit  dieser  schwierigen  Aufgabe  rasch  und  fast 
durchweg  befriedigend  abgefunden.  Man  merkt  es  sehr  vielen 
Beantwortungen  von  Fragebogen  an,  mit  welchem  Ernst  sich 
Leute  aus  den  verschiedensten  Berufs-  und  Bildungsschichten 
die  richtige  Transkribierung  angelegen  sein  lassen,  wie  es 
ihnen  sichtliche  Freude  macht,  Laute,  die  sie  täglich  sprechen 
und  die  ihnen  lieb  geworden  sind,  in  Schriftzeichen  wieder- 
zugeben. 

Neben  der  Belehrung  wurde  den  Sammlern  die  Musterbeant- 
wortung eines  Fragebogens  „Kopf,  hergestellt  von  Dr.  Mausser, 
nach  der  Mundart  von  Grafenau  mitgeteilt,  damit  dem  Sammler 
die  Wichtigkeit  grammatischer  Fragen,  wie  Angabe  der  Flexion 
des  Verbums  und  Substantivums,  Angabe  des  Geschlechts,  An- 
führung der  Deformationserscheinungen  des  bestimmten  Ar- 
tikels usw.  sowie  besonders  die  Bedeutsamkeit  einer  genauen 
Angabe  des  Wortinhaltes  und  der  Belegung  der  Einzelworte 
durch  Redensarten  und  Sachangaben  erläutert  und  deutlich 
vor  Augen  geführt  werde. 

Die  Beantwortung  der  Fragebogen  erfolgt  auf  Zettel- 
abreißblöcken, deren  Format  für  Bayern  und  Osterreich  gleich, 
deren  Farbe  aber  nach  den  Kreisen  verschieden  ist.  Die 
Blöcke  enthalten  je  125  Zettel  mit  dem  Aufdruck  der  vom 
Sammler  auszufüllenden  Rubriken  „ Nummer,  Ort  und  Sammler", 


Kommissionsberichte  161 

d.  h.  „Nummer  des  Fragebogens,  Ort,  dem  eine  Auskunft  gilt, 
Name  des  Beantworters". 

Die  Verfasserschaft  der  für  das  Bayerisch- Österreichische 
Wörterbuch  auszugebenden  Fragebogen  wurde  im  Vorjahre 
1912  nach  allen  Seiten  von  den  Fachkommissionen  in  München 
und  Wien  geregelt  und  die  erste  Verfasserkonferenz  im  De- 
zember 1912  in  München  einigte  sich  über  den  praktischen 
Modus  des  Zusammenarbeiten  bei  der  Herstellung  der  Frage- 
bogen. Demgemäß  werden  die  Fragebogen  in  der  Weise  ge- 
meinsam abgefaßt,  daß  jeweils  die  wissenschaftlichen  Arbeits- 
kräfte der  einen  oder  anderen  Fachkommission  den  Erstentwurf 
liefern,  während  die  der  anderen  die  Revision  geben.  Hofrat 
Seemüller  in  Wien  redigiert  dann  Erstentwurf  und  Revision 
zu  einem  Ganzen  zusammen.  Der  erste  Fragebogen  konnte  im 
April  verschickt  und  von  da  ab  durchschnittlich  alle  drei 
Wochen  ein  Fragebogen  ausgegeben  werden.  Bis  zum  Schlüsse 
des  Berichtsjahres  wurden  19  Fragebogen  im  Druck  fertig- 
gestellt. 11  davon  konnten  mit  geringen  Ausnahmen  sämt- 
lichen Sammlern  übermittelt  werden,  während  eine  größere 
Zahl  von  Mitarbeitern  schon  die  Fragebogen  12/13  und  einige 
schon  bis  zu  15  in  Händen  und  bearbeitet  haben.  Diese  Frage- 
bogen  behandeln  die  Themen:  Kopf  (1,  4,  6,  12,  13);  Osterwoche 
(2,  3);  Zeit  zwischen  Ostern  und  Fronleichnam  (5);  Hochzeit 
(7/11);  Besiedelung,  Flur,  Feld,  Feldbestellung  (14/19).  Diese 
19  Fragebogen  erlaubten  etwa  2000  Fragen  zu  stellen,  über 
das  Thema  „Kopf  (17  S.)  etwa  600,  über  das  Thema  „Oster- 
woche, Zeit  zwischen  Ostern  und  Fronleichnam"  mehr  als  400, 
während  die  Hochzeitsbogen  auf  22  Seiten  reichlich  über  400 
und  die  angefangenen  landwirtschaftlichen  Bogen  (32  S.,  1  Skizze) 
etwa  600  Fragen  vorbringen.  Die  Sinnesfunktionen  wurden 
aus  dem  „Kopf" -Bogen  ausgeschieden  und  einem  eigenen 
Fragebogen  reserviert.  An  der  Abfassung  aller  sind  beteiligt 
Professor  Lessiak  und  Dr.  Mausser,  die  „Osterwoche"  wurde 
abgefaßt  von  Dr.  Pfalz,  Wien,  Professor  Lessiak  und  Dr. 
Mausser,  während  die  „Hochzeits"  -Bogen  von  Dr.  Pfalz, 
Professor   Lessiak,    Dr.  Mausser    und   Dr.  Dietrich    von    Kualik, 


162  Kommissionsberichte 

Wien,  herrühren.  Die  Fragebogen  über  „Besiedelung"  und  „Feld u 
rühren  her  von  Dr.  Steinhauser,  Dr.  Dietrich  von  Kralik,  Pro- 
fessor Lessiak  und  Dr.  Mausser.  An  der  Herstellung  sämtlicher 
Bogen  ist  endlich  Hofrat  Seemüller  beteiligt.  Im  Manuskript 
sind  weitere  Fragebogen  über:  Hafer,  Korn,  Weizen,  Gerste, 
Dinkel,  Spelt,  türkischer  Weizen,  Klee  und  sonstige  Feld- 
früchte, Wiesenbau  bereits  abgeschlossen.  In  Angriff  genom- 
men sind  die  Themen:  Schneiderei,  Kleidung,  Jagd,  Körper- 
teile (außer  „Kopf"),  Pflanzen  (außer  „ Feldfrüchte ").  Die  in 
den  19  Fragebogen  den  Sammlern  zur  Erledigung  vorgelegten 
Fragen  verteilen  sich  auf  insgesamt  81  Druckseiten  in  8°. 

Das  Material,  das  durch  die  Beantwortung  der  Fragebogen 
einlief,  ist  zum  weitaus  größten  Teil  den  Vorschriften  der  Be- 
lehrung gemäß  auf  den  eingeführten  offiziellen  Zettelblöcken 
enthalten.  Nur  ein  geringer  Rest  von  Aufschlüssen  zu  den 
Fragebogen  ist  uns  auf  anderen  Formaten  (Briefformat,  Post- 
karten, Quart-  und  Folioblätter)  übermittelt  worden.  Es  sind 
meist  sehr  willkommene  zusammenhängende  Darstellungen, 
kleine  volkskundliche  Prosatexte  und  Gedichte,  teilweise  mit 
Noten  versehen.  Nicht  selten  sind  derartige  zusammenhän- 
gende Schilderungen  durchsetzt  von  größeren  oder  kleineren 
mundartlichen  Partien  oder,  wie  manche  Einsendungen  von 
Frau  Franziska  Ertl  in  Hengersberg,  ganz  im  Dialekt  ge- 
schrieben. 

Nach  einer  ungefähren  Schätzung  betrug  bis  gegen  Ende 
des  Berichtsjahres  das  auf  Grund  der  bis  dahin  erledigten 
Fragebogen  eingegangene  Material  etwa  90000  Zettel.  Eine 
größere  Anzahl  von  Sammlern  widmete  der  Erledigung  der 
Fragebogen  ein  besonderes  Interesse  und  füllte  sie  mit  einer 
Genauigkeit  und  Sorgfalt  aus,  die  eine  eigene  Hervorhebung 
um  so  mehr  verdient,  als  fast  alle,  denen  wir  eine  öffentliche 
Nennung  schulden,  die  Zwecke  des  Wörterbuchs  durch  münd- 
liche oder  besondere  briefliche  Aufschlüsse,  durch  Beischaffung 
von  Zeichnungen,  Illustrationen,  Photographien,  Heiligenbildern 
und  Medaillen,  durch  Verweise  auf  literarische  Erscheinungen, 
die    zuweilen   recht   schwer  zu   finden   sind,   durch   Schenkung 


Kommissionsberichte  163 

von  einschlägigen  Urkunden,  wie  Übergabs-  und  Heirats- 
verträgen oder  durch  leihweise  Überlassung  von  wertvollem, 
handschriftlichem  Material  (Heiratsbriefe,  Hochzeitsladesprüche, 
Segensammlungen  usw.)  überdies  förderten.  In  diesem  Sinne 
sind  wir  folgenden  Persönlichkeiten  verbunden: 

Konrektor  Dr.  Ammer,  München;  Privatdozent  Dr.  Frei- 
herr von  Aufsess,  München;  Ökonomierat  Landtagsabgeordneter 
Bauernfeind,  Naabdemenreuth;  Lehrerin  Beisel,  Englmar;  Haus- 
besitzer Bock,  Hof hegnenberg ;  Ökonom  Brandmair,  Derching; 
Pfarrer  Brand,  Erlach;  Präparandenhauptlehrer  Brunner,  Cham; 
Bauführer  Cormeau,  Landshut;  Lehrer  Deigendesch,  Schwaibach; 
Benefiziat  Eckmiller,  Osterhofen;  Pfarrer  Eitlinger,  Finsing; 
Frau  Steuerver walter  Ertl,  Hengersberg;  Oberstleutnant  Ferchl, 
München;  Frau  Franziska  Feuerschuh,  Burghausen;  Eisenbahn- 
pensionist George,  Stadlern;  Privatier  Gerauer,  Altötting;  Land- 
wirt Geyer,  Lauterbach;  Seminarlehrer  Gschwend,  Eichstätt; 
Förster  Haaser,  Griesbach  in  der  Oberpfalz;  Geistl.  Rat  P.  Ham- 
merschmid,  Bad  Tölz ;  Bergmann  Hauptmann,  Hohenpeißenberg; 
Benefiziat  Hausl,  Bad  Höhenstadt;  Hofrat  Dr.  Höfler,  Bad 
Tölz;  cand.  med.  Janker,  München;  Postadjunkt  Kiepfer,  Wald- 
sassen; Lehrer  Kleindinst,  Mering  bei  Augsburg;  Förster  Kulzer, 
Beratzhausen;  Kaminkehrermeister  Kulzer,  Tittling;  Oberin 
M.  Ludovika  mit  zwei  Lehrschwestern  vom  Kloster  St.  Joseph, 
Aiterhofen;  Lehrer  Luthner,  Passau;  Oberstudienrat  Rektor 
Dr.  Lutz,  Rosenheim;  Hauptmann  und  Kompagniechef  August 
Miller,  Ingolstadt;  Verwaltungsschreiber  Mühlbauer,  Ingolstadt; 
Gymnasialassistent  Niedermeier,  Ettal;  Kooperator  Oswald, 
Iggensbach;  Gustav  Pappenberger,  München;  Lehrerin  Pösel, 
Kirchasch;  Lehrer  Richtsfeld,  Gottsdorf;  Joseph  Rohrmüller, 
Passau;  Lehrer  Schadenfroh,  München;  Ökonom  Schaumeier, 
Mettenheim;  Oberlehrer  Sciilereth,  Geisenfeld;  Hauptlehrer 
Schieder,  Amberg;  Lehrer  Schmalhofer,  Meßnerschlag;  Söldner 
Schön,  Adlersberg;  Frl.  Maria  Schnepf,  Traunstein;  Pfarrer 
Schnirle,  PfafTenberg;  cand.  phil.  Schrott,  Regensburg;  Seminar- 
lehrer Senft,  Eichstätt;  Pfarrer  Sporrer,  Schönau;  Hauptlehrer 
Steinbacher,  Aubing;    Georg  Störzer,    Haimhausen  bei  Dachau; 


164  Kommissionsberichte 

Fischereibesitzer  Strasser,  Altötting;  Oberstlandesgerichtsrat 
Vierling,  Münclien;  Geschwister  Vogt,  Beilngries;  Oberlehrer 
Vollmann,  München;  Georg  Weiss,  Altfalter;  Ökonom  Winds- 
huber,  Kölling;  Thomas  Wild,  München;  Registratur  Wipp, 
München;  Gymnasiallehrer  Wolferseder,  Bamberg;  prakt.  Arzt 
Dr.  Zieglwallner,  München. 

Der  Verkehr  mit  den  Sammlern  brachte  eine  große  Zahl 
teilweise  recht  umfänglicher  Korrespondenzen,  die  viele  Auf- 
schlüsse über  Einzelmundarten  und  deren  Grenzen,  sowie 
über  einzelne  Worte  enthalten  und  wertvolle  Wegweiser  nicht 
nur  für  die  den  Zwecken  des  Mundartenatlasses  dienende 
Bereisung  des  Landes  sind,  sondern  auch  eine  mit  Nutzen  zu 
exzerpierende  Quelle  darstellen. 

Manche  Sammler,  die  sich  an  der  systematischen  Erhebung 
des  Wortschatzes  durch  regelmäßige  Beantwortung  der  Frage- 
bogen beteiligen,  sandten  uns  auch  nach  den  Grundsätzen  der 
Belehrung  freigesammeltes  Material,  teilweise  von  erheblichem 
Umfang,  ein;  so  Kommissionär  Acher,  Miesbach  (Altmiesbacher 
Idiotismen  —  Orts-  und  Flurnamen  der  Gegend  —  Landwirt- 
schaftstermini  aus  Bayrischzell  und  Umgegend);  Dombenefiziat 
Harrasser,  München  (Hochzeitsterminologie  aus  dem  Leitzach- 
talgebiet);  K.  Hauptkassakontrolleur  Heindl,  München  (Nieder- 
bayerisches Sprachgut  der  verschiedensten  Art,  u.  a.  Zusammen- 
fassendes über  die  Interjektionen);  Jos.  Rohrmüller,  Passau 
(vieles  zum  altpassauischen  Wortschatz,  Vierzeiler);  Zahn- 
arzt Otto  Rostock,  Tann  in  Niederbayern  (Niederbayerisches); 
Geheimer  Archivrat  Otto  Rieder,  München  (Münchner,  be- 
sonders Altmünchner  Idiotismen);  Fabrikant  J.  E.  Saueracker, 
Nürnberg  (Nürnbergisch-Oberpfälzisches),  sowie  Frau  Steuer- 
verwalter Maria  Ertl,  Hengersberg  (Niederbayerisches)  und 
Frau  Leni  Jerusalem,  München  (Idiotismen  aus  dem  Glonntal, 
besonders  Systematisches  zu  den  üblichsten  Vornamen  und  den 
Namen  der  Wochentage);  Privatier  Ferdinand  Gerauer,  Alt- 
ötting (vor  allem  eine  Sammlung  landwirtschaftlicher  Fach- 
ausdrücke, die  auch  für  die  Abfassung  der  Fragebogen  land- 
wirtschaftlichen Inhalts   wertvolle  Aufschlüsse   gaben);    Lehrer 


Kommissionsberichte  165 

Franz  Luthner,  Passau  (aus  dem  unteren  Rottal,  namentlich 
auch  Landwirtschaftliches,  Vierzeiler  und  Tanzlieder  mit  Noten) 
sowie  Frau  Franziska  Feuerschuh,  Burghausen  (reichhaltige  und 
sorgsame  Aufzeichnungen  zum  Wortschatz  und  Brauch  des 
bayerischen  und  österreichischen  Inn-  und  Salzachtales  (Weih- 
nachtsbräuche, Lokalsagen  u.  a.).  Ganz  besonders  erfreulich 
war  die  Schenkung  eines  oberbayerischen  Vokabulars,  das  der 
Oberpostmeister  Karl  Freiherr  von  Gumppenberg  in  30jähriger 
Arbeit  zusammengetragen  hat.  Seine  Überweisung  durch  die 
Tochter  des  Verfassers,  Frau  Hedwig  Esslair,  München,  war 
die  erste  Frucht  des  Aufrufes  zum  bayerischen  Wörterbuch. 
Das  Vokabular  enthält  18000  schriftdeutsche  Worte  mit  den 
dialektischen  Entsprechungen,  wie  sie  zwischen  Isar  und  Inn 
üblich  sind,  und  außerdem  noch  15000  Dialektwörter,  Exzerpte 
aus  Mundartdichtern,  metrische  Notizen  und  Bemerkungen,  dia- 
lektgeographische Feststellungen,  Grammatisches  und  Kritisches. 

Im  kommenden  Berichtsjahr  werden  die  für  die  syste- 
matische, wie  freie  Sammlung  des  Wortschatzes  angemeldeten 
und  teilweise  schon  tätigen  Mitarbeiter  die  erwünschte  Gelegen- 
heit erhalten,  das  Wörterbuch  auch  durch  Exzerpierungsarbeiten 
auf  besonderen  Zetteln  aus  der  Tagespresse,  namentlich  den 
Rubriken  „Aus  der  Provinz  usw.,  Gerichtssaal,  Unterhaltungs- 
teil, Feuilleton",  aus  Haushaltungsbüchern,  lokalen  Urkunden 
usw.  zu  bereichern. 

Im  Ganzen  haben  sich  für  das  Bayerische  Wrörterbuch  etwa 
600  Sammler  gemeldet,  unter  denen  alle  Stände  der  Bevölke- 
rung vertreten  sind,  am  stärksten  der  Stand  der  Volksschul- 
lehrer. Von  ihnen  sind  bis  jetzt  350  ständig  und  ausnahmslos 
mit  aufrichtigem,  fruchtbarem  Bemühen  an  der  systemati- 
schen Feststellung  des  Wortschatzes  durch  regelmäßige  Frage- 
bogenausfüllung beteiligt.  Der  Rest  mußte  die  Erledigung 
teilweise  aufschieben  oder  sammelt  unabhängig  von  den  Frage- 
bogen, aber  in  engem  Anschluß  an  die  „ Belehrung".  Zahl- 
reiche und  eifrige  Sammler  besitzt  das  Unternehmen  unter 
den  Staatsbeamten,  der  Geistlichkeit,  den  Mittelschullehrern 
und   freien  Berufen    (Künstler,   Schriftsteller,   Anwälte,  Ärzte, 


166  Kommissionsberichte 

Techniker).  Nicht  zu  vergessen  sind  unter  ihnen  zahlreiche 
Frauen,  darunter  einige  sehr  tätige  Klosterfrauen;  zwei  Bauern- 
knechte und  eine  Beerensammlerin  liefern  vorzügliches  Material. 
Eine  noch  stärkere  Beteiligung  der  landwirtschaftlichen  Be- 
rufe wäre  sehr  erwünscht. 

Das  allgemeine  Interesse  für  das  Wörterbuchunternehmen 
zeigte  sich  auch  in  der  freudigen  Unterstützung  durch  die 
Bibliotheksbehörden  und  in  einer  Anzahl  freundlicher  Zuwen- 
dungen zur  Bibliothek  der  Kommission.  Die  der  Kommission 
zur  Verfügung  stehenden  Mittel  erlaubten  zwar  den  Grund- 
stock einer  Handbibliothek  zu  schaffen,  sie  erlauben  es  aber 
leider  nicht,  eine  weitere  Ausgestaltung  namentlich  der  Ab- 
teilung „Texte,  Urkundenpublikationen,  historische,  volks- 
kundliche, sprachwissenschaftliche  Zeitschriften"  vorzunehmen. 
Es  wäre  aber  sehr  erwünscht,  wenn,  ähnlich  wie  es  in  der 
Schweiz  geschieht,  Schriftsteller,  historische  Vereine  und  die 
Tagespresse  durch  Übermittlung  der  einschlägigen  Werke  und 
Aufsätze  zum  Zwecke  der  Exzerpierung  und  Verarbeitung  an 
die  Wörterbuchkommission  der  Akademie  ihre  Sympathie  mit 
dem  vaterländischen  Unternehmen  bezeugen  möchten. 

Von  Anfang  an  fand  das  Unternehmen  das  größte  Ver- 
ständnis und  die  freudigste  Förderung  durch  das  K.  Staatsmini- 
sterium des  Innern  für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten 
und  durch  den  bayerischen  Landtag,  der  im  Sommer  1912 
der  Kommission  jährlich  10  000  Mark  für  15  Jahre  gesichert 
hat.  Es  darf  auch  wohl  der  Hoffnung  Ausdruck  gegeben 
werden,  daß  bei  der  Erhöhung  der  Bedürfnisse,  die  sich  bei 
weiterem  Fortschreiten  des  Unternehmens  zweifellos  ergeben 
wird,  sich  auch  die  Landräte,  Gemeindeverwaltungen  und  Pri- 
vate mit  Zuschüssen  beteiligen  werden,  wie  dies  in  Osterreich 
und  in  der  Schweiz  der  Fall  ist. 

Eine  sehr  fühlbare  Erleichterung  der  laufenden  Ausgaben 
brachte  im  Juli  1913  die  von  dem  K.  Staatsministerium  für 
Verkehrsangelegenheiten  geneigtest  gewährte  Portofreiheit  für 
die  Sammler.  Für  das  Entgegenkommen,  das  die  gemäß  jener 
Entschließung    als    Vermittlungsstellen    tätigen    Bezirksämter, 


Kommissionsberichte  167 

Bürgermeisterämter  und  sonstigen  Verwaltungsbehörden,  so- 
wie Stadtmagistrate  und  Pfarrämter  unseren  Sammlern  be- 
wiesen, sei  an  dieser  Stelle  herzlicher  Dank  gesagt.  Ganz 
besonders  verbunden  sind  wir  in  dieser  Sache  dem  Magistrat 
der  Kgl.  Haupt-  und  Residenzstadt  München  und  dessen 
II.  Bürgermeister  Dr.  v.  Brunner. 

Rheinpfälzisches  Wörterbuch. 
Die  allgemeinen  Vorbereitungen  für  das  Bayerische  Wörter- 
buch kamen  auch  dem  Rheinpfälzischen  und  Ostfränkischen 
Wörterbuch  zu  Gute.  Der  besondere  Werbeaufruf  an  die 
Volksschullehrer  erging  ebenfalls  an  die  pfälzischen  und  frän- 
kischen Lehrervereinigungen.  Wie  der  Bayerische  Volksschul- 
lehrerverein so  hat  auch  der  Katholische  Lehrerverein  der 
Pfalz,  besonders  Hauptlehrer  W.  Krebs,  das  Unternehmen 
kräftig  unterstützt.  Unter  Mitwirkung  Dr.  Maussers  und  des 
Lehrers  Theodor  Zink,  Kaiserslautern,  wurde  die  „Belehrung  für 
die  Sammler  des  Rheinpfälzischen  Wörterbuches"  und  der  erste 
Fragebogen  Kopf  I  von  Gymnasialrektor  Dr.  Georg  Heeger, 
Würzburg,  entworfen.  Dr.  Heeger  und  Zink  nahmen  die  rhein- 
pfälzische Musterbeantwortung  in  der  Mundart  von  Westheim 
bei  Speyer  und  Ulmet  a.  Gl.  in  Angriff,  so  daß  zu  Anfang  des 
neuen  Jahres  mit  der  Erhebung  des  Wortschatzes  begonnen 
werden  kann.  Der  Werbung  und  Aufklärung  dienten  zahl- 
reiche Vorträge  Dr.  Heegers  und  Zinks  in  pfälzischen  Lehrer- 
vereinen im  November  und  Dezember  1913.  Lehrer  Jacob  in 
Obernheim  bei  Landstuhl  stellte  das  Manuskript  seines  unter 
hauptsächlicher  Berücksichtigung  des  Glanthales  (Potzberg  und 
Umgebung)  bearbeiteten  Wörterbuches  der  Westricher  Mund- 
art zur  Verfügung  (39  S.).  Zahlreiche  Korrespondenzen  von 
Julius  Exter,  Starnberg,  behandeln  Probleme  der  pfälzischen 
Wortkunde.  An  Sammlern  haben  sich  bis  Ende  1913  mehr 
als   200   gemeldet. 

Ostfränkisches  Wörterbuch. 
Auch  für  das  den  größeren  Teil  der  drei  fränkischen  Kreise 
einbegreifende   Ostfränkische  Wörterbuch   wurden    die   Weil».'- 


168  Kommissionsberichte 

und  wissenschaftlichen  Vorarbeiten  im  Berichtsjahre  begonnen. 
Die  Abfassung  der  „ Belehrung"  für  die  Sammler  des  Ost- 
fränkischen Wortschatzes,  der  Fragebogeu  und  einer  Muster- 
beantwortung hat  Professor  August  Gebhardt  in  Erlangen  über- 
nommen. Bisher  haben  sich  392  Sammler  zur  Verfügung  ge- 
stellt. In  der  nächsten  Zeit  kann  mit  der  Sammlung  des  Wort- 
schatzes der  lebenden  Mundart  durch  regelmäßigen  Versand 
der  Fragebogen  begonnen  werden.  Von  manchen  Sammlern  er- 
hielten wir  auch  schon  freigesammeltes  Material  zugestellt,  so 
vor  allem  Idiotismen  aus  der  Rhön  von  Lehrer  Lamm,  Weiß- 
bach in  Unterfranken,  die  speziell  auch  durch  gute  Angabe 
der  Lautung  Wert  erhalten,  ferner  Wortsammlungen  aus  Fürth 
von  Uhrmacher  Peter  Teschner  und  aus  Urphertshofen  (Mittel- 
franken) von  Frau  Maria  Ringler.  Besonders  erfreulich  war 
die  äußerst  rege  Teilnahme  Frankens  an  der  Beantwortung 
des  Sonderfragebogens  „Kitsch",  eine  Teilnahme,  die  uns  die 
besten  Aussichten  für  die  Erledigung  der  kommenden  regel- 
mäßigen Fragebögen  eröffnet.  Der  Sammeleifer  des  oben  er- 
wähnten Oberpostmeisters  Freiherrn  von  Gumppenberg  erstreckte 
sich  auch  auf  das  ostfränkische  Gebiet :  in  der  von  Frau  Ess- 
lair  überwiesenen  Schenkung  fanden  sich  auch  alte  Zeitungs- 
ausschnitte als  Beiträge  zu  einem  Bamberger  Lexikon. 

Dezember  1913. 

Die  Wörterbuchkommission 
der  K.  B.  Akademie  der  Wissenschaften 

E.  Kuhn 
Vorsitzender. 


Nachtrag  zu  den  Satzungen  169 


Nachtrag. 


Satzung  der  Karl  von  Dapper-  Saalfels  -Stiftung 
für  biologische  Studien  in  München. 

Landesherrlich   bestätigt   laut  Entschließung  des  K.  Staatsministeriums 
des  Innern  für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten  vom  23.  September  1913 

Nr.  24126. 

1.  Aus  einer  von  dem  K.  Hofrat,  Großherzoglich  Olden- 
burgischen Geheimen  Medizinalrate  und  K.  Preußischen 
Professor  Dr.  med.  Karl  von  Dapper  -Sa  alfels  in  Kis- 
singen gespendeten  Summe  wurde  von  S.  K.  Hoheit  Prinz 
Ludwig  der  Betrag  von  50,000  Mark  der  mathematisch- 
physikalischen Klasse  der  K.  Akademie  der  Wissenschaften 
für  biologische  Studien  zur  Verfügung  gestellt.  Die  K. 
Akademie  der  Wissenschaften  widmet  diesen  Betrag  für 
die  Errichtung  einer  selbständigen  Stiftung  mit  dem 
Namen  „Karl  von  Dapper-Saalfels-Stiftung  für 
biologische  Studien  in  München". 

2.  Die  Verwaltung  dieser  Stiftung  steht  der  K.  Bayerischen 
Akademie  der  Wissenschaften  in  München  zu,  die  Ent- 
scheidung über  die  Verwendung  der  Zinsen  wird  einer 
Kommission  übertragen,  welche  besteht  aus  dem  Präsi- 
denten der  K.  Bayerischen  Akademie  der  Wissenschaften, 
dem  Sekretär  der  mathematisch  -  physikalischen  Klasse 
und  den  Vertretern  der  Biologie  in  der  Klasse. 

3.  Unterstützt  werden  können  aus  den  Zinsen  der  Stiftung 
sowohl  wissenschaftliche  Untersuchungen  auf  dem  Gebiete 
der  Anatomie,  Anthropologie,  Botanik,  Physiologie,  speziell 
Stoffwechsellehre  und  Balneologie  und  Zoologie,  als  auch 
Studienreisen,  indes  keine  Sammelreisen. 


170  Satzungen  der  Stiftungen 

4.  Die  Gesuche  sind  vor  1.  Dezember  jedes  Jahres  an  den 
Klassensekretär  zu  richten.  Die  Sitzung  der  Kommission 
findet  im  Dezember  statt. 

5.  Über  die  mit  Unterstützung  der  Stiftung  ausgeführten 
Untersuchungen  ist  der  Klasse  ein  Bericht  vorzulegen. 
Mit  Stiftungsmitteln  gesammelte  Objekte  oder  aus  Stif- 
tungsmitteln angeschaffte  Apparate  sind  einer  bayerischen 
Staatssammlung  oder  einem  bayerischen  wissenschaftlichen 
Staatsinstitut  zu  überweisen. 

6.  Nicht  verwendete  Zinsen  werden  zum  Kapital  geschlagen. 

7.  Anlage  und  Verwaltung  des  Stiftungsvermögens  erfolgt 
durch  die  Kassenverwaltung  der  K.  Bayerischen  Akademie 
der  Wissenschaften  nach  den  für  Stiftungsgelder  geltenden 
Vorschriften. 

Die  Kassenkuratel  und  die  Rechnungsrevision  hat  die 
K.  Rechnungskammer. 

München,  den  5.  September  1913. 

K.  Akademie  der  Wissenschaften. 

Heigel 

Präsident. 


Adresse  171 


Adresse 

an  das  korrespondierende  Mitglied   Friedrich  Prym  in  Würz- 
burg  anläßlich   der  Feier  seiner  vor   fünfzig  Jahren   erfolgten 
Doktorpromotion. 

Hochgeehrter  Jubilar! 

Als  Sie  vor  fünfzig  Jahren  Ihre  Inaugural- Dissertation 
„Nova  Theoria  Functionum  Ultraellipticarum"  veröffentlichten, 
zeigten  Sie  sich  sofort  als  Meister  in  einem  Arbeitsgebiete, 
dem  Sie  seitdem  in  seltener  Beharrlichkeit  und  mit  seltenem 
Erfolge  treu  geblieben  sind.  Ihre  Absicht,  in  dieser  Abhand- 
lung die  damals  neuen  Methoden  Riemanns  in  einem  beson- 
deren Falle  darzustellen  und  dadurch  zugänglich  zu  machen, 
hatten  Sie  so  vollkommen  erreicht,  daß  noch  neuerdings  eine 
neue  Ausgabe  der  so  wertvollen  Schrift  nötig  wurde.  Der 
Ausbreitung,  Vertiefung  und  Erweiterung  von  Riemanns  Werk 
war  auch  weiterhin  Ihre  nie  ermüdende  Arbeit  gewidmet;  und 
wenn  seine  Theorie  der  mehrblättrigen  Flächen  und  deren  An- 
wendung heute  zum  Allgemeingut  der  Mathematiker  geworden 
ist,  so  ist  die  Wissenschaft  dafür  wesentlich  Ihnen  zu  Dank 
verpflichtet. 

Neben  Ihrer  Lehrtätigkeit  fanden  Sie  Zeit,  in  aller  Ruhe 
und  Gründlichkeit  auszuarbeiten,  was  Sie  im  Laufe  von  fünf 
Dezennien  an  wissenschaftlichen  Problemen  in  Angriff  nahmen. 
Es  war  Ihnen  vergönnt,  Ihre  Lebensarbeit  vor  kurzem  in  einem 
groß  angelegten  Werke  zur  Darstellung  zu  bringen  und  den 
Mitstrebenden  zu  unterbreiten. 

Unsere  Akademie,  der  Sie  nun  seit  vierzig  Jahren  an- 
gehören, beglückwünscht  Sie,  hochgeehrter  Herr  Kollege,  herz- 


172  Medaillen -Verleihung 

lieh  zum  heutigen  Tage;  mögen  Sie  in  ungeminderter  geistiger 
und  körperlicher  Frische  auch  ferner  zum  Ruhme  der  mathe- 
matischen Wissenschaften  sich  Ihren  Studien  hingeben  können ! 

München,  den  21.  Februar  1913. 

Die  Kgl.  Bayerische  Akademie  der  Wissenschaften 

Heigel 

Präsident. 

Goebel 
Sekretär  der  math.-phys.  Klasse. 


Die  grosse  silberne  Medaille  der  Akademie  der  Wissen- 
schaften „Bene  merenti" 

wurde  im  Jahre  1913  verliehen 

Herrn  Dr.  Paul  v.  Gans  auf  Schmolz  bei  Garmisch, 

„  Konrad  Frhrn.  v.  Bassus  in  München, 

„  Joseph  Hartl,  Schiffsoffizier, 

„  Kapitän  Fritz  Michell  in  München. 


173 


Liste   der  gelehrten   Gesellschaften,   Institute   und   Be- 
hörden,   die   mit  der  Akademie   der  Wissenschaften   in 
litterarischem  Verkehr  stehen. 

Aachen,  Geschichtsverein. 

—  Meteorologisches  Observatorium. 

Aarau,  Historische  Gesellschaft  des  Kantons  Aargau. 

—  Aargauische  Naturforschende  Gesellschaft. 
Abbeville,  Societe  d'Emulation. 

Aberdeen,  University. 

Acireale,  R.  Accademia  di  Scienze,  Lettere  e  Arti. 

Adelaide,  Astronom,  and  meteorological  Observatory. 

—  R.  Geographical  Society  of  Australasia. 

—  R.  Society  of  South  Australia. 

Agram,  Südslavische  Akademie  der  Wissenschaften. 

—  Kroatische  Archäologische  Gesellschaft. 

—  Kroatisch-slavonisch-dalmatinisches  Landesarchiv. 

—  Kroatische  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft. 
Aix,  Societe  d'Etudes  Proven9ales. 

—  Bibliotheque  de  1' Universite. 
Alabama,  Geological  Survey. 

Albany,  Department  of  Agriculture  (New  York  State). 

—  Education  Department  of  the  State  of  New  York. 
Albi,  Societe  d'sciences,  arts  et  belles-lettres  du  Tarn. 
Albuquerque,  University  Library  of  New  Mexico. 
Alencon,  Societe  historique  et  archeologique  de  l'Orne. 
Allegheny,  Observatory  of  the  University  of  Pittsburgh. 
Altenburg,  Geschichts-  und  Altertumsforsch.  Verein  des  Osterlandes. 

—  Naturforschende  Gesellschaft  des  Osterlandes. 

Ämani  (Deutsch-Ostafrika),  Biologisch-Landwirtschaftliches  Institut. 
Amberg,  K.  Kreisarchiv. 
Amiens,  Academie. 

—  Societe  des  Antiquaires  de  Picardie. 
Amsterdam,  K.  Academie  van  wetenschappen. 

—  K.  N.  aardrijkskundig  genootschap. 

Jahrbuch   1913.  *2 


174  Tauschliste 

Amsterdam,  Wiskundig  genootschap  (Societe  de  Mathematique). 

—  K.  Zoologisch  genootschap. 

Annaberg,  Verein  für  Geschichte  von  Annaberg. 
Ann  Arbor,  Detroit  Observatory. 

—  University. 

Ansbach,   Historischer  Verein   für  Mittelfranken   und  K.  Kreisbibliothek. 

—  K.  Gymnasium. 

—  K.  Realschule. 

Antwerpen,  Societe  d' Astronomie  d'Anvers. 

—  Stadtverwaltung. 
Arpino,  Museo  Civico. 

Arras,  Academie  des  sciences,  lettres  et  arts. 
Aschaffen  bürg,  K.  Gymnasium. 

—  K.  Hofbibliothek. 

Athen,  Bibl.  de  V  feile  francaise. 

—  Wissenschaftliche  Gesellschaft. 

—  Universität. 

—  Observatoire  National. 
Augsburg,  K.  Gymnasium  bei  St.  Anna. 

—  K.  Real-Gymnasium. 

—  Historischer  Verein  für  Schwaben  und  Neuburg. 

—  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

—  Stadtarchiv. 

Aurillac,  Societe  des  Lettres,  Sciences  et  Arts. 
Bagneres  de  Bigorre,  Societe  Ramond. 
Baltimore,  Peabody  Institute. 

—  Chemical  Society. 

—  Maryland  Geological  Survey. 

—  John  Hopkins  University. 
Bamberg,  K.  Bibliothek. 

—  Naturforschende  Gesellschaft. 

—  K.  Altes  Gymnasium. 

—  K.  Neues  Gymnasium. 

—  K.  Lyzeum. 

—  Sternwarte. 

—  Historischer  Verein. 

—  K.  Kreisarchiv. 

Barbados  (Westindien),  Imp.  Commission  of  Agriculture. 
Barcelona,  R.  Academia  de  Ciencias  y  Artes. 

—  Club  Montangenc. 

—  Institut  d'Estudis  Catalans. 

Bar-Ie-Duc,  Societe  des  Lettres,  Sciences  et  Arts. 


Tauschliste  17  J 

Basel,  Historisch-Antiquarische  Gesellschaft. 

—  Naturforschende  Gesellschaft. 

—  Universitäts-Bibliothek. 

Bastia  (Corsica),  Societe  des  Sciences  hist.  et  natur. 

Batavia,  Bataviaasch  genootschap  van  kunsten  en  wetenschappen. 

—  Magnet.-meteor.  Observatorium. 

—  Natuurkund.  vereenigung  in  Nederl.  Indie. 
Bayreuth,  K.  Gymnasium. 

—  Historischer  Verein. 

—  K.  Bibliothek. 

Belgrad,  Serbische  Akademie  der  Wissenschaften. 

Bergen  (Norwegen),  Museum. 

Bergzabern,  K.  Progymnasium. 

Berkeley,  University. 

Berlin,  K.  Akademie  der  Wissenschaften. 

—  Akademische  Lesehalle. 

—  Archiv  der  Mathematik  und  Physik. 

—  Allgemeine  Elektrizitätsgesellschaft. 

—  K.  Astronomisches  Recheninstitut. 

—  Bibliothek  des  Auswärtigen  Amtes. 

—  K.  Bibliothek. 

—  Deutsche  Chemische  Gesellschaft. 

—  Deutsche  Geologische  Gesellschaft. 

—  Medizinische  Gesellschaft. 

—  Deutsche  Physikalische  Gesellschaft. 

—  Physiologische  Gesellschaft. 

—  K.  Deutsches  Archäologisches  Institut. 

—  Jahrbuch  über  Fortschritte  der  Mathematik. 

—  Kaiser  Wilhelm-Institut. 

—  Lehranstalt  für  die  Wissenschaft  des  Judentums. 

—  Meteorologisches  Institut. 

—  Motorluftschiff-Studiengesellschaft. 

—  Preußische  Geologische  Landesanstalt. 

—  Reichsmarineamt. 

—  K.  Sternwarte. 

—  K.  Technische  Hochschule. 

—  K.  Universitäts-Bibliothek. 

—  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaus. 

—  Verein  für  Geschichte  der  Mark  Brandenburg. 

—  Verein  für  die  Geschiphte  Berlins. 

—  Zeitschrift  für  Instrumentenkunde. 

—  Zentralstelle  für  Balneologie. 

—  Zentralbureau  der  internationalen   Krdmessung. 

12* 


176  Tauschliste 

Bern,  Bibliothek. 

—  Universitäts-Kanzlei. 

Besan$on,  Societe  d'fimulation  du  Doubs. 

Beuron  (Württemberg),  Bibliothek  der  Erzabtei. 

Beyrouth,  Universite  de  St.  Joseph. 

Beziers,  Societe  Archeol.,  Scientif.  et  Litte>aire. 

Bielefeld,  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Birmingham,  Natural  History  and  Philosophical  Society. 

Bistritz  (Siebenbürgen),  Deutsches  Gewerbelehrlinginstitut. 

Bologna,  Accademia  delle  Scienze  dell'  Institute 

—  Biblioteca  comunale. 

—  R.  Deputazione  di  Storia  patria  per  le  prov.  di  Romagna. 
Bombay,  Archaeological  Survey  of  India. 

—  Government. 

—  Meteorological  department. 
Bonn,  Universitäts-Bibliothek. 

—  Verein  von  Altertumsfreunden  im  Rheinlande. 

—  Naturhistorischer  Verein  der  preußischen  Rheinlande. 
Bordeaux,  Academie  Nationale. 

—  Societe  de  Geographie  Commerciale. 

—  Societe  des  Sciences  Physiques  et  Naturelles. 

—  Commission  meteorologique. 

—  Societe  Linneenne. 

Boston,  Amer.  Academy  of  Arts  and  Sciences. 

—  American  Urological  Association. 

—  Society  of  Natural  History. 

—  Public  Library. 

—  Museum  of  Fine  Arts. 
Bourg,  Societe  d'Emulation. 
Brasso,  Historische  Kommission. 
Braunsberg,  K.  Lyzeum  Hosianum. 
Braunschweig,  Archiv  der  Stadt  Braunschweig. 

—  Verein  für  Naturwissenschaften. 
Bremen,  Meteorologisches  Observatorium. 

—  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Breslau,  Schlesische  Gesellschaft  für  vaterländische  Kultur. 

—  Technische  Hochschule. 

—  Universitäts- Sternwarte. 
Brisbane,  R.  Geographical  Society. 

—  Queensland  Museum. 
Bromberg,  Stadtbibliothek. 

—  -   Kaiser  Wilhelms-Institut  für  Landwirtschaft. 


Tauschliste  177 

Brooklyn,  Museum  of  the  Brooklyn  Institute  of  Arts  and  Sciences. 
Brunn,  Deutsch-akademischer  Leseverein. 

—  Landesbibliothek. 

—  Mährisches  Landesmuseum. 

—  Naturforschender  Verein. 

—  Verein  für  Geschichte  Mährens  und  Schlesiens. 
Brüssel,  Academie  R.  de  Medecine. 

—  Academie  R.  des  Sciences. 

—  Bibliotheque  R.  de  Belgique. 

—  Jardin  Botanique  de  l'Etat. 

—  Institut  Solvay. 

—  Musee  du  Congo  Beige. 

—  Musee  R.  d'Histoire  Naturelle  de  Belgique. 

—  Bibliothek  des  Polar-Instituts. 

—  Societe  d'Archeologie. 

—  Societe  des  Bollandistes. 

—  Societe  Botanique  de  Belgique. 

—  Societe  Chimique  de  Belgique. 

—  Societe  Entomologique  de  Belgique. 

—  Societe  Beige  de  Geologie,  de  Paleon tologie  et  d'Hydrologie. 

—  Societe  Zoologique  et  Malacologique. 
Bryn  Mawr  (Pennsylvania),  College. 

Budapest,  K.  Ungarische  Akademie  der  Wissenschaften. 

—  Association  internationale  de  sismologie. 

—  Ungarische  Ethnographische  Gesellschaft. 

—  K.  Ungarische  Geographische  Gesellschaft. 

—  K.  Ungarische  Gesellschaft  für  Naturwissenschaften. 

—  Ungarische  Volkswirtschaftliche  Gesellschaft. 

—  Landesrabbinerschule. 

—  Ungarisches  Nationalmuseum. 

—  Ungarische  Geologische  Reichsanstalt. 

—  Reichsanstalt  für  Meteorologie  und  Erdmagnetismus. 

—  Statistisches  Bureau. 

—  K.  Ungarische  Ornithologische  Zentrale. 
Buenos  Aires,  Museo  Nacional. 

—  Archivo  Publico  Nacional. 

—  Instituto  geografico  militar. 

—  Oficina  Meteorologica  Argentina. 

—  Sociedad  cientifica. 

—  Deutsche  Akademische  Vereinigung. 
Buffalo,  Society  of  Natural  sciences. 
Buitenzorg,  Department  van  Landbouw. 


178  Tauschliste 

Bukarest,  Academia  Romäna. 

—  Observatorul  astr.  §i  meteor. 

—  Societe  des  Sciences  (Societatea  de  §tiinte). 
Burghausen,  K.  Gymnasium. 

Bulawayo,  Rhodesia  Museum. 
Burma  (India),  Archaeological  Survey. 
Caen,  Societe  Linneenne  de  Normandie. 
Cairo,  Institut  lilgyptien. 

—  Universite  lilgyptienne. 

—  Ministry  of  Finance. 

Calcutta,  Meteorological  Departement. 

—  Indian  Museum. 

—  Mathematical  Society. 

—  Botanical  Survey. 

—  Asiatic  Society  of  Bengal. 

—  Indian  Association  for  the  Cultivation  of  Science. 

—  Board  of  Scientific  Advice  for  India. 

—  Sanscrit  College. 

—  Imperial  Department  of  agriculture. 

—  Archaeological  Survey. 

—  Survey  of  India. 

—  Geological  Survey  of  India. 
Cambrai,  Societe  d'^mulation. 
Cambridge  (England),  Observatory. 

—  Antiquarian  Society. 

—  Philosophical  Society. 

Cambridge  (Mass.),  Museum  of  Comparative  Zoology. 

—  Astronomical  Observatory. 

—  Tufts  College. 

—  Peabody  Museum  of  American  Archaeology  and  Ethnology. 
Capstadt,  Public  Library. 

—  South  African  Association  of  Science. 

—  Geological  Commission. 

—  South  African  Museum. 

—  R.  Society  of  South  Africa. 

—  Geodetic  Survey  of  South  Africa. 
Catania,  Accad.  Gioenia  di  scienze  naturali. 

—  Societä  degli  spettroscopisti. 

—  Societä  di  storia  patria  per  la  Sicilia  Orientale. 
Chalons  s.  S.,  Societe  d'Histoire  et  d'Archeologie. 

Charkow,   Gesellschaft  für  physikalische  und  chemische  Wissenschaften. 

—  Societe  Mathematique  (Matemat.  Obscestvo). 

—  Universitäts-Bibliothek. 


Tauschliste  179 

Charlottenburg,  Physikalisch-Technische  Reichsanstalt. 

—  K.  Preußisches  Hausarchiv. 
Chäteau-Thierry,  Societe  Historique  et  Archeologique. 
Cherbourg,  Societe  des  sciences  naturelles. 
Chicago,  Academy  of  Sciences. 

—  Deutsch-Amerikanische  Historische  Gesellschaft. 
Chicago,  University  Library. 

—  Field  Museum  of  Natural  History. 

—  John  Crerar  Library. 
Christiania,  Norske  Geogr.  Selskab. 

—  Videnskabs  Selskabet. 

—  Universitäts-Bibliothek. 

Chur,  Historisch- Antiquarische  Gesellschaft  für  Graubünden. 

—  Naturforschende  Gesellschaft  für  Graubünden. 
Cincinnati,  Lloyd  Library  and  Museum. 

—  Observatory  (Mount  Lookout). 

—  Society  of  Natural  History. 

—  University  Library. 

Clarement  (Californien),  Pomona  College. 
Clermont-Ferrand,  Bibliotheque  Universitaire. 
Cleveland,  Archaeol.  Institute  of  America. 

—  Physical  Laboratory. 
Coimbra,  Sociedade  Broteriana. 

Cold  Spring  Harbor,  Biological  laboratory. 

—  Station  of  Experimental  Station. 
Colmar,  Naturhistorische  Gesellschaft. 
Colombo  (Ceylon),  Museum. 

—  Department  of  agriculture. 
Columbia  (Missouri),  University-Library. 

—  Laws  Observatory. 

Como,  Societä  Storica  Comense. 
Concarneau,  Laboratoire  maritime. 
Czernowitz,  Akademische  Lesehalle. 

—  Universitäts-Bibliothek. 

Danzig,  Westpreußischer  Geschichtsverein. 

—  Naturforschende  Gesellschaft. 

—  K.  Technische  Hochschule. 

—  Verein  für  Herstellung  der  Marienburg. 

—  Westpreußischer  botanisch-zoologischer  Verein. 

Darmstadt,  Historischer  Verein  für  Hessen  (durch  die  Hofbibliothek). 

—  Historische  Kommission  für  das  Großherzogtum  Hessen. 
Davenport  (Jowa  V.  St.),  Academy  of  Natural  Sciences. 


180  Tauschliste 

Davos,  Meteorologische  Station. 

Dehra-Dun  (India),  Trigonometrical  Sürvey. 

Delft,  Technische  Hochschule. 

Denver  (Colorado),  Col.  Scientific  Society. 

Des  Moines  (Jowa  V.  St.),  Geological  Survey. 

Dessau,  Verein  für  Anhaltische  Geschichte  und  Altertumskunde. 

Dijon,  Aeademie  des  Sciences. 

Dijon,  Societe  Bourguignonne  de  Geographie  et  d'Histoire. 

Dillingen,  Historischer  Verein. 

—  K.  Gymnasium. 

Disko  (Grönland),  Danske  arktiske  Station. 

Donaueschingen,  Verein  für  Geschichte  und  Naturgeschichte  der  Baar. 

Douai,  Societe  d'Agriculture,  Sciences  et  Arts. 

—  Union  Geographique  du  Nord  de  la  France. 
Donauwörth,  Historischer  Verein. 

Draguignan,  Societe  d'^tudes  Scientifiques  et  Archeologiques. 
Dresden,  K.  Sächsischer  Altertumsverein. 

—  K.  Sächsische  Landes- Wetterwarte. 

—  Flora,  K.  Sächsische  Gesellschaft  für  Botanik  und  Gartenbau. 

—  Redaktion  des  „ Journal  für  praktische  Chemie". 

—  Verein  für  Erdkunde. 

—  Verein  für  die  Geschichte  Dresdens. 
Drontheim,  Norske  Videnskabens-Selskab. 
Dublin,  Royal  Irish  Academy. 

—  Royal  Dublin  Society. 
Dünkirchen,  Societe  Dunkerquoise. 
Dürkheim,  Pollichia. 

—  K.  Progymnasium. 

Easton  (Pennsylvania),  American  Chemical  Society. 
Edinburgh,  R.  College  of  Physicians. 

—  R.  Botanic  Garden. 

—  Observatory. 

—  Botanical  Society. 

—  R.  Scottish  Geographical  Society. 

—  R.  Society. 

—  Geological  Society. 

—  Mathematical  Society. 

—  R.  Physical  Society. 

—  Scottish  Microscopical  Society. 
Eichstätt,  K.  Bibliothek. 

—  K.  Gymnasium. 

Einbeck,  Verein  für  Geschichte  und  Altertümer. 


Tauschliste  181 

Einsiedeln,  Stiftsbibliothek. 

Eisenach,  Gymnasium. 

Eisenberg  (S.-A.),  Geschichts-  und  Altertumsforscherverein. 

Eisleben,  Verein  für  Geschichte  und  Altertümer  der  Grafschaft  Mansfeld. 

Emden,  Naturforschende  Gesellschaft. 

—  Gesellschaft  für  bildende  Kunst  und  vaterländische  Altertümer. 
Erfurt,  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften. 

—  Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde  von  Erfurt. 
Erlangen,  K.  Gymnasium. 

—  K.  Universitäts-Bibliothek. 

—  Historisches  Seminar  der  Universität. 
Ettal,  Gymnasialbibliothek. 

Evreux,  Societe  libre  d'agriculture,  sciences,  arts  et  belles-lettres. 
Ferrara,  Accademia  di  scienze  mediche. 
Fiume,  Deputazione  Fiumana  di  storia  patria. 
Florenz,  R.  Accademia  dei  Georgofili. 

—  Biblioteca  Nazionale. 

—  Societä  Asiatica  Italiana. 

—  R.  Istituto  di  studj  superiori  pratici  e  di  perfezionamento. 
Frankfurt  a.  M.,  Senckenbergische  Naturforschende  Gesellschaft. 

—  Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde. 

—  Römisch-Germanische  Kommission  des  K.  Deutschen  Archäologischen 
Instituts. 

—  Physikalischer  Verein. 

Frankfurt  a.  0.,  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  den  Regierungsbezirk 

Frankfurt  a.  0. 
Frauenfeld  (Schweiz),  Thurgauische  Naturforschende  Gesellschaft. 
Freiburg  i.  Br.,  Naturforschende  Gesellschaft. 

—  Breisgauverein  „Schau  ins  Land". 

—  Kirchengeschichtlicher  Verein. 

—  Universitäts-Bibliothek. 

Freiburg  (Schweiz),  Universitäts-Bibliothek. 
Freising,  K.  Gymnasium. 

—  K.  Realschule. 

—  K.  Lyzealbibliothek. 
Friedberg  (Hessen),  Geschichtsverein. 
Friedrichshafen,  Verein  zur  Geschichte  des  Bodensees. 
Fürth,  K.  Gymnasium. 

Fulda,  Verein  für  Naturkunde. 

Geestemünde,  Männer  vom  Morgenstern. 

Geneva  (New  York  V.  St.),  Agricultural  Experiment  Station. 

Genf,  Conversatoire  et  Jardin  Botanique. 

—  Institut  National  Genevois. 


182  Tauschliste 

Genf,  Journal  de  Chimie,  Physique. 

—  Observatoire. 

—  Societe  d'Histoire  et  d'Archeologie. 

—  Societe*  de  Physique  et  d'Histoire  Naturelle. 

—  Universität. 

—  Schweiz,  paläontologische  Gesellschaft. 

Gent,  Vlaarasche  Akademie  van  taal-  en  letterkunde. 

—  Het  Vlaamsch  Natur-  en  geneeskundig  Congres. 
Gent,  Kruidkundig  genootschap  Dodonaea. 

Genua,  Museo  Civico  di  Storia  Naturale. 
Giessen,  Oberhessischer  Geschichtsverein. 

—  Gesellschaft  für  Erd-  und  Völkerkunde  Gießen. 

—  Oberhessische  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde. 

—  Universitäts-Bibliothek. 
Glasgow,  Geological  Society. 

Görlitz,  Oberlausitzer  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 

—  Naturforschende  Gesellschaft. 
Göttingen,  K.  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 

—  Universitäts-Bibliothek. 
Gotha,  Herzogliche  Bibliothek. 
Gothenburg,  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 

Granville  (Ohio),  Scientific  Association  of  Denison  University. 
Graz,  Universitäts-Bibliothek. 

—  Historischer  Verein  für  Steiermark. 

—  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Steiermark. 
Greifswald,  Rügisch-Pommerscher  Geschichtsverein. 

—  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Neu- Vorpommern. 
Greiz,  Verein  der  Naturfreunde. 

Grenoble,  Academie  Delphinale. 

—  Societe  de  statistique  des  sciences  naturelles  et  des  arts  industriels. 

—  Universite. 

Grimma,  Fürsten-  und  Landesschule. 
Groningen,  Astronomisches  Laboratorium. 
Guben,  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Altertumskunde. 
Gueret,  Societe  des  Sciences  Naturelles  et  Archeologiques. 
Gunzenhausen,  K.  Realschule. 

Haag,  K.  Instituut  voor  de  taal-,  land-  en  volkenkunde  von  Nederlandsch- 
Indie. 

—  Gesellschaft  zur  Verteidigung  der  christlichen  Religion. 

—  Fondation  pour  l'internationalisme. 

Haarlem,  Hollandsche  Maatschappij  der  Wetenschappen. 

—  Musee  Teyler. 


Tauschliste  183 

Habana,  Sociedad  economica  de  amigos  del  pais. 

Halifax,  Nova  Scotian  Institute  of  Science. 

Hall  (Tirol),  K.  K.  Franz  Joseph-Gymnasium. 

Hall    (Württemberg),    Historischer    Verein    für    die    Württembergischen 

Franken. 
Halle,  Kaiserl.  Leop.-Karol.  Deutsche  Akademie  der  Naturforscher. 

—  Deutsche  Morgenländische  Gesellschaft. 

—  Naturforschende  Gesellschaft. 

Halle,  Thüringisch-Sächsischer  Verein  für  Erforschung  des  vaterländischen 

Altertums. 
Halle  a.  S.,   Naturwissenschaftlicher  Verein   für  Sachsen  und  Thüringen. 

—  Universitäts-Bibliothek. 

—  Thüringisch-Sächsischer  Verein  für  Erforschung  des  vaterländischen 

Altertums. 
Hamburg,  Mathematische  Gesellschaft. 

—  Deutsche  Seewarte. 

—  Verein  für  Hamburgische  Geschichte. 

—  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

—  Stadt-Bibliothek. 

—  Hauptstation  für  Erdbebenforschung. 

—  Sternwarte. 

—  Verein  für  naturwissenschaftliche  Unterhaltung. 
Hanau,  Geschichtsverein. 

—  Wetterauische  Gesellschaft  für  die  gesamte  Naturkunde. 
Hannover,  Naturhistorische  Gesellschaft. 

—  Verein  für  Geschichte  der  Stadt  Hannover. 

—  Historischer  Verein  für  Niedersachsen. 

—  Technische  Hochschule. 

HanoY,  ßcole  Francaise  de  l'Extreme-Orient. 

Hartford  (Connect.),  Geological  and  Natural  History  Survey. 

Heidelberg,  Akademie  der  Wissenschaften. 

—  Historisch-Philosophischer  Verein.       H 

—  Großherzogliche  Sternwarte. 

—  Universitäts-Bibliothek. 

—  Naturhistorisch-Medizinischer  Verein. 

—  Reichs-Limes-Kommission. 
Helgoland,  Biologische  Anstalt. 

Helsingfors,  Finnische  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 

—  Finnische  Altertumsgesellschaft. 

—  Commission  geologique  de  Finlande. 

—  Institut  Meteorologique  Central. 

—  Finnische  Literaturgesollschaft. 

—  Geograf.  föreningen  in  Finland. 


184  Tauschliste 

Helsingfors,  Suomen  Historiallinen  Seura. 

—  Sällskapet  för  Finl.  geografi  (Gesellschaft  zur  Erforschung  der  Geo- 

graphie Finnlands). 

—  Finnländische  Gesellschaft  der  Wissenschaften  (Societas  Scientiarum 

Fennica). 

—  Societas  pro  fauna  et  flora  Fennica. 

—  Universitäts-Bibliothek. 

—  Senats-Druckerei. 

—  Schwedische  Literaturgesellschaft. 

Hendaye  (Basses-Pyrenees),  Observatoire  d'Abbadia. 
Hermannstadt,  Verein  für  siebenbürgische  Landeskunde. 

—  Siebenbürgischer  Verein  für  Naturwissenschaften. 
Herzogenburg,  Stifts-Bibliothek. 

Hildburghausen,  Verein  für  Sachsen-Meiningische  Geschichte. 

Hobart-Town,  R.  Society  of  Tasmania. 

Hohenleuben,  Voigtländischer  Altertumsforscherverein. 

Homburg  i.  Pf.,  K.  Progymnasium. 

Iglo,  Ungarischer  Karpathen- Verein. 

Indianopolis,  Academy  of  Sciences. 

Ingolstadt,  K.  Gymnasium. 

—  Historischer  Verein. 
Innsbruck,  Ferdinandeum. 

—  Naturwissenschaftlich-Medizinischer  Verein. 

Irkutsk,  K.  Geographische  Gesellschaft  (Ostsibirische  Abteilung). 
Ithaca,  Journal  of  Physical  Chemistry. 
Jassy,  Societatea  de  Stinti. 

—  Societe  des  Medecins  et  Naturalistes. 
Jefferson,  Missouri  Bureau  of  geology  and  mines. 
Jekaterinburg,  Oural-Societe  d' Amateurs  des  Sciences  Naturelles. 
Jena,  Medizinal-Naturwissenschaftliche  Gesellschaft. 

—  Geographische  Gesellschaft. 

—  Verein  für  Thüringische  Geschichte  und  Altertumskunde. 

—  Naturwissenschaftliche  Wochenschrift. 
Johannesburg,  Geological  Society  of  South  Africa. 

—  Transvaal  meteorological  Departement. 

—  Union  Observatory. 

Jurjew,  Gelehrte  Estnische  Gesellschaft. 

—  Naturforscher-Gesellschaft  an  der  Kaiserlichen  Universität. 

—  Universitäts-Bibliothek. 

—  Observatorium. 

Kahla,  Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde. 
Kaiserslautern,  K.  Gymnasium. 


Tauschliste  185 

Karlsruhe,    Direktion    der    Badischen    Sammlungen    für  Altertums-    und 
Völkerkunde. 

—  Großh.  Technische  Hochschule. 

—  Badische  Historische  Kommission. 

—  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

--  Zentralbureau  für  Meteorologie  und  Hydrographie. 
Kasan,  Physikalisch-Mathematische  Gesellschaft. 

—  Gesellschaft  der  Naturforscher. 

—  Universitäts-Bibliothek. 

Kassel,  Verein  für  Hessische  Geschichte  und  Landeskunde. 

—  Verein  für  Naturkunde. 
Kaufbeuren,  Verein  „Heimat". 

—  K.  Progymnasium. 
Kempten,  K.  Gymnasium. 

—  Stadt-Bibliothek. 

Kew  bei  London,  R.  Botanical  Garden. 

Kiel,  Gesellschaft  für  Schleswig-Holsteinische  Geschichte. 

—  Universitäts-Bibliothek. 

—  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schleswig-Holstein. 

—  Anthropologischer  Verein  in  Schleswig-Holstein. 

—  Sternwarte. 

Kiew,  Polytechnisches  Institut  Kaiser  Alexander  II. 

—  Gesellschaft  der  Naturforscher  (Universität). 

—  Ukrainische  Gesellschaft  der  Wissenschaften  (Medizinische  Sektion). 

—  Universität. 

Kischlneff,  Naturforschende  Gesellschaft. 

Klagenfurt,  Landesmuseum. 

Klausenburg,  Siebenbürgischer  Museums  verein. 

—  Fontes  rerum  Transylvanicarum. 
Köln,  Historisches  Archiv  der  Stadt  Köln. 

—  Gesellschaft  für  rheinische  Geschichtskunde. 
Königsberg  (Preußen),  Altertumsgesellschaft  „Prussia". 

—  Physikalisch-Ökonomische  Gesellschaft. 

—  K.  Universitäts-Bibliothek. 

—  K.  Universitäts-Sternwarte. 
Konstantinopel,  Institut  d'Histoire  Ottomane. 
Kopenhagen,  Akademie  der  Wissenschaften. 

—  Carlsberg-Laboratorium. 

—  Botanisk  Haves  Bibliothek. 

—  Gesellschaft  für  Nordische  Altertumskunde. 

—  Kommissionen  for  Havunders  ögelser. 

—  Astronomisches  Observatorium. 

—  Conseil  permanent  International  pour  rKxploration  de  la  Mer. 


186  Tauschliste 

Kopenhagen,  Dänische  biologische  Station. 

—  Sternwarte. 

Krakau,  Kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften. 

—  Historische  Gesellschaft. 

—  Numismatische  Gesellschaft. 

—  Universität. 

Kyoto  (Japan),  University. 
Lahore,  Archaeological  Survey. 
Laibach,  Musealverein  für  Krain. 
Landau,  K.  Gymnasium. 
Landsberg  a.  L.,  K.  Realschule. 
Landshut,  Historischer  Verein. 

—  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

—  K.  Gymnasium. 

Langres,  Societe  Historique  et  Archeologique. 
Lausanne,  Redaction  des  „ Bulletin  d'astronomie". 

—  Societe  d'Histoire  de  la  Suisse  Romande. 

—  Societe  Vaudoise  des  Sciences  Naturelles. 

—  Institut  agricole. 

Laval,  Commission  Historique  et  Archeologique. 
Lawrence,  University  of  Kansas. 
Le  Hävre,  Societe  Havraise  d'Etudes  diverses. 
Leiden,  Maatschappij  der  nederl.  letterkunde. 

—  Redaction  des  Museum. 

—  s'Rijks  Herbarium. 

—  Sternwarte. 

—  Universitäts-Bibliothek. 

—  Physikalisches  Laboratorium  der  Universität. 

Leipzig,  Redaktion  der  „Beiblätter  zu  den  Annalen  der  Physik". 

—  K.  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 

—  Gesellschaft  für  Erdkunde. 

—  Fürstl.  Jablonowskische  Gesellschaft. 

—  Akademische  Lesehalle. 

—  Literarisches  Zentralblatt  für  Deutschland. 

—  Thomasschule. 

Leisnig  (Sachsen),  Geschichts-  und  Altertums  verein. 
Le  Mans,  Academie  Int.  de  Geographie  Botanique. 
Lemberg,  Sevcenko-Gesellschaft. 

—  Towarzystwo  dla  popierania  nauki  polskiej  (Societe  pour  l'avancement 

des  sciences). 

—  Universitäts-Bibliothek. 

—  Verein  für  Volkskunde. 

Leoben,  K.  K.  Montanistische  Hochschule. 


Tauschliste  187 


Lexington,  Transylvania  University  (Kentucky). 
Lille,  Commission  Historique  du  Nord. 

—  Societe  Geologique  du  Nord. 

—  Bibliotheque  de  l'Universite. 

Lima,  Cuerpo  de  ingenieros  de  minas  del  Peru. 

—  Sociedad  geografica. 

Lincoln,  University  of  Nebraska  Library. 

—  University  Library. 

Lindenberg,  Aeronautisches  Observatorium. 

Linz,  Museum  Francisco-Carolinum. 

Lissabon,  Academie  des  Sciences  de  Portugal. 

—  Commissäo  do  Servico  Geologico. 

—  Sociedade  de  Geographia. 

—  Sociedade  Portuguesa  de  Sciencias  Naturales. 
Liverpool,  School  of  Tropical  Medicine. 

—  Literary  and  philosophical  Society. 
Löwen,  Redaktion  von  „La  Cellule". 

—  Universite  Catholique. 

—  Societe  Scientifique  de  Bruxelles. 
Lohr,  K.  Gymnasium. 

London,  British  Academy. 

—  British  Astronomial  Association. 

—  »The  llluminating  Engineer". 

—  R.  Institution  of  Great  Britain. 

—  India  Office. 

—  R.  Patent  Office  Library. 

—  Royal  Society. 

—  R.  Society  of  Arts. 

—  R.  Astronomical  Society. 

—  Chemical  Society. 

—  Faraday  Society. 

—  R.  Geographical  Society. 

—  Geological  Society. 

—  Society  of  Chemical  Industry. 

—  Linnean  Society. 

—  Mathematical  Society. 

—  Microscopical  Society. 

—  Zoological  Society. 

—  Nature. 

—  Meteorological  Office. 

—  University. 
Lons-Ie-Saunier,  Societe  d'Kmulation. 

Lucca,  Accademia  delle  Scienze,  Lettere  ed  Arti. 


188  Tauschliste 

Ludwigshafen,  K.  Gymnasium. 

—  K.  Oberrealschule. 

Lübeck,  Naturhistorisches  Museum. 

Lüneburg,  Museumsverein. 

Lüttich,  Societe  Archeologique  Liegois. 

—  Societe  Geologique  de  Belgique. 

—  Societe  Royale  des  Sciences. 

—  Institut  Botanique  de  l'Universite. 

—  Societe  de  litterature  wallone. 
Lund,  Kulturhist.  förening  och  Museum. 

—  Redaktion  v.  „Botaniska  Notiser". 

—  Universität. 

Luxemburg,  Institut  Grand-Ducal. 

—  Societe  des  Naturalistes  Luxembergeois. 
Luzern,  Naturforschende  Gesellschaft. 

—  Historischer  Verein  der  5  Orte. 

Lyon,  Academie  des  Sciences,  Beiles  Lettres  et  Arts. 

—  Comite  du  „Bulletin  historique". 

—  Museum  des  Sciences  Naturelles. 

—  Societe  d'Agriculture,  Hist.  Nat.  et  Arts  Utiles. 

—  Societe  Linneenne. 

—  Societe  Litteraire,  Historique  et  Archeologique. 

—  Universite. 
Mäcon,  Academie. 

Madison,  Wisconsin  Academy  of  Sciences. 

—  Wisconsin  Geological  and  Natural  History  Survey. 

—  Washburne  Observatory  of  the  University  of  Wisconsin. 
Madras,  Government  Museum. 

—  Government. 

—  Kodaikanal  and  Madras  Observatories. 

—  Archaeological  Department. 

—  Meteorological  Department. 
Madrid,  R.  Academia  de  ciencias  exactas. 

—  R.  Academia  de  la  Historia  de  Espana. 

—  Sociedad  Espanola  de  Fisica  y  Quimica. 
Magdeburg,  Museum  für  Natur-  und  Heimatkunde. 

—  Naturwissenschaftlicher  Verein. 
Mailand,  Archivio  storico  civico. 

—  R.  Instituto  Lambardo  di  Scienze,  Lettere  et  Arti. 

—  R.  Osservatorio  Astronomico  di  Brera. 

—  Societä  Italiana  di  Scienze  Naturali. 

—  Societä  Storica  Lombarda. 

—  Societä  lombarda  di  Scienze  mediche  e  biologiche. 


Tauschliste  189 

Mainz,  Stadtbibliothek. 

Manchester  (England),  Literary  and  Philosophical  Society. 

—  Museum. 

—  Victoria  University  Library. 
Mannheim,  Alterturasverein. 

—  Verein  für  Naturkunde. 
Mantua,  Accademia  Virgiliana. 
Marbach,  Schwäbischer  Schillerverein. 
Marburg,  Universitäts-Bibliothek. 

—  Gesellschaft  zur  Beförderung  der  Naturwissenschaften. 
Maredsous  (Belgien),  Abbaye. 

Marienwerder,  Historischer  Verein. 

Marnheim  (Pfalz),  Realanstalt  am  Donnersberg. 

Marseille,  Faculte  des  Sciences. 

—  Museum  d'Histoire  Naturelle. 

Meiningen,  Hennebergischer  Altertumsforscher-Verein. 

—  Öffentliche  Bibliothek. 

Meissen,  Fürsten-  und  Landesschule  St.  Afra. 

—  Verein  für  Geschichte  der  Stadt  Meißen. 

—  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft  „Isis". 
Melbourne,  Nationalmuseum. 

—  Commonwealth   of  Australia. 

—  R.  Societe  of  Victoria. 

—  Mines  Departement. 
Memmingen,  Stadt-Bibliothek. 
Messina,  Accademia  Peloritana. 
Metten,  K.  Gymnasium. 

Metz,  Academie  des  Sciences. 

—  Gesellschaft  für  Lothringische  Geschichte  und  Altertumskunde. 

—  Verein  für  Erdkunde. 
Mexico,  Instituto  Geolögico. 

—  Museo  Nacional. 

—  Observatorio  astronomico  Nacional. 

—  Observatorio  Meteorologico  Magnetico  Central. 

—  Sociedad  Cientifica  „Ant.  Alzate". 

—  Sociedad  Geologica  Mexicana. 

—  Sociedad  de  geografia. 

—  Sociedad  Mexicana  de  Historia  natural. 

—  Biblioteca  Nacional. 

—  Comite  Nacional  Mexicano. 

—  Escuela  Nacional  Preparatoria. 

Middelburg,  Seeländische  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 
Jahrbuch  1913. 


190  Tauschliste 

Milwaukee,  Public  Museum. 

Minneapolis  (Minnesota),  Minnesota  Academy  of  Sciences. 

—  Geological  and  Natural  History  Survey. 
Missoula,  University  Library  of  Montana. 

Mitau,  Kurländische  Gesellschaft  für  Literatur  und  Kunst. 
Modena,  R.  Accademia  di  Scienze,  Lettere  ed  Arti. 

—  Societä  dei  Naturalisti  e  Matematici. 

Mölln,  Verein  für  Geschichte  des  Herzogtums  Lauenburg. 
Monaco,  Musee  et  institut  oceanographique. 
Montbeliard,  Societe  d'ßmulation. 
Montecassino,  Bibliothek  des  Klosters. 

—  Archivio. 

Montevideo,  Museo  de  Historia  Natural. 

—  Direccion  de  estadistica  de  Uruguay. 
Montpellier,  Academie  des  Sciences  et  Lettres. 

—  Societe  Archeologique. 

—  Societe  de  Geographie. 

—  Universite. 

Montreal,  Numismatic  and  Antiquarian  Society. 
Moskau,  Archäologische  Gesellschaft. 

—  Historisch-Antiquarische  Gesellschaft. 

—  Mathematische  Gesellschaft. 

—  Lazarevsches  Institut  für  morgenländische  Sprachen. 

—  Öffentl.  und  Rumjantzovsches  Museum. 

—  Societe   des   amis  d'Histoire  Naturelle,   d'Anthropologie   et  d'Ethno- 

graphie. 

—  Societe  Imperiale  des  Naturalistes. 

—  Meteorologisches  Observatorium  der  K.  Universität. 

—  Universitäts-Bibliothek. 
Mount-Hamilton,  Lick  Observatory. 
Mühlhausen  i.  E.,  Historisches  Museum. 
München,  K.  Allgemeines  Reichsarchiv. 

—  Anthropologische  Gesellschaft. 

—  Armee-Bibliothek. 

—  Ärztlicher  Verein. 

—  Benediktiner-Stift  ,St.  Bonifaz". 

—  Bibliothek  der  Professoren  des  K.  Kadettenkorps. 

—  Deutsches   Museum   von   Meisterwerken   der   Naturwissenschaft  und 

Technik. 

—  Flurbereinigungs-Kommission. 

—  Franziskanerkloster. 

—  K.  Geheimes  Hausarchiv. 

—  K.  Geheimes  Staatsarchiv. 


Tauschliste  191 

München,  Georgianum. 

—  K.  Gisela-Kreis-Realschule. 

—  K.  Hof-  und  Staatsbibliothek. 

—  Historisches  Seminar  der  K.  Universität. 

—  Historischer  Verein  von  Oberbayern. 

—  Hydrotechnisches  Bureau. 

—  Kirchenhistorisches  Seminar  der  K.  Universität. 

—  Kommission  für  internationale  Erdmessung. 

—  K.  Kreisarchiv. 

—  Landtagsarchiv. 

—  Landwirtschaftliche  Zentral-Versuchsstation. 

—  K.  Ludwigs-Gymnasium. 

—  K.  Luitpold-Gymnasium. 

—  K.  Luitpold-Kreis-Oberrealschule. 

—  K.  Ludwigs-Kreis-Realschule. 

—  Lehr-  und  Versuchsanstalt  für  Photographie. 

—  K.  Maximilians-Gymnasium. 

—  K.  Maximilianeum. 

—  Magistrats-Bibliothek. 

—  K.  Maria  Theresia-Kreis-Realschule. 

—  Metropolitan-Kapitel. 

—  K.  Meteorologische  Zentralstation. 

—  K.  Museum  für  Abgüsse  klassischer  Bildwerke. 

—  K.  Nationalmuseum. 

—  Oberbergamt. 

—  Ornithologische  Gesellschaft, 

—  Philologisches  Seminar  der  K.  Universität. 

—  Polytechnischer  Verein. 

—  K.  Post-Kommission. 

—  K.  Real-Gymnasium. 

—  Staatsministerium  des  Innern. 

—  Staatsministerium  für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten. 

—  Staatsministerium  für  Verkehrsangelegenheiten. 

—  Stadt-Archiv. 

—  Städtische  Volksbibliothek. 

—  Statistisches  Amt. 

—  K.  Sternwarte. 

—  K.  Theresien-Gymnasium. 

—  K.  Technische  Hochschule. 

—  K.  Universitäts-Bibliothek. 

—  Thesaurus  linguae  Latinae. 

—  K.  Wilhelms-Gymnasium. 
Münnerstadt,  K.  Gymnasium. 

13* 


192  Tauschliste 

Münster,  Westfälischer  Provinzialverein  für  Wissenschaft  und  Kunst. 

—  K.  (Paulinische)  Universitäts-Bibliothek. 

—  Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde  Westfalens. 
Nancy,  Academie  de  Stanislas. 

—  Societe  d'Archeologie  Lorraine  et  du  Musee  Historique  Lorrain. 

—  Societe  des  Sciences. 

Nantes,  Societe  des  Sciences  Naturelles  de  l'Ouest  de  la  France. 
Narbonne,  Commission  Archeologique. 
Neapel,  Instituto  d'lncoraggiamento. 

—  Societä  R.  di  Napoli. 
Neapel,  Stazione  Zoologica. 

—  Städtische  Archäologische  Kommission. 
Neisse,  Philomathie. 

Neuburg,  K.  Gymnasium. 

—  K.  Kreisarchiv. 

—  K.  Kreis-Bibliothek. 

—  Historischer  Verein. 
Neuchätel,  Academie. 

—  Societe  Neuchäteloise  de  Geographie. 

—  Societe  des  Sciences  Naturelles. 
Neumarkt  I.  0.,  Historischer  Verein. 
Neustadt  a.  H.,  K.  Gymnasium. 

Newcastle   upon  Tyne,   North   of  England   Institute   of  Mining  and  Me- 

chanical  Engineers. 
New  Haven,  American  Oriental  Society. 

—  Yale  University  Library. 

—  Astronomical  Yale  Observatory. 

—  Connecticut  Academy  of  arts  and  sciences. 
New  Orleans,  Louisiana  State  Museum. 

New  York,  Academy  of  Sciences. 

—  American  Association  of  genito-urinary  surgeons. 

—  American  Philological  Association. 

—  American  Museum  of  Natural  History. 

—  Botanical  Garden  Library. 

—  Rockefeller  Institute  for  medical  research. 

—  Theological  Seminary  of  America. 

—  American  Geographical  Society. 

—  American  Jewish  Historical  Society. 

—  American  Mathematical  Society. 

—  Geological  Society  of  America. 

—  Zoological  Society. 

Nijmwegen,  Nederl.  botan.  Vereenigung. 
Nimes,  Academie. 


Tauschliste  193 

Nizza,  Societe  des  Lettres,  Sciences  et  Arts. 

—  Observatoire  de  Nice. 
Nürnberg,  Stadtbibliothek. 

—  Naturhistorische  Gesellschaft. 

—  K.  Altes  Gymnasium. 

—  Germanisches  Nationalmuseum. 

—  Verein  für  Geschichte  der  Stadt  Nürnberg. 
Oberlin  (Ohio),  Oberlin  College  Library. 

Odessa,  Gesellschaft  für  Geschichte  und  Altertümer. 

—  Historisch-Philologische  Gesellschaft  an  der  Universität. 
Odessa,  Neurussische  Gesellschaft  der  Naturforscher. 

—  Universität. 

Offenbach,  Verein  für  Naturkunde. 
Orenburg,  K.  Russische  Geographische  Gesellschaft. 
Orleans,  Societe  Archeologique  de  l'Orleanais. 
Osnabrück,  Verein  für  Geschichte  und  Landeskunde. 
Ottawa,  Department  of  Mines. 

—  R.  Society  of  Canada. 

—  Department  of  Interior. 
Oxford,  English  Historical  Review. 

—  Radclyffe  Observatory. 

Paderborn,  Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde  Westfalens. 
Padua,  R.  Accademia  di  Scienze,  Lettere  ed  Arti. 

—  Accademia  Veneto-Trentino-Istriana. 

—  Museo  Civico. 

Palermo,  R.  Accademia  di  Scienze,  Lettere  e  Belle  Arti. 

—  Circolo  Matematico. 

—  Collegio  degli  Ingegneri. 

—  Societä  Siciliana  di  Scienze  naturale. 

—  Societä  di  Scienze  naturali  ed  economiche. 
Para  (Brasilien),  Museu  Goeldi. 

Parenzo,  Societä  Istriana  di  Archeologia  e  Storia  Patria. 

Paris,  Academie  de  Medecine. 

—  Academie  des  Sciences. 

—  Bibliotheque  Nationale. 

—  Comite  International  des  Poids  et  Mesures  (in  Sevres). 

—  Ecole  d' Anthropologie. 

—  ]£cole  Polytechnique. 

—  Institut  General  Psychologique. 

—  Ministere  de  l'instruction  publique. 

—  Moniteur  Scientifique. 

—  Musee  Guimet. 


1 94  Tauschliste 

Paris,  Musee  d'Histoire  Naturelle. 

—  La  Paix  et  le  Droit. 

—  Revue  Historique. 

—  Revue  des  Questions  Historiques. 

—  Revue  des  etudes  historiques. 

—  Societe  d' Anthropologie. 

—  Societe  Astronomique  de  France. 

—  Societe  de  Geographie. 

—  Societe  Mathematique  de  France. 

—  Societe  Meteorologique  de  France. 

—  Societe  de  Philosophie. 

—  Societe  Zoologique  de  France. 
Parma,  R.  Deputazione  di  Storia  patria. 
Pasing,  K.  Progymnasium. 

Passau,  K.  Kreis-  und  Studienbibliothek. 

—  K.  Lyzeum. 

Pavia,  Societä  Pavese  de  Storia  Patria. 
Peradeniya  (Ceylon),  R.  Botanic  Gardens. 
Perth,  Geological  Survey. 

Peshavar  (India),  Archeological  Survey  of  India. 
Petersburg,  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften. 

—  Berginstitut. 

—  Kais.  Bibliothek. 

—  Comite  Geologique. 

—  K.  Russ.  Archäologische  Gesellschaft  (Imp.  Russk.  Archeologiceskoje 

obscestvo). 

—  Kais.  Botanischer  Garten. 

—  Kais.  Russ.  Geographische  Gesellschaft. 

—  Kais.  Russ.  Mineralogische  Gesellschaft. 

—  Physikalisch-Chemische  Gesellschaft  bei  der  Universität. 

—  K.  Archäologische  Kommission  (Imp.  Arch.  Kommissija). 

—  Kais.  Universitäts-Bibliothek. 

—  Physikalisches  Zentral-Observatorium  Nicolas. 

—  Societe  des  naturalistes. 

—  Societe  des  chemins  de  fer  chinois  de  l'Est. 

—  Sect.  geologique  du  Cabinet  de  Sa  Majeste. 
Philadelphia,  Academy  of  Natural  Sciences. 

—  College  of  Pharmacy. 

—  Home  for  the  training  in  speech  of  deaf  children. 

—  Franklin  Institute. 

—  Pennsylvania  Museum  and  School  of  Industrial  Art. 

—  Geographica!  Society. 


Tauschliste  195 

Philadelphia,  Historical  Society  of  Pennsylvania. 

—  American  Philosophical  Society. 

—  University. 
Pirmasens,  K.  Gymnasium. 
Pisa,  Scuola  Normale  Superiore. 

—  Societä  Toscana  di  Scienze  naturali. 

—  Societä  Italiana  Fisica. 

—  Universitä. 

Pistoia,  R.  Deputatione  di  Storia  Patria. 

Plauen,  Altertumsverein. 

Plauen,  Gymnasium. 

Plymouth,  Marine  Biological  Association. 

Poitiers,  Societe  d'Agriculture,  Belles-Lettres,  Sciences  et  Arts. 

Pola,  Hydrographisches  Amt  der  K.  K.  Kriegsmarine. 

Portici,  R.  Scuola  Superiore  di  Agricoltura  (Laboratorio  di  Zoologia). 

Portland  (Maine),  Society  of  natural  history. 

Porto,  Accademia  Polytechnica. 

Posen,  Historische  Gesellschaft  der  Provinz  Posen. 

Potsdam,  K.  Preuß.  Geodätisches  Institut. 

—  Astrophysikalisches  Observatorium. 

—  Zentralbureau  der  internationalen  Erdmessung. 
Prag,  Böhmische  Kaiser  Franz  Josephs-Akademie. 

—  Gesellschaft    zur    Förderung    Deutscher   Wissenschaft,    Kunst-    und 

Litteratur  in  Böhmen. 

—  K.  Böhm.  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 

—  Böhmischer  Klub  für  die  Naturwissenschaften. 

—  K.  Böhm.  Landesarchiv. 

—  Germania. 

—  Lese-  und  Redehalle  der  Deutschen  Studenten. 

—  Lotos,  Deutscher  Naturwissenschaftlich-Medizin.  Verein  für  Böhmen. 

—  Museum  des  Königreichs  Böhmen. 

—  öechoslav.  Museum. 

—  K.  K.  Sternwarte. 

—  Verein  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen. 

—  Verein  Böhmischer  Mathematiker. 

—  Universität. 

Pressburg,  Verein  für  Natur-  und  Heilkunde. 
Pretoria,  Mines  department  (Geologie  Survey). 

—  Transvaal  meteorological  department. 
Princeton,  University  Observatory. 
Pulkowa,  Nikolai-Hauptsternwarte. 

Pusa,  Agricultural  Research  Institute  and  College. 


196  Tauschlisfee 

Quito,  Observatorio  astronoinico  y  meteorologico. 
Ravenna,  Bollettino  Storico  Romagnolo. 
Regensburg,  Botanische  Gesellschaft. 

—  K.  Neues  Gymnasium. 

—  Historischer  Verein. 

—  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

—  K.  Kreisbibliothek. 

—  K.  Lyzealbibliothek. 

—  Sternwarte. 
Reims,  Academie. 

Reno  (Nevada),  University. 

Riga,  Gesellschaft  für  Geschichte  und  Altertumskunde  der  Ostseeprovinzen. 

—  Naturforscher- Verein. 

Rio  di  Janeiro,  Biblioteca  nacional. 

—  Museu  nacional. 

—  Observatorio. 

Rochefort,  Societe  de  Geographie. 
Rochester,  Academy  of  Science. 
Rolla  (Missouri),  Bureau  of  geology  and  mines. 
Rom,  R.  Accademia  dei  Lincei. 

—  Accademia  Pontificiana  dei  nuovi  Lincei. 

—  Biblioteca  Apost.  Vaticana. 

—  R.  Comitato  Geologico  d'Italia. 

—  K.  Deutsches  Archäologisches  Institut. 

—  K.  K.  Österr.  Historisches  Institut. 

—  British  and  American  Archaeological  Society. 

—  Societa  Italiana  delle  Scienze  (detta  „dei  40"). 

—  Societa  Romana  di  Storia  Patria. 

—  Societa  Italiana  per  il  Progresso  delle  Scienze. 

—  Specola  Vaticana. 

—  R.  Ufficio  Centrale  Meteorologico  (al  Collegio  Romano). 

—  Ministerio  dell'  istruzione  publico. 

—  K.  Preuß.  Historisches  Institut. 
Rosenheim,  K.  Gymnasium. 
Rossleben,  Klosterschule. 

Rostock,  Naturforschende  Gesellschaft. 

—  K.  Universitäts-Bibliothek. 

Rotterdam,   Bataafsch   genootschap  d.  proefondervindelijke  Wiisbegeerte. 

—  Societe  Batave  de  philosophie  experimentale. 
Rouen,  Academie  des  Sciences  et  lettres. 
Rovereto,  R.  Accademia  degli  Agiati. 
Saarbrücken,  Historischer  Verein  für  die  Saargegend. 
Saargemünd,  K.  Gymnasium. 


Tauschliste  197 

Saint-Andrews  (Schottland),  University. 

St.  Brieue,  Association  Bretonne. 

Saint-Die,  Societe  Philomatique. 

Saintes,  Commission  des  Arts  et  Monuments  Historiques. 

St.  Etienne,  Societe  d'Agriculture,  Sciences  et  Belles-lettres. 

Saint  Louis,  Academy  of  Science. 

—  Missouri  Botanical  Garden. 

—  Missouri  Historical  Society. 
Salatiga,  Allgemeine  Proefstation. 
Salzburg,  K.  K.  Staats-Gymnasium. 

—  Gesellschaft  für  Salzburgische  Landeskunde. 
Salzburg,  Bibliothek  des  Stiftes  St.  Peter. 

Salzwedel,  Altmärkischer  Verein  für  Vaterländische  Geschichte. 
Sankt  Gallen,  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft. 

—  Historischer  Verein. 

—  Stiftsbibliothek. 

San  Fernando  (Cadiz),  Instituto  y  Observatorio  de  Marina. 

San  Francisco,  California  Academy  of  Sciences. 

Santiago  de  Chile,  Instituto  Meteorologico  y  geofisico  de  Chile. 

—  Observatorio  astronomico. 
Säo  Paulo,  Museu  Paulista. 

—  Sociedade  Scientifica. 
Sarajevo,  Landes-Museum. 

—  Bosnisch-Herzegowinische  Landesregierung. 
Sassari,  Biblioteca  dell'  Universitär 
Scheyern,  Benediktinerabtei. 

Schweinfurt,  Magistrat. 

—  K.  Gymnasium. 

—  K.  Realschule. 

Schweiklberg  (Niederbayern),  Kloster. 

Schwerin,  Verein  für  Mecklenburgische  Geschichte  und  Altertumskunde. 

Semur  en  Auxois,  Societe  des  Sciences  Historiques  et  Naturelles. 

Sendai,  Kais.  Universitäts-Bibliothek. 

Sevres,  Comite  International  des  Poids  et  Mesures. 

Shanghai,  North  China  Branch  of  the  R.  Asiatic  Society. 

Siena.  Accademia  dei  Fisiocritici. 

—  Deputazione  de  la  Storia  Patria. 
Simla,  Indian  Meteorological  Department. 

—  Office  of  archeology. 
Sofia,  Academie  des  Sciences. 

—  Universität. 

—  Societe  Archeologique  Bulgare. 


198  Tauschliste 

Sousse,  Societe  Archeologique. 
Spalato,  K.  K.  Archäologisches  Museum. 
Speier,  Historischer  Verein  der  Pfalz. 

—  K.  Gymnasium. 

—  K.  Kreisarchiv. 

—  K.  Realschule. 

Stade,   Verein  für  Geschichte  und  Altertümer  der  Herzogtümer  Bremen 

und  Verden  und  des  Landes  Hadeln. 
Stanford  (Leland  Stanford,  California)  University. 
Stavanger,  Museum. 

Stettin,  Gesellschaft  für  Pommersche  Geschichte. 
Stockholm,  K.  Svenska  vetenskaps-akademien. 
Stockholm,  K.  Bibliothek. 

—  K.  Vitterhets  Historie  och  Antikvitets  Akademien. 

—  K.  landtbruksakademie. 

—  Entomologiska  föreningen. 

—  Geologiska  föreningen. 

—  Nationalekon.  föreningen. 

—  Schwedische  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Geographie. 

—  Nordiska  Museet. 

—  Reichsarchiv. 

—  Sveriges  geologiska  Undersökning. 

—  Forstliche  Versuchsanstalt  Schwedens. 

—  Svenska  litteratursälskapet. 
Stonyhurst  (England)  Observatory. 
Strassburg  i.  E.,  Wissenschaftliche  Gesellschaft. 

—  Seminar  für  neuere  Geschichte  an  der  Universität. 

—  Internationale  Kommission  für  wissenschaftliche  Luftschiffahrt. 

—  K.  Hauptstation  für  Erdbebenforschung. 

—  Universitäts-Bibliothek. 

—  Universitäts-Sternwarte. 
Straubing,  K.  Gymnasium. 

—  Historischer  Verein. 
Stuttgart,  K.  Landesbibliothek 

—  Statistisches  Landesamt. 

—  K.  Haus-  und  Staatsarchiv. 

—  Württembergische  Kommission  für  Landesgeschichte. 
Sunderland,  West  Hendon  House  Observatory. 

Sydney,  Australian  Museum. 

—  Linnean  Society  of  New  South  Wales. 

—  R.  Society  of  New  South  Wales. 

—  Geological  Survey  of  New  South  Wales. 

—  Austral.  Association  for  the  advancement  of  science. 


Tauschliste  199 

Sydney,  National  Art  Gallery. 
Tacubaya,  Observatorio  Astronom.  Nacional. 
Taihoku,  Government  of  Formosa. 

Taschkent,  Turkestanische  Abteilung  der  K.  Russ.  Geographischen  Gesell- 
schaft. 
Teddington,  National  Physical  Laboratory. 
Thorn,  Copernikus- Verein  für  Wissenschaft  und  Kunst. 
Tiflis,  Kaukasisches  Museum  und  öffentliche  Bibliothek. 

—  Physikalisches  Observatorium. 

Tokyo,  Deutsche  Gesellschaft  für  Natur-  und  Völkerkunde  Ostasiens. 

—  Geographical  Society. 

—  Mathematico-Physical  Society. 

—  Imperial  Geological  Survey  of  Japan. 

—  Universität. 

—  Imperial  Academy. 

—  Imperial  Earthquake  Investigation  Committee. 

—  Kriegs-Ministerium. 

—  Zoological  Society. 

Topeka,  Kansas  Academy  of  Science. 
Torgau,  Altertums- Verein. 
Toronto,  Canadian  Institute. 

—  R.  Astronomical  Society  of  Canada. 

—  University. 
Toulouse,  Academie. 

—  Bibliotheque  de  l'Universite. 

—  Societe  de  Geographie. 

Tournai,  Societe  historique  et  archeologiquo. 
Tours,  Societe  Archeologique  de  Touraine. 
Trient,  Bibliotheca  e  museo  communale. 
Triest,  Museo  Civico  di  Storia  Naturale. 

—  R.  Osservatorio  Marittimo. 

—  Societä  Adriatica  di  Scienze  Naturali. 
Tromsö,  Museum. 

Troppau,  Franz  Joseph-Museum  für  Kunst  und  Gewerbe. 
Tübingen,  K.  Universitäts-Bibliothek. 
Tunis,  Institut  de  Carthage. 
Turin,  Accademia  d'Agricoltura. 

—  R.  Accademia  delle  Scienze. 

—  Biblioteca  Nazionale. 

—  Museo  die  Zoologia  ed  Anatomia  Comparata. 

—  Societä  Astronomica  Italiana. 

Uccle  (Brüssel),  Observatoire  de  Belgique. 

—  La  Revue  Conerolaise. 


200  Tauschliste 

Ulm,  Verein  für  Kunst  und  Altertum  in  Ulm  und  Oberschwaben. 

-  Verein  für  Mathematik  und  Naturwissenschaften. 
Upsala,  Vetenskap-societeten. 

—  Universitäts-Bibliothek. 

—  Meteorologisches  Observatorium  der  Universität. 
— -  Humanistika  Vetensskaps-Samfundet. 

Urbana,  Illinois  State  Laboratory  of  Natural  History. 
Utrecht,  Historisch  genootschap. 

—  Prov.  Utr.  Genootsch.  van  Künsten  en  Wetenschappen. 

—  Nederl.  Meteorol.  Instituut. 

—  Observatoire  Astron.  d'Utrecht. 

—  Physiol.  Laboratorium  d.  Hoogeschool. 

Vaduz,  Historischer  Verein  für  das  Fürstentum  Lichtenstein. 
Veglia,  Alt-Slavische  Akademie. 

Vendome,  Societe  Archeologique  Scientifique  et  Litteraire. 
Venedig,  Archivi  Veneti. 

—  Bibliotheca  di  S.  Marco. 

—  Comitato  talassografico  Italiano. 

—  R.  Istituto  Veneto  di  Scienze. 

—  Ateneo  Veneto. 
Verona,  Accademia. 

—  Museo  Civico. 

Vicenza,  Accademia  Olimpica. 

Warschau,  Prace  Matematijczno-Fizijczne. 

—  Towarzystwo  Naukowe. 
Washington,  Academy  of  Sciences. 

—  Bureau  of  Education. 

—  National  Academy  of  Sciences. 

—  Bureau  of  American  Ethnology. 

—  Department  of  Agriculture. 

—  Smithsonian  Institution. 

—  U.  St.  National  Museum. 

—  American  forestry  association. 
— -  Astrophysical  Observatory. 

—  Bureau  of  railway  economics. 

—  U.  St.  Naval  Observatory  (Nautical  Almanac  Office). 

—  Surgeon  Generals  Office  U.  St.  Army. 

—  American  Jewish  Historical  Society. 

—  Carnegie  Institution. 

—  Philosophical  Society. 

—  U.  St.  Coast   and  Geodetic  Survey   (Department   of  Commerce   and 

labour). 
~—  U.  St.  Geological  Survey. 


Tauschliste  201 

Washington,  Library  of  congress. 

Weiden,  K.  Gymnasium. 

Weihenstephan,  K.  Akademie  für  Landwirtschaft  und  Brauerei. 

Weltenburg,  Kloster. 

Weimar,  Großh.  Bibliothek. 

—  Thüringischer  Botanischer  Verein. 

Wernigerode,  Harzverein  für  Geschichte  und  Altertumskunde. 
Wien,  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften. 

—  Gesellschaft  der  Ärzte. 

—  Zoologisch-Botanische  Gesellschaft. 

—  Naturhistorisches  Hofmuseum. 

—  K.  K.  Sternwarte. 

—  Israelitisch-Theologische  Lehranstalt. 

—  Mechitharisten-Kongregation. 

—  Geologische  Reichsanstalt. 

—  v.  KufFnersche  Sternwarte. 

—  Verein  zur  Verbreitung  naturwissenschaftlicher  Kenntnisse. 

—  Zentralanstalt  für  Meteorologie  und  Geodynamik. 

—  Privatbibliothek  des  Kaisers. 

—  K.  K.  Ministerium  für  öffentliche  Arbeiten. 

—  Österreichische  Kommission  für  internationale  Erdmessung. 

—  K.  K.  Militärgeographisches  Institut. 

—  K.  K.  Hofbibliothek. 

—  Institut  für  Geschichtsforschung. 

—  Lese-  und  Redehalle  an  der  Technischen  Hochschule. 

—  Niederösterreichischer  Landesausschuß. 

—  Universität. 

Wiesbaden,  Verein  für  Nassauische  Altertumskunde. 

—  Verein  für  Naturkunde. 
Wilhelmshafen,  Kais.  Observatorium. 
Williams  Bay,  Yerkes  Observatory. 
Winterthur,  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft. 
Wladiwostock,  Orientalisches  Institut. 

—  Verein  zur  Erforschung  des  Amurgebietes. 
Wolfenbüttel,  Geschichtsverein  für  das  Herzogtum  Braunschweig. 

—  Herzogliche  Bibliothek. 
Worms,  Altertumsverein. 

Würzburg,  Physikalisch-Medizinische  Gesellschaft. 

—  K.  Altes  Gymnasium. 

—  Historischer  Verein. 

—  K.  Universität. 

—  K.  Kreisarchiv. 


202  Tauschliste 

Würzburg,  Polytechnischer  Zentralverein. 

—  Sternwarte. 

—  K.  Universitäts-Bibliothek. 

Wunsiedel,  K.  Realschule. 

Zerbst,  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Zürich,  Antiquarische  Gesellschaft. 

—  Concilium  bibliographicum. 

—  Naturforschende  Gesellschaft. 

—  Schweizer  Geologische  Kommission. 

—  Schweizerische  Geodätische  Kommission. 

—  Schweizer  Landesmuseum. 

—  Bibliothek  des  eidgenössischen  Polytechnikums. 

—  Sternwarte. 

—  Universitäts-Bibliothek. 

—  Schweizerische  Meteorologische  Zentralanstalt. 

—  Physikalische  Gesellschaft. 
Zweibrücken,  K.  Gymnasium. 


Akademische  Buchdruckerei  von  F.  Straub  in  München. 


4 


JAHEBUCH 


DER 


KÖNIGLICH  BAYERISCHEN 

AKADEMIE  der  WISSENSCHAFTEN 


1914 


MÜNCHEN 
VERLAG  DER  K.  B.  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN 

IN  KOMMISSION  DES  G.  FRANZ'SOHEN  VERLAGS  (J.  ROTH) 
1914 


Akademische  Buchdruckerei  von  F.  Straub  in  München. 


INHALT. 


in 


Satzung 

Geschäftsordnung 

Satzungen  der  Kommissionen 

Historische  Kommission 

Urkunde  über  die  Errichtung  einer  Witteisbacher  Stiftung 
für  Wissenschaft  und  Kunst 

Kommission  für  die  internationale  Erdmessung     . 

Satzungen  der  Stiftungen 

Savigny- Stiftung     . 

Liebig -Stiftung 

Zographos  -  Fonds 

Münchener  ßürgerstiftung 

Cramer-Klett- Stiftung    . 

Thereianos  -  Stiftung 

Hardy- Stiftung 

Koenigs- Stiftung  zum  Adolf  v.  Baeyer-Jubiläum 

Wilhelm  Koenigs -Stiftung  zur  Förderung   botanischer  und 

zoologischer  Forschungen  etc.   . 
Georg  Hitl'scher  Fonds  .... 

Heinrich  v.  Brunck- Stiftung 
Karl  v.  Dapper-Saalfels-Stiftung     . 

Öffentliche  Sitzung  am  14.  März  1914 

Ansprache  des  Präsidenten     .... 
Bewilligungen  aus  Stiftungen  und  Preisaufgaben 
Nekrologe         ....... 


öffentliche  Sitzung  am  14.  November  1914 
Verkündigung  der  Neuwahlen 


Seite 
1 

10 


15 

19 
21 

26 
34 
40 
43 
45 
47 
51 
53 

55 
57 
59 
61 


63 
72 

80 

111 
111 


IV 

Seite 
Personalstand 

Verwaltung 113 

Ehrenmitglieder,  ordentliche  und  außerordentliche  Mitglieder  115 

Auswärtige  und  korrespondierende  Mitglieder      .         .         .  121 

Besondere  Kommissionen 126 

Berichte  und  Protokolle  der  akademischen  Kommissionen 

Thesaurus  linguae  latinae 130 

Mittelalterliche  Bibliothekskataloge       .         .         .                 .  133 

Historische  Kommission 137 

Wörterbuch-Kommission .  144 

Adresse 154 

Akademische  Medaille 154 


Satzung  und  Geschäftsordnung 

der  Kgl.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften. 


Organisations-Urkunde 

der  Kgl.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften 

vom  21.  März  1827. 

LUDWIG, 

von  Gottes  Gnaden  König  von  Bayern,  etc.  etc. 

Wir  haben  Uns  über  die  dermaligen  Verhältnisse  der 
Akademie  der  Wissenschaften  in  München,  welche  von  Un- 
serem höchstseligen  Regierungs- Vorfahrer  dem  Churfürsten 
Maximilian  dem  III.  nach  ihrer  ersten  Stiftung  bestätigt,*) 
und  von  Unseres  in  Gott  ruhenden  Herrn  Vaters,  des  Königs 
Maximilian  Joseph  Majestät  erneuert  und  neu  errichtet 
worden,**)  Vortrag  erstatten  lassen,  und  verordnen,  —  auf 
den  Antrag  Unseres  Staats-Ministeriums  des  Innern  nach  Ver- 
nehmung Unseres  Staatsraths,  wie  folgt: 

I.  Die  Akademie  der  Wissenschaften  in  München  ist  ein 
unter  dem  Schutze  des  Königs  stehender  Verein  von  Gelehrten, 
um  die  Wissenschaften  zu  pflegen,  dieselben  durch  Forschungen 
zu  erweitern,  und  durch  die  vereinten  Kräfte  ihrer  Mitglieder 
Werke  hervorzubringen,  welche  die  Kraft  eines  ein/einen  Ge- 
lehrten übersteigen. 


*)  Der  Stiftungsbrief  vom  28.  März  1759. 
**)  Durch  Konstitutionsurkunde  vom   1.  Mai  1807. 
Jahrbuch  1914. 


2  Organisations-Urkunde 

II.  Die  Wirksamkeit  der  Akademie  umfaßt  das  ganze  Ge- 
biet der  allgemeinen  Wissenschaften,  insbesondere 

1.  Philosophie,  Philologie,  alte  und  neue  Literatur; 

2.  Mathematik  und  sämmtliche  Naturwissenschaften,  na- 
mentlich Physik,  Chemie,  Astronomie  und  die  ver- 
schiedenen Zweige  der  Naturgeschichte; 

3.  Geschichte,  und  zwar  vorzüglich,  die  vaterländische  in 
ihrem  ganzen  Umfange,  mit  ihren  Hilfswissenschaften, 
jedoch    mit   Ausnahme    der    politischen    Geschichte    des 


Ausgeschlossen  sind  von  dem  Wirkungskreise  der  Aka- 
demie die  besonderen  positiven  Wissenschaften,  nämlich  Theo- 
logie, Jurisprudenz,  Kameralistik  und  Medicin. 

III.  Nach  den  Hauptgegenständen  ihrer  Wirksamkeit  theilt 
sich  die  Akademie  in  drey  Klassen,  nämlich  in 

1.  die  philosophisch-philologische, 

2.  die  mathematisch-physikalische,  und 

3.  die  historische  Klasse. 

IV.  Das  Personal   der  Akademie   soll   künftig  bestehen  aus 

1.  einem  Vorstände, 

2.  drey  Klassen-Sekretären, 

3.  einer    verhältnissmässigen    Anzahl    sowohl    ordentlicher 
in  München  wohnender  Mitglieder,  als 

4.  ausserordentlicher  oder  Ehrenmitglieder,  und 

5.  einer     angemessenen     Anzahl     korrespondirender    Mit- 
glieder. 

Diejenigen  ordentlichen  Mitglieder,  welche  ihren  Wohn- 
sitz in  München  aufgeben,  treten  in  die  Reihe  der  ausser- 
ordentlichen Mitglieder  ein. 

Die  dermaligen  auswärtigen  ordentlichen  Mitglieder  be- 
halten zwar  ihre  bisherige  Stellung  zur  Akademie,  in  Zukunft 
können  jedoch  die  ausser  München  wohnenden  Individuen  nur 
in  der  Eigenschaft  ausserordentlicher  oder  Ehrenmitglieder, 
oder  korrespondirender  Mitglieder  eintreten. 


Organisations-Urkunde  3 

V.  Der  Vorstand  wird  von  sämmtlichen  ordentlichen  Mit- 
gliedern der  Akademie  aus  ihrer  Mitte  durch  Stimmenmehrheit 
gewählt,  bedarf  jedoch  zur  Ausübung  seines  Amtes  Unserer 
königlichen  Bestätigung.  Er  bekleidet  die  ihm  auf  diese  Art 
übertragene  Stelle  jederzeit  drey  Jahre,  ist  aber  jederzeit  wieder 
wählbar;  die  Funktion  des  aus  der  ersten  Wahl  hervorgehenden 
Vorstandes  wird  sich  jedoch  ausnahmsweise  nur  auf  zwey  Jahre 
erstrecken.*) 

Der  Vorstand  wacht  über  die  genaue  Beobachtung  der 
Statuten  und  die  Erfüllung  der  Pflichten  eines  jeden  Mitgliedes 
oder  Angehörigen  der  Akademie. 

Er  führt  in  den  allgemeinen  Versammlungen,  und,  so  oft 
er  es  zuträglich  findet,  auch  in  den  besonderen  oder  Klassen- 
Versammlungen  den  Vorsitz;  er  kann  ausserordentliche  Ver- 
sammlungen anordnen;  er  unterzeichnet  alle  Ausfertigungen 
der  Akademie,  und  hat  überhaupt  alle  Befugnisse,  so  wie  alle 
Verpflichtungen  eines  Collegial -Vorstandes.  Im  Falle  der  Ab- 
wesenheit oder  sonstigen  Verhinderung  überträgt  er  die  Ge- 
schäfte des  Vorstandes  einem  Klassen-Sekretär. 

VI.  Die  Klassen-Sekretäre  werden  aus  den  ordentlichen 
Mitgliedern  jeder  Klasse  und  von  denselben  durch  Stimmen- 
mehrheit gewählt;  diese  Wahl  muss  Uns  jedesmal  angezeigt 
werden,  ohne  jedoch  Unserer  Bestätigung  zu  bedürfen.  Die 
Funktionen  der  Klassen-Sekretäre  dauern  jederzeit  drey  Jahre, 
nach  deren  Abfluss  eine  neue  Wahl  statt  findet,  bey  welcher 
sie  wieder  wählbar  sind.  Die  Klassen-Sekretäre  geben  in  Ab- 
wesenheit des  Vorstandes  die  Gegenstände  der  Verhandlungen 
in  den  Versammlungen  ihrer  Klassen  an,  führen  das  Protokoll 
und  die  Correspondenz  der  Klasse,  nehmen  in  Empfang,  was 
besonders  an  dieselbe  gerichtet  ist,  verfassen  die  Ehren-Reden 
auf   die    der  Akademie    durch    den   Tod    entrissenen    Mitglieder 


*)  Eine  Kgl.  Verordnung  vom  22.  November  1841  bestimmt,  daß 
der  Vorstand  der  Akademie  aus  der  Mitte  der  ordentlichen  Mitglieder 
vom  König  jeweils  auf  drei  Jahre  ernannt  wird. 

1* 


4  Organisations-Urkunde 

ihrer    Klasse,    und    redigiren    gemeinschaftlich    die    durch    den 
Druck    bekannt   zu    machenden  Jahres-Berichte  der  Akademie. 

VII.  Die  erste  dermalige  Ernennung  der  ordentlichen 
Mitglieder  der  Akademie  wird  unmittelbar  von  Uns  aus- 
gehen, für  die  Zukunft  aber  hat  die  Akademie  ihre  Mitglieder 
durch  freie  Wahl  mit  Vorbehalt  Unserer  jedesmaligen  Be- 
stätigung zu  ersetzen.  Die  Zahl  der  ordentlichen  Mitglieder 
der  Akademie  setzen  Wir  für  die  Zukunft  für  jede  Klasse  auf 
höchstens  zwölf,  daher  im  Ganzen  mit  Einschluss  des  Vor- 
standes und  der  Klassen-Sekretäre  auf  sechs  und  dreissig 
fest.*)  Jeder,  der  künftig  als  ordentliches  Mitglied  der  Aka- 
demie aufgenommen  werden  soll,  muss  der  gelehrten  Welt 
durch  schriftstellerische  Werke  von  anerkanntem  Werthe  oder 
durch  wichtige  Entdeckungen  bekannt,  von  unbescholtenem 
Charakter  und  in  München  wohnhaft  sein.  Im  Uebrigen  ist 
die  Wahl  ganz  frey,  und  die  Mitglieder  der  Akademie  können, 
unter  den  obigen  Voraussetzungen  aus  der  Klasse  der  Geist- 
lichkeit, der  Staatsdiener,  des  Militärstandes,  der  öffentlichen 
Lehrer  an  der  Universität  und  Studien-Anstalten  und  der  Privat- 
Gelehrten  gewählt  werden.  Die  Pflichten  der  ordentlichen  Mit- 
glieder liegen  unmittelbar  im  Zwecke  der  Anstalt,  ihre  wesent- 
liche Verbindlichkeit  besteht  in  thätiger  Mitwirkung  an  den 
Arbeiten    der  Akademie    und    ununterbrochener  Theilnahme  an 


*)  Eine  Kgl.  Verordnung  vom  20.  April  1856  bestimmte: 

I.  Jede  Klasse  der  Akademie  ist  befugt,  zwölf  ordentliche  Mitglieder 
zu  zählen,  welche  das  siebenzigste  Lebensjahr  noch  nicht  er- 
reicht haben. 
IL  Die  ordentlichen  Mitglieder  der  drei  akademischen  Klassen,  welche 
das  siebenzigste  Lebensjahr  bereits  erreicht  oder  überschritten 
haben,  behalten  alle  als  Akademiker  bisher  besessenen  Rechte 
und  Befugnisse,  sind  jedoch  nur  zu  jenen  Arbeiten  und  Dienst- 
leistungen verpflichtet,  welche  sie  nach  freiem  Entschlüsse  über- 
nehmen wollen. 

Durch  Kgl.  Verordnung  vom  13.  Juli  1869  wurde  die  Zahl  der  ordent- 
lichen Mitglieder  der  mathematisch -physikalischen  Klasse  auf  18,  die 
der  außerordentlichen  auf  12,  ferner  durch  Verordnung  vom  10.  Mai  1909 
die  Zahl  der  ordentlichen  Mitglieder  auf  24  erhöht. 


Organisations-Urkunde  5 

ihren  Berat  hungen.  Jedes  Mitglied  der  Akademie  hat  bey  seinem 
Eintritte  in  dieselbe  eine  von  ihm  verfasste,  des  Druckes  würdige 
Inaugural-Abhandlung  in  öffentlicher  Sitzung  zu  verlesen. 

VIII.  Zu  Ehren-  oder  ausserordentlichen  Mitgliedern 
werden  solche  inländische  oder  auswärtige  Individuen  gewählt, 
welche  nach  ihren  Verhältnissen  die  Bedingungen  zu  ordent- 
lichen Mitgliedern  nicht  erfüllen,  aber  sonst  durch  Rang  oder 
andere  äussere  Verhältnisse,  verbunden  mit  wissenschaftlichen 
Kenntnissen  und  Liebe  zu  den  Wissenschaften,  zur  Beförderung 
der  Zwecke  der  Anstalt  beytragen  können.*)  Die  Akademie 
legt  ihnen  keine  Pflicht  auf,  es  steht  ihnen  frey,  den  Sitzungen 
beyzuwohnen,  und  Abhandlungen  vorzulesen,  oder  einzusenden, 
welche,  wenn  sie  des  Druckes  würdig  befunden  werden,  in  die 
Denkschriften  der  Akademie  aufzunehmen  sind. 

IX.  Zu  korrespondirenden  Mitgliedern  werden  von 
in-  und  ausländischen  Gelehrten  diejenigen  ausersehen,  welche 
durch  zweckmässige  Mittheilungen  über  wissenschaftliche  Gegen- 
stände fortwährend  der  Akademie  nützliche  Dienste  zu  leisten 
im  Stande  und  bereitwillig  Sind. 

X.  Die  ausserordentlichen  sowohl,  als  die  correspondirenden 
Mitglieder  werden  von  der  Akademie  selbst  mit  Vorbehalt 
Unserer  jedesmaligen  Genehmigung  gewählt.**) 

XL  Jedem  Mitgliede  der  Akademie  steht  der  Austritt  aus 
diesem  Verein  frey;  zur  wirklichen  Ausschliessung  aber  wird 
Unsere  ausdrückliche  Sanktion  erfordert. 

XII.  Nur  jene  Mitglieder  der  Akademie,  welche  zu  öffent- 
lichen regelmässigen  Vorlesungen  an  der  Ludwig-Maxiurilians- 
Universität,  an  der  polytechnischen  Schule  oder  an  anderen 
ähnlichen  Staats- Anstalten  sich  verpflichten,  können  in  Zukunft 


*)  Die  Geschäftsordnung  vom  5.  September  1866  trennt  die  Rhren- 
mitglieder  von  den  außerordentlichen  Mitgliedern. 

**)  In  der  Geschäftsordnung  vom  5.  September  1806  ist  die  Höchst- 
zahl der  korrespondierenden  Mitglieder  nicht  beschränkt. 


6  Organisations-Urkunde 

aus  dem  Fond  der  Akademie  einen  ständigen  Gehalt  erhalten. 
Ausserdem  werden  Wir  dem  Vorstande  und  den  Klassen- 
Sekretären  für  die  Dauer  ihrer  Funktionen  angemessene  jähr- 
liche Remunerationen  aus  dem  der  Akademie  zugewiesenen 
Fond  bewilligen.*) 

XIII.  Dem  Vorstande  und  den  Sekretären  wird  noch  zur 
Besorgung  der  Kanzleigeschäfte  und  zur  Führung  der  Regie- 
Rechnung  ein  Aktuar  mit  einem  angemessenen  Funktions- 
Gehalte,  und  ein  Kanzleygehülfe  gegen  Taggeld  beygegeben. 
Der  Aktuar  hat  zugleich  das  Einlaufs-Tagebuch  zu  führen, 
die  Ausfertigungen  der  Akademie  zu  besorgen,  und  die  Regi- 
stratur derselben  in  Ordnung  zu  erhalten.**) 

XIV.  Das  Staatsministerium  des  Innern  (Sektion  für  die 
Angelegenheiten  der  Kirche  und  des  Unterrichts  oder  die  hiefür 
bestimmt  werdende  Stelle,***)  dem  in  Beziehung  auf  ihre  äussere 
Thätigkeit  und  Geschäfts- Verhältnisse,  die  Akademie  als  wissen- 
schaftlicher Verein  untergeordnet  ist,  kann,  so  oft  es  für  noth- 
wendig  erachtet  wird,  das  Gutachten  der  Akademie  über  wissen- 
schaftliche Gegenstände,  welches  diese  unentgeldlich  zu  geben 
verpflichtet  ist ,  erholen ,  auch  wegen  besonderer  Beachtung 
einzelner  Gegenstände  specielle  Aufträge  an  dieselbe  erlassen, 
sowie  hinwieder  die  Akademie  berufen  ist,  wichtige  und  ge- 
meinnützige Resultate  ihrer  Forschungen  und  Beobachtungen, 
dann  begründete  Ansichten  über  wahrhaft  dringende  Bedürf- 
nisse der  im  Artikel  II  bezeichneten  Wissenschaften  dem  ge- 
nannten Staatsministerium  vorzulegen.  Auch  hat  die  Akademie 
selbst  durch  Herstellung  und  Fortführung  einer  ununterbrochenen, 


*)  Zur  Zeit  erhält  kein  Akademiker  als  solcher  einen  ständigen 
Gehalt  aus  dem  Etat  der  Akademie.  Der  Vorstand  bezieht  900  Mk., 
die  3  Klassensekretäre  je  300  Mk.  jährliche  Remuneration. 

**)  Gegenwärtig  hat  die  Akademie  einen  Syndikus,  einen  Rentamt- 
mann, einen  Kanzleisekretär,  einen  Kassensekretär  und  einen  Diener  für 
die  Kanzlei. 

***)  Jetzt    „Staatsministerium    des    Innern    für    Kirchen-    und    Schul- 
angelegenheiten". 


, 


Organisations-Urkunde  7 

freyen,  jedoch  rein  wissenschaftlichen  Verbindung  mit  gelehrten 
Instituten  und  Gesellschaften  des  In-  und  Auslandes  die  zur 
Erreichung  ihres  Zweckes  dienlichen  Hilfsmittel  zu  vermehren. 

XV.  Die  wissenschaftliche  Thätigkeit  der  Akademie  äussert 
sich  vorzüglich  durch 

1.  Berathung, 

2.  Schrift  und  Druck, 

3.  Ermunterung. 

XVI.  Zum  Behufe  einer  freyen  wissenschaftlichen  Be- 
rathung sollen  in  gewissen  Zeiträumen  theils  ordentliche  all- 
gemeine, theils  Klassen-Sitzungen  gehalten  werden,  in 
welchen  die  von  der  allerhöchsten  Stelle  an  die  Akademie  zum 
Gutachten  gebrachten  Fragen  berathen,  die  wichtigeren  aus- 
wärtigen Correspondenz- Nachrichten  vorgelegt,  die  von  den 
einzelnen  Mitgliedern  verfassten  Abhandlungen  und  Vorträge 
gelesen ,  die  Wahlen  neuer  Mitglieder  vorgenommen ,  und 
überhaupt  alle  zur  gemeinsamen  Berathung  der  Akademie 
oder  ihrer  einzelnen  Klassen  geeigneten  Gegenstände  dis- 
cutirt  werden.*) 

XVII.  In  jedem  Jahre  sollen  zwey  öffentliche,  feyerliche 
Sitzungen  gehalten  werden,  nämlich  am  Namenstage  des  re- 
gierenden Königs  und  am  28.  März,  als  dem  Tage  der  ersten 
Stiftung  dieses  wissenschaftlichen  Vereins.  In  diesen  beyden 
festlichen  Versammlungen  sollen ,  neben  gedrängten  Rechen- 
schafts-Berichten über  das  Wirken  der  Akademie,  Abhand- 
lungen über  wissenschaftliche  Gegenstände  von  allgemeinerem 
Interesse  und  Gedächtniss-Reden  über  ausgezeichnete  verstorbene 
Mitglieder  vorgetragen  werden.**) 

XVIII.  Die  Mittheilung  durch  Schrift  und  Druck  besteht 
vorzüglich  in  der  Herausgabe 

*)  Siehe  Geschäftsordnung  vom  5.  September  1866,  Titel  „Sitzungen 
1  und  2\ 

**)  Siehe  Geschäftsordnung  vom  5.  September  1866,  Titel  „Sitzungen  8*. 


8  Organisations-Urkunde 

1.  der  akademischen  Denkschriften,  in  welche  die 
von  Mitgliedern  der  Akademie  verfassten  wichtigeren 
Abhandlungen  aufzunehmen,  jedoch  dieselben  zur  Er- 
leichterung des  Absatzes  in  besondere,  nach  den  ver- 
schiedenen Klassen  der  Akademie  geordnete  Hefte  zu 
vertheilen  sind; 

2.  der  Sammlung  der  für  die  vaterländische  Geschichte 
wichtigen  Urkunden,  welche  unter  dem  Namen 

„Monumenta  boica" 
bekannt,    und   unter   besonderer  Berücksichtigung    der 
Städte-Urkunden   mit    Ausdehnung    auf   geschichtliche 
Urkunden    aus    den   neuerworbenen    Gebietstheilen   des 
Königreiches  fortzusetzen  ist,  und 

3.  einer  Literatur-Zeitung  unter  geeigneter  Mit- 
wirkung anderer,  nicht  zur  Akademie  gehörender 
Gelehrten.*) 

XIX.  Ermunternd  wirkt  die  Akademie  der  Wissenschaften 
vorzüglich 

1.  durch  Ausschreibung  wahrhaft  interessanter  wissen- 
schaftlicher Preisfragen  und  Belohnung  ihrer  gelungenen 
Lösung ; 

2.  durch  Zuerkennung  akademischer  Denkmünzen  für  ein- 
gesendete gelungene  Arbeiten. 

XX.  Indem  Wir  hierdurch  Unserer  Akademie  der  Wissen- 
schaften die  Hauptbestimmung  ihrer  künftigen  Wirksamkeit 
vorgezeichnet  haben,  tragen  Wir  derselben  auf,  eine  auf  diese 
Bestimmungen  gegründete  Geschäftsordnung  zu  entwerfen,  und 
Uns  zur  Genehmigung  vorzulegen.**) 


*)  Die  Literaturzeitung  („Gelehrte  Anzeigen")  hörte  im  Jahre  1860 
auf  zu  erscheinen,  an  ihre  Stelle  traten  „Sitzungsberichte",  siehe  Ge- 
schäftsordnung, Titel  „Sitzungsberichte". 

**)  Maßgebend  ist  gegenwärtig  die  Geschäftsordnung  vom  5.  Sep- 
tember 1866. 


Organisations-Urkunde  9 

Gegenwärtige  Verordnung  soll  durch  das  Regierungs- 
blatt zur  allgemeinen  Kenntniss  gebracht,  und  durch  Unser 
Staatsministerium  des  Innern  förderlich  in  Vollzug  gesetzt 
werden. 

München  am  21.  März   1827. 

Ludwig. 

Fürst  v.  Wrede.         Graf  v.  Thürheim. 

Freyherr  v.  Zentner.         v.  Maillot. 

Graf  v.   Armansperg. 

Nach  dem  Befehle 
Seiner  Majestät  des   Königs: 

Egid  v.  Kobell. 


10 


Geschäftsordnung  der  K.  Akademie  der  Wissenschaften. 

Von  Seiner  Majestät  König  Ludwig  II. 
unterm  5.  September  1866  und  5.  Januar  1884  genehmigt. 

Wahlen. 

1.  Wahlberechtigt  sind  nur  die  hier  residierenden  ordent- 
lichen Mitglieder  der  Akademie. 

2.  Zu  den  Wahlversammlungen,  sowohl  der  einzelnen  Klassen 
als  der  Gesamt- Akademie,  werden  die  ordentlichen  Mit- 
glieder durch  ein  Circular  eingeladen. 

Das   unterschriebene    Circular   gehört   zum  Akt   der 
Wahlverhandlung. 

3.  Die  Wahlen  der  Mitglieder  finden  in  zwei  aufeinander- 
folgenden Sommer-Monaten  statt. 

a)  Wahl  der  Klassensekretäre. 

1.  Die  Wahl  eines  Klassensekretärs  geschieht  alsbald  (im 
Fall  der  Erledigung  durch  Ableben  unter  dem  Vorsitz 
des  Vorstandes)  durch  relative  Mehrheit  der  Anwesenden 
in  einer  Klassensitzung  mittelst  Stimmzettel,  welche  der 
stellvertretende  Sekretär,  der  Senior  der  Klasse,  einsieht. 

2.  Nach  erfolgter  Wahl  tritt  der  Sekretär  sofort  in  seine 
Tätigkeit. 

3.  Die  Neuwahl  wie  die  Wiederwahl  wird  den  andern  Klassen- 
sekretären zur  Bekanntgabe  mitgeteilt. 

b)  Wahl  der  ordentlichen  Mitglieder. 
1.  Die  Vorschläge  zur  Ergänzung  einer  statusmässigen  Stelle 
durch    einen    einheimischen    hier    wohnenden    Gelehrten 
unterliegen   der  Vorberatung   und    alsdann  der  Entschei- 
dung der  Klasse  durch  Kugelung. 


Geschäftsordnung  1 1 

2.  Die  Gültigkeit  der  Wahl  verlangt  absolute  Stimmenmehr- 
heit von  drei  Viertel  der  eingeladenen  und  nicht  unab- 
weislich  abgehaltenen  Mitglieder. 

3.  Das  von  allen  Mitgliedern  unterschriebene  Wahlprotokoll 
wird  samt  den  schriftlichen  Vorschlägen  durch  das  Prä- 
sidium der  Gesamt- Akademie  in  allgemeiner  Sitzung  mit- 
geteilt und  diese  entscheidet  durch  absolute  Stimmenmehr- 
heit mit  Kugeln,  ohne  Rücksicht  auf  die  Zahl  der  Er- 
schienenen, über  die  Wahl. 

4.  Das  gleiche  Verfahren  gilt  bei  den  folgenden  unter  c 
und  d  aufgeführten  Wahlhandlungen. 

c)  Wahl  der  ausserordentlichen  Mitglieder. 
Die  Vorschläge   stehen  jedem    einzelnen  ordentlichen  Mit- 
glied der  Klasse  zu. 

d)  Wahl  der  auswärtigen  und  korrespondierenden 
Mitglieder. 

1.  Die  Anträge  können  gleichfalls  von  jedem  ordentlichen 
Mitgliede  der  Klasse  einzeln  gestellt  werden. 

Jeder  Vorschlag    muss   dem   Klassensekretär  vor    der 
Wahlsitzung  schriftlich  übergeben  werden. 

2.  Bei  der  Würdigung  derselben  ist,  ausser  der  selbstver- 
ständlichen Beachtung  der  Persönlichkeit,  das  Bedürfnis 
einzelner  oder  besonderer  in  der  Klasse  vertretener  Wissen- 
schaften wahrzunehmen. 

e)  Wahl  von  Ehrenmitgliedern. 

Die  Vorschläge  können  nur  vom  Vorstande  nach  Benehmen 
mit  den  Klassensekretären  an  die  Gesamt- Akademie  gebracht 
werden. 

Sämtliche  Wahlen  der  Mitglieder  unterliegen  der  könig- 
lichen Bestätigung.  Ihre  Verkündigung  erfolgt  in  öffentlicher 
Sitzung. 

Nehmen  auswärtige  oder  korrespondierende  Mitglieder 
ihren  bleibenden  Wohnsitz  hierselbst,  so  treten  jene  als  ordent- 


1 2  Geschäftsordnung 

liehe,  diese  als  ausserordentliche  in  ihre  Klasse  ein,  auch  in 
dem  Fall,  dass  damit  die  Normalzahl  der  Mitglieder  über- 
schritten wird. 

Sitzungen. 

1. 

Allgemeine  Sitzungen. 
Bei    Mitteilungen    von    allgemeinem    Interesse    beruft    der 
Vorstand   sämtliche   hier   wohnende   Akademiker   in   besonderer 
Einladung,  wie  gelegentlich  der  Wahl  neuer  Mitglieder. 

2. 

Klassen  Sitzungen. 

1.  Die  Sitzungen  der  drei  Klassen  werden  gleichzeitig  am 
ersten  Samstag  des  Monats  gehalten. 

2.  Eine  Verlegung  dieser  regelmässigen  Sitzung  wird  vor- 
her durch  Circular  angezeigt. 

3.  Über  die  Reihenfolge  der  Vorträge  wird  in  der  November- 
Sitzung  jeder  Klasse  Anordnung  getroffen. 

4.  Der  von  einem  Mitgliede  in  einer  Sitzung  zu  haltende  Vortrag 
soll  vor  derselben  dem  Klassensekretär  angemeldet  werden. 

5.  Die  Klasse  erledigt  in  ihren  Sitzungen  oder  in  dringen- 
den Fällen  durch  Circulare  auch  Anfragen  oder  Aufträge 
des  Staatsministeriums  oder  was  sonst  in  den  Kreis  der 
Beratung  eintritt. 

3. 
Öffentliche  Sitzungen. 

1.  Nach  Eröffnung  der  Sitzungen  (welche  an  einem  Königs- 
tage und  an  dem  Stiftungstag  der  Akademie  stattfinden*) 
durch  den  Vorstand,  erstatten  die  Klassensekretäre  Bericht 
über   die  Personal- Veränderungen  innerhalb  ihrer  Klasse. 

2.  Die  Festrede  wechselt  nach   der  Folge  der   drei  Klassen. 

Jede  Klasse  hat  rechtzeitig   den  Redner  zu  bestimmen 
und  dem  Vorstande  bekannt  zu  geben. 


*)  Gegenwärtig  wird  erstere  Mitte  November,  letztere  in  der  ersten 
Hälfte  des  Monats  März  abgehalten. 


Geschäftsordnung  13 

Denkschriften. 

Jedes  Jahr  gibt  jede  Klasse  eine  Abteilung  zu  einem 
Bande  akademischer  Denkschriften ;  dieser  enthält  circa  hundert 
Bogen. 

Die  Aufnahme  der  Abhandlungen,  mögen  sie  nun  in  einer 
Sitzung  vorgetragen  oder  eingesendet  worden  sein,  hängt  von 
dem  Gutachten  der  Klasse  ab. 

Von  den  einzelnen  Abhandlungen  werden  auch  eine  Zahl 
Separat-Abzüge  ausgegeben. 

Sitzungsberichte. 

Die  Sitzungsberichte  veröffentlichen,  was  alles  in  den 
Klassensitzungen  zum  Vortrag  kam,  sei  es  im  Auszug,  sei  es 
vollständig. 

Über  die  Aufnahme  entscheidet  die  Klasse. 

Dieselben   berichten   auch   über  die  öffentlichen  Sitzungen. 

Für  künstlerische  Beilagen,  sowohl  zu  den  Denkschriften 
als  den  Sitzungsberichten,  muss  ein  Voranschlag  gemacht  und 
die   besondere  Genehmigung   des  Vorstandes   eingeholt   werden. 

Monumenta  boica. 

Die  hiefür  eigens  niedergesetzte  Kommission  hat  die  Aus- 
wahl, die  Form  und  den  Bearbeiter  der  Urkunden  zu  bestimmen. 

Honorare. 

Für  die  Festrede  in  der  öffentlichen  Sitzung,  für  die  Ab- 
handlungen in  den  Denkschriften  und  den  Sitzungsberichten 
werden  Honorare  bezahlt. 

Übersteigt  eine  Abhandlung  in  einer  Abteilung  der  Denk- 
schriften die  Zahl  von  acht  Bogen,  in  den  Sitzungsberichten 
die  Zahl  von  drei*)  Bogen,  so  wird  für  das  Weitere  kein 
Honorar  bezahlt. 


*)   Gegenwärtig  fünf. 


14  Geschäftsordnung 

Für  die  Festrede  bleibt  ohne  Rücksicht  auf  ihren  Umfang 
das  Honorar  festgesetzt.*) 

Jetons. 

Präsenzgelder  werden  an  die  Mitglieder  der  Klasse  für 
die  Klassensitzung  und  an  die  bei  einer  öffentlichen  Sitzung 
anwesenden  Akademiker  verteilt.**) 

Ferien. 

Die  regelmässigen  Ferien  dauern  von  August  bis  Ende 
Oktober. 


*)  Dieselbe   wird    zur   Zeit   gleich   drei  Bogen   der   Denkschriften 
honoriert. 

**)  Für   die   Klassensitzungen  je   2  Mk. ,   für    die    öffentlichen    Sit- 
zungen je  5  Mk. 


15 


Satzungen  der  Kommissionen. 


Satzung  der  historischen  Commission  bei  der  königlichen 
Akademie  der  Wissenschaften. 

Ich  habe  beschlossen,  eine  Commission  für  deutsche  Ge- 
schichts-  und  Quellenforschung  bei  Meiner  Akademie  der 
Wissenschaften  nach  ähnlichen  Grundsätzen,  wie  die  natur- 
wissenschaftlich-technische Commission  zu  errichten,  und  be- 
stimme desshalb  auf  solange  Ich  nicht  anders  verfüge,  wie  folgt: 

I. 

Die  Commission  besteht  aus: 

1.  einem  Vorstande, 

2.  einem  Sekretär, 

3.  aus  15 — 20  ordentlichen  Mitgliedern,  von  welchen 
mindestens  drei  Mitglieder  der  historischen  Classe  der 
Akademie  sein  müssen,  die  übrigen  aber  ohne  sonstige 
Bedingung  aus  den  wissenschaftlichen  Notabilitäten 
Deutschlands  und  den  deutschen  Provinzen  der  Nach- 
barstaaten ausgewählt  werden, 

4.  einer  unbestimmten  Anzahl  ausserordentlicher  Mit- 
glieder. 

Diese  Commission  bildet  einen  integrirenden  Tbeil  der 
königl.  Akademie  der  Wissenschaften,  ist  daher  mit  dieser  dem 
königl.  Staatsministerium  des  Innern  für  Kirchen-  und  Schul- 
Angelegenheiten  untergeordnet. 

II. 

Der  Vorstand  leitet  in  den  Sitzungen  die  Debatte,  hält 
die  Umfrage,  gibt  zuletzt  seine  Stimme  ab,  und  hat  bei  Stimmen- 
gleichheit den  Stichentscheid. 

Er  wird  im  Falle  der  Abwesenheit  von  dem  Sekretär  ver- 
treten.    Er  tnuss  Mitglied  der  Akademie  sein. 


16  Satzungen  der  Kommissionen 

Der  Sekretär  führt  das  Protokoll  und  besorgt  die  Cor- 
respondenzen.  Er  muss  ein  in  München  residirendes  ordent- 
liches Mitglied  der  Akademie  sein. 

Für  den  ersten  Fall  erfolgt  Meinerseits  die  Ernennung 
des  Vorstandes,  des  Sekretärs  und  der  ordentlichen  Mitglieder 
der  Commission  unmittelbar.  Weiterhin  hat  die  Commission 
in  der  jährlichen  Plenarsitzung  der  ordentlichen  Mitglieder  bei 
dem  Abgange  des  Vorstandes  oder  Sekretärs  oder  ordentlicher 
Mitglieder  Mir  deren  Nachfolger,  ebenso  wie  die  ausserordent- 
lichen Mitglieder  zur  Ernennung  in  Vorschlag  zu  bringen. 

III. 

Die  Commission  wird  sich  vornehmlich  mit  der  Auffindung 
und  Herausgabe  werthvollen  Quellenmaterials  für  die  deutsche 
Geschichte  in  deren  ganzen  Umfange  beschäftigen ,  soweit 
dasselbe  nicht  in  den  Bereich  bereits  bestehender  Unterneh- 
mungen fällt.  Sie  wird  ausserdem  wissenschaftliche  Arbeiten, 
die  in  diesem  Gebiete  nothwendig  oder  erspriesslich  erscheinen, 
hervorzurufen  suchen,  sie  wird  endlich  hervorragende  wissen- 
schaftliche Arbeiten  dieses  Gebietes,  welche  sonst  nicht  zur 
Publikation  gelangen  würden,  veröffentlichen. 

Sie  ist  ermächtigt,  Jedem,  der  in  ihrem  Auftrage  die 
Bearbeitung  eines  Gegenstandes  übernimmt,  die  zu  liquidirenden 
Baarausgaben  dafür  zu  vergüten ,  und  die  Arbeit  selbst  in  ge- 
eigneter Weise  zu  honoriren. 

IV. 

Zu  Michaelis  jeden  Jahres  findet  eine  Plenarsitzung  aller 
ordentlichen  Mitglieder  statt.*)  Für  die  Theilnahme  an  der- 
selben erhält  jedes  ausserhalb  Münchens  wohnende  Mitglied 
eine  Reiseentschädigung  von  200  fl. 

In  dieser  Sitzung  berichtet  der  Sekretär  über  die  Arbeiten 
und  Verwendung  der  Geldmittel  des  abgelaufenen  Jahres.  Die 
Commission  fasst  sodann  Beschluss   über   die  Arbeiten  und  den 


*)  Seit  dem  Jahre  1891  findet  die  Plenarversammlung  mit  Aller- 
höchster Genehmigung  nicht  mehr  zu  Michaelis  statt,  sondern  in  der 
Pfingstwoche. 


Satzungen  der  Kommissionen  17 

Etat  des  kommenden  Jahres.  Sie  fasst  Beschluss  über  etwaige 
Wahlen.  Wenn  bei  der  Ausführung  der  Beschlüsse  dringende 
Fälle  eine  sofortige  Entscheidung  fordern,  deren  Beschli essung 
zur  Competenz  der  Plenarsitzung  gehören  würde,  so  kann 
darüber  durch  eine  Berathung  des  Vorstandes  und  des  Sekretärs 
in  Gemeinschaft  mit  den  in  München  anwesenden  und  den 
näher  bei  der  Sache  betheiligten  Mitgliedern  deren  Beschluss 
gefasst  werden. 

Der  Vorstand  und  sämmtliche  Mitglieder  der  Akademie, 
sowie  die  ausserordentlichen  Mitglieder  der  Commission  haben 
die  Befugniss,  der  Plenarsitzung  beizuwohnen.  Stimm-  und 
wahlberechtigt  sind  jedoch  nur  die  ordentlichen  Mitglieder  der 

Commission. 

V. 
Die  in  München  anwesenden  Mitglieder  der  Commission 
treten,  so  oft  es  einem  derselben  erforderlich  scheint,  zu  einer 
Sitzung  zusammen,  die  von  dem  Vorstande,  —  oder  in  dessen 
Abwesenheit  von  dem  Sekretär  berufen  und  geleitet  wird.  Die 
Beschlüsse  dieser  Sitzungen  werden  den  auswärtigen  Mitgliedern 
durch  den  Sekretär  mitgetheilt. 

VI. 

Die  Commission  hält  ihre  Sitzungen  in  den  Lokalitäten 
der  Akademie  der  Wissenschaften. 

VII. 

Sie  veröffentlicht  ihre  Arbeiten  in  zwanglosen  Bänden,  die 
auf  ihrem  Titel  als:  „ herausgegeben  durch  die  historische 
Commission  bei  der  Königlich  bayerischen  Akademie  der  Wissen- 
schaften" bezeichnet  werden. 

Die  Kosten  der  Herausgabe  werden  überall  aus  dem 
Fonde  der  Commission  gedeckt,  welchem  dagegen  der  etwaige 
buchhändlerische  Ertrag  der  Publikationen  zuwächst. 

VIII. 

Ich  bewillige  der  Commission  jährlich  die  Summe  von 
15000  fl.  aus  Meiner  Cabinettscassa. 

Aus  diesem  Fonde  werden  ausser  den  Autor-Honorarien, 
Reiseentschädigungen  und  Druckkosten  auch  die  Kegieausgaben 

Jahrbuch  1814. 


18  Satzungen  der  Kommissionen 

für  Schreibmaterialien ,  Post  [Fracht]  bestritten.  Was  von 
demselben  in  einem  Jahre  nicht  verbraucht  wird,  wächst  der 
Einnahme  des  nächsten  Jahres  zu. 

IX. 
Unter  der  Aufsicht  des  Vorstandes,  der  im  Falle  seiner 
Abwesenheit  auch  in  dieser  Beziehung  durch  den  Sekretär 
vertreten  wird,  führt  der  Cassier  der  Akademie  der  Wissen- 
schaften die  Cassa  und  Rechnung  der  Commission  gegen  eine 
jährliche  Remuneration  von  150  fl.  und  entwirft  jährlich  den 
Etat  zur  Instruktion  der  Plenarsitzung. 

X. 

Die  Plenarsitzung  hat  jährlich  über  die  Arbeiten  der 
Commission  und  die  Verwendung  ihrer  Geld-Mittel  umständ- 
lichen Bericht  zu  erstatten,  welcher  Bericht  durch  das  Staats- 
ministerium des  Innern  für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten 
Mir  zur  Genehmigung  in  Vorlage  zu  bringen  ist. 

XL 

Ich  ernenne  zu  Mitgliedern  der  Commission  die  Akademiker 
von  Rudhart,  von  Spruner,  von  Sybel  und  zum  Sekretär 
derselben  den  Akademiker  von  Sybel.  Dieselben  haben  sofort 
Anträge  über  die  Ernennung  auswärtiger  Mitglieder  einzureichen. 
Nach  deren  Eingang  behalte  Ich  Mir  vor,  den  Vorstand  der 
Commission  zu  bezeichnen.  Zugleich  bestimme  Ich,  dass  die 
Commission  in  den  Kreis  ihrer  Arbeiten  und  auf  ihren  Fond 
die  Herausgabe  der  deutschen  Reichstagsakten,  wie  Ich  solche 
auf  den  Antrag  des  Professors  von  Sybel  genehmigt  habe, 
sowie  die  Arbeiten  der  seither  bestehenden  archivalischen  Com- 
mission übernehme. 

XII. 

Der  jährliche  Etat  der  Commission  ist  Mir  zur  Geneh- 
migung vorzulegen,  die  Revision  der  Rechnungen  aber,  wie 
bei  der  naturwissenschaftlich-technischen  Commission,  von  der 
k.  Rechnungskammer  zu  führen. 

München  am  26.  November  1858. 
gez.  MAX. 


Satzungen  der  Kommissionen  19 


Urkunde  über  die  Errichtung  einer  Witteisbacher- 
Stiftung  für  Wissenschaft  und  Kunst. 

LUDWIG  IL, 

von  Gottes  Gnaden  König  von  Bayern, 

Pfalzgraf  bei  Rhein, 

Herzog  von  Bayern,  Franken  und  in  Schwaben  etc.  etc. 

Um  die  Allerhöchsten  Intentionen  Unseres  vielgeliebten, 
nun  in  Gott  ruhenden  Herrn  Vaters,  Seiner  Majestät  des  Königs 
Maximilian  IL  von  Bayern  im  thunlichsten  Umfange  in  ehrende 
Verwirklichung  zu  bringen  und  insbesondere  für  die  Arbeiten 
der  von  Höchstdemselben  bei  der  Akademie  der  Wissenschaften 
in  München  gegründeten  historischen  Kommission  auch  ferner- 
hin die  entsprechenden  Mittel  zu  sichern,  haben  Wir  in  Ge- 
meinschaft mit  Unseres  vielgeliebten  Herrn  Bruders,  des  Prinzen 
Otto  von  Bayern  Königlicher  Hoheit  beschlossen,  eine  allge- 
meine Landesstiftung,  zunächst  zur  Förderung  wissenschaftlicher 
Zwecke,  zu  errichten  und  verordnen  hierwegen  was  folgt: 

I. 
Die  bezeichnete  Stiftung  führt  den  Namen  „Witteisbacher- 
Stiftung   für  Wissenschaft  und   Kunst" ;    sie   besitzt  die  Eigen- 
schaft   einer  Landesstiftung  mit  juristischer  Persönlichkeit   und 
hat  ihren  Sitz  in  München. 

IL 

Zur  Dotation  derselben  bestimmen  Wir  und  Unseres  Herrn 
Bruders,  des  Prinzen  Otto  von  Bayern  Königliche  Hoheit  den 
Betrag  von  zusammen  sechsmal  hundert  fünfzig  tausend  Mark 
aus  dem  Nachlasse  Unseres  Höchstseligen   Herrn   Vaters. 

2* 


20  Satzungen  der  Kommissionen 

III. 
Die  Verwaltung  des  Stiftungsvermögens  wird  der  Kassa- 
verwaltung der  Akademie  der  Wissenschaften  in  München  unter 
der  Aufsicht  des  jeweiligen  Vorstandes  der  von  Unserem  Höchst- 
seligen Herrn  Vater,  Seiner  Majestät  dem  König  Maximilian  IL 
von  Bayern  gegründeten  Kommission  für  deutsche  Geschichts- 
und Quellenforschung  oder  des  Stellvertreters  desselben  über- 
tragen. 

IV. 

Die  Renten  des  Stiftungs Vermögens  sind  bis  auf  Weiteres 
für  die  Zwecke  und  Arbeiten  der  vorgenannten  historischen 
Kommission  zu  verwenden. 

Hinsichtlich  der  Zusammensetzung  und  der  Aufgaben,  dann 
des  Geschäftsganges  und  der  sonstigen  Einrichtungen  dieser 
Kommission  verweisen  Wir  auf  die  von  Unserem  Höchstseligen 
Herrn  Vater,  dem  Könige  Maximilian  IL  von  Bayern  hierüber 
getroffenen  Bestimmungen,  deren  allenfallsige  Aenderungen  Wir 
übrigens  Uns   und  Unseren  Regierungsnachfolgern  vorbehalten. 

V. 
Für  den  Fall  die  Zwecke  der  genannten  historischen  Kom- 
mission seinerzeit  von  Uns  oder  Unseren  Regierungsnachfolgern 
als  erfüllt  erachtet  werden  sollten,  behalten  Wir  Uns  und 
Unseren  Regierungsnachfolgern  vor,  die  Renten  der  bezeich- 
neten Stiftung  anderen  wissenschaftlichen  Zwecken  oder  auch 
Zwecken  der  bildenden  Künste  zuzuwenden  und  hienach  auch 
die  Bestimmungen  über  die  Verwaltung  des  Stiftungsvermögens 
zu  ändern. 

VI. 

Unser  Staatsministerium  des  Innern  für  Kirchen-  und  Schul- 
angelegenheiten ist  beauftragt,  die  zum  Vollzuge  dieser  Stiftung 
erforderlichen  weiteren  Anordnungen  zu  treffen. 

Gegeben  zu  München,  den  23.  März   1880. 

LUDWIG. 

Dr.  von  Lutz. 


Satzungen  der  Kommissionen  21 


Bestimmungen  über  die  Organisation  einer  Bayerischen 
Kommission  für  die  internationale  Erdmessung.*) 

§  1. 
Zur  Durchführung  der  für  die  Zwecke  der  internationalen 
Erdmessung  in  Bayern  vorzunehmenden  Arbeiten  wird  auf  die 
Dauer  derselben  eine  aus  Mitgliedern  der  mathematisch-physi- 
kalischen Klasse  der  k.  Akademie  der  Wissenschaften  bestehende 
Kommission  unter  der  Vorstandschaft  des  Generalkonservators 
der  wissenschaftlichen  Sammlungen  des  Staates  [bezw.  des  Vor- 
standes der  k.  Akademie  der  Wissenschaften]  gebildet,  welche 
den  Namen 

„K.  Bayerische  Kommission  für  die  internationale 
Erdniessung" 
führt  und  dem   k.  Staatsministerium   des  Innern  für  Kirchen- 
und  Schulangelegenheiten  untergeordnet  ist. 

§  2. 
In  dieser  Kommission  sind  die  Referate  über  astronomische, 
geodätische,  mathematische  und  physikalische  Fragen  je  einem 
Fachmanne  zu  übertragen,  und  es  ist  hierauf  von  dem  Vor- 
stande der  Kommission  sowohl  bei  der  Verteilung  der  Referate 
als  bei  den  Anträgen  auf  Wiederbesetzung  erledigter  Funk- 
tionen Rücksicht  zu  nehmen. 

§  3. 
Die  formellen  Geschäfte  der  Kommission  besorgt  ein  stän- 
diger Sekretär,    welcher  Mitglied  der  Kommission  ist,    und   auf 
Vorschlag    des    Vorstandes    von   dem    k.    Staatsministerium   des 
Innern   für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten   bestimmt  wird. 

*)  Ursprünglich  Kommission  für  die  europäische  Gradmeasung. 


22  Satzungen  der  Kommissionen 

Derselbe  ist  in  Fällen  der  Verhinderung  des  Vorstandes  dessen 
Stellvertreter,  führt  in  den  Sitzungen  der  Kommission  das 
Protokoll*)  und  besorgt  die  Redaktion  der  Druckschriften,  welche 
die  Erdmessungskommission  herauszugeben  für  gut  findet.  Siegel 
und  Akten  der  Kommission  sind  in  seiner  Verwahrung.  Bei 
der  Aufstellung  des  ständigen  Sekretärs  wird  zugleich  dessen 
Stellvertreter  bezeichnet. 

§  4. 
Das  Kassa-  und  Rechnungswesen  wird  dem  für  das  k.  General- 
konservatorium der  wissenschaftlichen  Sammlungen  des  Staates 
und  die  k.  Akademie  der  Wissenschaften  aufgestellten  Rech- 
nungsbeamten übertragen  und  von  diesem  nach  den  für  jene 
Institute  geltenden  administrativen  Vorschriften  besorgt. 

§  5. 
Die  Mitglieder  der  Erdmessungskommission  und  deren  Vor- 
stand besorgen  die  ihnen  zukommenden  Arbeiten  unentgeltlich; 
für  auswärtige  Beschäftigungen  erhalten  dieselben  die  ihnen 
gebührenden  Taggelder  und  Reisekosten  und  für  Druck- 
schriften, welche  die  Ergebnisse  ihrer  Beobachtungen  dar- 
stellen, das  für  Abhandlungen  der  akademischen  Denkschriften 
übliche  Honorar. 

Dem  Rechnungsführer  [sowie  dem  Sekretär  der  Akademie] 
wird  von  dem  k.  Staatsministerium  des  Innern  für  Kirchen- 
und  Schulangelegenheiten  auf  den  gutachtlichen  Antrag  der 
Kommission  eine  [ihren]  Dienstleistungen  entsprechende  Re- 
muneration bewilligt**)  und  dem  Sekretär  [der  Kommission] 
durch  den  Etat  eine  Aversalsumme  zur  Bestreitung  der  Aus- 
lagen  für  Schreibgeschäfte   und  Bureaubedürfnisse    angewiesen. 


*)  Laut  Ministerialentschliessung  vom  10.  Juli  1868  ist  „in  den 
Fällen,  in  welchen  der  beständige  Sekretär  der  Kommission  als  Vorstand 
zu  fungieren  hat,  ein  Administrativ-Beamter  der  k.  Akademie  oder  des 
Generalkonservatoriums  als  Sekretär  zu  verwenden". 

**)  Diese   Remunerationen    sind   seit   dem  Jahre    1889,   bezw.    1898 
aufgehoben. 


Satzungen  der  Kommissionen  23 

§6. 

Die  Kommission  hat  darüber  zu  wachen,  dass  alle  auf 
Bayern  treffenden  Erdmessungsarbeiten  mit  möglichst  geringem 
Kostenaufwande  rechtzeitig  und  genau  nach  den  Beschlüssen 
der  allgemeinen  Konferenzen  und  der  permanenten  Kommission 
der  internationalen  Erdmessung  vollzogen  und  publiziert  werden. 

Zu  dem  Ende  hat  dieselbe 

1.  mit  der  letztgenannten  Kommission  die  erforderliche 
Korrespondenz  zu  unterhalten; 

2.  während  jedes  Winterhalbjahrs  in  einer  Sitzung  durch 
wohlerwogene  Beschlüsse  die  Arbeiten  zu  bestimmen, 
welche  im  Sommerhalbjahr  auszuführen  sind  und  die 
Summen  festzusetzen ,  welche  von  jedem  Kommissär 
gegen  vorschriftsmässige  Verrechnung  auf  die  seiner 
Leitung  unterstellten  Arbeiten  verwendet  werden  dürfen; 

3.  zu  jeder  Zeit  die  vorgelegten  Manuskripte  für  Druck- 
schriften in  der  Richtung  zu  prüfen,  ob  sie  im  Sinne 
der  obengenannten  Beschlüsse  abgefasst  und  überhaupt 
druckwürdig  sind  und  je  nach  dem  Ergebnisse  dieser 
Prüfung  die  Genehmigung  zum  Drucke  des  Manuskriptes 
zu  geben  oder  zu  versagen;  endlich 

4.  jährlich  jedesmal  im  Laufe  des  Winters  über  den  Fort- 
gang der  Erdmessungsarbeiten  in  Europa  und  Bayern 
an  das  k.  Staatsministerium  des  Innern  für  Kirchen- 
und  Schulangelegenheiten  zu  berichten  und  die  erforder- 
lichen Anträge  über  Beschickung  der  allgemeinen  und 
besonderen  Konferenzen  der  Erdmessungskommissäre 
durch  Mitglieder  der  bayerischen  Kommission  zu  stellen. 

§  7. 
Regelmässige  Sitzungen  der  Erdmessungskommission  haben 
jährlich  nur  zwei,  eine  im  Winter-  und  eine  im  Sommer-Se- 
mester stattzufinden;  in  dringenden  Fällen  kann  der  Vorstand, 
wenn  er  es  für  nötig  findet  oder  zwei  Mitglieder  es  beantragen, 
ausserordentliche  Sitzungen  halten.  Bei  allen  Abstimmungen 
über    geschäftliche  Fragen    entscheidet   einfache  Stimmenmehr- 


24  Satzungen  der  Kommissionen 

heit,  kommt  eine  solche  nicht  zu  Stande,  so  zählt  die  Stimme 
des  Vorstandes  doppelt.  In  allen  wissenschaftlichen  und  tech- 
nischen Fragen  sind  die  Konferenzbeschlüsse  und  deren  allen- 
fallsige Interpretationen  durch  die  permanente  Kommission  der 
internationalen  Erdmessung  massgebend.  Diese  Interpretationen 
sind  in  zweifelhaften  Fällen  durch  den  Vorstand  der  bayerischen 
Kommission  zu  veranlassen. 


Alle  Ausfertigungen  und  Berichte  der  Kommission  werden 
von  dem  Vorstande  und  dem  Sekretär,  beziehungsweise  von 
deren  Stellvertretern  unterzeichnet. 

Das  Amtssiegel  der  Kommission  trägt  das  bayerische 
Wappen  und  die  Umschrift:  ,K.  Bayerische  Kommission  für 
die  internationale  Erdmessung."  Ein  Exemplar  dieses  Siegels 
erhält  jedes  Kommissionsmitglied  zu  seinem  speziellen  dienst- 
lichen Gebrauche  für  Korrespondenzen  in  Erdmessungsangelegen- 
heiten  und  für  Verhandlungen,  welche  für  diesen  Zweck  mit 
Behörden  und  Privaten  zu  pflegen  sind. 

§  9- 
Die  bayerische  Kommission  für  die  internationale  Erd- 
messung geniesst  für  ihre  Korrespondenzen  und  ihre  mit  der 
Fahrpost  zu  versendenden  Akten  die  Postportofreiheit  auf 
Grund  der  Allerhöchsten  Verordnung  vom  23.  Juni  1829  und 
beziehungsweise  der  Artikel  26  und  47  der  Postverträge  vom 
23.  November  1867.*) 

§  io. 

Die  Assistenten,  welche  ein  Kommissär  bedarf,  werden 
von  diesem  ausgewählt  und  von  dem  Vorstand  der  Erdmessungs- 
kommission  bei  dem  vorgesetzten  k.  Staatsministerium  zur  Be- 
stätigung ihrer  EAunktionen  und  Bezüge  beantragt. 

Dieselben  sind  dem  Kommissär  untergeordnet  und  erhalten 
von  diesem  ihre   von  der  Erdmessungskommission  genehmigten 

*)  Geändert  durch  Verordnung  vom  22.  Dezember  1907  (Ges.  u. 
V.  Bl.  S.  1082). 


Satzungen  der  Kommissionen  25 

Instruktionen,    wesshalb    auch    der   betreffende   Kommissär    für 
alle  Arbeiten  seiner  Assistenten  verantwortlich  ist. 

Um  sich  bei  dem  persönlichen  Verkehre  mit  Stellen,  Be- 
hörden und  Privaten  gehörig  legitimieren  zu  können,  wird 
jedem  Kommissär  auf  Antrag  des  Vorstandes  der  Erdmessungs- 
kommission  vom  k.  Staatsministerium  des  Innern  für  Kirchen- 
und  Schulangelegenheiten  und  jedem  Assistenten  auf  Antrag 
des  betreffenden  Kommissärs  von  dem  Vorstande  der  Erd- 
messungskommission  eine  Legitimationsurkunde  ausgefertigt. 

München,  den  20.  Oktober  1868. 


26 


Satzungen  der  Stiftungen. 


i. 

Satzung  der  Savigny  -  Stiftung. 

Bei  der  Feier,  welche  die  Juristische  Gesellschaft  zu  Berlin 
am  29.  November  1861  zum  Gedächtnisse  des  am  25.  Oktober 
desselben  Jahres  verstorbenen  kgl.  Preussischen  Staatsministers 
Dr.  Friedrich  Karl  v.  Savigny  beging,  wurde  der  Beschluss 
verkündet,  das  Andenken  des  grossen  Rechtslehrers  durch 
Gründung  einer  Stiftung  zu  ehren. 

Da  zur  Ausführung  dieses  Beschlusses  die  Summe  von 
16,436  Thlr.  Preuss.  Cour,  bereits  verfügbar  ist,  wird  nach- 
stehendes Statut  errichtet: 

I.  Zweck  der  Stiftung. 

§  1.     Der  Zweck  der  Stiftung  ist: 
in   wesentlicher    Berücksichtigung    der   Bedürfnisse    der  Gesetz- 
gebung und  der  Praxis 

1.  wissenschaftliche  Arbeiten   auf  dem  Gebiete  des  Rechts 
der  verschiedenen  Nationen  zu  fördern, 

namentlich  solche,  welche  das  römische  Recht  und 
die  verschiedenen  Germanischen  Rechte  sowohl  für  sich 
als  auch  im  Verhältniss  zu  einander  behandeln, 

ferner  solche,  welche  die  von  Savigny  begonnenen 
Untersuchungen  in  seinem  Sinne  weiterführen; 


Satzungen  der  Stiftungen  27 

2.  besonders  befähigte  Rechtsgelehrte  in  den  Stand  zu 
setzen ,  die  Rechtsinstitutionen  fremder  Länder  durch 
eigene  Anschauung  kennen  zu  lernen  und  darüber  Be- 
richte oder  weitere  Ausführungen  zu  liefern. 

2.  Befähigung  zur  Theilnahme. 
§  2.    Die  Befähigung  zur  Theilnahme  an  den  Vortheilen, 
welche   die  Stiftung   behufs    der  Förderung   ihres  Zweckes   ge- 
währt, ist  an  keine  Nationalität  gebunden. 

3.  Rechte  der  Stiftung. 

§  3.  Die  Stiftung  besitzt  unter  dem  Namen  „Savigny- 
Stiftung"  die  Rechte  einer  Korporation  und  führt  in  ihrem 
Siegel  das  Wappen  der  Familie  v.  Savigny.  Sie  hat  ihren 
Sitz  in  Berlin  und  ihren  Gerichtsstand  bei  dem  kgl.  Stadt- 
gerichte daselbst. 

4.  Stiftungs-Vermögen. 

§  4.  Das  Kapital- Vermögen  der  Stiftung  wird  aus  den 
bisher  gesammelten  Beiträgen  und  aus  den  künftig  eingehenden 
Zuwendungen  gebildet,  sofern  der  Geber  nicht  eine  andere 
Bestimmung  über  die  Art  der  Verwendung  treffen  sollte. 

Das  Kapital-Vermögen  der  Stiftung  darf  niemals  ange- 
griffen werden. 

§  5.  Für  die  Zwecke  der  Stiftung  werden  nur  die  Zinsen 
des  Kapital-Vermögens  verwendet. 

5.  Kuratorium  der  Stiftung. 

§  6.  Die  Stiftung  wird  durch  ein  Kuratorium  von  sechs 
Personen  vertreten. 

Das  Kuratorium  wird  bei  seiner  Gründung  aus  zwei  Mit- 
gliedern der  kgl.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin,  zwei 
Mitgliedern  der  juristischen  Fakultät  der  kgl.  Friedrich-Wilhelms- 
Universität  daselbst  und  zwei  Mitgliedern  der  juristischen  Ge- 
sellschaft daselbst  gebildet,  welche  von  diesen  Körperschaften, 
beziehungsweise  von  der  juristischen  Gesellschaft  gewählt  werden. 


28  Satzungen  der  Stiftungen 

Die  Legitimation  der  von  der  juristischen  Gesellschaft  ge- 
wählten zwei  Mitglieder  wird  dadurch  geführt,  dass  die  von 
der  Akademie  und  der  Fakultät  gewählten  vier  Mitglieder  des 
Kuratoriums  die  Wahl  derselben  als  giltig  anerkennen. 

§  7.  Scheidet  ein  Mitglied  aus  dem  Kuratorium  aus,  so 
erfolgt  die  Neuwahl  von  derjenigen  Körperschaft,  von  welcher 
die  Stelle  des  ausgeschiedenen  Mitgliedes  bei  der  Gründung 
des  Kuratoriums  besetzt  worden  war.  —  Ein  gleiches  Wahl- 
recht steht  in  gleichem  Umfange  der  juristischen  Gesellschaft 
zu  Berlin  zu.  In  Beziehung  auf  die  Prüfung  der  Legitimation 
der  von  der  letzteren  gewählten  Mitglieder  findet  auch  bei 
Neuwahlen  die  Vorschrift  des  §  6  Alinea  3  des  Statuts  An- 
wendung. 

Ist  dieses  Wahlrecht  innerhalb  eines  von  dem  Kuratorium 
zu  bestimmenden  angemessenen  Zeitraumes  nicht  ausgeübt 
worden,  so  ergänzt  sich  das  Letztere  durch  Kooptation  aus  der 
Zahl  der  in  Berlin  wohnenden  Rechts  verständigen.  Es  müssen 
jedoch  stets  zwei  Mitglieder  im  Kuratorium  sitzen ,  welche 
weder  der  Akademie  noch  der  Universität  angehören. 

Ueber  jeden  Wahlakt  des  Kuratoriums  wird  eine  notarielle 
Urkunde  aufgenommen. 

§  8.  Das  Kuratorium  legitimiert  sich  als  Vertreter  der 
Stiftung  durch  ein  Attest  des  kgl.  Polizei-Präsidiums  zu  Berlin 
darüber,  dass  das  Kuratorium  der  Stiftung  zur  Zeit  aus  den 
im  Atteste  genannten  Personen  besteht. 

Das  Kuratorium  hat  die  Befugniss ,  einen  Syndikus  aus 
seiner  Mitte  zu  wählen  und  diesem  General-  und  Spezialvoll- 
macht cum  facultate  substituendi  zu  ertheilen,  auch  für  ein- 
zelne Rechtsgeschäfte  oder  Prozesse  Jemand,  sei  derselbe  Mit- 
glied des  Kuratoriums  oder  nicht,  unter  Beilegung  sämtlicher 
Rechte ,  welche  dem  Vertreter  einer  abwesenden  Partei  zu- 
stehen, zu  bevollmächtigen. 

§  9.  Das  Kuratorium  wählt  aus  seiner  Mitte  einen  Vor- 
sitzenden, dessen  Name  durch  eine  von  dem  Kuratorium  zu 
bestimmende  Berliner,  Wiener  und  Münchener  Zeitung  ver- 
öffentlicht wird. 


Satzungen  der  Stiftungen  29 

Der  Vorsitzende  repräsentirt  die  Stiftung  in  allen  ausser- 
gerichtlichen  Angelegenheiten.  Die  Zahlungs-Anweisungen  an 
die  Kasse  der  Stiftung  bedürfen  jedoch  der  Unterschrift  des 
Vorsitzenden  und  zweier  Mitglieder  des  Kuratoriums. 

§  10.  Die  Beschlüsse  des  Kuratoriums  werden  durch 
Stimmenmehrheit  seiner  Mitglieder  gefasst. 

Bei  Stimmengleichheit  gibt  die  Stimme  des  Vorsitzenden 
den  Ausschlag. 

Lässt  der  Vorsitzende  schriftlich  abstimmen,  so  muss  die 
schriftlich  zu  formulirende  Frage  jedem  Mitgliede  zur  Er- 
klärung vorgelegt  werden,  und  steht  es  dann  in  der  Befugniss 
jedes  Einzelnen,  über  die  Frage  eine  mündliche  Berathung  und 
Abstimmung  zu  beantragen. 

Zu  einem  giltigen  Beschlüsse  des  Kuratoriums  auf  Grund 
mündlicher  Abstimmung  ist  die  Anwesenheit  von  mindestens 
drei  Mitgliedern  erforderlich. 

§  11.  Das  Kuratorium  hat  für  die  zinsbare  und  deposital- 
mässig  sichere  Anlegung  des  Stiftungsvermögens  Sorge  zu 
tragen. 

Die  Documente  der  Stiftung  sind  bei  einer  mit  Deposital- 
ver waltung  verbundenen  öffentlichen  Anstalt  zu  deponiren. 

Die  Kasse  der  Stiftung  wird  durch  einen  vom  Kuratorium 
hiermit  zu  beauftragenden  öffentlichen  Kassen beamten  geführt. 
Diesem  wird  nach  erfolgter  Rechnungslegung  alljährlich  die 
Decharge  durch  das  Kuratorium  ertheilt. 

§  12.  Das  Kuratorium  stellt  nach  einem  sechsjährigen 
vom  1.  Januar  1863  ab  zu  berechnenden  Turnus  die  Zinsen- 
masse nach  Abzug  der  Verwaltungskosten  in  runder  Summe 
folgenden  drei  Akademien  zu  den  Zwecken  der  Stiftung  (§  1) 
zur  Verfügung  und  zwar  die  Zinsenmassen 

1.  des  ersten  und  zweiten  Jahres  der  kaiserlichen  Akademie 
der  Wissenschaften  zu  Wien, 

2.  des  dritten  und  vierten  Jahres    der   kgl.  Akademie   der 
Wissenschaften  zu  München, 

3.  des    fünften    und    sechsten    Jahres    der    kgl.    Akademie 
der  Wissenschaften  zu  Berlin. 


30  Satzungen  der  Stiftungen 

§  13.  Von  demjenigen  Zeitpunkte  an,  wo  das  Kapital- 
Vermögen  der  Stiftung  die  Summe  von  Dreissigtausend  Thalern 
Preuss.  Cour,  erreicht  haben  wird,  tritt  ein  dreijähriger  Turnus 
unter  den  genannten  Akademien  in  der  angegebenen  Reihen- 
folge ein. 

§  14.  Der  Geschäftsgang  bei  dem  Kuratorium  wird  durch 
die  anliegende  Geschäftsordnung  geregelt. 

§  15.  Zu  einer  Abänderung  der  Geschäftsordnung  ist  die 
Zustimmung  von  wenigstens  vier  Mitgliedern  des  Kuratoriums 
erforderlich. 

6.  Der  Wirkungskreis  der  Akademien. 

§  16.  Die  Akademie,  welcher  die  Zinsenmasse  nach  Vor- 
schrift des  §  12  zur  Verfügung  gestellt  ist,  hat  die  Wahl,  aus 
derselben 

1.  ein  in  Druck  oder  in  Schrift  ihr  vorliegendes  Werk  zu 
prämiiren, 

2.  eine  Preisaufgabe  zur  Konkurrenz  auszuschreiben, 

3.  ein  Reisestipendium  zu  ertheilen, 

4.  die  zur  Ausführung  einer  rechtswissenschaftlichen  Arbeit 
erforderlichen  Geldmittel  zu  gewähren. 

Dem  freien  Ermessen  der  Akademie  bleibt  überlassen,  ob 
sie  die  ihr  zur  Verfügung  gestellte  Zinsenmasse  zu  einem  und 
demselben  Unternehmen  oder  zu  verschiedenen  Zwecken  (Nr.  1 
bis  4)  verwenden  will. 

Auch  die  Zinsenmassen  mehrerer  Jahre  können  mit  Ein- 
willigung der  betheiligten  Akademien  für  ein  und  dasselbe 
Unternehmen  bestimmt  und  verwendet  werden. 

Ordentlichen  einheimischen  Mitgliedern  der  konferirenden 
Akademie  dürfen  weder  Preise  noch  Reisestipendien  ertheilt 
werden. 

Die  wissenschaftlichen  Arbeiten  ad  1.  2.  4.,  sowie  die 
Reiseberichte  ad  3.  müssen  in  Lateinischer,  Deutscher,  Eng- 
lischer, Französischer  oder  Italienischer  Sprache  abgefasst  sein. 

§  17.  Beabsichtigt  die  Akademie  ein  bereits  vollendetes 
Werk    zu    prämiiren    (§16  Nr.  1),    so    hat    dieselbe   innerhalb 


Satzungen  der  Stiftungen  31 

eines  Jahres,  von  dem  Zeitpunkte  an  gerechnet,  wo  ihr  die 
Zinsenmasse  zur  Verfügung  gestellt  ist,  diese  Prämiirung  aus- 
zusprechen und  dem  Kuratorium  unter  Uebersendung  des  Werkes 
sowie  des  die  Prämiirung  motivirenden  Gutachtens  die  Zahlungs- 
anweisung zu  ertheilen. 

Schriften ,  welche  schon  länger  als  vier  Jahre  vor  dem 
Beschlüsse,  ein  Werk  zu  prämiiren,  durch  den  Druck  veröffent- 
licht worden,  sind  von  der  Prämiirung  ausgeschlossen. 

Die  Auszahlung  der  ganzen  Prämie  für  ein  Werk,  welches 
im  Manuscripte  vorliegt,  darf  erst  nach  der  Veröffentlichung 
des  Werkes  durch  den  Druck  erfolgen. 

§  18.  Stellt  die  Akademie  eine  Preisaufgabe  (§  16  Nr.  2), 
so  veröffentlicht  sie  innerhalb  eines  Jahres,  von  dem  Zeitpunkte 
an  gerechnet,  wo  ihr  die  Zinsenmasse  zur  Verfügung  gestellt 
ist,  in  ihren  Organen  und  in  den  ihr  geeignet  erscheinenden 
öffentlichen  Blättern  das  Thema,  die  Bedingungen  der  Kon- 
kurrenz und  den  Zeitpunkt  der  Ablieferung  der  Arbeiten,  setzt 
auch  das  Kuratorium  hiervon  in  Kenntniss. 

An  dem  auf  diesem  Zeitpunkt  der  Ablieferung  zunächst 
folgenden  21.  Februar  oder  in  der  demnächst  folgenden  Ge- 
samtsitzung verkündet  die  Akademie  das  Resultat  der  Kon- 
kurrenz-Ausschreibung, sowie  den  Namen  des  Verfassers  der 
gekrönten  Preisschrift  und  ertheilt  demnächst  dem  Kuratorium 
bei  Uebersendung  der  Preisschrift  und  des  die  Preisertheilung 
motivirenden  Gutachtens  die  Zahlungsanweisung. 

Die  Auszahlung  der  ganzen  Prämie  erfolgt  auch  in  diesem 
Falle  erst  dann,  wenn  die  Veröffentlichung  der  Preisschrift 
durch  den  Druck  bewirkt  wird. 

Ist  die  Preisaufgabe  nach  dem  Urtheile  der  Akademie 
nicht  gelöst,  so  steht  es  in  ihrer  Befugniss,  dieselbe  Aufgabe 
nochmals  zur  Konkurrenz  auszuschreiben. 

§  19.  Bewilligt  die  Akademie  ein  Reisestipendium  (§  16 
Nr.  3),  so  wird  dieser  Beschluss  innerhalb  eines  Jahres,  von 
dem  Zeitpunkte  an  gerechnet,  wo  ihr  die  Zinsenmasse  zur 
Verfügung  gestellt  ist,  spätestens  am  nachfolgenden  21.  Februar 
oder  in  der  demnächst  folgenden  Gesamtsitzung  verkündet  und 


•*2  Satzungen  der  Stiftungen 

steht  es  in  der  Befugniss  der  Akademie,  dem  Perzipienten  eine 
bestimmte  Anweisung  zu  ertheilen.  Der  diesfällige  Beschluss 
unter  Angabe  der  Zahlungsmodalitäten  ist  dem  Kuratorium 
zur  Ausführung  mitzutheilen.  Die  Akademie  wird  Massregeln 
treffen  oder  durch  das  Kuratorium  treffen  lassen,  welche  die 
Veröffentlichung  des  Reiseberichtes  möglichst  sichern. 

§  20.  Entscheidet  sich  die  Akademie  dafür,  die  Zinsen- 
masse ganz  oder  zum  Theile  einem  Rechtsgelehrten  zur  Aus- 
führung einer  bestimmten  wissenschaftlichen  Arbeit  zu  ge- 
währen (§16  Nr.  4),  so  ist  sie  verpflichtet,  über  den  Plan  der 
Arbeit  vom  Verfasser  eine  Vorlage  zu  erfordern,  von  dem 
Fortgange  des  Unternehmens  sich  in  Kenntniss  zu  erhalten 
und  die  Veröffentlichung  des  Resultates  der  Forschungen  mög- 
lichst zu  sichern. 

Dem  Kuratorium  wird  bei  Mittheilung  der  gemachten 
Vorlagen  und  der  in  der  Angelegenheit  von  der  Akademie 
gefassten  Beschlüsse  die  Zahlungs-Anweisung  ertheilt. 

§  21.  Verfügt  die  Akademie  an  dem  21.  Februar  oder 
in  der  demselben  zunächst  folgenden  Gesammtsitzung  (§§  18 
bis  19)  nicht  über  die  ihr  zur  Verfügung  gestellte  Zinsen- 
masse oder  macht  sie  nicht  innerhalb  des  einjährigen  Zeit- 
raumes von  dem  ihr  nach  §  17  resp.  §  20  zustehenden  Rechte 
Gebrauch ,  ein  bereits  vollendetes  Werk  zu  prämiiren ,  be- 
ziehungsweise einem  Rechtsgelehrten  zur  Ausführung  einer 
wissenschaftlichen  Arbeit  die  Mittel  zu  überweisen,  oder  er- 
klärt sie  nicht  innerhalb  gleicher  Frist  dem  Kuratorium,  dass 
sie  von  dem  Rechte  des  §  16  Alinea  3  Gebrauch  mache,  so 
ist  die  Masse  der  ferneren  Verfügung  der  Akademie  entzogen. 
Diese  verfallenen  Massen  werden  einem  besonders  zu  ver- 
waltenden Fonds  der  Stiftung  zugeschrieben ,  dessen  Zinsen 
zur  Deckung  der  Druckkosten  für  die  prämiirten  Werke  gleich- 
zeitig mit  der  Zinsenmasse  des  Kapital- Vermögens  (§  12)  der 
Akademie  zur  Verfügung  gestellt  werden. 

Die  von  der  Akademie  nicht  zum  Druck  angewiesenen 
Zinsen  des  Druckkostenfonds  werden  zum  Kapitale  dieses  Fonds 
geschlagen. 


Satzungen  der  Stiftungen  33 

§  22.  Abänderungen  dieses  Statuts  bedürfen,  ausser  der 
Bestätigung  der  Staatsbehörde,  der  Zustimmung  der  drei  Aka- 
demien und  des  Kuratoriums  der  Stiftung. 

So  beschlossen  zu  Berlin,  den  27.  März  1863. 
Das  Gründungs- Comite  der  Savigny-Stiftung: 

*    v.  Bernuth.     v.  Bethmann-Hollweg. 

Borchardt.     Bornemann.     Dr.  Bruns.     Dr.  Dove. 

Dr.  Gneist.     Dr.  Heydemann.     Dr.  Homeyer. 

Meyen.     Freiherr  v.   Patow.     Dr.  Richter. 

Dr.  Rudorff.     Graf  v.  Schwerin.     Simson. 

Voikmar.      Graf  v.  Wartensleben. 


Auf  Grund  vorstehender  Statuten  ist  die  hiesige  Savigny- 
Stiftung  durch  die  Allerhöchste  Ordre  vom  20.  v.  Mts.,  welche 
wörtlich,  wie  folgt,  lautet: 

„Auf  Ihren  Bericht  vom  18.  ds.  Mts.  will  Ich  der 
„Savigny-Stiftung  zu  Berlin  auf  Grund  ihres  wieder 
„beifolgenden  Statuts  de  dato  Berlin  den  27.  März 
„1863  hiermit  Meine  landesherrliche  Genehmigung 
„ertheilen" 
Salzburg,  den  20.  Juli  1863. 

Gez.  WILHELM. 

Gez.  v.  Mühler. 

„An  den  Minister  der  geistlichen,  Unter- 
richts- und  Medicinal- Angelegenheiten" 

landesherrlich  genehmigt  worden. 

Berlin,  den  6.  August  1863. 

(L.  S.) 

Der  Minister  der  geistlichen,  Unterrichts- 
und Medicinal-Angelegenheiten. 
In  Vertretung:  Lehnert.*) 

*)  Die  drei  Akademien  zu  Berlin,  München  und  Wien  haben  durch 
Beschlüsse    vom   23.  April,    bezw.  6.  und  7.  Mai  1863   die   ihnen  in  der 
Satzung  zugedachten  Funktionen  dauernd  übernommen.    Das  Kuratorium 
der  Stiftung  konstituierte  sich  zu  Berlin  am  29.  Dezember  1863. 
Jahrbuch  1914.  3 


34  Satzungen  der  Stiftungen 

Durch  das  Kuratorium  der  Savigny-  Stiftung  sind  in  den 
Jahren  1886  und  1887  folgende  Zusätze  zum  Statut  gemacht 
und  von  den  drei  beteiligten  Akademien ,  sowie  von  Staats- 
aufsichtswegen von  dem  K.  Preussischen  Minister  der  geist- 
lichen, Unterrichts-  und  Medizinal -Angelegenheiten  genehmigt 
worden: 

1.  Zusatz  zu  §  16.  „Die  verfügende  Akademie  ist  be- 
rechtigt auf  Antrag  des  Kuratoriums  die  Zinsenmasse  bis  zu 
einem  Fünftel  zur  Unterstützung  periodischer  Publikationen, 
welche  zu  den  Zwecken  der  Savigny -Stiftung  in  Beziehung 
stehen,  zu  verwenden." 

2.  Zusatz  zu  §  20.  „Für  die  Ausführung  der  Arbeit  in 
der  von  der  beteiligten  Akademie  zu  bestimmenden  Form  hat 
dieselbe  einen  Termin  festzusetzen  und  ist  berechtigt,  denselben 
auf  höchstens  zwei  Jahre  zu  verlängern.  Von  der  Verlängerung 
ist  das  Kuratorium  zu  benachrichtigen. 

Ist  kein  Termin  festgesetzt,  so  gilt  als  solcher  der  Schluss 
des  fünften  Jahres  nach  demjenigen  Jahre,  in  welchem  der 
Auftrag  erteilt  worden  ist.  Erfolgt  die  Ausführung  innerhalb 
der  bezeichneten  Frist  nicht,  so  werden  die  noch  nicht  er- 
hobenen Beträge  dem  Fonds  der  Stiftung  zugeführt." 


II. 
Revidierte  Satzung  der  Liebig-Stiftung.*) 

Allerhöchst   genehmigt    laut   Entschliessung    des   K.   Staatsministeriums 
des  Innern   für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten   vom   9.  April  1892 

Nr.  5303. 

§   1. 
Die    Stiftung  hat  den  Zweck,    das  Andenken    an   den  Be- 
gründer der  Landwirtschafts-Wissenschaft  auf  dem  Gebiete  der 
Naturforschung 


*)  Die  Stiftung  wurde  begründet  mit  einem  von  praktischen  Land- 
wirten und  Freunden  der  Landwirtschaft  für  Justus  von  Liebig  gesam- 
melten Ehrengeschenk  im  Betrag  von  15200  Gulden.     Die  Bestimmungen 


Satzungen  der  Stiftungen  35 

Justus  von  Liebig 
dauernd  zu  erhalten  und  zu  ehren. 

Dieselbe  wurde  am  9.  August  1873  landesherrlich  be- 
stätigt, hat  juristische  Persönlichkeit  und  steht  unter  dem 
Schutze  der  bayerischen  Staatsverfassung. 

§  2. 
Der   Stiftungszweck    soll    durch    öffentliche    Anerkennung 
hervorragender    Leistungen    in    Beziehung    auf    die    Landwirt- 
schaft und  zwar: 

1.  wissenschaftlicher  Leistungen, 

2.  sonstiger  erfolgreicher  Bestrebungen  überhaupt  erreicht 
werden. 

Ausserdem  können  die  aus  der  Stiftung  fliessenden,  zu 
solchen  Anerkennungen  nicht  verbrauchten  Mittel  auch  behufs 
Anregung  und  Förderung  zur  Landwirtschaft  in  Beziehung 
stehender  wissenschaftlicher  Arbeiten,  Publikationen  oder  son- 
stiger Unternehmungen  Verwendung  finden. 

§  3. 

Die  öffentlichen  Anerkennungen  erfolgen  entweder  auf 
Grund  des  Erlasses  von  Preisausschreiben  über  wissenschaft- 
liche Fragen  oder  ohne  Preisbewerbung  nach  freiem  Ermessen 
des  Kuratoriums  der  Liebig- Stiftung. 

Bewerbungen ,  welche  nicht  durch  ein  Preisausschreiben 
veranlasst  wurden,  sind  unzulässig. 

§  4. 
Die  Auszeichnungen  bestehen: 

1.  in  Medaillen  von  Gold,  Silber  oder  Bronce, 

2.  in  Ehrengeschenken   in   Geld,    nicht    unter   fünfhundert 
Mark  deutscher  Währung. 


über  die  Verwendung  dieses  Geschenks  für  eine  Liebig  -  Stiftung  und 
über  den  Zweck  derselben  wurden  noch  von  Liebig  selbst,  kurz  vor 
seinem  Tode,  getroffen.  Zur  Zeit  ist  das  Stiftungskapital  auf  47  700  M. 
angewachsen. 

3* 


36  Satzungen  der  Stiftungen 

§  5. 
Die  Verleihung  einer  Medaille  in  Gold  schliesst  ein  Geld- 
Ehrengeschenk  aus.    Mit  letzterem  dagegen  ist  die  Bewilligung 
der  silbernen  oder  broncenen  Medaille  verbunden,    welche  aber 
auch  für  sich  allein  verlieren  werden  können. 

§6. 
Die  Zahl  der  gleichzeitigen  Inhaber  der  goldenen  Me- 
daille ist  auf  acht  beschränkt,  so  dass  nach  Erfüllung  dieser 
Zahl  eine  weitere  Verleihung  nur  nach  dem  Tode  eines  In- 
habers derselben  erfolgen  kann.  Nur  deutsche  oder  Deutsch- 
Oesterreicher  sind  befähigt,  solche  zu  erlangen. 

§  7. 
Bei  einer  Konkurrenz  um  Preise,  welche  in  Folge  des- 
fallsiger  Ausschreiben  verliehen  werden ,  sollen  nur  wissen- 
schaftliche Arbeiten  zulässig  sein,  die  in  deutscher  Sprache 
abgefasst  sind;  die  Verleihung  der  Preise  dagegen  ist,  inso- 
ferne  nicht  die  goldene  Medaille  in  Frage  steht  (§  6),  an  eine 
Nationalität  nicht  gebunden. 

§  8. 
Ueber  die  Einkünfte   aus  dem  Stiftungs-Kapital  im  Sinne 
der  entsprechenden  Bestimmungen  verfügt  das  Kuratorium  der 
Lie  big- Stiftung. 

§9. 
Dieses  Kuratorium  soll  bestehen: 

1.  aus    dem    Präsidenten    der    k.    Akademie    der    Wissen- 
schaften in  München; 

2.  aus  dem  Sekretär  der  mathematisch-physikalischen  Klasse 
derselben  Akademie; 

3.  aus  einem  weiteren  Mitgliede  dieser  Klasse; 

4.  aus  den  Inhabern  der  goldenen  Lie  big-Medaille; 

5.  aus  einem  Lehrer  der  Volkswirtschaft  an  der  Universität 
oder  der  technischen  Hochschule  München; 

6.  aus    einem    derselben  Universität   oder  einer  der  beiden 
andern    Hochschulen    Münchens    (der    technischen    und 


Satzungen  der  Stiftungen  37 

tierärztlichen)  an  gehörigen  Vertreter  eines  landwirtschaft- 
lichen oder  zur  Landwirtschaft  in  naher  Beziehung 
stehenden  Faches; 
7.  aus  einem  Nachkommen  Justus  von  Liebigs  in  männ- 
licher Linie,  wofern  dessen  männliche  Descendenz  diese 
Vertretung  wünscht  und  dem  Kuratorium  die  betreffende 
Person  schriftlich  bezeichnet.  Dieselbe  wird  von  den 
majorennen  männlichen  Familien-Mitgliedern  auf  Lebens- 
dauer durch  Stimmenmehrheit  gewählt. 

§  10. 

Die  in  München  wohnenden  Mitglieder  des  Kuratoriums 
bilden  den  Lokal-Ausschuss,  welcher  die  laufenden  Geschäfte 
zu  besorgen  hat. 

Der  Präsident  der  Akademie  der  Wissenschaften  in  München 
führt  als  solcher  den  Vorsitz  im  Kuratorium,  der  Sekretär  der 
mathematisch  -  physikalischen  Klasse  vertritt  denselben;  den 
Schriftführer  wählt  der  Vorsitzende  aus  den  Mitgliedern  des 
Lokal-  Ausschusses. 

§n. 

Das  unter  §  9.  3.  erwähnte  Mitglied  der  Akademie  und 
der  unter  §  9.  5.  erwähnte  Lehrer  der  Volkswirtschaft  sowie 
das  unter  §  9.  6.  erwähnte  Mitglied  einer  der  drei  Hoch- 
schulen Münchens  wird  auf  Vorschlag  des  Vorsitzenden  von  dem 
Lokal-Ausschuss  gewählt. 

§  12. 
Der  Lokal-Ausschuss  sowie  das  Plenum  des  Kuratoriums 
treten  in  Folge  besonderer  Einladung  des  Vorsitzenden,  welcher 
die  Gegenstände  der  Verhandlungen  anzufügen  sind,  nach  Be- 
dürfnis zusammen,  um  über  die  Erreichung  der  Zwecke  der 
Stiftung  zu  beraten. 

§  13. 
Jedes  Mitglied  des  Kuratoriums   ist    berechtigt,   schriftlich 
oder  mündlich  Anträge  zu  stellen,  und  der  Vorsitzende  ist  ver- 
pflichtet, diese  zur  Beratung  und  nach  Massgabe  des  §  14   zur 
Abstimmung  zu  bringen. 


38  Satzungen  der  Stiftungen 

§  14- 

In  allen  Fällen,  in  welchen  die  Erfüllung  des  Stiftungs- 
zweckes (§  2)  in  Frage  steht,  fasst  der  Lokal-Ausschuss  keine 
bindenden  Beschlüsse;  derselbe  formuliert  und  begutachtet 
zunächst  nur  die  eingekommenen  Vorschläge  und  unterbreitet 
sie  dann  den  auswärtigen  Mitgliedern  zur  schriftlichen  Ab- 
stimmung. 

Zur  Vornahme  derselben  wird  den  auswärtigen  Mitgliedern 
von  dem  Vorsitzenden  eine  Präklusivfrist  gesetzt,  nach  deren 
fruchtlosem  Verlaufe  die  Stimmenabgabe  nicht  mehr  zulässig 
ist.  Stimmen,  welche  nicht  bestimmt  mit  „Ja"  oder  „Nein" 
lauten,  werden  nicht  gezählt. 

Die  definitive  Abstimmung  des  Lokal-Ausschusses  erfolgt 
erst  nach  Eingang  der  Abstimmung  der  auswärtigen  Mitglieder. 

Der  definitive  Beschluss  des  Kuratoriums  verlangt  zwei 
Dritteile  der  von  den  auswärtigen  und  einheimischen  Mitgliedern 
abgegebenen  Stimmen. 

§  15. 
Das  Kuratorium  wird  nach  Aussen  durch  den  Vorsitzenden 
desselben  vertreten.    Derselbe  hat  die  Beschlüsse,  so  weit  solche 
von    weiterem    Interesse    für    das   Publikum    sind,    bekannt    zu 
machen. 

§  16. 
Verleihungen  von  Medaillen  der  Liebig-Stiftung  oder 
von  Ehrengeschenken  (resp.  Zuerkennungen  von  Preisen  in 
Folge  von  Ausschreibungen)  oder  Unterstützungen  von  Unter- 
nehmungen aus  derselben  sind  der  deutschen  Landwirtschafts- 
Gesellschaft,  so  lange  diese  besteht,  zur  Proklamierung  bei 
derselben  mitzuteilen.  Ausserdem  werden  solche  durch  die 
Presse  zur  öffentlichen  Kenntnis  gebracht. 

§  17. 
Die  Stiftung  domiziliert  in  München  und  führt  den  Namen 
Liebig-Stiftung. 


Satzungen  der  Stiftungen  39 

'        §  18. 
Das  Vermögen  der  Stiftung  besteht: 

1.  aus  einem  von  Freunden  der  Sache  gespendeten  Ehren- 
geschenke von  dreissigtausend  Mark; 

2.  aus  etwaigen  Schenkungen,   welche  in  der  Absicht  ge- 
macht werden,  den  Grundstock  der  Stiftung  zu  erhöhen. 

Die  Verwaltung  des  Stiftungsfonds  geschieht  durch  den 
Lokal  -  Ausschuss  und  die  Kassa  Verwaltung  der  K.  Akademie 
der  Wissenschaften  nach  den  Normen,  welche  für  diese  Kassa- 
verwaltung gegeben  sind. 

Die  Kassa- Kuratel  und  die  Rechnungs- Revision  hat  die 
K.  Rechnungskammer. 

§  19. 
Das  Stiftungsvermögen  soll  pupillarisch,  wo  möglich  hypo- 
thekarisch angelegt  und  darf  in  keinem  Falle  dauernd  ver- 
mindert werden;  es  soll  eine  jährliche  Rente  von  mindestens 
1 200  Mark  abwerfen.  Tritt  durch  unvermeidliche  Ereignisse 
eine  Schmälerung  dieser  Rente  ein,  so  ist  die  Verwendung 
dieser  Stiftungsrente  ganz  oder  teilweise  zu  sistieren,  bis  die 
Normalrente  wieder  erreicht  ist. 

§  20. 

Aenderungen  an  diesem  Statut,  wenn  einzelne  Bestimmungen 
bei  der  Ausführung  auf  Schwierigkeiten  stossen,  oder  wenn  die 
Zeitverhältnisse  solche  erfordern  sollten,  hat  das  Kuratorium 
das  Recht  jederzeit  vorzunehmen;  dieselben  können  jedoch 
nur  dann  bewirkt  werden,  wenn  mindestens  zwei  Drittel  der 
Mitglieder  des  Kuratoriums  zustimmen. 

Jede  Abänderung  des  Statuts  bedarf  der  königlichen  Ge- 
nehmigung. 


40  Satzungen  der  Stiftungen 

III. 

Satzung  des  Zographos-Fonds  zur  Förderung  des  Studiums 
der  griechischen  Sprache  und  Literatur 

beschlossen  von   der  philos.-philol.  Klasse   der  K.  bayer.  Akademie   der 

Wissenschaften  in  der  Sitzung  vom  3.  Februar  1877,  bezw.  vom  6.  März 

1886,   genehmigt   vom   K.  Staatsministerium   durch  Entschliessung  vom 

10.  Februar  1877,  bezw.  vom  27.  Mai  1886. 

§  i. 

Das  von  Herrn  Christakis  Zographos  geschenkte  Kapital 
im  Betrage  von  25000  Francs  oder  20000  Mark  wird  den 
für  die  Anlage  von  Stiftungsgeldern  massgebenden  Vorschriften 
entsprechend  in  Wertpapieren  angelegt ,  welche  dem  Kassier 
der  K.  Akademie  der  Wissenschaften  zur  Aufbewahrung  zu 
übergeben  sind. 

§  2. 

Die  Beschlussfassung  über  die  Art  der  ersten  Anlage  des 
Kapitals  und  über  die  Wiederanlage  etwa  heimbezahlt  werdender 
Kapitalbeträge  steht,  vorbehaltlich  der  im  §  1  gezogenen 
Schranken,  dem  Vorstande  der  K.  Akademie  der  Wissenschaften 
in  Gemeinschaft  mit  den  Klassen-Sekretären  zu;  jedoch  darf 
dabei  eine  Herabminderung  des  Kapitals  unter  den  Nominal- 
wert nicht  stattfinden,  welchen  dasselbe  zur  Zeit  aufweist  oder 
im  betreffenden  Zeitpunkte  zufolge  einer  etwa  inzwischen  ein- 
getretenen Admassierung  aufweisen  wird. 

§3. 
Sollte  durch  irgend  welchen  Unglücksfall  eine  Vermin- 
derung des  Kapitals  eintreten,  so  sind  die  aus  ihm  fliessenden 
Renten  so  lange  zu  dessen  Wiederergänzung  zu  verwenden, 
bis  dasselbe  wieder  auf  seinen  ursprünglichen  Nominalbetrag 
gebracht  ist,  und  hat  so  lange  jede  anderweitige  Verwendung 
derselben  zu  unterbleiben. 

§*• 

Der  Kassier  der  K.  Akademie  der  Wissenschaften  hat  nicht 
nur  für  die  gehörige  Aufbewahrung  der  Wertpapiere  zu  sorgen, 


Satzungen  der  Stiftungen  41 

sondern  auch  die  Ziehungslisten  in  Bezug  auf  diese  zu  über- 
wachen und  die  fälligen  Zinsen  rechtzeitig  zu  erheben.  Werden 
Papiere  des  Fonds  zur  Heimbezahlung  gezogen  oder  ander- 
weitig gekündigt,  so  hat  er  hievon  dem  Vorstande  der  K.  Aka- 
demie und  den  Klassensekretären  sofort  Anzeige  zu  machen 
und  auf  die  ihm  gemäss  eines  nach  §  2  gefassten  Beschlusses 
erteilte  Weisung  für  die  Erhebung  und  Wiederanlage  der  Be- 
träge zu  sorgen.  Auch  hat  derselbe  jährlich  über  den  Stand 
des  Fonds  und  die  für  denselben  bezogenen  Einnahmen  und 
Ausgaben  schriftliche  Rechnung  zu  stellen,  von  deren  Ergebnis 
in  der  nächstfolgenden  Sitzung  der  philos.-philol.  Klasse  Mit- 
teilung zu  machen  ist,  nachdem  dieselbe  zuvor  durch  den  Vor- 
stand der  Akademie  und  die  Klassensekretäre  geprüft  worden 
sein  wird. 

§  5. 
Die  Verwendung  der  Renten  des  Kapitals  erfolgt,  nach 
Abzug  der  auf  dessen  Verwaltung  erlaufenden  Kosten  (s.  §  10) 
und  vorbehaltlich  der  im  §  3  gesetzten  Einschränkung  derart, 
dass  alle  zwei  bis  vier  Jahre,  je  nach  dem  Umfang  oder  der 
Schwierigkeit  der  Aufgabe,  ein  dem  jedesmal  verfügbaren 
Rentenbetrage  möglichst  entsprechender  Preis  ausgeschrieben 
beziehungsweise  zuerkannt  wird  für  die  Bearbeitung  eines 
Themas ,  welches  dem  Gebiete  der  Sprache ,  Literatur ,  des 
öffentlichen  und  Privat-Lebens  der  Griechen  im  Altertum  oder 
im  Mittelalter  entnommen  ist.  Von  dem  zuerkannten  Preise 
wird  ein  Teil  sofort  nach  der  Zuerkennung,  der  Rest  aber  erst 
dann  zahlbar,  wenn  der  Verfasser  für  die  Druck -Veröffent- 
lichung genügende  Sicherheit  geboten  hat;  die  ziffermässige 
Ausscheidung  der  beiden  Beträge  bleibt  von  Fall  zu  Fall  dem 
Beschlüsse  der  philos.-philol.  Klasse  vorbehalten. 

§  6. 
Sowohl   die  Wahl   der  Preisaufgaben   als  die  Zuerkennung 
der  Preise  erfolgt  durch  den  Beschluss  der  philos.-philol.  Klasse 
nach    einfacher  Mehrheit    der   in    der    betreffenden  Sitzung  an- 
wesenden ordentlichen  Mitglieder  auf  Grund  eines  vorgängigen 


42  Satzungen  der  Stiftungen 

Berichtes,  welchen  ein  von  ihr  gewähltes  Comite  erstattet  haben 
wird.  Sowohl  die  gestellten  Preisaufgaben  als  die  zuerkannten 
Preise  sollen  namens  der  Gesamt- Akademie  an  ihrem  Stiftungs- 
Feste  verkündet  und  in  einigen  der  gelesensten  Blätter  öffent- 
lich ausgeschrieben  werden. 

§  7. 

Konkurrenzfähig  sind  Arbeiten,  welche  entweder  in  deutscher 
oder  in  lateinischer  oder  in  griechischer  Sprache  geschrieben 
sind.  Dieselben  müssen  an  Stelle  des  Namens  des  Verfassers 
ein  Motto  tragen,  welches  an  der  Aussenseite  eines  mitfolgenden, 
den  Namen  des  Verfassers  enthaltenden,  verschlossenen  Couverts 
wiederkehrt.  Der  unerstreckliche  Einsendungs-Termin  ist  der 
31.  Dezember  desjenigen  Jahres,  mit  welchem  die  Bewerbungs- 
frist abläuft. 

§  8. 

Die  philos.-philol.  Klasse  wählt  aus  ihrer  Mitte  auf  drei 
Jahre  das  Comite,  dem  sie  die  Berichterstattung  über  die  ein- 
gelaufenen Arbeiten  und  die  Vorschläge  der  neu  zu  stellenden 
Preisaufgaben  überträgt.  Sie  wird  in  ihrer  dem  Stiftungstage 
der  Akademie  zunächst  vorangehenden  Sitzung  diesen  Bericht 
und  diese  Vorschläge  entgegennehmen  und  über  die  betreffenden 
Fragen  Beschluss  fassen.  Das  Ergebnis  hievon  ist  sofort  dem 
Vorstande  der  Akademie  mitzuteilen. 

§9. 
Glaubt  die  Klasse  keiner  der  eingelaufenen  Arbeiten  den 
Preis  zuerkennen  zu  können,  oder  sind  solche  überhaupt  nicht 
eingelaufen,  so  hat  dieselbe  sofort  darüber  Beschluss  zu  fassen, 
ob  der  demzufolge  unverwendet  bleibende  Rentenbetrag  zu 
weiteren  Preis- Ausschreibungen  verwendet  oder  aber  zum  Kapital 
geschlagen  werden  soll. 

§  10. 
Die  eigentlichen  Regiekosten,  Briefporti,  Zeitungs-Inserate, 
ferner  angemessene  Remunerationen  für  den  Kassier,   sowie  für 
die  jedesmaligen  Preisrichter,  sind  auf  Rechnung  der  laufenden 
Renten  zu  tragen. 


Satzungen  der  Stiftungen  43 

IV. 

Münchener  Bürgerstiftung  bei  der  Kgl.  bayerischen 
Akademie  der  Wissenschaften. 

Von  dem  Wunsche  geleitet,  dem  derzeitigen  Präsidenten 
der  Kgl.  bayerischen  Akademie  der  Wissenschaften,  Max 
von  Pettenkofer,  Ehrenbürger  der  Stadt  München  und  Be- 
sitzer der  goldenen  Bürgermedaille ,  einen  bleibenden  Beweis 
der  Verehrung  und  des  Dankes  für  sein  gemeinnütziges  Wirken 
zu  geben,  hat  sich  eine  Anzahl  von  Münchener  Bürgern  und 
Firmen  zu  dem  Zwecke  vereinigt,  ein  Kapital  zu  sammeln 
und  der  Kgl.  Akademie  der  Wissenschaften  zur  Verfügung  zu 
stellen,  um  daraus  eine  „ Münchener  Bürgerstiftung  bei  der 
Kgl.  bayerischen  Akademie  der  Wissenschaften"    zu    errichten. 

Nachdem  die  gezeichneten  und  eingezahlten  Beträge  die 
Summe  von  70000  M.  überschritten  haben,  wurde  durch  den 
Präsidenten  und  die  drei  Klassensekretäre  Namens  der  Gesamt- 
akademie beschlossen,  der  zu  errichtenden  Stiftung  folgendes 
Statut  zu  geben: 

Satzung  der  Münchener  Bürgerstiftung  bei  der  Kgl.  bayerischen 
Akademie  der  Wissenschaften. 

Landesherrlich  bestätigt  laut  Entschliessung   des  K.  Staatsministeriums 
des   Innern    für  Kirchen-   und   Schulangelegenheiten   vom  8.  Juni  1896 

Nr.  8510. 

§    1. 
Aus    Spenden    Münchener   Bürger    und  Firmen    wird    eine 
Stiftung  errichtet  unter  dem  Namen  „  Münchener  Bürgerstiftung 
bei  der  Kgl.  bayerischen  Akademie  der  Wissenschaften*. 

§  2. 
Zweck  der  Stiftung  ist,  aus  den  Zinsen  dieses  der  Kgl.  Aka- 
demie zur  Verfügung  gestellten  Kapitals  Forschungen  auf  dem 
Gebiet  derjenigen  Wissenschaften  zu  veranlassen  und  zu  unter- 
stützen ,  welche  in  der  mathematisch  -  physikalischen  Klasse 
Vertretung  finden. 


44  Satzungen  der  Stiftungen 

§3. 
Das  Stiftungs vermögen  wird  gebildet:  durch  die  bereits 
eingezahlten  Geldbeträge,  ferner  durch  künftige,  dem  gleichen 
Zwecke  gewidmete  Spenden,  endlich  durch  nicht  aufgebrauchte, 
zum  Kapital  geschlagene  Zinsen.  —  Sollte  durch  unvorher- 
gesehene Ereignisse  eine  Verminderung  des  Kapitals  eintreten, 
so  muss  dasselbe  aus  den  jährlichen  Renten  wieder  auf  seine 
vorige  Höhe  gebracht  werden. 

§  4. 

Anlage  und  Verwaltung  des  Stiftungsvermögens  erfolgt 
durch  die  Kassenverwaltung  der  Kgl.  Akademie  der  Wissen- 
schaften nach  den  für  die  übrigen  akademischen  Stiftungen 
geltenden  Vorschriften. 

§  5. 

Ueber  die  Verwendung  der  jährlichen  Zinsen  des  Stiftungs- 
vermögens zu  dem  in  §  2  bezeichneten  Zweck  entscheidet  eine 
Kommission,  welche  aus  dem  Präsidenten  der  Kgl.  Akadmie,  dem 
Sekretär  der  matbem. -physikalischen  Klasse  und  drei  weiteren, 
auf  je  drei  Jahre  gewählten  Mitgliedern  dieser  Klasse  besteht. 

§  6. 
Die  Namen  der  Bürger  und  Firmen,  welche  für  die  Mün- 
chener Bürgerstiftung  einen  Betrag  von  mindestens  1000  M. 
(eintausend  Mark)  gespendet  haben ,  werden  zum  ehrenden 
Gedächtnis  auf  einer  in  den  Räumen  der  Kgl.  Akademie  anzu- 
bringenden Tafel  verzeichnet. 

§  7. 
Aenderungen  dieses  Statuts  sind  nur  auf  Antrag  der  mathe- 
matisch-physikalischen Klasse   durch   einmütigen  Beschluss    des 
Präsidenten    der  Kgl.  Akademie   und   der  drei  Klassensekretäre 
und  mit  Allerhöchster  Genehmigung  zulässig. 

München,  den  25.  April  1896. 

Der   Präsident   der   Kgl.   bayer.  Akademie    der    Wissenschaften 
Dr.  M.  v.  Pettenkofer. 

Die  Sekretäre  der  philos.-philol,   math.-physikal.  und 

historischen  Klasse 

W.  Christ.       Carl  Voit.       C.  A.  Cornelius. 


Satzungen  der  Stiftungen  45 

V. 

Cramer-Klett-Stiftung  bei  der  Kgl.  bayerischen  Akademie 
der  Wissenschaften. 

Bestrebt  dem  Beispiel  seines  verewigten  Vaters  nachzueifern, 
welcher  durch  seine  Stiftungen  für  das  Gewerbemuseum  in 
Nürnberg  und  für  die  Kgl.  technische  Hochschule  in  München 
seinen  Gemeinsinn  bekundet  hat,  zugleich  auch  beseelt  von  dem 
Wunsche,  dem  derzeitigen  Präsidenten  der  Kgl.  bayerischen 
Akademie  der  Wissenschaften,  Dr.  Max  von  Pettenkofer, 
ein  Zeichen  seiner  Verehrung  zu  geben,  hat  Herr  Theodor 
Freiherr  von  Cramer-Klett,  erblicher  Reichsrat  der  Krone 
Bayern,  unter  dem  21.  Oktober  1896  durch  Vermittlung  Seiner 
Exzellenz  des  Kgl.  Staatsministers  des  Innern  für  Kirchen-  und 
Schulangelegenheiten,  Herrn  Dr.  Robert  Ritter  von  Landmann, 
der  Kgl.  Akademie  der  Wissenschaften  ein  Kapital  von  60  000  Mark 
zur  Verfügung  gestellt,  damit  daraus  eine 

Cramer-Klett-Stiftung 

begründet  werde,  deren  Satzungen  im  allgemeinen  den  Satzungen 
der  im  April  dieses  Jahres  begründeten  Münchener  Bürgerstiftung 
entsprechen  sollen. 

Demnach  haben  der  Präsident  und  die  drei  Klassensekretäre 
Namens  der  Gesamtakademie  am  13.  November  1896  folgendes 
Statut  verabredet  und  beschlossen ,  welches  von  dem  Stifter 
am  23.  November  1896  in  Rom  gebilligt  und  unter  dem 
13.  Dezember  1896  landesherrlich  bestätigt  worden  ist: 

Satzung  der  Cramer-Klett-Stiftung   bei  der  Kgl.  bayerischen 
Akademie  der  Wissenschaften. 

§  1. 
Mit  einem  von  Herrn  Theodor  Freiherrn  von  Cramer- 
Klett,  erblichen  Reichsrat  der  Krone  Bayern,  zur  Verfügung 
gestellten  Kapital  von  60000  Mark  wird  eine  Stiftung  errichtet 
unter  dem  Namen  „Cramer-Klett-Stiftung  bei  der  Kgl.  bayer. 
Akademie  der  Wissenschaften". 


46  Satzungen  der  Stiftungen 

§  2. 

Zweck  dieser  Stiftung  ist,  mit  den  jährlichen  Zinsen  des 
Kapitals,  soweit  diese  nicht  zur  Vermehrung  des  Kapitals  selbst 
bestimmt  sind,  wissenschaftliche  Forschungen,  vorzugsweise  auf 
dem  Gebiete  der  Naturwissenschaften,  zu  veranlassen  und  zu 
unterstützen. 

§3. 

Zur  Erhöhung  des  Stiftungskapitals  soll  mindestens  ein 
Zehntel  der  jährlichen  Zinsen  verwendet  werden. 

§4. 
Anlage    und   Verwaltung    des    Stiftungsvermögens    erfolgt 
durch   die    Kassaverwaltung    der    Kgl.   Akademie    der  Wissen- 
schaften  nach    den   für    die    übrigen    akademischen   Stiftungen 
geltenden  Vorschriften. 

§  5. 
Ueber  die  Verwendung  der  jährlichen  Zinsen  des  Stiftungs- 
vermögens zu  den  in  §  2  und  §  3  bezeichneten  Zwecken  ent- 
scheidet eine  Kommission ,  welche  aus  dem  Präsidenten  der 
Kgl.  Akademie,  dem  Sekretär  der  mathematisch-physikalischen 
Klasse  und  drei  weiteren,  auf  je  drei  Jahre  gewählten  Mit- 
gliedern dieser  Klasse  besteht. 

§6. 

Aenderungen  dieses  Statuts  sind  nur  auf  Antrag  der 
mathematisch-physikalischen  Klasse  durch  einmütigen  Beschluss 
des  Präsidenten  der  Kgl.  Akademie  und  der  drei  Klassensekretäre 
und  mit  Allerhöchster  Genehmigung  zulässig. 

München,  den  13.  November  1896. 

Der  Präsident  der  Kgl.  b.  Akademie  der  Wissenschaften 
Dr.  M.  v.  Pettenkofer. 

Die  Sekretäre  der  philos.-philol.,  math.-physikal.  und 

historischen  Klasse 

W.  Christ.     Carl  Voit.     C.  A.  Cornelius. 


Satzungen  der  Stiftungen  47 


VI. 


Satzung  der  Thereianos-Stiftung  zur  Förderung  der 
alt-  und  mittelgriechischen  Studien. 

Festgesetzt  in  der  Sitzung  der  philosophisch-philologischen   Klasse  der 
kgl.  bayer.  Akademie  der  Wissenschaften  am  5.  Februar  1898.    Genehmigt 
vom  kgl.  Staatsministerium  des  Innern  für  Kirchen-  und  Schulangelegen- 
heiten am  18.  Mai  1898   Nr.  7716. 

§  i- 

Der  am  15.  März  1897  in  Triest  verstorbene  Gelehrte 
Dr.  Dionysios  Thereianos  hat  durch  testamentarische  Ver- 
fügung vom  18. /30.  Juli  1895  die  kgl.  bayer.  Akademie  der 
Wissenschaften  zur  Universalerbin  seines  Wertnachlasses  ein- 
gesetzt, um  damit  nach  Erfüllung  der  legataren  Auflagen 
einen  Fonds  zur  Förderung  der  alt-  und  mittelgriechischen 
Studien  zu  begründen. 

§  2. 
Der  Gesamtnachlass  betrug  nach  amtlicher  Schätzung 
162  844  Gulden  15  Kreuzer  österreichischer  Währung.  Nach 
Wegfertigung  der  testamentarischen  einmaligen  Auflagen,  der 
Erbschaftssteuern  und  sonstigen  Kosten  der  Nachlassbehandlung 
sind  verblieben: 

in  Wertpapieren  nach  dem  Kurswerte     258920  M.  60  Pf. 
und  im  Baren  3387     „     51     „ 

sohin  ein  Gesamtvermögen  von  262308  M.   11  Pf. 

dessen  jährliches  Zinserträgnis  nach  Auszahlung  zweier  auf 
Lebenszeit  gewährten  Leibrenten  im  Betrag  von  jährlich  1200 
Gulden  und  1000  Gulden  ö.  W.  für  die  Zwecke  des  Thereianos- 
Fonds  zu  verwenden  ist. 

§  3. 
Das  Fondskapital   besteht   in  Wertpapieren    und  wird  von 
der  Kassa   der  kgl.  bayer.  Akademie   der  Wissenschaften  nach 
den    für   die    übrigen   akademischen  Stiftungen    und  Fonds  be- 
stehenden Vorschriften  verwaltet. 


48  Satzungen  der  Stiftungen 

§4. 

Massgebend  ist  für  die  Verwendung  der  verfügbaren  Mittel 
der  Wille  des  Stifters,  den  derselbe  in  seinem  Testament  in 
nachfolgender  Weise  kundgegeben  hat: 

„Ich  vermache  der  kgl.  bayer.  Akademie  der  Wissenschaften 
mein  Vermögen,  damit  aus  den  Zinsen  desselben  alljährlich 
beim  Stiftungsfeste  Preise  zu  1000  oder  2000  Frcs.  verteilt 
und  ausserdem  wissenschaftliche  Unternehmungen  unterstützt 
werden. 

Ueber  die  Zahl  der  Preise  und  über  die  Höhe  der  zur 
Unterstützung  wissenschaftlicher  Unternehmungen  zu  verwen- 
denden Summen  entscheidet  nach  den  jeweiligen  Bedürfnissen 
die  Akademie,  doch  muss  jedes  Jahr  wenigstens  ein  Preis  ver- 
teilt werden.  Sowohl  die  zu  prämiierenden  Arbeiten,  als  die 
zu  unterstützenden  Unternehmungen  müssen  der  Geschichte, 
Sprache,  Literatur  oder  Kunst  der  Griechen,  von  den  ältesten 
Zeiten  bis  zur  Eroberung  Konstantinopels  durch  die  Türken, 
angehören.  Sowohl  die  Preise  als  die  sonstigen  Unterstützungen 
sollen  nur  an  bayerische  oder  auch  an  griechische  Gelehrte 
gegeben  werden." 

§5. 

Ueber  die  Verwendung  der  Mittel  des  Thereianos-Fondes 
beschliesst  die  philosophisch-philologische  Klasse  der  Akademie 
alljährlich  in  einer  dem  Stiftungsfeste  vorausgehenden  Sitzung 
auf  Grund  von  Vorschlägen  einer  von  ihr  gewählten  Kommission. 
Die  Entscheidung  erfolgt  durch  absolute  Majorität  der  in  der 
betreffenden  Sitzung  anwesenden  ordentlichen  Mitglieder  und 
wird  von  dem  Präsidenten  der  Akademie  in  der  öffentlichen 
Sitzung  des  Stiftungsfestes  bekannt  gegeben.  Die  erste  Ver- 
kündigung findet  an  dem  Stiftungsfeste  des  Jahres  1899  statt. 

§  6. 

Zur  Vorbereitung  der  Anträge   über  die  Verwendung  der 

Mittel  wählt   die   philosophisch-philologische  Klasse  auf  je  drei 

Jahre   eine  Kommission    von   fünf  Mitgliedern   aus  ihrer  Mitte. 

Dieselbe    kann    nach    Bedürfnis    jederzeit    auf    Anregung    der 


Satzungen  der  Stiftungen  49 

philosophisch  -  philologischen  Klasse  durch  ein  von  der  histo- 
rischen Klasse  zu  wählendes  sechstes  Mitglied  ergänzt  werden. 
Die  Kommission  wählt  aus  ihrer  Mitte  einen  Vorsitzenden  mit 
dem  Recht  des  Stichentscheides  bei  Stimmengleichheit. 

§  7. 
Aus  den   Mitteln   des  Thereianos  -  Fonds  werden   zur  För- 
derung der  Studien  auf  dem  Gebiete  der  Geschichte,  Sprache, 
Literatur  oder  Kunst  der  Griechen  im  Altertum  und  Mittelalter 

a)  Preise  erteilt, 

b)  Unterstützungen  für  wissenschaftliche  Unternehmungen 
gewährt. 

§  8. 
Preise  im  Betrag  von  800  oder  1600  Mark  sind  in  Aus- 
sicht genommen  für  wissenschaftlich  wertvolle  Schriften  baye- 
rischer, das  ist  in  Bayern  geborener  oder  dauernd  in  Bayern 
domizilierender  Gelehrter  und  Gelehrter  griechischer  Natio- 
nalität. Ausser  Konkurrenz  bleiben  Schriften  der  ordentlichen 
und  damit  stimmberechtigten  Mitglieder  der  philosophisch-philo- 
logischen Klasse  der  bayerischen  Akademie.  Preise  werden  nur 
erteilt  für  Schriften,  die  zu  dem  im  §  7  bezeichneten  Arbeits- 
gebiet gehören  und  im  nächst  vorausgehenden  oder  einem  der 
10  vorausgehenden  Jahre  erschienen  sind. 

§9. 
Jedes  Jahr  ist  mindestens  ein  Preis  zu  erteilen.  Für  Preis- 
erteilung überhaupt  können  jährlich  nicht  mehr  als  3200  Mark 
verwendet  werden.  Was  von  diesem  Höchstmass  für  Preise 
nicht  ausgegeben  wird,  kann  durch  Beschluss  der  philosophisch- 
philologischen Klasse  zur  Unterstützung  wissenschaftlicher  Un- 
ternehmungen in  dem  durch  §  7  bezeichneten  Gebiete  ver- 
wendet werden. 

§  io. 

Unterstützungen  wissenschaftlicher  Unternehmungen  werden 
nur   gewährt   auf  Grund    der   Vorlage    eines   genauen  Arbeits- 
jahrbuch 1914.  4 


50  Satzungen  der  Stiftungen 

planes  und  unter  der  Voraussetzung  eines  eingehenden,  nach 
dem  Abschluss  des  Unternehmens  an  die  Akademie  zu  erstat- 
tenden Berichtes.  In  Betracht  kommen  nur  Unternehmungen, 
welche  sich  auf  Geschichte,  Sprache,  Literatur  oder  Kunst  der 
Griechen  im  Altertum  und  Mittelalter  beziehen  und  von  einem 
bayerischen  oder  griechischen  Gelehrten  ausgeführt  oder  doch 
geleitet  werden.  Ueber  die  Zeit  der  Auszahlung  der  Unter- 
stützungssumme ist  für  jeden  einzelnen  Fall  Beschluss  zu  fassen. 

§  n. 

Diejenigen  Erträgnisse  des  Fondskapitals,  welche  in  einem 
Jahre  für  die  beiden  bezeichneten  Zwecke  und  etwaige  Ver- 
waltungskosten nicht  zur  Verwendung  kommen,  sind  nach 
jedesmaligem  Beschluss  der  philosophisch-philologischen  Klasse 
entweder  für  das  nächste  Jahr  zu  reservieren  oder  zu  dem 
Fondskapital  zu  schlagen.  Die  Stellung  eines  Mitgliedes  der 
Kommission  gilt  als  Ehrenamt  und  wird  nicht  honoriert. 

§  12. 

Eine  Aenderung  der  Statuten  kann  nur  auf  Antrag  der 
philosophisch  -  philologischen  Klasse  und  des  Präsidiums  der 
Akademie  durch  Entschliessung  des  kgl.  bayer.  Staatsmini- 
steriums des  Innern  für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten 
erfolgen. 

Kgl.  bayer.  Akademie  der  Wissenschaften. 

M.  v.  PettenkoferT  Präsident. 

v.  Christ,     C.  v.  Voit,     Friedrich, 
Klassensekretäre. 


Satzungen  der  Stiftungen  51 

VII. 

Satzung  der  Hardy-Stiftung  bei  der  KgL  Bayerischen 

Akademie  der  Wissenschaften. 

Landesherrlich  bestätigt  laut  Entschliessung  des  Kgl.  Staatsministeriums 
des   Innern    für  Kirchen-   und   Schulangelegenheiten    vom    7.  Juli    1905 

Nr.  13828. 

§  1. 
Der  am  10.  Oktober  1904  zu  Bonn  verstorbene  Univer- 
sitätsprofessor a.  D.  Dr.  Edmund  Hardy  hat  durch  rechts- 
gültiges Testament  vom  28.  Oktober  1901  die  Königlich  Baye- 
rische Akademie  der  Wissenschaften  zur  Erbin  seiner  Hinter- 
lassenschaft eingesetzt  mit  der  Bestimmung,  daraus  abzüglich 
einiger  Vermächtnisse  eine  Stiftung  für  indologische  Studien 
zu  errichten. 

§  2. 
Das  Stiftungsvermögen  besteht 
in  Wertpapieren  zum  Kurswerte  von       71347  M.   80  Pf. 

in  Barem 38    „    50    „ 

somit  in  einem  Gesamtvermögen  von        71386  M.   30  Pf. 
und    wird    von   der   Kassaverwaltung   der  K.  Bayer.  Akademie 
der  Wissenschaften    nach    den    für    die   übrigen    akademischen 
Stiftungen  und  Fonds  bestehenden  Vorschriften  verwaltet. 

§  3. 
Massgebend  ist  für  die  Verwendung  der  verfügbaren  Mittel 
der  Wille  des  Stifters,   den   er  in  seinem  Testament  in  nach- 
folgender Weise  kundgegeben  hat: 

„Der  Zinsertrag  soll  alljährlich  am  9.  Juli  entweder 
a)  zur  Unterstützung  eines  jungen  Gelehrten,  gleichviel 
welchem  deutschen  Bundesstaat  er  angehören  mag,  der 
seine  Universitätsstudien  bereits  vollendet  hat,  behufs 
Fortsetzung  seiner  Fachstudien,  oder  b)  zu  Preisen  für 
vorliegende,  wissenschaftliche  Leistungen  oder  c)  zur  Unter- 
stützung wissenschaftlicher  Unternehmungen  verwendet 
werden,  —   alles  jedoch  unter  Beschränkung   auf  das  Ge- 

4* 


52  Satzungen  der-  Stiftungen 

biet  der  Indologie  in  dem  Umfang  dieses  Begriffes,  wie 
er  wissenschaftlich  anerkannt  wird. 

„Die  Verleihung  eines  Preises  für  gedruckte  Werke 
ist  auf  solche  zu  beschränken,  die  im  Laufe  der  letzten 
drei  Jahre,  vom  Verleihungstermin  an  gerechnet,  erschienen 
sind.  In  diesem  Falle,  aber  auch  nur  in  diesem  allein, 
soll  die  Zugehörigkeit  oder  Nichtzugehörigkeit  des  Ver- 
fassers zu  einem  deutschen  Bundesstaat  keinen  Unterschied 
begründen. 

„Bei  der  K.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften  soll 
es  stehen,  im  Falle,  dass  es  sich  um  eine  wissenschaftliche 
Reise  oder  um  Unterstützung  grösserer  wissenschaftlicher 
Unternehmungen  handelt,  auch  über  den  Zinsertrag  von 
zwei  oder  mehreren  aufeinander  folgenden  Jahren  kraft 
eines  einmaligen  Beschlusses  zu  verfügen.  Für  die  Ver- 
längerung über  das  dritte  Jahr  hinaus  soll  es  jedoch  eines 
erneuten  Beschlusses  bedürfen. 

„Die  Verwendung  des  Jahresertrages  der  Hardy-Stif- 
tung  soll  jedesmal  an  einer  geeigneten  Stelle  bekannt 
gegeben  werden. 

„Wenn  Verhältnisse  irgendwelcher  Art  die  Inanspruch- 
nahme der  Zinserträge  der  Stiftung  für  ihren  eigentlichen 
Zweck  der  Förderung  der  Indologie  ausschliessen,  so  bleibt 
es  der  K.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften  anheim- 
gegeben, sie  für  andere  Zweige  der  orientalischen  Forschung, 
jedoch  unter  Bevorzugung  solcher  Zweige,  welche  sich  mit 
der  Indologie  berühren,  entsprechend  zu  verwenden." 

§  i- 

Über  die  Verwendung  der  Mittel  der  Hardy- Stiftung  be- 
schliesst  die  philosophisch -philologische  Klasse  alljährlich  in 
ihrer  Juli-Sitzung  auf  Grund  von  Vorschlägen  einer  zu  diesem 
Zweck  eingesetzten  Kommission.  Diese  besteht  aus  dem  Prä- 
sidenten der  Akademie,  dem  Klassensekretär,  zwei  Mitgliedern 
der  philosophisch-philologischen  und  einem  Mitglied  der  histo- 
rischen Klasse,  welche  jeweils  auf  drei  Jahre  gewählt  werden; 


Satzungen  der  Stiftungen  53 

doch   soll   unter   allen  Umständen    der  Vertreter   der  Indologie 
dieser  Kommission  angehören. 

§  5. 
Diejenigen  Erträgnisse  des  Stiftungsvermögens,  welche  in 
einem  Jahre  für  den  bezeichneten  Zweck  und  etwaige  Verwal- 
tungskosten nicht  zur  Verwendung  kommen,  sind  nach  jedes- 
maligem Beschluss  der  Klasse  entweder  für  das  nächste  Jahr 
zurückzubehalten  oder   zu   dem  Stiftungsvermögen  zu  schlagen. 

§  6. 
Änderungen  dieser  Satzung  sind  nur  auf  Antrag  der  philo- 
sophisch-philologischen Klasse  und  des  Präsidiums  der  Akademie 
mit  Allerhöchster  Genehmigung  zulässig. 

Der   Präsident    der   Kgl.  Bayer.  Akademie    der  Wissenschaften 

v.  Heigel. 

Die  Sekretäre  der  philos.-philol.,   math.-phys.  und  historischen 

Klasse 
Kuhn.  v.  Voit.  Friedrich. 


VIII. 

Satzung   der  Koenigs  -  Stiftung   zum  Adolf  von  Baeyer- 
Jubiläum   zur  Förderung  wissenschaftlicher   chemischer 

Forschungen. 

Landesherrlich  bestätigt  laut  EntSchliessung  des  Kgl.  Staatsministeriums 
des  Innern  für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten  vom  4.  Dezember  1905 

Nr.  26449. 

§    1. 
Der  ausserordentliche  Professor  an  der  Universität  München 
Dr.  Wilhelm  Koenigs  hat  bei  der  Königlich  Bayerischen  Aka- 


54  Satzungen  der  Stiftungen 

demie  der  Wissenschaften  mit  einem  Kapital  von  50000  Mark 
eine  Adolf  von  Baeyer-Jubiläums-Stiftung  zur  Förderung 
wissenschaftlicher  chemischer  Forschungen  errichtet. 

§  2. 
Zweck    der   Stiftung    ist,    aus    den   Zinsen   des   Stiftungs- 
vermögens  wissenschaftliche  chemische  Forschungen  zu   unter- 
stützen. 

§  3. 
Das    Stiftungsvermögen    wird    gebildet    durch    die    bereits 
eingezahlte   Summe   von   50000  Mark,    ferner   durch   künftige, 
dem  gleichen  Zweck  gewidmete  Spenden,   endlich   durch  nicht 
aufgebrauchte  zum  Kapital  geschlagene  Zinsen. 

§  4. 
Anlage    und   Verwaltung    des    Stiftungsvermögens    erfolgt 
durch    die    Kassaverwaltung    der    Kgl.    Bayer.    Akademie    der 
Wissenschaften   nach    den   für   die  übrigen  akademischen  Stif- 
tungen geltenden  Vorschriften. 

§  5. 

Die  Entscheidung  über  die  jährliche  Vergebung  der  Zinsen 
wird  einer  Kommission  übertragen,  welche  besteht  aus  dem 
Präsidenten  der  Kgl.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften, 
dem  Sekretär  der  mathematisch-physikalischen  Klasse  und  den- 
jenigen ordentlichen  Mitgliedern  dieser  Klasse,  welche  Ver- 
treter der  Chemie  sind. 

§  6. 

Gesuche  um  Bewilligung  von  Geldmitteln  aus  den  Zinsen 
der  Stiftung  sind  an  den  Sekretär  der  mathematisch  -  physi- 
kalischen Klasse  zu  richten,  welcher  sie  der  Kommission  zur 
Entscheidung  vorlegt. 

§  7. 

Sitzungen  der  Kommission  finden  wenigstens  einmal  im 
Jahre  statt.  Die  Einladungen  hiezu  ergehen  vom  Präsidium. 
Bei  Stimmengleichheit  entscheidet  die  Stimme  des  Präsidenten. 


Satzungen  der  Stiftungen  55 

§  8. 
Eine  Änderung  dieser  Statuten   kann   nur  auf  Antrag  der 
in   §  5    bezeichneten   Kommission   und   nur    mit   Allerhöchster 
Genehmigung  erfolgen. 

Der  Präsident  der  Kgl.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften 

v.  Heigel. 

Die  Sekretäre  der  philos.-philol.,  math.-phys.  und  historischen 

Klasse 
Kuhn.       v.  Voit.       Friedrich. 


IX. 

Satzung  der  Wilhelm-Koenigs-Stiftung  zur  Förderung 

botanischer  und  zoologischer  Forschungen  und 

Forschungsreisen. 

Landesherrlich  bestätigt  laut  Entschliessung  des  Kgl.  Staatsministeriums 
des  Innern   für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten  vom   25.  April  1907 

Nr.  7754. 

§  1. 
Die  Erben  des  verstorbenen  Professors  der  Chemie  an  der 
Kgl.  Universität  München  Dr.  Wilhelm  Koenigs  stellten  im 
Sinne  des  Verstorbenen  der  Königlich  Bayerischen  Akademie 
der  Wissenschaften  die  Summe  von  50  000  Mark  zur  Verfügung, 
deren  Zinsen  Verwendung  finden  sollen  zur  Förderung  bota- 
nischer und  zoologischer  Forschungen  und  Forschungsreisen. 

§  2. 
Die  Entscheidung  über  die  Vergebung  der  Zinsen  wird 
einer  Kommission  übertragen,  welche  besteht  aus  dem  Prä- 
sidenten der  Kgl.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften,  dem 
Sekretär  der  mathematisch -physikalischen  Klasse  und  je  einem 
Vertreter  der  Botanik  und  der  Zoologie,  welche  von  der 
mathematisch-physikalischen  Klasse  zu  wählen  sind. 


56  Satzungen  der  Stiftungen 

§  3. 

Die  Vorschläge  über  die  Verwendung  der  Stiftungszinsen 
gehen  von  den  beiden,  nach  §  2  gewählten  Vertretern  der 
Botanik  und  Zoologie  aus,  wobei  in  der  Regel  abwechselnd 
die  eine  und  die  andere  der  beiden  Disziplinen  berücksichtigt 
werden  sollen. 

§  4. 

Die  Vergebung  der  Zinsen  findet  alle  zwei  Jahre  statt. 
Doch  kann  in  besonderen  Fällen  auf  einstimmigen  Beschluss 
der  Kommission  auch  in  der  Zwischenzeit  über  die  vorhandenen 
Zinsen  verfügt  werden. 

Nicht  verwendete  Zinsen  werden  zum  Kapital  geschlagen. 

§  5. 

Die  mit  Hilfe  der  Koenigs  -  Stiftung  erworbenen  oder 
gesammelten  Objekte  (Naturalien  und  Instrumente)  sind  den 
botanischen  oder  zoologischen  Sammlungen  des  Staates  zu 
übergeben. 

§  6. 

Wer  aus  der  Koenigs  -  Stiftung  eine  Bewilligung  erhält, 
hat  der  Kommission  über  die  Verwendung  der  Mittel  Bericht 
zu  erstatten. 

§  7. 

Anlage  und  Verwaltung  des  Stiftungsvermögens  erfolgt 
durch  die  Kassaverwaltung  der  Kgl.  Bayer.  Akademie  der 
Wissenschaften  nach  den  für  die  übrigen  —  nicht  in  das 
Depot  der  Bank  gegebenen  —  Stiftungsgelder  geltenden  Vor- 
schriften. 

Der  Präsident   der    Kgl.   Bayer.  Akademie    der  Wissenschaften 

v.  Heigel. 

Die  Sekretäre  der  philos.-philol.,  math.-phys.  und  historischen 

Klasse 
Kuhn.  v.  Voit.         Poehlmann. 


Satzungen  der  Stiftungen  57 


X. 


Satzung  des  Georg  HitFschen  Fonds  zur  Förderung 
der  Medaillenkunst. 

Bestätigt   durch  Entschliessung   des  Kgl.  Staatsministeriums   des  Innern 
für  Kirchen-   und  Schulangelegenheiten  vom    22.  Januar  1909   Nr.  1424. 

§  i. 

Herr  Privatier  Georg  Hitl  in  München  hat  dem  Kgl.  Ge- 
neralkonservatorium der  wissenschaftlichen  Sammlungen  des 
Staates  die  Summe  von  15000  Mark  schenkungsweise  mit  der 
Bestimmung  überwiesen,  dass  deren  Zinsen  Verwendung  finden 
sollen  zur  Förderung  der  modernen  Medaillenkunst. 

§  2. 

Die  Entscheidung  über  die  Vergebung  der  Zinsen  trifft 
eine  Kommission,  die  aus  dem  Generaldirektor  der  wissen- 
schaftlichen Sammlungen  des  Staates,  dem  Schenker,  zwei 
Künstlern  und  zwei  Sachverständigen  besteht.  Einer  der  letz- 
teren hat  der  Direktor  oder  ein  Beamter  des  Münzkabinettes 
zu  sein. 

Die  Mitglieder  der  Kommission  werden  vom  General- 
direktor im  Einvernehmen  mit  dem  Stifter  und  dem  Direktor 
des  Münzkabinettes  gewählt.  Spätere  Ergänzungen  trifft  die 
Kommission  selbst. 

Die  Kommission  wählt   aus  ihrer  Mitte   den  Vorsitzenden. 

Die  Kommission  tritt  alljährlich  mindestens  einmal  bis 
spätestens  20.  Dezember  zusammen.  Die  Einberufung  geschieht 
durch  das  K.  Generalkonservatorium.  Die  Beratung  findet  im 
K.  Münzkabinett  statt. 

§  3. 
Die  jährlichen  Zinsen  können  Verwendung  finden: 
a)  alljährlich  als  Preis  für  die  hervorragendste  Leistung 
auf  dem  Gebiet  der  modernen  Medaillenkunst  während 
des  verflossenen  Jahres. 

Zu    diesem  Zweck   wird   alljährlich   das  K.  General- 
konservatorium  zur  Einsendung   von  einschlägigen  Ar- 


58  Satzungen  der  Stiftungen 

beiten  an  das  K.  Münzkabinett  München  bis  zum  1.  De- 
zember öffentlich  einladen.  Hierbei  können  berück- 
sichtigt werden  nur  fertige  Medaillen  oder  plastische 
Medaillenmodelle,  ferner  auch  in  Stahl  geschnittene, 
sowohl  negative  wie  positive  Stempel.  Übersteigt  das 
Modell  die  projektierte  Grösse  der  Medaille,  so  ist  diesem 
bei  der  Einsendung  eine  photographische  Verkleinerung 
im  beabsichtigten  Durchmesser  beizufügen, 
b)  für  Erteilung  eines  Auftrags. 

Die  Bestimmung  des  Vorwurfs  für  die  Medaille  bleibt 
der  Kommission  vorbehalten,  kann  aber  auch  dem  freien 
Ermessen    des    zu    beauftragenden    Künstlers    anheim- 
gestellt werden. 
Für  Preise  und  Aufträge  kommen  nur  in  Betracht  bayerische 
oder  in  Bayern  lebende  Künstler. 

§  4. 
Nicht  verwendete  Zinsen  werden  angesammelt  und  gelangen 
spätestens    alle   drei  Jahre,    vom    Datum   dieser   Satzungen    ab 
gerechnet,  zur  Verwendung. 

§  5. 

Anlage  und  Verwaltung  des  Fondsvermögens,  das  gemäss 
Entschliessung  des  K.  Staatsministeriums  des  Innern  für  Kirchen- 
und  Schulangelegenheiten  vom  12.  November  1908  Nr.  23963 
als  gesondertes,  staatliches  Zweckvermögen  anzusehen  ist,  er- 
folgt durch  die  Kassaverwaltung  der  Königlich  Bayerischen 
Akademie  der  Wissenschaften  nach  den  für  die  Verwaltung 
von  Stiftungsgeldern  geltenden  Vorschriften. 

München,  den  18.  Januar  1909. 

Der  Generaldirektor  der  wissenschaftlichen  Sammlungen 

des  Staates: 

v.  Heigel. 

Der  Direktor  des  K.  Münzkabinetts: 

Habich. 


Satzungen  der  Stiftungen  o9 

XI. 
Satzung  der  Heinrich  v.  Brunck-Stiftung. 

Landesherrlich  bestätigt  laut  Entschließung  des  Kgl.  Staatsministeriums 
des  Innern  für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten  vom  22.  Oktober  1909 

Nr.  26067. 

§  1. 
Der  Geheime  Kommerzienrat  Dr.  Heinrich  von  Brunck 
in  Ludwigshafen  am  Rhein  errichtet  bei  der  Königlich  Baye- 
rischen Akademie  der  Wissenschaften  mit  einem  Kapital  von 
50000  Mark  eine  „Heinrich  von  Brunck-Stiftung"  zur 
Förderung  wissenschaftlich-chemischer  Forschungen. 

§  2. 

Zweck  der  Stiftung  ist  die  Verwendung  der  Zinsen  des 
Stiftungsvermögens  zur  Unterstützung  wissenschaftlich-chemi- 
scher und  physikalisch-chemischer  Forschungen. 

Die  Bewilligung  der  Mittel  erfolgt  jährlich,  jedoch  ist  für 
den  Fall  des  Auftretens  eines  größeren  Bedarfs  eine  Über- 
tragung von  einem  Jahr  auf  das  andere  zulässig. 

§  3. 

Anlage  und  Verwaltung  des  Stiftungsvermögens  erfolgt 
durch  die  Kassaverwaltung  der  Königlich  Bayerischen  Aka- 
demie der  Wissenschaften  nach  den  für  die  „Koenigs-Stiftung" 
geltenden  Vorschriften. 

§4. 

Die  Entscheidung  über  die  Vergebung  der  Mittel  wird  einer 
Kommission  übertragen,  welche  besteht  aus  dem  Präsidenten 
der  Königlich  Bayerischen  Akademie  der  Wissenschaften,  dem 
Sekretär  der  mathematisch-physikalischen  Klasse  und  denjenigen 
ordentlichen  Mitgliedern  dieser  Klasse,  welche  Vertreter  der 
Chemie  und  der  physikalischen  Chemie  sind. 

§  5. 
Gesuche    um    Bewilligung    von    Geldmitteln    sind    an    den 
Sekretär    der    mathematisch-physikalischen    Klasse    zu    richten, 
welcher  sie  der  Kommission  zur  Entscheidung  vorlegt. 


60  Satzungen  der  Stiftungen 

§  6. 
Sitzungen    der   Kommission   finden    wenigstens   einmal   im 
Jahre  statt.     Die  Einladungen  hierzu  ergehen  vom  Präsidium. 
Bei  Stimmengleichheit  entscheidet  die  Stimme  des  Präsidenten. 

§7. 
Eine  Änderung  dieser  Statuten  kann  nur  auf  Antrag  der 
in    §  4   bezeichneten    Kommission    und    nur    mit   Allerhöchster 
Genehmigung  erfolgen. 


Der   Präsident   der   Kgl.   Bayer.  Akademie   der  Wissenschaften 

v.  Heigel. 

Die  Sekretäre  der 
Philos.-philol.  Math.-physikal.  Histor.  Klasse 

Kuhn.  v.  Goebel.  v.  Poehlmann. 


Satzungen  der  Stiftungen  61 


XII. 


Satzung  der  Karl  von  Dapper-  Saalfels  -Stiftung 
für  biologische  Studien  in  München. 

Landesherrlich   bestätigt   laut  Entschließung  des  K.  Staatsministeriums 
des  Innern  für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten  vom  23.  September  1913 

Nr.  24126. 

1.  Aus  einer  von  dem  K.  Hofrat,  Großherzoglich  Olden- 
burgischen Geheimen  Medizinalrate  und  K.  Preußischen 
Professor  Dr.  med.  Karl  von  Dapper -Saal  fels  in  Kis- 
singen gespendeten  Summe  wurde  von  S.  K.  Hoheit  Prinz 
Ludwig  der  Betrag  von  50,000  Mark  der  mathematisch- 
physikalischen Klasse  der  K.  Akademie  der  Wissenschaften 
für  biologische  Studien  zur  Verfügung  gestellt.  Die  K. 
Akademie  der  Wissenschaften  widmet  diesen  Betrag  für 
die  Errichtung  einer  selbständigen  Stiftung  mit  dem 
Namen  „Karl  von  Dapper-Saalfels-Stiftung  für 
biologische  Studien  in  München". 

2.  Die  Verwaltung  dieser  Stiftung  steht  der  K.  Bayerischen 
Akademie  der  Wissenschaften  in  München  zu,  die  Ent- 
scheidung über  die  Verwendung  der  Zinsen  wird  einer 
Kommission  übertragen,  welche  besteht  aus  dem  Präsi- 
denten der  K.  Bayerischen  Akademie  der  Wissenschaften, 
dem  Sekretär  der  mathematisch -physikalischen  Klasse 
und  den  Vertretern  der  Biologie  in  der  Klasse. 

3.  Unterstützt  werden  können  aus  den  Zinsen  der  Stiftung 
sowohl  wissenschaftliche  Untersuchungen  auf  dem  Gebiete 
der  Anatomie,  Anthropologie,  Botanik,  Physiologie,  speziell 
Stoffwechsellehre  und  Balneologie  und  Zoologie,  als  auch 
Studienreisen,  indes  keine  Sammelreisen. 


62  Satzungen  der  Stiftungen 

4.  Die  Gesuche  sind  vor  1.  Dezember  jedes  Jahres  an  den 
Klassen sekretär  zu  richten.  Die  Sitzung  der  Kommission 
findet  im  Dezember  statt. 

5.  Über  die  mit  Unterstützung  der  Stiftung  ausgeführten 
Untersuchungen  ist  der  Klasse  ein  Bericht  vorzulegen. 
Mit  Stiftungsmitteln  gesammelte  Objekte  oder  aus  Stif- 
tungsmitteln angeschaffte  Apparate  sind  einer  bayerischen 
Staatssammlung  oder  einem  bayerischen  wissenschaftlichen 
Staatsinstitut  zu  überweisen. 

6.  Nicht  verwendete  Zinsen  werden  zum  Kapital  geschlagen. 

7.  Anlage  und  Verwaltung  des  Stiftungsvermögens  erfolgt 
durch  die  Kassenverwaltung  der  K.  Bayerischen  Akademie 
der  Wissenschaften  nach  den  für  Stiftungsgelder  geltenden 
Vorschriften. 

Die  Kassenkuratel  und  die  Rechnungsrevision  hat  die 
K.  Rechnungskammer. 

München,  den  5.  September  1913. 

K.  Akademie  der  Wissenschaften. 

Heigel 
Präsident. 


63 


Öffentliche  Sitzung 

zur  Feier  des   155.   Stiftungstages 

am  14.  März  1914. 

Die  Sitzung  eröffnete  der  Präsident  der  Kgl.  Akademie 
der  Wissenschaften  Herr  K.  Th.  von  Heigel  mit  folgender 
Ansprache : 

Ew.  Majestät! 

Königliche  Hoheiten! 

Hochgeehrte  Festversammlung! 

Eine  Umschau  auf  politischem  Gebiet  ist  in  unseren  Tagen 
wenig  erfreulich.  Überall  Störungen  oder  doch  Verstimmungen 
im  Konzert  der  Mächte,  Friedensschlüsse,  die  keinen  Frieden 
bringen,  offene  Feindschaft  zwischen  den  Nachbarn  und  selbst 
zwischen  Stammesgenossen,  heimliche  Begehrlichkeit  im  Lager 
der  Freunde,  überall  hochgespannte  Elektrizitätsmengen,  deren 
Entladung  früher  oder  später  erfolgen  wird. 

Auch  ein  Blick  auf  die  Geisteskultur  von  heute,  auf  den 
Entwicklungsprozeß  des  wissenschaftlichen  Lebens,  gemahnt  an 
Piatons  Wort:  „JioÄe/uiovg  ehai  navxag  Tiäoi",  „daß  alle  mit 
allen  sich  im  Kriege  befinden".  Vor  den  Mauern  von  Weins- 
berg kann  seinerzeit  der  Ruf:  Hie  Weif,  hie  Waibling!  nicht 
stürmischer  erklungen  sein,  als  in  unseren  Tagen  das  Feld- 
geschrei: Hie  Humanismus,  hie  reale  Bildung!  Natur-  und 
Geisteswissenschaften  befehden  sich,  statt  sich  zu  unterstützen, 
und  auch  innerhalb  der  einzelnen  Disziplinen  wird  der  Kampf 
der  Richtungen  oft  mit  einem  ochlokratischen  Lärm  geführt, 
der  mit  der  Würde  der  Wissenschaft  nicht  vereinbar  ist. 


64  Öffentliche  Sitzung  am  14.  März 

Um  so  dankbarer  müssen  wir  am  heutigen  Festtage  des 
Stifters  unsrer  Akademie  gedenken,  der  ein  Institut  schaffen 
wollte,  das  allen  einzelnen  Wissenschaften  dienen,  aber  auch 
als  friedlicher  Hort  für  alle  die  ideale  Einheit  der  Wissen- 
schaft verwirklichen ,  als  ein  Mittel-  und  Sammelpunkt  der 
gesamten  Forschungsarbeit  dienen  soll.  Die  Wissenschaften 
haben  ja  bei  aller  Teilung  und  Spezialisierung  am  Ende  doch 
nur  eine  Aufgabe.  Es  verhält  sich  mit  ihnen  wie  mit  dem 
Nervensystem  des  Menschen.  Von  den  zahllosen  Nervensträngen 
scheint  jeder  nur  für  sich  zu  arbeiten;  sie  dienen  den  ver- 
schiedenartigsten Zwecken,  viele  auffällig  selbständig  und  un- 
abhängig, aber  alle  stehen  im  Dienst  des  Gesamtorganismus 
und  erhalten  in  ihrer  Gesamtwirkung  den  Menschen,  die  Mensch- 
heit am  Leben. 

Lebenszweck  der  Akademien  ist  die  Förderung  des  Wechsel- 
verkehrs der  einzelnen  Wissenschaften,  der  es  allein  ermög- 
licht, in  allen  Zonen  des  Kosmos  zur  Wahrheit  vorzudringen. 

Freilich  können  wir  unser  Fortschreiten  auf  diesen  Bahnen 
gar  nicht  bescheiden  genug  bewerten.  „Der  Wahrheit  Schleier 
hebt  keine  sterbliche  Hand,  wir  können  nur  meinen  und  raten!" 
Ursprung  und  Wesen,  Werdeprozeß  und  Ordnung  der  geheimnis- 
vollen psychischen  und  physischen  Vorgänge  und  Erscheinungen 
endgiltig  zu  erklären,  scheint  über  unsere  Kräfte  zu  gehen, 
doch  wir  dürfen  deshalb  nicht  erlahmen.  „Im  Gebirge  der 
Wahrheit"  sagt  Nietzsche,  „kletterst  Du  nie  umsonst;  ent- 
weder Du  kommst  schon  heute  weiter  hinauf  oder  übst  Deine 
Kräfte,  um  morgen  höher  steigen  zu  können."  Wir  werden 
dem  Ziel  wenigstens  näher  kommen,  wenn  wir  eifrig  und  un- 
verdrossen der  Forschungsarbeit  obliegen,  stetig  und  unbeirrt, 
wie  das  Feuer  nach  oben  strebt  und  der  Stein  zur  Tiefe. 

Aus  der  Chronik  der  Akademie  im  abgelaufenen  Jahre  sei 
nur  Einiges  hervorgehoben. 

Ihre  Königliche  Hoheit  Frau  Prinzessin  Therese  geruhte, 
dem  Generalkonservatorium  der  wissenschaftlichen  Sammlungen 
bekannt  zu  geben,  daß  sie  ihre  umfangreiche,  bei  Fachgelehrten 
in  hohem  Ansehen  stehende  ethnographische  Sammlung  durch 


Ansprache  des  Präsidenten.  65 

testamentarische  Verfügung  dem  Münchner  ethnographischen 
Museum  zugewendet  hat.  Dieser  Zuwachs  wird  um  so  will- 
kommener sein,  da  die  größtenteils  von  Ihrer  Königlichen 
Hoheit  selbst  auf  wissenschaftlichen  Reisen  erworbenen  Be- 
stände hauptsächlich  dem  Kulturkreis  von  Brasilien  angehören, 
der  in  unsrem  Museum  nur  spärlich  vertreten  ist.  Auch  von 
dieser  Stelle  aus  sei  Ihrer  Königlichen  Hoheit,  der  immer  hilfs- 
bereiten und  opferwilligen  Freundin  der  Wissenschaft,  unter- 
tänigster Dank  ausgesprochen. 

Mit  freudigem  Dank  würde  es  begrüßt  werden,  wenn  das 
Antiquarium,  wozu  sich  Gelegenheit  zu  bieten  scheint,  wieder 
in  dem  gegenüber  der  Glyptothek  gelegenen  Ausstellungsgebäude 
eine  Heimstätte  finden  könnte. 

Das  Antiquarium  ist  seit  geraumer  Zeit  das  Aschenputtel 
unter  den  Münchner  Sammlungen.  Das  gegenwärtige  Quartier 
ist  so  ungünstig  wie  möglich.  Das  Erdgeschoß  der  Neuen 
Pinakothek  bietet,  wie  in  neuester  Zeit  ein  unliebsamer  Vor- 
fall bewiesen  hat,  nicht  genügende  Sicherheit.  Überdies  haben 
die  kasemattenartigen  Räume  nur  so  dürftiges  Licht,  daß  eine 
Besichtigung  kleiner  Gegenstände  überhaupt  nur  an  ganz  hellen 
Tagen  möglich  ist.  Und  doch  ist  das  Antiquarium  nicht  bloß 
die  älteste,  sondern  auch  eine  der  wertvollsten  unter  den 
Münchner  Sammlungen!  Bietet  sie  doch  eine  Fülle  von  köst- 
lichen Denkmälern  jener  Periode,  von  der  alle  wahre  Kunst- 
geschichte ausgeht,  und  gerade  in  den  kleinen  Bronzen  und 
Tonarbeiten  ist  fast  alle  Herrlichkeit  der  hohen  griechischen 
Kunst  in  ihren  feinsten  Äußerungen  zusammengedrängt. 

An    sich    ist   ja    die   Aufspeicherung   antiker  Kunstwerke, 
die  ehedem  in  ehrwürdigen  Tempelhallen  oder  in  intimen  Privat- 
gemächern aufgestellt  waren,  in  öffentlichen  Museen  keineswegs 
eine  erfreuliche  Sache.    Ein  hochherziger  Wortführer  des  Großen 
und  Schönen  in  der  Kunst,  Herder,  beklagt  ihr  Schicksal: 
„Hier  seh'  ich  einen  Rumpf,  dort  eine  Büste, 
Grausam  zerstückte,  schöne  Götterglieder, 
Geflickt  und  hingestellt,  o  Angst  und  Jammer! 

In  ein  Museum,   eine  Rumpelkammer!" 

5 

Jahrbuch  1914. 


66  Öffentliche  Sitzung"  am  14.  März 

Die  Barbarei  kann  nur  dadurch  verzeihlicher  gemacht 
werden,  daß  die  Gefangenen  eine  würdige  und  liebenswürdige 
Behandlung  erfahren.  Den  Kunstwerken  muß,  wenn  nicht  die 
Massenschau  den  Besucher  betäuben  soll  wie  ein  schmettern- 
des Trompeterkonzert,  jene  feinsinnige  Ordnung  zu  Teil  werden, 
wofür  Winkelmann  das  Richtmaß  gegeben  hat. 

Vor  Allem  aber  muß  der  Inhalt  von  Kunstsammlungen, 
die  dem  Beschauer  Genuß  und  Belehrung  bieten  sollen,  ge- 
sehen werden  können,  und.  diese  Möglichkeit  ist  bei  der  gegen- 
wärtigen Unterbringung  des  Antiquariums  fast  ausgeschlossen. 

Diese  erste  museale  Bedingung  war  allerdings  auch  in  den 
ersten  und  ältesten  Wohnräumen  des  Antiquariums  nicht  be- 
friedigend  erfüllt. 

Wilhelm  Christ,  der  frühere  Konservator  des  Antiquariums, 
meinte  seinerzeit,  die  Sammlung  könne  im  Jahre  1900  ihr 
dreihundertjähriges  Jubiläum  feiern,  da  der  dafür  bestimmte 
Bau  an  der  Westseite  des  Brunnenhofes  der  Residenz  nach 
Ausweis  einer  Inschrift  über  einem  Kamin  von  Herzog  Maxi- 
milian I.  im  Jahre  1600  errichtet  sei.  Sammlung  und  Gebäude 
sind  aber  älter.  Der  Ursprung  der  Sammlung  reicht  zurück 
zu  der  berühmten  Kunstkammer  Herzog  Albrechts  V.,  die  frei- 
lich außer  den  Altertümern  auch  alle  möglichen  anderen  Kunst- 
werke und  Kuriositäten  umfaßte,  wie  es  dem  Geschmack  der 
Zeit  entsprach.  Um  das  Jahr  1569  erbaute  der  Herzog  »zu 
seiner  Bibliothek  und  Antiquitäten  ein  neue  Behausung."  Der 
Sohn  und  Nachfolger  Albrechts,  Wilhelm  V.,  ließ  zwischen 
1588  und  1596  in  den  Blenden  der  Fensterbogen  durch  den 
Hofmaler  Hans  Thonauer  Ansichten  bayerischer  Städte,  Märkte 
und  Schlösser  malen.  Peter  Candid  fertigte  etwas  später  die 
Gemälde  an  der  Decke  des  Gewölbes.  Wenn  in  den  Räumen 
auch,  wie  erwähnt,  Schaugegenstände  der  verschiedensten  Art 
vereinigt  waren,  so  überwogen  doch  die  wirklichen  oder  angeb- 
lichen Werke  aus  griechischer  und  römischer  Zeit.  „  Antiqui- 
täten"—  so  wird  im  ehrwürdigen  Zedlerschen  Universallexikon 
von  1750  erklärt  —  „seind  solche  Sachen,  die  durch  Kunst 
verfertigt   und   in   alter  Zeit  in  Gebrauch   gewesen."     Die  In- 


Ansprache  des  Präsidenten.  67 

schrift  über  dem  Haupteingang:  Sacrae  vetustati  dedicatum ! 
Dem  ehrwürdigen  Altertum  gewidmet!  belehrt  über  die  Be- 
stimmung des  Gewölbes.  Adrianus  Romanus  berichtet  in  seinem 
Theatrum  urbium  (1595),  daß  die  Münchner  „Sammlung  der 
ältesten  Monument  und  Bildnuß  aus  Rom  und  anderswoher 
um  groß  Geld  zusammengebracht  worden.8  Damit  waren  haupt- 
sächlich die  Bildsäulen  und  Büsten  mythologischer  und  histo- 
rischer Persönlichkeiten  gemeint,  welche  im  Auftrag  Maxi- 
milians I.  in  Rom  erworben  wurden.  Der  Jesuit  Bälde  feiert 
in  begeisterten  Versen  den  Genuß,  den  der  Anblick  der  Götter- 
und  Heldenbilder  im  Antiquarium  Serenissimi  ducis  Bavariae 
gewähre.  Auch  einige  ägyptische  Mumien  und  Anticaglien 
waren  schon  damals  aufgestellt. 

Neuen  Zuwachs  brachten  die  Übertragung  der  Mannheimer 
Antikensammlung,  darunter  besonders  wichtiger  Bronzen,  nach 
München,  um  die  Wende  des  achtzehnten  Jahrhunderts,  ferner 
die  Erwerbung  der  Sammlungen  des  letzten  Fürstabts  von 
St.  Emmeram,  Steiglehner,  des  Passauer  Bischofs  Grafen  von 
Thun  etc. 

Ein  warmer  Freund  antiker  Kleinkunst  war  Ludwig  I. 
Auf  seinen  vielen  Reisen  in  Italien  und  Griechenland  war  er 
unablässig  bemüht,  archaisch -griechische,  hellenistische  und 
römische  Skulpturen,  Gefäße  und  Geräte,  sowie  auch  ganze 
Sammlungen  anzukaufen.  Er  war  dabei  noch  begünstigt  durch 
die  heutzutage  unglaublich  billig  erscheinenden  Preise.  Leider 
waren  damals  die  den  italischen  an  Feinheit  überlegenen  grie- 
chischen Terrakotten  überhaupt  selten,  und  als  in  den  acht- 
ziger Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts  jene  unübertrefflich  fein 
und  scharf  ausgeführten  Figürchen  aus  Tanagra  plötzlich  auf- 
tauchten, versäumte  man,  diese  Lücke  zu  schließen.  Das  ist  aber 
später  einigermaßen   durch  die  Sammlung  Arndt  geschehen. 

Die  glücklichste  Erwerbung  des  Königs  war  der  antike 
goldene  Totenkranz  aus  der  Sammlung  der  Gräfin  Lipona,  der 
an  Kunstwert  alle  ähnlichen  bekannten  Exemplare  weit  über- 
trifft. Die  Nike  in  der  Mitte  des  Laubgewindes  ist  wohl  eins 
der  köstlichsten  Werke  griechischer  Goldschmiedekunst.     „Das 


68  Öffentliche  Sitzung,  am  14.  März 

Ganze"  sagt  Furtwängler  „macht  einen  geradezu  berauschen- 
den Eindruck  von  höchstem  Reichtum  und  lebendigster  Frei- 
heit, verbunden  mit  Kraft  der  Gestaltung." 

Auch  aus  den  Ausgrabungen  von  Pompeji  und  Vulci  zu 
einer  Zeit,  da  noch  kein  Verkaufs  verbot  bestand,  und  aus  Aus- 
grabungen in  Römerorten,  in  Bayern,  Regensburg,  Weißen- 
burg, Epfach,  Aubstadt,  Tacherting  etc.  kamen  wertvolle  Funde 
nach  München,  es  sei  nur  erinnert  an  den  sogenannten  Ingol- 
städter  Silberbecher,  an  die  sandalenlösende  Venus  und  andere 
anmutige  Skulpturen,  außerdem  Bruchstücke  von  Wandmalereien 
und  Reliefs,  Rüstungsgegenstände,  Spiegel,  Gläser,  Lampen 
u.  dgl.  aus  den  verschiedensten  Werkstätten  und  Zeiten. 

Da  das  Antiquarium  schon  so  überfüllt  war,  daß  —  nach 
einem  Weheruf  des  Kustos  Joseph  v.  Hefner  —  die  älteste 
Kunstsammlung  Münchens  förmlich  zur  Trödelbude  herabzu- 
sinken drohte,  ließ  König  Ludwig  seinen  Besitz  nicht  in  der 
Residenz,  sondern  in  den  sogenannten  Vereinigten  Sammlungen 
im  alten  Galeriegebäude  aufstellen. 

Bis  1869  blieb  das  Antiquarium  im  alten  Residenzgewölbe. 
Ich  erinnere  mich  noch  recht  gut  an  die  prunkvollen,  aller- 
dings etwas  dumpfen  und  sehr  dunklen  Renaissanceräume,  in 
welche  man  durch  das  Pförtchen  neben  dem  Merkur  im  lau- 
schigen Grottenhof  gelangte.  Den  Hauptbestandteil  der  Samm- 
lung bildeten  Marmorbüsten  und  andere  Skulpturen,  daneben 
antike  Tempel-  und  Hausgeräte.  Es  mußte  später  manches 
Falsche  und  durch  schlechte  Restaurierung  Verdorbene  entfernt 
werden,  so  daß  die  bayrische  Kunstkammer  Albrechts  V.  in 
üblen  Ruf  kam.  Sieveking  konstatiert  jedoch,  daß  auch  unter 
den  ältesten  Beständen  viel  Echtes  und  Wertvolles  sich  befindet. 

Aus  Anlaß  der  Neubildung  des  ethnographischen  Museums 
im  Galeriegebäude  wurde  die  Unterbringung  der  dort  aufge- 
stellten antiken  Kunstgegenstände  in  der  Residenz  beantragt. 
Da  jedoch  hier  kein  Platz  geboten  war,  kamen  die  kleinen 
Antiken  aus  dem  Besitz  König  Ludwigs  zusammen  mit  denjenigen 
des  Antiquariums  in  der  Residenz  in  das  schöne  Tempelgebäude, 
das  1845  für  „Industrie-   und  Kunstausstellungs-Zwecke u   von 


Ansprache  des  Präsidenten.  69 

Ziebland  errichtet  worden  war.  Es  verdient  besonders  hervor- 
gehoben zu  werden,  daß  der  Bauherr  selbst,  König  Ludwig  L, 
auf  die  Anfrage,  ob  er  mit  der  Übersiedlung  einverstanden 
sei,  in  einem  eigenhändigen  Signat  sein  volles  Einverständnis 
kundgab.  Er  traf  auch  die  Verfügung,  daß  alle  seine  Antiken 
zu  Museumszwecken  mit  dem  übrigen  Hof-  und  Staatsbesitz 
vereinigt  werden  sollten,  so  daß  die  Sammlung  antiker  Klein- 
kunst als  glückliche  Ergänzung  der  Glyptothek  gelten  konnte. 

Doch  schon  1872  mußte  trotz  des  lebhaftesten  Protestes 
des  Generalkonservatoriums  ein  neuer  Exodus  angetreten  werden. 
Die  Sammlung  mußte  in  das  Erdgeschoß  der  Neuen  Pinakothek 
wandern,  wo  sie,  wie  erwähnt,  unter  den  ungünstigsten  räum- 
lichen Verhältnissen  zu  leiden  hat. 

Das  Münchner  „  Antiquarium"  steht  in  der  Mitte  zwischen 
Wissenschaft  und  Kunst.  Es  wird  immer  von  der  Persönlich- 
keit des  jeweiligen  Leiters  abhängen,  nach  welcher  Seite  sich 
die  Schwerkraft  neigen  wird.  Zur  Zeit  überwiegt  das  Interesse 
an  künstlerischen  Werten.  Wie  ich  glaube,  mit  Recht.  Seit 
in  Italien  und  Griechenland  antike  Gegenstände  in  unermeß- 
licher Zahl  aufgefunden  worden  sind  und  täglich  aufgefunden 
werden,  können  deutsche  Museen  in  Bezug  auf  Vollständig- 
keit mit  den  italienischen  und  griechischen  unmöglich  gleichen 
Schritt  halten.  Man  wird  natürlich  die  Abteilung  der  Sakral- 
und  Privataltertümer  nicht  aufgeben,  denn  sie  gewähren  für 
den  Anschauungsunterricht  nützliche  Hilfe,  aber  unzweifelhaft 
ist  es  zweckmäßiger  und  lohnender,  nach  Erzeugnissen  des 
feinen  Schönheitssinnes  der  Alten  auszuschauen  und  deren  Er- 
werbung, so  weit  es  die  bescheidene  Dotierung  zuläßt,  zu  be- 
treiben. So  gelang  es  z.  B.  vor  einigen  Jahren  ein  entzücken- 
des Kunstwerk  aus  der  besten  griechischen  Zeit  um  verhältnis- 
mäßig niedrigen  Preis  zu  kaufen,  die  Bronzestatuette  eines 
nackten  Mädchens  mit  Kopfhaube,  ein  Original  polykleischen 
Stils,  das  der  glückliche  Käufer,  der  gegenwärtige  Vorstand 
des  Antiquariums,  mit  berechtigtem  Stolz  „das  schönste  Stück 
der  Sammlung"  nennen  darf.  Das  Standbild  des  Mädchens  in 
der  Blüte    der  Jugend,    von    zartester,   noch    nicht   erschlaffter 


70  Öffentliche  Sitzung- am  14.  März 

Weichheit,  gehört  zu  jenen  Kunstwerken,  von  denen  Theokrit 
rühmt,  daß  sie  im  Urborn  der  Grazien  getauft  seien!  Auch 
Geschenke  von  Gönnern  und  Leihgaben  des  bayrischen  Museums- 
vereins bildeten  eine  dankenswerte  Bereicherung,  u.  a.  der 
prachtvolle  Volutenkrater,  ein  Meisterwerk  griechischer  Tor- 
nutik  aus  dem  sechsten  Jahrhundert. 

Immerhin  bestehen  noch  empfindliche  Lücken.  Es  wäre 
sicherlich  keine  Verschwendung,  wenn  sich  an  den  Ausgra- 
bungen, wie  sie  seit  einigen  Jahrzehnten  in  großartigem  Maß- 
stab im  Orient  vorgenommen  werden,  auch  einmal  Bayern  mit 
einer  selbständigen  Expedition  beteiligen  würde.  Welch  impo- 
santen Schatz  haben  durch  die  auf  Betreiben  Conzes  ins  Werk 
gesetzte  Ausgrabung  in  Pergamon  die  Stadt  Berlin,  der  preus- 
sische  Staat,  die  ganze  gebildete  Welt  gewonnen ! 

Vor  allem  wäre  ein  Ausbau  der  ägyptischen  Sammlung 
wünschenswert.  Ihre  Lückenhaftigkeit  ist  um  so  mehr  zu  be- 
dauern, da  nach  meinem  Laienurteil  die  gerade  vor  hundert 
Jahren  von  der  Berliner  Akademie  gestellte  Preisfrage  über 
die  Verwandtschaft  der  griechischen  Kunst  mit  der  ägyptischen 
auch  heute  noch  keineswegs  vollgiltig  gelöst  ist  und  da  gerade 
in  jüngster  Zeit  so  viel  Neues,  Großes  und  Schönes  aus  dem 
Boden  Ägyptens  zu  Tage  gefördert  wird,  daß  es  sich  wohl  ver- 
lohnen möchte,  einen  Anteil  an  dem  kostbaren  Erbe  zu  erbeuten. 

Der  Grund  zur  ägyptischen  Abteilung  wurde  1820  durch 
den  Ankauf  der  damals  sehr  berühmten  Sammlung  Siber  in 
Prag  gelegt.  Dazu  kamen  später  die  Sammlungen  Michel, 
Dumreicher,  auch  Stücke  der  Dodwellschen  Sammlung  usw. 
Von  Altertümern  der  ältesten  Periode  und  ebenso  auch  vom 
mittleren  Reich  ist  nur  Weniges  vorhanden,  besser  vertreten 
ist  das  neue  Reich.  Sehr  dankenswert  ist  die  jüngst  hinzu- 
gekommene Sammlung  nubischer  und  äthiopischer  Altertümer. 
Auf  Verwendung  unsres  verehrten  Mitglieds  v.  Bissing  über- 
ließ die  ägyptische  Regierung  unsrem  Antiquarium  unentgelt- 
lich einen  Teil  der  im  Niltal  südlich  vom  ersten  Katarakt  auf- 
gefundenen Statuen,  Grabtafeln,  Gefäße  usw.  Es  sei  für  die 
Spende  nochmals  verbindlichster  Dank  ausgesprochen ! 


Ansprache  des  Präsidenten.  71 

Um  für  diesen  Zuwachs  Raum  zu  gewinnen,  —  schon  die 
vor  einigen  Jahren  erworbene  Arndtsche  Sammlung  von  wert- 
vollen Objekten  der  Kleinkunst  und  des  Kunstgewerbes  im 
alten  Hellas  mußte  wegen  Platzmangels  im  assyrischen  Saal 
der  Glyptothek  untergebracht  werden,  —  war  es  notwendig, 
eine  Gruppe  von  Sammlungsgegenständen,  die  bisher  auf  den 
Hauptteil  der  Museumsbesucher  die  größte  Anziehungskraft  aus- 
geübt hatten,  zu  entfernen.  Es  wurde,  um  einen  vulgären 
Ausdruck  zu  gebrauchen,  aus  der  Not  eine  Tugend  gemacht; 
es  wurden  die  Korknachbildungen  von  griechischen  und  römi- 
schen Bauwerken,  die  im  Auftrag  Ludwigs  I.  Baurat  May 
in  Frankfurt  angefertigt  hatte,  in  ihrer  Art  ausgezeichnete 
Arbeiten,  nach  dem  Grundsatz,  daß  Kunstwerke  immer  dort 
Aufstellung  finden  sollen,  wo  sie  am  meisten  gesehen  werden 
und  von  größtem  Nutzen  sind,  an  die  Architekturabteilung 
der  technischen  Hochschule  abgegeben.  Auch  ans  National- 
museum wurde  aus  den  gleichen  Gründen  eine  Reihe  von  spä- 
teren Bronzen  abgetreten.  Doch  wenn  dem  Antiquarium,  wie 
es  unter  allen  Umständen  angestrebt  werden  muß,  denn  Still- 
stand einer  Sammlung  bedeutet  Rückgang,  noch  irgend  welche 
neue  Bereicherung  zu  Teil  werden  sollte,  wäre  eine  Aufstel- 
lung in  den  alten  Räumen   ausgeschlossen. 

Wie  die  Dinge  heute  liegen,  kann  nur  durch  Verlegung 
oder  vielmehr  Zurückverlegung  in  das  Ausstellungsgebäude 
Abhilfe  geschaffen  werden.  Daß  deshalb  eine  hochangesehene 
Kunstgenossenschaft  ihr  liebgewordene  Räume  verlassen  muß, 
ist  zu  beklagen,  doch  Niemand  wird  das  Vorgehen  eines  Haus- 
besitzers ungerecht  oder  unbillig  schelten  können,  wenn  er 
einen  bisher  von  einem  Freunde  bewohnten  Teil  seines  Hauses 
doch  noch  lieber  seiner  eignen  Familie  anweist.  Antiquarium 
und  Vasensammlung  im  Ausstellungsgebäude  sind  das  natür- 
liche Gegenstück  und  die  natürliche  Ergänzung  der  Glyptothek, 
während  sich  die  übrigen  historischen  Sammlungen,  ethnogra- 
phisches und  prähistorisches  Museum  und  Münzkabinett  am 
glücklichsten  an  das  Nationalmuseum  angliedern  würden. 

Sowohl   die   harmlosen   Museumsgäste   aus   der   Stadt   und 


72  Öffentliche  Sitzung  am  14.  März 

der  Fremde,  als  auch  die  Wissenden  und  Wißbegierigen,  die 
in  den  wissenschaftlichen  Sammlungen  liebevollem  Studium 
obliegen  wollen,  würden  eine  solche  organische  Gruppierung 
dankbar  begrüßen. 


Im  Frühjahr  1911  wurde  folgende  Preisaufgabe  für  die 
Zographos-Stiftung  gestellt:  „Es  soll  untersucht  werden, 
wie  weit  in  der  östlichen  Hälfte  des  römischen  Reiches  neben 
dem  Griechischen  das  Lateinische  als  Amts-,  Rechts-,  Heeres- 
und Kirchensprache  verwendet  wurde  und  welche  Folgen  seine 
Verwendung  für  die  griechische  Umgangs-  und  Literatursprache 
hatte.  Die  zeitliche  Begrenzung  der  Aufgabe  bleibt  dem  Be- 
arbeiter überlassen." 

Am  18.  Dezember  1913  ist  bei  der  Akademie  eine  Arbeit 
eingelaufen  mit  dem  Motto: 

„East  is  East  and  West  is  West 
And  never  the  twain  shall  meet." 

Die  Kommission  hat  darüber  folgendes  Urteil  gefällt : 

Der  Verfasser  hat,  von  der  Erlaubnis  die  zeitliche  Grenze 
selbst  zu  bestimmen  Gebrauch  machend,  die  Behandlung  der 
Frage  in  der  Hauptsache  auf  die  Zeit  von  Hadrian  bis  Dio- 
kletian und  Konstantin  beschränkt,  hat  jedoch  z.  B.  bei  der 
Sprache  der  Kolonien  auch  auf  die  frühere  Zeit  zurückgegriffen 
und  ist  bei  anderen  Gebieten  wie  in  dem  Kapitel  Kirchen- 
sprache weit  über  Diokletian  hinausgegangen. 

Die  Arbeit  behandelt  die  Frage,  welchen  Einfluß  Rom  auf 
die  griechische  und  orientalische  Welt  ausgeübt  hat  und  wie 
sich  die  kulturellen  Beziehungen  zwischen  dem  Osten  und 
Westen  entwickelt  haben,  in  sehr  eingehender  und  umfassender 
Weise  unter  Benützung  der  bis  jetzt  bekannten  Inschriften, 
der  Papyri,  der  Literatur,  der  Märtyrerakten  usw.  und  zeigt 
an  der  Verwendung  der  lateinischen  Sprache,  wie  im  Osten 
der  Romanismus  besonders  auf  dem  Gebiete  des  Rechts  und 
der  Staatsverwaltung  maßgebend  wurde,  während  der  Hellenis- 


Preisaufgaben.  73 

mus  seine  Herrschaft  in  Kunst  und  Wissenschaft  im  Wesent- 
lichen behauptete. 

Der  Einfluß  auf  die  hellenische  Begriffswelt  ist  vorzugs- 
weise an  dem  Gebrauch  lateinischer  Lehn-  und  Fremdwörter 
nachgewiesen.  Über  die  Verbreitung  römischen  Rechts  im  Osten 
werden  nur  allgemeine  Gesichtspunkte  geboten.  Das  gleiche 
ist  der  Fall  auf  dem  Gebiete  der  Theologie.  Römisches  Maß-, 
Münz-  und  Kalenderwesen  wird  gleichfalls  nur  nebenbei  berührt. 

Der  Verfasser  ist  sich  wohl  bewußt,  daß  er  für  die  von 
mehreren  Seiten  vermißte  Untersuchung  der  kulturellen  und 
sprachlichen  Einwirkung  Roms  auf  den  griechischen  und  orien- 
talischen Osten  lediglich  eine  Art  Rohbau  darbietet,  der  in 
allen  Teilen  der  Ergänzung  und  Vertiefung  bedarf,  kann  aber 
auch  mit  Recht  beanspruchen  durch  die  Sammlung  und  Sich- 
tung eines  umfangreichen  Materials  eine  grundlegende  Vor- 
arbeit für  diese  bedeutsamen  Fragen  geschaffen  zu  haben. 

Vor  der  Veröffentlichung  sollten  einzelne  Partien  umge- 
arbeitet und  einiges  berichtigt  und  ergänzt  werden. 

Bei  der  Fülle  und  dem  Werte  des  Dargebotenen  jedoch 
hindert  dieser  Vorbehalt  die  Akademie  nicht,  der  vorgelegten 
Arbeit  den  Preis  zuzuerkennen. 

Der  Verfasser  ist  Dr.  Ludwig  Hahn,  Kgl.  Gymnasial- 
professor am  Neuen  Gymnasim  in  Nürnberg. 

Zugleich  wird  folgende  neue  Zographos-Preisauf- 
gabe  gestellt: 

„Das  Unterrichtswesen  im  byzantinischen  Reiche  vom  Zeit- 
alter Justinians  bis  zum  15.  Jahrhundert." 

Über  das  Unterrichtswesen  der  byzantinischen  Frühzeit  ist 
in  den  letzten  Jahren  durch  wertvolle  Untersuchungen  Licht 
verbreitet  worden.  Im  Anschluß  daran  soll  der  Versuch  ge- 
macht werden,  auch  für  das  byzantinische  Mittelalter  die  An- 
stalten und  Einrichtungen  festzustellen,  die  dem  niederen  und 
dem  höheren  Unterricht  dienten.  Dabei  wäre  zunächst  die 
äußere  Organisation  zu  schildern,  der  Anteil  des  Privathauses, 
der  staatlichen   und  der  geistlichen  Behörden,   dann  vor  allem 


74  Öffentliche  Sitzung  am  14.  März 

der  Betrieb  und  die  Methode  des  Unterrichts  sowohl  in  den 
Elementarfächern  wie  auf  den  verschiedenen  Stufen  des  höheren 
Unterrichts.  Da  bis  jetzt  nur  wenige  Vorarbeiten  für  einzelne 
Unterrichtsanstalten  und  bestimmte  Zeitabschnitte  vorliegen, 
müßte  die  gedruckte  Literatur  vollständig  durchgearbeitet  wer- 
den, vor  allem  die  Schriften  der  Grammatiker  und  Rhetoren, 
sowie  die  Kommentare  zu  den  Werken  der  antiken  Klassiker; 
außerdem  aber  ist  in  den  griechischen  Handschriften  der  euro- 
päischen Bibliotheken  ein  reiches  Material  überliefert,  das  bis- 
her nicht  verwertet  worden  ist. 

Der  Preis  beträgt  2000  Mark,  der  Termin  der  Ablieferung 
ist  der  31.  Dezember  1917. 


Zuweisungen  aus  den  Stiftungen  der  K.  Akademie  der 
Wissenschaften : 

1.  Thereianos-Stiftung: 

ein  Preis  von  800  M.  an  Universitäts-Professor  Dr.  Alb. 
Rehm  für  sein  Werk  über  die  Inschriften  von  Milet; 

ferner : 

für  die  Unterstützung  der  Byzantinischen  Zeitschrift  1500  M. ; 

zur  Fortsetzung  des  Corpus  der  griechischen  Urkunden 
1000  M.; 

an  A.  S.  Arbanitopullos,  Ephoros  der  Altertümer  in 
Athen  zur  Bearbeitung  Thessalischer  Inschriften  300  M. ; 

an  Studienrat  Karl  Reichhold  in  München  zu  Zeich- 
nungen für  das  Werk  „Furtwängler- Reichhold,  Griechische 
Vasenmalerei"    1000  M.; 

an  N.  A.  Bees  aus  Athen  zur  Herausgabe  seines  Kataloges 
der  Handschriften  der  Meteoren-Klöster  1500  M.; 

an  Dr.  S.  B.  Kugeas,  Gymnasial-Professor  in  Athen  zur 
Fortführung  seiner  paläographisch-  literarischen  griechischen 
Forschungen  in  Italienischen  Bibliotheken  500  M. ; 


Bewilligungen  aus  den  Stiftungen.  75 

an  Dr.  Josef  Heeg,  Kustos  an  der  Universitäts-Bibliothek 
München  zur  Untersuchung  der  Synesios-Handschriften  in  Paris 
400  M.; 

an  Dr.  K.  Kuruniotes,  Ephoros  der  Altertümer  von 
Attika  in  Athen  zur  Herausgabe  der  Funde  von  Berekla  am 
Lykaion  900  M.; 

an  Dr.  J.  B.  Aufhauser,  Privatdozent  an  der  Universität 
München  zur  Neuausgabe  der  Briefe  des  Patriarchen  Photios, 
als  I.  Rate  400  M.; 

an  Dr.  W.  Hengstenberg  in  Berlin  zur  Herstellung  des 
Registers  der  Byzantinischen  Zeitschrift  (Band  13  —  24)  600  M. 

2.  Heinrich  von  Brunck-Stiftung: 

an  Dr.  Kurt  H.  Meyer,  München,  zur  Anschaffung  von 
Präparaten  und  Apparaten  zu  Arbeiten  über  Desmotropine  und 
zu  chemischen  Forschungszwecken  in  der  neuen  Abteilung  des 
Chemischen  Laboratoriums  1500  M.; 

an  Dr.  L.  Kalb,  München,  zu  Arbeiten  über  ein  hetero- 
cyklisches  Radikal  500  M.; 

an  Prof.  Dr.  0.  Piloty,  München,  zur  Beschaffung  von 
Präparaten  über  die  Derivate  des  Pyrrols  1500  M. 

3.  Georg  Hitl-Fonds  zur  Förderung  der  Medaillen- 
kunst: 

an  Bildhauer  B.  Run  gas,  München,  einen  Preis  von  200  M.; 
an  Bildhauer  M.  Pfeiffer,  München,  einen  Preis  von  150 M.; 
an  Professor  M.  Dasio,    München,    K.  Oberregierungsrat, 
einen  Preis  von  150  M. 

Außerdem  waren  vom  Stifter  für  das  Jahr  1914  500  M. 
zu  einem  Wettbewerb  für  das  beste  Medaillenporträt  König 
Ludwigs  III.  ausgesetzt.     Hievon  erhielten: 

Bildhauer  H.  Lindl,  München,  einen   Preis  von  100  M.; 

Bildhauer  K.  Ott,  Nymphenburg,  einen  Preis  von  100  M.; 

Bildhauer  O.  Obermaier,  München,  einen  Preis  von 
100  M.; 


76  Öffentliche  Sitzung  am  14.  März 

Bildhauer  M.  Preisin ger,  München,  einen  Preis  von  50  M.; 
Bildhauer  E.  Mayer,  München,  einen  Preis  von  50  M.; 
Bildhauer  M.  Olofs,  München,  einen  Preis  von  50  M. ; 
Bildhauer  L.  Gies,  München,  einen  Preis  von  50  M. 

4.  Königs-Stiftung  zum  Adolf  von  Baeyer-Jubiläum: 

an  Dr.  L.  Kalb,  München,  zu  Arbeiten  über  ein  hetero- 
cyklisches  Radikal  300  M.; 

an  Dr.  J.  Piccard,  München,  zur  Fortsetzung  von  kolori- 
metrischen  Untersuchungen  400  M. ; 

an  Dr.  R.  Pummerer,  München,  zur  Beschaffung  eines 
Taschenspektroskops  und  Untersuchung  organischer  Radikale 
600  M.; 

an  Dr.  H.  Fischer,  München,  zur  Beschaffung  der  Aus- 
gangsrnaterialien  für  die  Gewinnung  von  Blut-  und  Gallen- 
farbstoff und  für  Pyrrole   1200  M. 

5.  Koenigs-Stiftung  zur  Förderung  botanischer  und 
zoologischer  Forschungen   und  Forschungsreisen: 

an  Dr.  J.  Doposcheg-Uhlar,  München,  zu  einer  Reise 
nach  Java  und  den  Malaiischen  Inseln  1100  M. 

6.  Münchener  Bürger-Stiftung: 

an  Dr.  K.  W.  Lutz,  München,  zu  luftelektrischen  For- 
schungen 800  M.; 

an  Dr.  C.  Lebling,  München,  zu  einer  geologischen  For- 
schungsreise nach  der  Oase  Bajrie  2500  M.; 

an  Prof.  Dr.  W.  Leise witz,  München,  zu  Untersuchungen 
über  die  zentral-asiatische  Fauna  in  Petersburg  und  Moskau 
900  M.; 

an  Dr.  0.  Aufseß,  Freiherr  von  und  zu,  München,  für 
Temperaturregistrierungen    in    oberbayerischen  Seen    1000  M. ; 

an  Prof.  Dr.  J.  Königsberger,  Freiburg  i.  Br.,  für  Ge- 
steinsammlungen und  Zeichenarbeiten  zur  Veröffentlichung  einer 
mineralogischen  und  geologischen  Karte  des  St.  Gotthard  600  M. 


Bewilligungen  aus  den  Stiftungen.  77 

7.  Cramer-Klett-Stiftung: 

an  Prof.  Dr.  0.  Maas,  München,  zu  experimentellen  Unter- 
suchungen an  Meeresschwämmen  in  Roskoff  900  M.; 

an  C.  E.  Hellmayer,  München,  für  Studien  über  die  Vögel 
des  tropischen  Amerika  in  Paris  700  M.; 

an  Hauptlehrer  Ph.  Fauth,  Landstuhl,  zur  Unterstützung 
seiner  meteorologischen  Arbeiten   und  Beobachtungen   600  M. 

8.  Dapper-Saalfels-Stiftung: 
an    Prof.    F.    Birkner,    München,    zu    einer   Reise    nach 

Spanien    zwecks   Studien    über   den    paläolithischen    Menschen 

1000  M.; 

an  Dr.  A.  Kühl,  München,  zur  Beobachtung  der  totalen 

Sonnenfinsternis  am  21.  August  1914  in  Rußland  1000  M. 

9.    Aus  den  Zinsen  des  Mannheimer  akademischen 
Reservefonds: 

1.  Zur  Ergänzung  des  Kryptogamenherbars  1000  M. ; 

2.  der  Anthropologisch-prähistorischen  Sammlung  zum  An- 
kauf der  Ausbeute  von  Grabungen  des  Rentamtmanns  Joseph 
F raunholz  in  Kastl  (Kostenersatz)  500  M. ; 

3.  der  Mineralogischen  Sammlung  zu  Anschaffungen,  ohne 
die  die  Neuaufstellung  der  Lagerstättensammlung  nicht  durch- 
geführt werden  kann,  2000  M.; 

4.  der  Paläontologischen  Sammlung  zum  Ankauf  von  Fun- 
den des  Dr.  Reck  in  der  Seringeti -Wüste  1500  M.; 

5.  dem  Münzkabinett  zum  Ankauf  eines  Tetradrachmons 
von  Mende  2000  M.; 

6.  dem  Gipsmuseum  zur  Erwerbung  von  Abgüssen  archa- 
ischer Skulpturen  von  der  Akropolis  zu  Athen  2400  M. 

10.  Aus  dem  Etat  für  naturwissenschaftliche 
Erforschung  des  Königreichs  Bayern: 

1.  Dem  K.  Pfarrer  Dr.  Ignaz  F am i  11  er  in  Karthaus  Prüll 
zur  Durchforschung  einiger  noch  nicht  untersuchter  Gebiete 
nach  Lebermoosen  300  M.; 


78  öffentliche  Sitzung  am  14.  März 

2.  dem  Hauptlehrer  Anton  Mayer  in  Regensburg  zur  Durch- 
forschung Bayerns  nach  Diatomeen  300  M.; 

3.  der  Ornithologischen  Gesellschaft  in  Bayern  (München) 
zur  Fortsetzung  der  Beobachtungen  über  den  Vogelzug  300  M. ; 

4.  dem  Benefiziaten  Alois  Weber  in  München  zur  weiteren 
Erforschung  der  Molluskenfauna  in  den  bayerischen  Moosen 
100  M.; 

5.  der  Paläontologischen  Sammlung  (München)  zum  An- 
kauf von  Funden  aus  Bayern  500  M. ; 

6.  dem  Professor  Dr.  Wilhelm  Leisewitz  in  München  zu 
Untersuchungen  über  die  Nagetiere  in  Bayern  300  M.; 

7.  dem  Konservator  Dr.  Hermann  Roß  in  München  für 
Fortsetzung  der  Gallenuntersuchungen  300  M.; 

8.  der  Anthropologisch-prähistorischen  Sammlung  (Mün- 
chen) zur  Fortsetzung  der  Höhlenforschungen  in  Bayern  (Jura- 
gebiet) 500  M.; 

9.  dem  Privatdozenten  Dr.  Karl  Boden  in  München  zur 
geologischen  Aufnahme  der  Alpen  zwischen  dem  Tegernsee 
und  dem  Isartal  250  M. 

11.  Aus  dem  Etat  für  besondere  wissenschaftliche 
Publikationen: 

a)   der  philosophisch-philologischen  Klasse: 

1.  an  Studienrat  Dr.  Ferdinand  Ruess,  München,  zur 
Herausgabe  des  Casseler  Codex  der  tironischen  Noten  500  M.; 

2.  an  Prof.  Hermann  Fischer,  Tübingen,  zur  Heraus- 
gabe des   „Schwäbischen  Wörterbuches"   300  M.; 

3.  an  Dr.  Joh.  Stöcklein,  München,  zur  Fortsetzung 
seiner  Waffenforschungen  500  M. ; 

4.  an  Prof.  Dr.  Theodor  Kroyer,  München,  zu  musik- 
geschichtlichen Studien  in  Italien  500  M. ; 

5.  an  Dr.  Sigm.  Tafel,  München,  zur  Herstellung  von 
Tafeln  zur  Entwicklungsdarstellung  der  Lyoner  Schrift  100  M. 


Bewilligungen  aus  den  Stiftungen.  79 

b)  der  mathematisch-physikalischen  Klasse: 

1.  an  den  Privatdozenten  Dr.  Joseph  Würschmidt  in  Er- 
langen zur  Herausgabe  der  Schrift:  „De  meteoroscopicis"  200  M. ; 

2.  an  den  K.  Seminarlehrer  Joseph  Dinges  in  Amberg  als 
Beitrag  zu  den  Herstellungskosten  eines  Ätna-Reliefs  300  M.; 

3.  an  den  K.  Gymnasialprofessor  Dr.  Anton  Endrös  in 
Freising  als  Beitrag  zu  den  Kosten  für  Seichesforschungen  in 
bayerischen  Seen    250  M. 

c)  der  historischen  Klasse: 

1.  an  Prof.  Dr.  Alfred  Schröder  in  Dillingen  zur  Druck- 
legung des  Matrikel  von  Dillingen  125  M. ; 

2.  zu  dem  Etat  der  Monumenta  Boica  1000  M. 


Aus  den  Renten  der  Hardystiftung  wurden  von  der 
philosophisch-philologischen  Klasse  folgende  Mittel  zur  Unter- 
stützung indischer  Forschungen  genehmigt: 

1.  an  Geheimrat  Professor  Dr.  H.  Jacobi  in  Bonn  zur 
Bearbeitung  seiner  Studien  über  die  Jaina-  Religion  und  die 
Apabhramsa-Literatur    1200  M. ; 

2.  an  Professor  Dr.  Richard  Schmidt  in  Münster  als 
Druckzuschuß  für  seine  Ausgabe  des  indischen  Dramas  Pär- 
vatiparinayanätakam    400  M. ; 

3.  an  Professor  Dr.  Lucian  Scher  man  dahier  zur  Weiter- 
führung des  indischen  Teiles  seiner  Orientalischen  Bibliogra- 
phie   600  M. 


80  Öffentliche  Sitzung  am   11.  März 


Die  Herren  Klassensekretäre  Kuhn,  v.  Goebel  und 
v.  Poehlmann  verlasen  folgende  Nekrologe: 

Am  27.  April  1913  starb  zu  Erlangen  das  korrespon- 
dierende Mitglied  Geheimer  Hofrat  Professor  Dp.  Adolf  Roemer, 
dessen  emsige  Tätigkeit  vor  allem  Homer  und  seinen  antiken 
Erklärern,  namentlich  Aristarch,  ferner  der  Rhetorik  des 
Aristoteles  und  unter  den  griechischen  Dramatikern  besonders 
Aischylos,  Sophokles  und  Aristophanes  gewidmet  gewesen  ist. 

Siehe  H.  Koehert  in  den  Blättern  für  das  Gymnasial- 
Schulwesen,  Bd. 49  (1913),  S. 449 -457.  N.  Wecklein  im  Biogra- 
phischen Jahrbuch  für  Altertumskunde,  Bd.  36  (1914)  (Beiblatt 
zum  Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  klassischen  Alter- 
tumswissenschaft, Bd.  169),  S.  90—98. 


Wilhelm  Muthmann ,  geb.  8.  Februar  1861  in  Elberfeld, 
studierte  zuerst  in  Leipzig  und  Berlin,  dann  in  Heidelberg, 
wo  er  sich,  wohl  hauptsächlich  unter  dem  Einflüsse  Bunsens, 
für  die  wissenschaftliche  Laufbahn  im  Gebiete  der  anorgani- 
schen Chemie  entschied.  1884  trat  er  in  das  chemische  La- 
boratorium des  Staates  in  München  ein  und  führte  unter  der 
Leitung  des  früh  verstorbenen  Cl.  Zimmermann  eine  Unter- 
suchung über  die  niederen  Oxyde  des  Molybdäns  aus,  mit  der 
er  1886  promovierte.  Nachdem  er  kurze  Zeit  als  Assistent 
an  dem  chemischen  Laboratorium  des  mineralogischen  Institutes 
gewirkt  hatte,  folgte  er  einer  Berufung  an  die  neugegründete 
Universität  Worcester  in  Nordamerika,  von  wo  er  aber  wenig 
befriedigt  bald  nach  München  zurückkehrte  und  1888  wieder 
als  Assistent  in  das  Laboratorium  des  mineralogischen  Institutes 
eintrat.  Hier  arbeiteten  damals  eine  Anzahl  junger  Mineralogen, 
meist  Ausländer,  auf  dem  Gebiete  der  chemischen  Kristallo- 
graphie und  Mineralogie,  und  an  zahlreichen  der  aus  diesem 
Laboratorium  hervorgegangenen  Publikationen  hat  Muthmann 
einen  wesentlichen  Anteil.  Von  seinen  eigenen,  hier  ausge- 
führten   Untersuchungen    sind    die    wichtigsten    diejenige    über 


Nekrologe  81 

die  verschiedenen  Modifikationen  des  Schwefels  und  des  Tellurs 
(1890)  und  die   „Beiträge  zur  Volumtheorie  der  kristallisierten 
Körper *,    auf  Grund    deren    er   sich   1894    an    der  Universität 
habilitierte.    1895  starb,  ebenfalls  jung,  der  Nachfolger  Zimmer- 
manns als  Vertreter  der  speziellen  anorganischen  Chemie  im 
Staatslaboratorium,    Krüß,    und   Muthmann   wurde   an   seine 
Stelle  zum  außerordentlichen  Professor  befördert.     Nach  vier- 
jähriger Tätigkeit  an   dem  genannten  Institute   erfolgte  1899 
seine  Berufung  zum  ordentlichen  Professor   der   anorganischen 
und  physikalischen   Chemie   an   die  Technische  Hochschule   in 
München.     Hier  setzte  er  besonders  die  bereits  früher  begon- 
nenen Untersuchungen    über   die   seltenen  Erden   in   größerem 
Maßstabe  fort  und  es  gelang  ihm,  eine  Reihe  der  betreffenden 
Metalle,  besonders  der  Cergruppe,  die  selbst  sein  Lehrer  Bunsen 
nicht   in    reinem    Zustande   herstellen    konnte   oder    deren  Re- 
duktion überhaupt  noch  nicht  möglich  gewesen  war,  rein  dar- 
zustellen   und   ihre  Eigenschaften,    sowie   diejenigen   ihrer  Le- 
gierungen festzustellen.    Diesen  elektrolytischen  Arbeiten  schloß 
sich    1903    die   wichtige   Untersuchung   über   die  Verbrennung 
des  Stickstoffs   zu  Stickoxyd    in    der   elektrischen  Flamme   an, 
welche  den  Ausgangspunkt  bildete  für  die  seitdem  zu  so  hoher 
Bedeutung  gelangte  Erzeugung  der  Salpetersäure  aus  dem  Stick- 
stoff der  Luft.    Es  war  daher  natürlich,    daß  Muthmann  bei 
der  Entwicklung  der  neuen  Industrie  und  der  Einrichtung  der 
betreffenden  Fabriken  (Norwegen,  Dalmatien  usw.)  vielfach  als 
Ratgeber  hinzugezogen  wurde.    Ein  großer  Teil  seiner  Arbeits- 
kraft wurde  aber,    abgesehen  von  seiner  umfangreichen  Lehr- 
tätigkeit, in  Anspruch  genommen  durch  den  Neuban  des  che- 
mischen   Laboratoriums    der    Technischen    Hochschule,    dessen 
Einrichtung   er  bis   ins   einzelne  anordnete  und  leitete.     Dank 
dieser  mehrjährigen  Arbeit  besitzt   die  Technische  Hochschule 
jetzt  ein  den  heutigen  Ansprüchen  an  ein  chemischen  Labora- 
torium vorzüglich  entsprechendes  Institut,  welches  namentlich 
in  Bezug  auf  seine  elektrischen  Einrichtungen  mustergültig  ist. 
Als  Mitglied  der  Akademie  hat  sich  Muthmann  an  deren 
Arbeiten  sowohl  durch  wissenschaftliche  Mitteilungen,  als  durch 

Jahrbuch  1914.  6 


82  öffentliche  Sitzung  am  14.  März 

seine  Tätigkeit  in  den  Kommissionen  rege  betätigt,  bis  ein  in 
den  letzten  Jahren  sich  allmählich  entwickelndes  tückisches 
Leiden  ihn  daran  hinderte,  dem  er  am  10.  August  1913  erlag. 
Die  Akademie  verlor  an  ihm  einen  allgemein  anerkannten 
tüchtigen  Gelehrten,  die  Lehrer  der  Technischen  Hochschule 
einen  vortrefflichen  Kollegen,  die  ihm  näher  Stehenden  einen 
zuverlässigen  Freund.  p.  Groth. 

Das  am  20.  Januar  1914  verstorbene  korrespondierende 
Mitglied  der  Akademie  Heinrich  (später  „Harry")  Rosenbusch 
war  am  24.  Juni  1836  zu  Eimbeck  (Hannover)  geboren,  stu- 
dierte 1855  — 1857  in  Göttingen  klassische  Philologie  und 
ging  alsdann  als  Hauslehrer  nach  Brasilien.  Von  dort  kehrte 
er  1862  mit  seinen  Zöglingen  nach  Deutschland  zurück,  um 
in  Freiburg  i.  B.  und  in  Heidelberg  deren  Studien  zu  leiten 
und  zugleich  selbst,  nun  aber  Naturwissenschaften  zu  studieren. 
In  Freiburg  wirkte  damals  als  Professor  der  Mineralogie  und 
Geologie  ein  für  seine  Wissenschaft  begeisterter  Forscher  und 
darum  lebhaft  anregender  Lehrer,  der  für  die  von  Rosenbusch 
eingeschlagene  wissenschaftliche  Richtung  bestimmend  geworden 
ist,  Heinrich  Fischer. 

Fischers  Bedeutung  für  die  Entwicklung  der  Mineralogie 
ist  der  heutigen  Generation  so  gut  wie  unbekannt,  und  selbst 
unter  den  gleichzeitig  mit  ihm  wirkenden  Fachgenossen  waren 
es  nur  wenige  Auserwählte,  wie  der  mit  ihm  in  lebhaftem 
Verkehr  stehende  Gustav  Rose,  welche  den  jedem  persön- 
lichen Vordrängen  abholden  Forscher,  dessen  Anspruchslosig- 
keit ihresgleichen  wohl  nur  in  der  seines  ebengenannten  Ber- 
liner Kollegen  fand,  seinem  wahren  Werte  nach  zu  schätzen 
wußten.  Fischer,  dem  wir  damals  bereits  außer  wichtigen 
mineralchemischen  Arbeiten  die  ersten  exakten  mineralogischen 
Untersuchungen  der  Gesteine  des  Schwarzwaldes  verdankten, 
hatte  Anfang  der  60er  Jahre  begonnen,  bei  seinen  petrogra- 
phischen  Arbeiten,  ebenso  wie  Websky  und  Zirkel,  die  von 
G.  Rose  und  Sorby  eingeführten  mikroskopischen  Methoden 
anzuwenden,  und  wurde  nicht  müde,  die  Wichtigkeit  des  Mi- 


Nekrologe  83 

kroskopes  für  die  Untersuchung  der  Gesteine  und  Mineralien 
hervorzuheben;  er  war  auch  der  Erste,  der  (im  Jahre  1867) 
ein  mikroskopisches  Praktikum  für  Mineralogie  und  Geologie 
abhielt. 

Unter  Fischers  Leitung  hat  nun  Rosenbusch,  wie  aus 
seiner  ersten  wissenschaftlichen  Arbeit  über  den  Nephelinit 
vom  Katzenbuckel,  mit  der  er  1868  in  Freiburg  promovierte, 
deutlich  hervorgeht,  seine  grundlegenden  Studien  begonnen. 
Fortgesetzt  hat  er  sie  außerdem  während  mehrerer  Semester 
in  den  Jahren  1865  und  1866  in  Heidelberg,  wo  er  Vor- 
lesungen bei  Blum  hörte  und  im  Laboratorium  von  Bunsen 
arbeitete.  Im  letzteren  hat  er  die  in  seiner  ebengenannten 
Arbeit  veröffentlichten  Analysen  ausgeführt,  während  seine 
brasilianischen  Zöglinge  im  Anfängersaale  desselben  Labora- 
toriums qualitative  Analyse  erlernten.  Verfasser  verdankt  dem 
damaligen  Assistenten  Bunsens,  Prof.  F.  Rose  in  Straßburg, 
die  freundliche  Mitteilung,  daß  Bunsen,  der  ja  ein  so  großes 
Interesse  an  der  chemischen  Zusammensetzung  der  Gesteine 
nahm,  sich  oft  und  gern  mit  Rosenbusch  beschäftigte  und 
ihm  persönlich  half,  geringe  Spuren  von  Kobalt  in  dem  unter- 
suchten Nephelinit  nachzuweisen;  in  nähere  Beziehung  zu  dem 
großen  Meister  ist  Rosenbusch  erst  sehr  viel  später  getreten. 
Gleichzeitig  mit  ihm  arbeitete  in  Bunsens  Laboratorium  ein 
junger  Mineraloge,  der,  ebenfalls  auf  Anregung  und  mit  Unter- 
stützung Fischers,  angefangen  hatte,  sich  mit  der  mikrosko- 
pischen Untersuchung  der  Gesteine  zu  beschäftigen,  E.  Cohen, 
der  seitdem,  auch  nachdem  Rosenbusch  wieder  nach  Frei- 
burg zurückgekehrt  war,  in  stetem  Verkehr  mit  ihm  blieb 
und  später  sein  Nachfolger  in  Straßburg  werden  sollte.  Der 
scharfe  kritische  Geist  und  die  eminente  Lehrbegabung  dieses 
seines  Freundes  ist  gewiß  nicht  ohne  Einfluß  auf  den  Ent- 
wicklungsgang von  Rosenbusch  gewesen. 

In  Freiburg  hat  nun  Letzterer,  wie  erwähnt,  im  Jahre  1868 
promoviert  und  sich  noch  am  Schlüsse  desselben  Jahres  als 
Privatdozent  habilitiert.  Nach  einer  kürzeren  zweiten  Reise 
nach  Brasilien,    deren    wissenschaftliche  Resultate   er   1870    in 

0* 


84  Öffentliche  Sitzung  am  14.  März 

den  Berichten  der  naturforschenden  Gesellschaft  in  Freiburg 
veröffentlichte,  hat  er  daselbst  seine  Lehrtätigkeit  aufgenommen. 
Ein  „ Mineralogisches  Institut"  gab  es  damals  noch  nirgends, 
und  so  mußte  er  sich  eine  Arbeitsstätte  in  seiner  Wohnung  be- 
schaffen; vielfach  verweilte  er  auch  in  dem  neben  dem  Samm- 
lungssaale befindlichen  Zimmer  Fischers,  der  damals  mit  der 
erfolgreichsten  seiner  Forschungen  beschäftigt  war,  den  „Kriti- 
schen mikroskopisch -min  eralogischen  Studien",  durch  welche  er 
dem  Unfuge  steuerte,  ohne  exakte  Prüfung  auf  ihre  Homoge- 
nität Mineralstoffe  mit  einem  Namen  zu  belegen,  und  durch  die 
es  ihm  gelang,  zahlreiche  „neuentdeckte  Mineralien"  als  me- 
chanische Gemenge  zu  erkennen.  Diesem  regen  Verkehr  hat 
Rosenbusch  sicher  auch  damals  noch  Vieles  zu  verdanken, 
und  Fischer  sprach  später  wiederholt  seine  Befriedigung 
darüber  aus,  in  ihm  einen  jüngeren  Mitarbeiter  auf  dem  Ge- 
biete der  mikroskopischen  Petrographie  gefunden  zu  haben, 
der  die  hierzu  bei  weiterem  Eindringen  erforderlichen  Studien 
in  der  Kristalloptik  noch  machen  könne,  wozu  er  selbst  in 
seinem  vorgerückten  Alter  sich  nicht  mehr  für  befähigt  halte. 
Zu  dieser  Resignation  hat  vielleicht  auch  beigetragen,  daß 
Fischer  zu  jener  Zeit,  ausgehend  von  der  mikroskopischen 
Untersuchung  von  prähistorischen  Nephritgegenständen,  ange- 
fangen hatte,  sich  mit  ethnographischen  Fragen  zu  beschäftigen, 
und  schließlich  sein  Interesse  fast  ganz  Untersuchungen  zu- 
wandte, die  zwar  immer  wissenschaftlichen  Wert  behalten 
werden,  aus  denen  er  aber  Folgerungen  zog,  welche  später 
zum  Teil  durch  die  ethnographische  Forschung  widerlegt 
wurden.  Für  seine  Selbstlosigkeit  ist  es  bezeichnend,  daß  er 
es  mit  aufrichtiger  Freude  begrüßte,  als  im  Jahre  1873 
Rosenbusch  durch  seine  Berufung  nach  Straßburg  Gelegen- 
heit gegeben  wurde,  sich  in  den  für  sein  Spezialgebiet  so 
wichtigen  Teilen  der  Physik  noch  tiefer  einzuarbeiten.  Mit 
der  Gründung  der  Straßburger  Universität  (Ostern  1872)  war 
auch  zum  ersten  Male  die  eines  mineralogischen  Institutes  ver- 
bunden worden,  eines  Laboratoriums  für  die  krystallographische, 
physikalische    und    chemische    Untersuchung    der    Mineralien, 


Nekrologe  85 

welches  eine  mit  jedem  Semester  steigende  Zahl  angehender 
Mineralogen  aus  dem  In-  und  Auslande  anzog,  das  in  den 
Ferien  eifrig  von  Kollegen  des  Begründers,  besonders  den 
jüngeren  Privatdozenten  der  Nachbaruniversität  Heidelberg, 
Cohen  und  Klein,  besucht  wurde  und  wo  selbst  ein  so  hoch- 
angesehener älterer  Forscher,  wie  G.  vom  Rath,  es  nicht  ver- 
schmähte, wochenlang  zu  verweilen,  um  die  dort  geübten 
kristalloptischen  Methoden  kennen  zu  lernen.  Bald  nach  Er- 
öffnung der  neuen  Universität  hatten  sich  die  Vertreter  der 
Geologie  und  der  Mineralogie  in  dem  Bestreben  vereinigt, 
dem  Reichslande  eine  geologische  Untersuchung  zu  verschaffen, 
und  schlugen  vor,  hierfür  eine  Kommission  zu  ernennen,  zu 
der  als  drittes  und  zugleich  geschäftsführendes  Mitglied  ein 
Forscher  zu  berufen  sei,  welchem  zugleich  als  außerordent- 
lichem Professor  an  der  Universität  das  Spezialfach  der  Petro- 
graphie  zu  übertragen  sei.  Ihrem  Antrage  gemäß  wurde  im 
folgenden  Jahre  Rosen bu seh  für  diese  Stellung  berufen,  und 
die  neue  Kommission  begann  ihre  Tätigkeit  mit  einer  gemein- 
samen orientierenden  Bereisung  des  Landes,  aus  welcher  sich 
die  Zuteilung  einzelner  Gebiete  an  die  Mitglieder  behufs  spe- 
zieller Untersuchungen  ergab,  denen  erst  nach  der  Herstellung 
neuer  topographischer  Aufnahmen  des  Reichslandes  die  eigent- 
liche geologische  Kartierung  folgen  konnte.  Rosenbusch 
übernahm  die  Untersuchung  der  Gegend  von  Barr-Andlau 
und  Hohwald  im  Unterelsaß,  eine  Arbeit,  deren  Resultate  für 
die  Kenntnis  der  Kontaktmetamorphose  von  fundamentaler 
Wichtigkeit  geworden  ist.  Da  sich  eine  eigene  Arbeitsstätte 
für  ihn  erst  später  beschaffen  ließ,  arbeitete  er  vorläufig  im 
Mineralogischen  Institute,  wo  ihm  die  Hälfte  des  Vorstands- 
zimmers eingeräumt  wurde,  und  hier  lernte  er  nun  die  damals 
neuesten  Apparate  zur  Untersuchung  kennen  und  hatte  viel- 
fach Gelegenheit,  auch  über  schwierigere  Fragen  den  Rat 
eines  hervorragenden  Physikers,  August  Kundt,  einzuholen, 
der  mit  dem  Vorstande  des  Institutes  schon  von  Berlin  her,  wo 
beide  im  Laboratorium  von  Magnus  gleichzeitig  gearbeitet 
hatten,   bekannt  war  und  der  ein  reges  Interesse  für  die  Kri- 


86  Öffentliche  Sitzung  am  14.  März 

stallphysik  besaß.  Wenn  auch  Rosenbusch  ein  Eindringen 
in  die  Theorie  versagt  war,  weil  ihm  die  hierzu  erforderliche 
mathematische  und  physikalische  Vorbildung  fehlte,  so  gelang 
es  ihm  doch,  die  damaligen  optischen  Methoden  der  Kristall- 
bestimmung so  vollkommen  zu  beherrschen,  daß  er  das  Ver- 
ständnis derselben  auch  seinen  Schülern  in  ausgezeichneter 
Weise  zu  vermitteln  imstande  war.  Noch  in  Freiburg  hatte 
er  seine  „Mikroskopische  Physiographie  der  petrographisch 
wichtigen  Mineralien"  geschrieben,  welche  kurz  nach  seiner 
Übersiedelung  nach  Straßburg  erschien;  in  diesem  Lehrbuche 
werden  zwar  die  optischen  Eigenschaften  der  Mineralien  be- 
handelt, aber  das  Deskriptive  tritt  doch  in  den  Vordergrund, 
während  in  der  zwölf  Jahre  später  erschienenen  zweiten  Auf- 
lage die  exakten  optischen  Methoden  zur  Bestimmung  der 
Mineralien  unter  dem  Mikroskope  den  Hauptgegenstand  der 
Darstellung  bilden  und  auch  die  allgemeine  Besprechung  der 
optischen  Verhältnisse  der  Kristalle  wesentlich  gewonnen  hat. 
Im  Jahre  1874  wurden  für  die  geologische  Landesunter- 
suchung Räume  beschafft,  in  denen  ein,  wenn  auch  bescheidenes 
„Petrographisches  Institut"  eingerichtet  wurde,  so  daß  Rosen- 
busch nun  nicht  nur  eigene  Unterrichtsmittel  zur  Verfügung 
hatte,  sondern  auch  in  den  Stand  gesetzt  war,  Schüler  zu 
selbständigen  Untersuchungen  in  seinem  Spezialfache  anzu- 
leiten, und  mehrere  wertvolle  Arbeiten  sind  aus  diesem  In- 
stitute hervorgegangen.  Eine  weit  reichere  Lehrtätigkeit  konnte 
er  aber  entfalten,  nachdem  er  im  Jahre  1877  als  ordentlicher 
Professor  der  Mineralogie  und  Geologie  an  die  Universität 
Heidelberg  berufen  worden  war.  Seiner  neuen  Stellung  ent- 
sprechend las  er  nun  auch  Mineralogie  und  hielt  praktische 
Übungen,  aber  die  wissenschaftlichen  Arbeiten  in  dem  von  ihm 
geleiteten  Institute  beschränkten  sich  auf  sein  eigentliches  Fach, 
die  Petrographie,  wuchsen  hier  jedoch  zu  einer  solchen  Bedeu- 
tung heran,  daß  das  im  Jahre  1873  gegründete  älteste  petro- 
graphische  Institut,  das  der  Universität  Leipzig,  bald  in  den 
Schatten  gestellt  wurde.  Seine  Art  der  Unterweisung  seiner 
Schüler  zog   eine   immer  steigende  Zahl   solcher   aus   den  ver- 


Nekrologe  87 

schiedensten  Ländern  an,  und  in  den  achtziger  und  neunziger 
Jahren  galt  es  für  einen  Petrographen  so  gut  wie  unerläßlich, 
eine  Zeitlang  bei  Rosenbusch  gearbeitet  zu  haben. 

Zu  diesem  wohlverdienten  großen  Lehrerfolge  trug  nicht 
wenig  seine  umfassende  literarische  Tätigkeit  bei.  Der  „Mikro- 
skopischen Physiographie  der  petrographisch  wichtigen  Mine- 
ralien" folgte  nach  einigen  Jahren  (1877)  als  zweiter  Teil 
die  „Mikroskopische  Physiographie  der  massigen  Gesteine", 
in  welcher  zum  ersten  Male  die  mikroskopischen  Verhältnisse 
der  Eruptivgesteine  auf  Grund  eigener  exakter  optischer  Be- 
stimmungen ihrer  Gemengteile  und  ihrer  Textur1)  unter  kriti- 
scher Berücksichtigung  der  bisherigen  Arbeiten  zusammen- 
gefaßt, sowie  bereits  die  Ideen  zu  einer  rationellen  Systematik 
der  Gesteine  angedeutet  wurden.  Diese  Ideen  entwickelten 
und  änderten  sich  nun  schrittweise  durch  neue  Erfahrungen 
und  besonders  durch  die  Erkenntnis  gewisser  Regeln  in  der 
Ausscheidungsfolge  der  Mineralien  bei  der  Erstarrung  der 
massigen  Gesteine,  Regeln,  deren  rein  empirischer  Charakter 
mehrfach  mißverstanden  worden  ist,  ein  Umstand,  der  zu  teil- 
weise ungerechtfertigten  Angriffen  gegen  Rosenbusch  Ver- 
anlassung gegeben  hat.  Die  Folge  dieser  Änderungen  seiner 
Anschauungen  war  nun  eine  gänzliche  Umarbeitung  der  „Phy- 
siographie der  massigen  Gesteine",  welche  als  zweite  Auflage 
1887  erschien. . 

Im  folgenden  Jahre  unternahm  er  eine  Studienreise  nach 
Norwegen,  und  hier  führte  ihn  Brögger  auf  seinen  Exkur- 
sionen und  machte  ihn  mit  seinen  Anschauungen  über  die 
genetischen  Verwandtschaftsverhältnisse  der  Eruptivgesteine  be- 
kannt, die  er  schon  zwei  Jahre  vorher  (1886)  auf  einer  skan- 
dinavischen   Naturforscherversammlung    veröffentlicht   hatte2). 


»)  Die  Benennung  .Struktur",  welche  den  Begriff  eines  regel- 
mäßigen Aufbaues  involviert,  sollte  logischerweise  nur  für  den  Bau 
des  Atoms,  des  chemischen  Moleküls  und  des  Kristalls  verwendet  werden. 

2)  Die  aber  damals  nur  in  Form  eines  Referates  gedruckt  wurden 
(Mitteilung  Bröggers). 


88  öffentliche  Sitzung  am  14.  März 

Rosenbuschs  nächste  Arbeiten  lassen  deutlich  erkennen,  wie 
stark  diese  neuen  Gesichtspunkte  auf  ihn  einwirkten.  Brögger 
hatte  nachgewiesen,  daß  die  für  das  Kristianiagebiet  charak- 
teristischen Gesteinstypen,  trotz  der  großen  Mannigfaltigkeit 
in  ihrer  Zusammensetzung,  eine  kontinuierliche  Reihe  bilden, 
welche  ihrer  geologischen  Altersfolge  entspricht,  und  daraus  den 
Schluß  gezogen,  daß  dieselben  einem  abgeschlossenen  Magma 
entstammten,  dessen  chemische  Zusammensetzung  eine  konti- 
nuierliche Änderung  erfuhr,  zu  deren  Erklärung  außer  den 
früher  schon  von  den  Geologen  herangezogenen  Ursachen  die 
Diffusion  der  schwerer  löslichen  Verbindungen  nach  der  Ab- 
kühlungsfläche hin  geltend  gemacht  wurde.  Es  ist  bekannt, 
welche  große  Wichtigkeit  diese  Idee  für  das  Verständnis  der 
magmatischen  Ausscheidungen,  besonders  derjenigen  von  Erzen, 
sehr  bald  erlangt  hat.  Ein  anderes  wichtiges  Ergebnis  der 
Brögg ersehen  Forschungen  war  die  Erkenntnis  der  nahen 
Beziehungen  der  Ganggesteine  zu  den  Grenzfazies  der  Tiefen- 
gesteine. 

Rosenbusch  hatte  zwar  schon  in  der  oben  erwähnten 
zweiten  Auflage  seiner  Physiographie  den  wichtigen  Schritt 
getan,  die  Tiefen gesteine  von  den  Ergußgesteinen  vollständig  zu 
trennen,  hatte  aber  die  Ganggesteine  noch  besonders  behandelt, 
ohne  jedoch  die  Pegmatite  in  einer  ihrer  Wichtigkeit  genügenden 
Weise  zu  berücksichtigen.  Bestimmter  als  hier  spricht  er  in 
einem  1891  erschienenen  Aufsatze  die  Überzeugung  aus,  daß  die 
Ganggesteine  stofflich  abhängig  von  gewissen  Tiefengesteinen 
seien,  nachdem  er  1890  die  chemischen  Beziehungen  der  Eruptiv- 
gesteine (ohne  Rücksicht  auf  die  Ganggesteine)  in  einer  Ab- 
handlung besprochen  hatte,  in  welcher  er  ihre  Zusammen- 
setzung als  Mischungen  gewisser  Magmen  zu  deuten  versuchte, 
die  durch  Spaltung  eines  einheitlichen  Urmagmas  entstanden 
seien.  Einen  wesentlichen  Fortschritt  erfuhr  nun  1896  die 
petrographische  Systematik  in  der  dritten  Auflage  seiner  „  Mi- 
kroskopischen Physiographie  der  massigen  Gesteine",  in  welcher 
die  Zugehörigkeit  der  Ganggesteine  zu  gewissen  Tiefengesteins- 
gruppen als  Spaltungsprodukte  der  den  letzteren  entsprechenden 


Nekrologe  89 

Magmen  festgestellt  und  systematisch  berücksichtigt  wurde, 
und  noch  weiteren  Ausbau  erfuhr  das  System  in  der  vierten 
Auflage  (1907),  in  welcher  auch  die  frühere,  längst  schon 
als  unhaltbar  erkannte  Trennung  der  älteren  und  jüngeren 
Eruptivgesteine  von  gleicher  mineralogischer  Zusammensetzung 
vollständig  beseitigt  wurde.  Eine  kürzere  Zusammenfassung 
seiner  Darstellung  der  Gesteinslehre,  gleichsam  das  Resultat 
seiner  Lehrtätigkeit,  gab  Rosenbusch  endlich  in  seinen  „Ele- 
menten der  Gesteinslehre "   (3.  Auflage  1910). 

Bereits  in  seiner  Erstlingsarbeit  hatte  er  betont,  daß  die 
mikroskopische  Untersuchung  eines  Gesteines  stets  Hand  in 
Hand  zu  gehen  habe  mit  der  Untersuchung  seines  Vorkom- 
mens in  der  Natur,  und  diesem  Grundsatze  entsprachen  auch 
seine  geologischen  Arbeiten  in  Elsaß -Lothringen,  sowie  seine 
1888  begonnene  Tätigkeit  als  Leiter  der  Badischen  Geologi- 
schen Landesanstalt.  Hier  war  es  die  Erforschung  des  einen 
großen  Teil  des  Schwarzwaldes  bildenden  Gneissgebietes,  durch 
welche  die  Kenntnis  der  kristallinen  Schiefer  und  des  Meta- 
morphismus, dem  sie  ihre  jetzige  Beschaffenheit  verdanken, 
ganz  wesentliche  Fortschritte  machte  und  die  schwierigen  hier 
vorliegenden  Probleme,  welche  schon  zahlreiche  der  bedeutend- 
sten Geologen  beschäftigt  hatten,  in  den  Vordergrund  des  petro- 
graphischen  Interesses  gerückt  wurden.  Ein  erheblicher  Teil 
der  bisher  als  Gneiss  bezeichneten  Gesteine  erwies  sich  als  pri- 
mär, d.  h.  als  Granite  mit  schieferiger  Textur,  während  andere 
als  umgewandelte  Sedimente  erkannt  wurden,  somit  als  Glieder 
der  eigentlichen  kristallinen  Schieferformation.  Die  Umwand- 
lung von  Sedimenten  oder  Eruptivgesteinen  in  kristalline  Schiefer 
betrachtete  Rosen busch  als  eine  rein  mechanische  (Dynamo- 
metamorphismus) ,  ohne  Änderung  der  chemischen  Zusammen- 
setzung vor  sich  gegangene,  eine  Anschauung,  welche  durch 
weitere  Forschungen  allerdings  mehrfache  Modifikationen  er- 
fahren hat. 

Um  die  Wende  des  Jahrhunderts  begann  auch  für  die 
Petrographie  eine  neue  Zeit.  Einerseits  wurden  für  die  mikro- 
skopische Bestimmung  der  Mineralien  in  den  Gesteinen  exaktere 


90  öffentliche  Sitzung  am  14.  März 

Methoden  ersonnen,  welche  ein  tieferes  Eingehen  in  die  theo- 
retische Optik  voraussetzten,  andererseits  brach  sich  immer 
mehr  die  Erkenntnis  Bahn ,  daß  die  Bildung  der  Mineralien 
und  somit  auch  die  der  Gesteine  sich  nicht  durch  noch  so 
geschickte  Kombination  beobachteter  Tatsachen,  sondern  nur 
auf  Grund  strenger  physikalischer  Gesetze  erkennen  lasse,  und 
damit  wurden  auch  für  die  Experimente  zur  Darstellung  von 
Mineralgemengen  die  physikalisch -chemischen  Methoden  maß- 
gebend. So  wurde  es  unausbleiblich,  daß  die  Rolle,  welche 
die  Heidelberger  Schule  in  der  Petrographie  während  des 
letzten  Viertels  des  vorigen  Jahrhunderts  gespielt  hatte,  all- 
mählich auf  andere  Orte  überging,  und  die  Erkenntnis  dieses 
natürlichen  Prozesses  mag  wohl  mit  zu  dem  Entschlüsse  ihres 
Führers  beigetragen  haben,  sich  im  Jahre  1903  von  seinem 
Lehramte  zurückzuziehen.  Rosenbusch  verbrachte  die  letzten 
Jahre  seines  Lebens  vorwiegend  in  der  Beschäftigung  mit  den 
Schriftstellern  des  Altertums,  dem  Gegenstande  seiner  ersten 
Studien,  denen  er  während  seines  Lebens  niemals  ganz  untreu 
geworden  war.  p.  Groth. 

Heinrich  Weber.  Der  am  17.  Mai  1913  verstorbene  aus- 
gezeichnete Mathematiker  H.  Weber  ist  geboren  am  5.  Mai  1842 
zu  Heidelberg  als  Sohn  des  Verfassers  des  bekannten  Lehr- 
buchs der  Weltgeschichte,  Professor  und  Direktor  Dr.  G.  Weber, 
und  seiner  Gattin  Ida,  geborene  Becker.  Schon  in  den  mitt- 
leren Klassen  des  Gymnasiums  entwickelte  sich  bei  ihm  die 
Neigung  für  Mathematik,  die  namentlich  durch  seinen  Lehrer 
A.  Arneth,  den  Verfasser  einer  Geschichte  der  reinen  Mathe- 
matik (1852),  gefördert  wurde.1)  Entscheidend  wird  aber  auch 
der  durch  viele  Interessen  angeregte  häusliche  Familienkreis 
für  seine  gesamte  Ausbildung  gewesen  sein,  der  ihn  zugleich 
auf  die  akademische  Laufbahn  hinweisen  mochte.  1860 — 61 
bezog    er    die   Universität    seiner   Vaterstadt,    an    der    damals 


!)  Noch  1903,  bei  Gelegenheit  seines  Aufsatzes  über  Elementar- 
mathematik, Deutsche  Mathematiker -Vereinigung  12,  S.  401,  gedenkt 
Weber  dankbar  dieses  Mannes. 


Nekrologe  91 

neben  den  glänzenden  Vertretern  der  Naturwissenschaften 
R.  Bunsen  (seit  1852),  G.  Kirchhoff  (seit  1854)  und  H.  Helm- 
holtz  (seit  1858),  Otto  Hesse  (seit  1856)  als  Mathematiker 
außer  dem  gegenwärtig  85jährigen  Altmeister  der  Geschichte 
der  Mathematik,  M.  Cantor,  wirkte.  „Glücklich  die  deutsche 
Jugend,  die  von  solchen  Professoren  erzogen  wird",  hatte  der 
italienische  Geometer  L.  Cremona  beim  Erscheinen  von  Hesses 
Vorlesungen  über  Raumgeometrie  (1861)  in  Bewunderung  ihrer 
unvergleichlichen  Eleganz  in  der  Darstellung  algebraischer 
Beziehungen  ausgerufen,  und  das  feine  Verständnis  dafür,  das 
alle  Schriften  Webers  auszeichnet,  mag  schon  damals  bei  Hesse 
von  ihm  erworben  sein.  Von  1861  bis  1862  hörte  er  in  Leipzig 
bei  dem  originellen  geistvollen  Geometer  A.  F.  Möbius  und 
dem  Analytiker  W.  Scheibner.  1862/63  war  er  wieder  in 
Heidelberg,  wo  er  am  19.  Februar  1863  auf  Grund  seines 
Examens  zum  Dr.  phil.  promoviert  wurde.1)  Alsdann  wandte 
er  sich  nach  Königsberg,  wo  der  unter  C.  G.  J.  Jacobi  (seit 
1822)  durch  die  1834  erfolgte  Einrichtung  des  mathematischen 
Seminars  bewirkte  glänzende  Aufschwung  der  mathematischen 
Studien  durch  F.  Richelot  und  Franz  Neu  mann  in  der  erfolg- 
reichsten Weise  fortgesetzt  war.  Hier  hat  denn  auch  Weber 
die  Richtung  auf  die  Behandlung  der  großen  analytischen  und 
physikalischen  Probleme  empfangen,  die  für  seine  ganze  Pro- 
duktion so  charakteristisch  ist. 

Zu  Beginn  des  Sommers  des  Kriegsjahres  1866,  dem  letzten 
den  Riemann  noch  erlebte,  habilitierte  sich  Weber  in  Heidel- 
berg; bereits  1869  wurde  er  dort  außerordentlicher  Professor. 
Bei  der  geradezu  erstaunlichen  und  erfolgreichen  Entwicklung 
seiner  wissenschaftlichen  Tätigkeit  kann  es  nicht  überraschen, 
daß  er  noch  in  demselben  Jahre  an  das  Eidgenössische  Poly- 
technikum in  Zürich  berufen  wurde.  Dort  verheiratete  er 
sich  1870  mit  Emilie  Dittenberger,  Tochter  des  weimarischen 
Oberhofsuperintendenten  W.  Dittenberger. 


a)   Eine   durch    den  Druck    zu   veröffentlichende   Dissertation    wurde 
damals  in  Heidelberg  und  auch  noch  einige  Jahre   später   nicht  verlangt. 


92  öffentliche  Sitzung  am  14.  März 

Im  Jahre  1875  folgte  er  einem  Rufe  nach  Königsberg, 
der  Stadt,  in  der  er  selbst  die  Weihe  der  Wissenschaft  emp- 
fangen hatte.  Acht  Jahre  hat  er  dort  gewirkt,  und  die  reichen 
Erfolge,  die  er  hier  als  Lehrer  und  Forscher  erzielte,  haben 
ihn  wohl  die  herrliche  Umgebung  seiner  Heimat  und  das  groß- 
artige Gebirgspanorama  der  schweizerischen  Universitätsstadt 
weniger  vermissen  lassen.  Trotzdem  nahm  er  1883  eine  Be- 
rufung an  die  Technische  Hochschule  Berlin-Charlotten- 
burg an,  siedelte  aber  bereits  1884  an  die  Universität  Mar- 
burg über.  Eine  größere  Wirksamkeit  wurde  ihm  zuteil,  als 
er  acht  Jahre  später,  1892,  den  Ruf  nach  Göttingen  erhielt. 
Aber  Weber  ist  nur  kurze  Zeit  dort  geblieben;  bereits  1895 
folgte  er  einem  Rufe  nach  Straßburg,  wo  er  noch  fast 
18  Jahre  tätig  geblieben  ist.  Die  zunehmenden  Jahre  ver- 
mochten weder  seine  Gesundheit  noch  seine  unerschöpfliche 
Produktionskraft  und  seine  Tätigkeit  als  Lehrer  zu  beeinträch- 
tigen, bis  unvermutet  ein  Schlaganfall  seinem  der  Wissenschaft 
in  so  hervorragender  Weise  gewidmeten  Leben  ein  Ziel  setzte : 
wie  ein  Liebling  der  Götter  ist  er  ohne  Schmerz  und  Kampf 
dahingegangen. 

Seine  Ehe  war  mit  einer  reichen  Zahl  von  Kindern  ge- 
segnet, von  denen  allerdings  drei  ihm  schon  in  früher  Jugend 
wieder  entrissen  wurden.  Einer  seiner  Söhne,  Rudolf  Heinrich 
Weber,  geboren  1874,  ist  Professor  für  theoretische  Physik  an 
der  Universität  Rostock;  in  ihm  gewann  der  Vater  allmählich 
einen  verständnisvollen  Mitarbeiter.1)  Besonders  nahe  stand 
seinem  Herzen  seine  jüngste  Tochter  Emilie,  die  zu  seinem 
großen  Kummer  1911  verstarb.  Denn  mit  diesem  hochbegabten 
Kinde  verbanden  ihn  namentlich  auch  wissenschaftliche  Inter- 
essen, die  in  der  vortrefflich  gelungenen  deutschen  Herausgabe 
von  H.  Poincares  Valeur  de  la  science  (Der  Wert  der  Wissen- 

l)  So  bei  der  Heransgabe  von  Gauss'  Principia  generalia  theoriae 
figurae  fluidorum  in  statu  aequilibrii,  Ostwalds  Klassiker  der  exakten 
Wissenschaften  Nr.  135.  Herrn  Weber  bin  ich  auch  bei  der  Abfassung 
dieses  Aufsatzes  für  Mitteilungen  aus  dem  Leben  seines  Vaters  zu  vielem 
Danke  verpflichtet. 


Nekrologe  93 

schaft,  ins  Deutsche  übertragen  von  E.  Weber,  mit  Anmerkungen 
und  Zusätzen  von  H.  Weber,  2.  Aufl.  1910)  und  der  Schrift 
von  E.  Boutroux,  Wissenschaft  und  Religion  in  der  Philosophie 
unserer  Zeit,  mit  Genehmigung  des  Verfassers  ins  Deutsche 
übertragen  von  E.  Weber,  mit  einem  Einführungswort  von 
Professor  H.  Holtzmann,  1910,  einen  beredten  Ausdruck  ge- 
funden haben. 

Weber  machte  auch  äußerlich  den  Eindruck  einer  hervor- 
ragenden, überaus  sympathischen  Persönlichkeit,  die  sich  indes 
nicht  leicht  im  ersten  Augenblicke  Fremden  gegenüber  mitteilte. 
Er  war  eine  durch  und  durch  vornehme  Natur,  deren  abge- 
klärtes zurückhaltendes  und  schweigsames  Wesen  wohl  nicht 
unbemerkt  bleiben  konnte.  Aber  bei  näherer  Bekanntschaft 
erschloß  er  den  Reichtum  seines  Innern  um  so  ungeteilter  den 
zahlreichen  Freunden,  mit  denen  ihn  wissenschaftliche  Aufgaben 
und  gemeinsame  Interessen  zusammenführten. 

Seit  seiner  Studien-  und  Privatdozentenzeit  stand  er  einer 
ganzen  Reihe  von  vortrefflichen  Männern  nahe,  die  gleich  ihm 
hervorragende  Dienste  der  Wissenschaft  geleistet  haben,  so  z.  B. 
A.  Mayer  (Leipzig),  P.  du  Bois-Reymond  (Tübingen),  C.  F. 
Geiser  (Zürich),  F.  Kohlrausch  (dem  späteren  Präsidenten 
der  Physikalischen  Reichsanstalt  zu  Berlin),  W.  Voigt  (Göt- 
tingen). In  Göttingen  trat  er  dann  in  besonders  freundschaft- 
liche Beziehungen  zu  F.  Klein,  die  auch  mehrfach  in  seinen 
Publikationen  Ausdruck  fanden;  in  Straßburg  war  es  Th.  Reye, 
sowie  der  Kreis  der  jüngeren,  dort  vereinigten  Mathematiker, 
denen  sich  der  verehrte  Meister  mit  der  ganzen  Liebenswürdig- 
keit seines  Wesens  anschloß,  dessen  Umfang  sich  durch  die 
persönlichen  Beziehungen  zwischen  den  Dozenten  der  Hoch- 
schulen Heidelberg,  Tübingen,  Freiburg,  Karlsruhe,  Straßburg 
noch  erweiterte. 

Von  den  obenerwähnten  Freunden  ist  schon  eine  namhafte 
Zahl  längst  dahingegangen.  Einer  seiner  ältesten  und  intimsten 
Freunde  aber  ist  der  ausgezeichnete  Mathematiker  It.  Dede- 
kind  in  Braunschweig  (geb.  1831),  neben  dem  ein  Jahr  früher 
geborenen  C.  Neumann  und  dem  aus  dem  Jahre  1829  stam- 


94  Öffentliche  Sitzimg  am  14.  März 

menden  M.  Cantor,  einer  der  ältesten  deutschen  Mathematiker, 
mit  dem  Weber  schon  frühe  (1876)  in  die  engste  Beziehung 
durch  die  gemeinschaftliche  Herausgabe  der  Werke  B.  Riemanns 
trat,  und  mit  dem  er  auch  später  sich  zur  gemeinsamen  Bearbei- 
tung großer  und  wichtiger  Probleme  vereinigte:  ein  seltenes 
Dioskurenpaar    in   unserer   oft  so  eigennützig  denkenden  Zeit. 

Und  ebenso  ist  er  seinen  zahlreichen  Schülern  später 
auch  freundschaftlich  nahegetreten,  so  z.  B.  H.  Minkowski, 
D.  Hubert,  A.  Kneser,  L.  Fricke  und  anderen.  Weber  war 
überall  der  anregende  Lehrer,  der  zugleich  persönlichen  Anteil 
an  den  Schicksalen  seiner  Jünger  nahm. 

Aber  seine  Interessen  beschränkten  sich  nicht  nur  auf 
den  Austausch  mit  ihm  durch  die  gleiche  Wissenschaft  ver- 
bundenen Männern.  Webers  vielseitige,  schon  im  Vaterhause 
gewonnene  Bildung  fand  auch  eine  wesentliche  Befriedigung 
im  freundschaftlichen  Verkehr  mit  dem  bekannten  Theologen 
H.  Holtzmann,  dem  Orientalisten  und  Theologen  J.  Well- 
hausen.  So  war  Webers  ganzes  Wesen  erfüllt  von  einem 
edlen  Humanismus,  der  sich  auch  äußerlich  in  dem  durch- 
geistigten Ausdrucke  seines  Gesichtes  aussprach. 

Webers  siebenzigster  Geburtstag  wurde  unter  allseitiger 
Teilnahme  der  wissenschaftlichen  Welt  und  insbesondere  seiner 
Schüler  und  Freunde  festlich  begangen,  sowie  auch  von  der 
Deutschen  Mathematiker-Vereinigung,  die  er  selbst  mit- 
begründet hatte,  und  der  Redaktion  der  Mathematischen 
Annalen,  der  er  seit  Mai  1893  im  Verein  mit  F.  Klein, 
W.  von  Dyck,  M.  Noether  und  anderen  vorstand. 

Daß  eine  solche  Persönlichkeit  überall  das  vollste  Ver- 
trauen der  Kollegen  gewinnen  mußte,  ist  wohl  selbstverständ- 
lich. So  hat  denn  auch  Weber  wiederholt  (in  Königsberg 
1880,  in  Marburg  1890,  in  Straßburg  1900)  die  höchste 
akademische  Würde,  das  Rektorat,  bekleidet,  und  seine  reiche 
Erfahrung  war  bei  vielen  organisatorischen  Fragen  von  wesent- 
licher Bedeutung. 

Mannigfaltige  Ehrenbezeugungen  sind  ihm  während  seines 
Lebens    zuteil   geworden.     Bei    der  Feier   des   hundertjährigen 


Nekrologe  95 

Geburtstages  von  N.  H.  Abel,  des  großen  norwegischen  Mathe- 
matikers, dessen  Ideen  Weber  selbst  in  so  hervorragender  Weise 
nachgegangen  ist,  wurde  er  zum  Ehrendoktor  der  Universität 
Kristiania  ernannt;  er  war  Mitglied  der  Akademien  von 
Göttingen,  München,  Stockholm,  Upsala,  der  Acce- 
demia  dei  Lincei  in  Rom  etc.  Im  Jahre  1904  war  er  in 
Heidelberg  auch  Vorsitzender  des  Internationalen  Mathema- 
tiker-Kongresses. Aber  bei  alledem  blieb  er  immer  der  beschei- 
dene Mann  der  Wissenschaft,  der  die  höchste  Befriedigung  für 
alle  Anstrengungen  in  der  eigenen  unablässigen  Arbeit  zu 
finden  gewohnt  ist. 


Wir  haben  versucht,  kurz  das  Leben  eines  deutschen 
Gelehrten  zu  schildern,  das  sich  in  glücklichen  und  harmo- 
nischen Verhältnissen  bewegt  hat.  Werfen  wir  jetzt  einen  Blick 
auf  seine  wissenschaftlichen  Leistungen.  Bei  der  ungeheuren 
Vielseitigkeit  und  der  Beherrschung  der  verschiedensten  Gebiete 
der  Mathematik,  durch  die  sich  Weber  auszeichnete,  ist  es 
allerdings  nicht  leicht,  darüber  auch  nur  etwas  eingehender 
zu  handeln.  Das  könnte  nur  vermöge  einer  Analyse  geschehen, 
welche  sich  die  Aufgabe  zu  stellen  hätte,  bei  jeder  seiner 
Schriften  genau  den  Punkt  zu  bezeichnen,  wo  er  mit  seinen 
eigenen  Gedanken  fördernd  eingriff.  Wir  müssen  uns  daher 
hier  bescheiden,  nur  einzelne  Züge  aus  seinen  Arbeiten  hervor- 
zuheben in  der  Hoffnung,  daß  auch  so  noch  die  hervorragende 
wissenschaftliche  Persönlichkeit  Webers  zum  Ausdruck  kommen 
werde. 

Webers  Arbeiten  haben  immer  den  höchsten  Teilen  der 
Analysis  nebst  ihren  Anwendungen  auf  Zahlentheorie,  Mechanik 
und  mathematische  Physik  angehört.  Und  während  bei  manchen 
Mathematikern  im  Laufe  ihrer  Entwicklung  eine  Verschiebung 
ihrer  wissenschaftlichen  Interessen  in  dem  Sinne  stattzufinden 
scheint,  daß  sie,  in  jüngeren  Jahren  nach  einer  bestimmten 
Richtung  arbeitend,  später  dieselbe  mehr  oder  weniger  ver- 
lassen, um  sich  anderen  Fragen  zuzuwenden,  und  so  verschie- 


96  Öffentliche  Sitzung  am  14.  Mär/ 

dene  Perioden  ihrer  Entwicklung  durchlaufen,  ist  Weber  in 
seiner  Universalität  sich  immer  gleichgeblieben.  Aber  mit  immer 
wachsendem  Erfolge  greift  er  denselben  Kreis  von  Problemen 
an,  die  ihn  schon  in  seiner  Jugend  beschäftigt  hatten,  und  mit 
wahrem  Enthusiasmus  arbeitet  er  noch  im  Alter  die  fünfte 
Auflage  seiner  partiellen  Differentialgleichungen  in  der  mathe- 
matischen Physik  in  Rücksicht  auf  die  neuen  mathematischen 
und  physikalischen  Theorien  durch,  die  sich  erst  kurz  zuvor 
entwickelt  hatten.  Bestimmend  für  den  ganzen  Charakter  seiner 
Produktion  aber  sind  die  Eindrücke  gewesen,  die  er  in  Königs- 
berg erhalten  hat:  die  Richtung  auf  physikalische  Probleme 
in  Verbindung  mit  der  Theorie  der  Besselschen  Funktionen 
durch  F.  Neumann,  die  gründliche  Kenntnis  der  algebraischen 
Funktionen  und  ihre  transzendente  Untersuchung  mittels  der 
Jacobischen  und  Riemannschen  Gedanken  durch  F.  Riche- 
lot,  endlich  das  Interesse  für  die  damit  in  enger  Verbindung 
stehenden  zahlentheoretischen  Fragen. 

Webers  erste  Arbeit  „Zur  Theorie  der  singulären  Lösungen 
der  partiellen  Differentialgleichungen",  J.  f.  M.1)  LXVI,  S.  193, 
1866  ist  aus  den  Anregungen  hervorgegangen,  die  er  im 
Seminar  bei  Richelot  empfangen  hatte,  und  ganz  im  Geiste 
Ja co bis  geschrieben,  dessen  posthume  Abhandlung  über  Diffe- 
rentialgleichungen im  J.  f.  M.  LX  erschienen  war.2)  Sie  stellt 
sich  die  Aufgabe,  unter  gewissen  beschränkenden  Annahmen 
die  Bedingungen  für  die  Existenz  singulärer  Lösungen  einer 
partiellen  Differentialgleichung  erster  Ordnung  mit  beliebig 
vielen  unabhängigen  Variabein  aufzustellen,  die  nicht  nur 
partikulär,  sondern  wirklich  singulär  sind. 

Die  Arbeit  „Über  ein  Prinzip  der  Abbildung  der  Teile 
einer  krummen  Oberfläche  auf  einer  Ebene",  J.  f.  M.  LXVII, 
S.  229,  1867  steht  dagegen  unter  dem  Zeichen  Riemanns. 
Bei  der  konformen  Abbildung  einer  Fläche  auf  die  Ebene  wird 
natürlich    ein  endlicher  Teil  der  in  den  kleinsten  Teilen  ähn- 


*)  Mit  J.  f.  M.  ist  das  Journal  für  Mathematik  bezeichnet. 
2)  Jacobi  war  schon  1851  gestorben. 


Nekrologe  97 

liehen  Karte  mehr  oder  weniger  starke  Verzerrungen  aufweisen. 

Weber  sucht  nun  ein  Maß  für  die  Größe  derselben  und  zugleich 

die  Bedingungen  aufzustellen,  unter  denen  diese  ein  Minimum 

wird.     Setzt    man    den    Bedingungen    der   Konformität   gemäß 

voraus,   daß  zwischen  dem  Längenelement  der  Fläche  dS  und 

dem  der  Ebene  ds  die  Beziehung  dS  =  pds  stattfindet,  so  wird 

dt) 
die  relative  Verzerrung  von  dS  durch  ausgedrückt,  und  es 

kommt  nur  darauf  an,  die  Funktion  q  =  logp  so  zu  bestimmen, 
daß  das  aus  den  mit  q2  multiplizierten  Flächenelementen  der 
Ebene  gebildete  Integral  ein  Minimum  wird.  Dies  Problem 
der  Variationsrechnung  führt  allerdings  auf  eine  verwickelte 
partielle  Differentialgleichung,  aber  es  gelingt  Weber,  für 
Rotationsflächen  die  Rechnung  vollständig  durchzuführen  und 
seine  Lösung  mit  der  von  Gauß  für  diesen  Fall  ermittelten 
vorteilhaftesten  Lösung  in  Übereinstimmung  zu  bringen.  Aller- 
dings ist  seitdem  durch  A.  Tissots  Memoire  sur  la  represen- 
tation  des  surfaces  et  les  projeetions  des  cartes  geographiques 
(1881)  das  Problem  der  Kartenprojektion  in  andere  Bahnen 
gelenkt,  aber  auch  jetzt  noch  dürfte  der  aus  dem  Wesen  der 
Sache  geschöpfte  Gedanke  Webers  von  Interesse  sein.  —  Da- 
neben beschäftigt  sich  Weber  schon  mit  der  Integration  der 
Gleichung  A  (u)  -f-  Wu  —  0  unter  gegebenen  Randbedingungen 
(mit  dieser  Arbeit  eröffnete  A.  Clebsch  die  Redaktion  der 
Mathematischen  Annalen),  M.  A.  I,  S.  1,  1869, a)  und  seine  kon- 
forme Abbildung  der  allgemeinen  Lemniskate  durch  einfache 
algebraische,  im  speziellen  Falle  rationale  ganze  Funktionen, 
ib.  II,  1870,  gab  einen  hübschen  Beitrag  zu  der  Arbeit  von 
H.  A.  Schwarz,  „Über  einige  Abbildungsaufgaben",  J.  f.  M. 
LXX,  S.  105. 

Fast  unmittelbar  zu  derselben  Zeit  erschien  die  Arbeit 
„Über  eine  Transformation  der  hydrodynamischen  Gleichungen", 
J.  f.  M.  LXVIII,  S.  286.  Bekanntlich  lassen  sich  die  Probleme 
der   Hydrodynamik    auf   zwei  Wegen    behandeln,   je    nachdem 


*)  Mit  M.  A.  werden  hier  die  Mathematischen  Annalen  bezeichnet. 
Jahrbuch  1914.  7 


98  öffentliche  Sitzung  am  14.  März 

man  sich  mit  Eulers  partiellen  Differentialgleichungen  erster 
Ordnung  die  Aufgabe  stellt,  den  Geschwindigkeitszustand  der 
Flüssigkeit  an  jeder  Stelle  x,  y1  z  zur  Zeit  t  zu  ermitteln,  oder 
nach  Lagranges  (übrigens  auch  schon  bei  Euler  auftretenden) 
Auffassung  mittels  Gleichungen  zweiter  Ordnung  die  Bahn  jedes 
Teilchens  als  Funktion  seines  Anfangszustandes  und  der  Zeit 
zu  bestimmen  sucht.  Weber  machte  nun  darauf  aufmerksam, 
daß  auch  im  zweiten  Falle  durch  eine  partielle  Integration 
und  Einführung  einer  neuen  Unbekannten  .  ein  System  von 
Gleichungen  erster  Ordnung  gewonnen  wird,  das  für  den  Fall 
eines  Geschwindigkeitspotentials  besonders  einfach  ausfällt. 

Aber  schon  wendet  sich  Weber,  so  z.  B.  auch  in  dem  in 
den  M.  A.  VIII,  S.  49,  1874  veröffentlichten  Beweise  des  Abel- 
schen  Theorems  in  seiner  allgemeinsten  Fassung,  den  großen 
Problemen  der  Analysis  zu,  welche  die  algebraischen  Funktionen 
betreffen.  Im  Jahre  1865  waren  die  Vorlesungen  von  Karl 
Neu  mann  über  Riemanns  Theorie  der  Abelschen  Integrale, 
1866  das  Werk  von  Alfred  Clebsch  und  Paul  Gordan  über 
die  Abelschen  Funktionen  erschienen.  Hatte  das  erstere  die 
wesentliche  Bedeutung,  die  genialen  Gedanken  Riemanns  in 
vereinfachter  Darstellung  einem  größeren  Kreise  zugänglich 
zu  machen,  so  fand  sich  in  dem  letzteren  eine  ganz  neue  an 
die  Vorstellung  der  algebraischen  Kurven  im  geometrischen 
Sinne  anknüpfende  Behandlung,  welche  dann  aber  auch  nament- 
lich bei  dem  Jacobischen  Umkehrproblem  über  den  von  Weier- 
straß  behandelten  hyperelliptischen  Fall  hinausgehend  die 
allgemeine  Lösung  bringt.  Weber  hat  hier  mit  der  ganzen 
Kraft  seiner  Begabung  eingegriffen.  Ihm  lag  daran,  die  Rie- 
mannschen  Gedanken  rein  algebraisch  in  Riemanns  Geist  zu 
entwickeln.  Und  es  ist  bewunderungswürdig,  wie  der  kaum 
27jährige  Dozent  in  den  umfangreichen  Arbeiten  („Über  das 
Additionstheorem  der  Abelschen  Integrale"  und  „Zur  Theorie 
der  Umkehrung  der  Abelschen  Integrale",  J.  f.  M.  1869/70)  seine 
Aufgabe  gelöst  hat.  Das  hat  auch  C. Neumann  voll  gewürdigt, 
als   er   in    der  zweiten  Auflage    seines   obenerwähnten  Werkes 


Nekrologe  99 

(1884)  S.  375  schrieb:  „Ich  werde  mich  (bei  der  Umkehrung 
der  Abelschen  Integrale)  wesentlich  stützen  auf  das  ausgezeich- 
nete Werk  von  Clebsch  und  Gordan,  daneben  aber  auch  auf  die 
diesem  Werke    sich    anschließenden  Aufsätze   von    H.  Weber." 

Sodann  geht  Weber  daran,  seine  Untersuchungen  über  die 
©-Funktionen  mit  zahlentheoretischen  zu  verbinden.  Jacobi 
hatte  bemerkt,  daß  die  bei  den  unendlich  vielen  Formen  der 
elliptischen  ©-Funktionen  auftretende  Konstantenbestimmung 
mit  Hilfe  der  Gaußschen  Summen  durchführbar  sei  und 
Ch.  Her  mite  hatte  dies  direkt  nachgewiesen.  Weber  stellte 
sich  nun  die  Aufgabe,  für  die  O  von  mehreren  Variabein  ana- 
loge Resultate  zu  gewinnen.  So  entstehen  die  großen  Arbeiten 
im  74.  Bande  des  J.  f.  M.  (S.  14  und  57),  in  denen  es  ihm 
gelingt,  das  von  Clebsch  und  Gordan  (S.  326  der  Abelschen 
Funktionen)  so  genial  gelöste  Problem  dieser  Konstanten- 
bestimmung  auf  dem  von  ihm  eingeschlagenen  Wege  zu  be- 
wältigen. 

So  sehen  wir  den  jungen  Dozenten  in  Heidelberg  und 
Zürich  überall  an  den  großen  Aufgaben  der  damaligen  Zeit 
arbeiten.  Da  kann  es  nicht  überraschen,  daß  er  bereits  1875 
nach  Königsberg  berufen  wurde. 

Kleinere  Arbeiten,  wie  z.  B.  die  über  die  Transformation 
algebraischer  Funktionen,  J.  f.  M.  LXXVI  übergehend,  wenden 
wir  uns  nun  zu  der  großen  infolge  einer  Preisfrage  der 
Benekeschen  Stiftung  an  der  Göttinger  Gesellschaft  der 
Wissenschaften  verfaßten  und  auch  von  dieser  mit  dem  zweiten 
Preise  geehrten  Abhandlung  über  die  Abelschen  Funktionen 
vom  Geschlecht  3,  die  1876  mit  Unterstützung  der  Berliner 
Akademie  herausgegeben  wurde.  Auch  hier  verfolgt  Weber 
die  Riemannschen  Gedanken,  indem  er  sich  die  Aufgabe  stellt, 
mittels  einer  Untersuchung  der  Charakteristiken  der  ©-Funk- 
tionen von  drei  Variablen  die  geometrischen  Sätze  von  Steiner, 
Hesse  und  Aronhold  zu  gewinnen  und  zugleich  seine  Be- 
trachtungen mit  dem  von  Clebsch  eingeführten  Geschlechts- 
begriff zu  verbinden.  Auf  diese  Untersuchungen  ist  Weber 
mehrfach  zurückgekommen,  so  z.  B.  in  den  Annali  di  matematica 


100  Öffentliche  Sitzung  am  14.  März 

IX,  S.  126,  1878,  dann  in  der  Arbeit  über  die  Kummersche 
Fläche,  J.  f.  M.  LXXXIV,  deren  homogene  Punktkoordinaten 
sich  durch  &  von  zwei  Variabein  darstellen  lassen  und  deren 
merkwürdige  Eigenschaften  nach  den  Arbeiten  von  E.  Kummer 
(1864),  A.  Cayley  und  F.  Klein  (von  1870  an)  allgemeines 
Interesse  erregt  hatten.  Gelegentlich  verfolgt  er  noch  später 
den  besonderen  Fall,  wo  diese  Fläche  zur  Fresnelschen 
Wellen  fläche  wird,  die  infolge  ihrer  speziellen  Natur  die 
Darstellung  durch  elliptische  0  gestattet  (Vierteljahrsschrift 
der  Nafcurforschenden  Gesellschaft  zu  Zürich  XLI). 

Während  dieser  ganzen  Zeit  hat  sich  Weber  zugleich  mit 
Aufgaben  beschäftigt,  welche  die  mathematische  Durchführung 
physikalischer  Probleme  stellte.  Da  sind  es  vorzugsweise  die 
Besselschen  Funktionen,  deren  funktionentheoretische  Behand- 
lung er  sich  in  immer  neuen  Wendungen  vornimmt.  Bald 
sind  es  Wärmeprobleme,  wie  z.  B.  in  der  Züricher  Vierteljahrs- 
schrift von  1871,  bald  die  der  statischen  und  strömenden  Elek- 
trizität, die  den  physikalischen  Hintergrund  abgeben. 

Diese  Untersuchungen,  mit  dem  Studium  eines  an  die 
Wärmebewegung  anknüpfenden  Integrals  1868  (J.  f.  M.  LXIX, 
S.  222)  beginnend,  haben  zunächst  die  Ermittlung  von  be- 
stimmten Integralen  durch  Besselsche  Funktionen  im  Auge; 
sie  schreiten  dann  fort  zu  mathematisch  völlig  ausgeführter 
Behandlung  von  physikalischen  Versuchsbedingungen  über  die 
stationäre  Strömung  der  Elektrizität  in  Zylindern  (J.  f.  M. 
LXXVI,  S.  1  u.  345)  und  zur  Darstellung  willkürlicher  Funk- 
tionen vermöge  Fourierscher  Reihen,  deren  Koeffizienten  Bessel- 
sche Funktionen  sind  (M.  A.  VI,  S.  146,  1873).  Dabei  wird 
man  auch  noch  der  sorgfältigen  Studie  über  Besselsche  Diffe- 
rentialgleichungen (M.  A.  XXXVII,  S.  404,  1890)  gedenken, 
in  der  sich  Weber  der  Schleifenintegrale  bedient,  um  die 
funktionentheoretische  Lösung  zu  gewinnen. 

Im  Jahre  1893  kommt  Weber  in  den  Göttinger  Nach- 
richten auf  die  Gleichung  der  Wärmebewegung  zurück,  von 
der  er  teils  beständig  konvergente  teils  durch  halbkonvergente 
Reihen  (mit  genauer  Bestimmung  des  Restgliedes)  ausgedrückte 


Nekrologe  101 

Lösungen  gibt,  die  bestimmten  Problemen  angepaßt  sind.  — 
Einem  etwas  anderen  Kreise  dagegen  gehört  die  schon  viel 
früher  entstandene  Untersuchung  der  kräftefreien  Bewegung 
eines  starren  Körpers  in  einer  unendlich  ausgedehnten  inkom- 
pressiblen  Flüssigkeit  (M.  A.  XIV,  S.  171,  1878)  an,  bei  der 
unter  Voraussetzung  eines  rotationslosen  Anfangszustandes  des 
Körpers  die  Lösung  durch  hyperelliptische  0  gewonnen  wird, 
sowie  die  in  den  Berliner  Berichten  von  1897  (S.  936)  ver- 
öffentlichte Arbeit  über  die  Differentialgleichungen  der  elektro- 
lytischen Verschiebungen,  in  der  es  sich  um  die  Untersuchung 
der  Ionenbewegung,  namentlich  in  Rücksicht  auf  die  funktio- 
nalen Unstetigkeiten  derselben  handelt. 

Doch  das  Gebiet,  mit  dem  sich  Weber  wohl  am  ein- 
gehendsten und  andauerndsten  beschäftigt  hat,  ist  das  der 
Algebra  und  der  Zahlentheorie  im  weitesten  Umfange. 
Hier  weiß  er,  im  Wetteifer  mit  dem  ausgezeichneten  franzö- 
sischen Mathematiker  Ch.  Hermite,  unaufhörlich  neue  Ge- 
danken und  Methoden  zur  Lösung  der  schwierigsten  Fragen 
in  Bewegung  zu  setzen.  Bei  der  abstrakten  Natur  dieser 
Untersuchungen  müssen  wir  es  uns  versagen,  auf  Einzelnheiten 
einzugehen;  nur  einige  besonders  wichtige  Arbeiten  können 
hier  angeführt  werden.  Dieselben  gehen  nach  zwei  verschie- 
denen Richtungen,  je  nachdem  sie  rein  algebraischer  Natur 
sind  oder  sich  der  transzendenten  Funktionen  zur  Untersuchung 
der  speziellen  Beschaffenheit  der  arithmetischen  Probleme  be- 
dienen. 

Werfen  wir  zunächst  einen  Blick  auf  die  vorwiegend  al- 
gebraischen Arbeiten!  Im  Jahre  1882  erschien  gemeinsam 
mit  Dedekind  (J.  f.  M.  XCII)  die  grundlegende  Abhandlung 
über  die  algebraischen  Funktionen  einer  Veränderlichen.  Der 
Zweck  der  Verfasser  war,  diejenige  strenge  und  rein  arith- 
metische Begründung  der  Riemannschen  Theorie  der  algebra- 
ischen Funktionen  zu  geben,  welche  ohne  Anknüpfung  an 
den  Begriff  der  Stetigkeit  und  die  geometrische  Anschauung 
mit  Berücksichtigung  aller  Grenzfälle  auskommt.  Sie  legt 
dar,    wie    es   mit   Hilfe   des  Begriffes   des    Ideals,    dessen    von 


102  öffentliche  Sitzung  .am  14.  März 

E.  Kummer  eingeführte  Betrachtung  Dedekind  selbst  so 
glänzend  weiter  entwickelt  hatte,  gelingt,  den  Begriff  des  Ge- 
schlechtes, dann  den  des  Differentials  erster  Gattung  einer 
algebraischen  Funktion  zu  gewinnen  und  so  bis  zum  Beweise 
des  Riemann-Rochschen  Satzes  vorzudringen.  Mit  Recht  be- 
tonen die  Verfasser,  daß  so  ein  umfassender  Teil  der  Theorie 
der  algebraischen  Funktionen  rein  algebraisch  behandelt  war, 
eine  Leistung,  die  in  der  Geschichte  schon  allein  durch  den 
dabei  aufgewandten  Scharfsinn  von  dauernder  Bedeutung 
bleiben  wird. 

Zugleich  wird  es  nun  aber  die  Galoissche  Gleichungs- 
theorie, die  Weber  mit  seinen  Untersuchungen  über  die 
transzendenten  Funktionen  im  Sinne  der  Preisarbeit  von  1876 
verbindet.  So  entsteht  die  Arbeit  über  die  Galoissche  Gruppe 
der  Gleichung  28;  Grades,  von  der  das  Doppeltangentenproblem 
der  Kurven  vierter  Ordnung  abhängt  (M.  A.  XXIII,  1884); 
dann  folgen  die  Aufsätze  in  den  Acta  mathematica  VI,  VIII 
und  IX  über  die  Charakteristiken  der  Teilungsgleichungen,  die 
Theorie  der  Abelschen  Zahlkörper,  in  welchen  z.  B.  der  Kron- 
ecker sehe  Satz  bewiesen  wird,  daß  alle  absoluten  Abelschen 
Körper  Kreiskörper,  d.  h.  aus  rationalen  Zahlen  und  Einheits- 
wurzeln bestehende  Körper  sind  (vgl.  auch  J.  f.  M.  CXXXII, 
S.  167  1906),  sowie  die  Schrift  über  die  Grundlagen  der  Ga- 
loisschen  Theorie  auf  Grund  des  Körperbegriffes,  in  dem  auch 
schon  Körper  mit  unendlich  vielen  Elementen  betrachtet  wer- 
den (M.  A.  XLIII,  1893). 

Doch  schon  zuvor  (1891)  waren  die  akademischen  Vor- 
lesungen über  elliptische  Funktionen  und  algebra- 
ische Zahlen  erschienen.  In  diesem  Werke,  das  überall  die 
neuesten  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der  Invarianten-  und 
Gruppentheorie  heranzieht,  findet  sich  zunächst  eine  Zusammen- 
fassung der  Theorie  der  elliptischen  Funktionen  nach  Jacobi 
und  Weierstraß,  und  auf  dieser  Grundlage  werden  mittels 
der  von  Abel  und  Galois  geschaffenen  Gruppentheorie  die 
Teilungsgleichungen,   die  Theorie  der  Transformation,  endlich 


Nekrologe  103 

auch  die  Gleichung  fünften  Grades  behandelt,  die  ein  so  hohes 
Interesse  durch  die  Untersuchungen  Hermites  und  F.  Kleins 
(Vorlesungen  über  das  Ikosaeder  1884)  erregte. 

Am  bedeutsamsten  ist  aber  wohl  der  dritte  Teil  des  Buches, 
von  dem  Weber  mit  Recht  sagen  konnte,  daß  er  vorwiegend 
solche  Gegenstände  betreffe,  die  noch  nicht  Gemeingut  weiterer 
Kreise  geworden  waren.  Er  stellt  sich  hier  die  Aufgabe,  die 
von  Abel  in  seinen  Bemühungen  um  die  komplexe  Multi- 
plikation nur  fragmentarisch  hinterlassenen  Fälle,  die  erst 
durch  Hermite  und  Kronecker  einen  Beweis  gefunden  hatten, 
im  Zusammenhang  darzulegen. 

Und  hiermit  steht  dann  wieder  eine  ganze  Reihe  von 
speziellen  zahlentheoretischen  Arbeiten  Webers  in  enger  Ver- 
bindung. Da  ist  vor  allem  die  Arbeit  in  den  Mathematischen 
Annalen  XX,  1882  zu  erwähnen,  nach  der  jede  eigentlich 
primitive  quadratische  Form  unendlich  viele  Primzahlen  dar- 
zustellen fähig  ist.  Dirichlet  hatte  schon  1840  seinen  be- 
rühmten Satz  von  den  unendlich  vielen  Primzahlen  in  einer 
arithmetischen  Reihe  auf  gewisse  quadratische  Formen  von 
negativer  Diskriminante  ausgedehnt.  Weber  zeigt  nun,  in 
welchem  Sinne  diese  Beschränkung  des  Diskriminantencha- 
rakters  beseitigt  werden  kann  und  macht  zugleich  auf  eine 
Lücke  in  Dirichlets  Beweis  aufmerksam,  deren  Beseitigung 
dieser  nur  als  möglich  bezeichnet  hatte,  die  aber  bisher  nicht 
weiter  beachtet  zu  sein  schien. 

Von  der  großen  Zahl  seiner  weiteren  Untersuchungen 
mögen  hier  noch  die  in  den  Göttinger  Nachrichten  von  1893, 
S.  46,  138,  245  erwähnt  werden,  die  sich  ebenfalls  auf  eine 
schon  von  Dirichlet  für  den  Fall  einer  negativen  Diskriminante 
entwickelte  Formel,  deren  besondere  Gestalt  Kronecker  durch 
elliptische  O  dargestellt  hatte,  bezieht.  Weber  ermittelt  sie 
auch  für  positive  Diskriminanten,  zeigt  aber  zugleich,  daß 
diese  entsprechende  letztere  Umformung  eine  neue  Tran- 
szendente £  erfordert. 

Auf  Grund  aller  dieser  Arbeiten  reifte  nun  bei  Weber 
der  Plan,   in    einem    umfassenden  Werke  den   Zustand  der  ge- 


104  Öffentliche  Sitzung  am  14.  März 

samten  algebraischen  Untersuchungen  in  der  Gegenwart  dar- 
zulegen. So  entstand  das  ausgezeichnete  Lehrbuch  der 
Algebra  1895/96  in  zwei  Bänden.  Dieses  Werk  sollte,  nach- 
dem jahrzehntelang  J.  A.  Serrets  Cours  d'algebre  superieure 
für  die  Lehrbücher  auch  in  Deutschland  maßgebend  geblieben 
war,  die  großen  Gesichtspunkte  der  Gruppentheorie  und  die 
durch  C.  Jordan  und  andere,  namentlich  auch  Weber  selbst, 
weit  entwickelte  Galoissche  Theorie  in  Verbindung  mit  Kron- 
eckers  Untersuchungen  zur  Darstellung  bringen.  Mit  welchem 
Beifall  es  aufgenommen  wurde,  geht  daraus  hervor,  daß  schon 
1898  eine  neue  Auflage  nötig  wurde,  in  die  der  unermüdliche 
Verfasser  in  erneuter  Gestalt  seine  Untersuchungen  über  die 
algebraischen  Zahlen,  die  ihn  seit  1890  unausgesetzt  beschäf- 
tigt hatten,  aufnahm. 

So  ist  dieses  große  Werk  ein  bewunderungswürdiges 
Zeugnis  von  dem  Scharfsinn  und  der  Klarheit  geworden,  mit 
der  Weber  die  schwierigsten  Gegenstände  der  höheren  Arith- 
metik zu  beherrschen  verstand,  ein  Werk,  dem  keine  andere 
Literatur  ein  ähnliches  auf  diesem  Gebiete  zur  Seite  stellen 
kann.  Schon  im  Jahre  1900  wurde  es  ins  Französische  über- 
setzt. Endlich  war  es  Weber  noch  vergönnt  1908  als  dritten 
Band  des  Lehrbuches  eine  völlige  Umarbeitung  des  Buches 
von  1891  über  elliptische  Funktionen  hinzuzufügen,  ein  im 
höchsten  Grade  der  allgemeinen  Bewunderung  würdiges  Buch. 

Zum  Schlüsse  ist  noch  eines  ausgezeichneten  Werkes  von 
Weber  zu  gedenken,  derPartiellen  Differentialgleichungen 
in  der  mathematischen  Physik.  B.  Riemann  hatte  nach 
Dirichlets  Tode  zunächst  über  Potentialtheorie  und  partielle 
Differentialgleichungen,  dann  über  mathematische  Physik  über- 
haupt, Vorlesungen  in  Göttingen  gehalten.  Dieser  Tätigkeit 
Riemanns  (zuletzt  im  Winter  60/61)  verdanken  wir  zwei  von 
seinem  Zuhörer  K.  Hattendorff  herausgegebene  Werke.  Ins- 
besondere finden  sich  in  den  „Partiellen  Differentialgleichungen 
und  deren  Anwendung  auf  physikalische  Fragen"  (1869,  3.  Auf- 
lage 1882)   neben  den  Grundlagen  der  Lehre  vom  bestimmten 


Nekrologe  105 

Integral  und  der  Theorie  der  Reihen  ausführlichere  Unter- 
suchungen über  Wärmeleitung,  Elastizitätstheorie  und  Hydro- 
dynamik behandelt. 

Aber  seit  Max we  11s  bahnbrechendem  Treatise  of  electri- 
city  and  magnetism  (1873)  mußte  sich  das  Interesse  ganz  be- 
sonders auf  die  Bearbeitung  der  elektrischen  und  magnetischen 
Erscheinungen  richten,  die  Riemann  von  dem  damaligen  Stand- 
punkt aus  behandelt  hatte,  der  nun  gänzlich  umgewandelt  er- 
schien. Zu  einer  Bearbeitung  dieses  Stoffes  in  dem  streng 
mathematischen  Sinne,  der  genau  zwischen  den  hypothetischen 
Voraussetzungen  und  deren  logischer  Durchführung  unter- 
scheidet, konnte  wohl  kaum  jemand  geeigneter  sein,  wie  H. 
Weber.  Und  so  ergriff  er  gegen  das  Ende  der  neunziger 
Jahre  gern  den  Vorschlag  des  Verlegers  Vieweg,  die  Vor- 
lesungen Riemanns  neu  zu  bearbeiten.  Mit  Recht  durfte  er 
Riemanns  Namen  dem  neuen  Werke  voransetzen,  denn  es  ist 
wahrhaft  in  Riemanns  Geist  geschrieben.  Aber  er  hat  es 
zugleich  durch  eine  so  außerordentliche  Fülle  des  ihm  Eigen- 
tümlichen bereichert,  daß  eine  neue  Auflage  wohl  den  Namen 
Webers  allein  tragen  sollte.  So  entwickelt  das  Werk  nament- 
lich die  für  jede  mathematisch-physikalische  Darstellung  grund- 
legende Auffassung  der  Vektorentheorie,  die  Theorie  der  Po- 
tential- und  Kugelfunktionen  usw.  in  derjenigen  Weise,  wie 
sie  einerseits  durch  die  funktionentheoretische  Untersuchung  der 
Kugelfunktionen,  andererseits  durch  die  Lehre  von  den  ein- 
wertigen Potentialfunktionen  und  nicht  zum  wenigsten  durch 
Webers  Arbeiten  selbst  maßgebend  geworden  war. 

Während  der  verschiedenen  Auflagen  des  Werkes,  die 
bis  zur  fünften  (1910/12)  nötig  wurden,  war  Weber  unab- 
lässig bemüht,  in  dasselbe  die  neuesten  Fortschritte  der  mathe- 
matischen Physik  aufzunehmen.  So  finden  wir  denn  auch  in 
dem  zweiten  Teile  desselben  die  Lehre  von  den  Integralglei- 
chungen, das  Relativitätsprinzip,  die  Grundlagen  der  Thermo- 
dynamik, soweit  sie  bei  der  von  Riemann  behandelten  Theorie 
der    Luftstöße    herangezogen    werden    mußten,    berücksichtigt. 


106  öffentliche  Sitzung  am  14.  März 

Das  vortreffliche  Buch  ist  unentbehrlich  für  jeden,  der  die 
mathematischen  Hilfsmittel,  welche  die  moderne  theoretische 
Physik  erfordert,  kennen  lernen  will. 

Das  Interesse  für  physikalische  Probleme  führte  Weber 
dazu,  sich  auch  mehrfach  mit  naturphilosophischen  Fragen 
sowie  mit  der  Geschichte  der  mechanischen  Naturwis- 
senschaften zu  beschäftigen.  So  entstanden  die  Aufsätze: 
„Über  Kausalität  in  den  Naturwissenschaften",  Rektoratsrede 
(Königsberg  1881),  „Die  Entwicklung  unserer  modernen  Natur- 
anschauung im  19.  Jahrhundert",  Rektoratsrede  (Straßburg  1900) 
und  „Der  heutige  Stand  der  mechanischen  Weltanschauung" 
(Deutsche  Revue  1909).  Auf  den  Inhalt  des  ersteren  legte 
Weber  besonderes  Gewicht;  noch  nach  25  Jahren  ist  er  bei  der 
Herausgabe  von  Poincares  Wert  der  Wissenschaft  auf  den- 
selben zurückgekommen.  Allerdings  ist  hier  von  einer  eigentlich 
erkenntnistheoretischen  Untersuchung  des  Kausalitätsbegriffes 
nicht  die  Rede,  sondern  nur  von  seiner  für  das  Wesen  der 
wissenschaftlichen  Erklärung  charakteristischen  Begriffsbestim- 
mung. Um  zu  einer  präzisen  Fassung  zu  gelangen,  muß  man 
nach  Weber  nicht  die  Ereignisse  einzeln  betrachten.  „Denn 
die  oft  gegebene  Definition:  A  ist  die  Ursache  von  JB  (B  die 
Wirkung  von  A),  wenn  B  nicht  sein  würde,  falls  A  nicht 
wäre",  ist  unvernünftig;  denn  wir  haben  nur  eine  Welt,  und 
in  dieser  ist  das  A;  wie  können  wir  wissen,  was  in  einer 
anderen  Welt  sein  würde,  in  der  das  A  nicht  ist?"  Man  muß 
daher  unter  Voraussetzung  des  notwendigen  und  gesetzmäßigen 
Zusammenhanges  des  Geschehens  zunächst  Ereignisklassen  W 
und  Ursachsklassen  U  voneinander  sondern.  Solche  Klassen 
heißen  einfach,  wenn  sie  hinsichtlich  ihrer  Elemente  möglichst 
große  Übereinstimmung  zeigen.  Der  Zusammenhang  zwischen 
"PF  und  U  ist  dann  ein  gesetzmäßiger,  wenn  Wund  U  beide 
einfach  sind;  ist  dagegen  U  nicht  einfach,  so  ist  er  ein  zu- 
fälliger. Und  das  Wesen  der  Naturerklärung  beruht  darin, 
zu  den  einfachen  Erscheinungsklassen  die  zugehörigen  (ein- 
fachen) Ursachsklassen  aufzusuchen. 


Nekrologe  107 

Durch  seinen  Schwager  H.  Holtzmann,  den  geistvollen 
freidenkenden  Straßburger  Theologen,  wurde  er  in  späteren 
Jahren  dazu  geführt,  auch  theologische  Schriften  in  den  Kreis 
seiner  Gedanken  zu  ziehen.  Daneben  beschäftigten  ihn  aber  un- 
ausgesetzt Fragen  des  Unterrichts,  insbesondere  seiner  Organi- 
sation, und  zwar  nicht  allein  an  den  Universitäten.  Da  er 
selbst  mehrere  Jahre  an  zwei  technischen  Hochschulen  gewirkt 
hatte,  kannte  er  aus  eigener  Erfahrung  das  Verhältnis,  in  dem 
bei  diesen  Anstalten  Wissenschaft  und  Praxis  miteinander  ver- 
bunden sein  müssen.  Die  Frage  nach  der  Angliederung  der 
technischen  Hochschulen  an  die  Universitäten,  die  ihm  im 
Interesse  der  Einheit  der  wissenschaftlichen  Ausbildung  wertvoll 
war,  und  die  allerdings  gegenwärtig  in  einem  anderen  Sinne 
vorläufig  geregelt  ist,  hat  ihn  wiederholt  lebhaft  beschäftigt. 
Aber  auch  dem  mathematischen  Unterricht  an  den  höheren 
Schulen,  für  dessen  zeitgemäßere  Ausgestaltung  sein  Freund 
F.  Klein  mit  so  wirksamen  Impulsen  eingetreten  war,  ist  er 
mit  großem  Interesse  gefolgt.  In  den  Berichten  der  Deutschen 
Mathematiker-Vereinigung  Bd.  XII  bemerkt  er,  daß  -der  Begriff 
der  Elementarmathematik  theoretisch  wohl  durch  den  Ausschluß 
des  Unendlichen  oder  des  Grenzbegriffs  bestimmt  werden  könne, 
daß  aber  damit  praktisch  nichts  erreicht  werde,  weil  einerseits 
manche  weit  über  die  Elemente  hinausgreifende  Teile  der 
Wissenschaft  von  jener  Vorstellung  unabhängig  sind,  anderer- 
seits aber  schon  die  einfachsten  Aufgaben  der  Geometrie  z.  B. 
nicht  ohne  den  Grenzbegriff  lösbar  werden.  In  welchem  Um- 
fange derselbe  aber  in  die  Elemente  aufzunehmen  sei,  müsse 
von  der  speziellen  pädagogischen  Begabung  des  Lehrers  ab- 
hängig bleiben. 

Von  seinem  Interesse  für  diese  Fragen  zeugt  auch  sein 
großes  Unternehmen,  durch  eine  Enzyklopädie  der  Elemen- 
tarmathematik der  unter  Kleins  Führung  ins  Leben  ge- 
rufenen Enzyklopädie  der  mathematischen  Wissenschaften  mit 
Einschluß  ihrer  Anwendungen  ein  allerdings  bescheideneres  Werk 
an  die  Seite   zu  stellen,    das,    vorwiegend  für   den   praktischen 


108  öffentliche  Sitzung  am  14.  März 

Schulmann  bestimmt,  demselben  ein  sicherer  Führer  bei  den 
mannigfachen  Schwierigkeiten  des  wissenschaftlichen  Unterrichts 
sein  könne.  Man  ist  geradezu  überrascht,  wenn  man  sieht, 
wie  Weber,  der  gewohnt  war,  sich  stets  nur  mit  den  höchsten 
Problemen  der  Analysis  zu  beschäftigen,  in  den  von  ihm  ge- 
lieferten Beiträgen  zu  diesem  Werke  sich  auf  einen  ganz  ele- 
mentaren Standpunkt  stellt,  diesen  aber  mit  aller  Schärfe  und 
Klarheit,  deren  sein  Darstellungstalent  fähig  war,  formuliert, 
während  andere  Teile  des  Werkes  auch  eine  weitergehende 
Tendenz  zeigen.  —  Die  Enzyklopädie  der  Elementarmathematik 
von  H.  Weber  und  J.  Wellstein  (1906)  ist  1910  bereits  in 
dritter  Auflage  erschienen  und  zugleich  durch  B.  Kagan  ins 
Russische  übertragen. 

Am  reichsten  aber  entfaltete  sich  Webers  tiefes  und  aus- 
gebreitetes Wissen  in  seinem  mathematischen  Seminar,  das  er 
fast  20  Jahre  hindurch  in  Straßburg  geleitet  hat.  Und  die 
Anerkennung  seiner  Schüler  klingt  auch  aufs  lebhafteste  in 
dem  pietätvollen  Zeugnisse  wieder,  das  sein  Schüler  und 
späterer  Kollege  und  Mitarbeiter  Wellstein  kurz  nach  seinem 
Tode  von  seiner  unvergleichlichen  Leitung  entwarf,  die  das 
ganze  große  Gebiet  der  Wissenschaft,  das  Weber  beherrschte, 
seinen  Hörern  zu  übermitteln  verstand. 

Unserer  Akademie  hat  Heinrich  Weber  seit  dem  Jahre 
1903  als  korrespondierendes  Mitglied  angehört.  Sie  wird  ihm 
stets  ein  verehrungsvolles  Andenken  bewahren,  als  eines  Mannes, 
dessen  Bedeutung  in  der  Wissenschaft  einen  unvergänglichen 
Platz  behält.     Multi  pertransibunt  et  augebitur  scientia. 

A.  Voss. 


Nekrologe  109 

Die  historische  Klasse  hat  zwei  Mitglieder  durch  den  Tod 
verloren. 

Am  5.  April  1913  starb  das  ordentliche  Mitglied  Henry 
Simonsfeld,  ord.  Professor  der  Geschichte  und  der  historischen 
Hilfswissenschaften  an  der  Universität  München.  Aus  der 
Schule  von  Giesebrecht  und  Waitz  hervorgegangen,  hat  Si- 
monsfeld einen  großen  Teil  seiner  Lebensarbeit  der  Erfor- 
schung der  deutschen  und  italienischen  Quellen  des  Mittel- 
alters und  der  Geschichte  der  Hohenstaufenzeit  gewidmet. 
Studien,  deren  umfassendstes  Ergebnis  in  dem  großen  Werke 
vorliegt,  mit  dem  ihn  die  historische  Kommission  der  K.  Aka- 
demie betraut  hat,  in  den  Jahrbüchern  des  Deutschen  Reiches 
unter  Kaiser  Friedrich  I.  (1908),  deren  Vollendung  ihm  leider 
nicht  mehr  vergönnt  war.  Höher  als  diese  Arbeit,  die  ihrer 
ganzen  Anlage  nach  eine  freiere  Gestaltung  des  Stoffes  aus- 
schloß, steht  das  allgemein  hochgeschätzte  Hauptwerk  Simons- 
felds über  das  deutsche  Kaufhaus,  den  Fondaco  dei  Tedeschi 
zu  Venedig  und  die  deutsch-venezianischen  Handelsbeziehungen 
(1887),  das  für  die  Wirtschaftsgeschichte  und  die  allgemeine 
Kulturgeschichte  eine  Fülle  von  neuen  Erkenntnissen  gebracht 
hat.  Und  diesem  Werke  reiht  sich  würdig  an  die  große  Arbeit 
über  die  deutsche  Kolonie  zu  Treviso  im  späteren  Mittelalter 
(1889),  die  hochinteressante  neue  Einblicke  in  die  Beziehungen 
deutscher  Fürsten,  Ritter,  Kaufleute  und  Palästinafahrer  zu 
dieser  Stadt  erschlossen  hat,  wie  es  denn  überhaupt  ein  um- 
fassendes kulturgeschichtliches  Interesse  ist,  das  in  diesen  und 
zahlreichen  anderen  Arbeiten  Simonsfelds  zum  Ausdruck 
kommt.  Ich  erinnere  nur  an  die  akademische  Festrede,  die 
er  im  Jahre  1898  unserem  Wilhelm  Heinrich  Riehl  als 
Kulturhistoriker  gewidmet  hat. 

Es  ist  ein  reiches  Leben,  das  hier  vor  der  Zeit  seinen 
Abschluß  fand  und  dessen  geistigen  Ertrag  man  um  so  höher 
einschätzen  wird,  wenn  man  erwägt,  daß  der  Zwang  der  Ver- 
hältnisse und  schwere  Enttäuschungen  in  Bezug  auf  den 
äußeren  Erfolg  gerade  auf  dieses  Lebenswerk  vielfach  hem- 
mend   eingewirkt    haben.     Unbestritten    bleibt    jedenfalls    das 


HO  öffentliche  Sitzung  am   14.  März 

Endurteil,  das  in  der  Chronik  unserer  Universität  niedergelegt 
ist,  daß  in  der  Reihe  der  erfolgreichen  Vermittler  zwischen 
der  historischen  Forscherarbeit  Deutschlands  und  Italiens 
Henry  Simonsfeld  alle  Zeit  einen  ehrenvollen  Platz  behaupten 

wird. 

Vgl.    die    Chronik    der   Ludwig  -  Maximilians  -  Universität 
München  für  das  Jahr  1912/1913,  S.  11  ff. 

Am  22.  Oktober  1913  starb  das  korrespondierende  Mit- 
glied Theodor  von  Kolde,  ord.  Professor  der  Kirchengeschichte 
an  der  Universität  Erlangen. 

Hierauf  hielt  das  ordentliche  Mitglied  der  math. -physika- 
lischen Klasse,  Geh.  Hofrat,  Professor  Dr.  Siegmund  Günther 
die  Festrede  über 

„Kosmo-  und  geophysikalische  Anschauungen  eines 
vergessenen  bayerischen  Gelehrten". 

Die  Rede  ist  gedruckt  in  der  Reihe  der  „ Akademischen  Reden". 


111 


Öffentliche  Sitzung 

zu  Ehren  Seiner  Majestät  des  Königs 

am  14.  November  1914. 

Der  Präsident  der  Akademie,  Herr  K.  Th.  von  Hei  gel, 
eröffnete  die  Festsitzung  mit  der  Rede: 

„Krieg  und  Wissenschaft." 
Sie  ist  in  der  Reihe  der  „ Akademischen  Reden"  erschienen. 

Hierauf  verkündeten  die  Klassensekretäre,  daß  in  der  all- 
gemeinen Wahlsitzung  der  Akademie  am  15.  Juli  1914  fol- 
gende neue  Mitglieder  gewählt  und  von  Seiner  Majestät 
dem  König  bestätigt  worden  sind. 

1.  Philosophisch -philologische  Klasse. 

a)  als  außerordentliche  Mitglieder: 

1.  Dr.  Oswald  Külpe,  o.  Professor  der  Philosophie  an 
der  Universität  München; 

2.  Dr.  Albert  Rehm,  o.  Professor  der  klassischen  Philo- 
logie und  Pädagogik  an  der  Universität  München; 

b)  als  korrespondierendes  Mitglied: 

Dr.  August  Sauer,  K.  K.  Hofrat,  o.  Professor  der  Deut- 
schen Sprache  und  Literatur  an  der  deutschen  Uni- 
versität Prag. 

II.  Mathematisch -physikalische  Klasse. 

Als  korrespondierende  Mitglieder: 

1.  Dr.  Richard  Willstätte r,  Geheimer  Regierungsrat, 
Mitglied  des  Kaiser  Wilhelm -Instituts  für  Chemie  in 
Berlin -Dahlem,  o.  Honorarprofessor  an  der  Universität 
Berlin ; 


112  Wahlen 

2.  Dr.  Max  Kubner,  Geheimer  Medizinalrat,  o.  Professor 
für  Physiologie  und  Direktor  des  physiologischen  In- 
stituts an  der  Universität  Berlin; 

3.  Dr.  Richard  Wettstein  Ritter  von  Westersheim, 
K.  K.  Hofrat,  o.  Professor  der  Botanik  an  der  Uni- 
versität und  Direktor  des  botanischen  Gartens  und  des 
botanischen  Instituts  in  Wien. 

III.  Historische  Klasse. 

a)  als  ordentliches  Mitglied: 

Dr.  Leopold  Wenger,  o.  Professor  für  römisches  Zivilrecht 
und  deutsches  bürgerliches  Recht  an  der  Universität 
München,  bisher  außerordentliches  Mitglied; 

b)  als  außerordentliches  Mitglied: 

Dr.  Theodor  Bitterauf,  Professor  der  Geschichte  an  der 
K.  Kriegsakademie  und  außerordentlicher  Professor  an 
der  Universität  München; 

c)  als  korrespondierende  Mitglieder: 

1.  Dr.  Otto  Hintze,  Geheimer  Regierungsrat,  o.  Professor 
der  Geschichte  an  der  Universität  Berlin; 

2.  Dr.  Ernst  Troeltsch,  K.  Geheimer  Regierungsrat, 
o.  Professor  der  Theologie  und  Religionswissenschaft 
an  der  Universität  Heidelberg. 

Sodann  hielt  das  ordentliche  Mitglied  der  historischen  Klasse, 
Geheimer  Regierungsrat  Dr.  Heinrich  Wölfflin,  einen  Vortrag 
über 

„Die  Architektur  der  Deutschen  Renaissance". 


113 


Personalstand. 

(Januar  1915.) 


Protektor: 
SEINE  MAJESTÄT  DER  KÖNIG. 


Verwaltung. 

Präsident: 

Dr.  Karl  Theodor  Ritter  v.  Heigel,  Exz.,  K.  Geh.  Rat,  em.  Univ.-Professor 
für  Geschichte,  Generaldirektor  der  wissenschaftlichen  Sammlungen 
des  Staates,  geb.  23.  Aug.  1842  zu  München  (o.  1887,  a.  o.  1875), 
Theresienstr.  76/1. 

Sekretär  der  philosophisch-philologischen  Klasse: 

Dr.  Ernst  Kuhn,  K.  Geh.  Rat,  o.  Univ.-Professor  für  arische  Philologie, 
geb.  7.  Febr.  1846  zu  Berlin  (o.  1883,  a.  o.  1878),  Hefistr.  5/1. 

Sekretär  der  mathematisch-physikalischen  Klasse: 

Dr.  Karl  Ritter  v.  Goebel,  K.  Geh.  Rat,  o.  Univ.-Professor  für  Botanik, 
Direktor  des  K.  Botanischen  Gartens  und  des  Pflanzenphysiologischen 
Instituts,  geb.  8.  März  1855  zu  Billigheim,  Baden  (o.  1892),  Menzinger- 
straße  15  (Botan.  Garten). 

Sekretär  der  historischen  Klasse: 

Dr.  Erich  Marcks,  K.  Geh.  Rat,  o.  Univ.-Professor  für  Geschichte,  geb. 
17.  Nov.  1861  zu  Magdeburg  (o.  1913,  korr.  1898),  Elisabethstr.  10/IT. 

Syndikus: 
Dr.  Karl  Mayr,  Honorarprofessor  für  Geschichte  an  der  Universität,  geb. 
28.  März  1864  zu  Krumbach  (a.  o.  1909),  Römerstr.  26/0. 

Jahrbuch  1914.  8 


114  Personalstand 

Bibliothek: 

Bibliothekar:  Dr.  Adolf  Hilsenb eck,  Bibliothekar  der  K.  Hof-  und  Staats- 
bibliothek. 

Kanzlei: 
Kanzleisekretär:   Adolf  Reichel. 
Diener:   Paul  Seidel. 

Kassenvep  waltung : 
Rentamtmann:   Gustav  Frischholz. 
Kassesekretär:  Joseph  Miller. 

Haus  : 

Hausverwalter:   Joseph  Ennichl. 
Hausdiener  und  Heizer:   Benno  Glas. 
Pförtner  und  Hilfsheizer:  Anton  Schwald. 

Buchhändler  der  Akademie: 

G.  Franzscher  Verlag  (Kgl.  u.  Herzogl.  Bayer.  Hofbuchhändler  J.  Roth), 
Ottostr.  3  a. 


115 


Ehrenmitglieder. 

1892  Ihre  Königliche  Hoheit  Prinzessin  Therese  von  Bayern. 
1911  Seine  Königliche  Hoheit  Kronprinz  Rupprecht  von  Bayern. 


Ordentliche  und  ausserordentliche  Mitglieder. 

Philosophisch  -  philologische  Klasse. 

Ordentliche  Mitglieder 

(nach  dem  Jahre  der  Wahl  und  nach  dem  Stande  Ende  1914). 

Dr.  Ernst  Kuhn  (o.  1883,  a.  o.  1878),  s.  Klassensekretär  S.  113. 

Dr.  Nikolaus  Wecklein,  K.  Geh.  Hofrat,    Gymnasialrektor  a.  D.,   geb. 

19.  Februar  1843  zu  Gänheim  (o.  1837,  a.  o.  1872),   Possartstr.  12/0. 
Dr.  Hermann  Paul,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Professor  für  deutsche  Philologie, 

geb.  7.  Aug.  1846  zu  Salbke  bei  Magdeburg  (o.  1893,  ausw.  1892), 

Kaulbachstr.  G2a/II. 
Dr.  Iwan  Ritter  v.  Müller,   K.  Geh.  Rat,  o.  Univ. -Professor  für  klass. 

Philologie  und  Pädagogik,  geb.  20.  Mai  1830  zu  Wunsiedel  (o.  1894, 

a.  o.  1893,  korr.  1876),'  Siegfriedstr.  21/1. 
Dr.  Georg  F.  Graf  v.  Hertling,   Exz.,   Staatsrat  i.  o.  D.,  Staatsminister 

des   Kgl.  Hauses   und   des  Äußern,   lebenslänglicher  Reichsrat,  geb. 

31.  Aug.  1843  zu  Darmstadt  (o.  1899,  a.  o.  1896),  Promenadeplatz  22. 
Dr.  Karl  v.  Amira,    o.  Univ. -Professor    für   deutsche   Rechtsgeschichte, 

deutsches  bürgerliches    Recht,   Handelsrecht  und   Staatsrecht,   geb 

8.  Februar  1848  zu  Aschaffenburg  (o.  1901),  Möhlstr.  37. 
Dr.  Otto    Crusius,    Großh.   Bad.   Geh.    Hofrat,    o.  Univ. -Professor    der 

klass.  Philologie,  geb.  20.  Dez.  1857  zu  Hannover  (o.  1903,  a.  o.  1903), 

Widenmayerstr.  10/111. 
Dr.  Franz  Muncker,  o.  Univ. -Professor  für  neuere  insbesondere  deutsche 

Literaturgeschichte,  geb.  4.  Dez.  1855  zu  Bayreuth  (o.  1906,  a.  o.  1901), 

Liebigstr.  39/1,  2.  Aufg. 
Dr.  Paul  Wolters,  o.  Univ.-Professor  für  Archäologie,  geb.  1.  Sept.  1858 

zu  Bonn  (o.  1908,  korr.  1903),  Tengstr.  20/1  r. 


116  Personalstand 

Dr.  Friedrich  Vollmer,  o.  Univ.-Professor  für  klassische  Philologie,  geb. 

14.  Nov.  1867  zu  Fingscheidt  (a.  1908,  a.  o.  1906),  Mauerkircherstr.  26. 
Dr.  Wilhelm  Streitberg,  o.  Univ.-Professor  für  indogermanische  Sprach- 
wissenschaft, geb.  23.  Februar  1864  zu  Rüdesheim  a.  Rh.   (o.  1911, 

a.  o.  1909),  Isabellastr.  31/11. 
Dr.  Clemens  Baeumker,  K.  Geh.  Hof  rat,  o.  Univ.-Professor  für  Philosophie, 

geb.  16.  Sept.  1853  zu  Paderborn  (o.  1913,  a.  o.  1912,  korr.  1909),  Franz 

Josephstr.  30/1. 
Dr.  August  Heisenberg,  o.  Univ.-Professor  für  mittel-  und  neugriechische 

Philologie,  geb.  13.  Novbr.  1869  zu  Osnabrück  (o.  1913,  a.  o.  1911), 

Hohenzollernstr.  110/III. 
Dr.  Erich  Berneker,   o.  Univ.-Professor  für  slavische  Philologie,  geb. 

3.  Febr.  1874  zu  Königsberg  in  Preußen  (o.  1913,  a.  o.  1911),  Mauer- 

kircherstraße  16/11. 

Ausserordentliche  Mitglieder: 

Dr.  Friedrich  Ohlenschlager,  K.  Oberstudienrat,  Gymnasialrektor  a.  D., 
geb.  2.  Aug.  1840  zu  Niedernberg  (1883),  Luisenstr.  54/111. 

Dr.  Friedrich  Wilhelm  Frhr.  v.  Bissing,  o.  Univ.-Professor  für  Ägyp- 
tologie und  orientalische  Altertumskunde,  geb.  22.  April  1873  zu 
Potsdam  (1909),  Georgenstr.  10—12. 

Dr.  Erich  Petzet,  Bibliothekar  an  der  K.  Hof-  und  Staatsbibliothek, 
geb.  3.  Mai  1870  zu  Breslau  (1910),  Clemensstr.  38/111. 

Dr.  Karl  Vossler,  o.  Univ.-Professor  für  romanische  Philologie,  geb. 
6.  Sept.  1872   zu  Hohenheim  bei  Stuttgart  (1912),  Leopoldstr.  87/11. 

Dr.  Lucian  Scherman,  a.  o.  Univ.-Professor  für  Sanskrit  -  Sprache  und 
Literatur,  Direktor  des  K.  Ethnographischen  Museums,  geb.  10.  Ok- 
tober 1864  zu  Posen  (1912),  Herzogstr.  8/11. 

Dr.  Joseph  Schick,  o.  Univ.-Professor  der  englischen  Philologie,  geb. 
21.  Dez.  1859  zu  Rißtissen  (1913),  Ainmillerstr.  4/II. 

Dr.  Oswald  Külpe,  o.  Univ.-Professor  der  Philosophie  (Psychologie),  geb. 
3.  August  1862  zu  Candau  (1914),  Elisabethstr.  13/1. 

Dr.  Albert  Rehm,  o.  Univers.-Professor  der  klassischen  Philologie  und 
Pädagogik,  geb.  15.  August  1871  zu  Augsburg  (1914),  Montsalvastr.  12. 

Mathematisch-physikalische  Klasse. 

Ordentliche  Mitglieder: 

Dr.  Adolf  Ritter  v.  Baeyer,  Exz.,  K.  Geh.  Rat,  o.  Univ.-Professor  für 
Chemie,  Direktor  des  Chemischen  Laboratoriums  des  Staates,  geb. 
31.  Okt.  1835  zu  Berlin  (o.  1877,  a.  o.  1875,  korr.  1870),  Arcisstr.  1. 


Personalstand  117 

Dr.  Ludwig  Radlkofer,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für  Botanik, 
Direktor  des  Botanischen  Museums,  geb.  19.  Dez.  1829  zu  München 
(o.  1882,  a.  o,  1875),  Sonnenstr.  7/1. 

Dr.  Paul  Heinrich  Ritter  v.  Groth,  K.  Geh.  Rat,  o.  Univ.-Professor  für 
Mineralogie,  Direktor  der  Mineralogischen  Sammlung  des  Staates, 
geb.  23.  Juni  1843  zu  Magdeburg  (o.  1885,  a.  o.  1883,  korr.  1881),' 
Kaulbachstr.  62/o. 

Dr.  Hugo  Ritter  v.  Seeliger,  K.  Geh.  Rat,  o.  Univ.-Professor  für  Astro- 
nomie, Direktor  der  K.  Sternwarte,  geb.  23.  Sept.  1849  zu  Biala, 
Österreich  (o.  1887,  a.  o.  1883),  Sternwartstr.  15. 

Dr.  Richard  Ritter  v.  Hertwig,  K.  Geh.  Rat,  o.  Univ.-Professor  für 
Zoologie  und  vergleichende  Anatomie,  Direktor  der  Zoologischen 
Sammlung,  geb.  23.  Sept.  1850  zu  Friedberg  (o.  1889,  a.  o.  1885), 
Schackstr.  2/III. 

Dr.  Aurel  Voss,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für  Mathematik 
geb.  7.  Dez.  1845  zu  Altona  (o.  1889,  a.  o.  1886),  Habsburgerstr.  l/II. 

Dr.  Walther  Ritter  v.  Dyck,  K.  Geh.  Rat,  o.  Professor  der  Mathematik 
an  der  Techn.  Hochschule,  geb.  6.  Dez.  1836  zu  München  (o.  1892, 
a.  o.  1890),  Hildegardstr.  5/1II. 

Dr.  Karl  Ritter  v.  Goebel  (o.  1892),  s.  Klassensekretär  S.  113. 

Dr.  Ferdinand  Lindemann,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für 
Mathematik,  geb.  12.  April  1852  in  Hannover  (o.  1895,  a.  o.  1894), 
Laplacestr.  24. 

Dr.  Alfred  Pringsheim,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für  Mathe- 
matik, geb.  2.  Sept.  1850  zu  Ohlau,  Schlesien  (o.  1898,  a.  o.  1894), 
Arcisstr.  12. 

Dr.  Wilhelm  Konrad  Röntgen,  Exz.,  K.  Geh.  Rat,  o.  Univ.-Professor 
für  Experimentalphysik,  Direktor  der  physikalisch  -  metronomischen 
Sammlung,  geb.  27.  März  1845  zu  Lennep  (o.  1900,  korr.  1896),  Äußere 
Prinzregentenstr.  1/1. 

Dr.  Johannes  Rückert,  o.  Univ.-Professor  für  Anatomie,  insbesondere 
deskriptive  und  topographische  Anatomie,  Direktor  der  Anatomischen 
Sammlung,  geb.  28.  Dez.  1854  zu  Koburg  (o.  1901,  a.  o.  1893),  Send- 
lingertorplatz  10/111. 

Dr.  Karl  Ritter  v.  Linde,  K.  Geh.  Rat,  Professor  der  Techn.  Hochschule, 
geb.  11.  Juni  1842  zu  Berndorf  (o.  1901,  a.  o.  1896),  Heilmannstr.  17. 

Dr.  Johannes  Ranke,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für  Anthropo- 
logie und  allgemeine  Naturgeschichte,  Direktor  der  Anthropologisch- 
prähistorischen Sammlung,  geb.  23.  Aug.  1836  zu  Thurnau  (o.  1902, 
a.  o.  1893),  Briennerstr.  25/111. 

Dr.  Sebastian  Finsterwalder,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Professor  der  Mathe- 
matik an  der  Techn.  Hochschule,  geb.  4.  Okt.  1862  zu  Rosenheim 
(o.  1903,  a,  o.  1899),  Flüggenstr.  4. 


118  Personalständ 

Dr.  August  Rothpletz,  o.  Univ.-Professor  für  Geologie  und  Paläonto- 
logie, Direktor  der  Geologischen  und  Paläontologischen  Sammlung, 
geb.  25.  April  1853  zu  Neustadt  a.  H.  (o.  1904,  a.  o.  1899),  Giselastr.  6/1. 

Dr.  Siegmund  Günther,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Professor  für  Erdkunde  an 
der  Techn.  Hochschule,  geb.  6.  Februar  1848  zu  Nürnberg  (o.  1905, 
a.  o.  1900),  Nikolaistr.  1/11. 

Dr.  August  Föppl,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Professor  für  Mechanik  an  der 
Techn.  Hochschule,  geb.  25.  Januar  1854  zu  Großumstadt,  Hessen 
(o.  1909,    a.  o.   1903),   Lachnerstr.  22. 

Dr.  Erwin  Voit,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für  Physiologie  und 
Diätetik,  geb.  16.  Dez.  1852  zu  München  (o.  1909,  a.  o.  1903),  Bauer- 
straße 28  III. 

Dr.  u.  Dr.  Ing.  h.  c.  Ludwig  Burmester,  K.  Geh.  Hofrat,  emerit.  o.  Pro- 
fessor der  darstellenden  Geometrie  und  der  Kinematik  an  der  Techn. 
Hochschule,  geb.  5.  Mai  1840  zu  Othmarschen  (o.  1909,  a.  o.  1905), 
Kaulbachstr.  83/11. 

Dr.  Arnold  Sommerfeld,  o.  Univ.-Professor  für  theoretische  Physik, 
Direktor  des  Instituts  für  theoretische  Physik,  geb.  5.  Dez.  1868  zu 
Königsberg  i.  Pr.  (o.  1910,  a.  o.  1908),  Leopoldstr.  87/111. 

Dr.  Max  Ritter  v.  Grub  er,  K.  Geh.  Rat  und  Obermedizinalrat,  o.  Univ.- 
Professor  für  Hygiene  und  Bakteriologie,  geb.  6.  Juli  1853  zu  Wien 
(o.  1910,  a.  o.  1909),  Prinzenstr.  10. 

Dr.  Siegfried  Mollier,  o.  Univ.-Professor  für  Anatomie,  insbesondere 
für  Histologie  und  Entwicklungsgeschichte,  Konservator  der  Anato- 
mischen Sammlung,  geb.  19.  Juli  1866  zu  Triest  (o.  1911,  a.  o.  1908), 
Vilshofenerstr.  10. 

Dr.  Erich  v.  Drygalski,  o.  Univ.-Professor  für  Geographie,  geb.  9.  Febr. 
1865  zu  Königsberg  i.  Pr.  (o.  1912,  a.  o.  1909),  Gaußstr.  6. 

Dr.  Otto  Frank,  o.  Univ.-Professor  für  Physiologie,  Direktor  des  Phy- 
siologischen Instituts,  geb.  21.  Juni  1865  zu  Großumstadt,  Hessen 
(o.  1912,  a.  o.  1909),  Haydnstr.  5/II. 

Dr.  Max  Schmidt,  Dipl.-Ing.  h.  c,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Professor  für  Geo- 
däsie und  Topographie  an  der  Techn.  Hochschule,  geb.  17.  März 
1850  zu  Tambach  (o.  1913,  a.  o.  1911),  Franz  Josephstr.  "13/111. 


Personalstand  119 


Historische  Klasse. 
Ordentliche  Mitglieder: 

Dr.  Ludwig  Ritter  v.  Rockinger,K.  Geh.  Rat,  Reichsarchivdirektor  a.  D., 
geb.  29.  Dez.  1824  zu  Würzburg  (o.  1868,  a.  o.  1856),  Odeonsplatz  12/11. 

Dr.  Johann  Friedrich,  o.  Univ.-Professor  für  Geschichte,  geb.  5.  Mai 
1836  zu  Poxdorf,  Ofr.  (o.  1880,  a.  o.  1869),  von  der  Tannstr.  17/11. 

Dr.  Karl  Theodor  Ritter  v.  Heigel  (o.  1887,  a.  o.  1875),  s.  Präsident  S.  113. 

Dr.  Sigmund  Ritter  v.  Riezler,  K.  Geh.  Rat,  o.  Univ.-Professor  für 
bayer.  Landesgeschichte,  geb.  2.  Mai  1843  zu  München  (o.  1888, 
a.  o.  1877),  K.  Maximilianeum. 

Dr.  Franz  Ritter  v.  Reber,  K.  Geh.  Rat,  o.  Professor  für  Kunstgeschichte 
an  der  Technischen  Hochschule  a.  D.,  K.  Zentralgemäldegalerie- 
direktor a.  D.,  Honorarprofessor  an  der  Universität,  geb.  10.  Nov. 
1834  zu  Cham,  Opf.  (o.  1890,  a.  o.  1887),  Kaulbachstr.  31/ol. 

Dr.  Hermann  Ritter  v.  Grau  er  t,  K.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für 
Geschichte,  geb.  7.  Sept.  1850  zu  Pritzwalk  i.  d.  Ostpriegnitz  (o.  1899, 
a.  o.  1898),  Tengstr.  35/11. 

Dr.  Lujo  Brentano,  K.  Sachs.  Geh.  Hofrat,  o.  Univ.-Professor  für  National- 
ökonomie, Finanzwissenschaft  und  Wirtschaftsgeschichte,  geb.  18.  Dez. 
1844  zu  Aschaffenburg  (1901),  Mandlstr.  5/o. 

Dr.  Hans  Prutz,  K.  Preuß.  Geh.  Reg. -Rat,  emerit.  Univ.-Professor  für 
Geschichte,  geb.  20.  Mai  1843  zu  Jena  (1902),  Reitmorstr.  52/111. 

Dr.  Franz  Ludwig  Ritter  v.  Baumann,  K.  Geh.  Rat,  Reichsarchivdirektor, 
geb.  8.  Juni  1846  zu  Leutkirch  im  Allgäu  (o.  1906,  a.  o.  1895,  korr. 
1882),  Theresienstr.  U/H. 

Dr.  Heinrich  Wolf flin,  K.  Preuß.  Geh.  Reg. -Rat,  o.  Univ.-Professor  für 
Kunstgeschichte,  geb.  21.  Juni  1864  zu  Winterthur  (1912),  Widen- 
mayerstraße  26/111. 

Dr.  Adolf  Sandberg  er,  o.  Univ.-Professor  für  Musikwissenschaft,  geb. 
19.  Dez.  1864  zu  Würzburg  (o.  1912,  a.  o.  1902),  Prinzregentenstr.  48/1. 

Dr.  Erich  Marcks  (o.  1913,  korr.  1898),  s.  Klassensekretär  S.  113. 

Dr.  Leopold  Wenger,  o.  Univ.-Professor  für  römisches  Zivilrecht  und 
deutsches  bürgerliches  Recht,  geb.  4.  September  1874  zu  Obervellach 
in  Kärnten  (o.  1914,  a.  0.  1912),  Germaniastr.  5/0. 


120  Personalstand 

Ausserordentliche  Mitglieder: 

Dr.  Ludwig  Quidde,  Professor,  geb.  23.  März  1858  zu  Bremen  (1892), 
Gedonstr.  4/1. 

Dr.  Michael  Doeberl,  K.  Ministerialrat,  Honorarprofessor  an  der  Uni- 
versität, geb.  15.  Januar  1861  zu  Waldsassen  (1903),  Schönfeld  - 
straße  6/111. 

Dr.  Georg  Leidinger,  K.  Oberbibliothekar  der  K.  Hof-  und  Staats- 
bibliothek, geb.  30.  Dezbr.  1870  zu  Ansbach  (1909),  Lotzbeckstr.  6/1. 

Dr.  Karl  Mayr,  (1909),  s.  Verwaltung  S.  113. 

Dr.  Georg  Hab  ich,  Direktor  des  K.  Münzkabinetts,  geb.  24.  Juni  1868 
zu  Darmstadt  (1910),  Schönfeldstr.  20/11. 

Dr.  Georg  Hager,  K.  Genaralkonservator  der  Kunstdenkmale  und  Alter- 
tümer Bayerns,  geb.  20.  Oktbr.  1863  zu  Nürnberg  (1911),  Kochstr.  18/11. 

Dr.  Theodor  Bitterauf,  Professor  der  Geschichte  an  der  Kriegsakademie, 
a.  o.  Professor  an  der  Universität,  geb.  7.  Oktober  1877  zu  Nürnberg 
(1914),  Kaiserplatz  9/1  r. 


Personalstand 


121 


Auswärtige  und  korrespondierende  Mitglieder 

nach   den   drei  Klassen   (bzw.  Sektionen   derselben),   in   alpha- 
betischer Ordnung. 

Die  Zahl  vor  dem  Namen  bezeichnet  das  Jahr  der  Wahl  in  die  Akademie. 


I.  Philosophisch -philologische  Klasse. 


Auswärtige  Mitglieder: 

1890  Delbrück  Bertold  in  Jena 
1884  Förster  Wendelin  in  Bonn 
1897  Hirth  Friedrich  in  New- York 

1891  Jagic  Yatroslav  v.  in   Wien 
1884  Imhoof-Blumer    Friedrich 

in  Winterthur 
1874  Kern  Heinrich  in  Utrecht 


1892  Leskien  August  in  Leipzig 
1877  Meyer  Wilhelm  in  Göttingen 
1879  Nöldeke  Theodor  in  Straß- 
burg i.  E. 
1890  Stumpf  Karl  in  Berlin 
1888  W immer  Ludwig  in  Kopen- 
hagen. 


Korrespondierende  Mitglieder: 


1912  Behaghel    Otto    in    Gießen 
1908  Bezold  Karl  in  Heidelberg 
1907  Boll  Franz  in  Heidelberg 
1904  Braune  Wilhelm  in  Heidel- 
berg 

1895  Brugmann  Karl  in  Leipzig 
1911  Bulle  Heinrich  in  Würzburg 
1879  Comparetti    Domenico     in 

Florenz 
1910  Cumont  Franz  in  Rom 
1898  Di  eis  Hermann  in  Berlin 

1896  Er  man  Adolf  in  Berlin 
1901  Evans  Artur  J.  in  Oxford 

1913  Fischer  Hermann  v.  in  Tü- 
bingen 


1880  Foucart  Paul  in  Paris 
1888  Geiger  Wilhelm  in  Erlangen 
1900  Götz  Georg  in  Jena 

1906  G r  enf  eil  Bernard  P. in  Oxford 
1899  Grünwedel  Albert  in  Berlin 
1913  Heiberg  Ludwig  in  Kopen- 
hagen 

1893  Hei  big  Wolfgang  in  Rom 

1910  Hillebrand  Alfred  in  Breslau 

1911  Hirzel  Rudolf  in  Jena 

1912  Hülsen  Christian  in  Florenz 
1909  Hunt  Artur  in  Oxford 
1905  H u ss er  1  Edmund inGöttingen 

1907  Jacob  Georg  in   Kiel 
1909  Jacob i  Hermann  in  Bonn 


122 


Personalstand 


1902  Iirecek  Joseph  Konstantin  in 
Wien 

1886  Jolly  Julius  in  Würzburg 
1910  Kenyon  Frederic  George  in 

London 
1909  Kluge  Friedrich  in  Freiburg 

im  Breisgau. 

1907  LambrosSpyridonP.in  Athen 

1903  Lenel  Otto  in  Freiburg  i.  Br. 

1908  Lieber  mann  Felix  in  Berlin 
1892  Luchs  August  in  Erlangen 

1903  Mitteis  Ludwig  in  Leipzig 

1905  Noreen  Adolf  in  Upsala 

1904  Omont  Henri  in  Paris 
1914  Sauer  August  in  Prag 
1883  Schanz  Martin  v.inWürzburg 

1906  Schlumberger    Gustav     in 
Paris 

1897  Schuchardt  Hugo   in  Graz 


1905  Senart  Emil  in  Paris 

1889  Sievers   Eduard    in   Leipzig 

1895  Söderwall  Knut  Frederic  in 

Lund 
1913  Stählin  Otto  in  Erlangen 
1886  Steinmeyer  Elias  v.  in  Er- 
langen 
1895  Sweet  Henry  in  Oxford 
1904  Thomsen  Vilhelm  in  Kopen- 
hagen 
1893  Vitelli  Girolamo  in  Florenz 
1904  Wilamowitz-Moellen- 
dorff  Ulrich  v.  in  Berlin 

1904  Windelband     Wilhelm     in 
Heidelberg 

1905  Windisch  Ernst  in  Leipzig 
1900  Wundt  Wilhelm  in  Leipzig 
1 908  Z  i  e  1  i  n  s k  i  Thaddäus  in  St.  Pe- 
tersburg. 


II.  Mathematisch -physikalische  Klasse. 


Astronomie  und  Geodäsie. 
Korrespondierende  Mitglieder: 


1882  Auwers  Artur  v.  in  Berlin 
1911  BauschingerJuliusinStraß- 

burg  i.  E. 
1897  Bruns  Ernst  Heinr.  in  Leipzig 
1892  Förster  Wilhelm   in   Berlin 


1896  Helm  er t  F.  Robert  in  Pots- 
dam 
1908  Hill  George  William  in  West- 

Nyak. 
1912  Struve  Hermann  in  Berlin. 


Mathematik. 
Korrespondierende  Mitglieder: 


1882  Brill  Alexander  in  Tübingen 
1899  Darboux  Gaston  in  Paris 
1903  Hubert  David  in  Göttingen 

1879  Klein  Felix  in  Göttingen 

1880  KönigsbergerLeoinHeidel- 
berg 

1912  Mittag-Leffler    Gustav    in 
Stockholm 


1895  Neu  mann  Karl  in  Leipzig 
1887  Noether  Max  in  Erlangen 
1872  Prym  Friedrich  in  Würzburg 
1912  Schwarz  Hermann  Amandus 

in  Berlin 
1910  Zeuthen  Hieronymus  in  Ko- 
penhagen. 


Personalstand  123 

Physik. 
Korrespondierende  Mitglieder: 

1910  Hann  Julius  in  Wien  1909  Riecke  Eduard  in  Göttingen 
1893  Lorentz  H.  A.  in  Haarlem  1911  ßutherford  Ernst  in  Man- 
1890  Mach  Ernst  in  Haar  ehester 

1912  Nernst  Walter  in  Berlin  1907  Thomson    Joseph    John    in 

1911  Planck  Max  in  Berlin  Cambridge  (England) 

1873  Quincke  Georg  Hermann  in  1909  J.oi^    Woldemar    in    Göt- 

•   Heidelberg  tmSen 

1890  Rayleigh  John  William  Lord  1905  Warburg  Emil  in  Charlotten- 

in  London  burg 

1888  Recknagel  Georg  in  Augs-  1907  Wien  Wilhelm  in  Würzbu^- 

bürg 

Chemie. 

Auswärtiges  Mitglied: 

1910  Hof  mann  Karl  in  Charlottenburg. 

Korrespondierende  Mitglieder: 

1910  Ciamician   Giacomo  in  Bo-       1910  Paternö  di  SessaEmanuele 
logna  in  Rom 

1888  Claisen   Rainer   Ludwig    in  1911  P erk in  William  Henri  in  Ox- 

Godesberg  a.  Rh.  ford 

1907  Curtiüs  Theodor  in  Heidel-  1908  RamsayWilliamSirinLondon 

berg  1882  Roscoe  Henry  E.  in  London 

1880  Fischer  Emil  in  Berlin  1901  Thiele    Johannes    in    Strafi- 

1884  Fischer  Otto  in  Erlangen  bürg  i.  E. 

1878  Grabe  Karl  in  Frankfurt  a.M.       1914  Willstätter    Richard     in 
1909  Haller  Albin  in  Paris  Berlin. 

Physiologie. 
Korrespondierende  Mitglieder: 

1912  Exner  Siegmund  in  Wien  1913  Langley  John   Newport    in 

1885  Hensen  Viktor  in  Kiel  Cambridge  (England). 
1901  Hering  Ewald  in  Leipzig           1914  Rubner  Max  in  Berlin. 

1911  Kries    Johannes    v.    in   Frei- 
burg i.  Br. 

Zoologie  und  Anatomie. 

Auswärtiges  Mitglied: 

1870  Häckel  Ernst  in  Jena. 

Korrespondierende  Mitglieder: 
1903  Boveri    Theodor     in    Würz-       1906  Froriep  Aug.  v.  in  Tübingen 
bürg  1903  Fürbringer  Max  in  Heidel- 

1900  Bütschli  Otto  in  Heidelberg  berg 


124 


Personalstand 


1897  Hertwig  Oskar  in  Berlin 
1906  Rabl  Karl  in  Leipzig 
1899  Retzius    Gustav    in    Stock- 
holm 
1911  Roux  Wilhelm  in  Halle 


1896  Schulze    Franz    Eilhard    in 

Berlin 
1896  Waldey  er  Wilhelm  in  Berlin 
1910  Wilson  Edmond  Beecher  in 

New- York. 


Botanik. 
Korrespondierende  Mitglieder: 


1909  Bower    Frederik    Orpen     in 

Glasgow 
1902  Engler  Adolf  Gustav  Heinr. 

in  Berlin 
1913  Haberlandt   Gottlieb  in 

Berlin 

1908  Nawaschin  Sergius  in  Kiew 
1880  Pfeffer  Wilhelm  in  Leipzig 

1909  Prain  David  in  Kew 

1880  Schwendener      Simon      in 
Berlin 


1903  Solms-Laubach    Hermann 

Graf  zu,  in  Straßburg  i.  E. 
1906  Stahl  Ernst  in  Jena  - 
1900  Vries  Hugo  de,  in  Amsterdam 
1893  Warming   Eugen  in  Kopen- 
hagen 
1914  Wettstein   Ritter  von  We- 

stersheim  Richard  in  Wien 
1903  Wiesner  Julius  v.   in  Wien 
1906  Wittrock   Veit   Brecher    in 
Stockholm. 


Mineralogie,  Geologie  und  Paläontologie. 
Korrespondierende  Mitglieder: 


1898  Barrois  Charles  in  Lille 
1913  Becke  Friedrich  J.K.  in  Wien 
1902  Brflgger    Waldemar     Chri- 
stofer in  Christiania 
1891  Capellini   Giovanni   in   Bo- 
logna 
1896  Fedorow  Eugraph  v.,  in  St. 

Petersburg 
1910  Fl  et  eher  Lazarus  in  London 
1895  Geikie     Sir     Archibald     in 

London 
1907  Gilbert  Karl  Grove  in  Wash- 
ington 


1899  Karpin  sky  Alexander  in  St. 

Petersburg 
1910  Miers    Henry    Alexander   in 

London 
1912  Nathorst  Alfred  Gabriel  in 

Stockholm. 
1910  Osborn    Henry    Fairfield   in 

New-York 
1910  Scott    Dukinfield    Henry    in 

London 
1870  Tschermak     Gustav    v.    in 

Wien 
1912  Willis  Bailey  in  Chicago. 


Erdkunde. 
Korrespondierende  Mitglieder: 

1909  Partsch  Joseph  in  Leipzig  1882  Schweinfurth  Gg.  in  Berlin 


1909  Penck  Albrecht  in  Berlin 


1911  Wiechert  Emil  in  Göttingen 


Personalstand 


J25 


III.  Historische  Klasse. 

Auswärtige  Mitglieder: 

1886  Brunner  Heinrich  in  Berlin       1870  Ritter  Moriz  in  Bonn. 
1893  Do  ve  Alfred  in  Freiburg  i.  Br. 


1904 

1910 

1881 
1891 

1887 

1895 
1898 
1892 
1904 

1909 

1882 

1890 
1903 
1909 
1901 
1903 
1904 
1897 

1902 
1914 

1888 
1902 

1890 
1891 

1906 

1912 
1911 


Below  Georg  v 
i.  Br. 


Bernheim  Ernst  in  Greifs- 
wald 

Bezold  Friedrich  v.  in  Bonn 
Bode  Wilhelm  v.  in  Berlin 
Bresslau  Harry  in  Straßburg 
i.  E. 

Bücher  Karl  in  Leipzig 
Chuquet  Artur  in  Paris 
Cipolla  Carlo  Graf  in  Turin 
D'Avenel   Georges  Vicomte 
in  Paris 
Davidsohn  Robert  in  Florenz 

Dehio    Georg    Gottfried    in 
Straßburg  i.  E. 
Duchesne  Louis  in  Rom 
Fester  Richard  in  Halle  a.  S. 
Finke  Heinr.  in  Freiburg  i.Br. 
Fournier  Paul  in  Grenoble 
Gierke  Otto  v.  in  Berlin 
Go  etzWalter in  Straßburg i.E. 
Harnack   C.  G.  Adolf  v.   in 
Berlin 

Hauck  Albert  in  Leipzig 
Hintze  Otto  in  Berlin 
Kaufmann  Georg  in  Breslau 
Knapp    Georg    Friedrich    in 
Straßburg  i.  E. 
Lenz  Max  in  Hamburg 

Leroy- Beaulieu  Anat.  in 
Paris 

Luschin     Ritter    v.    Eben- 
greuth  Arnold  in  Graz 
Mahaffy  John  P.  in  Dublin 
M  e  i  n  e  c  k  e  Friedrich  in  Berlin 


Korrespondierende  Mitglieder: 

.  in  Freiburg       1895  Meyer  Eduard  in  Berlin. 

Knonau    Gerold 


1890  Meyer    v. 
in  Zürich 

1904  Monaci  Ernesto  in  Rom 
1888  Müller  Karl  Ferd.  Friedr.  v. 
in  Tübingen 

1898  OberhummerEugen  inWien 

1908  Ottenthai  Emil  v.  in  Wien 

1902  Pais  Ettore  in  Rom 

1912  Pirenne  Henri  in  Gent 

1909  Redlich  Oswald  in  Wien 

1899  Rooses   Max   in   Antwerpen 
1908  Schäfer   Dietrich    in   Berlin 

1913  Schanz    Georg   v.    in  Würz- 
burg 

1895  Schmoll  er    Gustav    v.    in 
Berlin 

1892  Schröder  Richard  in  Heidel- 
berg 

1912  Schulte  Alois  in  Bonn 
1887  Simson  Bernhard  v.  in  Berlin 
1875  So  hm  Rudolf  in  Leipzig 
1906  Strzygowski  Joseph  in  Graz 

1913  Tangl  Michael  in  Berlin 

1914  Troeltsch  Ernst  in  Heidel- 
berg 

1884  Ulmann  Heinrich  in  Greifs- 
wald 

1911  Valois  Noel  in  Paris 

1903  Venturi  Adolfo  in  Rom 
1871  Villari  Pasquale   in  Floren/. 
1903  Vi  seh  er  Robert  in  Göttingen 
1908  Vogüc  Charles  Jean  Melchior 

Marquis  de  in  Paris 

1891  Winter  Gustav  in   Wien. 


126  Personalstand 

Besondere  Kommissionen 

bei  der  K.  Akademie  der  Wissenschaften. 


I.  Kommission  für  die  Herausgabe  der  Monumenta  Boica. 

Mitglieder 

auf  unbestimmte  Zeit  gewählt: 
Marcks,  Vorsitzender  Riezler  v. 

Heigel  v.  Baumann  v. 

Petz  Dr.  Johann,  K.  Reichsarchivrat,  Redakteur  und  Schriftführer. 

Hilfsarbeiter:   Dr.  Steinberger  Ludwig,  Privatdozent 
Dr.  Bastian  Franz. 

2.  Historische  Kommission. 

I.  Ordentliche  Mitglieder: 

Ritter  Moriz,    Bonn,  Vorsitzender  Grauert    Hermann    v.,    München 

1898  (a.  o.  1883)  1901 

Riezler    Siegmund    v.,    München,  Winter  Gustav,  Wien    1901 

Sekretär  1887  (a.  o.  1883)  Hauck  Albert,  Leipzig   1903 

Heigel     Karl    Theodor    v.,     Exz.,  Below  Georg  v., Freiburg  i.Br.  1903 

München    1887  (a.  o.  1883)  Quidde    Ludwig,     München    1907 
Rockinger  Ludwig  v.,  München  (a.  o.  1887) 

1878  Redlich  Oswald,  Wien   1908 

Bezold    Friedrich  v.,    Bonn    1892  Goetz    Walter,  Straßburg    i.    E. 

(a.  o.  1883)  1913  (a.  o.  1911) 

Meyer  v.  Knonau  Gerold,  Zürich  Brandenburg  Erich,  Leipzig  1913 

1894  (a.  o.  1911) 

Lenz  Max,  Hamburg   1894  Marcks  Erich,  München  1914 

Friedrich  Johann,  München  1898  Beckmann  Gustav,  Erlangen  1914 
Dove  Alfred,  Freiburg  i.Br.   1901  (a.  o.  1903). 

II.  Ausserordentliche  Mitglieder: 

Herre  Hermann,  München  1903  Mayr  Karl,  München  1911. 

Wissenschaftliche  Mitarbeiter  in  München: 
Bauckner  Artur  Endres  Fritz  Müller  Karl  Alexander  v. 

3.  Kommission  für  die  Savigny-Stiftung 

(auf  unbestimmte  Zeit  gewählt). 
Amira  v.,  Vorsitzender  Brentano 

Grauert  v.  Wenger 


Personalstand  127 

4.  Kuratorium  der  Liebig-Stiftung. 

Heigel  v.,  Vorsitzender  S oxhl et  Dr.  Franz  v.,  Schriftführer 

Goebel     v.,     Vertreter     des    Vor-       Radlkofer  Ludwig 

sitzenden  Brentano,  Lujo 

Lieb  ig  Hans  Frhr.  v.,  Privatdozent  für  Chemie  in  Gießen,  als  Vertreter 
der  Familie. 

Ferner  die  gegenwärtigen  Inhaber  der  goldenen  Liebig-Medaille : 

Settegast  Dr.  H.,  Geh.  Regierungsrat,  Professor  in  Berlin 

Kellner  Dr.  0.,   Geh.  Hofrat,  Professor  in  Möckern 

Frank  Dr.  Adolf,   Geh.  Hofrat,  Professor  in  Charlottenburg 

Rubner  Dr.  Max,  Geh.  Medizinalrat,  Professor  in  Berlin 

Kraus  Dr.  Karl,  Geh.  Hofrat,  Professor  an  der  Techn.  Hochschule  in  München 

König  Dr.  Joseph,   Geh.  Regierungsrat,  Professor  in  Münster  in  Westf. 

5.  Kommission  für  den  Zographos-Fonds 

(auf  je  drei  Jahre  gewählt). 

Wecklein  Wolters. 

Crusius 


6.  Kommission  der  Münchener  Bürger-  und  Cramer-Klett-Stiftung. 

Heigel  v.  Seeliger  v. 

Goebel  v.  Hertwig  v. 

Baeyer  v. 

7.  Kommission  für  die  Thereianos-Stiftung 

(auf  je  drei  Jahre  gewählt). 

Kuhn,  Vorsitzender         Wolters 
Crusius  Heisenberg. 

Wecklein 

8.  Kommission  der  Hardy-Stiftung. 

Heigel  v.  Crusius 

Kuhn  Streitberg 

9.  Kommission  der  Koenigsstiftung  zum  Adolf  von  Baeyer-Jubiläum. 

Heigel  v.  Goebel  v. 

Baeyer  v. 


128  Personalstand 

10.  Kommission  der  Wilhelm  Koenigs-Stiftung 

für  botanische  und  zoologische  Forschungen  und  Forschungsreisen. 
Heigel  v.  Hertwig  v. 

Goebel  v. 

II.  Kommission  für  den  Hitl'schen  Fonds  zur  Förderung 
der  Medaillenkunst. 

Heigel  v.,  Exz.  Habich 

Hitl  Georg,  Privatier  Stadler  Anton,  Professor 

Frauen  dorfer  v.,  Exz.  Mayr-Graz  Karl,  Kunstmaler 

Diez  Julius,  Professor  Hahn  Hermann,  Professor. 

12.  Kommission  für  die  Heinr.  v.  Brunckstiftung. 

Heigel  v.  Goebel  v. 

Baeyer  v. 

13.  K.  B.  Kommission  für  die  internationale  Erdmessung. 

Mitglieder: 

Heigel  v.,  Vorsitzender  Finsterwalder 

Seeliger  v.,  Sekretär  und  Stell-        Schmidt. 
Vertreter  des  Vorsitzenden 

Kustos:  Dr.  Ernst  Zapp. 

Technischer  Offiziant:  Friedrich  Hesse Ibarth. 

14.  Mitglieder  der  Zentraldirektion  der  Monumenta  Germaniae 

historica 

von  der  K.  B.  Akademie  gewählt  am  5.  März  1875  und  9.  Februar  1895 
ohne  Begrenzung  der  Funktionsdauer. 
Riezler  v. 
Steinmeyer  v.,  korr.  Mitglied  der  historischen  Klasse. 

15.  Kommission  für  Herausgabe  des  Thesaurus  linguae  Latinae. 

Vollmer,  Vertreter  der  K.  Akademie  der  Wissenschaften  in  München, 
z.  Z.  Vorsitzender. 

Thesaurus- Bureau: 
Dittmann  Dr.  Georg,  K.  Preufi.  Oberlehrer  in  Urlaub,  Generalredaktor 
Jachmann  Dr.  G.,  Redaktor 

Hey  Dr.  Oskar,  Gymnasial professor  in  Urlaub,  Sekretär 
13  Assistenten. 


Personalstand  129 

16.  Kommission  für  Herausgabe  einer  Enzyklopädie 
der  mathematischen  Wissenschaften. 

Dyck  Dr.  Walter  v.,  Vertreter  der  K.  Bayer.  Akademie  der  Wissen- 
schaften, z.  Z.  Vorsitzender 

Seeliger  Dr.  Hugo  v.,  Vertreter  der  K.  Bayer.  Akademie  der  Wissen- 
schaften. 

17.  Kommission  für  Herausgabe  der  Bibliothekskataloge 

des  Mittelalters. 

Grauert  v.  Vollmer  Leidinger 

Wissenschaftlicher  Hilfsarbeiter:  Dr.  Lehmann  Paul. 

18.  Kommission  für  das  Corpus  griechischer  Urkunden. 

Crusius  Grauert  v.  Heisenberg 

Wissenschaftlicher  Hilfsarbeiter:  Dr.  Marc  Paul. 

19.  Kommission  für  Herausgabe  von  Wörterbüchern 
der  bayerischen  Mundarten. 

Kuhn  Streitberg 

Riezler  v.  Berneker 

Amira  v.  Muncker. 

Paul 
Wissenschaftlicher  Hilfsarbeiter:  Dr.  Mausser  Otto. 

Vertreter  der  Bayer.  Akademie  für  das  Ägyptische  Wörterbuch. 

Bis  sing  Frhr.  v. 

Vertreter  der  Bayer.  Akademie  im  Ausschuss  der  Assoziation. 

v.  Heigel. 


Jahrbuch  1914. 


130 


Berichte  und  Protokolle 

akademischer  Kommissionen, 


Bericht  der  Kommission  für  den  Thesaurus  linguae  latinae 
über  die  Zeit  vom  1.  April  1913  bis  31.  März  1914. 

1.  Einen  ebenso  unerwarteten  wie  unersetzlichen  Verlust 
hat  die  Kommission  erlitten  durch  den  am  15.  Januar  1914 
erfolgten  Tod  Friedrich  Leos.  Leo,  schon  1893  in  die  eben 
konstituierte  Kommission  berufen,  hat  in  den  20  Jahren  seiner 
Teilnahme  die  intensivste  und  eindringlichste  Mitarbeit  geleistet, 
zuerst  durch  Leitung  der  Göttinger  Zweigstation,  welche  haupt- 
sächlich die  Dichtertexte  verzettelt  hat,  dann  durch  unermüd- 
liche Korrektur  der  Thesaurusdruckfahnen  und  -bogen,  durch 
energische  Betätigung  in  den  Kommissionssitzungen  und  durch 
stete  Beihilfe  und  Vermittlung  in  den  oft  verwickelten  und 
wechselvollen  Personalfragen.  Seine  zielbewußte,  die  höchste 
wissenschaftliche  Fähigkeit  mit  der  schweren  Kunst,  Menschen 
zu  beurteilen  und  zu  leiten,  vereinigende  Persönlichkeit  hat  die 
Aufgaben  des  Thesaurus  von  jeher  mit  besonderer  Liebe  erfaßt 
und  in  unverbrüchlicher  Treue  beraten  und  gefördert. 

An  Leos  Stelle  hat  die  Göttinger  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften zur  Frühjahrssitzung  1914  als  ihren  Vertreter  Herrn 
Paul  Wendland  entsandt;  Herr  Brugmann  (Leipzig)  mußte 
sich  wegen  persönlicher  Behinderung  durch  Herrn  Richard 
Heinze  vertreten  lassen.  Da  ferner  Herr  Norden  (Berlin)  zum 
ersten  Male  an  den  Sitzungen  teilnahm,  Herr  Di  eis  durch 
anderweitige  Geschäfte  verhindert  war  zu  erscheinen,  so  war 
die  Kommission  in  ihrer  Ostersitzung  zur  Hälfte  durch  neue 
Mitglieder  gebildet. 

2.  Die  Arbeitsleistungen  wurden  auch  in  diesem  Jahre 
durch    empfindliche  Störungen  in  Bestand  und  Gesundheit  des 


Kommission  sberichte  131 

Personals  stark  beeinträchtigt:  der  Herr  Generalredaktor  wurde 
durch  einen  Unfall  längere  Zeit  an  der  Arbeit  ganz  oder  teil- 
weise behindert;  mehrere  Assistenten  mußten  wegen  Krankheit 
oder  besonderer  persönlicher  Verhältnisse  wochenlang  beurlaubt 
werden.  Da  aber  augenblicklich  alle  Störungen  behoben  sind, 
ist  die  Arbeit  wieder  in  bestem  Gange  und  verspricht  im  nächsten 
Jahre  wieder  den  vollen  Ertrag  früherer  Zeit.  Dazu  wird  bei- 
tragen die  für  den  1.  April  1914  erfolgte  Berufung  des  Herrn 
Dr.  Jachmann  (früher  Assistenten  am  Thesaurus,  zuletzt  Privat- 
dozenten in  Marburg)  als  zweiten  Redaktors. 

3.  Die  Verhandlungen  mit  den  beteiligten  Regierungen 
zum  Zwecke  der  weiteren  Sicherung  ihrer  Beiträge  über  das 
Jahr  1914  hinaus  haben  sehr  erfreulichen  Fortgang  genommen: 
es  darf  als  sicher  betrachtet  werden,  daß  sämtliche  in  der  Kom- 
mission vertretene  gelehrte  Gesellschaften  in  der  Lage  sein 
werden,  ihre  Beiträge  bis  zum  Jahre  1930  weiter  zu  entrichten. 

4.  Außer  den  regelmäßigen  Jahresbeiträgen  haben  auch 
dieses  Jahr  die  Akademien  von  Berlin  und  Wien  je  1000  M. 
für  den  Thesaurus  beigesteuert,  ebenso  die  Wissenschaftliche 
Gesellschaft  in  Straßburg  600  M.  Weiter  haben  wie  bisher 
Hamburg,  Württemberg  und  Baden  einen  Jahreszuschuß  von 
1000,  bzw.  700  und  600  M.  geleistet;  ferner  konnte  über  die 
Giesecke-Stiftung  im  Betrage  von  5000  M.  wie  in  den  letzten 
Jahren  verfügt  werden.  Preußen,  Osterreich,  Bayern  und  Sachsen 
haben  von  neuem  Gymnasiallehrer  an  die  Thesaurusarbeit  be- 
urlaubt, Preußen  zudem  noch  wie  schon  früher  alljährlich 
2  Stipendien  zu  je  1200  M.  für  Assistenten  bewilligt. 

Die  Kommission  spricht  an  dieser  Stelle  noch  einmal  für 
alle  diese  Beihilfen  ihren  aufrichtigen  Dank  aus. 

5.  Nach  den  Halbjahrberichten  des  Herrn  Generalredaktors 
wurden  im  Jahre  1.  April  1913  bis  1.  April  1914  fertiggestellt 
24  Bogen,  Band  V  bis  discessus,  Band  VI  bis  fecundo,  das  Ono- 
mastikon  bis  Dazas\  die  Rückordnung  des  schon  erledigten 
Zettelmaterials  wurde  fortgesetzt  (bis  deinde),  weiter  wie  üblich 
die  Sammlungen  für  die  folgenden  Buchstaben  durch  Ex- 
zerpierung von  neuen  Zeitschriften  und  Inschriften  fortgeführt. 

9* 


132 


Kommissionsberichte 


6.  Im  Jahre  1913  betrugen 

die  Einnahmen       .       .  M.  55942.96 

die  Ausgaben  „    55765.24 

Überschuß  M.       177.72 

Unter  den  Ausgaben  sind  verrechnet  M.  7000,  die  als  Rück- 
lage für  den  Sparfonds  verwendet  worden  sind. 

Die  als  Reserve  für  den  Abschluß  des  Unternehmens  vom 
Buchstaben  P  an  bestimmte  Wölfflin-Stiftung  betrug  am 
1.  Januar  1914  59020.97  M. 


7.  Übersicht  über  den  Finanzplan  für  1914. 

Einnahmen: 

Beiträge  der  Akademien  und  gelehrten  Gesellschaften 
(einschließlich  der   Sonderbeiträge   von  Berlin   und 

Wien) M.  32000. 

Beitrag  der  Wissenschaftlichen  Gesellschaft  zu  Straßburg  „        600. 

Giesecke-  Stiftung  1914       .                 ,      5000. 

Zinsen,  rund „         150. 

Honorar  von  Teubner  für  70  Bogen  „     11260. 

Stipendien  und  Beiträge  anderer  Staaten         .         .  „      4  700. 


Summe  M.  53710. 


Ausgaben: 


Gehälter 

Laufende  Ausgaben    . 

Honorar  für  70  Bogen 

Verwaltung 

Exzerpte  und  Nachträge 

Konferenz  und  Druck 

Unvorhergesehenes 


M. 


37900. 
3500. 
5600. 
4000. 
1000. 

600. 

500. 


Summe  M.  53100. 
Voraussichtlicher  Überschuß     M.       610. 


Berlin,  Göttingen,  Leipzig,  München,  Wien, 
den  15.  April  1914. 

Brugmann.     Diels.     Hauler.     Lommatzsch. 
Norden.     Vollmer.     Wendland. 


Kommissionsberichte  133 


Bericht  über  den  Fortgang  der  Arbeiten  bei  der  Kom- 
mission für  die  Herausgabe  der  mittelalterlichen  Biblio- 
thekskataloge Deutschlands  und  der  Schweiz 
in  der  Zeit  von  Mai  1913  bis  Mai  1914 

erstattet  vom  Redaktor  Dr.  Paul  Lehmann. 

Die  Arbeiten  im  Vorjahre  galten  in  erster  Linie  der  Vor- 
bereitung des  Druckes  der  Kataloge  und  dem  Drucke  selbst. 
Nach  Prüfung  der  verschiedenen  von  den  Verlagsfirmen  A.  Holz- 
hausen (Wien),  GL  Reimer  und  Weidmann  (Berlin),  0.  Har- 
rassowitz  und  B.  G.  Teubner  (Leipzig),  C.  Winter  (Heidelberg) 
und  C.  H.  Beck  (München)  gemachten  Angebote  hat  das  Prä- 
sidium der  K.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften  auf  Vor- 
schlag der  Katalogskommission  einen  Vertrag  mit  C.  H.  Beck 
(München)  abgeschlossen,  durch  den  Druck  und  Verlag  der 
alten  Kataloge  Deutschlands  und  der  Schweiz  der  genannten 
Firma  übertragen  sind. 

Im  März  1914  hat  dann  das  von  der  Kommission  gebilligte 
erste  Drittel  des  Druckmanuskriptes  für  die  Verzeichnisse  der 
Konstanzer  Diözese  in  die  Druckerei  abgeliefert  und  der  Druck 
begonnen  werden  können.  Die  Korrekturfahnen  werden  jeweils 
nicht  nur  den  Münchener  Kommissionsmitgliedern  und  dem 
Redaktor,  sondern  auch  den  Herren  Burdach,  Schröder,  Hauck, 
v.  Ottenthai  als  den  Vertretern  der  im  Kartell  vereinigten  Ge- 
sellschaften Berlin,  Göttingen,  Leipzig  und  Wien  zugeschickt, 
außerdem  auch  Herrn  Dr.  Gottlieb  (Wien)  und  Dr.  Schillmann 
(Berlin).  Durchschnittlich  binnen  8  Tagen  ist  es  dem  Heraus- 
geber möglich,  die  Fahnen  zu  erledigen.  Die  folgenden  Kor- 
rekturbogen erhalten  zumeist  nur  die  Münchener  Herren.  Dank 
dem  Eifer  der  Druckerei  und  der  Mitarbeit  der  genannten  Kor- 
rekturleser ist  bisher  der  Text  für  5  Druckbogen  zu  16  Seiten 
gesetzt,  davon  sind  2  bereits  für  druckreif  erklärt  und  fertig 
gedruckt. 


1 34  Kominis.sionsberiehte 

Weiterhin  befindet  sich  noch  für  etwa  6 — 7  Bogen  Manu- 
skript in  der  Druckerei,  die  Fortsetzung  ist  zum  Teil  fertig, 
zum  Teil  in  Vorbereitung,  so  daß  begründete  Hoffnung  auf 
ununterbrochenen  Fortgang  des  gut  30  Bogen  fassenden  Druckes 
und  Erledigung  des  1.  Bandes  im  Jahre  1915  besteht.  Auch 
für  das  Register  zum  1.  Bande  sind  bereits  Vorbereitungen  im 
Gange. 

Daneben  ist  es  noch  möglich  gewesen,  auf  Reisen  durch 
einige  Mitarbeiter  und  den  Redaktor  Material  für  die  Kataloge 
der  übrigen  Diözesen  zu  sammeln. 

Dr.  F.  Schillmann  besuchte  vom  24.  Juli  bis  22.  August 
1913  eine  Reihe  von  Archiven  und  Bibliotheken  Westfalens 
und  angrenzender  Gebiete,  nämlich:  Holzminden,  Höxter, 
Corvey,  Hameln,  Lemgo,  Herdingen,  Soest,  Dortmund, 
Münster,  Burgsteinfurt,  Freckenhorst,  Coesfeld,  Rhe- 
den,  Haus  Hülshoff,  Haus  Ruhr,  Dülmen,  Osnabrück, 
Paderborn  und  Bückeburg.  Im  allgemeinen  erfreute  er  sich 
wohlwollenden  Entgegenkommens  von  Seiten  der  Vorstände 
bzw.  Besitzer  der  Archive  und  Bibliotheken  und  konnte  so, 
abgesehen  von  bereits  aus  der  Literatur  bekannten  Katalogen, 
einige,  wiewohl  nicht  viele,  Stücke  neu  finden,  so  im  Stadt- 
archiv zu  Osnabrück  ein  umfangreiches  Testament  eines  Geist- 
lichen vom  Jahre  1474,  in  der  Bibliothek  des  Rittmeisters 
von  und  zur  Mühlen  auf  Haus  Ruhr  ein  kurzes  Bücherlegat 
aus  dem  15.  Jahrhundert  zu  Gunsten  der  Johanniter  in  Burg- 
steinfurt, in  der  Dechanei  zu  Höxter  ein  Ausleiheverzeichnis 
des  Klosters  Bursfelde  von  etwa  1487.  Zudem  war  gerade  der 
Besuch  von  Höxter  insofern  wichtig,  als  hier  15  seit  langem 
verschollene  Handschriften  der  Klosterbibliothek  von  Corvey 
wiederentdeckt  wurden,  die  der  Redaktor  zwar  nach  Mitteilungen 
des  Herrn  Dr.  Gerh.  Bartels  vom  Jahre  1906,  eines  Schülers 
von  K.  Brandi  (Göttingen),  in  Höxter  vermutet,  aber  noch  nicht 
des  näheren  zu  untersuchen  Zeit  gehabt  hatte.  Es  befinden 
sich  dabei  Bursfelder  Codices,  die  im  16.  Jahrhundert  nach 
Corvey  gekommen  waren,  aber  auch  echte  alte  Corbeienses  des 
11.  und   12.  Jahrhunderts. 


Kominissionsberichte  135 

Der  Redaktor  Dr.  Lehmann  sah  im  Herbst  1913  die  etwa 
30  Bände  umfassende  mittelalterliche  Sammlung  der  Leopold- 
Sophien-Bibliothek  zu  Überlingen  a.  Bodensee  durch.  Kata- 
loge wurden  dort  nicht  gefunden,  aber  Handschriften,  die  für 
unsere  und  vielleicht  auch  für  Dr.  Gottliebs  bibliotheksgeschicht- 
liche Einleitungen  zu  verwerten  sind:  Handschriften  aus  dem 
Dominikanerkonvent  zu  Konstanz,  aus  Hedingen,  Villingen, 
Salem,  Mehrerau  und  Bregenz.  In  Zürich  unterzog  der  Re- 
daktor nochmals  eine  Reihe  von  Codices  der  Stadtbibliothek 
einer  Durchsicht,  um  möglichst  viele  Bände  St.  Galler  Her- 
kunft ausscheiden  zu  können.  Sodann  hat  er  einige  Wochen 
hindurch  mit  gütiger  Unterstützung  der  Herren  Prälaten  Ehrle 
und  Ehses  in  der  Vatikanischen  Bibliothek  und  im  Vatikani- 
schen Archiv  zu  Rom  für  die  Kataloge  gearbeitet,  teils  alt- 
bekannte Stücke  abschreibend,  früher  gemachte  Kopien  er- 
gänzend und  berichtigend,  teils  neue  Stücke  suchend.  Jedoch 
wurden  nur  wenige  Katalogentdeckungen  gemacht,  da  gerade 
in  Rom  schon  oftmals  von  verschiedenen  Gelehrten  auf  Bücher- 
verzeichnisse geachtet  worden  ist.  Zu  den  erwähnenswerten 
Ergebnissen  gehört,  daß  sich  ein  in  einer  Lorscher  Hand- 
schrift (Pal.  lat.  210)  enthaltener  Katalog,  von  dem  man  durch 
A.  Reifferscheid  und  Th.  Gottlieb  wußte,  als  im  8.  Jahrhundert 
mit  insularen  Schriftzügen  aufgezeichnet  erwies,  also  als  eines 
der  ältesten  abendländischen  Verzeichnisse.  Der  in  der  Vati- 
kanischen Bibliothek  befindliche  Nachlaß  des  Würzburger  Ober- 
bibliothekars A.  Ruland  bot  neben  anderem  bibliotheksgeschicht- 
lichen Material  eine  Abschrift  des  verschollenen  Inventars  der 
Bücher,  die  beim  Tode  des  bekannten  Abtes  Johannes  Trithe- 
mius  im  Schottenkloster  zu  Würzburg  vorgefunden  wurden. 
Der  mehrfach  gesuchte  Text  ist  noch  nicht  gedruckt. 

Ein  in  Perugia  aufbewahrter  Straßburger  Katalog  stellte 
sich  als  ein  Verzeichnis  aus  der  zweiten  Hälfte  des  l(>.  Jahr- 
hunderts heraus,  worin  zumeist  Drucke  registriert  sind. 

Dr.  S.  Tafel  erledigte  gelegentlich  einer  für  seine  Privat- 
studien unternommenen  französischen  Reise  einige  Nachfor- 
schungen in  der  Nationalbibliothek   zu   Paris  und  im  Archive 


136 


Kommissionsberichte 


zu  Nancy.  Das  beste  Ergebnis  war  wohl,  daß  unser  Mitarbeiter 
in  Paris  auf  einen  merkwürdigen  nachmittelalterlichen  Katalog 
aufmerksam  machen  konnte.  Dieses  wichtige  Verzeichnis  der 
Klosterbibliothek  Fulda  ist  dann  für  uns  photographiert  worden. 

Aus  Straßburg  machte  uns  der  Archivdirektor  Herr 
Dr.  0.  Winckelmann  auf  ein  neugefundenes  Verzeichnis  von 
1459  aufmerksam,  in  dem  die  Bücher  eines  Präzeptors  der 
Antoniter  angegeben  sind. 

Über  Neuerwerbungen  von  Bücherverzeichnissen  in  der 
K.  Bibliothek  Berlin  unterrichtete  gelegentlich  der  Mitarbeiter 
Dr.  F.  Schillmann. 

Der  aufrecht  erhaltene  Verkehr  mit  der  Deutschen  Kom- 
mission hat  zwar  noch  niemals  Kataloge  zutage  gebracht,  die 
uns  zuvor  unbekannt  waren.  Jedoch  besteht  die  Hoffnung, 
daß  die  Sammlungen  des  Deutschen  Handschriftenarchivs  er- 
sprießliche Dienste  für  die  bibliotheksgeschichtlichen  Einlei- 
tungen leisten. 

München,  im  Mai  1914. 


Abrechnung  für  1913. 


Einnahmen- 


Ausgaben. 


Ji 

4 

Jt 

4 

Überschuß  vom  Jahre  1912 

1299 

30 

Gehalt  des  Redaktors     . 

2400 

— 

Beitrag  Berlin     .... 

500 

— 

Honorare  der  Mitarbeiter 

28 

— 

„        Göttingen   .     .     . 

1000 

— 

Reisekosten 

632 

21 

Leipzig  .... 

500 

— 

Kleine  Ausgaben  (Bureau- 

„       München     .     .     . 

2000 

— 

bedarf,  Photographien 

u.  dgl.) 

48 

10 

Portoausgaben  .... 

18 

37 

Summe 

5299 

30 

Summe 

3126 

68 

Abgleichung. 

Einnahmen 5299.30^ 

Ausgaben 3126.68   „ 

Rest  und  Übergang  auf  das  Jahr  1914  .  2172.62  J(< 


Kommissionsberichte  137 


Bericht  des  Sekretärs  Geh.  Rates  v.  Riezler  über  die 
55.  Plenarversammlung  der  Historischen  Kommission. 

Die  55.  Plenarversammlung  der  Historischen  Kommission 
tagte  vom  3.  bis  5.  Juni  unter  dem  Vorsitz  ihres  Vorstands,  Ge- 
heimen Regierungsrates  Professor  Moritz  Ritter  aus  Bonn. 

Außer  ihm  und  dem  unterzeichneten  Sekretär  hatten  sich 
von  den  ordentlichen  Mitgliedern  eingefunden:  die  Herren  Ge- 
heimer Hofrat  Professor  von  Below  aus  Freiburg  i.  B.,  Pro- 
fessor Brandenburg  aus  Leipzig,  Geheimer  Rat  Professor  a.  D. 
Alfred  Dove  aus  Freiburg  i.  B.,  Professor  Friedrich  aus  Mün- 
chen, Professor  Walter  Götz  aus  Straßburg  i.  E.,  Geheimer  Hof- 
rat Professor  v.  Grauert  aus  München,  Geheimer  Rat  Professor 
Hauck  aus  Leipzig,  Geh.  Rat,  Präsident  der  K.  Akademie  der 
Wissenschaften,  Exzellenz  von  Heigel  aus  München,  Wirkl. 
Geheimer  Oberregierungsrat,  Generaldirektor  der  K.  Preußischen 
Staatsarchive  und  Generaldirektor  der  Zentraldirektion  der  Mon. 
Germ,  hist.,  Exzellenz  Koser  aus  Charlottenburg,  Geheimer 
Regierungsrat,  Professor  Max  Lenz  aus  Hamburg,  Professor 
Meyer  von  Knonau  aus  Zürich,  Professor  Quidde  aus  Mün- 
chen, Hof  rat  Professor  Redlich  aus  Wien. 

Von  außerordentlichen  Mitgliedern  waren  zugegen:  die 
Herren  Professor  Beckmann  aus  Erlangen,  Professor  Hermann 
Herre   aus  München   und  Professor  Karl  Mayr  aus  München. 

An  der  Teilnahme  an  den  Sitzungen  waren  verhindert: 
Geheimer  Regierungsrat  Friedrich  von  Bezold  aus  Bonn,  Ge- 
heimer Rat  von  Rockinger  aus  München  und  Hofrat  Winter, 
Sektionschef  und  Direktor  des  K.  u.  K.  Haus-,  Hof-  und  Staats- 
archivs a.  D.  aus  Wien. 


138  Kommissionsberichte 

Seit  der  letzten  Plenarversammlung  sind  folgende  Publi- 
kationen erschienen: 

Reichstagsakten  ältere  Reihe,  Bd.  13,  2.  Hälfte  (König  Al- 
brecht IL,  1.  Abteilung  1438),  bearbeitet  von  Professor  Gustav 
Beckmann  (Titelblatt,  Vorwort,  Register  werden  nachgeliefert); 

Reichstagsakten  ältere  Reihe,  Band  15,  2.  Hälfte  (Kaiser 
Friedrich  III ,  1.  Abteilung  1440 — 41),  mit  Vorwort  und  Regi- 
stern zum  ganzen  Bande,  bearbeitet  von  Professor  Hermann 
Herre; 

Die  Chroniken  der  deutschen  Städte,  31.  Bd.,  2.  Teil  (Lü- 
beck, 5.  Band,  2.  Teil),  Personen-  und  Ortsregister,  Sachregister 
von  Dr.  Bruns,  Glossar  von  Privatdozenten  Dr.  Ziesemer  in 
Königsberg ; 

Der  dritte  (Schluß-)  Band  der  mit  Unterstützung  der  Histo- 
rischen Kommission  herausgegebenen  Historischen  Volkslieder 
und  Zeitgedichte,  gesammelt  und  erläutert  von  Oberbibliothekar 
a.  D.  August  Hartmann.     München,  C.  H.  Beck. 

Im  Drucke  befinden  sich: 

Quellen  und  Erörterungen  zur  bayerischen  und  deutschen 
Geschichte,  N.  F.,  Abt.  Chroniken,  3.  Band:  die  Werke  Veit 
Arnpecks,  herausgegeben  von  Oberbibliothekar  Leidinger  (dem 
Abschlüsse  nahe); 

Briefe  und  Akten  zur  Geschichte  des  30jährigen  Kriegs 
in  den  Zeiten  des  vorwaltenden  Einflusses  der  Witteisbacher, 
N.  F.,  1.  Abt.,  1.  Band  (1618-19),  bearbeitet  von  Professor 
Karl  Mayr; 

Desselben  Werkes  N.  F.,  2.  Abt.,  2.  Band  (1625  und  fol- 
gende Jahre)  bearbeitet  von  Professor  Walter  Götz  und  Dr.  Fritz 
Endres. 

Die  Arbeiten  für  die  Unternehmungen  der  Kommission  be- 
finden sich  in  fast  sämtlichen  Abteilungen  in  gedeihlichem 
Fortgang.  Die  Geschichte  der  Wissenschaften  wird  ihren 
Abschluß  finden  durch  die  Vollendung  der  durch  den  Tod  Pro- 
fessor Gerlands  verwaisten  Geschichte  der  Physik.  Mit 
dieser  wurde  Privatdozent  Dr.  Würschmidt  in   Erlangen   be- 


Kommissionsberichte  139 

traut,    der  dabei   von   Geheimen   Rat   Eilhard  Wiedemann   in 
Erlangen  beraten  und  unterstützt  werden  wird. 

Für  die  unter  Leitung  von  Bezolds  stehenden  Huma- 
nistenbriefe haben  Kustos  Dr.  Reicke  in  Nürnberg  und  Stadt- 
schulinspektor Dr.  Reimann  in  Berlin  die  Arbeiten  zur  Her- 
ausgabe der  Korrespondenz  Pirkheimers  fortgesetzt  und  so 
weit  gefördert,  daß  nun  280  Briefe  druckfertig  vorliegen  und 
im  Oktober  mit  dem  Satze  begonnen  werden  kann.  Eine  Reise 
Dr.  Reickes  nach  Italien  hat  zwar  keine  neuen  Briefe,  doch 
wertvolle  Aufschlüsse  für  den  Kommentar  geliefert.  Die  Be- 
arbeitung der  Briefe  von  und  an  Konrad  Peutinger  wurde 
dem  Privatdozenten  Dr.  Erich  König  in  München  übertragen. 
Die  Edition  wird  sich  nicht  auf  den  humanistischen  Briefwechsel 
beschränken,  sondern  auch  den  politischen  und  juristischen 
heranziehen. 

In  der  Abteilung  Chroniken  der  N.  F.  der  Quellen  und 
Erörterungen  zur  bayerischen  und  deutschen  Ge- 
schichte wird  die  Ausgabe  der  Werke  Veit  Arnpecks  durch 
Oberbibliothekar  Leidinger  in  wenigen  Wochen  im  Drucke 
vollendet  sein;  es  fehlen  nur  noch  Register  und  Einleitung. 
Nach  Erledigung  dieser  Aufgabe  wird  sich  der  Herausgeber 
den  Quellen  zur  Geschichte  des  Landshuter  Erbfolge- 
kriegs zuwenden. 

In  der  Abteilung  Urkunden  war  Professor  Bitterauf  in 
München  auch  in  diesem  Jahre  durch  amtliche  Verpflichtungen 
verhindert,  die  Arbeiten  an  den  Traditionen  des  Hoch- 
stiftes Passau  weiterzuführen.  Da  auch  für  die  nächste  Zu- 
kunft keine  Änderung  dieses  Verhältnisses  zu  erwarten  ist, 
wurde  mit  der  Fortsetzung  dieser  Editionsarbeit  mit  Zustim- 
mung Bitteraufs  der  Passauer  Domvikar  Dr.  Max  Heu  wieser 
betraut.  Seine  Hauptaufgabe  wird  die  schwierige  Bearbeitung 
des  sogenannten  Codex  quintus  und  die  Herstellung  der  Personen- 
und  Ortsregister  mit  den  Ortsbestimmungen  sowie  des  Wort- 
und  Sachregisters  bilden.  Dr.  Joseph  Widemann  in  München 
ist  mit  den  Traditionen  des  Hochstiftes  Regensburg  he- 


140  Kommission8berichte 

schäftigt  und   wird  voraussichtlich  im  kommenden  Herbst  mit 
dem  Drucke  beginnen  können. 

Von  den  unter  Leitung  v.  Belows  stehenden  Chroniken 
der  deutschen  Städte  liegt  die  2.  Hälfte  des  Schlußbandes 
der  Lübischen  Chroniken  vollendet  vor.  Dr.  Bruns  ist 
mit  Studien  für  die  Reimar-Kock-  Chronik  beschäftigt.  Die 
Edition  der  Lüneburger  Chronik  konnte  Dr.  Reinecke 
nicht  fördern,  auch  die  Arbeiten  für  die  Edition  der  Bremer 
Chronik  durch  Dr.  Lüttich  sind  durch  eine  andere  Unter- 
suchung dieses  Herrn  aufgehalten  worden.  Für  die  Züricher 
Chroniken  war  Dr.  Wirz  in  Zürich  erfolgreich  tätig.  Dr.  Bae- 
seke  hat  die  Edition  des  Restes  der  Braun  Schweiger  Chro- 
niken, Dr.  Maurer  die  der  Konstanzer  Chroniken  so 
weit  gefördert,  daß  wohl  in  Jahresfrist  der  Abschluß  dieser 
Arbeiten  zu  erwarten  ist.  Das  Manuskript  der  Hektor  Mair- 
schen  Chronik  (Augsburg)  hat  Professor  Friedrich  Roth 
in  München  druckfertig  vorgelegt.  Der  Druck  der  sachlich  sehr 
ergiebigen  Chronik,  die  zwei  Bände  umfassen  wird,  wird  sofort 
beginnen. 

Ein  schwerer  Verlust  traf  die  Kommission  durch  den  am 
22.  März  d.  Js.  erfolgten  Tod  ihres  verdienstvollen  Mitarbeiters 
Professor  Karl  Uhlirz  in  Graz.  Die  von  ihm  bearbeiteten  Jahr- 
bücher Ottos  II.  sichern  seinem  Namen  ein  ehrenvolles  An- 
denken in  der  Kommission.  Nach  Nachrichten  aus  Graz  hatte 
Uhlirz  auch  das  Material  für  die  Jahrbücher  Ottos  III.  schon 
vollständig  gesammelt  und  geordnet,  auch  die  Exkurse  bis  in 
die  Einzelheiten  genau  vorbereitet  und  gedachte  im  kommenden 
Herbst  mit  der  Ausarbeitung  zu  beginnen.  Was  die  Jahr- 
bücher des  Deutschen  Reichs  im  übrigen  betrifft,  wurde  die 
Fortsetzung  der  im  Vorjahre  durch  den  Tod  Professor  Simons- 
felds verwaisten  Jahrbücher  Friedrichs  I.  von  Dr.  Fedor 
Schneider  in  Rom  übernommen,  der  aber  durch  anderweitige 
Verpflichtungen  zunächst  noch  verhindert  war,  die  Arbeit  in 
Angriff  zu  nehmen.  Professor  Hampe  in  Heidelberg  hat  seine 
Studien  für  die  Jahrbücher  Friedrichs  II.  fortgesetzt. 

Für    die    Darstellungen     der    deutschen    Reichsge- 


Kommissionsberichte  141 

schichte  im  ausgehenden  Mittelalter  hat  Professor  Paul 
Schweizer  in  Zürich  seine  Arbeiten  für  Adolf  von  Nassau 
und  Albrecht  I.  weiter  gefördert.  Professor  Vigener  in  Frei- 
burg i.  Br.,  mit  dem  Abschluß  anderer  Arbeiten  beschäftigt, 
konnte  sich  zunächst  nur  in  beschränktem  Maße  seiner  über- 
nommenen Aufgabe,  Reichsgeschichte  unter  Karl  IV.,  widmen. 
Heinrich  VII.  wird  voraussichtlich  Professor  Fritz  Kern  in 
Kiel  übernehmen. 

In  der  älteren  Reihe  der  Reichtagsakten  sind  Bd.  13, 
2.  Hälfte,  bearbeitet  von  Professor  Beckmann,  und  Bd.  15, 
2.  Hälfte,  bearbeitet  von  Professor  Herre,  im  Druck  erschienen. 
Au  Fertigstellung  des  Registers  zum  13.  Band  wurde  Professor 
Beckmann  durch  Erkrankung  verhindert.  Für  den  14.  Band, 
dessen  Herstellung  auch  Reisen  nach  Basel  und  Rom  erfordern 
wird,  wird  Beckmann  Dr.  Zellfelder  in  Erlangen  als  Hilfs- 
arbeiter beigegeben.  Professor  Herre  hat  die  Arbeiten  am 
16.  Bande  weiter  gefördert.  Für  die  Supplemente,  aber  auch 
für  die  anderen  Bände  war  nach  dem  Berichte  Professor 
Quiddes  Dr.  Bauckner  in  München  tätig. 

Im  Mittelpunkte  der  Verhandlungen  stand  in  dieser  Plenar- 
versammlung  die  vom  Vorstande  der  Kommission  angeregte 
Frage  von  Reformen  in  der  Edition  der  Reichstagsakten  ä.  R. 
Die  Beratungen  darüber  knüpften  an  schriftliche  Gutachten, 
die  von  den  Herausgebern,  den  Herren  Quidde,  Beckmann, 
Herre,  von  dem  Vorstande  der  Kommission  und  den  Herren 
Hauck  und  Brandenburg  erstattet  waren.  Es  wurden  Richt- 
linien formuliert  und  einmütig  angenommen,  deren  Befolgung 
das  durch  eine  außerordentliche  Mehrung  des  Stoffes  im  15.  Jahr- 
hundert drohende,  allzu  starke  Anschwellen  der  Edition  ver- 
hindern soll. 

Für  die  jüngere  Reihe  der  Reichstagsakten  waren 
unter  der  Leitung  Professor  Brandenburgs  in  Leipzig  Dr.  Julius 
Volk  und  Dr.  Johannes  Kühn  besonders  auf  ausgedehnten 
Archivreisen  tätig,  die  im  kommenden  Berichtsjahre  fortzusetzen 
sein  werden.  Das  langsame  Fortschreiten  dieser  Arbeiten  ist 
wesentlich  auf  die  genau  durchgeführte  Anfertigung  der  luven- 


142  Kommissionsberichte 

tare  bis  1555  zurückzuführen.  Dr.  Kühn  arbeitete  an  seinem 
Bande,  der  die  Jahre  1527 — 29  umfassen  wird,  auch  Dr.  Volk 
widmete  sich  schon  der  druckfertigen  Ausarbeitung  eines  Pro- 
beteils. Die  Städtetage  von  1523  an,  für  welche  die  hinter- 
lassenen  Arbeiten  Dr.  W  red  es  zu  benützen  sind,  werden  dem 
nächsten  Bande  vorangestellt  und  ebenso  bearbeitet  wie  die 
Reichstagsakten. 

Für  die  Briefe  und  Akten  zur  Geschichte  des  30jäh- 
rigen  Krieges  in  den  Zeiten  des  vorwaltenden  Einflusses  der 
Witteisbacher  konnte  Professor  Karl  Mayr  mit  dem  Drucke  des 

1.  Bandes  der  N.  F.,  1.  Abt.  (1618,  1619)  beginnen.  Der  Leiter 
der  2.  Abt.,  Professor  Götz  in  Straßburg,  und  sein  Mitarbeiter, 
Dr.  Fritz  Endres   in    München,    haben    mit   dem   Drucke    des 

2.  Bandes  der  N.  F.,  2.  Abt.  begonnen.  Daneben  hat  Dr.  En- 
dres Material  für  das  Jahr  1627  gesammelt  und  auf  einer  Ar- 
chivreise nach  Wien  die  für  die  Edition  in  Betracht  kommenden 
Akten  bis  zum  Jahre  1640  verzeichnet,  die  Kriegsakten  für  1627 
exzerpiert  und  die  in  Wien  begonnene  Bearbeitung  der  Akten 
des  Mainzer  Erzkanzler-Archivs  in  München  fortgesetzt.  Dr.  Karl 
Alexander  v.  Müller  hat  die  militärische  Korrespondenz  bis 
zum  Tode  Tillys  und  die  bayerische  Korrespondenz  mit  dem 
Kaiser  und  Frankreich  bearbeitet,  auch  an  den  Archivarbeiten 
in  Wien  teilgenommen.  Im  kommenden  Berichtsjahre  wird  er 
Reisen  nach  Paris,  Brüssel  und  nochmals  nach  Wien  auszu- 
führen haben. 

Über  die  publizistischen  Schriften  zur  Reichsge- 
schichte (mit  Ausschluß  der  rein  kirchlichen)  in  der  ersten 
Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  berichtete  Professor  Beckmann. 
Für  die  Ausgabe  des  Traktats  de  regia  ac  papali  potestate  von 
Ludovico  de  Strasoldo  durch  Dr.  Hösl  in  München  wird  noch 
eine  Kollationier ung  der  Londoner  Handschrift  nötig  sein.  Der 
Traktat  de  origine  ac  potestate  summi  episcopi  etc.  von  Petrus 
de  Monte  ist  von  Dr.  Zell  fei  der  nach  Handschriften  aus  Paris, 
Basel  und  Wien  im  Text  fertiggestellt;  zu  vergleichen  sind 
noch  Handschriften  in  Rom  und  Lucca.  Das  Avisamentum  pro 
reformatione  imperii  hat  Dr.  Zellfelder,  den  Traktat  des  Hein- 


Kommissionsberichte  143 

rieh  Toke  Beckmann   im  Text  fertiggestellt.     Für  die  Refor- 
mation des  Kaisers  Sigmund  sind  Verhandlungen  eingeleitet. 

Was  die  unter  Leitung  v.  Belows  stehende  wirtschafts- 
geschichtliche Publikation  betrifft,  hat  auf  Veranlassung  v.  Be- 
lows Privatdozent  Dr.  Bächtold  in  Basel  in  der  Vierteljahrs- 
schrift für  Sozial-  und  Wirtschaftsgeschichte  ein  Gutachten 
über  die  Edition  der  deutschen  Zolltarife  veröffentlicht.  Zur 
Förderung  dieses  Unternehmens  wurden  für  den  Zeitraum  von 
zwei  Jahren  Dr.  Bächtold  und  Privatdozent  Dr.  Stolz  in  Inns- 
bruck als  Hilfsarbeiter  bestellt.  Über  das  vorhandene  Material 
an  deutschen  Handlungsbüchern  hat  Privatdozent  Dr.  Strie- 
der in  Leipzig  zunächst  durch  Versendung  eines  Rundschreibens 
und  direkte  einzelne  Anfragen  Ermittelungen  angestellt  und  wird 
diesen  demnächst  eigene  Nachforschungen  in  Archiven  und  Biblio- 
theken folgen  lassen.  Das  geplante  Werk  soll  in  zwanglosen 
Heften  erscheinen  unter  dem  Titel:  Veröffentlichungen  zur 
Geschichte  deutscher  Handelshäuser  in  der  Zeit  des  Über- 
gangs vom  Mittelalter  zur  neueren  Zeit.  Für  zwei  Hefte  können 
für  das  kommende  Berichtsjahr  die  druckfertigen  Manuskripte 
in  Aussicht  gestellt  werden,  bearbeitet  von  Dr.  Strieder  und 
von  Privatdozenten  Dr.  Häpke  in  Berlin.  Als  Hilfsarbeiter 
dieser  Abteilung  wurde  Dr.  Franz  Bastian  in  München  bestellt, 
der  schon  längere  Zeit  an  dem  wertvollen  Runtingerbuch  (Re- 
gensburg, 14.  Jahrhundert)  arbeitet  und  der  in  den  Tiroler 
Raitbüchern  des  ausgehenden  13.  und  des  14.  Jahrhunderts  ein 
einzigartiges  Material  zur  Geschichte  der  deutschen,  insbesondere 
oberdeutschen  Handelsfirmen  ermittelte. 


144  Kommissionsberichte 


Zweiter  Bericht  der  Kommission  für  die  Herausgabe 
von  Wörterbüchern  bayerischer  Mundarten. 

Die  Arbeiten  im  Berichtsjahre  1914  nahmen  ihren  plan- 
mäßigen Verlauf,  bis  die  Mobilmachung  und  der  Krieg  auch 
der  Wörterbuchkommission  eine  Einschränkung  ihrer  Tätigkeit, 
soweit  sie  sich  auf  den  regelmäßigen  Versand  von  Fragebogen 
bezieht,  auferlegte.  Im  August  wurden  die  Sammler  der  drei 
von  der  Kommission  vorbereiteten  Wörterbücher  durch  ein 
Rundschreiben  von  der  Notwendigkeit  und  dem  Maß  der  durch 
die  Zeitumstände  gebotenen  Arbeitseinschränkung  unterrichtet. 
Zugleich  gab  das  Rundschreiben  Anweisungen  zur  Samm- 
lung alles  den  gegenwärtigen  Krieg  betreffenden  Sprachgutes. 
Dieser  Aufruf  fand  besonders  in  Altbayern  große  Beachtung. 
In  den  Personalien  der  innerhalb  der  Kommission  und  für  sie 
tätigen  Gelehrten  hat  sich  gegenüber  dem  Vorjahre  nichts 
geändert.  Unser  bewährter  Registratur  Wilhelm  Schmidt  nimmt 
am  Feldzug  teil.  Die  einschlägigen  Arbeiten  wurden  seit  August 
von  Frl.  Charlotte  Kuhn  aus  Dresden  übernommen. 

1.  Bayerisch-österreichisches  Wörterbuch. 

Zu  Beginn  des  Berichtsjahres  wurde  vom  30.  Januar  bis 
1.  Februar  in  den  Arbeitsräumen  der  Wiener  Kommission  die 
zweite  Konferenz  der  Verfasser  am  Bayerisch-österreichi- 
schen Wörterbuch  unter  Teilnahme  von  Professor  Lessiak,  Prag, 
Dr.  Mausser,  München,  Dr.  von  Kralik,  Dr.  Pfalz,  Dr.  Stein- 
hauser, Wien,  abgehalten.  Von  den  Herren  der  Wiener  Wörter- 
buchkommission wohnten  bei  Hofrat  Seemüller,  Professor  Much, 
Professor  von  Krauss.  Außer  über  interne  Kanzleifragen  beriet 
die  Konferenz  vor  allem  über  die  wichtige  Frage  der  Anlage 


Kommissiotisberichte  145 

der  Synonymenzettel,  der  Exzerpierung  der  Literatur, 
über  den  Stand  der  Wort-  und  Dialektgeographie  und 
ganz  besonders  auch  über  die  Reihenfolge  der  Artikel  des 
kommenden  Wörterbuches  und  die  Ansetzung  der  Lemmata. 
Das  Ergebnis  der  Konferenz  ist  in  einem  ausführlichen  Pro- 
tokoll mit  Ergänzungen  niedergelegt.  Wie  im  Vorjahr  wurden 
auch  im  Berichtsjahre  von  den  einlaufenden  Beantwortungen 
lautgrammatische  Exzerpte  angefertigt.  In  den  kom- 
menden Monaten  wird  das  vorliegende  Material  ganz  nach  den 
in  den  Fragebogen  vermerkten  Einzelpunkten  zerlegt  werden. 
Dann  kann  auch  der  Abfassung  der  Synonymenlisten  mehr 
Zeit  als  bisher  gewidmet  werden.  Der  nächste  Jahresbericht 
soll  auch  Genaueres  aus  den  Ergebnissen  dieser  Durcharbeitung 
des  Materials  bringen.  Die  Zettelzahl,  die  bis  heute  zu 
bewältigen  ist,  beläuft  sich  auf  weit  über  400000. 

An  Fragebogen  konnten  in  diesem  Jahre  zwölf  abgefaßt 
und  an  die  Sammler  geschickt  werden:  in  der  laufenden  Reihe 
die  Nummern  20/31.  Die  Fragebogen  behandeln  auf  68  Druck- 
seiten weit  über  1000  Fragen  aus  den  Themen  „ Körperteile, 
Allgemeines"  (Körper,  Leib,  Knochen,  Bein,  Fleisch,  Blut, 
Sehne,  Nerv,  Haut:  5  Fragebogen,  29  S.  —  334  Fragen),  „ Haut- 
krankheiten" (3  Fragebogen,  14  S.  —  334  Fragen),  „Brotbacken, 
Weißgebäck"  (4  Fragebogen,  23  S.  —  383  Fragen).  Die  Ent- 
würfe zu  diesen  Fragebogen  stammen  von  Professor  Lessiak  und 
Dr.  Steinhauser  (Nr.  29  u.  ff.),  die  Revision  besorgten  Dr.  Mausser 
und  Dr.  von  Kralik,  die  Schlußredaktion  übernahm  wie  im  Vor- 
jahre Hofrat  Seemüller.  Im  Manuskript  fertig  ist  Fragebogen  32, 
der  das  auf  die  Begriffe  „Hand,  Arm"  bezügliche  Wortmaterial 
abfragt  und  in  Bälde  versandt  werden  kann.  Er  ist  verfaßt  von 
Professor  Lessiak  und  Dr.  Mausser.  Im  Entwurf  abgeschlossen 
ist  der  Fragebogen  „Schneiderei"  und  eine  Fragebogenserie, 
welche  die  im  Frühjahr  blühenden  Pflanzen  behandelt.  Außer- 
ordentlich reichliches  und  sorgfältig  gegliedertes  Material  hat 
hiefür  Herr  Dr.  Heinrich  Marzell,  Erlangen,  geliefert.  In 
Angriff  genommen  ist  eine  Fragebogenserie  „Der  Soldat,  der 
Krieg",    wofür    in    der    großen    Menge    des    aktuellen    Kriegs- 

Jahrbuch  1914.  10 


146  Kommissionsberichte 

materials,  das  auf  den  eingangs  erwähnten  Aufruf  vom  August 
hin  von  fleißigen  Händen  zusammengebracht  wurde,  sehr  gut 
verwertbare  Informationsquellen  vorliegen.  Im  Juli  versandte 
die  Kommission  zusammen  mit  Fragebogen  25  u.  ff.  den  Auf- 
ruf des  Verbandes  deutscher  Vereine  für  Volkskunde  zur  Samm- 
lung der  deutschen  Segen-  und  Beschwörungsformeln 
zusammen  mit  einem  erläuternden  und  ermunternden  Zirkular- 
text, verfaßt  von  Dr.  Mausser.  Der  Erfolg  der  Versendung 
speziell  dieses  Aufrufes  war  sehr  befriedigend. 

Auch  die  Exzerpierungsarbeiten  für  die  ältere  Lite- 
ratur konnten  im  Berichtsjahre  wenigstens  eingeleitet  werden. 
Hofrat  Seemüller  und  Professor  von  Krauss  verfaßten  im  Auf- 
trage der  Verfasserkonferenz  eine  „Anweisung  für  die  Exzerp- 
toren  der  schriftlichen  mittelalterlichen  Quellen  (bis  etwa 
1500)  für  das  Bayerisch  -  österreichische  Wörterbuch"  (8  S.). 
Dr.  von  Kralik  erhielt  den  Auftrag,  den  Entwurf  einer  Exzer- 
pierungsan Weisung  für  die  neuere  Literatur  von  etwa  1500  an 
vorzubereiten. 

Die  Arbeiten  für  die  Dialekt-  und  Wortgeographie, 
von  denen  im  Protokoll  der  zweiten  Verfasserkonferenz  des 
genaueren  die  Rede  ist,  konnten  in  den  beiden  letzten  Monaten 
des  Jahres  auch  durch  einige  Reisen  von  Dr.  Mausser  in  das 
Gebiet  von  Burghausen,  Altötting,  Neumarkt  a.  Rott,  Massing, 
Eggenfelden,  Erding,  Aubing  b.  München,  Bad  Aibling,  Mies- 
bach und  Umgebung  wahrgenommen  werden.  Besonders  wurde 
dabei  auf  folgende  Fragen  geachtet:  Vertretung  des  mittel- 
hochdeutschen a,  ä,  des  mittelhochdeutschen  offenen  e,  Diph- 
thongierung der  mittelhochdeutschen  o-Laute.  Außerdem  wurde 
ein  Verzeichnis  der  Korrespondenzen  unserer  Sammler  ange- 
legt, die  irgendwie  für  die  Auffindung  von  Mundartgrenzen 
Aufschluß  geben  können.  Im  Zusammenhang  mit  dieser  Arbeit 
erfolgte  die  Aushebung  des  in  den  Sammlerbriefen  und  -karten 
mitgeteilten  Wort-  und  Redensartenmaterials.  Am  4.  August 
sollte  die  erste  gemeinsame  Bereisung  eines  bayerischen 
Gebiets  zu  Zwecken  der  Mundart-  und  Wortgeographie  durch 
die  wissenschaftlichen  Arbeiter  der  Münchener  und  der  Wiener 


Kommissionsberichte  147 

Kommission  erfolgen.  Ausersehen  war  für  1914  das  Rottal  in 
seinem  ganzen  Verlauf  bis  Schärding.  Die  Reise  konnte  infolge 
des  Krieges  nicht  angetreten  werden. 

Das  Material,  das  durch  die  Beantwortung  der  Frage- 
bögen anfiel,  ist  in  der  weitaus  überwiegenden  Zahl  der  Fälle 
den  Vorschriften  der  Belehrung  gemäß  auf  den  eingeführten 
offiziellen  Zettelblöcken  verzeichnet.  Nur  für  größere  zusam- 
menhängende Schilderungen,  wie  sie  z.  B.  innerhalb  der  Hoch- 
zeitsfragebogen ausdrücklich  erbeten  waren,  sind  andere,  größere 
Formate  verwendet.  Hervorzuheben  sind  innerhalb  des  Be- 
richtsjahres die  zusammenhängenden  Schilderungen  zu  Einzel- 
heiten der  niederbayerischen  und  oberbayerischen  Hoch- 
zeit von  Frau  Franziska  Teuerschuh  in  Burghausen.  Von  der 
zweiten  Jahreshälfte  ab  wurden  den  Sammlern,  die  ohne 
Anleitung  der  Fragebogen  nach  eigenem  Ermessen  Material 
beizusteuern  wünschen,  separate  graue  Blöcke  zugestellt. 

Die  technische  Ausfüllung  der  Zettelblöcke  wurde  im  Be- 
richtsjahre in  noch  höherem  Grade  als  1913  von  der  Mehrzahl 
der  Sammler  genau  den  Vorschriften  und  Wünschen  der  Be- 
lehrung und  einschlägiger  Rundschreiben  angepaßt.  Die  Kom- 
mission hätte  nur  den  Wunsch,  daß  kein  Sammler  zu  keinem 
Augenblick  vergesse,  für  jedes  selbständig  mitgeteilte  Wort, 
jede  selbständig  mitgeteilte  Redensart  nur  einen  Zettel  oder 
nur  eine  in  sich  geschlossene  Zettelfolge  zu  verwenden  (vgl. 
Belehrung  S.  2/3,  b). 

Der  Eifer  und  die  Sorgsamkeit  unserer  Sammler  im  Auf- 
finden und  Aufspüren  des  abgefragten  Materials  an  Wörtern, 
Sachen  und  Bräuchen  und  in  der  genauen  Wiedergabe  der 
mundartlichen  Lautgestalt  usw.  war  schon  im  Vorjahre  zu  loben. 
Die  tätige  Liebe  unserer  Sammler  zur  Wörterbuch-  und  Heimats- 
sache hat  sich  auch  im  Jahre  1914  bewährt  und  wird  —  dessen 
sind  wir  sicher  —  auch  weiterhin  anhalten,  bis  das  Wörter- 
buch in  vereinter  Arbeit  von  Männern  und  Frauen  aus  dein 
Volk  und  von  Gelehrten  einem  guten  Endo  zugeführt  ist.  Der 
Dank,  der  allen  gilt,  muß  in  besonderer  Weise  denjenigen 
ausgesprochen    werden,    die    der    Erledigung    der    Fragebogen 


148  Komraissionsbefichte 

quantitativ  wie  namentlich  qualitativ  hervorragende  Sorgfalt  wid- 
meten. In  diesem  Sinne  nennen  wir  folgende  Persönlichkeiten : 
Konrektor  Dr.  Ammer*,  München;  Privatdozent  Dr.  Frei- 
herr von  Aufsess,  München;  Gutsbesitzer  Joseph  Bauer  jr.,  Irl; 
Ökonomierat  und  Landtagsabgeordneter  Bauernfeind,  Naabdemen- 
reuth;  Archivar  Hermann  Bertele*,  Lauingen;  Gymnasialpro- 
fessor Franz  Binhack*,  München;  Seminarlehrer  Rudolf  Birkner, 
Freising;  K.  Geistl.  Rat  und  Seminardirektor  Georg  Bloessner*, 
Amberg;  Schweizer  Pius  Boeck*,  Hofhegnberg;  Kooperator 
Joseph  Bonauer,  Triftern;  Pfarrer  Brand*,  Erlach;  Ökonom 
Brandmair*,  Derching;  Lehrer  Joseph  Brunhuber*,  Elbach;  Prä- 
parandenoberlehrer  Johann  Brunner,  Cham;  Bauführer  Alfred 
Cormeau,  Landshut;  Seminardirektor  Johann  Durmayer*,  Bamberg; 
Bauernsohn  Joseph  Ebertseder,  Steining;  Ökonom  Alois  Ebner, 
Hissenau;  Bahnverwalter  Eichbauer,  Ludwigshafen;  Pfarrer 
Eitlinger,  Finsing;  Frau  Steuer  Verwalter  Ertl*,  Hengers- 
berg;  Zollinspektor  Fasold*,  München;  Oberstleutnant  Ferchl, 
München;  Eisenbahnpensionist  Max  George,  Stadlern;  Privatier 
Gerauer,  Altötting;  Landwirt  Geyer,  Lauterbach;  Hauptlehrer 
Gleissner,  Bärnau  i.  0. ;  Rat  Grandauer,  München ;  Seminarlehrer 
Gschwend,  Pasing;  Förster  Haaser,  Griesbach  (Opf.);  Berg- 
mann Hauptmann,  Hohenpeißenberg;  Benefiziat  Hausl*,  Bad 
Höhenstadt;  Kaufmann  Heimerl*,  München;  Lehrer  Heindl*, 
Innernzell;  Hofrat  Dr.  Höfler *f,  Bad  Tölz;  cand.  med.  Janker, 
München;  Postadjunkt  Kiepfer,  Waldsassen;  Lehrer  Kleindinst, 
Mering;  Förster  Kulzer*,  Beratzhausen ;  Kaminkehrermeister 
Kulzer,  Tittling;  Seminarlehrer  Lang,  Eichstätt;  Oberin  M.  Ludo- 
vika*  mit  zwei  Lehrschwestern  vom  Kloster  St.  Joseph,  Aiter- 
hofen;  Hauptmann  und  Kompagniechef  August  Miller,  Ingol- 
stadt; Gymnasialassistent  Niedermeier,  Ettal ;  Kooperator  Oswald*, 
Iggensbach;  Gustav  Pappenberger*,  München;  Lehrerin  Pösel*, 
Kirchasch;  Lehrer  Richtsfeld,  Gottsdorf;  Joseph  Rohrmüller  f, 
Passau;  Lehrer  Schadenfroh*,  München;  Ökonom  Schaumeier, 
Mettenheim;  Hauptlehrer  Schieder,  Amberg;  Oberlehrer  Schle- 
reth,  Geisenfeld;  Oberealschulprofessor  Dr.  Schmöger,  München; 
Frl.   Maria  Schnepf*,    Traunstein;    Pfarrer    Schnirle*,    Pfaffen- 


Kommissionsberichte  149 

berg;  Söldner  Schön,  Adlersberg;  Reallehrer  Schwarz,  München; 
Seminarlehrer  Senft*,  Eichstätt;  Hauptlehrer  Steinbacher,  Au- 
bing;  Förster  Steiner,  Umbertshausen ;  Georg  Störzer,  Haim- 
hausen  bei  Dachau;  Fisch ereibesitzer  Strasser,  Altötting;  Kauf- 
mann Strobl*,  München;  Schuhmacher  Stürzlhammer ,  Nieder- 
aschau;  Frau  Franziska  Teuerschuh*,  Burghausen;  Oberstlandes- 
gerichtsrat  Vierling*,  München;  Notariatsbuchhalter  Vogl, 
Weilheim;  Geschwister  Vogt*,  Beilngries;  Oberlehrer  Vollmann*, 
München;  Georg  Weiss*,  Altfalter;  Thomas  Wild*,  München; 
Ökonom  Windshuber*,  Kölling;  Registratur  Wipp*,  München; 
Lehrer  Wippenbeck,  Gössersdorf  (Ofr.) ;  Gutsbesitzer  Wölfinger*, 
Etzenricht;   prakt.  Arzt  Ziegl wallner,  München. 

Für  die  Interessierung  und  Gewinnung  neuer  Persönlich- 
keiten, Hinweise  auf  schwer  erlangbare  literarische  Erschei- 
nungen u,  ä.  sind  wir  zu  Dank  verbunden:  Oberstudienrat 
Dr.  Lutz,  Rosenheim;  Verwaltungsschreiber  Mühlbauer,  Ingol- 
stadt; Steuerverwalter  Ollinger*,  Riedenburg;  Lehrer  Schmal- 
hofer,  Meßnerschlag.  Denjenigen  Sammlern,  die  uns  auch 
während  der  Kriegszeit  Material  geliefert  haben,  schulden  wir 
ebenfalls  eine  besondere  Erwähnung.  Außer  den  in  den  obigen 
Listen  mit  *  versehenen  Namen  sind  noch  zu  nennen:  prakt. 
Arzt  Dr.  Diehl,  Neustadt  a.  D.;  Landgerichtsrat  Ebner,  Strau- 
bing; Lehrerin  Heidinger,  Dorfen;  Hauptlehrer  Hilarion  Kufner, 
Trostberg;  Kaufmann  Matthes,  Arzberg;  Bernhard  Stark, 
München;  Pfarrer  Quirin  Weiss,  Rottbach;  Regierungsrat  Wie- 
singer, Altona. 

Freigesammeltes  Material  von  besonderer  Reichlichkeit 
und  Güte  ging  uns  von  folgenden  Persönlichkeiten  zu:  Land- 
gerichtsrat Ebner,  Straubing  (Material  aus  dem  Gerichtssaal); 
Hauptkassekontrolleur  Heindl,  München  (Niederbayerisches 
Sprachgut  der  verschiedensten  Art);  Lehrerin  Heidingbr,  Dor- 
fen (Vierzeiler);  Schneidermeister  Kleindienst,  Mendorferbuch 
(Schneidereiausdrücke);  Joseph  RoHRMüLLERf,  Passau  (Altpassauer 
Wortschatz,  ein  Rottaler  Weilmachtslied  in  Mundart  aus  dem 
18.  Jahrhundert);  Joseph  Sefehlner,  Obernzell  (viele  Volks- 
lieder,   Vierzeiler,    Volksschnurren,     Planeten-    und    sonstiger 


1 50  Kommissionsberichte 

Volksaberglaube,  Prophezeiungen,  Volksmedizinisches,  Grab- 
schriften und  lokale  Sagen,  Münz-  und  Maßbezeichnungen, 
Sprache  der  Handwerksburschen) ;  Franziska  Teuerschuh,  Burg- 
hausen (Weihnachtsbräuche,  Bauerngeschichten  und  Schnurren 
aus  dem  Innviertel  und  dem  Rottal,  Lokalsagen  aus  denselben 
Gegenden,  Teufelssagen  aus  Tann  i.  Nb.).  Außerordentlich 
viel  freigesammeltes  Material  brachte  die  Erledigung  des 
Segen  fr  agebogen  s.  Besonders  wertvoller  Einlauf  ging  uns  u.  a. 
zu  von  den  Sammlern  Eitlinger,  Hausl,  Pfarrer  Hornauer, 
Pappenberger,  Richtsfeld,  Schön,  Sefehlner,  Teuerschuh,  The- 
rese  Vogt,  Weihmichel,  die  zum  Teil  schon  oben  aufzuführen 
waren.  Außerdem  kam  uns  derartiges  Material  zu  von  folgenden 
Persönlichkeiten:  cand.  phil.  Karl  Muth,  München;  Kanzlei- 
gehilfe Hans  Paris,  München;  Landgerichtsdirektor  Steidle, 
Passau.  Die  Herren  Ingenieur  A.  Säbel,  München,  und  Ge- 
heimrat Dr.  Karl  Keller,  München,  überließen  uns  zur  Abschrift 
zwei  umfangreiche  dem  Ammerseegebiet  bzw.  der  badischen 
Pfalz  angehörige,  handschriftliche  Segen-  und  Rezeptbücher. 
Die  Kopie  alter  Münchener  Küchenrezepte  stellte  Dr.  Hans 
Friedrich,  München,  zur  Verfügung.  Landtagsabgeordneter 
Bauernfeind  gewährte  uns  langfristige  Benützung  eines  Koch- 
und  Zauberbuchmanuskriptes  aus  dem  18.  Jahrhundert.  Wert- 
volles Urkundenmaterial  wurde  uns  zur  Exzerpierung  zur 
Verfügung  gestellt  von  Kaminkehrermeister  Kulzer,  Tittling; 
Zolloberaufseher  Adam  Reichel,  Nürnberg;  Lehrer  Richtsfeld, 
Gottsdorf;  Oberrealschulprofessor  Dr.  Schmöger,  München.  Durch 
die  Freundlichkeit  des  Herrn  Forstrates  Hauber  erhielten  wir 
die  Möglichkeit,  ein  Berchtesgadener  Glossar  des  19.  Jahrhun- 
derts zu  verzetteln.  Wertvolles,  auf  den  jetzigen  Krieg  be- 
zügliches Wort-,  Lieder-  und  Sachmaterial  lieferten 
uns  u.  a.  in  besonderer  Fülle  Zollinspektor  Fasold,  München; 
Bernhard  Stark,  München;  Jos.  Sefehlner,  Obernzell;  Frau 
Franziska  Teuerschuh,  Burghausen.  Die  Liebenswürdigkeit  des 
Herrn  Regierungsrates  Fischer,  Bad  Tölz,  gewährte  uns  die 
Abschrift  zweier  sprachlich  höchst  interessanter  Soldatenbriefe 
in  Isarwinkler  Mundart. 


Kommissionsberichte  151 

Die  Bedenkung  der  Handbibliothek  der  Kommission, 
die  wir  im  Vorjahr  von  historischen  Vereinen,  Verlegern, 
Autoren,  der  Tagespresse  u.  a.  erbaten,  möchten  wir  auch  für 
das  kommende  Jahr  zumal  bei  dem  Stand  unserer  Geldmittel, 
die  größere  Anschaffungen  kaum  mehr  erlauben,  ganz  beson- 
ders wünschen.  Im  Berichtsjahre  buchen  wir  Schenkungen 
von  Pfarrer  Schnirle,  Pfaffenberg;  Hofrat  Dr.  Höfler f,  Bad 
Tölz;  Schriftsteller  Hörner,  München;  Jos.  Rohrmüller f,  Passau; 
Landgerichtsrat  Ebner  als  Vorstand  des  historischen  Vereins 
Straubing;  Frau  Leni  Jerusalem,  München. 

Im  Laufe  der  beiden  ersten  Arbeitsjahre  vollzog  sich 
ganz  naturgemäß  eine  Auslese  unter  den  vielen,  die  sich 
uns  zur  Sammelarbeit  angeboten  hatten.  Heute  besitzt  das 
Bayerisch -österreichische  Wörterbuch  270  tätige  Sammler, 
darunter  42  Frauen.  Etwas  gesteigert  hat  sich  noch  die  Teil- 
nahme der  landwirtschaftlichen  Berufe.  Eine  Vermehrung  der 
Sammlerzahl  aus  bäuerlichen  und  diesen  nahestehenden  Kreisen 
ist  erwünscht.  In  der  Nordoberpfalz  dürfte  die  Zahl  der 
Sammler  dichter  sein.  Durch  den  Tod  verloren  wir  einen 
unserer  besten,  Herrn  Jos.  Rohrmüller,  Passau,  und  Buch- 
druckereibesitzer Karl  Unterholzer,  München,  der  ein  frühes 
Ende  im  russischen  Feldzuge  fand.  Einen  schweren  Verlust 
erlitten  wir  im  Dezember  durch  den  Tod  des  Hofrates  Höfler, 
der  sein  volkskundliches  und  medizinisches  Wissen  bei  der 
Beantwortung  der  Fragebogen  in  einer  Weise  zur  Verfügung 
stellte,  die  ihm  ein  nie  erlöschendes  Gedenken  in  den  Annalen 
des  Bayerisch-österreichischen  Wörterbuches  sichert. 

2.  Rheinpfälzisches  Wörterbuch. 

Die  Arbeiten  für  das  Rheinpfälzische  Wörterbuch  wurden 
in  der  ersten  Hälfte  des  Berichtsjahres  so  weit  gefördert,  daß 
die  von  Gymnasialrektor  Dr.  Georg  Heegkr,  Würzburg,  und 
Dr.  Mausser  verfaßte  „Belehrung  für  die  Sammler  des  Rhein- 
pfälzischen  Wortschatzes"  (39  S.  in  8°)  im  Juli  die  Presse 
verlassen    konnte.      Die     im     ersten     Bericht    erwähnte,     von 


152  Kommissionsberichte 

Dr.  Heeger  und  Lehrer  Theodor  Zink,  Kaiserslautern,  ver- 
faßte Musterbeantwortung  von  Teilen  des  1.  Fragebogens  in 
der  Mundart  von  Westheim  und  Umgebung  (B.-A.  Germers- 
heim) und  Ulmet  a.  Glan  (B.-A.  Kusel)  war  im  Manuskript 
im  Juli  abgeschlossen,  konnte  aber  infolge  der  Kriegswirren 
erst  im  November  gedruckt  werden  (IV,  32  S.  gr.  8°).  Von  einer 
Versendung  der  beiden  letzteren  Drucksachen  mußte  Abstand 
genommen  werden.  Der  1.  Fragebogen,  der  wie  beim  Bayerisch- 
österreichischen Wörterbuch  das  Thema  „Kopf"  behandelt  (5  S. 
8°  —  142  Fragen),  wurde  im  März  zusammen  mit  einem  von 
Dr.  Mausser  verfaßten  Rundschreiben  „An  unsere  rheinpfälzi- 
schen Sammler"  zur  vorläufigen  Information  und  zur  Vorbe- 
reitung versandt.  Der  Fragebogen  2,  entworfen  von  Dr.  Heeger, 
liegt  handschriftlich  vor  und  behandelt  Wort  und  Brauch  der 
rheinpfälzischen  Osterzeit.  Der  Feststellung  der  Mundart- 
grenzen in  der  Rheinpfalz  diente  eine  von  Dr.  Heeger 
in  der  Zeit  vom  17.  April  zum  20.  Mai  unternommene  Reise 
in  das  fränkisch-alemannische  Grenzgebiet  in  der  süd- 
lichen und  südwestlichen  Pfalz,  sowie  in  den  anliegenden 
Teilen  von  Elsaß,  Lothringen  und  Rheinpreußen,  das  nach 
allen  Richtungen  von  Ort  zu  Ort  durchwandert  wurde.  Es 
konnten  die  Grenzlinien  zwischen  erhaltenem  und  diphthon- 
giertem, mittelhochdeutschem  I,  ü  und  iw,  zwischen  verscho- 
benem und  unverschobenem  p  (pjpf-Lmie)  festgestellt  und 
Beobachtungen  zur  Vertretung  des  mittelhochdeutschen  ei 
gemacht  werden.  Außerdem  wurde  untersucht,  wie  weit  das 
im  Elsaß  für  mittelhochdeutsches  offenes  e,  gemeinpfälzisch  e 
herrschende  helle  a  in  die  Rheinpfalz  hereinreicht.  Diese 
Studienreise  konnte  Dr.  Heeger  nur  unternehmen  dank  dem 
besonderen  Entgegenkommen  des  K.  Kultusministeriums,  das 
ihm  für  die  Dauer  der  Arbeiten  am  Rheinpfälzischen  Wörter- 
buch einen  mehrmonatlichen  Urlaub  für  jedes  Arbeitsjahr  ge- 
nehmigte. Die  Wörterbuchkommission  möchte  dieses  Entgegen- 
kommens auch  im  Jahresbericht  dankbar  gedenken.  Dr.  Mausser 
konnte  seine  im  Vorjahre  begonnenen  Untersuchungen  zum 
Haupt-  und  Nebensilben vokalismus  der  Mundarten  von  Rhein- 


Kommissionsberichte  153 

zabern  und  von  Kaulbach  (B.-A.  Kusel)  druckfertig  ab- 
schließen. 

Die  Zahl  der  Sammler  ist  von  200  im  Dezember  1913 
gestiegen  auf  329  im  Jahre  1914.  Wenn  die  Sammler,  die 
sich  uns  in  so  großer  Zahl  zur  Verfügung  gestellt  haben,  tat- 
sächlich nicht  zur  Beantwortung  der  Fragebogen  kamen,  so 
liegt  das  nur  an  der  Störung,  die  der  Krieg  brachte.  Lehrer 
Theodor  Zink  sammelt  als  Landsturmmann  den  mundartlichen, 
auf  den  Krieg  bezüglichen  Wortschatz.  Frau  Auguste  Ufer, 
Landau,  erfreute  uns  durch  eine  Beantwortung  des  1.  Frage- 
bogens und  freigesammeltes  Material. 

Eine  Eingabe  an  den  Pfälzischen  Landrat  um  Gewährung 
eines  an  sich  dringend  nötigen  Zuschusses  zu  dem  für  das 
Rheinpfälzische  Wörterbuch  aus  Staatsmitteln  verfügbaren  Be- 
trag wurde  infolge  des  Krieges  wieder  zurückgezogen. 

3.  Ostfränkisches  Wörterbuch. 

Der  Stand  der  Vorarbeiten  ist  im  wesentlichen  derselbe 
wie  im  Jahre  1913.  Zur  Feststellung  der  ost fränkisch- 
oberpfälzischen  Grenze  wurde  eine  Wortliste  aufgestellt, 
die  im  kommenden  Jahre  den  in  der  Grenzzone  ansässigen 
Sammlern  zur  Beantwortung  der  darin  enthaltenen  Fragen 
zugehen  wird.  Freigesammeltes  Material  sandten  wiederum 
Lehrer  Lamm,  Weissenbach  in  Unterfranken,  Frau  Maria  Rinulek 
in  Urphertshofen  (Mittelfranken)  und  Uhrmacher  Peter  Teschnek 
in  Fürth.  Von  dem  Bankbeamten  Hans  Leygeber,  München, 
erwarb  die  Kommission  ein  zehn  Faszikel  umfassendes,  alpha- 
betisch geordnetes,  ca.  20  000  Wörter  behandelndes  Idiotikon 
von  Forchheim,  das  namentlich  für  die  Synonymik  und  die 
Abfassung  der  Fragebogen  gute  Informationsdienste  tut. 
Dezember  1914. 

Die  Wörterbuchkommission 

der  K.  B.  Akademie  der  Wissenschaften 

E.  Kuhn 

Vorsitzender. 


154  Adresse  und  Medaille- Verleihung 


Adresse 

an  das  auswärtige  Mitglied  Ernst  Haeckel  in  Jena 
anläßlich  seines  achtzigsten  Geburtstages. 

Die   K.   Bayerische    Akademie   der  Wissenschaften    sendet 
ihrem  hochverehrten  auswärtigen  Mitgliede 

Ernst  Haeckel, 

der  durch  sein  begeistertes  Eintreten  für  die  Abstammungs- 
lehre die  gesamte  Biologie  gewaltig  gefördert,  durch  seine 
generelle  Morphologie  der  Wissenschaft  vom  Leben  vertieft 
und  der  Zoologie  durch  seine  zahlreichen  und  umfangreichen 
Untersuchungen,  vor  allem  durch  seine  Epoche  machenden 
Untersuchungen  über  Protozoen  und  seine  Gasträatheorie  neue 
Ziele  und  Wege  der  Forschung  eröffnet  hat, 

zu  seinem  achtzigsten  Geburtstage 

die  herzlichsten  Glückwünsche. 

Heigel 
Präsident. 

Goebel 
Sekretär  der  math.-phys.  Klasse. 

München,  im  Februar  1914. 


Die  grosse  silberne  Medaille  der  Akademie  der  Wissen- 
schaften „Bene  merenti" 

wurde  im  Jahre  1914  verliehen 

Herrn  Otto  Emil  Neumüller  in  Hästhagen  bei  Saltsjö- 
Nacka  (Schweden). 


AS 
182 
M85 
1912-14 


Akademie  der  Wissenschaften 
Muni  eh. 

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